Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Antworten
frausteiner
Senior Member
Beiträge: 535
Registriert: Di 4. Feb 2014, 14:09
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von frausteiner »

Hausaufgaben machen wir am freien Nachmittag und/oder am Wochenende am Morgen. Wir besprechen die Woche im Voraus. ich muss neben ihm sitzen. Bei uns geht es nur mit Medi. Am Abend nach der Schule geht gar nichts mehr, weil sie mit dem Medi ja aufmerksam sind, sind sie dann am Abend noch müder.

Benutzeravatar
Allegra85
Vielschreiberin
Beiträge: 1322
Registriert: Do 5. Feb 2009, 15:37
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Umgebung Bern

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Allegra85 »

Wie lernt ihr mit euren ADHS Kindern ein Diktat?

Schreiben ist bei uns immer etwas ein Kampf und braucht viel Zeit und Energie. Ist das bei euch auch so?
Allegra85 with boys 2009 & 2011

Benutzeravatar
Neonova
Vielschreiberin
Beiträge: 1858
Registriert: Mi 18. Jun 2008, 21:04

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Neonova »

Danke für deine Antwort. Habt ihr denn Wochenpläne für die Hausaufgaben? Bei uns würde das nicht gehen, da immer wieder was dazukommt.
Wir versuchen momentan möglichst viel über Mittag zu machen. Da geht es bisher deutlich besser als nach der Nachmittagsschule. Es kommt allerdings sehr auf die Aufgabe darauf an. Am Wochenende ist es fast am schlimmsten, da kann er sich wirklich nur sehr sehr schwer aufraffen. Mal schauen wie es dann mit den Medis wird.
2008, 2010, 2013

frausteiner
Senior Member
Beiträge: 535
Registriert: Di 4. Feb 2014, 14:09
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von frausteiner »

Neonova hat geschrieben: Sa 19. Mär 2022, 21:15 Danke für deine Antwort. Habt ihr denn Wochenpläne für die Hausaufgaben? Bei uns würde das nicht gehen, da immer wieder was dazukommt.
Wir versuchen momentan möglichst viel über Mittag zu machen. Da geht es bisher deutlich besser als nach der Nachmittagsschule. Es kommt allerdings sehr auf die Aufgabe darauf an. Am Wochenende ist es fast am schlimmsten, da kann er sich wirklich nur sehr sehr schwer aufraffen. Mal schauen wie es dann mit den Medis wird.
Bei uns kommt auch immer was dazu. Wir besprechen es am Vortag immer, wann was gemacht wird. Mit 2 freien Nachmittagen und dem Wochenende klappt das sehr gut. Auch wenn noch ein Sportkurs ist. Ich dosiere für die Ufzgi niedriger als für die Schule und nur kurzwirksam. So werden ca 4x 40min Ufzgi pro Woche rasch und effizient gemacht.

Melinde Flink
Member
Beiträge: 437
Registriert: So 3. Jul 2016, 16:34

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

Neonova hat geschrieben: Di 15. Mär 2022, 21:09 Unser Sohn, 5. Klasse, hat nun, wie erwartet, ein ADS diagnostiziert bekommen. Er besucht bereits ein Lerncoaching.
Er möchte nun unbedingt einen Versuch mit Medikinet machen, weil die Situation, vor allem zuhause, für ihn und uns in letzter Zeit Stress pur bedeuten.
Nun würde ich gerne von euch wissen, wie ihr das gemacht habt mit dem kurzwirksamen Medikament und den Hausaufgaben (da artet es regelmässig aus). Vorgesehen ist eine Aufdosierung auf 2 Dosen täglich (morgens, mittags). Konnten eure Kinder nach der Schule noch gut Hausaufgaben machen oder war da die Wirkung bereits wieder verschwunden? Oder half schon der Umstand, dass die Stunden in der Schule weniger anstrengend und energieraubend waren?
Ich würde mich sehr über Erfahrungsberichte freuen. Danke euch!
Man startet normalerweise mit einer sehr geringem Dosis die nur kurze Zeit andauert, wenn dann die Dosis gefunden wurde, kann man die Medikamentation auf längerwirksame Tabletten umstellen. Falls ihr am WE ab und zu für 1-2h eine Konzentration benötigt, könnt ihr ausnahmsweise immer noch Ritalin 5/10 oder 15mg geben nur um diese kurze Zeit zu überbrücken.

