"unschöne" Schrift --> Therapie?

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Nisi81
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"unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Nisi81 »

Hallo zusammen

mein Sohn ist in der 2. Klasse (7 Jahre) und hat Mühe mit dem Schreiben. Dh die Schrift ist ungleichmässig, nicht ordentlich, knapp lesbar und halt einfach noch "kritzelig". Er schreibt dadurch auch sehr ungern und HA etc sind oft ein "Kampf".

Nun steht eine "Psychomotik-Therapie" im Raum. Wir waren im Frühling schon einmal da, es hiess es sei nicht zwingend nötig, jedoch wenn wir möchten sicher nicht schlecht. Nun stellt sich die Frage wieder, Therapie oder nicht....auch die Lehrerin meint es sei nicht schlecht.

Ich schicke meinen Sohn gerne in eine Therapie, möchte jedoch, dass es wirklich was bringt.

Nun meine Frage, wer hatte auch Kinder mit "schlechter Schrift" und hat das durch eine Therapie weggebracht? Wenn ja mit welcher? Oder reicht es einfach zu Hause zu üben?

Ach ja, vom Stoff het ist alles kein Problem, er weiss alles, schreibt einfach nicht gerne.

Danke und liebe Grüsse, Nisi

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ChrisBern
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von ChrisBern »

Mein Neffe war, das ist aber schon ca 10 Jahre her. War aber Ergo. Gebracht hat es nichts, es war und blieb ein Krampf. Meine Schwägerin hat dann selbst mit ihm ein bestimmtes Lernprogramm gemacht (hatte selbst Unterlagen zu Hause, ich weiss aber nicht mehr, wie das hiess). Das war wohl besser, zumindest hat er sich selbst dann nicht mehr in der Schule durch das schlechte Schreiben "behindert".

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Xera
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Xera »

Liebe Nisi
Selbst als Psychomotorik-Therpeutin kann ich dir diese Frage aufgrund deiner Beschreibung nicht beantworten, da müsste ich deinen Sohn schon live sehen. Einerseits in Bezug auf die Beweglichkeit der Finger, aber auch in Sachen Strichführung, Druck etc.

Eine grosse Frage wäre, wie gut dein Zweitklässler die Buchstaben der unverbundenen Schrift automatisiert hat. Wenn er dies nicht hat, go for it. Ohne diese Automatisierungen wird es ein Kampf bleiben, weil es je nach Lehrmittel, das in der Schule verwendet wird (die meisten Schriftlehrmittel sind leider nicht lehrplankonform, in fast allen müssen bereits die Zweitklasskinder schon verbinden - der Lehrplan verlangt das erst im zweiten Zyklus) nun sehr schnell vorwärts geht.

Und wenn dein Sohn die Inhalte, die er zwar weiss, nicht zu Papier bringen kann, wird es früher oder später zum Problem (schreib mal deine nächste Grosseinkaufsliste mit deiner nicht-dominanten Hand und beobachte deine Emotionen, denn so ähnlich fühlt sich dein Sohn möglicherweise bei schriftlichen Aufträgen). Aller Digitalisierung zum Trotz: In der Schule wir nach wie vor sehr viel von Hand geschrieben. Und zwar nicht nur in der Primar, sondern hoch hinauf. Wenn ich mit Oberstüflern spreche, habe ich ganz klar den Eindruck (und der wird mir von diesen auch bestätigt, sie schauen ja auch, wie es bei ihren früheren Schulkollegen ist): Im Gymi gar noch mehr als in der Sek.

Was ich dir sagen kann: Mit "einfach zu Hause mehr üben" wird es kaum besser, vor allem, wenn du schreibst, dass die Hausaufgaben eh schon ein Kampf sind (Frage: Hast du tatsächlich Lust auf noch mehr Kampf? Oder delegierst du es nicht lieber an jemanden von aussen?). Und je nachdem, wo sein Problem liegt, kennt die Psychomotorik-Therapeutin wohl gezieltere Übungsformen.
Als Beispiel: Liegen seine Probleme an fehlender Fingerbeweglichkeit, wird ein Training zu Hause, wie du es wohl aufgrund deiner eigenen Erfahrungen aus deiner Schulzeit machen würdest, nicht mehr als Frust und vielleicht sogar Tränen bringen - und dein Sohn wird sich noch mehr verkrampfen. Die Psychomotorik-Therapeutin würde aber wohl zumindest zu Beginn gar nicht gross an der Schrift arbeiten, sondern Möglichkeiten anbieten, diese Beweglichkeit auf andere (weniger negativ besetzte Weise) zu trainieren, um dann das Ganze in den Schreibablauf zu übertragen. Dies einfach wirklich nur als mögliches Beispiel, weil ich ja nicht weiss, welches der möglichen Themen bei deinem Sohn vorherrschend ist.
Fünftklässler 12/11 und Drittklässlerin 09/14

