Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

sonrie
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

johanna_jolla hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 08:04
@Sonrie: Also erstmals vielen, vielen Dank, dass du auch die Arbeitgeber*innen-Perspektive mit rein bringst. Die hab ich ziemlich ausgeblendet – sonst hätte ich auch nicht so gut so egozentriert sein können. Nachvollziehbar, dass es für den AG komplizierter ist, mehr Menschen zu niedrigen Stellenanteilen zu beschäftigen, als weniger hochprozentig. Zu den Vorurteilen – naja, es sind eben VORUrteile. Manchmal fällt ja wirklich eine Betreuungsperson wegen «Kind krank» aus und tendenziell ist das schon eher die Frau, weil doch die Familienkonstellation noch so ist, wie sie ist.
NEIN! Nein, nein und nochmals nein!
Natürlich kann es sein, dass "Frau" manchmal ausfällt, weil das Kind krank ist, aber weder betrifft dies tendenziell eher die Frau noch "ist die Familienkonstellation so wie sie ist".(wie ist sie denn?) Diese kreiert nämlich jeder selber. Und diese Vorurteile bestätigst du eben grad selber in dem du davon ausgehst, dass tendenziell die Frau zu Hause bleibt. Sorry, aber da geht mir grad die Hutschnur hoch, genau gegen diesen Mist kämpfe ich seit jahren an eben weil ich finde, dass wir nicht mehr 1950 haben und beide Elternteile gleichberechtigt Arbeit und Familie aufteilen sollen.
Ein Vertrag zwischen AN und AG bedeutet, dass man Arbeitszeit gegen Geld tauscht - und beide müssen sich daran halten. Der AG muss zahlen, der AN muss seine Zeit dran geben - ob derjenige nun Kinder hat, lieber segeln geht oder sich um verwahrloste Tiere kümmert und daher ausfällt ist einerlei. Natürlich gibt es da Verständnis für Eltern und auch rechtliche Möglichkeiten zu Hause zu bleiben und natürlich fällt man ab und zu aus, aber es liegt dann auch am AN diese Zeit so kurz wie möglich zu halten und eine andere Betreuung für das Kind organisieren.
Zudem fallen auch andere Leute des öfteren aus, die einen weil sie krank sind, die anderen aus anderen Gründen. Je nachdem wie man sich organisieren kann, hat man auch als berufstätige Mutter nicht mehr Fehlzeiten als andere.

Das ist genau das was ich meine -solange Frauen so ticken kommen wir nie aus dieser Falle raus, dieses "sie fällt dann eh ständig aus" oder "mit ihr kann man dann nicht mehr rechnen". Wenn beide berufstätig sind UND Kinder haben, müssen auch beide mal zu Hause bleiben können wenn das Kind krank ist, tendenziell eher der mit den hohen Pensum, da betrifft es insgesamt weniger von seiner totalen Arbeitszeit. Du kannst doch nicht in einem niedrigen Pensum arbeiten und dann jedesmal zu Hause bleiben wenn das Kind krank ist - bei einem 40% Job bist du schnell mal die Hälfte deiner Arbeitszeit nicht da weil das Kind grad kotzt oder hustet. Und da wundert man sich dann, dass Firmen nicht begeistert sind, Frauen nach der Geburt TZ Stellen anzubieten :roll:

und zur fehlenden Flexibilität: wenn du "nur"wenn du eine fixe Kinderbetreuung für DI und DO hast, dann sind Teammeetings an anderen Tagen eher blöd. Auch Veranstaltungen, Schulungen, Kundengespräche etc. kannst du auf einmal "nur" noch an den Tagen machen, an denen du einen KiTa Platz oder eine Tagesmutter etc. hast. Du kannst nicht sehr flexibel für andere einspringen und du bist an die Betreuungszeiten der KiTa gebunden.

@sich informieren: ich dachte du wärst in einer Gewerkschaft und würdest dich politisch engagieren? Umso überraschender dass diese Dinge für dich neu sind. Dass du Dinge nicht gut findest ist mehr als legitim, was aber nicht heisst das diese für dich nicht gelten. Ich sehe im CH System bei weitem auch noch Verbesserungspotential was Elternzeit und Betreuung angeht,das ist aber kein Grund, dieses aushebeln zu wollen.

So wie du klingst denke ich, dass eine Auszeit wie Moreen sie vorgeschlagen hat wohl das einzig richtige ist, und wenns finanziell eh drin liegt, warum nicht? Du möchtest eine längere Zeit zu Hause beim Baby, du möchtest dann nur stundenweise externe Betreuung und mit weniger Stellenprozent einsteigen - das ist doch alles total legitim. Nur geht das halt bei dem derzeitigen AG nicht, ich verstehe daher nicht, warum du über eine Freistelllung, Krankschreibung oder unbezahlten Urlaub überhaupt nachdenkst?