Ich möchte euch raten die Medis am WE oder in den Ferien auszuprobieren, dann sehr ihr als Eltern den Effekt am deutlichsten und könnt zur Not eingreifen falls das Kind irgendwie komischh reagieren sollte.

Hausaufgabenzeiten: beginnt mal mit den Medis und findet euren Rythmus. Dann könnt ihr immer noch sehen wie es am besten klappt

Gurke1
Junior Member
Beiträge: 79
Registriert: Sa 18. Mär 2017, 14:08

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Gurke1 »

Zum Thema Nachteilsausgleich, in der
Mittel- und Oberstufe.

Was haben eure Kinder für Nachteilsausgleich? Ist die Schule kooperativ?

Vielen Dank für die Infos

Benutzeravatar
sonja32
Vielschreiberin
Beiträge: 1760
Registriert: Fr 27. Jul 2007, 11:38
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von sonja32 »

Wir hatten zusätzliche HP Stunden für Eisprincess..aber das abzudecken war insbesondere in der Oberstufe utopisch.

Nachteilsausgleich ist mehr Zeit für Prüfungen, als Beispiel, oder? Nö das war leider kein Thema...wieso weiss ich auch nicht.
Ich arbeite als Klassenassistentin und habe das selten, oder es wird nicht richtig umgesetzt. ich habe kinder die noten befreit sind.

Eisprincess ist mittlerweile 19 und nimmt seit der 6. klasse Medikamente. ich weiss nicht genau, ob ich das nochmals machen würde, es ist ein zweischneidiges Schwert...
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

5erpack
Wohnt hier
Beiträge: 4418
Registriert: Do 12. Sep 2019, 10:10
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von 5erpack »

Gurke1 hat geschrieben: Mo 4. Apr 2022, 20:28 Zum Thema Nachteilsausgleich, in der
Mittel- und Oberstufe.

Was haben eure Kinder für Nachteilsausgleich? Ist die Schule kooperativ?

Vielen Dank für die Infos
Alte Schule sehr kooperativ, neue wurde der Zettel quasi zur Seite gelegt und „ vergessen“.
Bei uns heisst es, Möglichkeit Prüfung alleine zu machen, oder und mehr Zeit.
Pamier stehen eh für alle die wollen zur Verfügung und die Primarschule stellt separatoren zur Verfügung ( Karton den man aufs Pult stellt und sich so in seiner „ Ecke“ befindet ohne von anderen gestört zu werden ( grad mein jüngster liebt diese sehr))

Es ist sehr individuell was Kinder brauchen.
wenn ich wieder einmal Vorurteile habe, mache ich die Augen zu und denke mit meinem Herzen ♥️

Benutzeravatar
Hausdrache
Vielschreiberin
Beiträge: 1094
Registriert: Mo 22. Aug 2005, 10:04
Wohnort: Zentralschweiz

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Hausdrache »

Bei uns war da wenig bis gar nichts möglich. Wobei unseren der viele Frontalunterricht und der richtige Sitzplatz schon mal sehr half. Prüfungen waren und blieben aber eine Schwierigkeit, da sie im Stress immer deutlich schlechter abschnitten, als mit Ruhe. Und nur schon das Wissen, ich darf etwas länger daran haben, hat geholfen, dass sie es oft in der normalen Zeit dennoch schafften.

