Sommerkind - zu Hause geboren

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Moderator: Phönix

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mila

Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von mila »

Irgendwie hab ich eben Lust bekommen, hier mitzumachen... Nun, da es ja hoffentlich schon "bald" wieder soweit ist, wird die Erinnerung so lebendig. Nach einer relativ unkomplizierten, zum Schluss aber doch recht anstrengenden Schwangerschaft war ich am Samstag, 27. Juni 2009, gerade drei Tage über dem Termin und erwartete die Geburt innerlich eigentlich erst am Sonntag... Es sollte eine Hausgeburt werden.

Ich erwachte und hatte das Gefühl, als würde ich Flüssigkeit verlieren. Es war noch dunkel und ich schaute auf die Uhr: 3:30h. Das Bett war eigentlich noch trocken, ich weiss gar nicht so recht, was ich eigentlich genau gemerkt hab. Als ich aufstand tropfte es ein wenig. Ich ging aufs Klo und es tropfte stärker. Ich weckte Tom, er war sofort sehr wach. Er beschloss, die Hebamme anzurufen, obwohl ich ihm halbherzig versicherte, es könne noch 48 Stunden dauern. Sie sagte ihm, wir sollen noch etwas schlafen. Ich hatte noch keine Wehen.

Wir gingen nach unten, um erst noch alles vorzubereiten. Wir stellten den Pool auf, Tom machte ein Feuer, ich suchte ein paar Handtücher heraus und legte neue Batterien in den Fotoapparat. Um 4:30h hatte ich deutliche Wehen. Ich zündete Kerzen an und steckte mir die Haare hoch. Wir zogen die Leinenvorhänge im Wohnzimmer zu und liessen warmes Wasser in den Pool. Kurz nach 5h versuchte ich den Muttermund zu ertasten und mein Zeigefinger berührte etwas ziemlich hartes, was da vorher nie zu spüren war. Ich spürte den kopf unseres Kindes, der Muttermund war wohl ziemlich weit offen. Da beschloss Tom, dass er JETZT die Hebamme rufen würde. Ich war froh um seine Entschlossenheit, ich traute mich noch immer nicht richtig zu glauben, dass es tatsächlich soweit war. Wir machten noch ein paar Bauchfotos im Wasser. Unsere Stube war wunderschön und gemütlich hergerichtet mit den Kerzen, dem Kaminfeuer und der Lichterkette. Ich sass wehend im Pool und trank zwischendurch Cola mit Eis und Zitrone zur Ablenkung. Unsere grosse Tochter war schon seit zwei Tagen beim Grosi in den Ferien.

Dieses Mal konnte ich deutlich wahrnehmen, wie der Druck der Wehen immer tiefer sank irgendwie. Ich spürte deutlich, wie es langsam in Richtung Presswehen ging, unaufhaltsam. Davor hatte ich ein wenig Angst, doch es änderte nichts... Bei der ersten Geburt hab ich viel geschrien, diesmal war ich eigentlich immer still, hab geatmet und war irgendwie ziemlich auf mich und mein Inneres konzentriert. Die erste Presswehe erreichte mich.Sie war kurz, ich traute mich kaum, richtig mitzuhelfen und sehnte mich nach der Hebamme. Zwei weitere gleiche Wehen folgten, dann hörten wir ihr Auto. Tom ging zur Tür ,obwohl sie wahrscheinlich auch ganz allein reingekommen wäre. Die Hebammen sind ja ziemlich selbständig und werden normalerweise nicht von den Gebärenden und deren Angehörigen betreut, sondern eher umgekehrt... Als ich wieder eine Wehe hatte wurde ich nämlich ein bisschen panisch ganz allein, konnte noch immer nicht mit voller Kraft mithelfen und die Wehe blieb so kurz wie die vorherigen.
Die Hebamme checkte die Lage und meinte dann, es könne schon mit der nächsten Wehe kommen. Sie beobachtete mich zwei kurze, verklemmte Presswehen lang und spornte mich bei der dritten richtig an. Diese war etwas länger, ich spürte, wie der Kopf fast rauskam. Ich schrie doch kurz, zum ersten Mal. Bei der nächsten nahm ich allen Mut und alle Kraft zusammen und presste für eine gefühlte Unendlichkeit. Nach dem austritt des Kopfes flachte die Wehe etwas ab, doch der Druck baute sich nochmals von neuem auf und der Körper rutschte hinterher.Ich schrie nochmals. Es war genau 6:30h.