Mal ernsthaft gefragt: ihr zieht um, in eine ganz andere Gegend als wo dein Arbeitsplatz ist, aber du überlegst unbezahlten Urlaub zu nehmen? DAs ergibt doch keinen SInn? Alleine durch den Umzug hat sich die überlegung der Weiterbeschäftigung ja gar nie gestellt?
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johanna_jolla
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

na, so stimmt das nun auch nicht. Zeitweise hatten wir auch überlegt, näher an meine Arbeitsstelle zu ziehen. Um die Wegzeiten zumindest für eine(n) von uns zu verkürzen. Masse dir bitte kein so krasses Urteil an, ohne die ganze Situation zu kennen. Die Überlegung der Weiterbeschäftigung dort hat sich schon auch gestellt. Nur ist es einfach mit dem doch nur sehr geringen Entgegenkommen eher schwierig und scheint mir wenig tragfähig. Mein Partner hingegen kann recht flexibel Home Office nehmen und hat in diesem Punkt einfach einen deutlich familienfreundlicheren Arbeitgeber als ich. Daher macht es ja mehr Sinn, den Arbeitgeber zu behalten, der besser zur Lebenssituation passt. Und dass wir beide an verschiedene Orte zügeln, nur um weniger Wegzeit und mehr Zeit mit dem Kind zu haben scheint nun auch nicht so sinnvoll.

Ich merke, ich fühle mich da echt gerade ein wenig zu Unrecht abgestempelt. Das mit dem Vertrag sehe ich eh auch ein - dass es ein Tausch von Arbeitsleistung gegen Geld sein soll und wenn eine(r) von beiden diese nicht mehr bringen will, schuldet der andere seine Leistung entsprechend auch nicht mehr. Ist angekommen.
Nur verstehe ich auch nicht, was so illegitim daran sein soll, einfach mal über alle möglichen Optionen nachzudenken? Und warum meine Aussagen so schnell einen Shitstorm auf sich ziehen? Oder reagiere ich da gerade ein wenig zu sensibel?

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Savuti
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von Savuti »

@johanna_jolla: ganz viel sinnvolles wurde von Sonrie/danci und den vielen anderen bereits geschrieben.

Ein Gedanke, der mir bei deinem letzten Post noch gekommen ist, wo du die finanzielle Unsicherheit erwähnt hast: haben du und dein Partner das geregelt? In der Schweiz im Konkubinat bist du nicht abgesichert, wenn ihr nichts regelt. Wenn aktuell nur du reduziert, hast du Lohneinbussen, hast du Einbussen der Altersvorsorge, etc.
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sonrie
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

Welches krasse Urteil über dich masse ich mir denn an? :?:

Natürlich bekommst du Gegenwind, wenn du mit recht viel Halbwissen ziemlich vehement auftrittst, das muss dir bewusst gewesen sein, du meintest ja, man dürfe ich ruhig echauffieren ;-)

Du wirst ja in wenigen Wochen Mutter wenn ich das richtig gelesen habe - wie bist du denn nun mit deinem AG verblieben?
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johanna_jolla
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

@Savuti: Nein, bisher haben wir da gar nichts geregelt. Es gibt da auch die Überlegung, zu heiraten. Vor der Geburt war mir das nun aber doch zu stressig. Das mit den Einbussen ist mir auch schmerzlich bewusst und stresst mich eh auch ein bisschen. Aber temporär wird das dann eben so sein.

@sonrie: Naja, ich hatte mehrfach das Gespräch mit meinem AG gesucht, versucht Lösungen zu finden. Stattdessen wurde dann auf höheren Ebenen über meine Fragen und Anliegen diskutiert und mir dann ausgerichtet, dass die alle abgeschmettert werden und ich mir doch ärztlich bestätigen lassen solle, dass temporäres Home-Office sinnvoll wäre, um nicht zur Rush Hour mit dem Zug fahren zu müssen. Home Office an sich sei dort eben nicht vorgesehen - wenngleich ein nicht unerheblicher Teil der Tätigkeit PC Arbeit ist. Mich hat daran auch gestört, dass es bei anderen Kolleg*innen sehr wohl möglich war. Allerdings damals unter einer anderen Leitung. Oder auch, dass neue Leute zu 50 oder 60% eingestellt werden und komischerweise nur die Schwangeren zu nicht weniger als 80 (oder dann vielleicht doch 70)% zurückkehren können.
Schlussendlich war es nun so, dass ich mir Anfang dieses Monats eine ziemliche Grippe mit über 40 Grad Fieber geholt habe. Daraufhin hat mich meine Hausärztin AU geschrieben und in weiterer Folge dann die Gynäkologin nun bis zum Ende der Schwangerschaft. Geregelt wurde also nichts mehr. Wir sind so verblieben, dass ich mich im Laufe des Mutterschaftsurlaubs melde, wenn ich weiss, wie es weitergehen soll.

