Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

ausländerin
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von ausländerin »

Bei uns auch. Mein Mann hat sogar halben Tag unterrichtet - das Thema war aus seinem Fachgebiet und er hat mit Kinder draussen Experimente gemacht und Fragen gestellt und beantwortet. Alle fanden es toll.

Drag-Ulj
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Drag-Ulj »

Libli hat geschrieben: Do 6. Jan 2022, 07:46 Wie steht denn der Junge da vor der Klasse wenn plötzlich die Mutter im Unterricht sitzt? Ich möchte das nicht und würde auf ein Gespräch bestehen in Anwesenheit der Klassenlehrerin. Allenfalls kann ein Schulpsychologe oder Schulsozialarbeiter mal im Unterricht anwesend sein und beobachten, das werde sicher mehr bringen.
Guter Input, aber das Eine schliesst das Andere nicht aus, ich finde beides wichtig. Je mehr Augen etwas sehen, desto besser.
Es könnte durchaus sein, dass der Junge sich in Anwesenheit der Mutter zusammenreisst, was ja beweisen würde, dass er sich "benehmen" kann. Warum tut er es sonst nicht?
Unterforderung kann es durchaus sein. Das wäre dann eine Sache, was sich mit etwas Extra-Aufwand und Kreativität lösen lässt. Ist es jedoch eine Beziehungsgeschichte zwischen Kind & LP, würden das der SPD oder die SSA wahrscheinlich besser erkennen als die Mutter und dann bräuchte es fachliche Unterstützung, um es zu richten. Dazu wäre es natürlich auch wichtig zu wissen, wie er in anderen Fächern funktioniert und mit anderen LPs, Training, Musikschule...? So können sich alle ein breites Bild machen und dann handeln.

Libli
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Libli »

@eltern im unterricht
Echt? Bei uns gibt es das nicht, deswegen kam es bei mir komisch an.

sonrie
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von sonrie »

ja das glaub ich - ich fand die Idee auch komisch, als das erste Kind in die Schule kam und das angeboten wurde. Aber ich fand es sehr berreichern, alleine schon weil man als Elternteil oftmals auf den Erfahrungen aufbaut, die man hat (eigene Schulzeit) was aber total irreführend ist, da heute (gottseidank) ganz anders unterrichtet wird als vor 30 jahren. Ich fand es sehr berreichernd und habe nicht schlecht gestaunt, wie das heute so abläuft.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

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Savuti
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Savuti »

sonrie hat geschrieben: Do 6. Jan 2022, 11:47
Libli hat geschrieben: Do 6. Jan 2022, 07:46 Wie steht denn der Junge da vor der Klasse wenn plötzlich die Mutter im Unterricht sitzt? Ich möchte das nicht und würde auf ein Gespräch bestehen in Anwesenheit der Klassenlehrerin. Allenfalls kann ein Schulpsychologe oder Schulsozialarbeiter mal im Unterricht anwesend sein und beobachten, das werde sicher mehr bringen.
Hier sitzen immer mal wieder Eltern im Unterricht, ganz ohne Grund, einfach um einen Besuch zu machen und zu sehen, wie in der Schule unterrichtet wird. Da steht kein Kind irgendwie komisch da, das ist ganz normal.
Ich finde dies auch wirklich eine gute Sache, als Elternteil weiss man so viel eher wovon die kinder sprechen wenn sie zu hause was erzählen., ich versuche pro jahr und Kind ein paar Stunden im Unterricht anwesend zu sein.
Ich auch, leider war es wegen Corona in den letzten 1.5 Jahren nicht mehr möglich. Im KiGa und 1. Klasse habe ich es noch gemacht.
Grosse 10/12
Kleiner 04/15

annegretli74
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von annegretli74 »

Mal abgesehen davon, dass seit Corona Schulbesuche an unserer Schule nicht mehr erlaubt sind, sind diese für meinen Sohn nicht angenehm. Er fühlt sich dadurch unter Druck gesetzt, besonders anständig zu sein. "Mami, dänn verjaggts mi erscht recht irgendwänn". Einzig mein Jüngster findet es toll, wenn ich mal gelegentlich für eine Stunde vorbeischaue. Der Älteste findet es sinnlos, weil es dann eh anders sei wie normal.

