Was lange währt, wird endlich gut

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swozzie99
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Was lange währt, wird endlich gut

Beitrag von swozzie99 »

*** NACHTRAG ***
Der erste Geburtstag meines Sohnes hat vieles wieder hochkommen lassen und so habe ich das Gespräch mit der Oberärztin und der leitenden Hebamme des Spitals gesucht. So vieles konnte ich für mich aufklären und es hat mich verblüfft, wie ich einiges in anderer Erinnerung hatte. Mein Sohn war z.B. gar kein Sterngucker, er hat sich 'lediglich' verkeilt und ist steckengeblieben etc. etc.
FAZIT: wenn ihr eine Geburt hattet, an welcher ihr noch nagt - sucht das Gespräch. Dafür ist das Personal da. Mir hat es sehr geholfen. lg
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Hallo zusammen

Als ich schwanger war habe ich immer gerne die Berichte von euch gelesen. Gerne möchte ich auch meine Erfahrung mit euch teilen. Ich entschuldige mich jetzt schon, dass es viel zu lesen gibt, ich versuche mich kurz zu halten...

Wir trauten unseren Augen kaum, als wir einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielten. Als etwas 'reifere' Eltern hätten wir nie gedacht, dass es doch noch einschlägt. Die Schwangerschaft verlief problemlos, abgesehen von ein paar Bobo's wie Müdigkeit, Juckreiz und Kreislaufstörungen (ab Mitte SS musste ich Stützstrümpfe tragen) war immer alles im grünen Bereich und alle Untersuchungen immer bestens und im normalen Bereich. Ich ging sogar noch 3x die Woche ins Fitness (spez. Bodypump) und ging sogar noch bis einen Tag vor ET! Die Leute da haben mich schon ausgelacht, da ich für's Aufstehen von Rückenlage Hilfe benötigte :mrgreen:
ET war der 30.07.2019 und ich war langsam froh, als dieser Tag näher rückte, denn so langsam wollte ich mein Kind endlich sehen und zweitens wusste ich langsam nicht mehr, wie mich bücken etc. Zum Glück war Sommer und Flipflops machten mir das Leben viel einfacher. ET kam und ging und es geschah nichts... Ich war nicht wirklich überrascht.
Am nächsten morgen wachte ich ca. 5.30 Uhr auf und ich weiss noch wie ich dachte "häää, kriege ich meine Tage?". Ich spürte etwas feuchtes zwischen den Beinen und auf einmal wurde mir blitzartig klar, dass es ja nicht meine Tage sein können und ich dachte "oh, Fruchtwasser!!". Ich rannte zur Toilette und es war auch nicht Fruchtwasser, sondern ein Teil des Schleimpfropfs, der sich gelöst hat. Aufgeregt rief ich meinem Mann zu, welcher gerade unter der Dusche stand, er freute sich, dass sich etwas tut. Nun wurde mir auch klar, dass das leichte Ziehen im Bauch die ersten Anzeichen von Wehen waren... Ui wie aufregend, es geht los! Mein Mann ging arbeiten, mit dem Natel zum Ohr geklebt und auf Standby.
So verbrachte ich den Tag mit Ziehen im Bauch und ich versuchte, mich etwas abzulenken. Das Mittagessen musste ich schon etwas hinunterzwingen und am Nachmittag hüpfte ich ein bisschen auf dem Ball herum. Die Wehen kamen ca. alle 5-7 Minuten und waren ca. 45 Sekunden lang. Als mein Mann am späteren Nachmittag nach Hause kam entschieden wir uns, mal ins Spital zu fahren um zu sehen, was Sache ist. Kaum im Auto, waren die Wehen weg. Ich hatte eine Wehe bis zum Spital (15 Minuten weg). Im Spital die ernüchternde Diagnose: MuMu noch 1cm lang und zu. Wir gingen wieder nach Hause. Kaum zu Hause, kamen die Wehen wieder stärker und regelmässiger. Um ca. 23 Uhr gingen wir erneut ins Spital und nochmals - kaum im Auto, Wehen weg. Erneut eine ernüchternde Diagnose: MuMu 1cm. "Phu, das kann ja noch dauern" dachte ich, war ich doch schon 18h dran, Wehen zu verarbeiten. Wir gingen also wieder nach Hause, wo wir auf dem Sofa liegend die Nacht verbrachten. Ich hatte alle 3 Minuten Wehen, an Schlaf war nicht zu denken. Um 5 Uhr morgens fuhren wir zum dritten und letzten Mal ins Spital, diesmal mit Tasche etc. Und nochmals, kaum im Auto, hatte ich praktisch keine Wehen mehr. Langsam war ich etwas frustriert...