Und eben, die Sache mit dem Umzug ist nun kein lange gefestigter Plan, sondern einfach etwas, dass sich entwickelt und als scheinbar gute Lösung rauskristallisiert. Mir ist schon klar, dass ich mich aktuell meinem AG gegenüber nicht besonders sozial und unterwürfig verhalte. Durch deine Aussagen entstand bei mir der Eindruck, dass die gesamte Verantwortung für die Beziehungsgestaltung hier mir zugeschoben wird. Das schien mir einfach nicht ganz fair.

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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

Ne du, zur Beziehungsgestaltung gehören immer 2, aber wenns nicht funktioniert, dann ist das so.
Ich weiss nicht zwischen welchen zeilen du da einen Vorwurf herausgelesen haben willst, aber gut.

Ich kann dir nur eines raten: triff für dich eine Entscheidung früh genug, nicht dass du am Ende nach 14 wochen wieder zu 100% dort antreten musst, das wäre dann wohl das was du am wenigsten möchtest, aber dem aktuellen stand der Lage entspricht.
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von Mialania »

Es ist halt ein Unterschied, was man sich wünscht und was der Arbeitsgeber leisten muss oder will.
Wenn dir der Arbeitgeber das nicht ermöglichen will, ist das sein Recht, wie es deins ist, dir einen neuen Job zu suchen.
Mir wurde von einem Arbeitgeber auch schon gesagt, dass ich hier zum arbeiten bin und nicht zum politisieren. Ein anderer meinte, wenn's dir nicht passt, da ist die Tür. Und beim letzten war mir halt die Zeit zu schade, um für etwas zu kämpfen. Zudem wurde später mein Team und noch später das Büro aufgelöst. Ich hätte in einer anderen Stadt arbeiten müssen, falls sie mich weiterhin beschäftigt hätten.
Ich würde dein Verhalten, vorsätzlich freigestellt zu werden und Geld zu kassieren, auch wenn du ein Mann wärst, falsch finden.

Ich bin hier raus.

johanna_jolla
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

@Sonrie: Ach, ich glaube mit dem Umzug, der von langer Hand geplant war. Was einfach nicht den Tatsachen entspricht.

In so einem Merkblatt zum Mutterschaftsurlaub meines AGs ist vermerkt, dass "Aufgrund besonderer Umstände oder Einstellungen im Zusammenhang mit der Geburt kann die Mitarbeiterin das Arbeitsverhältnis während der gesamten Schwangerschaft und während
des Mutterschaftsurlaubs kündigen bzw. ihren Anspruch auf den ihr zustehenden unbezahlten Urlaub nach dem bezahlten Mutterschaftsurlaub anmelden."

Aber klar, bis zum Ende will ich es auch nicht ausreizen, weil mir ja auch daran gelegen ist, eine (gute) Lösung zu finden und diesen mentalen Load los zu sein.

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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

beachte einfach dass du eine Kündigungsfrist hast und du diese nur mit zustimmmung des AG verkürzen kannst, dasselbe gilt mit dem unbezahlten Urlaub, dazu brauchst du das OK vom AG.
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danci
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

Irgendwie werde ich aus diesem Thread nicht ganz schlau.
johanna_jolla hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 09:48
Ich merke, ich fühle mich da echt gerade ein wenig zu Unrecht abgestempelt. Das mit dem Vertrag sehe ich eh auch ein - dass es ein Tausch von Arbeitsleistung gegen Geld sein soll und wenn eine(r) von beiden diese nicht mehr bringen will, schuldet der andere seine Leistung entsprechend auch nicht mehr. Ist angekommen.
Nur verstehe ich auch nicht, was so illegitim daran sein soll, einfach mal über alle möglichen Optionen nachzudenken? Und warum meine Aussagen so schnell einen Shitstorm auf sich ziehen? Oder reagiere ich da gerade ein wenig zu sensibel?
Ich hoffe, Du verstehst das nicht falsch, aber ich glaube, Du verkennst hier eine Sache:

Hier schreiben viele Frauen mit, die seit Jahren, teilweise mehr als ein Jahrzehnt einen Kampf gegen das immer noch konservative System in der Schweiz und die damit zusammenhängenden Vorurteile. Wenn man hier Mutter in qualifizierten Stellen arbeiten will und auch beruflich etwas erreichen, dann muss man immer wieder beweisen, dass man es quasi trotz Kind schafft. An manchen Orten geht das etwas einfacher, andere sind harziger.