Mein Mann fragt sich vor allem, was denn das Ziel dieses Besuches sein soll - besonders aus Sicht der LP. Sie hat ja den Besuch gewünscht.
Grundsätzlich wissen wir sehr gut wie Sohn funktioniert. Er wurde Anfang zweiter Klasse wegen seines oppositionellen Verhaltens abgeklärt, leider ohne eindeutige Diagnose. Klar ist nur, dass er über eine sehr grosse emotionale Bandbreite verfügt und eine niedrige Frustrationsgrenze hat. Das ist zwar besser geworden, aber auch nur wenn man (oder frau) weiss wie mit ihm umzugehen. Mit der jeweiligen Klassenlehrperson haben wir immer einen guten Weg gefunden, vor allem über regelmässigen Austausch.
Bei dieser LP, die er ja nur 3 Std. pro Woche sieht, gab es bis vor kurzem keine Probleme. Da mein Sohn so "anspruchsvoll" wie immer ist, vermuten wir das seitens der LP etwas geändert hat. Er ist bereits das zweite Jahr bei ihr im Englisch.

Leider haben wir keine Schulsozialarbeiterin mehr, die war gerade mal ein Semester da und hat wieder gekündigt. Eine Nachfolge ist nicht in Sicht, und da wir eine sehr kleine Schule sind kommt vielleicht auch nichts mehr.

Nun ja, ich denke wir werden nun nachfragen, was die LP mit diesem Besuch erreichen möchte und dann definitiv entscheiden, was wir machen. Mein Bauchgefühl sagt mir jedoch, dass ein Gespräch sinnvoller ist.
Danke für die vielen Inputs, da kann ich das ganze schon mal besser einordnen.

Drag-Ulj
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Drag-Ulj »

Bei uns gibts 1x jährlich den offiziellen Elternbesuchstag, allerdings sind die Eltern herzlich eingeladen, auch sonst zu Besuch zu kommen.

Schön, dass dein Sohn das so offen kommuniziert, da würde ich es wohl auch respektieren bzw. es ist dann weniger aussagekräftig. Ruf doch sonst beim Schulpsychologischen Dienst an, sie machen ja auch Klassenbesuche (bei uns hier sowieso regelmässig ohne besonderen Grund, aber dankbar, wenn ein Grund genannt wird) auf Anfrage. Es ist ihr Job und eben eine Fachperson mehr, die die Verantwortung teilt - ich finds wertvoll.

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dede
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von dede »

Und wenn du deinem Sohn erklärst, dass es beim Schulbesuch nicht darum geht, ihn zu beobachten, sondern du sehen möchtest wie die Lp unterrichtet und wie die Stimmung in der Klasse ist? Vielleicht nimmt das etwas vom Druck auf deinen Sohn weg.
Mir haben Schulbesuche immer wieder viel Verständnis für die Lage meiner Kinder gebracht. Z.T. war mir selber schnell klar, warum es soooooo langweilig war oder warum mein Kind nichts verstand (sass ganz hinten und die LP hat vorne gemurmelt - war hinten wirklich nicht zu verstehen). So ein Schulbesuch kann schon Hinweise geben, wo die Probleme für dein Kind liegen können.

annegretli74
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von annegretli74 »

Ach ich könnt grad heulen... Der mögliche Schulbesuch ist gerade unser kleinstes Problem. Gestern gab es einen Vorfall zwischen der Klassenassistenz und meinem Sohn der darin endete, dass die Assistenz meinen bettelnden und weinenden Sohn unter körperlichem Einsatz in ein anderes Klassenzimmer geschoben/gezogen/getragen hat.
Diese Assistenz kennt meinen Sohn schon länger und die zwei haben es noch nie gut können miteinander. Konkret - wenn er trödelt oder dazwischenquasselt übt sie starken Druck auf ihn aus, bis er explodiert und sie z.B. beschimpft. Geht natürlich nicht, aber ich verstehe halt auch nicht, weshalb sie es nicht einfach sein lässt und die Klassenlehrperson machen lässt.
Heute morgen wollte mein Sohn gar nicht mehr zur Schule, weil er weitere Konflikte mit der Assistenz vermeiden wollte. Klar dass auch der Unterricht nicht besonders gut lief heute, also schon wieder ein Telefonanruf von der Englisch-Lehrperson....
Auf unseren Wunsch nach einem klärenden Gespräch hat die Schule den ganzen Vorfall heruntergespielt und uns quasi mitgeteilt, dass sie die Regeln in der Schule nochmals genau mit den Schülern besprechen werden und sich dann mein Sohn sicher nicht mehr so wehren würde, wie er es gestern getan hat. Bin gerade voll frustriert und fühle mich nicht ernst genommen.