L*** war geboren!!!

Ich drehte mich langsam um und hob unser Kind aus dem Wasser. Ein Mädchen, diesmal hatte sich mein Gefühl nicht geirrt... Ich legte sie auf meine Brust und wir warteten, bis die Nabelschnur aufhörte zu pulsieren. Dann schnitt Tom sie durch.

Da die Plazenta sich noch Zeit liess, wechselte ich, eingepackt in ein grosses Tuch, das auf dem Ofen gelegen hatte, aufs Sofa. Die Plazenta wartete noch fast eine halbe Stunde, ehe sie sich lösen wollte, unterdessen trank unsere kleine tochter zum ersten Mal an meiner Brust. Draussen war es schon sonnig und hell, die Vögel zwitscherten, durch die Terrassentür kam die frische Luft eines Sommermorgens in unsere Stube. Ich war sehr glücklich. Gegen 8h ging ich duschen. Nichts gerissen, nicht mal richtig geschürft. Mit frischen Kleidern setzte ich mich wieder aufs Sofa.

Um 11h hatten wir gefrühstückt, den Nachbarn über den Zaun unseren Nachwuchs vorgestellt ("So ein Kleines durfte ich noch nie im Arm halten, ausser meinen eigenen...") , den Pool verräumt und die Wäsche in die Maschine gestopft. Die Hebamme würde um 16h nochmal vorbeischauen. Wir standen da mit unserem Wunder in den Händen und fragten uns ein wenig, was wir jetzt nach diesem Erlebnis noch von diesem Tag erwarten konnten...

(Unsere Hündin war übrigens während der ganzen Geburt dabei. Obwohl sie sehr nervös ist vom Wesen her, lag sie ganz still auf ihrem Platz neben uns und kam erst, als das Kind gerade geboren war, um kurz zu schnuppern. Danach legte sie sich wieder ganz still hin. Tiere erfassen irgendwie auch vieles ganz instinktiv, erstaunt mich immer wieder...)

methi

Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von methi »

Danke für den schönen Bericht. Das war ja echt die Traumgeburt. Wünsche euch von Herzen einen schöne Kennenlernzeit und ich freu mich schon auf den Dritten.

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ainis
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Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von ainis »

wow! ich bin beeindruckt, danke für den schönen bericht!

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AnCoRoJe
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Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von AnCoRoJe »

Danke, das hast du wunderschön aufgeschrieben! Ich freue mich für dich (unbekannterweise) das du eine so schöne Geburt erleben durftest! Ein Wunder...
Alles Liebe
never regret anything that made you smile

chlinestumpe

Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von chlinestumpe »

danke für de schön bericht alles liebi und gueti

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aha
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Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von aha »

Sehr schöner Bericht von deiner HG! Wünsch dir alles Gute für die nächste Geburt.

(und um den Kamin beneid ich dich grad ein bisschen, hätt ich bei meinen HGs ja supertoll gefunden :wink: )

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muinze
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Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von muinze »

wow, so ein schöner bericht und richtig ermutigend! danke vielmals!!! schön so etwas positives lesen zu dürfen! bin richtig froh um diesen schönen bericht! er macht mir viel mut! danke...

en liebe gruess

muinze
muinze mit männerhaushalt 1976 2011 2015 :D

mila

Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von mila »

Merci für eure Kommentare, es freut mich, dass ihr den Bericht gern gelesen habt. Ich finde auch, dass es eine ganz schöne Geburt war und hoffe, dass die nächste wieder so einzigartig wird! Bisher passen die Geburten auch irgendwie zu den Kindern, zu ihrer Art, meine ich. Die ganze Situation ergibt zusammen irgendwie eine Geschichte...

Daenele
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Re: Sommerkind - zu Hause geboren

Beitrag von Daenele »

@mila
Wow, würkli Super beidi Pricht!! Echt schön gschriebe. Bi mir gohts no öppe 11 Woche und ich hoffe ufne spontan Geburt. Aber ich gang i Spital det wett ich au e paar Täg bliibe!!
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