Im Spital angekommen durften wir ein Geburtszimmer mit Badewanne beziehen. Ich war froh, denn ich konnte mir eine Wassergeburt durchaus vorstellen. Wir richteten uns ein und der Tag verging mit bädele, Wehen verarbeiten, hin und her laufen, liegen etc. Essen mochte ich nicht wirklich. Mittlerweile war mein MuMu bei 4-5cm, Herztöne gut. Es ging langsam, langsam vorwärts und wir stellten uns darauf ein, dass wir ein 1. August Baby haben werden :-)
Der Tag verging, die Nacht kam und so langsam mochte ich nicht mehr. Ich war müde... Dank starken Schmerzmitteln konnte ich ca. 2h schlafen, und mein Mann auch. Der 2. August kam... Ich war jetzt schon 48h dran... Befund immer noch 4-5cm, Herztöne gut. Endlich platzte auch die Fruchtblase, was mir unheimlich Hoffnung gab, denn jetzt sollte es endlich vorwärts gehen! Leider war das Fruchtwasser ein bisschen grün, was ja auf Stress des Baby's hindeutet. Hmmm... Vor Mittag hatte ich die Schnauze so langsam wirklich voll und verlangte eine PDA. Evtl. blockierte ich mich mental und somit meinen Körper? Gesagt, getan, die PDA sass super. Die Schmerzen waren weg, dennoch konnte ich meine Beine spüren. Als es immer noch nicht vorwärts ging schlug die Hebamme einen Wehenstop und Positionswechsel vor, der Kopf hat sich leicht gedreht. Sinn der Sache war, das Kind aus dem Becken zu schieben und quasi neu 'aufzugleisen'. So verbrachte ich die nächste Stunde auf Ellenbogen und Knien, mit Füdli in der Höh, hin und her wiegend. Es brachte nichts. Es ging nicht vorwärts. Die Herztöne schlugen auch hie und da etwas aus, nicht drastisch, doch es wurde langsam offensichtlich, dass auch Junior langsam genug hatte.
Die Oberärztin kam und eröffnete uns auf sanfte, aber direkte Weise, dass es nur noch einen Weg gäbe: Kaiserschnitt. In dem Moment brachen bei mir alle Dämme. Ich konnte nicht einmal mehr reden, schluchzte wie ein Schlosshund. Natürlich war es meine (unsere!) oberste Priorität, dass das Kind gesund zur Welt kommt. Doch in diesem Moment war ich so müde, so enttäuscht, so erschöpft, so voller Angst, Zweifel, Schuldgefühlen, das einzige, was ich machen konnte, war weinen. Nach einer so tollen Schwangerschaft und langsam 60h Wehen kam es zu einem Kaiserschnitt.
Wir stimmten natürlich zu und es ging zack zack und ich wurde vorbereitet. Die Tränen liefen einfach nur noch. Ich fragte, ob ich ein Bondingtop haben dürfte in der Hoffnung, den Kleinen auf die Brust gelegt zu bekommen, solange mit ihm natürlich alles in Ordnung ist.
Ich wurde in den OP gerollt, Tränen immer noch zahlreich am fliessen und wurde vorbereitet. Irgendwann kam dann auch mein Mann hinzu. Ich fragte den Mann, welcher mich vorbereitete, ob er nun meine Arme anbinden würde (von Berichten wusste ich, dass dies bei KS der Fall ist) und er meinte ja, ob ich ein Problem damit hätte. Ich sagte, dass ich nicht wirklich darauf stehe und dass ich gerne mein Kind halten würde, wenn es die Umstände zulässen. Er meinte "ok, aber fassen Sie unter keinen Umständen unter diesem Tuch durch. Hier ist alles steriler Bereich" und ich "nein, werde ich nicht". Der Eistest wurde gemacht und auf einmal hörte ich "Schnitt", es ging los.
Eine Frau (Anästhesistin?) sprach die ganze Zeit mit mir, erklärte mir, was geschieht und was sie machen, streichelte mir den Arm und redete mir gut zu. Ich war so froh um sie. Ich spürte ein Rütteln, hörte saugende Geräusche und auf einmal sagte sie "er ist draussen!". Mein Mann und ich schauten uns an und warteten auf den ersten Schrei, doch es kam nichts? Ich sagte zu ihm (mehr panisch als nicht) "wieso schreit er nicht?!!" und kaum habe ich es gesagt, war er hier. Der erste Schrei. Zaghaft und bestimmt zugleich. Wir brachen in Tränen aus (also, mein Mann, ich weinte einfach weiter :lol:)! Wir waren so erleichtert, erschöpft, glücklich! Und bevor ich es überhaupt wusste, war er hier, unser Sohn, und wurde mir auf die Brust gelegt, ins Bondingtop, wie ein Känguru :-) Das erste, das ich dachte war "meine Güte, riecht er gut!" (die Natur hat das sehr clever eingerichtet). Während sie mich zusammennähten durften wir ihn streicheln, küssen, bewundern und beschnuppern. Er war kerngesund und irgendwann verschwanden meine zwei Männer für ein bisschen Skin to Skin.