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in einem Umfeld bewegen, wo mind. 2 Generationen von Frauen nicht erwerbstätig waren. Sie kümmerten sich ausschliesslich um Haus und Kinder. So war die Schweiz sehr spät dran mit den entsprechenden Rechten (Wahlrecht, Recht auf ein eigenes Konto etc.). Die 14 bezahlten Wochen gibt es auf Bundesebene erst ab 2005! Zuvor gab es nur ein Beschäftigungsverbot von 8 Wochen ohne Lohn. Vaterschaftsurlaub ab 2022! Wir können schon sagen, dass sich das verbessert hat, der Punkt ist aber, dass die heutigen Vorgesetzten, das oftmals nicht anders kennen. Sie sind mit einer Mutter aufgewachsen, die zu Hause war. Oftmals hatten sie auch eine Frau, die zu Hause war. Und wenn die Menschen es anders nicht kennen, fällt es ihnen teilweise schwer, zu sehen, dass es funktioniert. Das führt dann dazu, dass es manchmal ein Kampf ist. Das siehst Du ja jetzt selbst. Wenn man mit Leuten spricht, wie z. Bsp. KMU-Inhaber, die nur Männer anstellen oder ähnliches, dann kommt fast immer und überall, dass man halt schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Nun braucht es auch bei den Vorgesetzten und Arbeitgebern positive Erfahrungen, die sie zum Umdenken bewegen, wodurch es für die Frauen weniger ein Kampf wird. Wenn sich nun jemand so positioniert, dass er resp. sie in erster Linie die eigenen Vorteile herausschlagen will, auch wenn nicht rechtens, und Dir, einfach nur, weil Du es nicht richtig findest, einen grösseren Stück vom Kuchen nehmen willst (wie du im ersten Posting geschrieben hast), dann führt das dazu, dass sich die Vorurteile der Arbeitgeber manifestiert werden. Und das erachte z. Bsp. ich persönlich, die eben diesen Kampf seit 15 Jahren führt!, als sehr störend. Erst recht dann, wenn dieses grössere Stück vom Kuchen nicht von Dir mitfinanziert wurde, da Du ja erst seit Kurzem in der Schweiz wohnst. Ich habe selber einen Migrationshintergrund und bin durch und durch eine Linke, aber da ist wirklich selber bei mir die Grenze erreicht.

Das heisst keinesfalls, dass man sich einfach alles gefallen lassen soll.
Aber letztlich ist es doch wenn Du ehrlich bist, so: Du bist bei einem Arbeitgeber, für den Du nicht mehr wirklich arbeiten willst. Das verstehe ich gut. Du willst nicht nach 14 Wochen wieder einsteigen, auch dagegen ist gar nichts einzuwenden. Du kannst es Dir leisten, eine Weile ohne Lohn auszukommen, was eine privilegierte Situation ist. Dann geniesse dieses Privileg. Kündige per Ende MU, nimm Dir die Zeit, die Du brauchst und such danach einen neuen Job im gewünschten Pensum. Ich gehe davon aus, dass Du gut ausgebildet bist (wenn Du Krankschreibungen machen kannst). Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist so gut wie noch nie. Das wird sich auch in 1-1,5 Jahren nicht drastisch ändern. Du findest damit auch etwas. Aber das wäre es ein ehrlicher und fairer Schritt. Für alle.

PS: Weil ich nicht nur motzen kann :wink: (wir sind eigentlich alle ganz lieb im Forum, wenn man uns mal kennt :mrgreen: ): Ich finde es super, dass Du Dich trotz kurzer Aufenthaltsdauer bereits engagierst und bei der Gewerkschaft mitarbeitest. Wir brauchen in jedem System - aber in einem wie dem schweizerischen, das auf viel Mitsprache des Volkes ausgelegt ist, ganz besonders - Menschen, die mitanpacken und etwas tun. Ich hoffe, Du bleibst dabei.

PS 2: Betreffend der Drittbetreuung (ich mag das Wort Fremdbetreuung gar nicht...): Es gibt nicht nur KITAs, sondern auch Tagesmütter oder Nannys. Und gerade, wenn Dir Eure Wert wie windelfrei o.ä. wichtig sind, macht es manchmal Sinn, sich da umzusehen. Hat jemand weniger Kinder, kann er eher noch auf speziellere Wünsche eingehen. Vielleicht wäre ja das eine Möglichkeit für Euch. Dies nur so als Tipp.
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ChrisBern
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von ChrisBern »

Mich hat extrem getriggert (wofür ich mich herzlich entschuldige), dass ich deine Argumentation als "typisch deutsch" wahrnehme. Damit möchte ich um Gottes willen nicht sagen, dass alle deutschen so argumentieren würden. Aber ich bin ja selbst deutsch und erlebe unglaublich viel, wenn ich mit deutschen Freunden spreche im Sinne von:
- Ich melde mich dann mal arbeitslos, immerhin zahle ich ja in die Versicherung ein und beziehe dann erst mal AL Geld, und schaue dann mal, was ich mache
- Ich bin schwanger und ich finde es total anstrengend, mit einem Kind und schwanger, ich lasse mich jetzt mal krank schreiben
- XY steht mir vom Staat zu, weil...
- Ich bescheisse in der Steuererklärung, damit ich mehr zurück bekomme, der Staat geht mit mir ja auch nicht fair um und will ja beschissen werden
- Ich mag krank nicht allein mit dem Baby zu Hause bleiben, da hat sich mein Mann gleich auch mal ne Woche krank schreiben lassen
Etc

