Dr. Karg Gedichte / Teil 2

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Hans Hartmut Karg
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Takt hat viel mit Respekt zu tun

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Takt hat viel mit Respekt zu tun

Als ich ein kleiner Steppke war
Und in der Flurstraße flanierte,
Kam mir entgegen ein Nachbar,
Bei dem ich einen Witzreiz spürte.

„Grüß Gott, Herr Fußballer!“ sagt' ich –
Und der verzog schlimm sein Gesicht.
Es reizte, überkam mich halt,
Doch was hatte ich angericht'?

Zu meinen Eltern lief er schnell
Und schwärzte mich bei ihnen an:
„Euer Lausbub' ist ein Lump, Gesell,
Beleidigt mich, hat das getan!“

Als ich schließlich nach Hause eilte,
Gab Vater mir sogleich Ohrfeigen,
Schimpfte mit mir, so dass ich heulte,
Musst' auf mein Fehlverhalten zeigen.

Von da an war mir wirklich klar:
Takt hat viel mit Respekt zu tun,
Denn da ist wirklich immerdar
Die Goldene Regel, gilt ab nun.

„Was Du nicht willst, das man Dir tu'“,
So schulmeisterte mein Vater da
„Das füg' auch keinem andern zu!“
So ward ich brav – und nichts geschah.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Wie kann man jemandem helfen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wie kann man jemandem helfen

Manchen umschweben verträumte Elfen,
Die ihm einreden, alles sei für ihn gemacht,
Alle Welt solle und müsse nur ihm helfen,
Denn das Soziale sei allein für ihn gedacht.

Er muss und will im Mittelpunkt stehen,
Meint, um ihn kreisen alle Trabanten.
Deshalb kann auch niemand ihn übersehen,
Selbst wenn er damit nicht bei Charmanten.

Wie kann man jemandem helfen, der nur
Von allen Mitmenschen Hilfe erwartet,
Wo er in der Blase seiner Fordernatur
Alles haben will, weil er halt so geartet?

Gerade das Alter sollte sich hüten
Immerzu nur Begehren zu äußern.
Das kann rasch Gastgeber ermüden:
Sie laden nicht mehr ein in die Häuser.

Dem Immerbegehrenden bringt das nichts,
Legt die Gemeinschaft in Ketten und Fesseln.
Angesichts des interessierenden Augenblicks
Setzt er sich damit nur in eigene Nesseln.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Zwiegeteilte Menschheit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zwiegeteilte Menschheit

Manche Länder haben so viele Ressourcen,
Andere haben dafür ihre hohe Intelligenz.
Vielen helfen bunte Fahnen, lachende Burschen
Und tanzende Mädchen, weil alles im Lenz.

Was aber helfen Bänder und Spaliere,
Wo die Massenaufmärsche voller Kampfmusik,
Wenn Machthaber sich gebärden wie wilde Tiere
Und denken, ihr Landgwinn wäre ein Sieg?

Sittliche Intelligenz fördert den Lebenswillen
Und hält sich von Massenaufmärschen fern.
Sie will tüftelnd ihren Forscherdrang stillen,
Sieht deshalb nicht zu herrschenden Herrn.

Künftig wird es so weitergehen
Mit einer gespaltenen Menschheit:
Erfinder in Freiheit werden die Zukunft sehen,
Tyrannen mehren nur unser aller Leid.

Die einen werden Ressourcen verschwenden,
Die anderen auf Überlebenskultur schauen
Und den Raubbau an der Natur dort beenden,
Wo sie Hoffnungen auf die Zukunft erbauen.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Wieso?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wieso?

Wieso willst Du wieder Kontakt zu mir haben?
Hat man Dir nicht jahrelang eingeredet,
Du würdest damit Dein Glück beschweren?
Sind es nicht unsere Gesellungsgaben,
Mit denen wir auf Begegnung gebettet,
Um Hoffnung auf die Zukunft zu mehren?

Wieso sollte ich zu Dir noch Kontakte pflegen,
Zu einem Menschen, der mich immer verraten hat,
Weil man mir nur Schlimmes wollte unterstellen?
Manche können ihre Falschheit nicht ablegen,
Das stete Mantra bleibt ihr Böswille zur Tat.
So aber können wir nicht auf Einkehr zählen.


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Hans Hartmut Karg
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Worttennis

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Worttennis

Pingpong mit stetem Dialog
Gibt uns Gesellungen gern frei,
Verhindert manchen Monolog,
Wodurch das Miteinander sei.

Hin und her gleiten die Sätze,
Lacher beweisen: Es hat geklappt,
Dass doch das Freche, das man schätze,
Gemeinsam geteilt, der Ernst gekappt!

Wie beim Tischtennis geht es weiter,
Andeutungen, die bleiben vage.
Dadurch wird diese Runde heiter:
Ein jeder sucht nach neuer Frage.