60h hat es gedauert bis unser Sohn hier war. Dank Kaiserschnitt kam er lebend und gesund zur Welt. Die Oberärztin hat mir im Nachhinein gesagt, dass er niemals von alleine gekommen wäre. Er hat sich nicht nur gedreht (Sterngucker) sondern auch komplett in meinem Becken verkeilt. Er ist stecken geblieben was auch erklärt, wieso die Geburt nicht vorwärts ging. Natürlich hätte ich mir eine spontane Geburt gewünscht. Doch wenn ich überlege, dass wir vor noch 200 Jahren in einer solchen Situation gestorben wären bin ich unendlich dankbar, dass es den Kaiserschnitt gibt.

Mittlerweile ist unser Sohn 7 Monate alt und der absolute Sonnenschein in unserem Leben. Wir sind so dankbar für ihn! Wurm, wir lieben dich über Alles!!
Zuletzt geändert von swozzie99 am Di 24. Nov 2020, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.

Schlaufe
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Re: Was lange währt, wird endlich gut

Beitrag von Schlaufe »

Danke für deinen Bericht!
Ich kann dir sehr gut nachfühlen, da ich Ähnliches erlebt habe.
Viel Freude mit deinem Sohn und alles Gute!

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swozzie99
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Re: Was lange währt, wird endlich gut

Beitrag von swozzie99 »

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Schlaufe
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Re: Was lange währt, wird endlich gut

Beitrag von Schlaufe »

Liebe swozzie
Du hast mir eine PN geschickt. Ich kann dir jedoch nicht antworten da du den Empfang persönlicher Nachrichten deaktiviert hast (schreibt swissmom).

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swozzie99
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Re: Was lange währt, wird endlich gut

Beitrag von swozzie99 »

Liebe Schlaufe, danke für den Hinweis! Ich habe die Einstellungen jetzt geändert, sollte nun klappen. Danke dir herzlich :-)

Bunny16
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Re: Was lange währt, wird endlich gut

Beitrag von Bunny16 »

Danke für den Bericht

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