Arbeiten soll sich finanziell lohnen

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Moderator: conny85

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Hibiskus
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Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Hibiskus »

Hoi Zäme,

Ich bin grad sowas von genervt/enttäuscht/entsetzt :evil:

Im 2016 habe ich insgesamt etwa 10% mehr verdient (zu einer Stelle mit höherem Grundlohn gewechselt, Pensum etwas erhöht, Überstunden ausbezahlt bekommen). Nun wirkt sich das drastisch auf meine Steuerrechnung aus. Ich bezahle massiv mehr Steuern, erhalte keine Prämienverbilligungen mehr, habe mehr Kinderbetreuungsauslagen, mehr Fahrtkosten, etc. und so am Schluss nicht mehr im Portemonnaie als vorher!

Darf das sein?
Geht/ging es jemandem ähnlich?
Was habt ihr gemacht?
Habt ihr das irgendwo ausgerechnet?
Muss ich denn nun wirklich schauen, dass ich genau unter der Grenze verdiene, damit es am Schluss finanziell aufgeht?

Grundsätzlich finde ich es logisch, dass mit mehr Verdienst mehr Steuern bezahlt werden. Und dass Verbilligungen jeglicher Art nur bis zu einem gewissen Einkommen bezahlt werden.
Aber ein Nullsummenspiel bei mehr Aufwand und weniger Zeit für Kind/Haushalt/mich?!?!?!? :roll: :evil: :cry:

Muss ich denn wirklich kalkulieren, damit das nicht wieder passiert? Was genau läuft bei unserem System falsch?

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Lotus
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Lotus »

Ich kann nur sagen: ja! Ich habs auagerechnet. Der Witz ist noch, dass man in gewissen Kantonen dann noch auf PV, kita-Subventionen, etc verzichten muss, wenn man wieder weniger verdienen würde, weil die 'letztjährige' Steuererklärung zählt :( ich gehe sicherlich nicht arbeiten, solange es nicht rentiert! Wir würden sogar ein Minus machen :shock: und wir kommen jetzt genau durch mit einmal Ferien pro Jahr, kein Luxus!

Grüssli Lotus
"Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend." Mark Twain

Drag-Ulj
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Drag-Ulj »

Ich find's eigentlich schön, dass du mehr arbeitest und deine KK & Co. nun selbst zahlst und damit den Staat entlastet. Denn dieser ist nicht dafür zuständig, die Vereinbarkeit von Beruf & Familie aller Bürgerinnen zu stemmen.
Die Sache sollte deshalb mit der Steuerentlastung belohnt werden... Denn wenn du nicht mehr gemolken werden kannst, dann klopfst du ja dort wieder an. Ziemlich unsinnig, da gebe ich dir ja recht.

Ich wollte es jahrelang als wir noch 2 KiTa-Kinder hatten, bewusst nicht wissen, da ich mich vermutlich gegen die Berufstätigkeit hätte entscheiden müssen. Die kommt mir ja jetzt aber wirklich zu gute & ich bin froh, "durchgehalten" zu haben.

Hibiskus
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Hibiskus »

Lotus hat geschrieben:Wir würden sogar ein Minus machen :shock:

Grüssli Lotus
Na das geht ja dann gaaaaar nicht!
NinuHH hat geschrieben:Also ja: du musst kalkulieren, damit es aufgeht. Ganz klar.
Die Frage nach "was läuft falsch im System" wird dir hier niemand beantworten können.
Wie bzw. wo rechne ich das denn aus? Wie machst du das?
Mich würde trotzdem interessieren, was sich eurer Meinung nach ändern müsste, damit das System funktioniert.

mit
Drag-Ulj hat geschrieben:Ich find's eigentlich schön, dass du mehr arbeitest und deine KK & Co. nun selbst zahlst und damit den Staat entlastet. Denn dieser ist nicht dafür zuständig, die Vereinbarkeit von Beruf & Familie aller Bürgerinnen zu stemmen.
Das finde ich ja eigentlich auch! Ich bin alleinerziehend, seit Junior 10 Monate alt ist. Anstatt zu Arbeiten, hätte ich aufs Sozialamt gehen können und hätte so zeitweise mehr zum Leben gehabt als anders. Das wollte ich nicht.
Diesrr Sprung in der Steuerrechnung macht mich sowas von wütend, weil es ja so gar keinen Anreiz gibt, genügend zu arbeiten, damit man zB. die KK-Prämien komplett selber bezahlen kann. Das kanns doch echt nicht sein!

