Gewalttätiges Kind

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

annegretli74
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von annegretli74 »

Bei uns (Kt. TG) gibt es eine Time-Out Schule, die als Tagesschule geführt wird. Bzw. es gibt mehrere Standorte im Kanton, je nach Schulgemeinde kann man den Antrag für die jeweilige Schule stellen. Leider gibt es dieses Angebot erst für die Oberstufe.

Meine Erfahrung ist, dass die Schule alles mögliche versucht, um auch schwierige Schüler zu integrieren (müssen sie ja auch). Dies leider auch auf Kosten der Mitschüler. Je grösser die Schule ist, umso eher gibt es Möglichkeiten solche Schüler und die ganze Klasse zu unterstützen. Und es ist schon so, an einer anderen Schule wird es meist nicht besser sein, vielleicht ist die Familie ja sogar wegen Problemen in der Schule umgezogen? Wichtig für dich ist jetzt wirklich, dass die Schule eine Fachperson hinzuzieht, je eher desto besser.

Jazz
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Jazz »

Ja, kannten wir auch: hier war es vor drei Jahren, in der ersten Klasse kam ein neues Kind in die Klasse von meinem Sohn. Dieser Schüler musste, wegen diversen gewalttätigen Vorfällen in der alten Schule, die Schulgemeinde wechseln.

Auch er hatte ein ähnliches Verhalten wie du geschrieben hast und mein Sohn hatte auch sehr Mühe mit ihm. Ging nicht lange, musste dieser Schüler bei der Schulleitung "antraben". Mein Sohn ging zeitweise auch nicht mehr gerne in die Schule.

Was geholfen hat, weiss ich ehrlich gesagt nicht, mittlerweile geht es, auch wenn ab und zu von meinem Sohn kommt: X hat wieder das gemacht. Wünsche euch für die Zukunft viel Kraft ...
Bewahre dir die Hoffnung auf Besserung.
Dann hast du die Kraft für das Heute.

tantchen
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von tantchen »

sonrie hat geschrieben: Mi 25. Jan 2023, 15:50 naja, wenn man ein Kind einfach "aus der Klasse nimmt" , kommt er in eine andere Klasse und wo dasselbe Spiel von vorne losgeht. Unangenehme Kinder einfach weitterreichen macht wenig Sinn, ich denke schon dass es Sinn macht, zu verstehen, woher das Verhalten kommt (eben ob Trauma, psychische Erkrankung, Misshandlung etc.). Hier sind dann aber Fachpersonen gefragt.

Hier war ein Kind welches öfter mal echt ausgetickt ist einige Monate in einer Klinik, als es dann wieder zurück kam wurde es sehr eng vom Schulsozialarbeiter und einer KLassenassistenz begleitet und re-integriert. Heute läuft es gut und es kommt nur sehr selten zu Anfällen.
Das ist richtig, es geht einfach am neuen Ort wieder von vorne los.
Es braucht auch die Mitarbeit der Erziehungsberechtigten, und oder Einsicht/Einwilligung/Bereitschaft zur Abklärung und der Zusammenarbeit. Wenn diese der Meinung sind, es sei die Schule die Fehler macht und übertreibt, oder wenn es Probleme gibt, sie einfach in die nächste Gemeinde zügeln, dann ist es sehr schwierig etwas zu bewegen. Es scheitert manchmal eben auch an der fehlenden Zusammenarbeit der Eltern.
Ohne Zusammenarbeit mit den Eltern kann die Schule nur "Feuerlöschen". Und das ist einfach nur belastend für alle Beteiligten.