Verkleistert stehen Wortgebilde,
Erfundenes mischt die Tatsachen,
Führt Witze gar verschmitzt im Schilde,
Danach folgt das entspannte Lachen.

Ganz wunderbar hervorgeholt
Übertreibt lose Erinnerung:
Man hat das ja stets so gewollt,
Es gibt keine Verhinderung!

Was Herzen öffnet, den Geist weitet,
Der Seele guttut in der Runde,
Das gibt, weil niemand Schmerz erleidet
Von echter Kameradschaft Kunde.


©Hans Hartmut Karg
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Du meinst es gut

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Du meinst es gut

Du meinst es gut,
Wenn Du mit allen sprichst.
Habe den Mut,
Dass Du das Leben nicht vergisst'.

Und doch gibt es den einen und den andern,
Der meint, er käm' im Leben nur zu kurz,
Weil seine Denkweisen zur Unterlage wandern
Und sich festbeißen an dem kleinsten Furz.

Du meinst es gut,
Wenn Du mit allen sprichst.
Habe den Mut,
Dass Du das Leben nicht vergisst'.

Doch mit Deinem Helfersyndrom
Es immer allen recht zu machen
Helfen Dir weder Wittenberg noch Rom:
Man wird Dich darob leider auch verlachen...

Du meinst es gut,
Wenn Du mit allen sprichst.
Habe den Mut,
Dass Dich Dein Leben nicht vermisst!

Man darf sich nicht versklaven lassen,
Denn viele Menschen hätten das ja gern.
Mit eignem Lebenslauf musst Du Dich schon befassen,
Ihm geben echten Dauerhalt und hellen Morgenstern.


©Hans Hartmut Karg
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Banalisierung der Lebensführung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Banalisierung der Lebensführung

Im Kreis kam jüngst die Frage auf,
Ob Menschen dümmer werden.
Sieht man auf manchen Lebenslauf,
So sagten Forscher, die das lehrten:

Inzwischen deutet der IQ an,
Dass Jugend heute im Verstehen
Nicht mehr mit früherer mithalten kann,
Wenn Aufgabenlösungen anstehen.

Tatsächlich lassen die Interessen
Sich heute schwerlicher vergleichen,
Weil sie – ganz medial gelesen! –
Gedrucktem den Garaus bereiten.

Was heute oft Erfüllung findet,
Ist Daddelei ohn' Sinn und Ziel,
Wo Lebenszeit vorüberschwindet,
Wenn dieses wird zum Dauerspiel.

Mit Spielstress gleitet ins Banale,
Was an Bildschirmen ständig läuft:
Man meint, man wäre in Globalem,
Während die Seele längst ersäuft.

Verschwendet werden Lebenszeiten,
Verjuxt mit Nebensächlichkeiten.
Horizonte lassen sich nicht mehr weiten,
Wenn über Tasten Hände gleiten.

Der Mensch ist nur Mensch, wenn er spielt?
Das gilt vielleicht bei kleinen Kindern.
Wo das auf Zeitverschwendung zielt,
Kann es Erwachsendasein mindern.


©Hans Hartmut Karg
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Hingucker

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Hingucker

Überall lauern die vielen Hingucker,
Weggucker werden abgeschnitten.
Überall laufen dann heiß die Drucker,
Steckenpferde werden global geritten.

Man schwebt dabei hinein zu Dingen,
Weil man sich kaum noch selber kontrolliert,
Ob Tätigkeiten sich dazu aufschwingen,
Dass auch mein Leben nachhaltig geführt.

Fragt jemand nach Energieeinsparung,
Geht das über ständig geänderten Preis:
Das lange Duschen gilt als Freiheitswahrung,
Verschwendung zeigt an, dass ein Mensch unreif.

Manche sagen: Solang' ich's bezahlen kann
Werde ich mich nirgends einschränken.
Dahinter steckt offenbar jener Dauerwahn:
Ich darf mir diesen Luxus doch schenken!

Doch was hat das eine mit dem andern zu tun?
Ich denke, man hat immer noch nicht begriffen,
Dass schon der Blickfang allein erzeugt nun
Jene Verführungen, die erst als Geister uns riefen.

Viel Farbe, viel Licht und viel Werbefläche
Ist überall an allen Ecken und Enden zu finden.
Ob sich da nicht längst unsere Zukunft räche,
Wenn wir sie besiegen und immerzu schinden?

Dabei ist sehr viel Energie mit im Spiel,
Sehen wir global überhaupt noch darauf?
Haben wir denn nicht das ehrgeizige Ziel:
Nachhaltigkeit rette unseren Lebensverlauf?


©Hans Hartmut Karg
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Erfüllung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Erfüllung

Erdgeworfen sind wir nicht als Heloten,
In diese freie Wunderwelt hineingeboren,
Denn leichte Füße kennen Musiknoten,
Wären sonst zum Tanzen nicht erkoren.