ausländerin
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von ausländerin »

Mir tut gerade sehr weh zu lesen was bei euch passiert ist. Ich finde das Kind erst provozieren und dann körperlich überlegen Gewalt ausüben (tragen/ziehen/schieben was auch immer) geht nicht. Gibt es bei euch ein Schulpsychologischer Dienst, dass ihr einbeziehen könnt? Kinderarzt? Psychologe? Einfach ein unabhängiges Person (Coach, Schulsozialarbeiterin, Erziehnungsberaterin), dass die Situation in der Schule mit euch zusammen anschauen kann (aber aus Sicht des Kindes) und auch vermitteln kann, wenn nötig? Ich finde es geht nicht dass die Klassenlehrperson euch der Gespräch verweigert. Könnt ihr noch schriftlich insistieren? Wenn die Schule nicht bereit ist zu reden, und dein Sohn Angst hat zu gehen und dann noch mehr explodiert - das sehe ich keine einfache Lösung (Er ist unter Druck, ertragt der Druck nicht, explodiert, wird noch härter angegangen, was noch mehr den Druck erhöht und den Kreis schliesst sich?). Falls sein Leidensdruck sehr hoch ist - eventuell würde eine kleine Auszeit Sinn machen für ihm? Würde ihm Kinderarzt eventuell krankschreiben, mit überweisung zu Kinderpsychologe, und gleichzeitig verlangt ihr nochmals ein Gespräch in dem ihr klar kommuniziert, dass ihr bereit sind zu kooperieren, aber das körperliche Einsätze von Seite der Lehrerinnen gehen nicht?

annegretli74
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von annegretli74 »

Danke @ausländerin, genauso geht es eben mit dem Druck. Je mehr er sich wehrt umso mehr setzt sie Druck auf, umso mehr wehrt er sich.....
Habe noch mit der Schulleitung gesprochen. Es wird ein Gespräch mit der Assistenz, der Klassenlehrerin und der Schulleitung geben. Allerdings habe ich schon rausgespürt, dass es nicht einfach werden wird. Die Schule ist grundsätzlich der Meinung, dass mein Sohn halt lernen muss mit ungeliebten Personen und Druck umzugehen. Sie haben zumindest das Zugeständnis gemacht, dass mein Sohn nicht mehr angefasst wird und die Assistenz sich nicht um meinen Sohn "kümmern" wird bis zum Gespräch.

Hibiskus
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Hibiskus »

annegretli74 hat geschrieben: Di 11. Jan 2022, 17:19 Die Schule ist grundsätzlich der Meinung, dass mein Sohn halt lernen muss mit ungeliebten Personen und Druck umzugehen.
Klar muss er das lernen, er kann es ja ganz deutlich (noch) nicht.
Die Frage stellt sich wohl mehr, WIE er es lernen kann. Und da würde ich wiederum von Seiten der Schule Lösungsvorschläge erbitten, denn sie sind ja die Fachpersonen (siehe weiter vorne).

Sternli05
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Sternli05 »

Annegretli
Das tut mir unendlich leid, ich sehe meinen Sohn etwas darin. Er wurde öfters aus dem Zimmer getragen… er wurde in die Pause gezwungen, obwohl er die Zeit für dich alleine gebraucht hätte. In der Pause waren der Lärm und die vielen Kinder Zuviel, er wurde aggressiv. Alle wunderten sich. Schlussendlich war es so das er die Lehrerin mit seinem Turnbeutel schlug weil sie do sehr darauf drängte das er diese Finken anzieht. Ja das darf man nicht, das muss man lernen. Aber ich finde, es wird oft so ein Theater um Kleinigkeiten gemacht nur weil eben Alle es gleich machen müssen. Er ist jetzt, mit ASS Diagnose, an einer Sonderschule. Er ist sehr intelligent, aber sozial muss er sehr viel lernen. Er ist jetzt glücklich, er ist nicht mehr anders. Er ist den ganzen Tag barfuss 😀

Ich wünsche euch alles Liebe. Heute würde ich auch sagen das so ein Verhalten der Schule eben auch nicht geht und meinen Sohn besser Schützen. Es wurde mir gesagt das die Probleme eben hausgemacht sind (meine anderen Kinder gingen Problrmlos auf dieselbe Schule) und das er kein ASS hätte, sondern wir schuld sind. Da war bei mir fertig.