Sternli05
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Sternli05 »

Hier die Sicht einer Mutter eines solchen Schülers. Ich verstehe euch total, keine Frage. Aber kein Kind ist einfach so. Unser Kind hatte oder hat eine Diagnose ASS. Er war mit Assistenz in der Schule. War aber immer auffällig. Er macht halt nichts was für ihn nicht logisch ist. Er wurde in die Pause gezwungen obwohl er den Rückzug gebraucht hätte. Aber man macht das einfach so, alle gehen raus. Er musste Finken tragen, alle machen das. Alle lernen dasselbe, auch wen Mans schon kann oder einen null interessiert…. Meinen Sohn überforderte das do sehr das er aggressiv wurde und 1x der Lehrerin seinen Turnsack an den Kopf schwang. Von den x zerrissenen Blättern, umgeworfenen Stühlen oder sonstiges kaputtmachen von Dingen reden wir nicht mal. Er sollte was aufräumen das er nicht verursacht hatte. Wir stopften ihn sogar mit Medis voll, starken Medis. Er flog quasi von der Schule. Jetzt ist er an einer Sonderschule, ohne Medis und friedlich, null aggressiv.
Wir haben einfach auch noch nicht gelernt mit solchen Kindern umzugehen. Das halt nicht alle in die Pause können z.B. Es war für mich ein langer, sehr langer Prozess das einzusehen. Einzusehen das er eben nicht fähig ist im Dorf zur Schule zu gehen.
Am meiste traurig hat mich das über uns Tratschen gemacht. X Telefonate die via Klassenlehrerin zu uns kamen. Keine einzige Mutter hat je bei uns nachgefragt. Sie kannten uns, seine Geschwister waren auch auf der Schule und total sozial.
Ich verstehe euch, diese Kinder müssen es lernen. Aber sie sind nicht von Grund auf böse. Es hat eigentlich immer einen Grund. Das Schulsystem passt einfach nicht zu allen Kindern. Die einen sind damit überfordert und können sich nicht anders ausdrücken.

tantchen
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von tantchen »

Liebe Sternli05
Du hast sicher recht, dass wir noch nicht gelernt haben mit diesen Kindern umzugehen. Das was du hier schilderst, ist sehr unglücklich, aber auch herausfordernd. Die Assistenzen sind ja keine ausgebildeten Pädagogen und betreuen gerade solche Kinder wie deins eins ist. Das kann und sollte nicht sein. Die Aufwendungen oder fachlichen Kompetenzen die man dazu bräuchte sind einfach nicht vorhanden, und übersteigen oft die Kapazitäten und Ressourcen und überfordern das ganze System..
Das was die Themeneröffnerin beschreibt, kenne ich auch, und diese Art von Übergriffigkeit und Problematik finde ich sehr schwierig.
Ich arbeite auch als SA und finde es einfach extrem schade, Kinder, Eltern, Lps in solche Situationen zu bringen, anstatt Schule so zu gestalten, dass es für alle (oder die meisten) passt und Schule wieder Freude macht.. Da versagt das heutige Schulsystem einfach total, ist nicht mehr zeitgemäss und fordert ganz viele Menschen die in diesem System sind oder sein müssen, über die Massen.
Nicht nur die Schule muss sich ändern, es ist ein gesellschaftliches Verändern das stattfinden muss.
Wir stecken mittendrin, und ich die etwas älter ist, muss mich oft immer wieder daran erinnern, dass das Leben Wandel ist, es immer war und immer sein wird. Jede Generation durchläuft Veränderungen, und meine Meinung und Ansichten die ich als normal und für mich als „komfortabel“ erachte, vielleicht verändern muss.

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Moreen
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Moreen »

@Sternli05, in eurem Fall wäre es wohl sinnvoll gewesen, in die Offensive zu gehen, die Eltern/Mitschüler zu einem "Info-Anlass" einzuladen (in Zusammenarbeit mit der LP) und Aufklärung betreiben. Information ist das A und O und verhindert so manches Getratsche. Bei uns im Dorf hat das ein Elternpaar gemacht (ging zwar um ein anderes Thema); sie haben alle Eltern/Schüler offen über die Situation aufgeklärt und standen danach sogar Rede und Antwort. Das hat viel Wind aus den Segeln genommen und noch viel mehr Verständnis für die betroffene Familie gebracht. Ich fand das eine starke Aktion!

