Der Geburtstermin verstrich und es waren Tage voller Vorfreude und Spannung wann es wohl losgehen würde.
Es war Montagnacht, punkt halb drei als Sonnenscheinchen Nr.1 nach mir rufte. Es war genau eine Woche nach ET. Kaum war ich wieder im Bett kam das erste Weh. Ich spürte ganz klar, dass es keine Übungswehen waren. Sie kamen in regelmässigen Abständen von 10 Minuten. Sie waren jedoch sehr gut erträglich. Ich lag und versuchte meinen ganzen Körper zu entspannen was mir gut gelang. So empfand ich die Wehen nur als "Bauchanspannung". Liess ich die Entspannung los, war der schon relativ starke Schmerz sofort wieder da. Ich liess GG schlafen und döste bis 6 Uhr weiter.
Dann rief ich meine Schwiegermutter an, sie solle sich etwa in einer Stunde auf den Weg zu uns machen. Das sie auf unser Erstgeborenes aufpassen würde haben wir schon im Vornherein so abgemacht.
Die Wehen kamen ca alle 5 Minuten. Ich telephonierte mit einer Hebamme vom Spital. Sie sagte um 8 wär Schichtwechsel. Ich wollte bis dann warten, damit ich von Anfang an "meine" (welche dann auch immer) Hebamme an meiner Seite hatte. Ich ging noch duschen.
Unterdessen war Nr. 1 auch wach und wir konnten ihm sagen dass nun das Bebe komme und sein Grosmami auf ihn aufpassen komme. Er war begeistert und freute sich sofort auf seinen Omi- Tag.
Besser hätts nicht laufen können. Ich freute mich so!! Ich konnte ein glückliches Kind, einen sauberen und geordneten Haushalt hinterlassen- alles war parat. Hatte ja 7 Tage "zusätzlich" Zeit um alles noch zu erledigen.
Wir machten uns auf den Weg ins Spital mit immer stärker werdenden Wehen, welche ich dank der Entspannung sehr gut ertrug. Dort empfing mich eine nette Hebamme, welche mich noch nicht so richtig ernst nahm. Sah wohl noch zu munter aus für eine Geburt. Beim Befund (1 cm) war ich schon ein wenig enttäuscht. Doch nach Hause wollte ich nicht mehr. Bei der ersten Geburt gings am Anfang auch lange "zaagig" voran und plötzlich gings dann schnell. Wir gingen noch ein wenig spazieren - dann wieder ans CTG, anschliessend stiegen wir noch zusammen das ganze Spitaltreppenhaus etwa 10 Mal rauf und runter. Dies zeigte sofort Wirkung, die Wehen kamen in schnelleren Abständen und wurden immer ausgeprägter. Wir gingen zurück zur Geburtenabteilung und ich sagte der Hebamme dass ich gerne in die Wanne möchte. Es war ca 10 Uhr. Sie liess das Wasser reinfliessen, ich zog mich aus und ging sofort ins angenehm warme Wasser. Plötzlich gabs ein lautes "plopp" während einer Weh und ich spürte das warme Fruchtwasser aus mir rausfliessen. Noch in dem gleichen Weh merkte ich wie der Schmerz sehr stark wurde. Ich bekam grad etwas Angst, der Atem blieb mir fast weg vor Schmerz und ich versuchte wieder meine Entspannung zu finden. Es gelang mir mit grösster Konzentration einigermassen gut.
Es folgten schätzungsweise 15 Hammerwehen. Ich war dabei ganz ruhig und versuchte mich nicht zu verkrampfen und war komplett mit mir und meinen Schmerzen beschäftigt. Ich weiss noch wie ich dachte : "Wann kommen endlich die Presswehen...."
Plötzlich zog sich während einem Weh mein ganzer Körper zusammen und ich drückte. Ich hätts nicht verhindern können. Es war als regierte jemand anderes über meinen Körper, ich funktionierte einfach.
"Endlich, jetzt gehts nicht mehr lange", dachte ich. Fehlgeschlagen.
Es folgte ein Pressweh nach dem anderen. Nach ca 10 Wehen hörte ich auf zu zählen. Ich konnte fast nicht mehr. Die Hebamme und GG positionierten mich in den Vierfüssler was mir aber gar nicht passte. Sofort wieder zurück! Ich hatte ständig durst aber konnte kaum Sprechen, ich brauchte meine gesamte Kraft um die Wehen zu überstehen. GG war so aufmerksam und hielt mir nach jedem Weh das Wasserglas an den Mund, ich war so dankbar dafür.
Nach x- Wehen spürte ich endlich, endlich den Kopf kommen.
Ich hatte das Gefühl es nicht zu schaffen, diesen herauszupressen. Er fühlte sich riesig an und es brauchte mehrere Wehen bis der Kopf vollständig geboren war. Ich merkte, wie ich dabei riss. Dann noch 1x pressen und es war da unser 2. Sonnenscheinchen. 13:45 Uhr.
Puh, war ich kaputt und soooo glücklich. Ich hatte es geschafft....
Wir blieben noch kurz in der Wanne- dort wurde noch die Plazenta geboren, dann zügelten wir aufs Bett. Es wurde ein Dammriss zweiten Grades entdeckt, plus ein Vaginalriss. Da schon alles ziemlich angeschwollen war konnte die Assistenzärztin mich kaum anästhesieren. Sie wirkte ziemlich überfordert. Ich war nicht gerade freundlich zu ihr. Aber mein *Schmerzerträglichkeisvermögen* war ausgeschöpft.
Ich konnte und wollte nichts mehr ertragen und sagte zu ihr: "i schlonech öppe de miner Scheiche ume Gring um, we dir mi nid aschtändig anäschtesieret". Ich schämte mich sehr für meine unhöfliche Aussage schon in dem Moment wo es mir raus rutschte. Doch an ihrer Reaktion an merkte ich dass sie sich diesbezüglich schon einiges gewohnt war... Ich spürte Stich um Stich und die Tränen kullerten nur so. Ich war zu schwach um mich zu wehren und liess die Flickprozedur über mich ergehen (dauerte über eine Stunde

Ich war so glücklich als alles vorbei war. Die Hebamme sagte mir dass unser Baby einen sehr grossen Kopfumfang hatte (ca 5 cm über dem Schnitt) und wohl deshalb so viel gerissen war.
Noch heute denke ich gerne an die Geburt zurück. Es war trotz der langen Austreibephase und der qualvollen Näherei ein unbeschreiblich schönes Erlebnis!!