Hibiskus
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Hibiskus »

Liebe Annegretli,

Mich beschäftigt das Problem um deinen Sohn ziemlich stark. Wir haben ähnliches durchgemacht, aber dürfen nun dank einer geeigneten Schule auch merken, wie es anders gehen kann...
Falls du mehr Austausch bzwm "Beratung" möchtest, darfst du gerne eine PN schreiben. Ich wäre auch für ein Telefonat zu haben.... Da könnte ich mehr erzählen, wie es bei uns lief.... So etwas hätte mir persönlich damals wohl gut getan.... Aber überhaupt kein Druck 🤪 bitte schön! Für jeden das, was er braucht!

Joeyita
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Joeyita »

Das tut mir so leid zu lesen, wie es deinem Sohn in der Schule geht... Mein Grosser kommt zwar erst im Sommer in die Schule und ich kann daher noch nicht so mitreden, aber seine Reaktion auf Druck ist ganz genauso, wie du sie bei deinem Sohn beschreibst. Das erleben wir zuhause sehr oft, besonders mein Mann und er geraten deshalb oft aneinander weil er es mit Druck und Zwang durchbringen will. Das bringt uns oft an die Grenzen... Ich wünsche euch ein sehr gutes, klärendes Gespräch und dass die Lehrkräfte in Zukunft bessere Wege finden, auf deinen Sohn einzugehen. Oder aber, dass es sonst eine andere gute Lösung für deinen Sohn gibt.
Stolzes Buebemami - November 2015 und März 2018

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Lotus
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Lotus »

Mir tut das sehr leid zu lesen, ich finde es schlimm :( Ich sehe interessanterweise oft Kinder, die eigentlich Begleitung bräuchten, die aber Mühe mit Klassenassistenzen haben, aber das ist ein anderes Thema.

Ich wollte nur schreiben, dass du Recht hast, dass du dieser "Aufforderung" an dich nicht nachkommen kannst. Die Schule muss eine Lösung finden, und du solltest natürlich mittragen/den Sohn begleiten/die Schule unterstützen. Aber anders rum...du bringst eine Lösung, die Schule macht mit, wird wohl nicht gemeint sein... ?
Aber eigentlich wäre das noch interessant, wie sie reagieren würden, wenn du zb sagst, du hättest mit deinem Sohn besprochen, dass er zuhause anruft, wenn er merkt, dass es nicht mehr geht, damit du mit ihm das Weitere besprechen kannst (ist natürlich eine Schnapsidee und nicht ernst gemeint!).

Viel Geduld dir.
"Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend." Mark Twain

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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von annegretli74 »

Vielen lieben Dank ihr alle! Wir werden uns nun sehr gut auf das Schulgespräch vorbereiten, da es ja in den letzten zwei Schuljahren (andere LP, keine Assistenz) nur selten zu schwierigen Situationen gekommen ist. Dafür habe ich heute wohl mitbekommen, weshalb sich möglichweise auch das Verhalten in der Schule von der Seite meines Sohnes etwas verschlechtert hat. Heute war ein Schulfreund zu Besuch und hat mir erzählt, dass der "beste Freund" seit der Spielgruppe sich so gar nicht mehr wie ein Freund gegenüber meinem Sohn verhält. Mein Sohn hat diesbezüglich auch immer wieder Bemerkungen gemacht, aber es von einer anderen Person zu hören hat mich gerade tief getroffen. Ich hielt es für eine Zankerei unter Freunden (..was sich liebt das neckt sich...) was aber offenbar nicht so ist. Dieser "Freund" scheint meinen Sohn in der Schule gezielt blöd anzumachen. Da verstehe ich auch, dass er sich auffälliger benimmt wie noch vor ein paar Wochen. Irgendwie kommt gerade alles zusammen. Zum Glück fahren wir übers Wochenende weg, da kann ich hoffentlich mal durchschnaufen.