Jetzt an der Berufsschule ist fast alles möglich, was es an Möglichkeiten gibt. Mündlich statt schriftlich, der PC der genutzt werden kann und der vorliest, mehr Zeit, halt was sie brauchen.
Bild

Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

Benutzeravatar
Hausdrache
Vielschreiberin
Beiträge: 1094
Registriert: Mo 22. Aug 2005, 10:04
Wohnort: Zentralschweiz

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Hausdrache »

Allegra/Diktate
nie das ganze auf einmal, oder erst ganz am Schluss.
Schwierige Wörter einzeln lernen. Bei uns ging es noch gut mit Buchstabieren, warum auch immer. Konnten sie es buchstabieren, konnten sie es auch schreiben.
Wir haben schwieriger Wörter auf Plakate gemalt, die Schwierigkeit mit einem Bild versehen, mit dem sie sich die Schwierigkeit besser merken konnten. Die Plakate haben wir dann auf dem WC, oder beim Essplatz aufgehängt.
Wörter immer erst zeigen, dann auswendig aufschreiben lassen, nicht diktieren und dann korrigieren. So prägen sie sich eher das ein, was richtig ist und schreiben nicht schon Fehler.
Helfen kann auch, erstmal abschreiben lassen, dann Wortarten bestimmen, damit die Nomen schonmal klar sind, spezielle Stellen anmalen, um sich bewusst zu werden, wo die Schwierigkeit steckt.
Auch eine Möglichkeit: Wörter kneten, viele ADHS-Kinder brauchen etwas haptisches und sind sehr visuell.
Bild

Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

Benutzeravatar
stella
Moderatorin
Beiträge: 8274
Registriert: Do 6. Nov 2003, 10:45
Geschlecht: weiblich
Wohnort: zuhause

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von stella »

Gurke
Obwohl die Lehrpersonen eigentlich den NTA bieten müssen, ist es mir lieber, wenn eine LP sagt, dass sie die Kapazität dazu oder die Möglichkeit nicht hat. Es kommt immer darauf an, wie belastet ein System schon ist.

In einem NTA können alle Dinge stehen, die man auf Grund einer Diagnose macht, um den Nachteil, der durch die Diagnose entsteht, auszugleichen. Dabei sollte daraus natürlich nicht ein Vorteil entstehen.
Darin stehen könnten (aus einem Paper des Kantons Bern https://www.akvb-unterricht.bkd.be.ch/d ... -dvbs.html --> Informationen zur Abweichung von der DVBS):

 Es steht mehr Zeit zur Verfügung zum Lösen der Aufgaben im Unterricht, bei einer Lernkontrolle oder
Lernzielüberprüfung.

 Die Lösungen können am PC anstatt von Hand geschrieben werden.

 Es kann eine Rechtschreibhilfe benützt werden, wie PC, (elektronisches) Wörterbuch, usw.

 Die Aufgaben werden (z. B. durch Schülerinnen und Schüler oder z. B. bei Teamteaching durch eine
Lehrperson) vorgelesen statt schriftlich abgegeben.

 Zentrale mündl. Unterrichtssequenzen (Lehrperson liest Text vor oder erläutert Informationen aus einem Schülerbuch) werden der Schülerin oder dem Schüler auch schriftlich vorgelegt, damit sie oder er
sich den Inhalt des Textes im eigenen Tempo erschliessen kann.

 (Häufigere) Pausen werden gewährt.

 Lernkontrollen, Lernzielüberprüfungen können in einem separaten Raum abgelegt werden.

 Schriftliche Lernkontrollen können mündlich absolviert werden oder umgekehrt.

 Es werden spezifische Arbeitsinstrumente oder Geräte (Computer, Aufnahme- und Wiedergabegräte,
FM-Anlage, usw.) zur Verfügung gestellt (Finanzierung evtl. durch die IV).

 Bei Lernkontrollen oder anderen Beurteilungsanlässen werden die Formen und Medien speziell
angepasst.