Hibiskus
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Hibiskus »

Die Gretchenfrage ist glaubs: Wieso rackere ich mich über Jahre ab, wenn am Ende finanziell doch nichts herausschaut?

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Ups...
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Ups... »

naja, ich glaube, es ist nicht so, dass nix herausschaut.

Über kurz oder lang werden die Beiträge von Staat und Gemeinde extrem sinken müssen, weil mit dieser Entwicklung, dass so viele Menschen unterstützt werden müssen, kann es nicht weiter gehen.
Was ist falsch daran, dass du dein Leben selber schaffst, und keine Beiträge vom Staat mehr bekommst? Das ist doch wirklich etwas positives. Und ja, wenn man sich Überstunden auszahlen lässt, hat das immer einen rechten Effekt auf die Steuern... besser diese kompensieren - dann stimmt es mit Zeit für mich auch wieder!

Hibiskus
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Hibiskus »

Du glaubst nicht, dass nichts rausschaut am Schluss?

Hier eine mögliche Rechnung:

Mehrverdienst 6000 Fr.
Mehrsteuern 2500 Fr.
Mehrhortkosten 2500 Fr.
Mehr Fahrtkosten 700 Fr.

Meist sind es ja noch einige Auslagen mehr, die dazukommen. Fallen nun noch die Prämienverbilligungen weg, ist es ein Nullsummenspiel oder geht sogar ins Minus.

Ich bin absolut der Meinung, dass man sein Leben wenn möglich selbständig meistern sollte, ohne finanzielle Unterstützung vom Staat. Aber es darf doch nicht sein, dass sich ein Mehrverdienst schlicht nicht lohnt, weil er von den Steuern aufgefressen wird!

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Ups...
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Ups... »

wegen 6'000 mehr Einkommen wirst du wohl nicht 2'500 mehr Steuern bezahlen? Eine Steuerbelastung von über 40% gibt es in der Schweiz nicht.
Die Fahrtkosten wären ja aber auch mehr, wenn du den Job wechseln würdest ohne Mehrverdienst... Mehrkosten beim Fahren bedeutet auch Mehraufwand mit der Zeit - das hängt dann nicht mit abrackern zusammen

Dann hast du zusätzlich mehr eingezahlt in die AHV, BVG und belastest die anderen Steuerzahler weniger - also so von gar nix ist das für mich nicht...

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maple
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von maple »

Das klingt natürlich ärgerlich. Aber ich glaube auch, dass Du die Zahlen nochmals genau anschauen solltest. Die Fahrtkosten sind einfach durch den Jobwechsel entstanden, da kann der Staat ja nichts dafür, die sollten meiner Meinung nach nicht in der Rechnung auftauchen. Die Hortkosten kannst du vom steuerbaren Einkommen abziehen, somit bleibt nur ein effektiver Mehrverdienst von 3'500. Darauf werden bestimmt nicht 2500 Steuern erhoben.

Zusätzlich hast Du wie von Ups erwähnt mehr ins BVG einbezahlt (AG-Beitrag nicht vergessen). Das Geld hast Du nicht jetzt sofort auf dem Konto, aber es ist Deins und gehört daher auch in die Rechnung. AHV würde ich allerdings ausklammern, die hängt ja nicht von der Beitragshöhe sondern den Beitragsjahren ab.