Ich weiss nicht, ob ich in D andere Freunde habe als hier, aber so etwas höre ich von meinen Schweizer Kollegen überhaupt nicht, von deutschen Kollegen aber schon. Vielleicht Vergleiche ich jetzt Äpfel mit Birnen, aber ich habe den Eindruck, dass Deutsche (schwarz-weiss gesprochen, logisch gibt es überall alle Arten von Menschen) eher überlegen, "was ihnen zusteht" (weil andere es ja auch kriegen). Ich finde das - je länger ich aus D weg bin - immer schwieriger.

johanna_jolla
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von johanna_jolla »

@ChrisBern: witzig, das ist mir auch aufgefallen, also dieses Gefühl, dass einem einfach mal alles mögliche zusteht vs. dass man sich alles hart erarbeiten muss. Mir war ehrlich gesagt gar nicht so klar, dass das so "typisch deutsch" ist. Viel dabei ist vermutlich "Gewohnheitsrecht". Im Vergleich zur Arbeitslosenentschädigung hier und dem RAV scheint ja das ALG in Deutschland fast ein bedingungsloses Grundeinkommen zu sein. Was ich auch gut finde - ein bisschen Müssiggang steht m. E. ja jedem Mal zu und tut auch jedem gut und am meisten denen, die ihn am wenigsten wollen. Das ist jetzt natürlich auch wieder maximal unsachlich und geht echt weit vom Thema weg. Und mit der Haltung stehe ich hier tendenziell wohl eher alleine da. Wobei, vielleicht auch nicht. Aber wenn man Müssiggang will, muss man sich den hier eben selber finanzieren. Und somit ist es ein Privileg der Besserverdienenden und das ist glaube ich der Punkt, der mich stört. Aber das ist es ja fast überall...

@danci: Danke, dass du mich da ein bisschen erdest und ein bisschen für Orientierung sorgst. Auch mit dem Hinweis auf die unterschiedliche Sozialisation und unterschiedliche Erfahrungen. Es macht mich ein wenig traurig und betroffen, dass es "immer noch" so ist, dass sich Frauen extra "beweisen" sollen müssen. Bei mir stösst das auf so einen argen Widerstand, dass ich dann lieber alles hinschmeissen würde, statt mich auf so eine Challenge einzulassen. Und klar, wenn das jede so machen würde, wären weiterhin nur alte weisse Männer. Wobei die ja am Aussterben sind, aber das dauert eben auch seine Zeit. Aber eben gerade bei der Elternschaft, gibt es hier wirklich erheblichen Nachholbedarf. Allein schon, dass man von Mutterschafts- und Vaterschafts "Urlaub" spricht, finde ich höchst problematisch. Urlaub impliziert für mich in erster Linie eine arbeits- und aufgabenfreie Zeit des eben erwähnten Müssiggangs, die vorwiegend der Erholung dient. Der Begriff bagatellisiert einfach diese notwendige Regenerationszeit, die der Körper nach dieser Extremleistung der Schwangerschaft und Geburt benötigt.

Na, und mit dem Kuchen: Ich will doch nicht allein ein grösseres Stück. Das wäre ja auch maximal unfair. Nein, ich möchte viel lieber, dass so viel Kuchen da ist, dass jeder ein ausreichend grosses Stück bekommt und das scheint mir, was die bezahlte Mutterzeit betrifft bisher noch nicht der Fall zu sein.

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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

@danci: danke 🙏

@ChrisBern: es ist in AT genau dasselbe, die Leute wissen genau wie sie zu welchen "gratis" Leistungen kommen, denn wenns dem Nachbar zusteht dann mir auch. Von Kuraufenthalten bis Mietförderungen etc. ist es ganz normal sich zu bedienen - und gleichzeitig über die mind. 40% Steuern und Sozialabgaben zu motzen :roll:
Es wird halt mit dem Giesskannenprinzip alles verteilt und alle haben dieselbe Krankenkasse, dieselben Sozialversicherungen und wissen wie das system so gebeugt werden kann dass es für den Einzelnen das Beste herausholt.

@Müssiggang: nein, dieser ist nicht nur Besserverdienenden gestattet, auch Leute mit durchschnittlichem Gehalt können sich für Müssiggang entscheiden, müssten dann aber halt ihren Lebensstandard ändern. WG statt eigene wohnung, Auto weg, keine Ferien, , Kartoffeln statt Fleisch etc.... man kann theoretisch auch in CH mit recht wenig Geld leben, wie unsere 6köpfige ukrainische Flüchtlingsfamilie erfolgreich beweist, aber halt mit Abstrichen des Lebensstandards.
Warum man Müssiggang anderer finanzieren soll damit sie ihren standard halten können erschliesst sich mir nicht....

