Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Allgemeine Themen ab dem 2. Lebensjahr

Moderator: conny85

crookshanks
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Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von crookshanks »

Liebe swissmoms,

gibt es unter euch Mamis, die Kinder mit bestätigter HB haben? Ab wann und wie ist euch aufgefallen, dass eure Kinder anders funktionieren? Was habt ihr gemacht, falls es schon in sehr jungem Alter Thema wurde / etwas auffällig war? Wie seht ihr das rückblickend?

Wir wären dankbar um Erfahrungsberichte, Anregungen etc. zu diesem Thema. Es geht darum, dass es bei unserem Kind in der 2J-Kontrolle vom Kinderarzt angesprochen wurde. Ein Dreivierteljahr später häufen sich nun Situationen, die für das Kind stressig und deprimierend und frustrierend sind (kann aus seiner Sicht gleich viel, aus Erwachsenensicht nicht ganz, aber fast ;) wie ein Gspänli, das in den Kindsgi geht. Darf aber selber noch nicht. Weiss Sachen besser als ältere Kinder, was diese nicht vertragen & dann gemein sind zu ihm. etc).

Wir sind sehr unsicher, ob etwas unternommen werden sollte, bzw. was. Wir versuchen ihm zu vermitteln, dass nicht alle Leute gleich sind und dasselbe können, aber das ist halt bei allem kognitiven Potenzial schwierig zu verstehen für ein 2Jähriges, dass ältere Kinder weniger wissen als es selber.

Noch dazu wurde ich als Kind auch als hb abgeklärt, das ganze Thema ruft also auch mein eigenes Erleben wach. Für mich war es schwierig. Gibt es andere Mamis hier, die auch diese Diagnose bekommen haben und evt. mittlerweile selber hb Kinder haben? Wie geht es euch damit, wie ging es euch als Kind? Was wollt ihr auf jeden Fall anders / gleich machen wie bei euch?

Da ich mich erst registriert habe, kann ich keine PNs empfangen. Falls mir jemand lieber persönlich schreiben würde, kann ich eine Emailadresse (ohne Namen) angeben.
Danke für alle Rückmeldungen!
Crookshanks

PS: Ich habe gesehen, dass es bei den Schulkindern einen HB-Abklärungs-Thread gibt. Da es aber bei uns nicht um eine Abklärung geht und das Kind auch noch zu klein ist, hoffe ich, ich habe das hier richtig gepostet. Sonst tut es mir Leid, dann bitte verschieben!

Drag-Ulj
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Drag-Ulj »

Liebe crookshanks

70% der Intelligenz ist vererbt, d.h., dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, die eigene HB ans Kind zu vererben. Man sieht auch sehr oft, dass Geschwister HB sind, was ja nicht von ungefähr kommt.

Ich kann dir sagen, dass dieses Thema nach wie vor ein Tabuthema ist, bei kleinen Kindern erst recht - denn welches Mami hat denn nicht das schönste und das klügste Kind? Offen mit diesem Thema umzugehen, ist soweit schwierig.

Bei so kleinen Kindern gibts keine adäquaten Tests, erst ab 6 ist eine WISC-Testung möglich, für jüngere gibts Tests, die Hinweise auf eine HB geben, aber wenn du Pech hast, ist es fürs Kind zu bubig und es macht nicht anständig mit, was das Resultat natürlich total verfälscht.

Ist dein Kind in einer Kita oder Spielgruppe?

Hier noch eine Liste mit Hinweisen auf eine mögliche HB :

 Allgemein vorgezogene Entwicklung im intellektuellen Bereich schon im frühen Kindsalter (reden, laufen, Sauberkeitsentwicklung…)
 Mögliche frühe sprachliche Entwicklung: frühes Sprechen, grammatikalisch einwandfrei, umfangreicher Wortschatz
 Orientierung an den Erwachsenen: Kind sucht sich Partner, mit denen es sich austauschen kann. Gleichaltrige normalintelligente Kinder sind dafür nicht geeignet. Aufpassen vor Kritik an den Eltern
 Neugierde und Wissbegierde in aussergewöhnlich hohem Masse! Daraus resultieren oft Unruhe, Lebhaftigkeit, ständige Action – so wird der Wissensdurst gestillt.
 Stundenlange Konzentration möglich bei Spannendem und Interessantem
 Wissen früher als die Gleichaltrigen sehr viel, wirken oft «altklug»
 Hervorragendes Gedächtnis (visuell, aber auch bei Gehörtem), bemerkenswerte Auffassungsgabe
 Logisch-analytisches Denken: Strategiespiele, Spiele mit klaren Regeln, erkennen Regeln, können sie ausweiten, auf andere Spiele und Situationen ableiten etc.
 Systematisierung, Ordnung, Sammeln (bedeutet nicht, dass das Kind ordentlich ist und/oder gerne aufräumt) in auserwählten Interessensbereichen. Mögliche Ursache: erschlagende Menge an Infos, Eindrücken etc. – deshalb Ordnung schaffen
 Gerechtigkeitssinn ausgeprägt: legt hohen Wert auf Gerechtigkeit, Regeln einhalten etc. und empfindet Unfairness als sehr störend. Neigt zu «Petzen».
 Starkes Interesse an Buchstaben und Zahlen im Vorschulalter: selbstständiges Erlernen von Lesen und Schreiben, messen sich oft an Erwachsenen und wollen beweisen, was sie alles schon können.
 Ehrgeiz und Perfektionismus/intrinsische Motivation: hohe, tw. unangemessene Ziele: perfekt Zeichnen, grosse Aufgabe in kürzester Zeit lösen, sofort Velo fahren können etc.
 mögliche Entwicklung 1: dauerndes Üben, bis es der Vorstellung entspricht
 mögliche Entwicklung 2: unhaltbarer Frust, weil das Resultat nicht den Vorstellungen entspricht (Wutausbruch)
 Hohe Sensibilität in diversen Bereichen
 Spezialisiertes Wissen: spez. Interessensgebiete, oft nicht dem Alter entsprechend