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Fiona1980
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Fiona1980 »

Ein anderer Input. Und sorry, dass ich auf das bisher Geschriebene nicht so direkt eingehe. Lass deinen Sohn (in Absprache mit den Lehrern) mal zeichnen/malen während des Unterrichts. Ich selbst konnte mich schon in der Schule nur konzentrieren, wenn ich "abgelenkt" war. Also habe ich Bilder gezeichnet. Damals gab das grossen Ärger, die Lehrer haben nicht verstanden, dass es mir hilft, mich zu konzentrieren. Sie dachten dann, ich wäre abgelenkt. Aber der Fokus auf die Zeichnung half mir beim Zuhören. Später habe ich das dann manifestiert. Es ging mir sogar in der Erwachsenenbildung noch so und auch heute kann ich nur arbeiten, wenn nebenher der Fernseher läuft. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, wenn die Lehrer sich dazu bereit erklären...
Bueb 2013
Meitli 2015

Drag-Ulj
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Drag-Ulj »

Hibiskus hat geschrieben: Di 11. Jan 2022, 18:41
annegretli74 hat geschrieben: Di 11. Jan 2022, 17:19 Die Schule ist grundsätzlich der Meinung, dass mein Sohn halt lernen muss mit ungeliebten Personen und Druck umzugehen.
Klar muss er das lernen, er kann es ja ganz deutlich (noch) nicht.
Die Frage stellt sich wohl mehr, WIE er es lernen kann. Und da würde ich wiederum von Seiten der Schule Lösungsvorschläge erbitten, denn sie sind ja die Fachpersonen (siehe weiter vorne).
Schlechtes Argument, wenns die Assistentin auch noch nicht gelernt hat & die körperliche Überlegenheit ausnutzt. Und das Kind soll sich nicht wehren? Na, bravo.

Bleistift79
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Re: Erwartungen der LP bei schwierigem Verhalten

Beitrag von Bleistift79 »

annegretli,

ich hab mich jetzt durch beide Seiten durchgelesen. Die Thematik kommt mir bekannt vor. Wink auch zu Hibiskus.

Wichtig zu wissen wäre doch, wo euer Sohn steht in seiner generellen Entwicklung, im IQ und im EQ .
Damit alle alle Fakten haben. Eine Meinung von Fachleuten. Danach könnte man gemeinsam einen Plan entwicklen.

im Moment klingt es für mich eher nach "Problem"/Verantwortung hin und her -Schieberei.
Der Leidtragende ist das Kind. Es klingt für mich danach, dass es leidet. Daraus entsteht Frust und wenn der Frust genug hoch ist, wird das Kind an einen Punkt kommen wo es resigniert. Dann richtet sich seine Wut entweder gegen Aussen oder gegeben Innen. Beides nicht gut.

und so lange dein Kind "brav" in die Schule geht, obwohl es für ihn zu belastend ist und die Situation noch zusätzlich anheizt, so lange wird nicht viel passieren. bzw. wird es einfach als "Erziehungs-Defizit" im Elternhaus abgetan (meist) oder als das Kind braucht klarere, direktere Regeln/Grenzen/Strafen.

Meine Erfahrung ist eine andere. Diese Kinder denken, spüren und fühlen oft "anders". So lange man den Zugang zu ihnen auf ihrer "Ebene" nicht sucht und findet, so lange kann man sie nicht genügend unterstützen. So lange bleibt die Situation explosionsartig und hoch angespannt. Da bringt Druck/Konsequenzen/Strafen keine positiven Erfahrungen und Reaktionen.

Dazu mache ich dir gerne ein Beispiel:
während eines Schulbesuches, mussten die Kinder ein Comic/ eine Comic-Geschichte in 4Bildern zeichnen. . Ich habe mitbekommen, wie ein Kind sehr intensiv die Aufmerksamkeit (negativ) der Lehrerin einforderte. Mit stören, frustrierendem Verhalten, Clown spielen etc. Die Atmosphäre war bereits etwas angespannt. Da ich das Kind kannte und auch diese Art von Situation habe ich mich neben das Kind gesetzt. Mit wenigen Sätzen kam ich auf den Grund seines Verhaltens. 1. Das Kind hasst zeichnen, weil er es nicht gut kann und es strengt ihn an.
2. Das Thema / die Aufgabe war für das betreffende Kind zu "offen" formuliert/gestellt. Das Kind fand keinen Anfang, keinen Mittelteil und kein Ende.
Somit war das Kind bereits auf dem Punkt: und wieder werde ich versagen. Also lenke ich doch mal davon ab.

