Wassergeburt wider Erwarten

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Hermione66
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Wassergeburt wider Erwarten

Beitrag von Hermione66 »

Ich lese immer gerne die Geburtsberichte anderer swissmoms. Hier noch meiner – ist beinahe schon ein Jahr her, aber es kommt mir manchmal vor wie gestern!

Einen Monat vor dem ET hörte ich auf zu arbeiten. In den letzten Wochen hatte ich ziemlichen Stress, der mir mehr als sonst zusetzte. Ich hatte oft das Gefühl, das Kind komme jeden Moment zur Welt. Mein Bauch wurde immer mal wieder hart und es rumorte –ganz stark an meinem letzten Tag. Aber nichts geschah und als ich nicht mehr arbeitete, wurde es wieder ruhig. Ich genoss meine freie Zeit, ging ins Yoga, traf Freundinnen, schlief viel… :lol:

In den letzten 10 Tagen hatte ich dann aber langsam genug vom schwanger sein, aber es tat sich gar nichts mehr. Am 27. Januar beim Schlafengehen sagte ich zu GG, ich sei vermutlich den Rest meines Lebens schwanger. Am nächsten Morgen früh wachte ich auf, weil ich zur Toilette musste. Ich war aber zu faul um aufzustehen. Schlafen konnte ich allerdings mit meiner vollen Blase auch nicht mehr richtig. Plötzlich fühlte ich einen kurzen, aber sehr heftigen Schmerz im Unterbauch. „Wenn das der Anfang ist, will ich den Rest nicht erleben“, dachte ich. Aber schon war es vorbei und ich spürte nichts mehr. Ich raffte mich dann doch auf und ging zur Toilette. Beim Hinsetzen verlor ich viel Wasser – nicht Urin wie es mir schien. Beim Aufstehen wieder und dann bei jeder Bewegung ein „Gutsch“. Die Fruchtblase war geplatzt!! Ganz aufgeregt ging ich zu GG ins Schlafzimmer, der mich – etwas entnervt ab meiner „Fägnesterei“ – fragte, was ich eigentlich mache. Als ich ihm sagte, dass es losgehe, sprang er mit einem Riesensatz aus dem Bett. Ich musste lachen und sagte ihm, dass es wohl kaum sooo schnell gehe. Ich rief die Hebamme im KH an und vereinbarte, dass wir nach dem Frühstück kommen würden.

Gegen 7 Uhr fuhren wir im dichten Schneegestöber ins KH. Die Hebamme der Nachtschicht schloss mich an den Wehenschreiber an und versuchte, den Infusionszugang zu legen, was nicht klappte. Es tat ziemlich weh, aber ich machte keinen Mucks, ich konnte ja nicht schon jetzt die Fassung verlieren. :roll:

Die Hebamme der Morgenschicht kam und untersuchte mich. Mumu fingerbreit offen, das konnte schon seit einiger Zeit so sein, meinte sie. Ausserdem hatte ich keine Wehen, weshalb sie vorschlug, dass wir spazieren gehen sollten. Sie gab mir homöopathische Globuli mit, welche die Wehen anregen sollten. GG und ich stapften durch den frischen Schnee. Nach einer Stunde sollten wir wieder ins KH. Langsam setzten Wehen ein, aber noch nicht stark und unregelmässig.

Wieder zurück im KH gingen wir auf mein Zimmer. GG las Zeitung, ich tigerte herum. Ich war zu aufgeregt zum Lesen und ausserdem wurden die Wehen langsam aber sicher unangenehm. Meine FA kam vorbei und meinte, die Wehen seien ja noch nicht stark, sonst würde ich nicht mehr richtig mit ihr reden können. Ich fand das ziemlich fies :| , ich hatte doch schon Schmerzen! Ich hatte ja keine Ahnung… :mrgreen: Gegen 11 Uhr wurden die Wehen immer stärker und wir gingen ins Gebärzimmer. GG half mir, mich umzuziehen und fragte mich, ob ich den BH anbehalten wolle - ??? – Männer! :lol: Ich konnte kaum mehr sprechen.