Meine Erfahrung bleibt, dass in diesem kleinen Alter die Eltern diejenigen sind, die sich um die Förderung kümmern müssen. Ich kann dir das Coaching hier von Herzen empfehlen, vor allem, weil das Kind noch klein genug ist und noch nicht im Schulwesen:

www.danielaheiser.de

Gleichzeitig oder anstelle dessen würde ich Kontakt zu einer Fachperson (Psychologe/In spezialisier auf HB) suchen, bevor das Kind schulpflichtig wird, um den Eintritt in den Kiga im Auge zu behalten. Fühlt sich das Kind dann gefordert und ist zufrieden, ist alles i.O. - falls nicht, würde ich schon einen Plan B im Ärmel haben, um schnell reagieren zu können. Ich wünschte, mir hätte das jemand damals so gesagt... jänu, jetzt sind wir doch um eine Menge Erfahrungen reifer.

Viel Glück!

ausländerin
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von ausländerin »

Ich kann dir diese Forum für Austausch empfehlen
https://www.forum.klugekinder.at/index.php

Meine Tochter ist 8 Jahre, getestet HB, in zwei Bereichen hat sie den Test gedeckelt. Gemerkt dass sie anders ist haben wir schon direkt nach Geburt aber nicht gross Gedanken darüber gemacht. Sie was sehr anstrengendes Baby und Kleinkind. Hat nicht geschlafen, nicht gegessen, hatte unglaublich viel Energie. Mit nicht mal 2 Jahren hat sie zweistellige Hausnummer gelesen und buchstabiert, mit 3 sicher in 10 Raum gerechnet und mit 4 gelesen. Alles hat sie wieder verlernt mit Eintritt in Kindergärten wo sie nur anpassen wollte. Das führte zu stärken Psychosomatischen Beschwerden und schliesslich zu Abklärung mit knapp 6 Jahren und überspringen der Erste Klasse.
Wir haben uns immer auf ihre Bedürfnisse orientiert und sie hat das auch eingefordert. Sie ist aber auch hochsensibel und es war immer eine Gratwanderung zwischen Futter für Gehirn die sie verlangte bitten aber nicht überreizen. Sie hatte grosse Mühe mit gleichaltrigen Kindern in Gruppen. Deutlich ältere oder deutlich jüngere war aber immer top. Und am besten - Erwachsene. Sie verbringt immer noch sehr viel Zeit mit Erwachsenen und wenn die Erwachsene spannend sind - klebt sie auf die an und löchert mit Fragen oder ihren Erzählungen.
Der grösste Fehler die ich gemacht habe war ihre Fähigkeiten zu verschweigen, herunterzuspielen oder ignorieren nach Aussen. Ich bin meinem Wunsch oder Angst eingegangen und wollte nicht ins Eislaufmutter Klischee landen. Das hat dazu geführt dass ich nachhaltig der Selbstwertgefühl meiner Tochter zerstört habe und wir sind immer noch dran es aufzubauen. Wenn ich es ändern könnte, würde ich jetzt dazu stehen zu dem was sie kann und es nicht herunterspielen, oder verheimlichen und den Leuten die auf sie ungläubig oder abwartend reagiert haben klar den Meinung sagen dass das was sie kann schön ist, es hat nicht mit "gestohlener Kindheit" zu tun, sie kann es und mehr von sich aus sie es lassen sollen sie abzuwerten. Ich habe normalerweise die Sprüche einfach ignoriert. Aber meine Tochter konnte es leider nicht. Mit Sprüchen meine ich "armes Kind, muss schon Buchstaben und Zahlen lernen" "lässt sie noch ein Kind sein" "was hat die mit Baby in Technorama/skilift/..../ zu suchen".

crookshanks
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von crookshanks »

Vielen lieben Dank für eure Antworten und Inputs. Das hilft uns sehr viel weiter, ganz ganz herzlichen Dank dafür!!

@drag-ulj:
Stimmt, ist irgendwie naheliegend mit der Vererbung, wenn es sich unter Geschwistern häuft, dass es dann auch nicht unwahrscheinlich an die Kinder weiter geht... :lol: Wir hatten's trotzdem nicht auf dem Schirm. Nun ja.

Das mit dem Tabuthema, ja, dazu tragen Leute wie ich wohl auch ihren Teil bei. Ich werde mich hüten, das Wort "hb" zu verwenden - man kann es ohnehin nicht recht erklären, wenn es jemand nicht kennt. Ich mag das nicht mehr hören "sei doch froh, dann fällt ihm/ihr/dir alles so leicht", etc.