@DFrauHugetobler, die Drohung "ich schlitze dir den Bauch auf" würde mir auch Sorge bereiten, grosse Sorge sogar. Hast du dies der LP auch kommuniziert? Ich denke, in diesem Fall wäre wirklich schleunigst Handlungsbedarf angezeigt. Tut mir mega leid für alle betroffenen Schulkinder, dass sie solche Angst haben müssen :|
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Moreen »

tantchen hat geschrieben: Mi 25. Jan 2023, 21:58 Nicht nur die Schule muss sich ändern, es ist ein gesellschaftliches Verändern das stattfinden muss.
Wir stecken mittendrin, und ich die etwas älter ist, muss mich oft immer wieder daran erinnern, dass das Leben Wandel ist, es immer war und immer sein wird. Jede Generation durchläuft Veränderungen, und meine Meinung und Ansichten die ich als normal und für mich als „komfortabel“ erachte, vielleicht verändern muss.
Sehr schön formuliert...
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von annegretli74 »

@sternli
Ich verstehe voll und ganz, dass es schwierig ist als Eltern von solch einem schwierigen Kind. Jeder möchte, dass sein Kind möglichst gut und "normal" durch die Schule kommt. Uns wurde diese Möglichkeit genommen durch ein Kind und dessen Familie, die während der ganzen Schulzeit alle Zeichen ignoriert hat und ihr Kind immer als Opfer gesehen hat. Wir sind nun gezwungen, für unseren Sohn eine andere Schule zu suchen, da es hier nicht mehr geht. Unser Sohn war und ist immer unauffällig, fleissig, hilfsbereit und bei Lehrern und Schülern gleichermassen beliebt. Dies löst bei mir grossen Frust aus, da ich immer noch denke, dass die andere Familie für ihres Kind eine für alle bessere Lösung hätte suchen sollen. Sie machen das jetzt zwar, aber erst für die Oberstufe.
Damit möchte ich sagen, dass solche Entscheidungen immer auch Konsequenzen für die Mitschüler haben, und nicht nur für das eigene Kind. Und ja ich wünschte mir schon lange, dass das jetzige Schulsystem überdacht und angepasst wird. So wie es jetzt ist, ist es nicht besonders gut, vorallem an kleinen Schulen. Und ganz besonders für Jungs.

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sonja32
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von sonja32 »

tantchen hat geschrieben: Mi 25. Jan 2023, 21:58 Liebe Sternli05
Du hast sicher recht, dass wir noch nicht gelernt haben mit diesen Kindern umzugehen. Das was du hier schilderst, ist sehr unglücklich, aber auch herausfordernd. Die Assistenzen sind ja keine ausgebildeten Pädagogen und betreuen gerade solche Kinder wie deins eins ist. Das kann und sollte nicht sein. Die Aufwendungen oder fachlichen Kompetenzen die man dazu bräuchte sind einfach nicht vorhanden, und übersteigen oft die Kapazitäten und Ressourcen und überfordern das ganze System..
ich bin keine ausgebildete Pädagogin, habe aber im umgang, insbesondere mit speziellen kindern, viel mehr erfahrung als die meisten Pädagogen, da ich halt selber 2 etwas andere Kinder hatte. An unserer Schule haben wir mehrere Klassenassistenten, welche die Lehrer in dieser Hinsicht entlasten können. Ist nicht überall so, ich weiss, aber verallgemeinern sollstest du das nicht @tantchen. :wink:
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

Sternli05
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Sternli05 »

Moreen
Wir haben an einem Elternabend informiert. Zusammen mit den Schülern wollte die Schule nicht. Erst als unser Kind von der Schule weg war, gab es einzelne Eltern die nachgefragt haben. Der Schulleiter meinte dann er glaube nicht an die Diagnose, die Probleme seien Hausgemacht. Das tat weh! Vor allem da meine beiden anderen Kinder ständig in den Himmel gelobt wurden. Sie sind aus derselben Familie….