Tatsächlich ist voll Wunsch der eigne Leib,
Weil der Geist ja außerordentlich beweglich,
Wir sehr Glückskinder mit Zeitvertreib,
Wollen erleben, was erdnah begehrlich.

Als Sterngeborne sind wir immer frei,
Selbst wenn auf festgelegter Bahn
Wir dann erfüllen, was auch Freude sei –
Nicht immer Arbeit, Auftrag, Zwang und Wahn.


©Hans Hartmut Karg
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Das Bild, das wild

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Bild, das wild

Das Bild, das wild
mir mit zu viel Gewicht
die Welt verstellt
und vor meinem Gesicht
nur virulierend bellt!

Mitunter ist es bunter,
doch gar nicht mal ruhig
lebt es in mir auf,
hat in meinem Gemüt
einen eigenen Lauf.

Ich bin nicht gefeit, wo jederzeit
es in meine Horizonte tritt
und recht frei bestimmt,
dass mit jedem Schritt
es mich unfrei mitnimmt.


©Hans Hartmut Karg
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Gemütlicher Feierabend

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gemütlicher Feierabend

Auch abends kann der Morgenmantel
Gemütliche Stimmung Ihr verbreiten:
Der Ruhewunsch will keinen Wandel –
So lässt sich Frau aufs Sofa gleiten.

Sie hat den Grünen Tee gebracht,
Auch Kräutertee steht kalt bereit.
Das Rateteam am Bildschirm lacht,
So feiern wir uns jederzeit.

Liebste schaut gern zum Monitor
Und sucht ihr Hirnchen anzustrengen,
Kramt bei Kreuzworträtseln Wissen hervor,
Sucht nach Antwort, frei von Zwängen.

Das geht so, bis es Zehne schlägt
Und sie vom Raten ganz ermattet
Ausschaltet, weil das nicht mehr trägt,
Da sie den Bettgang sich gestattet,

Um endlich, mit Gähnen im Blick
Dorthin zu geh'n, wo Orpheus lauert,
Sie dort wahrnimmt ihr altes Glück,
Das keine Hektik mehr bedauert.


©Hans Hartmut Karg
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Wochenende

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wochenende

Wollen wir noch ein wenig chillen,
Uns Ruhe gönnen ganz im Stillen,
Ablegen, was wochentags nervig war,
Wo manche Begegnung gar sonderbar?

Endlich mal wieder etwas anderes tun,
Beim Morgenkaffee am Tische auszuruh'n,
Mit Kreuzworträtseln das Köpfchen belasten,
Ein Liedchen spielen auf Klaviers Tasten...

Ja, die Arbeit gibt uns Lohn und Erfüllung,
Mitunter auch Stress und Seelenvermüllung.
Doch am Wochenende kommt man nicht umhin,
Um wieder Kraft zu tanken mit Seelengewinn.

Das ist bei uns hier ein großes Privileg
Und für unseren Lebenslauf jener Beleg,
Dass man sich nicht sein Hamsterrad drechselt,
Sondern zwischen Arbeit und Ruhezeit abwechselt.


©Hans Hartmut Karg
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Forschergeist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Forschergeist

Überhöhter Forschungsanspruch
Verdrängt manchmal die Möglichkeit,
Sieht nur den Gegenstand, das Buch
Und selbstliebende Eitelkeit.

Das Himmelreich ist auch sein Wille,
Doch bleibt der Wille sakrosankt,
Sieht er nur durch die eigene Brille,
Wird Egomanisches nur erlangt.

Freunden wär es manchmal recht,
Wär er mit seinem Denken fähig,
Zu sehen, was mit Fug und Recht
Mehr ist, als Kungelei, die gnädig.

Lernen, sich in Geduld zu üben,
Nicht eigenmächtig aufzufallen,
Türen öffnen, nicht fischen im Trüben –
So könnte Forschergeist gefallen.


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Befreiung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Befreiung

Mitten in des Lebens Schwäche
keimt im Gemüt heilende Stärke auf.
Ich spür' sie schon!

Dem Alter geschuldet
und in Jahren erduldet –
so kehrt etwas Jugend zurück.

Dann doch das Nachsinnen
mit dieser urplötzlichen Frage:
Tanzen da Glühwürmchen am Abend
wieder über den grauen Heckenreihen?


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Wohlstand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wohlstand

Mit motivierendem Arbeitsethos erfüllt
Hat sich Genugtuung verschafft
Der Ehrliche, der den Wunsch stillt
Nach Zufriedenheit, die er damit schafft.

Denn die Herzensgröße allhier
Entwindet Lasten zum Norwendigen,
Verliert niemals das bedeutende Gespür
Für Kontrollverluste im Unbändigen.