Ja, unser Kind geht an 2 Tagen in eine Kita. Sehr hilfreich für familienexterne Anregungen, aber es ergeben sich da eben auch Konflikte - und die 2 Tage reichen schon lange nicht mehr, ich musste weiteres "Programm" organisieren, weil es zu Hause nicht ging, mit mehreren Tagen am Stück einfach "nur zu Hause / draussen" ...

Von deiner Liste treffen leider viele Punkte auf unser Kind zu. Wir werden das also im Auge behalten und ggf. mal schauen, was es hier in der Gegend für Fachpersonen gäbe. Das ist ein guter Hinweis, so den Kiga-Eintritt etwas vorzubereiten, resp. eben verschiedene Möglichkeiten zu besprechen, falls nötig (auch wenn ich immer noch hoffe, dass sich alles etwas verläuft und relativiert in der Zeit dahin). Würden, falls nötig, alle Psychologen von der Schule ernstgenommen oder müssten wir da noch auf ein spezielles Diplom, eine spezielle Funktion achten?

Danke für den Link, wir schauen uns da gerade schlauer! ;)


@ausländerin:
Auch dir ganz herzlichen Dank fürs Teilen deiner Erfahrung und den Link. Die Seite ist wirklich toll! Habe mich da gestern angefangen einzulesen. Auch da passt leider sehr viel auf unser Kind.

Spannend, dass du das mit "direkt nach der Geburt" ansprichst. Ich habe kürzlich gedacht "also wenn unser Kind hb ist, dann hat man das ja gleich nach der Geburt gemerkt und dann wird das 2. Kind auch so sein", da bei beiden sämtliche Hebammen und Pflegenden fasziniert feststellten, sie wirkten ja gar nicht so neugeboren, seien so auffällig wach /weit / gross (also nicht körperlich) etc...

Das schwierige Spielen mit Gleichaltrigen kennen wir auch schon, das finde ich schwierig, inwiefern wir darauf eingehen sollen und wie weit es einfach gelernt, akzeptiert werden muss, dass man auch mit Gleichaltrigen klarkommen muss. Wird ja spätestens im Kiga und in der Schule nicht mehr zu vermeiden sein. Wie macht ihr das? Gut, inzwischen wird sie sich ihre Freunde ja selber aussuchen - sind die eher gleich alt, auch hb, sonst irgendwie "anders"..? Enfach so aus Neugier.

Vielen Dank für deinen wertvollen Input bezüglich Herunterspielen der Fähigkeiten. Ich glaube, ich habe genau dieselbe Tendenz. Weil ich, wie oben geschrieben, lieber nicht darüber reden will, weil ich denke, es kann eh nur falsch verstanden werden. Aber vielleicht reicht es auch schon zu sagen "*mein Kind* will halt dies und jenes (machen, lernen, unternehmen), das ist ok so und darum machen wir das"? Statt einfach auszuweichen, zu verschweigen, herunterzuspielen. Oder bist du mittlerweile so offensiv, dass du direkt sagst, deine Tochter sei hb und das auch erklärst? (Uns wird eben oft gesagt, wir würden zu viel machen, dem Kind zu viel bieten - aber wenn weniger da ist, wird es total rastlos und stinkig, macht total den Eindruck von zu wenig Anregung bekommen. Dabei fragt das Kind explizit danach.)

crookshanks
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von crookshanks »

PS: Ich bin wirklich von Herzen dankbar für eure Reaktionen. Ich hatte es eine ganze Weile mit mir rumgetragen und mich nicht getraut zu schreiben, weil ich dachte, es kommt bestimmt eh falsch rüber, die soll sich da nicht reinsteigern, bei so kleinen Kindern kann man das gar nicht sagen, etc. Drum, danke!!

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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Drag-Ulj »

crookshanks hat geschrieben: Mo 4. Okt 2021, 14:29 PS: Ich bin wirklich von Herzen dankbar für eure Reaktionen. Ich hatte es eine ganze Weile mit mir rumgetragen und mich nicht getraut zu schreiben, weil ich dachte, es kommt bestimmt eh falsch rüber, die soll sich da nicht reinsteigern, bei so kleinen Kindern kann man das gar nicht sagen, etc. Drum, danke!!
Damit du eben nicht die gleichen "Fehler" machst wie manch andere vor dir ;)

Drag-Ulj
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Drag-Ulj »

crookshanks hat geschrieben: Mo 4. Okt 2021, 14:05
Würden, falls nötig, alle Psychologen von der Schule ernstgenommen oder müssten wir da noch auf ein spezielles Diplom, eine spezielle Funktion achten?
SchulpsychologInnen sind nicht per se informiert und darauf spezialisiert, allerdings kann es sein, dass es die eine Person dann doch ist! Sollte dein Kind im Kindergarten irgendwie auffällig werden (negativ wie positiv), wird der Gang zum SPD sowieso empfohlen. Am besten bist du vorbereitet darauf und fährst doppelgleisig: also, lässt dich von einer Fachperson beraten, die spezialisiert ist auf HB, lässt aber die Abklärung beim SPD machen, dann kannst du diese auch ein bisschen mitbestimmen (bei uns wurde damals ein total doofer Test gemacht, das nichts aber gar nichts über Sohns Begabung ausgesagt hat, im Gegenteil...). Du kannst auch gut etwas rausspüren, wie die begleitende Person dazu steht oder wenn mutig genug danach verlangen. Es geht natürlich auch ohne SPD, sollte es aber finanzielle Unterstützung brauchen, Klasseüberspringen, Anpassung im Unterricht, Befreiung vom Unterricht etc., bist du mit dem SPD auf der sicheren Seite (nicht bei allen Schulen nötig, aber die meisten wollen es so).

