schnell und heftig...als 1.-Gebärende

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Moderator: Phönix

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gs-girl
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schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von gs-girl »

Geburtsbericht Lara Joëlle / 05.11.2017
Es ist Samstag, der 4. November 2017. Laut Wetterbericht wird es in den nächsten Tagen kalt und stürmisch. Mein Partner und ich entscheiden, heute noch den Garten und Balkon winterfest zu machen. Schliesslich bin ich heute bei 38+2 und möchte die Sonne auch noch etwas geniessen. Bei einem der WC-Gänge am Mittag hatte ich einen kleinen Schleimpfropf auf dem Papier. Ich fühle mich gut. In den letzten Tagen habe ich noch das Haus geputzt, Küche umgeräumt und irgendwie den Eindruck gehabt, ich müsse noch vieles erledigen. Nun schneide ich draussen die Forsythie, räume Blumentöpfe in die Garage und reisse die letzten Sonnenblumen und Tomatensträucher aus. Ich muss aber unbedingt noch die Blätter zusammenwischen und und und. Mein Freund ist auf Pikett und erhält tatsächlich noch einen Anruf. Er muss noch kurz die Welt retten ;-) ich überlege noch, ob ich mitfahren soll. Wir haben das am Wochenende schon oft getan. Ich entscheide mich aber, zu Hause auf dem Sofa auf ihn zu warten. Irgendwie erinnere ich mich daran, dass ich ja eigentlich noch mit dem Epino üben wollte und das aber immer vor mir hergeschoben habe. So scheint jetzt noch der richtige Zeitpunkt zu sein, um anzufangen. Also, auch noch getan.
Am Abend zünde ich die Kerzen an vor dem Haus, wie immer in der Voradventszeit…und wusch, ich fühle mich, als hätte ich in die Hose gemacht. Geht das? Ich eile zur Toilette und spüre wie es unaufhörlich tropft. Die Hose ist klatschnass. Nun denn, das war der Blasensprung, es ist 18.30. Ich sammle mich erstmal und rufe dann im Spital an. Die Hebamme fragt nach Farbe des Fruchtwassers, Schmerzen, Wehen etc. Wir vereinbaren, dass ich spätestens am späten Abend zu einem CTG vorbeikommen soll, um dann die Nacht zu besprechen. Mein Freund ist auf dem Rückweg, Einsatz abgeschlossen. Als er eintrifft sitze ich auf dem Sofa, auf dem tollen Nässeschutz. Er schaut mich an, und weiss, was los ist. Wir sind beide irgendwie aufgeregt und trotzdem ganz ruhig. Er kocht noch einen feinen Znacht, der uns beide stärkt. Während dem Essen spüre ich leichte Kontraktionen, so ähnlich, wie ich während der letzten Wochen den harten Bauch spürte, einfach stärker und länger andauernd. Die ersten Wehen kamen ca um 19.30. Wir legen uns noch etwas hin, schauen Fernsehen. Ab ca 21.00 spüre ich deutlich stärkere Wehen, muss mich hinsetzen und die Wehen veratmen. Es geht noch ganz gut. So langsam wird mir klar, dass die Geburt losgeht. Ich möchte noch das Kinderzimmer fertig machen, Bett anziehen, Wickeltisch aufräumen. Ich ahne, dass ich heute Abend ins Spital gehe und erst mit Kind auf dem Arm wieder heimkomme. Unser „Riis-Chörnli“ möchte also die richtige Welt sehen. Um 22.00 ruft mich die Hebamme vom Spital an und fragt, wie es mir geht. Meine Wehen sind stärker, mittlerweile schon alle 5 Minuten. Wir vereinbaren, dass wir uns auf den Weg machen. Also Tasche fertigpacken; es fehlt ja dann immer noch etwas. Mein Freund holt das Auto, es ist schon 22.15. Wir haben 30 Minuten Fahrt vor uns. Während der ganzen Zeit tippe die Wehen in die App auf dem Natel ein…die Wehen dauern alle über 1 Minute, bereits alle 3-4 Minuten. Die Fahrt kommt mir sehr lang vor und ich bin froh, dass die Autobahn frei ist und wir ohne viel bremsen fahren können. Im Spital angekommen muss ich vor der Tür und vor dem Gebs wieder Wehen veratmen. Es ist ca 22.45
Die Hebamme im Gebs scheint eine flotte zu sein. Sie lässt mich gewähren, wie es mir wohl ist und möchte zu Beginn ein CTG schreiben. Dabei weht es so weiter wie bisher….so langsam kann ich nicht mehr nur veratmen…ich veraaahe also. Es hilft. Nach dem CTG kommt die vaginale Untersuchung. Der Befund frustriert mich: 3 cm. Meinem Freund sagt die Hebamme, dass das Köpfchen noch nicht richtig eingestellt sei, und die Geburt so wahrscheinlich nicht fortschreiten werde. Mir sagt das in dem Moment aber niemand. Wenn ich mir vorstelle, dass ich als 1.