Gewalttätiges Kind

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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sonja32
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von sonja32 »

Der Lehrermangel ist ja nicht umsonst. ;-).

Meist arbeiten die Lehrer nicht mehr 100%, da dies einfach zu stressig ist, auch nicht gut für die Kinder, immer mit anderen Betreuungspersonen konfrontiert zu werden.

@Ilse: ich finde es super, dass du aus Sicht der Lehrerin schreibst. Meine Tochter hat auch viele Ressourcen der Fachpersonen gebraucht und ich bin heute sehr dankbar dafür, wie sie sich engagiert haben. Dies aber erst seit ich besser in die Schulen reinsehe durch meinen Job.
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

Ondina
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Ondina »

sonja32 hat geschrieben: Sa 28. Jan 2023, 10:18 Der Lehrermangel ist ja nicht umsonst. ;-).

Meist arbeiten die Lehrer nicht mehr 100%, da dies einfach zu stressig ist, auch nicht gut für die Kinder, immer mit anderen Betreuungspersonen konfrontiert zu werden.
Auch wenn "nur" eine Klassenlehrperson ihr eigene Klasse unterrichtet, kommen da noch die Heilpädagogin, die DaZ-Lehrerin, die Logopädin, die TTG-Lehrerin, die Schulassistenz hinzu.

Zudem sind es nicht immer "andere Betreuungspersonen", sondern es ist ein konstantes Setting. (Und eine Lehrperson ist per se in meinen Augen keine Betreuungsperson.)

Ondina
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Ondina »

dede hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 19:22
Solche Geschichten habe ich schon oft gehört und auch schon selber erfahren.
Die Integration von Kindern mit speziellen Bedürfnissen steht und fällt mit der Schulleitung und den zuständigen Lehrpersonen. Die Sprüche von Lehrpersonen "ich glaube nicht an die Diagnose" habe ich schon oft gehört. Egal ob es dabei um ASS, ADHS, Dylexie usw handelt. Ich fasse das als unprofessionelles Verhalten und als Überforderung auf. Oft wird lieber den Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen und gewartet, bis es "vorbei" geht (die Kinder wechseln ja oft nach einem oder zwei Jahren in die nächste Klasse), damit man sich nicht mit unliebsamen Problemen beschäftigen muss. Dabei werden alle im Stich gelassen, gerade das betroffene Kind und seine Mitschüler.
Oft wäre schon viel getan, indem das Thema offen diskutiert würde. Gemeinsam (Schule plus viele Eltern plus viele Schüler haben mehr Gewicht) für die oft fehlenden Ressourcen kämpfen, miteinander über die Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten diskutieren und beraten und vor allem auch die Einsicht, dass alle dazu gehören, dass das Problem gross ist, dass etwas getan werden muss und es sich nicht "auswächst" oder "vorbei" geht. Der Stress und die Folgen für alle beteiligten Kinder wird immer wieder unterschätzt.
Ich schliesse mich Ilse's Post an, finde deine Worte - gelinde gesagt, ziemlich daneben.
Nur weil du solche Sprüche schon oft gehört hast, heisst es nicht, dass sie auf alle Schulen, Schulleitungen, Lehrpersonen zutreffen.
Ich arbeite sowohl als Schulleiterin als auch als Lehrperson - wir (d.h. in der Schulleitung und alle unsere Lehrpersonen) geben alles, um allen Kindern gerecht zu werden. Dies ist aber oft zermürbend: es braucht Eltern, die mitziehen, die uns vertrauen, dass wir das Beste für Ihr Kind wollen (und glaube mir, es gibt Eltern, die ihre Augen sehr sehr stark verschliessen und allem/n anderen die Schuld zuschieben), es braucht eine Behörde, die unsere Entscheide und Überlegungen stützt und - last but not least - es braucht Geld, Ressourcen, die entsprechenden Fachleute und allenfalls Sonderschulungen - allesamt sehr rar in unserer Schulgemeinde.

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Netterl
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Netterl »

Einigen wir uns darauf, dass es sowohl bei den Eltern wie sich bei den in den Schulen tätigen Menschen gibt, die die Augen verschließen und nichts unternehmen oder eine Diagnose ablehnen?