In welchem Kanton wohnst du denn?

conny85
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von conny85 »

Ich bin auch am hin und her überlegen wegen unserem Grossen. Er hat auch einige züge in Richtung HB er ist jetzt 5,5 Jahre alt und hat sich das Lesen selbst beigebracht… ich überlege mir jetzt weitere schritte und evt ein überspringen der 1. Klasse 🤷‍♀️

ausländerin
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von ausländerin »

Du hast noch gefragt wie wir das mit spielen mit gleichaltrigen gemacht haben. Eigentlich - gar nichts. Wir haben es so akzeptiert dass es nicht passt und die Situationen vermieden in denen Kinder sich selbst überlassen wurden wie Spielplätze oder Spielgruppen. Wenn es eine Einleitung von Erwachsenen gab, dann war es kein Problem (Kunstturnen). Wenn wir es nicht vermeiden könnten (Familienanlässe, Feste) haben wir akzeptiert dass sie eher bei Erwachsenen geblieben ist und es war dann OK. Meine Tochter war sehr Intensiv, meine Arbeit ist sehr intensiv, meine Hobbies auch - ich bin immer den Weg der Stress Minimierung gegangen und ich bin immer noch der Meinung dass Niemand, kein Kind und kein Erwachsener, und sicher kein Kleinkind kann irgendetwas konstruktives Lernen wenn er/sie in einer Situation ist dass grosses Stress verursacht. Und Begegnung mit anderen Kleinkinder was offensichtlich sehr stressig für meine Tochter (sie war oft so überreizt danach dass sie oft nur eine Stunde nur gebrüllt hat wenn es ihr zu viel geworden ist). Also - wir haben es vermieden. Wir haben auch nie auf irgendetwas bestanden wie Teilen, Abwechseln auf Schaukeln usw. Wir haben es besprochen, erklärt aber die Entscheidung ihr überlassen. Ich habe so ziemlich alles an Vorhersagen gehört was für einen Tyran ich dann haben werde, sie es nie lernen wird und andere nur terrorisieren wird. Und jetzt habe ich ein Kind dass kleinere Kinder in die Schule freiwillig begleitet weil sie Angst von Gruppe Kinder haben die anderen Mobben und deren Eltern es nicht sehen wollen oder können weil ihre Kinder ja sehr gut erzogen wurden. Oder sie hilft in der Schule anderen, teil ihre Znüni mit Kindern die es vergessen haben und will ihres Geld dass sie von Grosseltern bekommt lieber spenden an Projekte in Flüchtlingslager als ausgeben. Mit 8 Jahren!
Grundsätzlich hätte sie immer Mühe Freundschaften zu finden weil Kinder die sie interessierten hatten schon jemandem oder haben sie nicht ernst genommen da sie kleiner war. Sie ist 1.5 Jahren junger als der Jüngste Kind in ihrer Klasse aber dank altersdurchmischten Lernen hat sie dieses Jahr wieder gleichaltrige. Momentan wählt sie sich Freundschaften auf Grund von Interessen. Sie träumt davon eine beste Freundin zu haben aber sie hat noch keine, und ich kenne auch kein Kind dass zu ihr passen würde ausser ein Paar Kinder die wir am Campingplätzen kennengelernt haben (aus Deutschland und Schweiz zu unterschiedlichen Zeitpunkten) und immer mal wieder treffen - und sie freuen sich unglaublich wieder zu sehen.
Ich weiss nicht wie es bei anderen ist, aber wir haben eher die Stresssituationen vermieden und haben nie versucht etwas aufzuzwingen wie Spielen mit anderen Kundern aus Rein Pädagogischen Gründen. Aber sie war ja auch 2 Tage in Kita und hatte Kontakt zu anderen. Das war mehr als genug. In Kiga war es OK erstes Jahr solange noch 2 Jahr Kiga Kinder dabei waren. In der 2 Jahr ist es eskaliert und wir haben sie dann abgeklärt und noch während den Schuljahr ins 1 Klasse angeschaut auf anraten von Psychologin.

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Fiona1980
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Fiona1980 »

Ich bin abgeklärt hochbegabt. Meine Tochter läuft wohl auch in die Richtung. Sie hat den 2. Kindergarten übersprungen und geht nun mit 5 in die erste Klasse. Wobei der Stoff da Peanuts ist für sie. Sie wurde nicht abgeklärt und ich finde es nicht nötig, solange sie adäquat gefördert wird, wir ernstgenommen werden und sie happy ist. Und das ist mehr oder weniger der Fall (abgesehen von den Dramen, siehe anderen Thread). Ich stehe gerne für Fragen zur Verfügung.
Zuletzt geändert von Fiona1980 am Mo 4. Okt 2021, 21:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von ausländerin »

Wegen abklären - das kannst du sowieso erst frühestens mit 5-6 Jahren machen. Vorher sind die Tests nicht sehr aussagekräftig. Da hast du noch viel Zeit und ich würde noch nicht so viel Gedanken darüber machen. Abklärung macht Sinn wenn du merkst dass dieSituation für deinen Kind nicht gut ist.