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sonja32
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von sonja32 »

@Sternli05: der SL glaubte nicht an die Diagnose? krass...ja ich kenne das auch von diversen Lehrern. Das Kind ist meist schlecht erzogen, die Eltern sind schuld, ist ja klar.
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

Manana
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Manana »

@sonja32
Aus dem Kt. Solothurn. Da gibt es jetzt wieder regionale Spezialangebote für Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten.
Im Kt. Bern, wo ich arbeite, gibt es auch immer noch Klassen für besondere Förderung.
Ich finde es gut, wenn es diese Angebote gibt. Manche Kinder lassen sich nicht ins System drücken und brauchen eine Umgebung, wo sie verstanden werden, damit sie sich positiv entwickeln können.

Klassenassistenzen habe ich auch schon erlebt, die können auch sehr gut und hilfreich sein. Zudem gibt es auch ausgebildete Heilpädagogen, die unfähig scheinen. Oft, weil sie halt in der Ausbildung gewisse Schwerpunkte setzen und sich nicht mit allen Besonderheiten auseinandersetzen können (Z.B. ein Kind mit ADHS braucht andere Unterstützung als ein Kind mit ASS oder eines mit Down Syndrom etc.).
Wichtig bei der Themeneröffnerin scheint mir hier wirklich zu sein, dass die LP Unterstützung bekommt und dass dem auffälligen Kind geholfen wird. Ob die Eltern mitmachen und alles bereits versucht haben oder nicht mithelfen wollen, wissen wir ja nicht, also sollten wir auch nicht darüber urteilen.

tantchen
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von tantchen »

sonja32 hat geschrieben: Do 26. Jan 2023, 08:28
tantchen hat geschrieben: Mi 25. Jan 2023, 21:58 Liebe Sternli05
Du hast sicher recht, dass wir noch nicht gelernt haben mit diesen Kindern umzugehen. Das was du hier schilderst, ist sehr unglücklich, aber auch herausfordernd. Die Assistenzen sind ja keine ausgebildeten Pädagogen und betreuen gerade solche Kinder wie deins eins ist. Das kann und sollte nicht sein. Die Aufwendungen oder fachlichen Kompetenzen die man dazu bräuchte sind einfach nicht vorhanden, und übersteigen oft die Kapazitäten und Ressourcen und überfordern das ganze System..
ich bin keine ausgebildete Pädagogin, habe aber im umgang, insbesondere mit speziellen kindern, viel mehr erfahrung als die meisten Pädagogen, da ich halt selber 2 etwas andere Kinder hatte. An unserer Schule haben wir mehrere Klassenassistenten, welche die Lehrer in dieser Hinsicht entlasten können. Ist nicht überall so, ich weiss, aber verallgemeinern sollstest du das nicht @tantchen. :wink:
Vielleicht habe ich mich schlecht ausgedrückt…
Ich sage nirgends, dass Kl.Ass nicht entlasten können und hilfreich sind. Sie sind eine grosse Hilfe und meist sehr versiert im Umgang. Auch dass sie oft mehr Erfahrungen im Umgang mit schwierigen Situationen haben, erlebe ich selbst. Solche Ass. sind Gold wert.
Ich bezog mich auf Sternlis Schilderungen und den Umgang damit. Es scheint, dass sie überfordert waren und die Schule nicht wirklich einen Umgang mit solchen „Fällen“ hat. Als Team/Schule sollte man schauen was/wie man auch die eigenen Leute pflegen kann, damit sie mit diesen Situationen umgehen können.
Was ich kritisiere ist, dass man einer Assistenz oft die wirklich schwierigen Handlings übergibt/übergeben muss und dann solche Situationen entstehen, wo sie eigentlich nicht entstehen müssten. Man sollte als Schule dann auch dafür sorgen, dass die Assistenz und LP Unterstützung hat und daraus lernen kann.
Als ich angefangen habe vor gut 10 Jahren, bot man uns Unterstützung an und wir konnten regelmässig schwierige Situationen mit einer Fachperson besprechen/ bearbeiten und erhielten auch Coachings um den Umgang mit den eigenen Gefühlen ggü dem Kind, der Situation der Besonderheit oder was auch immer zu lernen.
Für mich war nämlich damals oft sehr schwierig und herausfordernd, da ich mit sehr belastenden Situationen angefangen hatte für die mir und der Lp schlicht das Knowhow fehlte.
Heute handle ich das auch, aber nicht jeder ist dafür gemacht, wofür ich auch Verständnis habe.