 Die Lehrperson legt bei der Unterrichtsvorbereitung fest, welche Wörter und Formulierungen für das
Verstehen eines Textes relevant sind und in der Klasse besprochen werden müssen. Durch Hilfestellung (z. B. durch DaZ-Lehrperson, andere SuS) wird sichergestellt, dass die Schülerin oder der Schüler je nach Zielsetzung den Text global oder detailliert versteht.

 Die Schülerin oder der Schüler wird durch eine Drittperson individuell begleitet, wie z. B. durch Gebärden-Dolmetschende (bei mündlichen Lernkontrollen bei Hörbehinderung), Assistenzperson für BrailleSchrift (bei Sehbehinderung: Beschreibung von Grafiken, schematischen Darstellungen, Übersetzung
von mathematischen Formeln usw.), Schulische Heilpädagoginnen oder Heilpädagogen.

 Die Schülerin oder der Schüler diktiert einer «Sekretariatsperson» (im Unterricht z. B. ein «Gspänli»,
bei Lernkontrollen eine Lehrperson) wie sie beispielsweise eine Skizze, ein Schema oder eine Formel
darstellen soll

Oft sind solche Massnahmen auch erschwert, einfach durch die Organisation. Z.B. hatte ich mal vier SuS, die die Teste in einem separaten Raum machen sollten, aber alle unsere Räume waren belegt. Ich hatte keine Räume und schon gar nicht 4 zur Verfügung.
Oder aber wenn man für Tests länger Zeit gibt - dann ist es u.U. so, dass der Schüler die Pause und den Anfang der nächsten Stunde verpasst, was auch wieder zur Schwierigkeiten führt.

Darum ist es wichtig, dass man als Eltern gemeinsam mit den LehrerInnen des Kindes und je nach Alter mit dem Kind zusammen nach einer guten Lösung sucht, die gut umgesetzt werden kann.

Oft enthält ein NTA dann auch Pflichten von der Schülerin, dem Schüler - z.B. dass ein Lerncoaching besucht werden muss, dass selber darauf aufmerksam gemacht werden muss, dass man einen NTA hat, dass die entsprechenden Geräte jederzeit bereit und dabei sind...
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Benutzeravatar
lofu
Junior Member
Beiträge: 74
Registriert: Di 23. Aug 2011, 20:49

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von lofu »

Hallo zusammen
Bei meinem bald 12- jährigen Sohn wurde ADHS bei überdurchschnittlicher Intelligenz diagnostiziert.
Er macht in der Schule noch gute Noten, obwohl das Lernen in letzter Zeit sehr harzig ist. Ich habe ihm schon seit jeher beim Strukturieren des Lernstoffes geholfen und es ist ihm bis vor ein paar Monaten auch immer leicht gefallen.
In letzter Zeit hat er jedoch immer mehr Mühe sich zum Lernen aufzuraffen. Er geht auch überhaupt nicht gerne in die Schule. Manchmal sagt er, dass ihm alles zu viel ist und er wie Matsch im Kopf hat.
Wir werden im Mai noch ein Gespräch mit den Lehrpersonen und der abklärenden Psychologin haben, bei welchem auch der Nachteilsausgleich mit konkteten Vorschlägen ein Thema sein wird. Ausserdem wird mein Sohn noch zu einem "Auklärungsgespräch" zur Psychologin gehen. Dann sollte er in eine Lerntherapie gehen, was er jedoch überhaupt nicht toll findet.
Ich hatte schon einen Termin bei der Lerntherapeutin um mich beraten zu lassen und ich bezweifle, dass der Nutzen gross sein wird, da ich das meiste mit ihm schon gemacht habe.
Für mich steht eine Medikation im Raum, weil ich sehe, wie er wegen der Schule, bzw.dem Unvermögen sein volles Potential auszuschöpfen leidet.
Ich habe die Langzeitfolgen gegoogelt und bin v.a.wegen der Wachstumsverzögerung nun total verunsichert. Mein Sohn gehört bereits zu den Kleineren und ich möchte nicht, dass er noch mehr abfällt. Ich habe auch gelesen, dass die Wachstumsverzögerung evt.nicht ganz aufgeholt wird und man als Erwachsener desswegen 2-3 cm kleiner sein wird. Auch über Gehirnverändernde Folgen habe ich gelesen, dass beim Absetzen des Medis gar keine Motivation mehr vorhanden ist.
Ich habe schon viel im Forum gelesen und das Gefühl, dass Ritalin und co.als sehr positiv gesehen wird, was ich total verstehen kann. Was wisst ihr über die oben beschriebenen Folgen?( wegen Schlafstörungen und Gewichtsverlust mache ich mir weniger Sorgen, da ja beides reversibel ist). Ich hoffe auf Hilfe von euch erfahrenen Mütter!
Lg lofu

