Rassistisches Denken

Für alles, was nicht in die anderen Foren passt...

Moderator: conny85

Antworten
Lovegood
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: So 11. Okt 2020, 11:58

Rassistisches Denken

Beitrag von Lovegood »

Ich benutze hier mal wieder meinen Zweitnick da ich unter meinem normalen Nick erkennbar bin. Ich möchte keinesfalls erkannt werden, da ich mich sehr schäme, deshalb schreibe ich auch hier, ich kann mit niemandem darüber sprechen.

Ich denke je länger je rassistischer. Ich will das nicht und ich weiss nicht, was ich dagegen tun kann. Ich versuche meine Gedanken anders zu lenken, aber das gelingt mir nicht.

Früher war ich nie so. Es spielte für mich nie eine Rolle, welche Hautfarbe jemand hat, woher er kommt, welche Religion er hat, wie er spricht. Ich wähle seit jeher grün oder rot. Meine Gedanken und Empfindungen haben sich angefangen zu ändern, als die Medien voll waren mit dem Thema im Rahmen der Mohrenkopf- und der BLM-Debatte.
Seither achte ich mich automatisch wo wie viele PoC abgebildet oder vertreten sind. Ich mag jetzt nicht im Detail ausführen was genaue in meinen Gedanken und Empfindungen geschieht. Weil das ist echt nicht schön.

Ich will das nciht. Wie komme ich da wieder raus?
Kennt jemand ein gutes Buch, einen guten Podcast? Oder was könnte ein Weg sein?

Danke für die Hilfe. Ich glaube, ich kann jetzt noch die Kurve kriegen bevor ich wirklich zur Rassistin werde.

sonrie
Urgestein
Beiträge: 11429
Registriert: Do 27. Mai 2010, 19:40
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von sonrie »

Ist dein Denken denn negativ gegenüber Menschen anderer Rasse, Herkunft etc. Oder ist es einfach so dass du dich seit diesen Diskussionen in den Medien einfach mehr achtest, ob auch POC abgebildet werden?
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

Lovegood
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: So 11. Okt 2020, 11:58

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Lovegood »

Es hat damti angefangen, dass ich mich geachtet habe, wo überall POC abgebildet sind, wo sie aber auch in echt sind. Ich habe mich zum ersten Mal auf die Hautfarben geachtet. Dann ist es mir irgendwann richtig aufgefallen. Jeder Mensch mit dunklerer Haut ist mir sofort ins Auge gesprungen, jede Frau mit Kopftuch. Ich emfpinde diese Menschen, da sie mir immer überall so auffallen, irgendwie als störend.
Und das finde ich schon rassistisch.

sonrie
Urgestein
Beiträge: 11429
Registriert: Do 27. Mai 2010, 19:40
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von sonrie »

Grundsätzlich ist es ja absolut ok wenn dir auffällt wie vielfältig und bunt die Gesellschaft ist, das multikulturelle an sich. Dir ist ja auch durchaus bewusst dass das was mit dir macht, was dich ja davor bewahrt, blind irgendwelchen irrationalen Dingen nachzugeben.

Ich denke es macht Sinn sich Gedanken zu machen was genau dich denn an diesem "anderen" so stört und dann dort ansetzen.
Oftmals ist es die Angst dass Gewohntes durch Fremdes ersetzt werden könnte, Angst um Job, Wohlstand etc. oder einfach das Fremde an sich weil man es nicht einordnen kann. Weisst du was ich meine?

Hast du in deinem Umfeld denn keine POC oder Leute anderer Herkunft, Glaube und Kultur? Sich damit zu konfrontieren kann dem Fremden das Fremde nehmen und es in die eigene Welt integrieren.

Du könntest in diesem Thread in dem du anonym bist deine Gedanken (auch wenn sie dir unangenehm sind) beschreiben und durch Meinungen und Gedanken anderer swissmoms diese widerlegen/einordnen/aufdröseln lassen.
Vielleicht findest du so raus was genau dich stört oder dieses Gefühl hervorruft?

