17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

Antworten
Benutzeravatar
Mamuseli
Newbie
Beiträge: 12
Registriert: Di 12. Feb 2013, 13:07
Geschlecht: weiblich

17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Mamuseli »

Hallo Elternwelt
Unser Sohn wird demnächst 17. Anstatt dass ich mich endlich wieder mehr auf mein eigenes Leben konzentrieren kann weil Sohnemann flügge wird, gibt es immer gröbere Auseinandersetzungen.
In den letzten 7 Jahren habe ich mich intensiv mit der mir bis dahin unbekannten Krankheit ADS bei unserem Sohn auseinandergesetzt. Habe mit Ärzten, Psychologen und Pädagogen, gemeinsam mit und für Sohnemann unterstützend versucht, ihm ein selbstständiges und ausgeglichenes Leben aufzubauen. (Nachdem er lange gemobbt wurde und seine Diagnose erst spät definiert wurde, entwickelte er bereits Depressionen und 2019 eine nächtelange Panikattacke).
Mit Medikamenten (Ritalin, Concerta, Medikinet, Quetiapin und einmalig Temesta), wird er "stabil" gehalten. Quetiapin wird nun endlich (dank Ärztewechsel) nach 3 Jahren ausgeschlichen, von 3 auf eine halbe Tablette!
Immer hatte ich grosse Hoffnung, dass er mit der Lehre endlich seiner eigenen Persönlichkeit nachkommen kann und die Unsicherheiten seit Schulzeit abbauen kann.
In der Lehre hat er bezgl. Lernen absolut keine Probleme. Er ist beliebt durch seine höfliche und interessierte Art, macht ohne zuhause zu lernen alles 5er-plus - Noten und könnte endlich "glücklich" sein.
Nun hat er dafür neue Ängste entwickelt. Grundlose Ängste, die wir mit Lehrmeister, Ärzten und auch Vertrauenspersonen runter und rüber diskutiert haben. Ich habe in meinen ersten 40 Jahren nie soviel diskutiert wie in den letzten Jahren - wenn es wenigstens spürbaren Erfolg bringen würde, hätte ich keinen Grund zu jammern.
Hinzu kommt, dass er ganz alltägliche Dinge wie genügend essen und trinken, Zähne putzen nach dem Frühstück, rechtzeitig Packen, Wäschethemen usw...einfach nicht auf die Reihe kriegt. Zehntausendmal dasselbe sagen, schreiben, Hinweise machen, Checklisten, Scratch-Notes, Postits...alles VERGEBENS!
Meine Geduld ist nun dermassen am Arsch, dass wir fast ausschliesslich nur noch heftige Auseinandersetzungen haben. Wie oft ich mich einfach schon heulend ins WC eingeschlossen hab...
Nach so vielen Jahren nun, ist mir das Swissmomforum wieder in den Sinn gekommen...um mich etwas auszukotzen und eventuell auch Eltern zu finden, die das auch kennen...?
LG, Mamuseli (ich kannte meinen Namen hier nicht mal mehr :oops: - aber meine Email war ja noch registriert und deshalb wude mir klargemacht, dass ich Mamuseli sei. Und das hat mich grad mitten ins Herz getroffen, denn "Mamuseli" kam eines Tages ganz spontan aus Sohnemannes Mund mit etwa 5 Jahren, als er mich noch anstrahlte und umarmte...)

Benutzeravatar
Moreen
Posting Freak
Beiträge: 3578
Registriert: Mi 14. Okt 2009, 14:06

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Moreen »

Liebe @Mamuseli, ich kann mich an deinen Nick nicht mehr erinnern. Da unsere Söhne jedoch gleich alt sind, gehe ich davon aus, dass du damals, als unsere Kinder kleiner waren, auch hin und wieder aktiv warst hier auf Swissmom :)

Zuerst einmal tut es mir sehr, sehr leid, wie es bei euch läuft und dass du derart am Limit bis mit deinen Kräften :| . Dass dein Sohn scheinbar grundlose Ängste hat, denke ich kaum. Alles, aber wirklich alles hat eine Ursache - einen Grund. Ich befasse mich seit geraumer Zeit mit dem Thema Biologisches Dekodieren. Das Biologische Dekodieren fusst auf dem Wissenschaftsgebiet der Epigenetik - ein noch relativ junges Forschungsgebiet. Beim Biologischen Dekodieren geht es darum, zu ergründen, wo die Ursache für ein bestimmtes Problem liegt. Als "Schlüssel" dient der Stammbaum. Tiefschürfende Traumata, welche unsere Vorfahren erlitten haben, sind auf den Genen gespeichert und werden somit an die Nachfahren "vererbt". Aber auch, wie die werdende Mutter die Schwangerschaft erlebt hat und welche Prägungen das Kind in der Kindheit erfahren hat, sind nicht unwesentlich für Krankheiten und Störungen, die später irgendwann auftauchen.

Es würde jetzt den Rahmen sprengen, wenn ich dir hier alles lang und breit erklären würde. Falls du aber Interesse hast, findest du im Internet ausführliche Informationen. Auf YouTube gibt es ein paar Videos dazu von Angela Frauenkron-Hoffmann; sie ist Expertin im Bereich des Biologischen Dekodierens und hat schon beachtliche Erfolge mit dieser Therapie erzielt... Nachfolgend ein Video, indem Frau Frauenkron das Biologische Dekodieren kurz und bündig erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=z6NAgkAk9zY&t=14s

...und es gibt auch eine Handvoll Bücher dazu, welche sie geschrieben hat :)
In Ruhe gelassen werden ist gut.
Durch Ruhe «gelassen werden» ist besser.