Melinde Flink
Member
Beiträge: 437
Registriert: So 3. Jul 2016, 16:34

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Melinde Flink »

@Iofu: wachstumsverzögerungen kenne ich mich nicht aus, aber zu den Wirkungen nach dem Absetzen kann ich sagen, dass es sich hier vermutlich um eine Schilderung einer leichten Unterdosierung handelt, die vor allem bei Retard-Produkten 1h dauern kann. Das Medikament hat keine Langzeitwirkungen weil es wasseelöslich durch die Nieren sehr schnell ausgeschiedeb wird. Es ist hier anders als Antidepressiva z.B. die man ausschleichen muss. es ist wie ein Lichtschalter, Pille ein, 30 Min später beginnt die Wirkung, nach der Wirkdauer gibt es eine Art „Abkühlphase“ die je nach Person unterschiedlich sein kann. Aber die ist nicht länger als 1h. Danach kann ein Rebound auftreten weil die Hirnsynapsen leer sind under Botenstoff erst wieder etwas aufgebaut werden muss. Aber auch hier, keine Stundenlangen Zustände sondern 30Min etwas aufgedreht. Kann sein, muss aber auch nicht. Beides lässt sich mit etwas Ruhe, einer zuckerhaltigen Cola oder Sport recht gut abfangen. Und je regelmässiger die Einnahme, desto weniger die Nebenwirkungen.

Und da es sich ja auch um eine umkomplizierte Einnahme handelt, wäre es evt ein Versuch wert, mal im Urlaub zu proberen, nach 1-3 Tagen sieht man einen Erfolg oder Misserfolg. Da muss nicht 3 Wochen rumprobiert werden.

Benutzeravatar
sonja32
Vielschreiberin
Beiträge: 1760
Registriert: Fr 27. Jul 2007, 11:38
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von sonja32 »

Meine Tochter nimmt seit 8 Jahren Medikamente gegen ADHS. Zuerst Medikinet, danach Medikinet retard, seit sie 15 ist Elvanse.
Sie nimmt sie nur in den Ferien nicht. Meistens hat sie da wirklich mindestens 1-2 Tage bis sie wieder *normal* ist. Also das heisst, ADHS dann sehr ausgeprägt. Wachstumsverzögerungen hatte sie keine. Schlafstörungen je nach dem was sonst noch so war. Gewicht: Sie isst massiv weniger wenn sie Medikamente nimmt. Momentan ist sie wieder in engemaschiger, psychiatrischer Behandlung, da im 3. LJ und kurz vor den Abschlussprüfungen, was sie sehr belastet. Sie konnte übrigens auch mit Medikinet ihr Potenzial nicht richtig ausschöpfen. Sie ist auch HB (IQ um die 130...der letzte IQ Test ist lange her). Seit Sie Elvanse nimmt, hat sie nur noch Bestnoten, überall...Sie war in der SEK da sie auch noch eine Matheschwäche hat. Nach der Lehre möchte sie erstmal eine Medi-Pause machen, so ist das auch mit dem Psychiater abgesprochen, danach will sie die Matur nachholen und studieren. Sie ist 19. Auch mit Medikamenten ist sie ein *wildes Ding*...sie hat allerdings auch Kollegen mit ADHS, die nie medikamentiert waren, und gar nichts auf die Reihe bringen. Oder total den Suchtmitteln verfallen sind.
Lange Rede kurzer Sinn, ich würde die Medis auf jeden Fall probieren, absetzen kannst du sie immer.
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