PS: Ich bin gottfroh, dass dies momentan nicht in den Schulen meiner Kids der Fall ist. Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Schulen ist derzeit sehr gut.
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dede
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von dede »

Ondina hat geschrieben: Sa 28. Jan 2023, 18:32
dede hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 19:22
Solche Geschichten habe ich schon oft gehört und auch schon selber erfahren.
Die Integration von Kindern mit speziellen Bedürfnissen steht und fällt mit der Schulleitung und den zuständigen Lehrpersonen. Die Sprüche von Lehrpersonen "ich glaube nicht an die Diagnose" habe ich schon oft gehört. Egal ob es dabei um ASS, ADHS, Dyslexie usw handelt. Ich fasse das als unprofessionelles Verhalten und als Überforderung auf. Oft wird lieber den Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen und gewartet, bis es "vorbei" geht (die Kinder wechseln ja oft nach einem oder zwei Jahren in die nächste Klasse), damit man sich nicht mit unliebsamen Problemen beschäftigen muss. Dabei werden alle im Stich gelassen, gerade das betroffene Kind und seine Mitschüler.
Oft wäre schon viel getan, indem das Thema offen diskutiert würde. Gemeinsam (Schule plus viele Eltern plus viele Schüler haben mehr Gewicht) für die oft fehlenden Ressourcen kämpfen, miteinander über die Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten diskutieren und beraten und vor allem auch die Einsicht, dass alle dazu gehören, dass das Problem gross ist, dass etwas getan werden muss und es sich nicht "auswächst" oder "vorbei" geht. Der Stress und die Folgen für alle beteiligten Kinder wird immer wieder unterschätzt.
Ich schliesse mich Ilse's Post an, finde deine Worte - gelinde gesagt, ziemlich daneben.
Nur weil du solche Sprüche schon oft gehört hast, heisst es nicht, dass sie auf alle Schulen, Schulleitungen, Lehrpersonen zutreffen.
Ich arbeite sowohl als Schulleiterin als auch als Lehrperson - wir (d.h. in der Schulleitung und alle unsere Lehrpersonen) geben alles, um allen Kindern gerecht zu werden. Dies ist aber oft zermürbend: es braucht Eltern, die mitziehen, die uns vertrauen, dass wir das Beste für Ihr Kind wollen (und glaube mir, es gibt Eltern, die ihre Augen sehr sehr stark verschliessen und allem/n anderen die Schuld zuschieben), es braucht eine Behörde, die unsere Entscheide und Überlegungen stützt und - last but not least - es braucht Geld, Ressourcen, die entsprechenden Fachleute und allenfalls Sonderschulungen - allesamt sehr rar in unserer Schulgemeinde.
Da scheinst du dich arg angegriffen zu fühlen. In meinem Post steht nirgends, dass alle LP und alle Schulleitungen gleich sind. Dass du das so verstehst, hat mehr mit dir zu tun als mit meinem Post. Das Verschliessen der Augen und anderen die Schuld zuschieben kommt eben auch bei Lehrpersonen und Schulleitungen vor, nicht nur bei den Eltern. Ich habe es bei beiden Seiten unter anderem in meinem Job genügend oft gesehen. Ich sehe es einfach viel zu oft, dass sich Schulleitungen und Lehrpersonen gegen Massnahmenvorschläge von Fachpersonen (Psychologie und Medizin) wehren, die auch klar gesetzlich verankert sind und fachlich breit abgestützt sind. Und natürlich gibt es auch Eltern, die sich aus ganz verschiedenen Gründen gegen breit abgestützte Vorschläge wehren und nicht mitziehen wollen.
Die fehlenden Ressourcen sind ein grosses Problem. Das ist aber kein Grund, sich gegen dringend indizierte Vorschläge von Fachpersonen zu wehren, aber ein Grund bei Behörden/ Gemeinden gemeinsam (alle Beteiligten) für die Unterstützung zu kämpfen. Schliesslich würden davon Kind und Eltern und die Schule und ihre Angestellten profitieren Zu oft sehe ich, dass sich Lehrpersonen und Schulleitungen hinter diesem Argument (das Geld fehlt halt) verstecken und gar nichts umsetzen. Dabei bleiben die Bedürfnisse der betroffenen Kinder dann gänzlich auf der Strecke und am Schluss wir die Schuld von Seiten Schule und Behörden den Eltern und den Kinder zugeschoben. Die Ohnmacht und Machtlosigkeit bei den betroffenen Kindern und Eltern ist immer grösser als bei den Behörden und Schulen und deren Angestellten.