Man muss sich nicht für sein Empfinden schämen, auch nicht bei so einem Thema.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

Leela
Wohnt hier
Beiträge: 4418
Registriert: Di 16. Mär 2010, 21:58
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Leela »

Vielleicht bist du auch etwas streng mit dir.
Frauen mit Kopftuch fallen mir zb auch auf und meine Gefühle in dem Moment würde ich auch nicht unbedingt als positiv bezeichnen.
Es polarisiert halt aber so lange ich dies niemanden spüren lasse, sind die Gedanken frei, finde ich.
2010, 2013, 2015

Benutzeravatar
Moreen
Posting Freak
Beiträge: 3578
Registriert: Mi 14. Okt 2009, 14:06

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Moreen »

Deine Einstellung darf dir niemand übel nehmen, jeder Mensch darf denken, was er will oder wie er fühlt. Wichtig finde ich, dass man nicht diskriminiert - das finde ich inakzeptabel. Ich habe eine liebe Bekannte, welche aus Kenia stammt. Neulich haben wir uns beim Einkaufen getroffen und einen Schwatz gehalten. Die Blicke einiger Leute, die an uns vorbeigingen, sprachen Bände... Aber eben: jeder hat seine ganz persönliche Meinung zu Menschen anderer Kulturen und darf diese auch haben. Respekt, Anstand und Toleranz muss einfach gewahrt werden.
In Ruhe gelassen werden ist gut.
Durch Ruhe «gelassen werden» ist besser.

Benutzeravatar
Petite Souris
Senior Member
Beiträge: 651
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 11:56
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Petite Souris »

Menschen mit Kopftuch, anderer Hautfarbe als in unseren Breitengraden üblich, ausgefallener Kleidung, speziellem Benehmen, spezieller Grösse etc. fallen auf und man bemerkt sie eher, als Menschen die dem Aussehen der Mehrheit entsprechen.
Ich ertappe mich auch oft, dass ich solche Menschen länger betrachte, als andere. Und Gedanken bilden sich ziemlich selbstständig. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man seine Gedanken ab und zu hinterfragt und dass man diese Leute nicht diskriminiert. Aber In den Gedanken soll man frei sein.

Lovegood
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: So 11. Okt 2020, 11:58

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Lovegood »

Danke Sonrie für deine Anregungen.
Ich versuche hier etwas zu schildern, wie ich denke und empfinde.

Nein, ich habe keine Angst vor Jobverlust. Mein Job ist qualifiziert und in dieser Hinsicht nicht gefährdet.
Und klar habe ich in meinem Umfeld Leute aus anderen Kulturkreisen. Die sind aber eigentlich alle gut bis sehr gut integriert und "stören" mich daher auch nicht. Ich sehe sie als durchwegs "gleichwertig" an.

Ich habe grundsätzlich keine Mühe mit Leuten die gebildet sind, sich integrieren, für sich selber sorgen.

Ich habe z.B.Mühe mit Leuten, die vom Sozialamt abhängig sind und trotzdem ein Kind nach dem andern bekommen.(Gut, da habe ich auch bei Schweizern Mühe)
Oder die junge afghanische Frau, die vor kurzem in der Arena war und so agressiv Forderungen gestellt hat... irgendwas triggert dieses Verhalten in mir.
Oder all die jungen afrikanischen Männer, die lieber ihr Leben auf See riskiern, jahrelang in Lagern feststizen, hier dann von Sozialhilfe leben.... statt dass sie ihre Länder aufbauen. Ich habe schon Empathie und kann im Einzelfall die Fluchtgründe nachvollziehen. Ich sehe es aber nicht als Lösung an, dass alle, die bei uns ein besseres Leben führen könn(t)en zu uns migrieren. Das funktioniert nicht. Aber in meinem Umfeld darf man sowas nicht laut aussprechen.

Sowieso habe ich, die ja immer links und grün wählt, oft Mühe mit Aussagen der entsprechenden Politiker. Ich sehe es einfach nicht mehr so, dass der böse Westen und Europa an allem Übel Schuld sind. Klar, wir haben eine historische Schuld. Trotzdem bekommen es die armen Länder trotz Millionen an Entwicklungshilfe nicht auf die Reihe. Sie selber vergeben ja die Konzessionen und Lizenzen für den Rohstoffabbau. Was können wir gehen ihre Korruption und die Vetterliwirtschaft tun?

Oder Afghanistan: Mir tun die Frauen schrecklch leid. Echt. Aber trotzdem: Es sind ihre Väter, Ehemänner, Brüder und Söhne die sie so behandeln. Irgendwie müssen sie ihren Scheiss selber auf die Reihe kriegen.

Aber auch diese Gedanken, die könnte ich nie so ausprechen.