5erpack
Wohnt hier
Beiträge: 4418
Registriert: Do 12. Sep 2019, 10:10
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von 5erpack »

Meine Kinder setzen die Medikamente auch in den Ferien ab. Es ist auch wie ein Lichtschalter. Es macht auch nicht süchtig!
Ich hab einfach die Erfahrung gemacht, das dank Ritalin und co, die Kinder endlich bereit waren Dinge anzunehmen, zu akzeptieren und auch eine gute Struktur aufbauen konnten.
Nach mehreren Jahren Medikamenten sind die nun bei zwei Kindern nicht mehr nötig.

Hirnstruktur Veränderungen kenne ich mich nicht aus.

Wachstum ist so ein Ding. Es hat ja auch genetische Faktoren.
Aber grad wegem Wachstum mussten wir zwingend alle sechs Monate zum Arzt und sie sind nur ganz bitzli weniger gewachsen.
Also endgrösse wohl wirklich 2-3 cm kleiner.
Das sind meiner Meinung nach peanuts.
Das Wachstum setze beim jungen ab 14 richtig ein. Er wuchs dann mal 15 cm in vier Monaten...
Kommt ja Suchanfragen die Genetik an.
Meine Familie ist eher kleiner, mein Mann eher grösser.
Aber auch dort gibt es zwei Geschwister die kleiner als ich sind.
Mein älteste ist 158 mein ältester Sohn 178
Meine jüngere Tochter hat jetzt mit 15 ihre endgrösse erreicht (172).
Alle drei haben intensiv medikinet genommen.

Zum HB und ADS auch mein Sohn könnte sein Potential nicht ausschöpfen mit Medikamenten. Es ist verzwickt
Aber er konnte die Therapien akzeptieren.
Er ist erst jetzt im Gymnasium glücklich und nimmt keine Medikamente mehr.
wenn ich wieder einmal Vorurteile habe, mache ich die Augen zu und denke mit meinem Herzen ♥️

Bleistift79
Senior Member
Beiträge: 601
Registriert: Di 13. Dez 2011, 20:47
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Bleistift79 »

Hoi zäme,
zum Thema Potenzial ausnutzen können.
Unsere Älteste beschreibt es so: abliefern kann ich nur, wenn mein Kopf mit verschiedenen Dingen/ Themen gut ausgelastet ist.
Sie hat während der Fachmaturitäts- Vorbereitungszeit zusätzlich eine neue Sprache gelernt und sich das HP programmieren bei gebracht.
Das versteht sie unter „gut“ ausgelastet.
Ich hatte öfters Mal Mühe mit dieser Art, im Endeffekt ist sie aber der Profi von und über sich selbst. Ich musste ganz oft einfach Vertrauen haben.
Lg

fläcki
Senior Member
Beiträge: 561
Registriert: Do 18. Feb 2010, 11:03
Geschlecht: weiblich
Wohnort: im Ämmitau

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von fläcki »

Unser Sohn (11) hat schon eine ganze Weile erst Medikinet, nun Ritalin. Der Grund warum wir uns dafür entschieden haben ist dem deinen sehr ähnlich. ASS und ADHS, Intelligenz über dem Normbereich. Er konnte sein Potenzial nicht ausschöpfen, der Leidensdruck stieg, weil er wusste, was er eigentlich kann, wirklich auch wollte, aber es nicht schaffte sich zu konzentrieren, strukturieren, an etwas dran zu bleiben, das nicht sehr stark intrinsisch motiviert war. Er regte sich über sich auf, fand sich dumm und unnütz. Sobald ein Leidensdruck beim Kind da ist, dünkt mich, ist ein Versuch sinnvoll. Wie andere schon geschrieben haben, sieht man sehr schnell, ob sich etwas verbessert.
Sohn nimmt das Ritalin an den Wochenenden manchmal nicht, in den Ferien auch nur teilweise, je nach dem was er für Projekte hat. In den letzten beiden Wochen nahm er es zBsp immer nur am Morgen und die Mittagsdosis wollte er nicht.