FrauMüller
Junior Member
Beiträge: 88
Registriert: Mo 15. Nov 2021, 23:12

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von FrauMüller »

-> PN

Benutzeravatar
Mamuseli
Newbie
Beiträge: 12
Registriert: Di 12. Feb 2013, 13:07
Geschlecht: weiblich

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Mamuseli »

Leider habe ich technische Probleme um antworten zu können. Nach meiner Frage bei den Admins erhielt ich keine weiterführende Antwort.
Ich habe mich hier gemeldet, weil ich Hilfe/Unterstützung suchte. Danke Moreen: dein Beitrag war hilfreich.
Aber ich habe keinen Nerv auch noch technische Probleme zu lösen.

Leela
Wohnt hier
Beiträge: 4432
Registriert: Di 16. Mär 2010, 21:58
Geschlecht: weiblich

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Leela »

Du muss mindestens 10 (?) Beiträge haben um auf PNs antworten zu können.
2010, 2013, 2015

Benutzeravatar
Moreen
Posting Freak
Beiträge: 3578
Registriert: Mi 14. Okt 2009, 14:06

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Moreen »

@Mamuseli, gerne geschehen :D . Es gibt aktuell leider noch nicht sehr viele Therapeut:innen hier in der Schweiz, welche Biologisches Dekodieren anbieten, aber falls du dies wirklich in Betracht ziehen solltest, könnte ich dir jemanden empfehlen...
In Ruhe gelassen werden ist gut.
Durch Ruhe «gelassen werden» ist besser.

Benutzeravatar
naura
Stammgast
Beiträge: 2064
Registriert: Di 8. Aug 2006, 16:13

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von naura »

Hoi Mamuseli

Ich schreib frei heraus. Habe beruflich und privat viel mit den von dir beschriebenen Thenen zu tun.

Ich sehe 2 Ebenen:
Eure Beziehung / dein Wohl und die psychische Gesundheit deines Sohnes.
Für deinen Sohn sehe ich es so, dass mit Medikamenten keine Traumata aufgearbeitet oder geheilt werden können. Diese und deren Folgen für das Nervensystem, die Seele etc. anzugehen erachte ich als wichtig, wann er dazu bereit ist liegt an ihm. Ängste können nicht wegdiskutiert werden, finde es komisch, dass ihr damit nicht besser begleitet werdet?
Unbedingt Trauma-Spezialisten suchen, am besten jemand der auch mit Medis draus kommt. Ansonsten ADS ist nicht heilbar. Er wird immer chaotisch und vergesslich etc bleiben. Kapazität um Strategien umzusetzen hat er derzeit sicher nicht. Warum nimmst du das so schwer? Das liegt nicht am nicht wollen oder dass du etwas nicht gut gemacht hast bei der Erziehung.

Damit komme ich zur 2. Ebene: du und eure Beziehung. Für mich scheint die Zeit reif zu sein da viele viele Schritte zurück zu machen. Es kann sein, dass die Lehre deinen Sohn überfordert, sein Rucksack ihm zu schwer ist etc etc. Ihn da durchzutragen oder durchzuprügeln macht dich nicht zu einer liebenderen oder besseren Mutter. Akzeptiere, dass dein Sohn krank ist und nimm ihn ernst, auf Aufenhöhe. Gib jedoch die Verantwortung für seine Handlungen, Probleme, für sein Scheitern oder Gelingen ab. Trau es ihm zu, dass er einen Weg finden wird, sein Leben zu tragen. Dazu musst du aber erstmal anfangen loszulassen und ihn vielleicht auch scheitern zu lassen. Das ist kein Drama. Bei seiner Geschichte eh nicht. Du bist für ihn viel zu wichtig, als dass ihr eure Beziehung dieser Phase opfert. Schreib dir auf wer für was die Haupt und die Mit- Verantwortung trägt, vielleicht mit Hilfe eines Therapeuten oder Coaches, halt es dir immer wieder vor Augen, dass deine Verantwortung in erster Linie dein Wohl und eure Beziehung ist. Damit bist du für ihn ein grosser Sicherheitsfaktor und Sicherheit ist das Wichtigste bei traumatisierten Kids/Teens.

Meld dich, wenn du für dich Unterstützung suchst. Ich weiss vielleicht Adressen etc.
Lg naura
mit Meite (07)
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

Benutzeravatar
Mamuseli
Newbie
Beiträge: 12
Registriert: Di 12. Feb 2013, 13:07
Geschlecht: weiblich

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Mamuseli »

Liebe Naura

Vielen herzlichen Dank für deinen Beitrag.

An der Antwort arbeite ich noch.
Ist mir aber erst mal wichtig dir mitzuteilen, dass ich dich gelesen hab und dass das was mit mir macht. Ich meld mich wieder...

LG Mamuseli

FrauMüller
Junior Member
Beiträge: 88
Registriert: Mo 15. Nov 2021, 23:12

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von FrauMüller »

Wieso Trauma, Traumata sogar, Plural? AD(H)S ist nicht traumabedingt.