DFrauHugetobler
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von DFrauHugetobler »

@annegretli
Ihr nehmt euern Sohn nun von der Schule? Das tut mir mega leid und sollte doch wirklich nicht sein! Das "Opfer" muss gehen, wenn es normal und glücklich leben möchte. Der "Täter" darf weiterhin zur Schule. Extremst unfair. Ich hoffe, ihr findet eine Lösung und wünsche von Herzen alles Gute!
@Moreen
Die Drohung mit dem Bauch aufschlitzen habe ich bei der LP und der SL deponiert. Das kann so nicht weitergehen. Was ist, wenn das nicht bei einer Drohung bleibt? Der Junge ist 12 oder 13, er könnte mit einem Messer zur Schule kommen. Und dann? Heisst es dann auch immer noch, wir müssen mit solchen Kindern lernen umzugehen? Nein, ich finde nicht.

Heute blieb mein Sohn zuhause und ich machte einen Schulbesuch. Es war eine Katastrophe. Der Junge ist echt total unbeschulbar und in meinen Augen hat er an dieser Schule nichts mehr verloren. Sorry, das tönt vielleicht hart aber so lernen die Kinder einfach nichts. Und ein gutes Klima herrscht sowieso nicht. Die Schule sollte ein friedlicher Ort sein, wo man angstfrei hingehen kann, ohne bedroht zu werden.

Sternli05
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Sternli05 »

Sonja
Ja er glaubt nicht an die Diagnose. Er sei Heilpädagogen und kenne sich bestens aus.

DFrauHugentobler
Die Schule muss da eine Lösung finden, auch wenn die Eltern nicht wollen (vom Kind). Wir hatten eigentlich keine Wahl. Er musste an eine Sonderschule. Dies hat der Schulpsychiatrische Dienst aufgegleist. Es war ein Schock für mich. Aber aus heutiger Sicht, das Beste was ihm passieren konnte.

Aber ja, wir müssen lernen das es einfach viele Kinder gibt die in diesem Schulsystem überfordert sind. Mein Sohn hat beim Singen diese Bewegungen nicht mitgemacht. Er wurde ausgeschlossen aus dem Kreis. Er wurde von der Gesellschaft ausgeschlossen weil er anders ist.
Natürlich muss man da früh ansetzten. Aber was ich mir alles anhören musste. Es sei meine Schuld, ich erziehe falsch, er ist einfach ein Saugoof. Aber im Grunde war er einfach total hilflos, unverstanden, wusste sich nicht zu helfen.
Als er mit dem Messer vor mir stand und schrie: ich bringe dich um. Da war für mich klar, er braucht dringend Hilfe. Da war er 7.

Ich finde es gibt nicht einfach böse Kinder, da steckt was dahinter. Das heisst aber nicht, dass sie Platz in der Regelschule haben. Da tut man niemandem einen Gefallen. Die Schulen wollen integrative Schulen sein. Bin der Meinung das funktioniert nicht. Aussage meines Sohnes nach einer Woche Sonderschule: jetzt bin ich nicht mehr der, der anders ist.

annegretli74
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von annegretli74 »

@DFrauHugetobler
Mein ältester Sohn geht bereits nicht mehr an unsere Schule. Seit August 22 wird er an der Tagesklinik beschult, wo er nebst normalem Schulstoff mit einer Therapeutin die erlittenen seelischen Verletzungen durch das erfahrene Mobbing aufarbeitet und lernt, wie er mit "ihm nicht wohlgesonnenen Menschen" umzugehen. Eine Rückkehr an unsere Schule sehe ich momentan nicht als möglich, da der Täter nach wie vor hier zur Schule geht und die Stimmung in der Klasse sich nochmals verschlechtert hat (Aussage der KLP).