Das war schon immer jenes Pfund,
Mit dem der Verstand wuchern konnte:
Sich all das ermöglichen zur Stund',
Was in langfristigen Zielen sich lohnte.

Nur in geglückter Selbstberatung
Weiß der Kluge den Winter zu überstehen,
Kennt den Segen der Bevorratung,
Kann Luxuswünsche mit Vernunft umgehen.


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Was sich bewährt hat

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Was sich bewährt hat

Wer sich nur noch beschwert,
Weil er Menschen nicht mag,
Hat das Ignorantentum vermehrt.

Niemand braucht einen Shitstorm,
Niemand braucht Beleidigungen,
Wenn er als Souverän seiner Sinne lebt.

Wenn man wirklich hineinhört
In die alles belebenden Worte,
Hat man Wesentliches nicht überhört.

Dann hat sich unsere Sprache bewährt,
Aber wirklich auch nur dann,
Wenn man sich ums Hineinhören bemüht.


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Liebeslust

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Liebeslust

Bis zuletzt lockt den Menschen die Lust,
Holt sogar Kranke aus ihren Federn,
Denn nach Liebe geht lebenslang der Durst,
Welcher Lenden erweicht, was zuvor starr und ledern.

Denn es bleibt die Attraktivität der Geschlechter
Ebenso, wie alles Anderreizende uns zieht an.
Wer da lebenslang ein Genussverächter,
Der lebt nicht als Frau und nicht als Mann.

So aber bleiben uns Glücksmomente,
Welche das Hellende dem Dasein zuspielen,
Denn die Sinne erwarten ja ihre Spende,
Mit der Eros unsere Kannen will füllen.

Selbst wenn wir schon Ersatzteile haben,
Die späte Lüste bremsen und schmälern,
So bleibt der Wunsch, dass wir uns laben
An Gefühlsbergen, manchmal auch -tälern...


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Wunder des Gebens

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wunder des Gebens

Menschen, die sich nur übers Geld definieren,
Werden ihr Leben niemals zur Vollendung führen.
Sie sind immerzu alle Zeit stets am Vergleichen:
„Bin ich in Armut oder gehör' ich zu Reichen?“

Das nagt und frisst im Gemüte sich fest,
Weil es dem Sinnen keine Ruhe mehr lässt
Dem immerzu geldfixierten Geist, der leider nicht
Erkennt, wo im Leben ein liebes Gesicht.

Das Vergeichen und die Schuldzuweisung
Sind manische, zeitvertrackte Hemmnisse.
Sie suchen nach Überlegenheitsverheißung
Und übersehen ihre schweren Seelenrisse.

Dabei nimmt doch keiner von uns etwas mit,
Keiner bekommt einen Geldsack mit ins Grab.
Deshalb wäre das Geben ein erster Schritt
Für Wunder, mit denen lieb ich Dich hab'.


©Hans Hartmut Karg
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Die schönste Fahrt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die schönste Fahrt

Seit Jahresgedenken der Schiffsreisetag,
Jubiläumsnah gehen Erwartete zum Essensstand,
Freudig treten wir ein in Erinnerungshorizonte.
Da sind sie von weit her angereist, alle, die ich mag,
Abkömmlinge mir, stets gern mit uns verwandt,
Weil bei uns immer Herzenswärme wohnte.

Und ich proste ihnen zu an großem Tisch,
Sehe sie vor mir sitzen, schaue sie mir an –
Und weiß doch um ihr fernes Anderssein:
Erwachsen, reisend, jugendlich frisch
Kamen sie mit ihren schönen Autos an,
Manche als Paar, manche sehr allein.

Gemeinsam am Tisch sitzend essen wir,
Die Ufer ziehen angenehm zeitreisend weiter
Und doch: Die Unterhaltung, sie gelingt!
Dann der Ausstieg, wieder Abschied und wir –
Tragen Erinnerungsbilder besinnlich und heiter,
Weil das Erlebte noch im Gemüte nachklingt.


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Es wird mir nichts erspart bleiben

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Es wird mir nichts erspart bleiben

Ohne irgendeine sichtbare Gnade
wird diese unerbittliche Zeitreise
über mich herfallen, mich hinwegfegen
wie die sechs alten Männer im Café.
Sie werden mich zwar mit Häme begleiten,
doch nicht bemerken, dass ich ihnen fehlen werde.

Wer bin ich denn eigentlich,
dass ich etwas anderes für mich erwarte,
was Milliarden an Menschen vor mir
auch nicht erwarten durften?

Das alles wird mir nichts erspart bleiben –
und auch nicht den Café-Männern,
wenn uns Zeit und Welt überrollen,
denn Menschen kommen und gehen,
die alten Tränen sind sichtbar getrocknet,
wenn neue Tränen schon wieder sichtbar werden...


©Hans Hartmut Karg
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