Benutzeravatar
naura
Stammgast
Beiträge: 2064
Registriert: Di 8. Aug 2006, 16:13

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von naura »

@mamuseli
Gern geschehen, ich wünsch dir ganz viel Kraft und Mut für die kommende Zeit <3
FrauMüller hat geschrieben: Sa 14. Jan 2023, 23:14 Wieso Trauma, Traumata sogar, Plural? AD(H)S ist nicht traumabedingt.
Hast du die Mediliste gelesen? Und das von den Panikattacken? Da gehts nicht nur um ADHS, wie so oft gibt es wohl Komorbiditäten/Zusatzerkrankungen. Und ich kenne nicht wenige Kids die von Mobbing traumatisiert sind. Dann die späte Diagnose, ohne die war die Schulzeit wahrscheinlich auch nicht so toll. Der Ärztemarathon und die Medis scheinen dem Jungen jedenfalls keine echte Stabilität zu geben, siehe Angstzustände.

Edit: Zu ADHS und Trauma hab ich unterschiedliches gelesen, ich persönlich denk nicht, dass das abschliessend erforscht ist. Viele ADHSler erleben aber Entwicklungstraumas aufgrund der Symptome.
mit Meite (07)
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

FrauMüller
Junior Member
Beiträge: 88
Registriert: Mo 15. Nov 2021, 23:12

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von FrauMüller »

.

Bebu
Member
Beiträge: 126
Registriert: Mo 12. Dez 2016, 17:55

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Bebu »

Hallo Mamuseli

Du schreibst, dass dein Sohn mit 17 alltägliche Dinge nicht auf die Reihe kriegt. Ich kenne das und möchte dir zu Bedenken geben, dass dein Sohn wahrscheinlich Anrecht auf Hilflosenentschädigung der IV hätte. Oder hat er die bereits? Auch bzgl. Schwierigkeiten in der Lehre könnte die IV evt. hilfreich sein. Da müssten berufliche Massnahmen angemeldet werden. Vielleicht kannst du dies mal mit seinem Arzt/Therapeuten besprechen. Die müsste da eigentlich Bescheid wissen.
Es ist nur ein Tipp, gell. Ich kenne die Situation und deinen Sohn nicht wirklich, aber ich denke, die Unterstützung durch die IV könnte auch eine Entlastung für euch Eltern sein.
Dass alles bei der IV lange dauert und auch abgelehnt werden kann, ist leider eine andere Story...

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld.

Benutzeravatar
help
Member
Beiträge: 203
Registriert: Do 25. Nov 2004, 15:04
Wohnort: Thurgau

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von help »

Liebe Mamuseli
Ich kann «nur» bei dem Thema Ängste (Panikattacken/Depression) aus eigener Erfahrung mitreden.
Unsere Geschichte in Kurzfassung: mit 15 ½ Zusammenbruch beim Start einer weiterführenden Schule (Depressive Episode mit Panikattacken) – Schulabbruch. Danach folgte ein Praktikumsjahr und mit 17 ½ Lehrbeginn. Erneuter Zusammenbruch (soziale Angststörung/Panikattacken) – Lehrabbruch.
Insofern kann ich deine Aussage von den «grundlosen» Ängsten verstehen. Von aussen betrachtet gäbe es auch bei meiner Tochter keinen Grund dazu (schulisch top, stabiles Elternhaus etc. etc.).
Wie Naura schreibt, lassen sich Ängste nicht wegdiskutieren. Trotz der (anfangs noch Jugend-) Psychiatrischen Gesprächstherapie entwickelten sich die Ängste weiter (da spielten auch frühere, teils mobbingähnliche Erlebnisse mit). Sehr guten Erfolg in einem Teilbereich brachte meiner Tochter eine Hypnosetherapie. Momentan ist sie in einer Tagesklinik mit sehr vielfältigem Therapieangebot.

Meine Rettung (Selbstvorwürfe, Ohnmacht, Ahnungslosigkeit) war/ist, genau das, was Naura in ihrem 2. Abschnitt so treffend schreibt. Die Verantwortung abgeben können/dürfen.
Bei der Gesprächstherapie war ich nur das erste Mal dabei. Sie hat dort eine Vertrauensperson, wo sie alles abladen kann. Zwischen und nach dem Tagesklinikaufenthalt nimmt sie Poststationäre Übergangsbehandlung in Anspruch. Neu haben wir ein Case Management (Krankenkasse / war uns bisher nicht bekannt). So konnten wir glücklicherweise unsere Beziehung festigen, ohne gegenseitige «schlechten» Gefühle. Selbstverständlich gibt es weiterhin «normale» Konflikte, aber ohne Groll.
Mamuseli, du hast dich die letzten Jahre aufgeopfert. Anstatt einer ersehnten Besserung gibt’s heftigere Auseinandersetzungen. Ich verstehe, dass deine Geduld am Ende ist.
Ich kann aber auch deinen Sohn verstehen. Er ist mit seinen Ängsten in der Lehre/ im Alltag ge- (über?) fordert und kann nicht anders reagieren?!
Unsere Tochter gibt mich, unser Zuhause, als sicheren Hafen an (nach einer Panikattacke, in einer Notsituation). Dafür bin ich sehr dankbar.
Von Herzen wünsche ich euch, dass ihr auch einen Weg aufeinander zu findet.
Wie gesagt, mit den anderen Themen in deiner Überschrift kenne ich mich nicht persönlich aus. Solltest du aber sonstige weitere Fragen haben (Medikation bei uns etc.) nur zu!
Äs liebs Grüessli
help mit Sohn (2001) und Tochter (2004)