@johanna-julie:

je grösser das stück vom kuchen sein soll, umso teurer die Abgaben. In CH wird Geld nicht so einfach gesprochen, was ich persönlich im Bereich Elternzeit auch nicht ok finde, aber dieses Leistungsprinzip ist auch etwas was die CH finanziell so stabil hält.
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

@ ChrisBern
Ich weiss nicht, ob es typisch deutsch ist, aber ich erlebe es in meinem Umfeld in Kroatien genau gleich. Vielleicht sind ja die Schweizer die Ausserirdischen hier ;-)
Allerdings gebe ich der TE auch recht, dass hier teilweise in die andere Richtung übertrieben wird. Arbeiten bis zum Blasensprung und das sich viele nicht dafür haben, Leistungen, die ihnen zustehen, zu beanspruchen. Ob das gut ist, stelle ich durchaus auch in Frage. Ist es Zufall, dass Franzosen wegen der geplanten Erhöhung des Rentenalters zu Hunderttausenden auf die Strasse gehen und die Schweizer es an der Urne erhöhen?
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von naura »

Ich habe die Antworten nicht gelesen, aber ich denke nicht, dass dir viele dir so eine Geschichte erzählt haben. Ich bin jetzt einfach ehrlich, da ich dazu stehe, aber es ist wohlgemerkt viele Jahre her, heute würde ich vielleicht einiges anderes machen.. z.B. sparen bevor ich ein Kind mache.. Ich konnte mich von meinem AG kündigen lassen, da er nett war, aber auch, da er mir keine gleichwertige Stelle mit einem niedrigeren Pensum anbieten konnte. Ich habe nach dem Mutterschaftsurlaub noch 2 Wochen frei angehängt und wollte dann meine Kündigungsfrist abarbeiten, mein Kind hat dann dermassen schlecht auf die Trennung reagiert, dass ich nach 3 Wochen abgebrochen habe und ich habe ein Zeugnis bekommen vom KiA. Ich habe mich auf dem RAV angemeldet und dann eine Teilzeitstelle gesucht. Da ich frisch Mama war (nicht so attraktiv auf dem Arbeitsmarkt) und es schwierig war etwas in meinem Bereich in TZ zu finden hat das etwas gedauert und so hatte ich quasi noch einige Zeit RAV-Mutterschaftsurlaub. Wäre ich z.B. Lehrerin gewesen, wäre das nicht gegangen..

Was ich durch meine Geschichte und die Geschichten meiner FreundInnen gelernt habe: man kann sich noch vieles überlegen und planen, weiss aber nicht was für ein Kind man bekommt und wie es einem selbst geht. Bei mir ist noch so vieles anders gelaufen, als ich mir das vorgestellt habe, das Wichtigste für mich war immer: ein nach dem anderen, auf mein Bauchgefühl vertrauen und nicht vergessen auf mein Wohl zu schauen, denn sonst bin ich keine gute Mama. Für eine Mama ist die Arbeit eine wichtige Ressource, die über Geldverdienen hinausgeht, für eine andere vielleicht eher eine Option. Für mich war es dann nicht lange danach plötzlich wegen der Trennung ein Muss und zwar hochprozentig. War daher umso dankbarer, hatte ich noch etwas mehr Zeit mit der Kleinen.

Wo ich dir Recht gebe: familienfreundlich ist es in der CH nicht. Dafür haben wir hier top Löhne, bessere Gesundheitsversorgung, gutes Sozialsystem.. Am Ende nützt das Klagen ja nichts, Lösung suchen und Punkt.
mit Meite (07)
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Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von mimi87 »

Hallo Johanna-Julie

Ich finde schon, dass bei dir und deinem AG einiges speziell abläuft. Ich konnte zwar auf mein Wunschpensum.(von 80 auf 60%) reduzieren und auch für eine gewisse Zeit in einem noch kleineren Pensum einsteigen, aber ich musste das Alles ein paar Monate vor der Geburt festlegen. Und zwar aus einem einfachen Grund: weil eine Stellvertretung eingestellt werden musste. Wie wird denn bei dir die Stellvertretung geregelt bzw. wer übernimmt deine Aufgaben, wenn du im MU bist? Hast du mal gefragt, weshalb andere in der gleichen Funktion in einem kleinen Pensum angestellt werden, aber bei dir das nicht möglich ist?