-Gebärende pro Stunde 1 cm eröffne, glaube ich nicht daran, dass ich diese Schmerzen noch 7 oder 8 Stunden aushalte. Eine PDA möchte ich aber auch nicht. Also nehme ich das Angebot von der Badewanne an. Ich verliere nun schon deutlich Blut. Die Wehen werden in der Wanne nicht schwächer, eher gleichbleibend oder stärker. Die Hebamme unterstützt mich, spricht mir positiv zu, motiviert mich, zwischen den Wehen in mich zu gehen, Kraft zu sammeln und einzudösen bis zur nächsten Wehe. So hangele ich mich von einer Wehe zur nächsten…atmen, Augen zu, dösen, Wehe kommt, aaaaah und atmen, Wehe geht langsam wieder, dösen. Ich habe das Gefühl es dauert Stunden, und die Wehen sind unglaublich stark. Zwischen den Wehen bleibt kaum Zeit, auszuruhen oder zu erholen. Mein Freund sass schon am Bett neben mir, und auch jetzt ist er bei mir. Ich mag aber keine Berührungen, möchte mich nur an der Wanne halten und auf dem Wasser schweben. Seine Präsenz ist für mich enorm wichtig und wir schauen uns immer wieder in die Augen. Plötzlich spüre ich, dass die Schmerzen sich ändern, es drückt nach unten und ich muss die Wehe ganz anders veratmen. Es scheint, etwas in mir drin zu ziehen. Ich sage meinem Freund, dass er die Hebamme rufen soll. Sie sitzt nebenan und hat die Doku begonnen. Auch sie hat meine Veränderung gehört. Ich sage ihr, dass ich einen Druck spüre. Sie lässt noch 2,3 Wehen vergehen und untersucht mich dann nochmals. Befund: vollständig offen. Also haben sich alle Schmerzen gelohnt. Die Hebamme lässt mich atmen und pressen wie es mir gut tut. Sie hilft mir, meine Beine besser zu positionieren, um dem Kind Platz zu schaffen. Ich möchte nicht sitzen, sondern in Seitenlage „schwimmen“. Sie kontrolliert immer wieder die Herztöne mit dem CTG-Gerät, informiert den Arzt zur Geburt und montiert die Bänder wieder am Bauch, um das CTG abzuleiten. Ich realisiere, dass der Arzt hinzukommt und spüre immer noch gleich Druck und heftige Wehen. Sie sagen mir, dass das CTG schlechter werde und es nach „Nabelschnurzeichen“ aussehe, also die Nabelschnur um den Hals oder Kopf gewickelt sei und das Kind weniger Sauerstoff bekomme. In der Wanne könne sie aber weniger tun oder die Nabelschnur nicht durchtrennen. Sie möchten, dass ich jetzt aussteige. Ich denke mir, dass ich unter den Presswehen doch nicht herumlaufen kann. Ich sammle alle Kraft, setze mich in der Wanne auf und steige aus. Die Hebamme trocknet mir die Beine und den Rücken ab, was ich in dem Moment völlig überflüssig finde. Ich möchte einfach nicht, dass mein Kind noch auf den Boden fällt. Also schleunigst die 4 Meter zum Bett gehen. Ich steige im Vierfüssler aufs Bett und kann die Wehen so aber weniger gut veratmen. Also wieder Seitenlage. Und dann presse ich…1 Wehe…2 Wehen…es fühlt sich endlos lange an. Der Kopf wird sichtbar, und nach einigen Wehen spüre ich, wie der Druck und der Schmerz gegen unten stärker werden. Ich sage mir, jetzt oder nie und presse mich durch den Schmerz. Der Kopf ist geboren und ich lasse meinen Körper einfach weiterpressen….unser Kind ist da. Ein kurzer Schrei, „hallo, hier bin ich“. Die Hebamme legt mir das kleine Menschlein auf den Bauch. Mein Freund flüstert mir zu: „es isch es Maitli“. Ich fühle mich überrumpelt, von den Hormonen völlig geflasht und weine. Wir haben ein Mädchen. Gespürt und gedacht habe ich es immer, aber gewusst haben wir es erst jetzt: 05.11.2017, 01.50 h! Ich war also weniger als 3 Stunden im Spital. Die kleine Lara Joëlle schaut mich mit ihren grossen dunkelblauen Kulleraugen an. Ich bin fasziniert von ihr und meinem Freund unendlich dankbar!
Lara ist bei 38+3 zur Welt gekommen, bei Vollmond, am Sonntag früh…ein Wunder, mit schnellen heftigen Schritten!
Lara: 2610g, 45cm, KU 32.5cm
Der Dammriss wurde danach in Lokalanästhesie genäht….unangenehm, da half auch das veratmen nicht mehr.
Lara lag lange bei mir auf dem Bauch, und durfte auch bei meinem Freund auf die nackte Brust liegen. Sie hat also doppeltes Bondig erhalten. Uns gab es Zeit, als Familie die ersten Stunden zu geniessen. Die Hormone haben mich beflügelt und ich glaubte, das Glück sprudle aus meinen Ohren.
Aufgrund ihres tiefen Geburtsgewichts, galt Lara als „too small for date“ und benötigte in den folgenden Wochen mehr Aufmerksamkeit beim Stillen und zuschöppeln. Aber sie hat aufgeholt und präsentiert nun ihr fröhliches Lachen und wickelt alle um ihre Finger!
Zuletzt geändert von gs-girl am Do 26. Jul 2018, 14:36, insgesamt 1-mal geändert.