Dann gibt es Effekte, die sich nicht direkt berechnen lassen. Durch den Jobwechsel hast Du Dich vermutlich in eine bessere Position gebracht, um langfristig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, was sich dann auch in mehr Geld niederschlägt. Wenn man mit der Haltung "wie kann ich bestmöglich im Job stagnieren, damit ich möglichst viele Sozialleistungen beziehen kann" (bewusst überspitzt formuliert) durchs Leben geht, schlägt sich das garantiert im Lebenslauf nieder. Irgendwann ist das Kind ja gross, und dann verbleiben doch noch einige Berufsjahre, in denen man nur durchstarten kann, wenn die Grundlage gelegt wurde.
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Caipi16
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Caipi16 »

Dass Du bei der neuen Stelle durch mehr arbeiten und offenbar längerem Arbeitsweg mehr Kinderbetreuungskosten und mehr Ausgaben für den Arbeitsweg hast, wusstest Du ja vorher schon - oder hättest Du zumindest wissen müssen. Ich habe vor einiger Zeit auch eine Stelle mit höherem Lohn angeboten bekommen - hätte aber einen täglichen Arbeitsweg von 2x 1 Stunde (statt wie heute 2x 15 Min) gehabt und hätte erst noch mit ÖV gehen müssen (d.h. teurer und eben mühsamer). Wenn ich das ausgerechnet habe, wäre unter dem Strich von der Lohnerhöhung kaum mehr was geblieben (Steuern noch nicht mal berücksichtigt), weshalb ich mich gegen den die neue Herausforderung entschieden habe. Aber wie gesagt: Das weiss man ja vorher schon bzw. kann das schon im voraus ausrechnen, so dass man sich nachher nicht nerven muss.

Steuern: Na ja, ok... dass man mit mehr Verdienst (und Auszahlung Überstunden) auch mehr Steuern zahlen muss - für mich selbstverständlich :wink: . Mehr verdienen heisst halt auch: Mehr für Steuern beiseite legen.

Dass Du durch den neuen Job jetzt offenbar nicht mehr - oder gar nicht mehr - auf staatliche Hilfe angewiesen bist, würde mich an deiner Stelle auch eher freuen als ärgern. Das ist doch definitiv ein Schritt nach vorn!

Reich wird man mit Teilzeitarbeit und AE sowieso selten - ich glaube, diesen Wunsch man begraben (ausser man arbeitet wirklich sehr hochprozentig und hat einen sehr guten Lohn). Ansonsten geht es halt nur schrittweise vorwärts. Jetzt bist Du mal soweit, dass Du nicht mehr (oder kaum mehr) auf staatliche Unterstützung angewiesen bist. Beim nächsten Jobwechsel oder der nächsten Lohnerhöhung in 2-3 Jahren wird dann auch die Zeit kommen, wo Ende Monat wirklich etwas mehr übrigbleibt bzw. Du es finanziell wirklich merkst. Braucht halt etwas Geduld.

Ich hoffe, der neue Job macht wenigstens Spass!

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carina2407
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von carina2407 »

Das ist natürlich auf den ersten Blick ärgerlich, und verständlich wenn man sich in solchen Momenten fragt ob sich das so lohnt. Aber siehe es doch als Investition in die Zukunft, längerfristig wirst Du immer weniger für die Betreuung der Kinder ausgeben, irgendwann werden sie auch flügge und dann hast doch noch einige Jahre Erwerbstätigkeit vor dir, und da zahlt es sich dann auch aus, dass Du einen besseren Job hast, und du zahlst mehr in die Altersvorsorge ein, was dir später auch zugute kommen wird (hoffentlich).
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Hibiskus
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Hibiskus »

Ich glaube, ich konnte mich noch nicht ganz verständlich machen.

Es geht mir um den Fakt, dass es möglich ist, mit etwas mehr Verdienst nicht mehr Geld zum Leben zur Verfügung zu haben als mit weniger Arbeit. Liegt da nicht die Überlegung nahe, lieber weniger zu arbeiten (= mehr Zeit für anderes, weniger Stress, weniger Mehrfachbelastung)?

@ups
Die Zahlen sind nicht meine, aber so in etwa könnte es aussehen. Wie kommst Du auf eine Steuerbelastung von 40%? Bedenke, dass man mit kleinem Einkommen auch entsprechend wenig Steuern bezahlt.
Die Fahrtkosten sind effektiv meine. Und das sind nur die Mehrkosten der 10% mehr Pensum. 45x ein Zugbillet zusätzlich weil ein zusätzlicher Arbeitstag.