@Sternli05
Auch ich denke nicht, dass der Schüler der meinen Sohn gemobbt hat, ein böser Mensch ist. Aber ich denke dass er hier an unserer kleinen Schule nicht die Unterstützung erhält, die er bekommen sollte. Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig als Mutter ist, zu erleben dass es nicht geht so wie es laut Gesellschaft gehen sollte. Ich finde es aber schön für euch, dass du mittlerweile die Veränderung als positiv erlebst. Vorwürfe von der Schulseite her kenne ich auch, ich würde mir wünschen dass mehr Schulen sich professionelle Unterstützung holen würden wie es tantchen beschrieben hat.

annegretli74
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von annegretli74 »


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dede
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von dede »

Sternli05 hat geschrieben: Do 26. Jan 2023, 08:35 Moreen
Wir haben an einem Elternabend informiert. Zusammen mit den Schülern wollte die Schule nicht. Erst als unser Kind von der Schule weg war, gab es einzelne Eltern die nachgefragt haben. Der Schulleiter meinte dann er glaube nicht an die Diagnose, die Probleme seien Hausgemacht. Das tat weh! Vor allem da meine beiden anderen Kinder ständig in den Himmel gelobt wurden. Sie sind aus derselben Familie….
Solche Geschichten habe ich schon oft gehört und auch schon selber erfahren.
Die Integration von Kindern mit speziellen Bedürfnissen steht und fällt mit der Schulleitung und den zuständigen Lehrpersonen. Die Sprüche von Lehrpersonen "ich glaube nicht an die Diagnose" habe ich schon oft gehört. Egal ob es dabei um ASS, ADHS, Dylexie usw handelt. Ich fasse das als unprofessionelles Verhalten und als Überforderung auf. Oft wird lieber den Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen und gewartet, bis es "vorbei" geht (die Kinder wechseln ja oft nach einem oder zwei Jahren in die nächste Klasse), damit man sich nicht mit unliebsamen Problemen beschäftigen muss. Dabei werden alle im Stich gelassen, gerade das betroffene Kind und seine Mitschüler.
Oft wäre schon viel getan, indem das Thema offen diskutiert würde. Gemeinsam (Schule plus viele Eltern plus viele Schüler haben mehr Gewicht) für die oft fehlenden Ressourcen kämpfen, miteinander über die Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten diskutieren und beraten und vor allem auch die Einsicht, dass alle dazu gehören, dass das Problem gross ist, dass etwas getan werden muss und es sich nicht "auswächst" oder "vorbei" geht. Der Stress und die Folgen für alle beteiligten Kinder wird immer wieder unterschätzt.

Ilse
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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Ilse »