DFrauHugetobler
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von DFrauHugetobler »

@annegretli
Dann wünsche ich deinem Sohn von Herzen, dass er dort gut aufgehoben ist und angstfrei leben kann! Schlimm und unverständlich für mich, dass das so weit kommen musste. Eben, der Täter trägt keine Konsequenzen.

Manana
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Manana »

Es gibt wohl überall Personen, die den Weg des geringsten Widerstands gehen.
Was DFrauHugetobler nun stört, ist, dass es oft so ist, dass der "Täter" keine Konsequenzen tragen muss.
Das ist etwas, dass mich auch schon oft gestört hat.
Fragt sich aber immer, wer denn der wirkliche Täter ist, und wer das wirkliche Opfer. Ist das Kind, das z.B. Sachen im Schulzimmer herumwirft der Täter ?
Ich erlebe bei der Arbeit und auch mit meinen eigenen Kindern oft, dass die wirklichen Drahtzieher dahinter, andere sind. Und diese tragen selten Konsequenzen und können sich teils Jahrelang behaupten und andere oder sogar ganze Gruppen manipulieren.

annegretli74
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von annegretli74 »

DFrauHugetobler hat geschrieben: So 29. Jan 2023, 10:37 @annegretli
Dann wünsche ich deinem Sohn von Herzen, dass er dort gut aufgehoben ist und angstfrei leben kann! Schlimm und unverständlich für mich, dass das so weit kommen musste. Eben, der Täter trägt keine Konsequenzen.
Ich danke dir, das wünschen wir uns auch für unseren Sohn.
Manana hat geschrieben: So 29. Jan 2023, 16:59 Es gibt wohl überall Personen, die den Weg des geringsten Widerstands gehen.
Was DFrauHugetobler nun stört, ist, dass es oft so ist, dass der "Täter" keine Konsequenzen tragen muss.
Das ist etwas, dass mich auch schon oft gestört hat.
Fragt sich aber immer, wer denn der wirkliche Täter ist, und wer das wirkliche Opfer. Ist das Kind, das z.B. Sachen im Schulzimmer herumwirft der Täter ?
Ich erlebe bei der Arbeit und auch mit meinen eigenen Kindern oft, dass die wirklichen Drahtzieher dahinter, andere sind. Und diese tragen selten Konsequenzen und können sich teils Jahrelang behaupten und andere oder sogar ganze Gruppen manipulieren.
Ja das haben wir eben mit unserem Sohn erlebt. Der Mitschüler X hat genau gewusst, in welchen Situationen er meinen Sohn beleidigen oder anfassen kann, ohne dass es bemerkt wird. Einmal hat er sich in der Pause in den Arm gebissen und behauptet, einer seiner Mitschüler sei es gewesen. Da die LP oder Aufsichtspersonen die meisten Vorfälle nicht gesehen haben, konnten sie nicht eingreifen. X hat natürlich immer alles abgestritten. Viele Kinder schliessen sich in der Pause X an, aus Angst dass er sie sonst auf dem Heimweg abpasst und verprügelt. Wir verstehen die Ohnmacht der Schule, auch wenn wir selbst darunter leiden. Die Eltern von X sehen X als Opfer, da er zu Hause ganz andere Versionen erzählt, in der natürlich er selbst das Opfer ist. Da kommt niemand dagegen an. Alle wissen wie der Hase läuft, aber niemand kann etwas dagegen unternehmen. Der Schule fehlen die Mittel um sich professionelle Hilfe zu holen. Die Schulleiterin hat einer besorgten anderen Mutter mal gesagt, wir müssten ja nur noch bis im Sommer durchhalten, dann sei alles wieder gut. Alle sind hier Verlierer, weil nicht am selben Strick gezogen wird. Auch X.

DFrauHugetobler
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von DFrauHugetobler »

Hier ein kleines update meinerseits. Ich möchte aber nicht ins Detail gehen, da ich nicht weiss, wer hier noch mitliest und es ja auch um ein fremdes Kind geht.
Der Junge wurde aus der Klasse genommen und mein Sohn und weitere Kinder können wieder mit Freude zur Schule.
Ich danke allen, die zu dieser Problematik etwas geschrieben haben. Ich bin nun einfach erleichtert!

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