Da ich wusste, dass dieses Kind sich sehr für Landwirtschaft und landwirtschaftliche Maschinen interessiert, fanden wir da eine Möglichkeit=
Fokus geschaffen.
So legte das Kind innerhalb von wenigen Minuten los und zeichnete hochkonzentriert, fokussiert, detailgetreu seine Comic - Geschichte. Als es fertig war, zeigte es ganz stolz seine Geschichte der LP. Diese fand die Geschichte gut, jedoch war in ihren Augen die Aufgabe nicht erfüllt, dass es zu wenig "Comic-mässig" war. Der "Witz" fehlte.
Der Schüler war kurz vor dem Durchstarten. Er hatte sich seinen Augen der Aufgabe gestellt und diese für seine Möglichkeiten gut gemeistert. Bemüht, ist nicht komplett durchgestartet etc.

Die Lehrerin meinte es gut und macht den Vorschlag, der Landwirtschaftlichen Maschine lustige Augen zu malen. Dem Mais auf dem Feld ein "erschrecktes/ängstliches Gesicht" zu malen und in in einer Sprechblase noch so was wie " Hilfe, jetzt geht es mir an den Kragen zu schreiben".
Was als nette Hilfestellung gemeint war, hat den Schüler auf 180 katapultiert. Er sah den Zusammenhang nicht. Er empfand das als falsch. Die Maschine ist eine Maschine und hat kein "menschliches" Gesicht. Der Mais ist eine Pflanze. Punkt. Kurz bevor es zu einem richtigen Streit zwischen dem Schüler und der LP kam, konnte ich stoppen.
Ich habe dem Schüler "Recht" gegeben. Ich habe ihm zugestanden, dass seine Gefühle stimmt. Das es zum Haare raufen ist. Da gibt man sich so Mühe und wieder ist die Aufgabe nicht erfüllt.
Er hat tief durchgeatmet und sich etwas entspannt. Dann habe dem Schüler gesagt, dass es für ihn keinen Sinn haben muss.
Es ginge hier darum das er seine Punktzahl bekommt und das Thema durchgearbeitet hat. Er hätte nun die Wahl. Dem Vorschlag der LP zu folgen und den Comic zu ergänzen und die volle Punktzahl zu erhalten oder aber sein Comic so abgeben wie er ist und nicht die volle Punktzahl zuerhalten.
Der Schüler überlegte kurz. Schnaubte 1,2x und hat dann die Aufgabe im Sinne der LP erledigt.
Die LP war sehr erstaunt. normalerweise eskalieren solche Situationen fast Immer.
Er gab das Blatt mit einem Grinsen ab und sagte: "aber ganz sicher die voll Punktzahl, gälle d sie Frau xy. En Bonuspunkt nämti also schon au na".
zu mir sagte er: chansch nöl öfters cho? die da i de Schuel verstönd mis dänke/Gedanke eifach nöd."


Und ja, man darf ein Kind auch mal zu Hause behalten. Ich hab dann jeweils direkt die Schulsituation als Grund genannt. War die ersten 1-2x etwas ungewohnt zu schreiben. Auch Schulverweigerung kennen wir. Da hat sich das jeweilige Kind selbst bei der Schulleitung gemeldet und klar gestellt, dass es nicht mehr in die Schule kommen will. Dieses Gespräch/verhandeln mussten sie aushalten.

Wir haben mehrere Kinder.
Die Schulsituation war nicht immer einfach und ich war nicht immer einig mit den Lehrpersonen und der Schulleitung. Auch wenn wir uns prinzipiell gut verstehen und schätzen. Auch heute noch.

Unsere Erfahrung ist es wirklich, das oft Lehrpersonen oder Lehrassistenten für mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen nicht genügend ausgebildet sind. Ich durfte diesbezüglich schon an Vorträgen mitmachen/halten/teilnehmen für Lehrpersonen und für Ausbildende der PH.Auch da war es spannend zu sehen, wie oft ein kleiner Funkte umdenken, verstehen lernen entstand. Das Umsetzten braucht dann aber sehr viel Übung.

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