sini
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von sini »

So en schöne Geburtsbricht[emoji7]
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Tanjusha
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von Tanjusha »

Sehr berührend - danke fürs Teilen. Alles Liebe für Euch!

gs-girl
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von gs-girl »

sini hat geschrieben: Di 24. Jul 2018, 17:40 So en schöne Geburtsbricht[-]
Merci! :-*

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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von gs-girl »

Tanjusha hat geschrieben: Di 24. Jul 2018, 18:06 Sehr berührend - danke fürs Teilen. Alles Liebe für Euch!
Danke vielmals!! Euch auch alles Liebe!

ruchli79
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von ruchli79 »

Schöne Geschichte. Danke. Und alles Gute.

gs-girl
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von gs-girl »

ruchli79 hat geschrieben: Di 24. Jul 2018, 22:57 Schöne Geschichte. Danke. Und alles Gute.
Merci!! Dir auch alles Gute.

gs-girl
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von gs-girl »

Tanjusha hat geschrieben: Di 24. Jul 2018, 18:06 Sehr berührend - danke fürs Teilen. Alles Liebe für Euch!
Merci glichfals!!

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vera24
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von vera24 »

Toller Geburtsbericht, Tränchen kamen... danke!
Unser Schatz, ein Osterhäsli 2019 :)

gs-girl
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Re: schnell und heftig...als 1.-Gebärende

Beitrag von gs-girl »

vera24 hat geschrieben: Mi 3. Apr 2019, 12:53 Toller Geburtsbericht, Tränchen kamen... danke!
Merci vilmal

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