Wieviel dir der AG entgegen kommt hängt einerseits sicher davon ab, was für eine Grundhaltung gegenüber Schwangeren/Stillenden/Mütter im Unternehmen herrscht und andererseits, wie die Erfahrung mit dir als Person ist. Top engagierte, langjährige Mitarbeiterin vs. neue Mitarbeiterin, wo bereits einige Sachen kompliziert liefen (und natürlich 1000 Sachen dazwischen).

Du hast ja geschrieben, dass es nicht so schwierig sein wird einen neuen Job zu finden. Ich habe keine Ahnung in welcher Branche du arbeitest. Daher meine Nachfrage: gibt es viele Stellen in einem kleinen Pensum? Auch in der Region, wo du evt. hinziehst? Haben diese Stellen keinen Nachteil (auf Abruf, unregelmässige Arbeitszeiten, sehr begehrt)?

Ich habe mich nach der Geburt der Tochter nach einer neuen Stelle umgeschaut und mich auch auf die wenigen beworben ohne zu kündigen. In meiner Branche hat es sehr viele 80% Stellen, einige 60%, ausnahmsweise noch 50% und darunter eigentlich gar nichts. Ich habe nur Absagen bekommen, trotz guten Qualifikationen. Dafür gab es aus meiner Sicht folgende Gründe : 1. die Stellen sind sehr begehrt (oft 100 Bewerbungen pro Stelle und ich bin auch wählerisch), 2. Eine Frau mit 1 Baby einzustellen bedeutet für viele AG ein Risiko bzw. Unbewusste Befürchtungen tauchen auf(klappt das mit der Betreuung? Ist sie noch flexibel? Wird sie viel fehlen? Ist schon bald das 2. Kind unterwegs und sie fällt kaum eingearbeitet wieder aus?) Nach der Geburt des 2. Kindes hatte ich mit gleichen Qualifikationen und gleichem Bewerbungsdossier mehrere Stellenangebote.

Ich will dir damit nicht Angst machen und ich denke es kommt sehr auf die Branche an. Aber eine neue Stelle zu finden, ist mit Baby sicher schwieriger als ohne. Ich würde mir vielleicht mal aufschreiben, was dir wirklich wichtig ist bei einer Stelle und dann nochmals den Markt anschauen. (Bei mir war zb. der Arbeitsweg ein Killerkriterium) Wenn für dich klar ist, dass du nicht mehr zurück willst würde ich es frühzeitig mitteilen und kündigen. Einerseits damit du es für dich abschliessen kannst und andererseits weil du ja vielleicht später mal noch etwas vom AG willst (zb. Referenzen oder Arbeitszeugnis).

Geniess noch den Rest der Schwangerschaft und toi toi toi mit allen Veränderungen!

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ChrisBern
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von ChrisBern »

danci hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 21:47 @ ChrisBern
Ich weiss nicht, ob es typisch deutsch ist, aber ich erlebe es in meinem Umfeld in Kroatien genau gleich. Vielleicht sind ja die Schweizer die Ausserirdischen hier ;-)
Allerdings gebe ich der TE auch recht, dass hier teilweise in die andere Richtung übertrieben wird. Arbeiten bis zum Blasensprung und das sich viele nicht dafür haben, Leistungen, die ihnen zustehen, zu beanspruchen. Ob das gut ist, stelle ich durchaus auch in Frage. Ist es Zufall, dass Franzosen wegen der geplanten Erhöhung des Rentenalters zu Hunderttausenden auf die Strasse gehen und die Schweizer es an der Urne erhöhen?
Dann scheinen wohl wirklich die Schweizer die Ausserirdischen zu sein! 😅😉

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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

Irgendwie erscheint es mir logisch - wenn von jedem einzelnen monatlich viel Geld verlangt wird (ungeachtet der persönlichen SItuation des einzelnen) um alle möglichen Sozialleistungen anbieten zu können, hat auch jeder das Gefühl dass einem auch was davon zusteht. Da bezahlt jeder Kinderlose die teils jahrelange Elternzeit mit, alle Kuraufenthalte, Krankschreibungen, Energieboni, Coronazahlungen etc. werden von allen finanziert.

Während hier in CH ja viel weniger Steuern bezahlt werden und das Geld nicht mit der grossen Kelle wieder verteilt wird. Zudem ist die Transparenz in CH viel höher, was wieviel kostet - so bezahlt jeder seine Steuern direkt, seine Krankenkasse etc. - in anderen Ländern wird dies meistens grad direkt vom Lohn abgezogen und somit ist nicht so bewusst, was wieviel kostet. Auch sind die Personen viel besser geschützt als hier - in CH sind die Gewerkschaften viel weniger präsent als zb. in DE, das heisst der normale Arbeitnehmer hat nicht dieselbe Unterstützung wie in DE, sondern ist viel mehr dem AG ausgeliefert, was widerum dann darauf hinausläuft, dass alles viel mehr auf der Leistung des Einzelnen basiert.