Drag-Ulj
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Drag-Ulj »

Fiona1980 hat geschrieben: Mo 4. Okt 2021, 18:47 Ich bin abgeklärt hochbegabt. Meine Tochter läuft wohl auch in die Richtung. Sie hat den 2. Kindergarten übersprungen und geht nun mit 5 in die erste Klasse. Wobei der Stoff da Peanuts ist für sie. Sie wurde nicht angeklärt und ich finde es nicht nötig, solange sie adäquat gefördert wird, wir ernstgenommen werden und sie happy ist. Und das ist mehr oder weniger der Fall (abgesehen von den Dramen, siehe anderen Thread). Ich stehe gerne für Fragen zur Verfügung.
So sollte es auch sein, liebe Fiona!! Das wünsche ich mir für die Zukunft.
Du bist bestimmt sensibler umgegangen mit diesem Thema als komplett unwissende, deswegen "spread the word" ;)

Malaga1
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Malaga1 »

Vielleicht magst du etwas in diesem Thread lesen: viewtopic.php?f=45&t=204499

Mein 11jähriger Sohn ist in der 6. Klasse. Er ist abgeklärt hochbegabt bzw. eigentlich im Höchstbegabtenbereich. Abgeklärt haben wir ihm, weil es im 2. KiGa sehr schwierig war mit ihm (zu Hause, im KiGa eigentlich nicht) und ich mir immer wieder überlegt habe, was dieses Kind in der 1. Klasse soll. Dertails findest du im oben verlinkten Thread. Unser Sohn hat dann die erste Klasse übersprungen, was wir bis heute überhaupt nicht bereuen.

Ich mag mich an die 2-Jahres-Untersuchung bei der KiÄ erinnern. Sie hat ihm grosse Perlen zum Auffädeln gegeben und er fädelte alle akribisch und geschickt auf. DIe KiÄ (ein eher älteres Semester) war total verblüfft und meinte, so etwas hätte sie noch nie gesehen. Dann kamen aus dem Umfeld immer wieder Bemerkungen wie "Der ist aber ein Vifer". Mir selber ist das gar nie aufgefallen. Die Kinder sind halt, wie sie sind. Was mein Sohn von Anfang an hatte und immer noch hat, war ein unbändiger Wille zur Selbstbestimmung. Es war zum Beispiel ab 9 Monaten unmöglich, dieses Kind zu füttern. Meiner Tochter konnte man sagen "Fass nicht auf die Herdplatte. Sie ist heiss!" - mein Sohn langte sicher drei Mal drauf bis er es glaubte. Er fuhr mit 9 alleine quer durch den Kanton Zürich mit dem Zug und stieg im HB um, er geht seit 2 Jahren alleine zum Arzt für seine Heuschnupfen-Desens und macht grad den neuen Termin ab, Einmischung in die Schule toleriert er gar nicht. Das geht so weit, dass er ab und zu direkt ins Verderben rennt, aber aus Schaden wird man bekanntlich klug. Fördermassnahmen lehnt er kategorisch ab. Er will in seiner Freizeit seine Freiheit, die am liebsten mit seinen Kumpels im Dorf verbringt (Fussball spielen, Trampolin, Nerfschlachten...). Ich will damit sagen, dass sich eine Hochbegabung nicht immer oder nur in frühem Lesen etc. ausdrückt. Gerade der Drang zur Unabhängigkeit ist charakteristisch für HB-Kinder und macht es oftmals in der Schule nicht einfach. Kommt dazu, dass mein Sohn absolut nicht manipulierbar ist. Strafen etc. nützen bei ihm schlicht nichts. Auch das ist der Schule nicht ganz einfach zu vermitteln.

Ich habe mir auch schon oft überlegt, ob ich wohl auch HB bin. Ich denke oftmals auch schneller wie die Leute um mich herum. Irgendwann mache ich auch mal einen Test....

Hier auch noch eine interessante Webseite: www.ehk.ch Vielleicht magst du Mitglied werden?
sie 2009
er 2010

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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von crookshanks »

Drag-Ulj hat geschrieben:
> [quote=crookshanks post_id=7841877 time=1633350551 user_id=62303]
> PS: Ich bin wirklich von Herzen dankbar für eure Reaktionen. Ich hatte es
> eine ganze Weile mit mir rumgetragen und mich nicht getraut zu schreiben,
> weil ich dachte, es kommt bestimmt eh falsch rüber, die soll sich da nicht
> reinsteigern, bei so kleinen Kindern kann man das gar nicht sagen, etc.
> Drum, danke!!
> [/quote]
>
> Damit du eben nicht die gleichen "Fehler" machst wie manch andere
> vor dir ;)

Ich werd mir Mühe geben, andere zu machen... ;)

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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von crookshanks »

@ drag-ulj:
ja, das hatte ich schon gedacht, dass es wenn, dann auf ein sowohl-als-auch rausläuft. also spd und eigene psychologen. aber dann spielt es wohl weniger eine rolle, was für zertifikate etc. letztere genau haben, also aus sicht der schule. ich werd's mal beim kia nochmal ansprechen, der scheint da sehr aufgeschlossen zu sein.
wir wohnen in AG - war damals nicht allzu fortschrittlich, aber wer weiss, was sich in 25 jahren getan hat...