Benutzeravatar
Schwups
Vielschreiberin
Beiträge: 1160
Registriert: So 20. Mai 2007, 07:59

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Schwups »

Mamuseli
Ich verstehe nicht ganz, ob es nun in der Lehre gut läuft oder nicht. Weshalb waren Gespräche mit dem Lehrmeister nötig? Meine Tochter, 17 Jahre, auch ADS, wechselt nun in der Hälfte der Lehre den Lehrbetrieb. Sie hat sich mit der Berufsbildnerin, die am Schluss auch in die praktische Prüfung involviert ist, von Anfang an nicht verstanden. Wenn sie Lernbegleitungen mit ihr hatte, blockierte sie und entwickelte Ängste. Mit einer anderen hatte sie gute Rückmeldungen. Ich habe ihr beim Bewerbungen schreiben geholfen und sie hat dann nach 2 Tagen schnuppern eine Zusage erhalten. Ich hoffe jetzt, dass sie am neuen Ort, an dem sie mit der Ausbildnerin anscheinend klar kommt, die Lehre gut zu Ende bringt. Es ist ein kleinerer Betrieb als der alte und ich denke, dass ist für sie geeigneter, da familiärer.
Meitli 12/05
Bueb 06/07

Benutzeravatar
Schwups
Vielschreiberin
Beiträge: 1160
Registriert: So 20. Mai 2007, 07:59

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Schwups »

Ich kann folgenden Worten von naura nur zustimmen: " Gib jedoch die Verantwortung für seine Handlungen, Probleme, für sein Scheitern oder Gelingen ab".

Die Tochter ist in einem Jahr volljährig und dann haben wir nichts mehr zu sagen. Sie könnte nochmals die Lehrstelle wechseln, die Lehre abbrechen, etc. Sie kann jetzt üben und aus den Fehlern lernen. Immer alles auf den letzten Drücker und prompt verpasste sie 2 x den Zug und kam zu spät zum Arbeiten, was eine "nette" Mail von ihrer Berufsbildnerin zur Folge hatte. Auch hat sie eine Mahnung erhalten, weil sie vergass die Rechnung zu zahlen.

Was ich hart finde, dass Naura Deinen Sohn als krank einstuft. Ich finde es gerade bei psychischen Störungen schwierig, was ist krank und was nicht. Es gibt Leute, die haben x psychische Diagnosen auf dem Papier und haben doch einen Job und keine Unterstützung der IV (mehr) nötig. In den früheren Arztberichten steht fehlende Krankheitseeinsicht, verweigert Medieinnahme. Ich sehe beruflich in diverse IV-und Krankentaggeld-Akten. Die IV arbeitet so etwas von langsam.

Ich weiss bei meiner Tochter, dass die Beziehungsebene sehr wichtig ist. Mit dem 4. -6. Klasselehrer klappte es überhaupt nicht, es kam die ADS-Diagnose, 2 Jahre Medieinnahme Focalin). In der Oberstufe startete sie ohne Medi und sie hatte so gute Lehrer, dass sie aufblühte, Selbstbewusstsein gewann und von der Sek B ins A aufstieg. In der Lehre hatte sie nun Pech mit der Ausbildnerin (wir Eltern finden sie auch alles andere als toll, nachdem wir sie seit der Lehrvertragsunterzeichnung noch 2 x bei Gesprächen gesehen haben). Nun wechselt sie eben die Lehrstelle. Ich hätte sie auch wieder zum Psychiater schleppen können, aber Medis hätte sie keine mehr genommen. Sie wollte sie schon in der Oberstufe nicht mehr nehmen, weil sie sich wie zugedröhnt vorkam und es ging ja gut ohne Medis. Vor kurzem hat sie eine einmalige Sitzung bei einem Psychologen, zu dem sie wieder gehen könne, wenn im neuen Lehrbetrieb auch Probleme auftauchen würden. Da sie auch den Ersttermin selber mit ihm vereinbart hat, wäre sie auch in der Lage einen Folgetermin zu vereinbaren, falls nötig. Ich habe ihr einzig bei der Psychologenauswahl und beim Veranlassen des Überweisungsschreiben vom Hausarzt geholfen und den damaligen ADS-Bericht vorgängig mit ihrem Einverständnis dem Psychologen gemailt. Ich mische mich sowenig wie möglich ein. Es führen viele Wege nach Rom. Sie muss ihren Weg selber wählen und er muss für sie stimmen. Ich habe ein offenes Ohr und biete ihr meine Hilfe an, wenn ich mich dazu in der Lage sehe, oder gebe ihr Tips, wer ihr helfen könnte. Wichtig ist mir einfach, dass sie einen Lehrabschluss macht und danach beruflich und privat zufrieden ist. Ihre Finanzen, Wohnsituation, etc. so im Griff hat, dass sie keinen Beistand braucht, wenn sie volljährig ist.