@danci:
Allerdings gebe ich der TE auch recht, dass hier teilweise in die andere Richtung übertrieben wird. Arbeiten bis zum Blasensprung und das sich viele nicht dafür haben, Leistungen, die ihnen zustehen, zu beanspruchen. Ob das gut ist, stelle ich durchaus auch in Frage.
Da gebe ich dir durchaus recht, es gäbe auch hier Handlungsbedarf, die Wahrheit liegt wohl irgendwo zwischen "Alles oder nichts". Müssen ja nicht 2 Jahre Elternzeit sein, aber ein paar wochen/Monate mehr würden nicht schaden ;-)


PS: Mein Unternehmen bietet seit kurzem 8 Wochen Vaterschaftsurlaub an, weltweit. Ihr könnt euch nicht vorstellen was das hier in CH für ein Haare raufen verursacht hat. Wie sollen wir es bloss hinbekommen, 8 Wochen zusätzlich zum Jahresurlaub abdecken zu können, wir haben ja nur 6 Monate Vorlaufzeit! :lol:
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danci
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von danci »

sonrie hat geschrieben: Mi 22. Feb 2023, 08:59

@danci:
Allerdings gebe ich der TE auch recht, dass hier teilweise in die andere Richtung übertrieben wird. Arbeiten bis zum Blasensprung und das sich viele nicht dafür haben, Leistungen, die ihnen zustehen, zu beanspruchen. Ob das gut ist, stelle ich durchaus auch in Frage.
Da gebe ich dir durchaus recht, es gäbe auch hier Handlungsbedarf, die Wahrheit liegt wohl irgendwo zwischen "Alles oder nichts". Müssen ja nicht 2 Jahre Elternzeit sein, aber ein paar wochen/Monate mehr würden nicht schaden ;-)
Absolut. In Kroatien ist es fast schon normal, dass man ab dem Tag des Schwangerschaftstests krankgeschrieben wird. Eine Bekannte meinte, sie könne ihre Arbeit ja schon machen (Büro), aber der Arbeitsweg sei eben zu anstrengend, darum sei sie jetzt zu Hause (15 Min mit dem Auto). :shock: Da bin ich zu schweizerisch, um das nachvollziehen zu können. Wobei ich durchaus finde, dass die letzten 2-6 Wochen eigentlich frei sein müssten.
Danach hat man ein Jahr zugute, ab dem 3. Kind 3 Jahre. Eine Freundin hat so in ihrer Firma eine Mitarbeiterin, die in die Firma eingetreten ist, 1-2 Jahre gearbeitet hat und seither ist sie nun seit über 10 Jahren! angestellt ist, ohne einen einzigen Tag gearbeitet zu haben (5 Kinder). :shock: Man hat übrigen die ersten 6 Monate 70% des Lohnes und danach eine Pauschalentschädigung. Die ersten 6 Monate müssen von der Mutter bezogen werden, ab da kann die Elternzeit auch vom Vater bezogen werden, ABER man kann sie nicht teilen, was dazu führt, dass kaum ein Vater zu Hause bleibt. Ich muss zugeben, dass mich schon nur die Vorstellung 3 Jahre zu Hause zu sein, völlig überfordert hätte. Ein Jahr wäre ok gewesen, aber das Maximum. :oops:
Den Vorschlag, der ja jetzt aufliegt mit 38 Wochen, davon jeder mind. 16 Wochen finde ich gut.
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Re: Mutterschaftsurlaub irgendwie "verlängern"?

Beitrag von sonrie »

ach ja, ich kenne diese geschichten... in AT kannst du bis zu 2.5 Jahren in Elternzeit bleiben, wenn man das gut timed, kann man mit mehreren Kindern 7 jahre zu hause bleiben und dann selber bestimmen, mit wieviel % man zurückkommt und an welchen Tagen man arbeitet. Ein Wahnsinn für jede Firma.

Und dann gibts diese Konstellationen in denen Frau 1 Jahre zu hause bleibt, dann der Mann 3 Monate Elternzeit nimmt - sie muss in dieser Zeit wieder arbeiten gehen, was sie auch tut, aber nur für 3 Monate, denn danach geht sie wieder in Elternzeit, weil sie eigentlich gar nicht arbeiten möchte. (wie das genau geregelt ist weiss ich gar nicht, aber es gibt da ganz abstruse Möglichkeiten, das System auszunutzen. Es hilft auch den Frauen nicht wirklich im berufsleben. Ich hab da grosse Mühe damit, vor allem seit ich mit Ende 20 mal einige Job interviews in österreich gemacht habe, Dass die keine Bestätigung haben wollten dass ich die Pille nehme oder sterilisiert bin war da schon alles ....

Den Vorschlag mit den 38 wochen finde ich auch prima, vor allem den zusatz "Sie kann ihm Wochen abtreten, aber nicht umgekehrt" ;-)
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