Diesen Geburtsbericht schreibe ich, damit ich hoffentlich unser Geburtserlebnis verarbeiten kann und dir später erzählen kann wie du den Weg auf diese Welt gefunden hast.
Am morgen vom 17.7.2008 hatte ich um 10.30 Uhr noch einen Termin bei der Akupunktur im Nebengebäude des Spitals. Schon seit zwei Nächten konnte ich kaum schlafen und war dementsprechend sehr müde. Ich freute mich auf die Akupunktur und hoffte, dass ich dort für circa 30 Minuten einfach abschalten konnte. Bevor ich mich auf den Weg machte, schrieb ich noch im Swissmom Forum, dass ich jetzt ein leichtes Bauchweh hätte. Aber dass dies wahrscheinlich Senkwehen seien, denn Wehen müssten sich anderst anfühlen.
Also machte ich mich mit dem Zug auf den Weg in Richtung Kantonsspital.
Die Hebamme war wie immer gut gelaunt und sehr freundlich. So setzte sie mir die Nadeln an der Richtigen Stelle. Wir haben noch gewitzelt, dass doch heute ein gutes Datum wäre für eine Geburt. Sie meinte dann nur, dass sie mir also bei beiden kleinen Zehen eine Nadel setze um so die Wehen zu fördern. Ich habe sie dann darauf angesprochen, dass ich seit ein paar Nächten nicht mehr richtig schlafen konnte und ob man da vielleicht was Natürliches nehmen könnte, damit ich wenigstens eine Nacht wieder mal durchschlafen könnte. Denn ich wollte fit wenn du dich auf den Weg machst. Die Hebamme meinte dann nur sie würde mich kurz im Spital für einen Untersuch anmelden, damit man mich untersuchen könnte und mir dann was mitgibt. Um 11.15 war ich dann schon im Gebährzimmer um ans CTG angehängt zu werden. Nach einer halben Stunde kam die Hebamme wieder ins Zimmer. Sie meinte nur, dass es zwei kleine Ausschläge gebe, welche aber auch Senkwehen sein könnten. Danach untersuchte mich noch eine Hebamme gynäkologisch. Diese machte dann auf einmal grosse Augen und fragte mich, ob ich denn mein Köfferchen dabei hätte. Als ich ihr sagte, dass ich mit den ÖV da sei und nur wegen einem „Schlafmittel“ kurz zum untersuch kam, musste die Hebamme schmunzeln. Sie meinte, ich solle doch bitte deinen Papi anrufen und er solle mit dem Köfferchen vorbeikommen, denn du würdest dich heute noch auf den Weg machen. Der Muttermund war zu diesem Zeitpunkt schon 3cm offen. Also rief ich deinen Papi um 11.50 an und sagte ihm dass er sich langsam auf den Weg machen solle. Ich bekam noch ein Mittagessen welches ich nicht richtig geniessen konnte, denn ich war nervös. Eigentlich wollte ich doch noch Wäsche waschen und die Küche aufräumen

Dein Papi hat noch kurz deine Grosseltern informiert, dass wir dich heute noch in den Armen halten werden. Nun standen wir im Gebährzimmer. Die nette Hebamme sagte, dass sie nun das Wasser in die Badewanne einlassen würde, da ich mir eine Wassergeburt gewünscht hätte.
Auf einmal bin ich richtig erschrocken. Jetzt spürte ich einen deftigen Schmerz und Druck nach unten. Die Hebamme untersuchte mich noch einmal und stellte fest, dass der Muttermund nun schon ganz offen war. Jetzt wollte ich was gegen die Schmerzen, doch die Hebamme rief noch nach einer Kollegin. Diese Untersuchte mich auch noch und dann ging alles sehr schnell. Auf einmal war eine Ärztin im Zimmer welche gerufen wurde. Diese musste mir die Fruchtblase manuell öffnen. Ich habe nicht mehr sehr viel mitbekommen was dann auf einmal geschah. Ich sollte tief in den Bauch atmen und bei der nächsten Wehe pressen! Doch vor Schreck waren auf einmal die Wehen weg. Nun ging alles sehr schnell. Ein Rollbett wurde geholt und ich wurde auf das Bett gehoben. Es waren auf einmal ein paar Leute mehr um mich und deinen Papi herum. Ich bin richtig erschrocken, da ich nicht genau wusste was jetzt los war. Die Ärztin hielt meine Hand und sagte mir immer und immer wieder ich sollte tief in meinen Bauch atmen. Es sei jetzt das Wichtigste, das ich einfach tief in meinen Bauch atme. Ich schloss nur noch die Augen und wollte, dass diese gar nicht war wäre! Ich hatte Angst mein kleiner Engel, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Ärztin liess meine Hand nicht los bis wir im OP waren. Immer und immer wieder hörte ich wie sie mir zusprach ich müsse tief in den Bauch atmen. Also tat ich dies. Es war ja das Einzigste was ich in dem Moment noch machen konnte. Irgendwann sagte ich nur noch ich wolle jetzt was gegen die Schmerzen und schloss meine Augen. Es waren einige Personen die im OP um mich rumschwirrten. Ich wollte dies gar nicht mehr mitbekommen und hielt meine Augen geschlossen, denn ich hatte Angst! Von nun an schlief ich….
Um circa 15.30 war ich wieder im Gebährzimmer. Dein Papi hat dich zu mir gelegt. Aber ich war noch zu benommen um mitzubekommen was alles passiert ist.
Am nächsten Tag kamen die beiden Hebammen und die Ärztin zu mir ins Zimmer. Ich hatte dich auf meiner Brust und du schliefst. Ich war so fasziniert von dir, dass ich dich immer wieder anschauen musste und dir über den Kopf strich.
Die Ärztin hatte mir erklärt, dass du via Notkaiserschnitt geholt werden musstest, da du keine Herztöne mehr hattest. Zuerst sanken deine Herztöne von 130 auf 50 und dann waren sie auf einmal weg…… Als man dich aus meinem Bauch geholt hat, sah man, dass du die Nabelschnur einmal ganz fest um deinen Hals hattest und noch einmal um deinen Arm. Es war dir nicht möglich auf natürlichem Weg zur Welt zu kommen. Es war so erschreckend zu erfahren, dass ich dich fast verloren hätte!
Auch jetzt noch 6 Wochen später gibt es immer wieder Momente wo ich dich in den Armen halte und anfange zu weinen, weil mir klar wird, welch einen Schutzengel du hattest. Und wie dankbar ich bin, dass ich dich jetzt in den Armen halten darf.
Leider fehlen mir durch die Vollnarkose viele Wertvolle Momente. Zum Beispiel dein erster Schrei oder dass dein Papi die Nabelschnur hätte durchschneiden dürfen.
Es ist nicht ganz leicht zu verarbeiten was passiert ist. Aber du hilfst mir mit jedem Tag wo du dich an mich schmiegst, mich anlächelst oder lieblich in meinen Armen schläfst.
Ich liebe dich aus tiefstem Herzen
In liebe deine Mami