In meinen Augen hat das ADS nicht nur Nachteile, sondern auch Vorteile. So kopflos sich getrauen, einfach die Kletterwand hochzuklettern, sich stundenlang in etwas vertiefen und die Welt um sich herum ganz vergessen, so neugierig ist, .... Manchmal denke ich, dass meine Tochter glücklicher durchs Leben geht, das Leben mehr geniessen kann, als der Sohn, der nie abgeklärt wurde und "normal" ist. Ich hoffe, Du kannst auch das positive vom ADS sehen. Dass das Quetiapin unter ärztlicher Begleitung ausgeschlichen wird, finde ich persönlich höchste Zeit. Wenn ich es richtig verstanden habe, haben sich die neuen Ängste entwickelt, bevor das Quetiapin reduziert wurde? Die anderen Medis sind ja wegen dem ADS und ev. könnte man dort auch Anpassungen vornehmen. Ich frage mich, warum er 3 verschiedene ADS-Medis verschrieben bekommt. Aber ich verstehe zuwenig davon. Ich kenne einen jetzt volljährigen, der nimmt nur nach Bedarf Medis. Er kennt sich inzwischen soweit, dass er selber einschätzen kann, für welche Situationen es besser ist, wenn er vorher etwas genommen hat. Es gibt übrigens ein geschütztes Forum rund um AD(H)S, in dem zur Zeit allerdings sehr wenig läuft.
Meitli 12/05
Bueb 06/07

Benutzeravatar
Mamuseli
Newbie
Beiträge: 12
Registriert: Di 12. Feb 2013, 13:07
Geschlecht: weiblich

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Mamuseli »

Ihr Lieben!

(Liebe Schwups: AD(H)S ist tatsächlilch eine Krankheit, die sehr wohl auch psychische Krankheiten mit sich bringt)

Es ist leider so, dass eines der grössten Probleme dasjenige ist, dass nach einer Diagnose des Kindes, Eltern zwar gleich danach informiert werden, was AD(H)S bedeutet und welche Medis was mit dem Hirn machen, aber das wars dann schon.
In all den Jahren habe ich gemerkt, dass AD(H)S mit all seinen verschiedenen Facetten (die individuelle Persönlichkeit des Betroffenen mit seiner eigenen Sensibilität und der individuellen Intelligenz, Umgang und Reaktionen des Umfelds, die wachsenden Entwicklungsphasen, usw…) zu wenig klare und angebotene Unterstützungen gibt.
Für die Betroffenen selber, deren Eltern (erst recht) sowie in der Schule und später im Lehrbetrieb.
Möglicherweise ist es ortsbezogen unterschiedlich.
Ansonsten ist es wirklich so, dass ich als reife Frau, mit der Diagnose ADS keine Ahnung hatte und lange Zeit das «Träumerli» im Kleinkindalter schön fand.
Niemals war mir bewusst, wie schlimm die Demütigungen in der Schule – seitens Mitschüler wie auch Lehrer! – für den kleinen Träumer in der Primarschule würden.
Wie konnte ich auch: als 3jähriger war er das sonnigste, fantasievollste, lustigste und selbstbewussteste Kind. Alle anderen Kinder fanden seine Spielideen und seine mitreissende Art so toll, dass sie sich um ihn scharten und sich mitziehen liessen.
Er beobachtete intensiv, hörte gut zu, lernte mit Leichtigkeit weil er sehr viele Interessen hatte. Und wenn ihm etwas nicht gelang, da wurde er zum Teufelchen mit sich selber. Das war die erste «komische» Auffälligkeit.
Sein Sozialverhalten war ausserordentlich. Er beschützte Schwächere, holte Aussenseiter ab und trug enorm Sorge zu seinen Spielsachen und Bücher.
Die zweite Auffälligkeit war dann mit der Zeit seine enorme Langsamkeit, sein abgelenkt sei.
Irgendwann stellte sich heraus, dass er Dinge, die ihn nicht interessieren, einfach nicht tut.
Das erste Mal, als er mit zerkratzem Gesicht nach Hause kam, fand er es nicht nennenswert darüber zu berichten. «Wir waren im Wald und es ging etwas wild zu»
Die Lehrerin rief mich jedoch an und schilderte mir mit grossem Entsetzen, dass ihn ein Junge in der Klasse so malträtiert habe.
Es war der Junge, der seit Jahren sehr stark auffällig war und von allen anderen Kindern deswegen gemieden wurde. Nur eben unser sozialer Sohn verspürte den Drang, sich dem Jungen anzunehmen, was ich natürlich auch sehr schön fand.
Doch grade weil unser Sohn sich in diese Zeit auch gerne an anderen Kindern anschliessen wollte, fing er an unseren Sohn zu drangsalieren und auch sonst die ganze Schule zu terrorisieren.
Kurze Zeit später wurde der Junge in die Schulinsel verlegt.