@ausländerin:
ich hatte nicht gemeint, dass wir unser kind dazu zwingen wollen, sich mit gleichaltrigen zu beschäftigen- sorry, falls das so rübergekommen ist! ich meinte mehr, in der kita und v.a. im kiga & der schule lässt es sich ja nicht vermeiden.
spannender input mit dem nicht teilen müssen. vielleicht sind wir da manchmal zu streng.
das tut mir grad weh, wenn ich lese, dass sich deine tochter eine beste freundin wünscht, aber keine findet - genau vor so was hab ich angst, dass unser kind dann "nie richtig dazu passen wird" und keine richtigen freunde haben wird! aber man kann da wohl nur sehr beschränkt was machen, als eltern..
vielleicht kann deine tochter mit den kindern von den campingplätzen brieffreundschaften haben oder online-freundschaften während sie sich nicht sehen?

@fiona:
das ist ja mega schön, dass deine tochter auch ohne abklärung individuell gefördert wird!!
ist deine eigene HB für dich thema im alltag, also "fühlst" du dich anders? vielleicht eine komischr frage; ich selber habe mich nun viiiele jahre nicht damit befasst, wollte irgendwie normal sein und dazu gehören, was aber nicht so ganz klappt. daher meine überlegung.
siehst du es eher als chance oder als risiko, selber hb zu sein, wenn es das eigene kind auch ist bzw. zu sein scheint?
wie ging es dir als kind damit?
sorry, wenn etwas zu viel, zu persönlich gefragt ist. dsnn bitte einfach ignorieren! ich kenne keine anderen erwachsenen, die hb sind (ausser meine geschwister).

@malaga:
auch dir vielen dank fürs teilen deiner erfahrungen!
in den andern thread hab ich schon mal reingeschaut, das fällt mir teilweise aber echt schwer, mich da genügend zu distanzieren wegen meiner eigenen schulzeit. aber ich werde mich schon damit befassen, falls sich bei unserem kind der verdacht erhärtet.
dein sohn erinnert mich an mich selber, mit diesem drang zur selbstbestimmung... 😅 find ich aber schön, dass er so "normale" hobbies hat, wirklich.
unser kind versteht auch nicht, warum es nicht alleine raus darf. es will uns nicht dabei haben, es wisse ja alles, was es dürfe und was nicht, es sei ja schon gross, etc. endlose diskussionen...
qie macht ihr das denn, wenn strafen nichts nützen, er sich aber mal nicht an die regeln hält? was gibt es dann für konsequenzen? das stelle ich mir unheimlich schwierig vor...
braucht man für den EHK denn noch keine bestätigte diagnose? ich möchte nicht als überehrgeizige mutter rüberkommen, die meint, ihr kind sei das klügste, so als ob ich mich wichtig machen wollte. mir wäre es lieber, es wäre einfach "normal"...

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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von crookshanks »

sorry für meine späte antwort, ich finde kaum zeit und möchte wenn schon, dann halbwegs "ordentlich" schreiben. und heute morgen, als ich gekonnt hätte, ist das genau ins wartungsfenster gefallen... 🙈

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Petite Souris
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Petite Souris »

Unsere Tochter, gerade zwei geworden, ist auch schon ziemlich weit. Momentan interessiert sie sich vor allem für Tip Toi Bücher und könnte den Informationstexten stundenlang zuhören. Sie erkennt die Anfangsbuchstaben von bekannten Namen (z. B. Hans "H") und kann die Zahlen bis 12 sagen. Sie hat es sich aber nicht selbst beigebracht, sondern Verwandte, die da gerne bereit sind, mit ihr zu zählen, oder die Buchstaben anzuschauen.
Auch ich konnte schon vor dem Kiga rechnen und lesen. Ob das Hochbegabung war/ist? Probleme hatte/habe ich eigentlich nie. Mir war früher unverständlich, weshalb andere Kinder Mühe hatten etwas zu lernen, man musste ja nur zuhören und nicht speziell lernen. Angeblich war mir schon sehr langweilig in der Schule, sagt mir meine Mutter. Aber ich habe das nicht so stark empfunden. Im Kiga rechnete ich anstatt zu Malen. In der Schule hatte es noch 2, 3 andere, die sehr schnell waren und so hatten wir ständig einen Wettbewerb, wer denn nun am schnellsten war. Da war es egal, ob nun das Gleiche zum x. ten Mal kam, ich wollte es einfach schnell machen. Nie wurden wir gebremst, immer war "Futter" da.
Hatte ich einfach Glück mit meinen Lehrpersonen?
Gelitten habe ich erst an der PH. Dort habe ich kennengelernt, was Langeweile ist. Am liebsten wäre ich geflüchtet, einfach weg. Vor allem bei den Dozenten, die Tablets Notebooks verboten, damit man sich nicht anders beschäftigen konnte. Zum einen so viele Aufträge, die neben der Vorlesungen hätten erledigt werden müssen (viel Schreibaufwand, selten hohe Ansprüche), zugleich Vorlesungen, so unendlich langsam und eintönig. Vor allem selbsterklärend. Aber selten hilfreich und schwierige Probleme wurden schön übergangen.
Das war mein einziger Lebensabschnitt, wo ich gelitten habe. Aber sonst nie. Ev. bin ich eben auch nur begabt und nicht hochbegabt...