Nisi81
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Nisi81 »

@Xera, vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Die Stifthaltung ist tiptop, er ist auch nicht wirklich verkrampft beim Schreiben. Er schreibt aber sehr viel von Unten nach Oben. Also z.B das 1 fängt er unten an. Auch zwischen den Linien schreiben ist sehr schwierig für ihn...also er schreibt viel über die Linien raus. Auch die Abständen zwischen den Buchstaben sind teilweise sehr gross, manchmal ist kaum zu erkenn wo ein Wort endet und wo ein neues anfängt. Wissen tut er es aber eigentlich schon, was mich dann natürlich teilweise ratlos mache.

Das mit dem Kampf ist ein guter Punkt...nein, ich möchte eben Ruhe in das ganze bringen, da ich weiss wie es ihn stresst.

Dan wäre vielleicht eine Therapie doch nicht so verkehrt....

Sternli05
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Sternli05 »

Meine beiden Jungs waren in der Psychomotorik. Gebracht hat es nicht viel. Beide haben eine schlechte Schrift. Bei 15-jährigen frage ich mich wie das die Lehrer lesen können….

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lani79
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von lani79 »

Mein Kind ist auch in der Psychomotorik….es liebt diese Stunde heiss und innig. Eben weil dort anders ran gegangen wird. Im Kiga und Schule heisst es immer nur du musst den Stift/Schere so halten und so auf dem Stuhl sitzen und fertig. In der Psychomotorik nimmt man andere Wege um ans Ziel zu kommen und das Kind merkt das gar nicht, sondern es ist einfach ein Spiel.
Mein Kind wird nie die allerschönste Handschrift haben und so schön schreiben und malen wie das andere, das extrem exakt arbeitet. Aber es gibt deutliche Verbesserungen (man muss aber geduldig sein,denn es dauert seine Zeit) und mittlerweile mehr Freude am Schreiben und schneiden.
Zwar gibt es immer noch Tage, wo es ein Kampf ist und total unleserlich. Das sind aber hauptsächlich die Tage, wo sehr viele Hausaufgaben sind bei denen viel geschrieben werden muss. Es hat immer noch Mühe mit der Aufteilung der Linien und Kästchen, aber es wird immer besser.
Was mir auch aufgefallen ist….im homeschooling haben wir sehr daran gearbeitet schön zu schreiben. Ohne Ablenkung hat das auch super geklappt und die Schrift war nach den Wochen zuhause super. Leider hielt das im Klassenzimmer nicht allzu lange an.

Ich würde es auf jeden Fall versuchen. Einerseits um dem Kampf zu entgehen und andererseits kann es davon nur profitieren. Wenn es nicht gerne geht und keine Verbesserungen kommen kann man immer noch damit aufhören.

Liebe Grüsse
Lani

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Papa68
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Papa68 »

Mein Sohn war drei Jahre in der Psychomotorik. Ein Jahr mussten wir privat organisieren und finanzieren, danach hat die Schule gemerkt, dass es ihm gut tun würde und somit ist es dann übernommen worden.
Unserem Sohn hat es sehr geholfen. Er hat grobmotorisch aufgeholt, ist nun nicht mehr auffällig. Feinmotorisch hat er nach wie vor Schwierigkeiten, aber die Therapie hat ihn gut vorwärts gebracht. Er kann nun viel flüssiger und entspannter schreiben.
Als Zückerchen obendrauf hat er in der Psychomotorik einen Freund gefunden, den er heute noch gerne trifft.
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÄCHTIG!