Ab der 3. Klasse versuchte sich Junior in eine fixe Dreiergruppen-Gang einzuordnen. Das waren dann jene Jungs, die ihn mit hinterhältigen Spielchen und Beleidigungen zum ersten Mal in seinem Leben die dunklen Seiten der Mitmenschen spüren liessen. Von da an hatte er nur noch Gedanken für dieses Thema. Er wurde schluddrig, vergesslich, noch langsamer und stiller.
Einen Teil davon überforderte auch den Lehrer, dessen Pensionierung in greifnähe war und immer noch nach «alter Schule» unterrichtete und keinen blassen Schimmer davon hatte, was AD(H)S ist.
Auch da habe ich lange Zeit nichts mitbekommen.
An einem Elternabend jedoch, als der Lehrer von «guten und schlechten Kindern» sprach, wurde mir endlich vieles bewusst. Leider dauerte es ein weiteres Jahr, bis unser Sohn die richtige Diagnose erhielt, grade eben wegen Falschaussagen dieses Lehrers und dank der aufmerksamen Schulpsychologin. Von da an wurde er sofort medikamentös unterstützt (zuerst Ritalin, dann Concerta und später Medikinet MR – bis heute). Es stellte sich auch heraus, dass Junior einen sehr hohen Quotient bei der räumlich-mechanisch-mathematischen Intelligenz hatte aber bei der verbalen Intelligenz fast schon unterdurchschnittlich war.
Seine Noten stiegen dank der Medikamente sofort in die Höhen. Er konnte sein Wissen endlich gesammelt aufs Papier bringen. Trotzdem litt er immer mehr an Traurigkeit.
Die Hoffnungen, dass der Lehrerwechsel ab der 5. Klasse unserem Sohn Erleichterung bringen würde, zerschlugen sich schon nach einem halben Jahr.
Die junge Klassenlehrerin wie auch die Französischlehrerin waren hauptsächlich auf ihr eigenes Leben konzentriert und verübten ihren Beruf unfassbar gleichgültig. Ich bekam das in jenen Schulbesuchen mit, die ich mir fortan immer herausholte, weil ich die starken psychischen Veränderungen meines Sohnes wahrnahm.
Nachdem der selbstgebackene Geburtstagskuchen, den Junior in die Schule mitbrachte, von den Mobbern direkt in den Abfall landete, meldete ich mich bei der Schulsozialarbeiterin.
Sie lernte dann sehr bald die Klasse kennen und besuchte die Klasse danach wöchentlich um zwei Lektionen soziales Verhalten zu unterrichten . Jetzt fühlten sich (es gab noch andere verhaltensauffällige Kinder) jene Schüler, die so toll zu mobben waren, wie auch Eltern endlich etwas ernst genommen.
In der Oberstufe dann, hatte unser Sohn endlich eine Lehrerin, die von sich aus Interesse an Sohnemanns Verhalten legte.
Es ist wirklich gewöhnungsbedürftig: in den Fächern, die ihn interessieren ist er überaus motiviert, klug und voll konzentriert und in anderen Fächern – wie auch «nur» die langweilige Eigenorganisation, ist er geistig abwesend. Hinzu kommt, dass er superfreundlich, zuvorkommend und fröhlich sein kann aber eben auch urplötzlich aggressiv und introvertiert.
Dank der Initiative dieser Lehrerin gab es Gespräche mit Psychiater, Schulleiter, der früheren Schulpsychologin, Schulsozialarbeiterin, Heilpädagogin und später auch mit einem Case Manager, der fortan für unseren Sohn nach der Schule zur Verfügung stand.
Wenn ich heute darüber nachdenke, wird mir wieder bewusst, dass so viele Fachkräfte für unseren Sohn unterstützend da waren, was mich damals zutiefst berührte aber schlussendlich alles etwas «zu spät» (IV nicht früh genug anerkannt für Förderunterricht mit Fachperson, sowie psychische Krankheiten) kam und nicht zu vergessen: direkte Unterstützung der Eltern, die kein Wissen und keine Erfahrung über die komplexe Krankheit haben.
Nun ist Junior im 2. Lehrjahr in einem Lehrbetrieb in dessen unser Sohn erst wegen seiner Superleistungen und seiner Art freudig aufgenommen wurde, dann aber bereits bald schon merkten, dass er ein ganz Spezieller ist.
Ich erfahre zum Glück direkt vom Lehrlingsverantwortlichen, wie sich Junior verhält. Und wie schon Jahre zuvor, habe ich den Eindruck, als hätte er autistische Züge. Das habe ich ein paar Male beim Psychiater angesprochen, doch er reagierte nie darauf. Also: schweige ich.
Jedenfalls ist es so, dass sich der Lehrlingsverantwortliche, so wie ich auch, mit Fachliteratur über das Thema AD(H)S eingedeckt hat, um mehr darüber zu erfahren.
Mittlerweile fanden zwei Gespräch mit dem neuen Case Manager und dem Lehrbetrieb statt, weil alle das Interesse daran haben unserem Sohn einen guten Lehrabschluss zu ermöglichen. Es wird immer eine Gratwanderung sein. Schulisch lernt er keine freie Minute (!) aber bringt in den Hauptfächern einen Durchschnitt von 5.5. Während der Arbeit selber ist er viiiiiel zu langsam (weil viiiiiel zu exakt und perfektionistisch) und er hat Ängste entwickelt, in die er sich tagtäglich reinsteigert (Asbest).

Lange Rede kurzer Sinn:
Ja, es ist wohl wirklich so, dass ich alleine dafür verantwortlich bin, weshalb es mir schlecht dabei geht.

Ich versuche nun den Fokus mehr auf mein persönliches Leben zu richten und betrachte meine ellenlangen Zeilen oben als Rausschreien und schliesse nun dieses Kapitel erst mal. 😉

Danke euch, dass ihr da seid!