Lovegood
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: So 11. Okt 2020, 11:58

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Lovegood »

Danke Leela, es tut mir gut zu lesen, dass ich nicht die einzige bin, die auf kopftuchtragende Frauen reagiert. Ich schäme mich dafür, aber ja,wie du sagt, die Gedanken sind frei.

Moreen und Petite Sourire
Danke auch für eure Antworten. Ja, ich denke, dass ich anständig und (zumindest gegen aussen hin) tolerant bin. Das ist jedenfalls mein Anspruch an mich.

sonrie
Urgestein
Beiträge: 11429
Registriert: Do 27. Mai 2010, 19:40
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von sonrie »

Ganu ehrlich, ich kann deine Gedanken gut verstehen und auch nachvollziehen - diese richten sich aber nicht gegen einzelne Personen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Kultur sondern üben Kritik an dem Umgang der Politik/Gesellschaft mit den Herausforderungen unserer Zeit. Für mich ist das kein Rassismus sondern Kritik an Entscheidungen oder dem System etc.

Man ist kein Rassist weil man hinterfragt, wie Dinge politisch gehandhabt werden (Flüchtlingswelle, Entwicklungshilfe etc.) oder wenn man gewissen Dingen/Aussagen kritisch gegenübersteht. Man muss auch nicht alles gut finden oder akzeptieren was jemand sagt/fordert nur weil er einer Minderheit hier in CH angehört.

Der Unterschied liegt darin ob man das Verhalten der afghanischen Frau nicht akzeptiert (oder ihre Forderungen) oder die Frau an sich WEIL sie aus Afghanistan kommt (ganz ungeachtet was Sie sagt oder tut).
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

Benutzeravatar
naura
Stammgast
Beiträge: 2064
Registriert: Di 8. Aug 2006, 16:13

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von naura »

Da muss ich jetzt auch ganz ehrlich sein, ich kann dir nicht zurückmelden, dass ich deine Gedanken ok und nachvollziehbar finde. Im Gegenteil. Ich weiss aber, dass viele Menschen solche Gefühle haben und ich nehme das auch sehr ernst. Ich finde aber toll, dass du merkst, dass nach deinem Gefühl irgendwas nicht ganz rund läuft in deinen Gedanken und habe dir einige Themen/Gedanken aufgeschrieben, mit denen du dich auseinandersetzen könntest:

- Kolonialismus (und auch die Rolle der Schweiz/allg der weissen Weltbevölkerung) (evt. Schattenprinzip)
- systematische Unterdrückung und Ausbeutung, die die weisse/westliche/Erstweltländer überhaupt in diese privilegierte Situation gebracht hat
- edit: Rolle des Christentums/Missionieren in der Welt
- systematischer Rassismus seit so langer Zeit, der uns tief verankert das Gefühl gibt eine bessere Gattung Mensch zu sein, in der Sprache lesbar, in Büchern etc etc. (Dass es sich tief in unserem Gefühl ok anfühlt Wörter die mit anderen Hautfarben/Kulturen als Schimpfwort etc. Zu benutzen, zeigt wie tief das sitzt.. übrigens genau so mit frauenverachtenden Ausdrücken)
- warum es möglich ist, dass es uns so gut geht und wer dafür den Preis bezahlt
- dass einzig Glück/Pech des Geburtsorts und der Hautfarbe über Chancen, Rechte etc bestimmt und du dafür dass du dich so qualifiziert ausbilden durftest und konntest, kannst du nur dankbar sein (für diese Chance hast du absolut nichts geleistet und kein Flüchtling hier hat jemals die gleiche Chance, glaub mir, nach ca 4 Generationen die Kindeskinder vielleicht).
- wer profitiert von Krieg und Armut in den Ländern, die Menschen zur Flucht antreiben? Was bedeutet es dort zu bleiben?
- welche Rechte haben geflüchtete Afghanen, Eriträer etc? Kennst du die Asylpolitik der Schweiz und ihre Folgen?
- wie viel Geflüchtete nimmt die Schweiz im Verhältnis zu unserem Wohlstand, wie viele andere Länder? Wie viel verdient dir Schweiz mit Waffen?
- wann ist für dich ein Mensch wertvoll? Warum? Wenn du mal nicht mehr arbeiten könntest, wärst du dann noch wertvoll?
- was ermächtigt dich Menschen als gleich-/minderwertig zu bewerten? Wer hat dir dieses Wertesystem beigebracht?
- wie viele Beziehungen hast du zu Menschen aus anderen Kulturen?