@crookshanks:
Was ist für dich heutzutage noch schwierig, bzw. wo hattest du in der Vergangenheit Probleme?

Malaga1
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Malaga1 »

crookshanks hat geschrieben: Do 7. Okt 2021, 21:45 @malaga:
braucht man für den EHK denn noch keine bestätigte diagnose? ich möchte nicht als überehrgeizige mutter rüberkommen, die meint, ihr kind sei das klügste, so als ob ich mich wichtig machen wollte. mir wäre es lieber, es wäre einfach "normal"...
Nein, brauchst du nicht. Und beim EHK sammeln sich alle, die Angst haben, als überehrgeizig abgestempelt zu werden... Du bist dort in bester Gesellschaft.

Mein Sohn war als Kleinkind unheimlich anstrengend, aber irgendwie anders anstrengend wie "normale" Dreijährige. Er hat zum Beispiel nie getrotzt, sondern sagte einfach "Nei, mach i nöd" und dabei blieb es. Man konnte also nicht einfach warten, bis der Trotzanfall vorbei war, ihn in die Arme nehmen und gut war. Er hat für sich ein nein beschlossen und dabei blieb es. Dann war er schon immer unheimlich wortgewandt. Wenn ich nicht auf zack war, argumentierte er mich bereits mit 5 Jahren an die Wand und ich bin auch nicht auf den Mund gefallen... Er wurde mit 7 abgeklärt und mir sind danach diverse Begebenheiten wie Schuppen von den Augen gefallen. Heute geht es viel besser mit ihm - aus meiner SIcht v.a. weil man einem 11jährigen halt viel mehr Freiheiten gewähren kann wie einem 3, 5 oder 7jährigen. Ich habe gemerkt, dass es mit ihm immer funktioniert, wenn man ihm die Verantwortung für sein Handeln überträgt - dann kommt man auch um Strafen und Sanktionen herum. Macht er dann wirklich einen Riesenmist, leuchtet ihm es selber ein, dass es eine Konsequenz gibt. Er hat mal mein Handy geklaut und darüber für sein Handy die Bildschirmzeit rausgenommen. Da ich auch nicht ganz blöd bin, habe ich das am nächsten Tag gemerkt und sein Handy konfisziert. Er durfte es so lange nicht haben, wie er Bildschirmzeit "vorkonsumiert" hat. Er gab mir wortlos das Handy ab und entschuldigte sich am Abend. Es war ihm klar, dass er die Grenzen massiv überschritten hatte. Wenn er aber sagt "Ich kann das" (im Zürcher Hauptbahnhof umsteigen, mit 8 vom 10 Meter springen, mit dem Velo ins Training fahren...) dann kann er das. Er nützt diese Freiheiten auch nie aus. Er ist der jüngste der Klasse und darf am meisten. Vor zwei Wochen ging er mit zwei um ein Jahr ältere Kumpels mit dem Zug in ein Trampolincenter. Ich konnte die Eltern überzeugen, dass er das bestens hinkriegt. Er war dann der Reiseführer und alles klappte wie am Schnürchen. Das ist für mich so ein typisches Beispiel. Mein Sohn entspricht gar nicht nicht dem Cliché-Hochbegabten, der mit 12 die Mathematur macht oder die wildesten Sachen am Computer programmiert. Wir haben zusammen den Film von diesem super-HB-Jungen geschaut, dessen Vater Mathematikprofessor ist und der irgendwie mit 15 an der ETH zu studieren begann. Nach dem Film fragte mich mein Sohn "Und was bringt das dem jetzt?".
sie 2009
er 2010

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Fiona1980
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Fiona1980 »

Hallo
Ich habe mich immer anders gefühlt und tue es auch heute. Lange habe ich mir aber selbst nicht eingestanden, warum. Ich akzeptiere mein Anderssein erst seit ein paar Jahren, aber seither geht es mir merklich besser. Ich habe irgendwie die "passenderen" Menschen dadurch angezogen. Und ich bin auch gerne alleine. Ich selbst sehe es eher als Risiko, als Nachteil. Ich wünsche mir für mein Kind keine Hochbegabung. Die negativen Seiten des Andersseins überwiegen für mich und ich wünsche meiner Tochter einfach eine normale, sorglose, unbeschwerte Kindheit. Und da hilft es bestimmt mehr, "normal" zu sein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, warum Eltern bei ihren Kindern Hochbegabung suchen oder irgendwelche speziellen Fähigkeiten pushen. Ich habe in einem anderen Thread mal aufgelistet, was Hochbegabung so als Nachteile mitbringt. Ich suche die Liste gleich noch einmal. Das kann also wirklich keiner wollen.
Meine Tochter ist zum Glück bisher sehr stark, mutig und unbekümmert. Sie wird auch nicht damit konfrontiert, dass sie jetzt weiss ich wie intelligent ist. Sie soll natürlich an sich glauben und wissen, dass sie gut ist, wie sie ist. Aber ihr jeden Tag 20 Mal zu sagen, dass sie denn im Fall cleverer ist als die anderen, das halte ich nicht für nötig. Sie hausiert daher auch nicht damit. In einem Augenblick schreibt sie eine Geschichte und im nächsten hat sie eine Schlägerei mit den Jungs. Sie ist auch eher so der "Surfergirl-Typ", Shorts, Hoodie, Flipflops. Sie weiss genau, was sie will und was nicht. Wenn sie erwachsen ist, will sie "einen Camper kaufen und Abenteuer erleben". Neulich fragte sie mich, ob sie, um Zoowärterin zu werden, ans Gymi müsse. Als ich verneinte, meinte sie "gut, neun Jahre reichen". Und das mit fünf in der ersten Klasse :-) Ich glaube, ich hole sie mit 16 eher bekifft morgens um 6 aus einem Club als dass sie für eine Gymiprüfung lernt! :-) Wir werden es sehen.