Liebe Grüsse, Mamuseli

Benutzeravatar
Schwups
Vielschreiberin
Beiträge: 1160
Registriert: So 20. Mai 2007, 07:59

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Schwups »

Mamuseli, von wo ist dieser neue Case Manager? Von der IV? Der Sohn war bei diesen zwei Gesprächen mit dem Lehrbetrieb auch dabei, oder? Was ist mit dem Vater des Sohnes?

Nicht Du bist dafür verantwortlich, dass der Sohn die Lehre erfolgreich absolviert, sondern der Sohn selber mit Unterstützung vom Lehrbetrieb. Zum Zeitpunkt der LAP wird er bereits volljährig sein. Er muss seinen Weg selber machen. Eigentlich müsste zuerst Dein Sohn vom Lehrlingsverantwortlichen erfahren, wie er sich verhält. Bei der Tochter gibts alle 6 Monate einen Bildungsbericht. Dort kann ich u.a. die Schwächen, Stärken, etc. herauslesen. Wenn es Dir zuviel wird, kannst Du den Lehrlingsverantwortlichen immer noch bitten, sich an den Vater des Sohnes zu wenden oder ein Gespräch verlangen, bei dem Sohn, Vater und Du anwesend seid.

Meine Tochter hat in der 5. Klasse die Diagnose ADS bekommen. Für mich ist sie deswegen nicht krank, da sie weder in ärztlicher Behandlung steht noch arbeitsunfähig ist. Bei der IV wurde sie auch nie angemeldet. Der SPD stellte in der 4. Kasse die Diagnose LRS. Die darauf folgende Logopädie-Therapie in der Schule und zuhause das Üben mit Lesikus waren so erfolgreich, dass sie auf einmal keine LRS mehr hatte und die Logo beendet wurde.
Meitli 12/05
Bueb 06/07

Sternli05
Plaudertasche
Beiträge: 5017
Registriert: Di 15. Dez 2015, 08:15

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von Sternli05 »

Dein Sohn zeigt wahrscheinlich autistische Züge, aber so ein sozialverhalten hätte er als Autist nicht. Ich habe einen Sohn mit ASS und einen mit ADS. Mein ADS Sohn ist 16 und es erinnert mich einiges was du schreibst an ihn. Er wurde aber nie gemobbt. Dafür do sehr in dich gekehrt das er bei einem Vorstellungsgespräch keine 5 Worte hervorbringt. Das ist gerade sehr schwierig.
Bei meiner Tochter hörten wir vom Lehrbetrieb ganze 3 Jahre nichts. Ich sah die Lehrlingsverantwortliche beim Vertrag unterschreiben und bei der Abschlussfeier 😁.

Was ich aber auch merken musst. Man bekommt eine Diagnose und steht dann da, fertig. Ich bin heute noch manchmal überfordert, mit beiden Diagnosen. Unterstützung gibts gleich null.

Ich wünsch euch einfach alles Gute. Raten kann ich dir nichts.

Benutzeravatar
naura
Stammgast
Beiträge: 2064
Registriert: Di 8. Aug 2006, 16:13

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von naura »

@Krankheit/meine Meinung
Ich verstehe nicht ganz wieso ihr wiederholt darauf hinweist, dass das ADS kein Krankheitswert hat. Es geht doch bei Mamuselis Sohn offensichtlich nicht um ein leichtes ADS oder ADHS, das mit wenig Mediket oder gar ohne Medis im Alltag aber gut läuft.
Es bestehen offensichtlich Komorbiditäten (Zusatzerkrankungen). Mamuseli hat die Medikamente aufgezählt, es wurde mit unterschiedlichen ADHS-Medis experimentiert, ein Medi wird oft bei bipolaren Störungen gegeben, eines bei schweren Angstzuständen.
Ich habe das Gefühl, einige fühlten sich durch meine Aussagen getriggert, weil eigene Geschichten am Thema ADS/ADHS dranhängen, aber ich habe mir erlaubt einfach auf Mamuselis Schilderungen einzugehen und sie schreibt klar, dass trotz Medis etc. eine Angsterkrankung den Alltag dominiert. Ein leichtes ADHS ist damit nicht zu vergleichen. Ich habe selber hautnah erlebt, was einer ADHS Erkrankung alles mit einher gehen kann, auch in Kombination mit Medikamenten und Experimentieren damit.
Die Definition ob etwas als eine Krankheit eingestuft wird, ist unter anderem der Leidensdruck und Mamuseli's Sohn hat offensichtlich einen Leidensdruck. Nur weil er in der Lehre funktioniert, heisst das noch lange nicht, dass es ihm gut geht. Die Ängste, die teilweise ja offensichtlich irrationale Züge zu haben scheinen, zeigen es. Sie schreibt im Titel auch noch von der Mediensucht, was für mich auch ein Anzeichen ist, dass er sich selbst schlecht aushält. Es gibt auch Menschen mit ganz schlimmen Diagnosen, die hochfunktional alles leisten was von ihnen verlangt wird, bis sie gar nicht mehr können.
Ein starkes ADHS/ADS ist meiner Meinung nach schon ein schweres Kreuz und da es noch wenig gute Unterstützung gibt ausser Medis, die ich gerade bei schlecht begleiteten Patienten kritisch sehe, ergeben sich oft Leidensgeschichten auf unterschiedlichen Ebenen. Früh erkannt und gut begleitet, ist ein leichtes bis mittleres ADS/ADHS sicher meist gut zu kompensieren. Oft sind das auch blitzgescheite Leute, die ausgeklügelte Strategien entwickeln, v.a. die Frauen ;) Ich glaube aber, dass viele Betroffene sehr viel Energie aufwenden müssen, um sich ohne Unterstützung und "Sonderbehandlung" in die Erwartungen der "Leistungs-Gesellschaft" einzugliedern.