@maple
Die Hortkosten kann ich nicht voll abziehen, sondern entsprechend der gearbeiteten Prozente. Es ist effektiv so, dass ich mit ca. 10% mehr Verdienst plötzlich massiv mehr Steuern bezahle.
Mit den BV-Beiträgen hast Du recht, die fliessen nicht in die Rechnung rein. Wäre sicher interessant, mal in konkreten Zahlen zu schauen, was es ausmacht.

@caipi
Dann findest Du es okay, dass es aufgrund des Steuersystems möglich ist, dass man mit 10% mehr oder weniger gleichviel Geld zum Ausgeben hat? Hauptsache, man bekommt keinerlei Unterstützung vom Staat und beteiligt sich durch Steuern am Wohl der Gesellschaft? (Die Unterstützung vom Staat durch unsere Prämienverbilligungen war übrigens nie besonders hoch, da mein Einkommen ja schon lange über dem Existenzminimum liegt, trotzdem waren sie eine willkommene Hilfe)

Ich persönlich bin nicht so uneigennützig, dass ich es okay finde, so zu arbeiten, dass ich auch mit weniger Pensum gleichviel in der Tasche hätte. Solidaritätsgedanken durch Steuern hin oder her. Und ich bin in der privilegierten Lage, mir zu überlegen, was für ein Pensum ich in Zukunft arbeite, damit diese Schwelle nicht so sehr zum Tragen kommt, ich mir also ausrechnen kann, wieviel ich höchstens verdienen "darf", um genau unter der Schwelle zu bleiben und dann später, wenn die Lebensumstände wieder anders sind, das Pensum genügend zu erhöhen, damit die Schwelle keine Rolle mehr spielt.

Mich nimmt vorallem Wunder, wie andere mit dieser Stufung umgegangen sind.
Wählt ihr euer Pensum genau so, dass ihr nicht genau über der Schwelle seid? Ist euch das egal? Ist es euch vorallem wichtig, keine staatliche Unterstützung zu benötigen? Findet ihr das System mit den Steuerklassen in Ordnung? Fändet ihr ein lineares System besser? Findet ihr, dass Wenigverdienende grundsätzlich zu wenig Steuern bezahlen und deswegen die Schwelle so stark zum Tragen kommt?

Pippo
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Pippo »

Hibiskus hat geschrieben: Wählt ihr euer Pensum genau so, dass ihr nicht genau über der Schwelle seid? Ist euch das egal?
wir haben eine andere ausgangslage, aber wir haben mal mit unserem bänker unsere finanzen durchleuchtet als es ums haus bauen ging, damals haben wir ihn auch darum gebeten uns zu zeigen, wo wir mit unserem einkommen liegen und ob wir eventuell durch die progression besser fahren würden, wenn wir zb. ein paar franken weniger verdienen würden etc.
Da wir als doppelverdiener eh schon einiges an steuern zahlen sind wir jetzt in einer situation, dass unsere steuern momentan wirklich linear ansteigen, wenn wir mehr verdienen, erst wenn wir viel viel viel mehr verdieneen würden käme die nächste grosse stufe (wäre ein thema wenn ich wieder vollzeit arbeiten würde). Macht vielleicht mal sinn, das mit einem bänker oder steuerberater anzuschauen?

(ich sehs wie du: ich geh nicht mehr arbeiten wenn am schluss weniger rausschaut... macht für mich wenig sinn, vor allem da uns jeder tag Kinderbetreuung 300 CHF kostet... )

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stella
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von stella »

Das ist doch schon lange in der Diskussion, dass es eben bei der Grenze zum Sozialamt sich eben auf eine Art wie lohnen kann, nicht zu arbeiten, dass man dann mehr Geld zur Verfügung hat.
Ich glaube einfach, dass solche Systeme solche "Ungerechtigkeiten" produzieren. Und es ist natürlich ärgerlich, wenn Frau davon betroffen ist.

Uns selber ginge es so, als wir die Kinder klein hatten, dass wir nach Abzug Kinderbetreuung und Abzug "höhere Steuern" weniger in der Kasse hatten, als wenn ich nicht gearbeitet hätte. (Dies war eine Zeitlang im Kanton Bern möglich, wurde aber nun angepasst...) Das heisst, wir waren so doof in der Progression, dass wir wirklich rückwärts gemacht haben. Ich habe damals als Spass gesagt, dass ich ein teures Hobby habe.
Bereut habe ich es nie - ich habe einen Fuss im Beruf gehabt, habe PK und AHV bezahlt...