Rebound kannten wir am Anfang, inzwischen ist das kein Thema mehr. Der Kinderneurologe sagte uns, es gäbe unterschiedliche Typen Menschen. Manche mögen lieber, wenn das Medi sich langsam verabschiedet, andere (oft mit einem zusätzlichen ASS), bevorzugen einen schnellen Abfall vom Medi. Unser Sohn gehört zu Letzteren. Er hasste das Langzeitmedikinet. Er kann besser mit der "schnellen" Veränderung, die er im Körper spürt, umgehen und ist nun mit dem "gewöhnlichen" Ritalin wohler.

Wachstum: Ich kann nur von uns reden, wir stellen keine Wachstumshemmung fest, oder aber haben ein grosses Kind, das ohne Ritalin noch grösser wäre. Könnte auch sein, wir Eltern sind beide eher gross.
Eher ein Problem war bei uns das Essen. Mit Medikinet hat er deutlich weniger gegessen und es war schwierig, das Gewicht, trotz Wachstum, auch nur zu halten. Da er immer an der Grenze zum Untergewicht ist, von Natur aus einfach gross und dünn und dazu noch aktiv, müssen wir das Gewicht im Auge behalten und hatten damit wirklich zu kämpfen. Seit er Ritalin hat ist das mit dem Essen weniger ein Problem, der Appetitverlust scheint kleiner. Da er durch das ASS am Mittag, nach der Schule, oft nicht sofort essen kann, der Blutzucker aber sehr tief ist, fällt er da in ein Loch. Das beheben wir seit einer Weile mit einem halben Glas Süssgetränkt. Sobald der Zucker steigt, kann er anfangen zu essen.

Gehirnentwicklung: Davon habe ich auch gelesen. Heute stelle ich es dem Stress gegenüber, der entsteht, wenn jemand immer unter seinen Möglichkeiten bleibt und sich selbst dafür nicht mehr ausstehen kann. Ich habe ein ausgeglicheneres und glücklicheres Kind, das an sich glaubt und sich mag. Er ist in der Lage, sich intellektuell auszulasten, das macht ihn zufrieden und er "muss" nicht mehr ausrasten und wüten. Die Selbstwirksamkeit ist gestiegen, es gibt Erfolge und weniger Kritik (auch von sich selbst).

Benutzeravatar
lofu
Junior Member
Beiträge: 74
Registriert: Di 23. Aug 2011, 20:49

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von lofu »

