Stundenlohn und Krankheit

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

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Yoghurt
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Stundenlohn und Krankheit

Beitrag von Yoghurt »

Liebe alle

Ein Bekannter von mir hat mir angeboten, im Stundenlohn in seinem Betrieb zu arbeiten. Es ist ein Ein-Mann-Betrieb, und der Bekannte ist scheinbar an seiner eigenen Kapazitätsgrenze. Deshalb möchte er für bestimmte Tätigkeiten jemanden anstellen. Allerdings möchte er im Krankheitsfall (ich selbst oder Kind krank) keinen Lohn zahlen.

Ist das zulässig? Ich verstehe vollkommen, dass es für ihn eine finanzielle Belastung ist, jemanden zahlen zu müssen, obwohl der nicht arbeitet. Welche Möglichkeiten gäbe es für ihn, sich abzusichern? Gibt es eine Versicherung für solche Dinge?

Ich habe den Verdacht, dass der Bekannte so in seinem Hamsterrad ist, dass er gar nicht mehr auf die Idee kommt, nach anderen Lösungen (als dem Verweigern der Lohnfortzahlung) zu suchen. Da würde ich ihm gerne einen kleinen Denkanstoss geben.

Vielen Dank im Voraus! :D

conny85
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Re: Stundenlohn und Krankheit

Beitrag von conny85 »

Nein das ist nicht zulässig. Im Krankheitsfall ohne Versicherung muss der Lohn nach OR bezahlt werden und zwar zu 100% (Zürcher-, Basler-, Bernerskala). Er kann eine KTG abschliessen, die bereits ab dem 1. Tag übernimmt, da muss man jedoch die Prämien zahlen (welche ziemlich hoch sind, da üblicherweise erst ab dem 30. Tag gezahlt wird). Prämie würde aber zu 50% der Arbeitnehmer übernehmen

sonrie
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Re: Stundenlohn und Krankheit

Beitrag von sonrie »

Wie conmy schreibt ist das nicht zulässig, würde ihn darauf hinweisen und mich gar nicht auf Diskussionen einlassen.
Allerdings ist die Lohnfortzahlungspflicht zeitlich begrenzt je nachdem wie lange der AN angestellt ist, es gibt da eine Tabelle.
Das KTG würde ihn wohl mehr kosten als der Lohn im Krankheitsfall (wir hatten uns das mal ausgerechnet als wir eine Nanny angestellt hatten).
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Papa68
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Re: Stundenlohn und Krankheit

Beitrag von Papa68 »

Ich habe mal im Stundenlohn gearbeitet. Da war es folgendermassen: Chef ruft an, kannst du heute (oder im besten Fall morgen) kommen? Wenn ja, gibt es die Stunden bezahlt, wenn nein, Pech gehabt. Krank oder nicht, egal. Im Stundenlohn hast du auch keine bezahlten Ferien und ich hatte auch keine PK, weil der Chef sehr gut geschaut hast, das wir knapp under dem Bezahlobligatorium blieben.
Vielleicht bekommst du einen Vertrag, in dem die Dinge anders geregelt sind. Ansonsten rate ich sehr vom Arbeiten auf Stundenlohnbasis ab. Gut daran ist nur, dass man (zumindest bei mir damals) sehr flexibel ist und auch kurzfristig einen Tag frei nehmen kann.
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sonrie
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Re: Stundenlohn und Krankheit

Beitrag von sonrie »

@Papa: das ist so aber nicht korrekt, das ist für den AG zwar angenehm, aber nicht richtig. Es wird aber offenbar so praktiziert und auch akzeptiert.

Im Normalfall wird eine gewisse Arbeitszeit (STunden / Woche) etc vereinbart, wenn du krank bist bekommst du trotzem Lohn (bzw. könntest du dies als AN einfordern).
Und was die Ferien angeht: Die Ferienentschädigung wird zum Stundenlohn dazugerechnet, d.h. wenn der Stundensatz 20 CHF ist bekommt der AG noch einen gewissen Prozentsatz an Ferienentschädigung oben drauf (ich meine es waren 8%, bin aber nicht sicher) - somit sind die Ferientage im Stundensatz mit abgegolten.

Das Problem ist oft, dass AN im Stundenlohn ihre Rechte nicht kennen und nicht einfordern und dies oftmals ausgenutzt wird.
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Papa68
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Re: Stundenlohn und Krankheit

Beitrag von Papa68 »

Ja, da hast du wohl recht. Ich war damals noch jung und hatte keine Ahnung. Aber es gab deutlich ältere im Team, die zu denselben Bedingungen gearbeitet haben. Viele waren einfach verzweifelt, weil sie sonst keinen Job gefunden haben. Für mich war es nur eine Übergangslösung nach einem Auslandaufenthalt.
Dass die Ferien im Lohn inbegriffen sind, hiess es bei uns auch. Aber bei einem so lächerlichen Einkommen, wie wir es hatten, ist dies einfach ein Hohn!
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sonrie
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Re: Stundenlohn und Krankheit

Beitrag von sonrie »

ich weiss was du meinst, in dem Fall waren es aber einfach schlechtbezahlte Jobs mit niedrigem Stundnesatz und nicht die Anstellung im stundenlohn an sich. Hättet ihr 60 CHF pro Stunde verdient wäre die Zufriedenheit wohl höher gewesen ;-)
Es werden eben oft die Leute ausgenutzt, die sich nicht wehren können.
Ich finde, Stundenlohn hat durchaus seine Berechtigung für "nebenher" arbeiten, birgt aber ein wahnsinnig grosses Risiko als Haupterwerb (zb mehrere Minijobs im Stundenlohn und alle unter der PK grenze etc).
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