Bücher findest du im Netz viele, gerade in der BLM Phase gab es haufenweise Empfehlungen. Ich empfehle grundsätzlich dich in dem Bereich zu engagieren. Ich denke das würde in dir etwas verändern.. im Kanton AG könnte ich dir viele Möglichkeiten vermitteln.

Herzlich naura
mit Meite (07)
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

bambam
Newbie
Beiträge: 18
Registriert: Mi 11. Dez 2013, 20:19
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von bambam »

Was ich an deinem Eingangspost schätze: Du bemerkst, das du so reagierst. Ich finde die Gespräche über Rassismus/Ausgrenzung mit Personen die dies rundweg verneinen sehr schwierig.
Meine Gedanken dazu: Kennst du denn junge Afrikaner die ihr Leben im Mittelmeer riskiert haben um hier von Sozialhilfe zu leben? Bist du schon Afghanen begegnet? Meiner Erfahrung nach halten sich diese Vorurteile meistens nur wenn man selber keine Erfahrungen gemacht hat (im Luzerner Hinterland wo ich eine zeitlang gearbeitet habe wussten alle wie man mit diesen Flüchtlingen umzugehen habe und alle wussten auch ganz genau über die Motive die sie hatten Bescheid, gesehen oder gesprochen mit einem Flüchtling hatte aber keiner davon)
Kritische Fragen zu stellen über das System, einzelne Menschen auch nicht zu mögen ist aber vollkommen ok.

ausländerin
Stammgast
Beiträge: 2319
Registriert: Mi 28. Jan 2015, 15:09
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von ausländerin »

Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll. Ich verlinken hier eine Broschüre aus 2015-2017 aus Deutschland die manche Vorurteile kurz und verständlich erklärt. https://www.proasyl.de/thema/fakten-zah ... urteile-2/
-Flüchtende in der Schweiz: Vielleicht ist es gut zu wissen dass absolut das grösste teil von Flüchtenden Menschen in Entwicklungsländern bleibt und nur ein kleines Bruchteil nach Europa kommt. Weltweit waren es 82 Millionen Menschen in 2020. Mit Ukraine kommen noch 8 Millionen dazu plus 10 Millionen vertriebene in eigenem Land. In normalen Jahren waren es 1-2 Millionen neuen Flüchtenden jedes Jahr. In Ländern wie Libanon jedes 4-5 Mensch ist ein Flüchtling, über 80 Prozent bleiben in direkten Nachbarskindern. Also - hilft es eventuell zu verstehen dass die Menschen dass nach Libanon, Türkei, Bangladesch, Kenia, Uganda, Nigeria flüchten es nicht wegen so tollen Sozialleistungen in diesen Staaten machen aber aus anderen Gründen, wie zum Beispiel Angst um Leben. Nur ein sehr kleines Teil davon kommt in der Schweiz, oft weil die Zustände in Flüchtlingslagern schlimm und lebensbedrohlich sind. Welcher Mensch der nicht schwimmen kann setzt sich in ein marodes Boot und nimmt noch sein Kind mit und zahlt noch dafür? Machen die Leute wirklich um die 400 CHF pro Monat an Sozialhilfe zu bekommen? Aus welchen Gründen würdest du so ein Schritt machen?
- und die Menschen wollen nicht alle in der Schweiz weil es hier so toll ist. Ukrainer dürfen ohne Begrenzungen hier anreisen. 50 tausend sind hier, über 2 Millionen immer noch in Poland und manche reisen langsam zurück (die die es können). Also - ist der Schweiz doch nicht so toll, und ja, es reguliert sich selbst auch ohne Verbote und Begrenzungen.
- Fehlende Integration: Integration ist nicht so einfach wie man es sich vorstellt. Erstents- die meisten Familien schicken ihre Kinder zu Schule, also machen sie nicht nichts. Das ist schon sehr wichtig. Die Frau mit Kopftuch mit 4 Kinder macht jedes Morgen Znüniböxli und saubere Kleider bereit, sie übersetzt die 20 Zätteli von der Schule mit Google und schaut dass die Kinder um 21.00 im Bett sind. Auch wenn sie kein Deutsch kann und nicht arbeitet. Zum selber Sprache Lernen braucht es an Ressourcen. Erstents- ,- den kostenlosen Angebot an Sprachkursen ist begrenzt und der muss man suchen. Zum es finden braucht es Deutschkenntnisse, Zugang zu Internet, usw. Dann braucht es Kinderbetreuung für diese Zeit. Dann, Kontakt zu Deutschsprachigen Personen. Und es braucht an Perspektiven. Wenn die Perspektive ist ein Job in niedriglohn Sektor, mit dem Lohn dass nur knapp höher ist als Sozialhilfe und keine Sicherheit dazu - und keine Kinderbetreuung vorhanden? Oder die Flüchtlinge die hochschulabschlusse haben die nicht annerkant werden? Was haben die für Perspektiven?
- Um keine weitere Kinder zu bekommen braucht man Familienplanung. Dafür braucht man Verständnis wie das Körper funktioniert. Und nein, Verhütungsmittel sind nicht in der Versicherung die Flüchtende haben drin. Es ist egal dass ein Kind mehr Kostet als die Pille. Um Pille zu kaufen muss man jeden Monat 40 CHF haben und noch 150 CHF für Frauenarzt Besuch pro Jahr. Kondome sind nicht so sicher, wenn man nie gelernt hat sie richtig zu benützen. Es sind nicht die Leute die Dumm sind. Sie hatten nur nie die Chance mehr darüber zu lernen. Wo auch? Es gibt kein Sexualunterricht in einer Flüchtlingslager Schule in Nigeria...
- Entwicklungshilfe Gelder: es scheint ja soviel zu sein. Es sind aber Gelder für ganzen Welt. Rechnet man pro Land aus, dann ist es schon nicht so viel. Dann rechnet man mit dass die Humanitäre Hilfe nicht nachhaltig sein kann, weil es immer wieder zerstört wird solange Krieg andauert. Wir können trotzdem die Menschen nicht sterben lassen und bauen wieder von neue auf. Zusammen mit Lokalen. Und dann gibt es Korruption, fehlende Ausbildung von Ort, fehlende nachhaltige Finanzierung. Der Durchschnittszeit das ein Flüchtenden in einem Refugee camp verbringt ist mittlerweile 23 Jahre. Internationale Hilfswerke übernehmen die Kosten weil Nachbarländer es nicht können oder wollen. Die Leute können nicht mehr zurück, sie können nicht mehr weiter, sie bekommen keine Ausbildung und können nicht arbeiten dort (weil sie es nicht dürfen). Die Leute können nicht in ihren Ländern zurück weil sie es nicht leisten können dort neues leben aufzubauen, wenn sie geflüchtet sind. Und die meisten Konflikte dauern länger als das was man so darüber in Medien hört. Und Leute landen sofort in Gefängnis oder ihre Kinder müssen ins Militär wenn sie zurück kommen. Wo sollen die denn hin? Es ist nur Flucht nach vorne möglich, oder Tod.
Emphatie kommt wenn man die Situation den Menschen verstehten versucht, und mit Emphatie kommt akzeptanz. Angst und Vorurteile von nicht wissen und Angstmacherei Propaganda dass von SVP getrieben wird (Mann muss nicht die Partei wählen, ihre Propaganda ist man trotzdem durch Medien ausgesetzt). Das beste was du machen kannst - dich zu informieren.

Tröpfli83
Senior Member
Beiträge: 744
Registriert: Do 26. Nov 2015, 19:38
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Tröpfli83 »

Ich bin sehr froh und dankbar, dass Glück gehabt zu haben, wohlbehalten und sorgenfrei gross werden zu können. Nicht in einem Kriegsgebiet, nicht in einem Slum usw. nicht aufgrund meiner Hautfarbe verurteilt zu werden oder sogar vermehrter Gewalt ausgesetzt zu sein. Welches Recht habe ich andere zu verurteilen? Es könnte genauso gut ich sein, die übers Meer schippert in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Natürlich können nicht einfach alle "unverteilt" werden, aber ich habe nicht das Recht diese deswegen zu "verachten". So sehe ich es....

Lovegood
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: So 11. Okt 2020, 11:58

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Lovegood »

@naura, ausländerin
Ich denke nicht, dass man mit Information alles ändern kann. Ich sehe mich eigentlich als gut informiert. Gut, dieses Thema ist jetzt nicht gerade mein "Hobby". Aber ich lese z.B. seit 20 Jahren die WOZ. Und ich habe auch immer wieder mit geflüchteten Menschen zu tun (die sind aber meist schon etwas länger hier).
Was ich merke: wenn ich von eurer Seite Vorwürfe spüre, komm ich gleich in eine Verteidigungshaltung rein. Das hilft mir nicht. Ich will ja nicht so denken und so fühlen. Und doch geschieht das so in mir.