Vielen Dank für eure Antworten.
Wir Eltern sind eher klein, von demher ist zu erwarten, dass mein Sohn auch nicht sehr gross wird. Auf eine kleine Endgrösse machen 2-3 cm eben schon noch viel aus. Wenn das nicht wäre würde ich nicht zögern. Mein Sohn hat grad gestern gesagt, dass er der kleinste ist und man merkt, dass es ihn stresst. Früher war er eher im Mittelfeld, er hat also schon ohne Medis wie eine Verzögerung.
Dann bin ich mir auch gar nicht sicher, ob mein Leidensdruck grösser ist als seiner. Ich leide sehr darunter, wenn ich sehe, wie er weint und davonrennt, wenn sie ein Fussballspiel verlieren (dies hat sich jedoch ohne Medis durch einen super Trainer verbessert). Mich stresst es auch sehr, wenn ich sehe, dass er sich zum lernen nicht aufraffen kann. Ich bin dann die, die ihn kontinuierlich antreibt und motiviert und ich muss sagen, ich mag nicht mehr. Aber ihm Medis zu geben, weil ich nicht mehr mag wäre doch falsch...
Ich frage mich seit der Diagnose, ob er das ADHS von mir hat. Vor der Einschulung stand bei mir POS im Raum und ich hatte die ersten Jahre sehr Mühe in der Schule und brauchte viel Unterstütung. Ich hatte Freunde aber war immer sehr gerne für mich in meinem Zimmer.
Ich bin dann in die Bez.gekommen und habe die Matura gemacht, ohne fremde Unterstützung. Daher habe ich auch nicht mehr an ein ADHS bei mir gedacht.
Seit einiger Zeit geht es mir jedoch nicht so gut, ich habe extrem Mühe mich für Kleinigkeiten aufzuraffen und alles kostet so viel Energie. Ich verliere auch schnell die Geduld, v.a.wenn vieles aufs Mal kommt, alle gleichzeitig etwas von mir wollen. Ich suche die ganze Zeit Sachen, welche ich verlegt habe. Ich erwache in der Nacht oft und komme dann nicht mehr von meinen Gedanken los.
Klingt ein bisschen wie eine Depression, manchmal geht es mir wirklich ganz schlecht... ( ich bin bereits in der Psychotherapie), könnte es aber auch ADHS sein, mit welchem ich jahrelang gut umgehen konnte, jetzt aber an meine Grenzen stosse?
Ich würde es gerne abklären lassen, finde aber keine Fachperson in meiner Gegend. Meine Therspeutin meinte auch, ich solle es doch machen.
Hat es hier auch Mütter mit ADHS?
Sorry, für die wirren Gedanken, ich musste die einfach mal loswerden und ich weiss gar nicht wohin damit....
glücklich mit unserem Trio 2010, 2012, 2015
**** im Herzen

Timia
Member
Beiträge: 366
Registriert: Di 17. Aug 2010, 14:31

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von Timia »

.
Zuletzt geändert von Timia am So 14. Aug 2022, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
sonja32
Vielschreiberin
Beiträge: 1760
Registriert: Fr 27. Jul 2007, 11:38
Geschlecht: weiblich

Re: Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

Beitrag von sonja32 »

@lofu: das kann durchaus sein, dass du ADHS hast und es einfach bis jetzt gut kompensieren konntest, da wahrscheinlich hoher IQ.

Es gibt Erwachsenpsychiater, welche ADHS abklären. Momentan ist es aber sehr schwierig bei einem Pychohterapeuthen oder Psychiater aufgenommen zu werden, da die übervoll sind (sicher auch wegen der Pandemie).

Ja und für mich hängen ADHS und Depressionen zusammen, also ich denke wenn man ADHS hat, ist man viel anfälliger dafür. Um so wichtiger, ist die Selbstfürsorge für Dich liebe Lofu.

Bei uns in der Familie ist es so: Ich denke, dass wir als Eltern beide ADHS haben, mal mehr mal weniger. Eisprincess hat dann einfach die volle Dosierung (;-)) geerbt, mein Sohn, zb. war im Sport sehr auffällig, aber in der Schule oder im Sozialleben war es nie ein Problem. Also es ging und geht ihm gut, deshalb wurde er auch nicht abgeklärt. Meiner Tochter ging es nicht gut, manchmal sogar richtig schlecht und das war auch der Grund wieso wir es mit Medikamenten probierten.
Es ist aber nicht so, dass sich mit Medikamenten alles in Wohlgefallen auflöst. DAs Ziel ist aber auf jeden Fall, dass es Deinem Kind damit besser geht.

Eltern mit ADHS und Kindern mit ADHS, sollten eigentlich Unterstützung erhalten. Gut gehst du in die Therapie. Schau weiter was Dir guttut und versuche viel abzugeben und nicht alles alleine zu meistern.
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

Antworten