Ich glaube einfach, dass jedes System Ungerechtigkeiten hervor bringt.
Und es ist doch schon mal toll, dass du nicht mehr vom Staat anhängig bist. Das gibt doch auch ein gutes Gefühl.

Was ich auch immer extrem finde: In der Region, in der wir wohnen, ist der Tarif vom Sozialamt für eine 4-köpfige Familie nach Skos-Richtlinien bei Fr. 6200.--. Und die bezahlen dann davon keine Steuern. Ich finde das sehr hoch angesetzt und kann mir vorstellen, dass es Familien gibt, die nicht so viel zur Verfügung haben - da lohnt sich eben unter Umständen arbeiten überhaupt nicht.
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maple
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von maple »

Hibiskus hat geschrieben: Ich persönlich bin nicht so uneigennützig, dass ich es okay finde, so zu arbeiten, dass ich auch mit weniger Pensum gleichviel in der Tasche hätte. Solidaritätsgedanken durch Steuern hin oder her.
Das verstehe ich vollkommen. Die Politik muss hier die richtigen Anreize setzen und nicht an die Solidarität appellieren.

Ich habe mir ehrlich gesagt nie überlegt, was das aus dieser Sicht optimale Pensum wäre. Wobei ich ja nicht allleinerziehend bin, und wir dann beide Pensen anschauen müssten. Andererseits würde GG ziemlich sicher nicht weniger als 80% arbeiten wollen (zumindest nicht, wenn er dann 2 Tage die Kinder betreuen müsste :roll: ) Da zeigt sich dann wieder, dass eben noch ganz andere Faktoren eine Rolle spielen. Aus meiner Sicht gilt es auch nicht zu unterschätzen, dass man in vielen Berufen den Anschluss verliert, wenn man nur mit Minipensum arbeitet.

Eine lineare Besteuerung halte ich nicht für fair, bzw. entlastet die Besserverdienenden. Bei der Progression ist es ja so, dass die Kurve im unteren Ende eher flach ist, d.h. ein Zuwachs auf der X-Achse (Einkommen) führt nur zu einer geringen Zunahme auf der Y-Achse (Steuern). Bei höheren Einkommen macht ein kleiner Einkommensunterschied einen grösseren Unterschied bei den Steuern aus.

Und dann ist es auch noch so, dass wir hier womöglich Äpfel und Birnen vergleichen. Denn die Steuertarife variieren ja je nach Kanton und Gemeinde erheblich (hier z.B. eine Grafik von Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Einkommen ... nes_ek.jpg). Vielleicht wäre Deine Situation an einem anderen Wohnort ganz anders.
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Caipi16
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Caipi16 »

Für mich war eben beim Arbeiten nicht nur der finanzielle Aspekt im Vordergrund - sondern meine persönliche Weiterentwicklung und meine Zukunft. Ich habe, als mein Sohn 1.5 Jahre alt war, mit einem 60%-Assi-Job angefangen. Ich bekam Prämienverbilligung, Kleinkinderbetreuungsbeiträge und musste doch jeden Monat jeden Franken 2x umdrehen :-(. Ferien lagen während 4 Jahren genau 2x drin, vieles musste ich gebraucht kaufen. In den letzten 10 Jahren habe ich 3x den Job gewechselt, 2 eidg. Weiterbildungen gemacht - und seit ca. 4 Jahren bin ich nun soweit, dass ich wirklich sagen kann: Ja, es geht uns finanziell gut. Wir können 2x pro Jahr in die Ferien (ans Meer, mit dem Flugzeug), wir haben ein Auto, mein Sohn ein lässiges Hobby (das nicht ganz günstig ist ;-)), ich kann jeden Monat etwas auf die Seite legen und kann alle Rechnungen bezahlen, wir haben eine schöne, grosse und recht luxuriöse Wohnung und ich muss keinerlei Hilfe vom Staat beanspruchen - und ja, all das ist für mich grossartig! Aber es war nicht etwas, das ich innert 2 Jahren geschafft habe - wie gesagt: Das hat 6-7 Jahre, viel arbeiten und berufsbegleitende Weiterbildungen gebraucht.