@Mamuseli/meine Wahrnehmung deiner letzten Schilderungen
Du kannst keine PN's lesen, darum schreibe ich das jetzt hier in den Thread. Es ist aber wirklich für dich und ich hoffe du kannst dir einfach das rausnehmen, was dich grad irgendwie unterstützt.
Dein Sohn klingt nach einem wundervollen, herzensguten Jungen, der schon früh ganz stark sein wollte. Was er in der Primar erlebt hat war sicher sehr prägend und destabilisierend, er wollte es runterschlucken und doch hat es etwas mit ihm gemacht.
Ich kann sehr gut nachfühlen, wie du dich fühlst, das "alleine verantwortlich sein" für schwierige Geschichten und schwere Entscheidungen. Es wenigstens erzählen zu können ist manchmal extrem entlastend. An deiner Stelle würde ich langsam meine letzten Amtshandlungen planen als Verantwortliche für deinen Sohn. Erster Punkt, der mir wichtig wäre: eine therapeutische Begleitung finden, der du vertrauensvoll die Verantwortung für die psychische Gesundheit deines Sohnes grösstenteils abgeben kannst. Jemand, der mit ihm vielleicht auch wirklich nochmals bei 0 anfängt und der sich sehr gut mit den Medis auskennt. Punkt zwei: es läuft ihm gut im Lehrbetrieb und in der Schule. Das wird reichen, dass er den Abschluss schafft und du kannst da wirklich loslassen. Die Leute wissen über seine Diagnose Bescheid, dann vergisst er halt mal was oder ist speziell. Egal, das macht ihn nicht weniger wertvoll und glaub mir, ich kenne nicht wenig Jugendliche, die in der Lehre ohne ein ADS eine grössere Belastung für die Betriebe sind. Der Bub ist wohl nicht in Gefahr diese Lehre zu vergeigen. Punkt drei: Ich würde daran arbeiten, deinen Sohn zu akzeptieren wie er ist und ihm zuzutrauen, dass er trotz allem ein glückliches und zufriedenes Leben führen kann. Ich bin sicher er spürt ja auch deine Verzweiflung über ihn und sein Verhalten und das tut am Ende euch beiden nicht gut. Rede mit ihm, sag ihm dass du das nicht mehr so "halten" kannst bist zum Lehrende und dass du ihm die Verantwortung für gewisse Dinge nun überlässt. Werde nicht wütend, wenn er es nicht grad kann. Er wird mit der Zeit Strategien entwickeln, aber das geht nicht, wenn du immer dahinter stehst. Du lässt ihn nicht im Stich damit und natürlich, wenn du merkst, dass es ihm psychisch deutlich schlechter geht, dann ändert das die Situation. Aber so wie das momentan in der Lehre und im Alltag klingt, ist dein Sohn gut unterwegs und im Lehrbetrieb und mit Case-Manager gut begleitet, so dass er ohne die Stützrädli den Rest der Lehre üben kann sein Ding alleine zu schaukeln. Vielleicht gibt es ihm mit der Zeit mehr innere Sicherheit und Stabilität, so dass sein Ängste auch besser haltbar werden.
Ich weiss nicht, ob dir je jemand dafür gedankt hat: aber du hast sehr viel Kraft und Energie in das Halten deines Sohnes gesteckt, dafür hast du vollsten Respekt und Wertschätzung verdient. Ich bin sicher, dein Sohn wäre heute nicht wo er ist, wenn er nicht so ein starkes Mami gehabt hätte, das sich für ihn eingesetzt und ihn auf seinem Weg unterstützt hat.
Dass du dich momentan so überfordert fühlst, ist für mich auch wie ein Zeichen, dass ihr beide aus diesem Setting herausgewachsen seid. Toll dass du dich jetzt mehr auf dich konzentrieren und für dich sorgen willst. Damit bist du deinem Sohn ein gutes Vorbild und hast wieder Kapazität dich mit offenem Herzen auf die Beziehung einzulassen.

Herzlich naura
mit Meite (07)
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

Benutzeravatar
sonja32
Vielschreiberin
Beiträge: 1760
Registriert: Fr 27. Jul 2007, 11:38
Geschlecht: weiblich

Re: 17 Jahre: ADS, Ängste, Mediensucht, Logiker, Alltagsuntauglich

Beitrag von sonja32 »

Ich wollte Dir mein Mitgefühl mitteilen. Ich weiss genau was Du durchmachst. Es ist sehr schwierig, weil man sich nicht austauschen kann.
Ev. findest du über ELPOS.ch eine Selbsthilfegruppe? Lass auch Dir helfen, du leistest sehr viel und niemand weiss dies besser wie ich.

Es sind so himmelweite Unterschiede ein Kind mit ADS, ADHS, etc. zu begleiten, wie ein Kind *normales* Kind. Und mit den Medikamenten läuft es teilweise besser, aber es kommen neue Probleme hinzu. Ich kann davon auch ein Liedelein singen. ;-).
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

Antworten