Unten die Liste. Ich denke wirklich oft, dass mein Leben leichter wäre, wenn ich "normal" wäre, einen durchschnittlichen IQ hätte. Und auf der anderen Seite habe ich viel erreicht, von dem andere wohl nur träumen können. So schultechnisch hat es mir aber nichts gebracht. Weder hatte ich super Noten, noch eine weiss ich wie tolle Akademikerkarriere noch war ich sonderlich beliebt. Also alles nur negativ. Wie gesagt, normal bis bisschen überdurchschnittlich begabt hilft wohl im Leben mehr.
Zuletzt geändert von Fiona1980 am Fr 8. Okt 2021, 10:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Fiona1980
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Re: Erfahrungen mit kleinen Kindern mit (V.a.) HB, Mamis mit HB

Beitrag von Fiona1980 »

Vielschichtige, manchmal widersprüchliche Persönlichkeit

Häufig: Grundsätzliche Selbstwirksamkeitserwartung „Ich krieg das schon hin!“

Dennoch ebenso häufig: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, der eigenen Person, den gesetzten Zielen, auch an der eigenen Intelligenz (Fokus auf das, was man nicht kann und nicht weiß) – manchmal im Wechsel mit Selbstüberschätzung

Perfektionismus: überhöhte Erwartungen an sich selbst und andere

Absurder Humor/Fähigkeit zur Selbstironie

Starkes Einfühlungsvermögen/hohes Mitgefühl

Fähigkeit zur Selbstexploration

Häufig nicht fähig zu Small Talk/Neigung zu Monologen/in der Begegnung mit intellektuell ähnlich Begabten: häufig schneller Einstieg in tiefe Gespräche

Oft intuitive Wahl ebenfalls hochbegabter Freunde/Partner (Hochbegabte erkennen einander sehr oft, entwickeln sozusagen einen „Riecher“ dafür, wer ihnen „das Wasser reichen“ kann)

Hohe Ansprüche an Freundschaften und Beziehungen

Oft ausgeprägter „Charme“, der leichte und intensive Kontakte zu Fremden ermöglicht; dennoch immer wieder Phasen der Einsamkeit/des Rückzugs

Häufig eine gesteigerte Sensibilität/hohe Reizempfindlichkeit: Lärm, Gerüche, Berührungen, Schmerz, visuelle Eindrücke und Stimmungen werden ungewöhnlich intensiv wahrgenommen und verarbeitet

Starke Emotionen, Dünnhäutigkeit, Gefühlsausbrüche, Stimmungsschwankungen

Hinterfragen von Autoritäten und Hierarchien, Nonkonformismus, nachdrückliches Vertreten persönlicher Meinungen

Sich falsch fühlen in dieser Welt, „wie von einem anderen Stern“

Schon früh die Sorge entwickeln, die eigene Lebenszeit könne zu kurz sein, um geplante Werke und Aufgaben zu vollenden

Schnelles Aufgeben von dem, was nicht auf Anhieb gelingt (da in der Kindheit und Jugend die Erfahrung vorherrschte, dass einem „alles zufällt“)

Häufig hohe Eigenverantwortlichkeit, oft aber auch Kompromisslosigkeit und Uneinsichtigkeit

Hoher Ehrgeiz in der Verfolgung von Zielen oder aber Frustration wegen der Unfähigkeit, sich für ein Ziel zu entscheiden

Starke Abhängigkeit des Lebensgrundgefühls von der Umsetzung der eigenen Begabungen und Werte

Evtl. mehrere Brüche in der Bildungs- und Berufsbiographie

Hohe Ansprüche an den Job und an Vorgesetzte/Tendenz zur selbstständigen Tätigkeit

Häufig wird beruflicher Erfolg erlangt, das Berufsleben ist aber nicht selten von Unzufriedenheit und wiederkehrenden Problemen gekennzeichnet. Als Beispiele seien genannt:

Verbesserungsvorschläge, kritische Anmerkungen, ungewöhnliche Arbeitsmethoden und vorauseilendes Denken stoßen bei Kollegen und Vorgesetzten vielfach auf Unverständnis oder Ablehnung

In der Selbstwahrnehmung werden die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten stärker gewichtet als Erfolgserlebnisse

Der Job wird als zu wenig „weltbewegend“ empfunden

Oftmals eine ausgeprägte Abneigung gegen Routinetätigkeiten des alltäglichen Lebens und Arbeitens

Originelle Ideen, aber seltener der „lange Atem“, um diese auch detailliert umzusetzen

Manchmal Unfähigkeit zur Teamarbeit
Bueb 2013
Meitli 2015

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