Malaga1
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Malaga1 »

Ich habe keine Erfahrung mit Psychomotorik, aber hast du schon mal die Augen deines Sohnes kontrollieren lassen? Meine Tochter hatte in diesem Alter auch etwas Probleme. Wir waren dann bei einer Orthoptistin, die mit einem Augenarzt zusammenarbeitet. Prompt hatte meine Tochter eine Sehschwäche in die Nähe, die sich aber erst beim "Tröpflitest" (Pupillen weiten) zeigte. Das sei typisch bei Kinder, da sie gut kompensieren können, was aber sehr anstrengend ist. Mit Brille wurde es dann schlagartig besser und sie hat keine starke Korrektur. Mittlerweile hat sich die Korrektur sogar etwas ausgewachsen.
sie 2009
er 2010

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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Akinom »

Was spricht gegen einen Versuch? Die meisten Kinder lieben dieses spielerische lernen.
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Sternli05
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Sternli05 »

Es steht uns fällt mit der Therapeutin. Unsere war Katastrophe. Sie nahm’s persönlich das mein älterer nicht gross mit ihr sprach. Beim Kleinen wollte sie erzieherisch wirken. 2x war er völlig aufgelöst als ich kam. 1x hat sie ihn eingesperrt, von Aussen Türe zugehalten weil er sich die Schuhe nicht anziehen wollte. Was für ein Theater immer das er nicht die Hand geben wollte und in die Augen sah. Er ist Asperger Autist, nur wusste es da noch keiner. Wir sind dann nicht mehr hingegangen. Heute bin ich wütend auf mich das ich mich nicht mehr für ihn eingesetzt habe. Für mich hatte sie als Therapeutin mehr wissen als ich und ich nahm an das es schon richtig ist. 🙈

Also einen Versuch ist es aber sicher Wert.

priskastd
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von priskastd »

Ich sag mal so: Spätestens in 10 Jahren passiert eh alles digital, da braucht man keine schöne Handschrift mehr :wink: Aber ich verstehe wenn es ihn belastet.
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
– Albert Einstein

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Xera
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Xera »

priskastd hat geschrieben: Mo 14. Mär 2022, 14:42 Ich sag mal so: Spätestens in 10 Jahren passiert eh alles digital, da braucht man keine schöne Handschrift mehr :wink: Aber ich verstehe wenn es ihn belastet.
Das hat man schon vor zehn Jahren gesagt...
Bei meinen Studierenden beobachte ich derzeit das Gegenteil bzw. die Ergänzung: Da wird kurz mit der Tastatur gearbeitet, dann wieder zum Apple-Pen gegriffen um etwas anzustreichen und Dinge in einem Bild zu beschriften, dann wir wieder mit Tastatur gearbeitet etc.
Die jungen Frauen und Männer wechseln so gewandt zu der im Moment praktischeren Variante zum Bearbeiten von Unterlagen, die ich erstellt habe. Und ja, vor sieben Jahren (musste grad kurz nachschauen, wie lange es her ist) diskutierte ich mit einem meiner Studenten diese Frage. Er war der damals der erste, der in der heute ziemlich verbreiteten Technik arbeitete. Und er hat recht behalten mit seiner Aussage, dass die Handschrift eher wieder mehr käme - einfach auf Tablets statt auf Papier.

Und bezüglich "schön" arbeiten die Lehrpersonen, die verstanden haben, worum es geht, nicht mehr an einer perfekten Schrift, wie es beim der Schweizer Schulschrift (Schnüerlischrift) meist noch ziemlich die Regel war, sondern daran, dass die Kinder eine geläufige und leserliche (nicht perfekte!) Schrift entwickeln. Und bezüglich automatischer Texterkennung von handgeschriebenem auf einem Tablet ist halt Leserlichkeit durchaus immer noch gefragt. Und dass es den Kinder wichtig ist, dass man sie versteht, spürt man halt noch immer klar, wenn ein Kind frustriert ist, wenn die anderen nicht lesen können, was es geschrieben hat.
Fünftklässler 12/11 und Drittklässlerin 09/14

Nisi81
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Re: "unschöne" Schrift --> Therapie?

Beitrag von Nisi81 »

Ja genau, es geht nicht darum eine wunderschöne Handschrift zu haben. Aber sie sollte leserlich sein und Gross-/Kleinbuchstaben unterschieden werden können und mein Sohn sollte es "einfacher" fallen zu schreiben.

Wir sind nun seit in paar Monaten in der Psychomotorik und es half bereits ein wenig. Nicht viel aber ich denke es ist sicher sehr hilfreich.

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