Lovegood
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: So 11. Okt 2020, 11:58

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Lovegood »

Tröpfli83 hat geschrieben: Do 9. Jun 2022, 20:35 Ich bin sehr froh und dankbar, dass Glück gehabt zu haben, wohlbehalten und sorgenfrei gross werden zu können. Nicht in einem Kriegsgebiet, nicht in einem Slum usw. nicht aufgrund meiner Hautfarbe verurteilt zu werden oder sogar vermehrter Gewalt ausgesetzt zu sein. Welches Recht habe ich andere zu verurteilen? Es könnte genauso gut ich sein, die übers Meer schippert in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Natürlich können nicht einfach alle "unverteilt" werden, aber ich habe nicht das Recht diese deswegen zu "verachten". So sehe ich es....
Ich denke genau so. Theoretisch. Ich will so denken.
Und doch schleichen sich immer wieder rassistische Gedanken und Gefühle rein.
Ich bin aber nicht verbittert oder so. Ich bin oft glücklich und echt dankbar, für alles was ich habe.

sonrie
Urgestein
Beiträge: 11429
Registriert: Do 27. Mai 2010, 19:40
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von sonrie »

ist es nicht ein bisschen so wie mit dem "Denk NICHT an einen rosaroten Elefanten? "

Vielleicht ist es auch einfach ok, Gedanken als das anzunehmen was sie sind und sich dann einfach überlegen, was man damit machen möchte? Unterdrücken funktioniert ja scheinbar nicht so gut ;-)
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

ausländerin
Stammgast
Beiträge: 2319
Registriert: Mi 28. Jan 2015, 15:09
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von ausländerin »

Lovegood - vielleicht solltest du kein WOZ lesen. Ich (ja, grün/links Wählerin) finde mittelerweile die Zeitung schrecklich. Mein letzten Tropfen ist geplatzt mit der Krieg in der Ukraine. Dieses Schieben von Schuld auf USA, NATO, Europa vertrage ich gar nicht weil in Bezug auf Ukraine es viel viel komplexer ist alles gerne von Linken dargestellt wird.
Ich kann dir empfehlen ein wenig bei NGOs zu lesen (Berichte von MSF, ICRC, Global Citizen, UNHCR, UNICEF, IRC, usw.) weil sie Fokus auf Menschen setzten, sie in Fordergrund stellen, ihren Not ansprechen und Verständnis fordern. Guardian hat oft sehr gute Opinion Artikel die auch Menschen und keine Ideologien in der Fokus setzen. Lese bitte kein WOZ mehr, und keine typisch Linke Medien. Die haben meiner Meinung nach den Boden unter den Füssen verloren. Spätestens am 24.2.2022.

Benutzeravatar
dede
Vielschreiberin
Beiträge: 1768
Registriert: Sa 13. Okt 2012, 20:32
Geschlecht: weiblich

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von dede »

Lovegood hat geschrieben: Fr 10. Jun 2022, 09:56 @naura, ausländerin
Ich denke nicht, dass man mit Information alles ändern kann. Ich sehe mich eigentlich als gut informiert.
Du sprichst ja von Gefühlen und was Bilder in dir auslösen. Solche Dinge lassen sich mit Information nicht so einfach ändern.
Wahrscheinlich würde ich mich eher fragen, woher diese Gefühle kommen könnten. Was sind die eigentlichen Ängste dahinter, also mehr den Gefühlen selber auf den Grund gehen. Empathie kann auch helfen, sich in die anderen Personen versetzen, sich überlegen, wie man sich selber in solchen Situationen verhalten würde, ganz einfach den Menschen mit seiner Lebenssituation und seinen Bedürfnissen ins Zentrum setzen. Vielleicht kommt dann plötzlich wieder viel mehr Verständnis zum Vorschein. Und auch eine Vorstellung die ganze Breite entwicklen. Was wir selber mit eigenen Augen sehen, ist nur ein kleiner Teil der Realität.

Lovegood
Newbie
Beiträge: 10
Registriert: So 11. Okt 2020, 11:58

Re: Rassistisches Denken

Beitrag von Lovegood »

@ausländerin
Ja, du hast Recht was die Ukraineberichterstattung der WOZ angeht. Das geht gar nicht. Und auch andere linke Medien, wie du sagst. Das Narrativ von den bösen USA ist da unverändert stark.

Antworten