Abgesehen davon: Mit den Jahren hatte ich auch immer lässigere, anspruchsvollere Jobs - und ja, auch das war mir wichtig. Ich will nicht nur des Geldes wegen arbeiten gehen müssen.

Und wie auch schon geschrieben wurde: Mehr zu verdienen heisst auch, mehr in die Altersvorsorge einzahlen zu können. Wer garantiert Dir, dass Du mit 65/70 Jahren einen Partner hast, der Dir finanziell hilft? Was, wenn Du im Alter alleine bist? Wenn Du 10-15 Jahre nur kleinprozentig und mit relativ tielfem Lohn arbeitest, dann landest Du zwangsläufig in der Altersarmut (sofern Du nicht irgendwann erbst oder eben einen Mann findest, der Dich durchfüttert ;-)).

Ich denke, da musst Du schon etwas langfristiger denken.

Aber wenn es Dir natürlich nur um die Kohle geht - ok, dann musst Du wirklich detailliert eine Rechnung machen und schauen, bis zu welchem Pensum/Lohn sich arbeiten für Dich (finanziell) lohnt.

Abgesehen davon: Du musst bestimmt nicht CHF 2500.- mehr Steuern bezahlen - ausser Du verdienst mind. 4x mehr als früher... dann herzliche Gratulation :lol: . Und - betreffend höheren Kinderbetreuungskosten - diese bedeuten ja auch wieder, dass Du mehr abziehen kannst, d.h. auch wieder Steuern sparst. Von daher sind die von Dir genannten Zahlen sicher nicht mal ansatzweise realistisch - und ich denke, wenn Du die Rechnung bei Dir etwas detaillierter und realistischer machst, wirst Du merken, dass Du ganz sicher nicht rückwärts machst ;-) (höchstens evtl. halt auch - noch - nicht extrem vorwärts).

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Ups...
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Ups... »

Hibiskus hat geschrieben:
@ups
Die Zahlen sind nicht meine, aber so in etwa könnte es aussehen. Wie kommst Du auf eine Steuerbelastung von 40%? Bedenke, dass man mit kleinem Einkommen auch entsprechend wenig Steuern bezahlt.
Die Fahrtkosten sind effektiv meine. Und das sind nur die Mehrkosten der 10% mehr Pensum. 45x ein Zugbillet zusätzlich weil ein zusätzlicher Arbeitstag.
wie ich auf 40% komme?

Mehrverdienst 6000 und Mehrsteuern 2'500 = 41,666%

Weshalb sind 10% mehr Arbeit = 1 Tag - dann wäre es ja einfach besser, du würdest die Tage die du jetzt schon arbeitest halt verlängern - dann wäre das Problem mit den Mehrkosten durch den Zug wie wohl auch die Belastung durch den Hort geringer.

Sternli05
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Sternli05 »

Ups
Das kann man vielfach nicht wählen. Ich arbeite 40% und das manchmal an 5 Tagen wenn ich Glück habe an 2 Tagen.

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Ursi71
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Ursi71 »

Hibiskus hat geschrieben: Ich persönlich bin nicht so uneigennützig, dass ich es okay finde, so zu arbeiten, dass ich auch mit weniger Pensum gleichviel in der Tasche hätte. Solidaritätsgedanken durch Steuern hin oder her.
Zum Glück gibt es auch noch Leute mit einer anderen Einstellung. Sonst wären nämlich wohl weder deine bisher bezogenen Krankenkassensubventionen oder deine Hortsubeventionen finanzierbar, und wohl auch deine Altersvorsorge nicht, weder deine AHV noch die Ergänzungsleistungen, die du ja dann beziehen musst, weil du nicht genügend in deine Vorsorge einbezahlt hast.