dede hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 19:22
Sternli05 hat geschrieben: Do 26. Jan 2023, 08:35 Moreen
Wir haben an einem Elternabend informiert. Zusammen mit den Schülern wollte die Schule nicht. Erst als unser Kind von der Schule weg war, gab es einzelne Eltern die nachgefragt haben. Der Schulleiter meinte dann er glaube nicht an die Diagnose, die Probleme seien Hausgemacht. Das tat weh! Vor allem da meine beiden anderen Kinder ständig in den Himmel gelobt wurden. Sie sind aus derselben Familie….
Solche Geschichten habe ich schon oft gehört und auch schon selber erfahren.
Die Integration von Kindern mit speziellen Bedürfnissen steht und fällt mit der Schulleitung und den zuständigen Lehrpersonen. Die Sprüche von Lehrpersonen "ich glaube nicht an die Diagnose" habe ich schon oft gehört. Egal ob es dabei um ASS, ADHS, Dylexie usw handelt. Ich fasse das als unprofessionelles Verhalten und als Überforderung auf. Oft wird lieber den Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen und gewartet, bis es "vorbei" geht (die Kinder wechseln ja oft nach einem oder zwei Jahren in die nächste Klasse), damit man sich nicht mit unliebsamen Problemen beschäftigen muss. Dabei werden alle im Stich gelassen, gerade das betroffene Kind und seine Mitschüler.
Oft wäre schon viel getan, indem das Thema offen diskutiert würde. Gemeinsam (Schule plus viele Eltern plus viele Schüler haben mehr Gewicht) für die oft fehlenden Ressourcen kämpfen, miteinander über die Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten diskutieren und beraten und vor allem auch die Einsicht, dass alle dazu gehören, dass das Problem gross ist, dass etwas getan werden muss und es sich nicht "auswächst" oder "vorbei" geht. Der Stress und die Folgen für alle beteiligten Kinder wird immer wieder unterschätzt.
Dede
Dein Post hat mich grad chli hässig gemacht. Sicher gibt es Lehrer und Schulleitungen, die die Situation aussitzen wollen. Aber es gibt auch sehr engagierte Leute. Und Kinder, die ganz einfach nicht integrierbar sind (aggressive Autisten, z.B.). Wie oben schob beschrieben, als ich ein schwieriges Kind in meiner Klasse hatte, habe ich mir ein Bein ausgerissen. Ich habe mich mit Fachleuten verletzt, mich beraten lassen, immer wieder alle an einen Tisch getrommelt, Weiterbildungen besucht. Ich habe unter der Situation gelitten, niemandem in der Klasse ging es mehr gut. Und nicht nur ich habe mich engagiert, das ganze Klassenteam, die Schulleitung, alle involvierten (von Schulseite) zogen mit. Mindestens drei Viertel meiner Arbeitszeit (während der Unterrichtszeit und ausserhalb) ging für dieses eine Kind drauf. Ich habe massiv mehr gearbeitet (natürlich unbezahlt!).
Und am Schluss wurde trotzdem entschieden (gegen den Willen der Eltern) dass das Kind in eine Sonderschule soll.

Es ist also vorallem dein Satz " Die Integration von Kindern mit speziellen Bedürfnissen steht und fällt mit der Schulleitung und den zuständigen Lehrpersonen" der mich jetzt grad getriggert hat. Es ist einfach Fakt (auch wenn es hart ist für die Eltern und der Ideologie der Bildungsforscher widersprechen mag): nicht alle Kinder sind integrierbar!

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Re: Gewalttätiges Kind

Beitrag von Netterl »

So würde ich das nicht schreiben, sondern eher: Nicht jeder Ort ist der richtige für ein Kind, selbst wenn man sich die Beine ausreißt.
Mich triggert „aggresiver Autist“ übrigens. Das ist nicht die primäre Beschreibung für mich, sondern ein „überforderter Autist, der deshalb aggressiv wird“ (und somit kann es sein, dass dieses Kind am falschen Ort ist)

Ich bin kein Fan von diesem Hyoer-Inklusiven bzw nur unter bestimmten Bedingungen (die nicht stattfinden, weil es ja Geld kostet bzw mehr Personal bedeuten würde). Verschiedene Kinder haben so unterschiedliche Bedürfnisse, ich denke, da muss es entsprechende Ausrichtungen bei Schulen/Einrichtungen geben.
Eines meiner Kinder geht in D in die Förderschule. Die Lehrer dort haben eine entsprechende Ausbildung und können ganz anders auf dieses Kind eingehen. Mein anderes ist intelligent und am Gym am richtigen Platz. Für dieses wäre es eine Qual gewesen, so wenig Stoff so langsam mit so vielen Wiederholungen zu machen.

Ich frage mich wirklich, wie man als Lehrer solche Unterschiede unter einen Hut bekommen soll.
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