Wir sind als gut- aber nicht superverdienende Familie mit zwei Einkommen in einer Einkommensklasse, wo wir massiv Steuern bezahlen müssten und von keinerlei Subventionen profitieren können. Es ist wie es ist, ich habe kein Problem damit. Und ich denke auch, dass sich meine Arbeit in den ersten Jahren der Kinder finanziell insofern nicht gelohnt hat, als dass kaum etwas von meinem Lohn im Portemonnaie blieb, weil wir zwei Krippenplätze allein finanzieren mussten und auch massiv mehr Steuern bezahlen mussten. Aber so funktioniert das System. Es gibt Leute die mehr beitragen und andere (schwächere) die mehr bekommen.

Du konntest von den Subventionen profitieren, solange du sie brauchtest und nun brauchst du sie nicht mehr, dann bezahlst du mehr selber. Das ist doch fair.

Und wie schon erwähnt. Die Beiträge in die zweite Säule sind sehr wichtig für deine finanzielle Absicherung über das hinaus, was du gerade im Portemonnaie hast.

Clau
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Re: Arbeiten soll sich finanziell lohnen

Beitrag von Clau »

Ursi71 hat geschrieben:
Hibiskus hat geschrieben: Ich persönlich bin nicht so uneigennützig, dass ich es okay finde, so zu arbeiten, dass ich auch mit weniger Pensum gleichviel in der Tasche hätte. Solidaritätsgedanken durch Steuern hin oder her.
Zum Glück gibt es auch noch Leute mit einer anderen Einstellung. Sonst wären nämlich wohl weder deine bisher bezogenen Krankenkassensubventionen oder deine Hortsubeventionen finanzierbar, und wohl auch deine Altersvorsorge nicht, weder deine AHV noch die Ergänzungsleistungen, die du ja dann beziehen musst, weil du nicht genügend in deine Vorsorge einbezahlt hast.

Wir sind als gut- aber nicht superverdienende Familie mit zwei Einkommen in einer Einkommensklasse, wo wir massiv Steuern bezahlen müssten und von keinerlei Subventionen profitieren können. Es ist wie es ist, ich habe kein Problem damit. Und ich denke auch, dass sich meine Arbeit in den ersten Jahren der Kinder finanziell insofern nicht gelohnt hat, als dass kaum etwas von meinem Lohn im Portemonnaie blieb, weil wir zwei Krippenplätze allein finanzieren mussten und auch massiv mehr Steuern bezahlen mussten. Aber so funktioniert das System. Es gibt Leute die mehr beitragen und andere (schwächere) die mehr bekommen.

Du konntest von den Subventionen profitieren, solange du sie brauchtest und nun brauchst du sie nicht mehr, dann bezahlst du mehr selber. Das ist doch fair.

Und wie schon erwähnt. Die Beiträge in die zweite Säule sind sehr wichtig für deine finanzielle Absicherung über das hinaus, was du gerade im Portemonnaie hast.
Genau so ist es auch bei uns. Ich bin dankbar, dass ich mit Hilfe des Staates (Stipendien, Prämienverbilligung) studieren durfte. Nun geben wir das als gute Steuerzahler zurück. Vielleicht können wir so u.a. anderen Kindern aus einkommensschwachen Familien helfen.

Auch meine Arbeit lohnte sich ab der Geburt des zweiten Kindes einige Jahre lang finanziell überhaupt nicht. Dazu kam noch die doppelte Belastung usw. Sobald das erste Kind in den Kindergarten gekommen war, änderte sich die Lage aber bereits wieder, da der Hort günstiger ist als die Kita (bei beiden Volltarif). Hätte ich meine Erwerbstätigkeit aufgegeben, hätte ich nach so vielen Jahren in meinem hochqualifizierten Beruf nicht mehr zu den gleichen Bedingungen wieder einsteigen können.

Ausserdem empfand es mein Mann als entlastend, dass wir ein zweites Einkommen mit Möglichkeit zur Aufstockung gehabt hätten, falls sein Einkommen aus gesundheitlichen oder anderen Gründen (teilweise) weggefallen wäre.

Daher hat es sich für unsere Familie unter dem Strich gelohnt, durchzuhalten. Dieser Entscheid kann aber in einer anderen Familie unter anderen Umständen anders ausfallen.
Clau und zwei Buben (Mai 2004, Juni 2006)

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