Ich wollte mich während der Wehen bewegen, wie ich es in der Geburtsvorbereitung gelernt hatte, aber ich kam mir vor wie in einem Schraubstock eingeklemmt. Ich hatte auch zwischen den Wehen starke Schmerzen und konnte mich nicht erholen und hyperventilierte. Hyperventilieren ist nicht hilfreich beim Gebären. :wink: Mir wurde schwindlig, ich schwitzte und hatte gleichzeitig eiskalte Füsse. Die Hebamme forderte mich immer wieder auf, ruhig zu atmen, aber es ging nicht. Alle meine Vorstellungen von der Geburt waren weit weg und die playlists auf dem ipod, extra für die Geburt erstellt, vergessen. Die Hebamme sagte mir, ich könne ein Schmerzmittel haben, wenn ich wolle. Ich nickte. Bei der nächste Wehe WOLLTE ICH DAS SCHMERZMITTEL SOFORT. Die Hebamme war gerade draussen, ich schickte GG sie zu suchen. Der arme GG musste die ganze Zeit über wieder die Hebamme suchen gehen, ich wollte immer gerade dann etwas, wenn sie nicht da war. :oops: Dann schlug die Hebamme mir vor, in die Badewanne zu gehen. Im Wasser wurde es schlagartig besser, ich konnte mich zwischen den Wehen entspannen und atmete normal. Bei jeder Wehe drückte ich GG’s Hand so fest ich konnte. Nach einer Weile zog er den Ehering aus, da ich ihm wehtue. Wenn ich nicht so starke Schmerzen gehabt hätte, hätte ich gelacht…

Ich wollte NIE MEHR aus der Wanne raus - überraschendweise, denn ich bin sonst kein grosser Badenwannen-Fan! Musste ich dann doch, fürs CTG und weil ich mich akupunktieren lassen wollte, um die Geburt voranzutreiben. Auf dem Bett waren die Schmerzen wieder höllisch. GG hängte das Badetuch auf, mit total übertriebener Sorgfalt wie mir schien, dabei wollte ich ihn doch neben mir und seine Hand quetschen!! Ich brachte aber keinen Ton raus, die Wehen verschlugen mir die Stimme. Die Hebamme, die mich akupunktierte, meinte, die Wehen seien ja schon „schön stark“. Das Wort „schön“ fand ich sehr daneben. :mrgreen: Danach endlich wieder in meine geliebte Badewanne. Der Roomservice fragte an, ob wir das bestellte Mittagessen wollten. GG murmelte irgendetwas von Hunger, aber mir war es schlecht und ich wollte kein Essen in meiner Nähe. Ich wollte nur eine Cola, das half etwas. Grosszügig gab ich GG auch ein paar Schlucke ab.

Die Wehen waren jetzt richtig giftig. Meine FA schaute wieder rein und sagte, ich müsse mir bewusst sein, dass das noch 3h so weitergehen könne und ich solle einfach sagen, wenn ich eine PDA wolle. Zu diesem Zeitpunkt war ich den Tränen nahe. Ich wusste nicht, ob ich diese Schmerzen noch 3h würde ertragen können, wollte aber auch nicht aus dem Wasser raus. PDA im Wasser ging natürlich nicht. Ich hatte auch sehr Angst, dass ich den Moment für die PDA verpassen könnte. Die Hebamme sagte, noch 3h sei nach Lehrbuch, die Geburt sein jedoch bisher nicht nach Lehrbuch verlaufen.

FA und Hebamme gingen wieder raus. Bei den nächsten Wehen hatte ich das Gefühl, ich müsse aufs WC. Die Hebamme untersuchte mich und meinte, das gehe jetzt nicht mehr, der Mumu sei zu weit offen. Bei der nächsten Wehe spürte ich Pressdrang, durfte aber nur ein wenig mitschieben, da es noch einen kleinen Rand hatte. Die FA wurde wieder herbeigerufen, sie war gerade etwa 200m vom KH weggefahren gewesen :lol: – von wegen noch 3h!! Sie wollte sie noch umziehen gehen, aber GG (der Experte) herrschte sie an, dafür sei keine Zeit mehr. :mrgreen: Offenbar überzeugend, sie blieb. Ich bekam im Wasser ein Messgerät für die Herztöne um den Bauch. Es kam eine Wehe nach der anderen, nicht alle gleich stark. Die Presswehen empfand ich aber als viel weniger schlimm als die Wehen vorher. Irgendwann sagte mir die Hebamme, ich solle mal ein wenig hochrutschen, sonst würde ich noch ertrinken. Ich fand das total doof, aber ich tat was sie sagte und merkte, dass ich beinahe untergetaucht war. Bei einer der nächsten Wehen, sagte die Hebamme, ich könnte nun den Kopf spüren, wenn ich wolle. Ich wollte aber genau so bleiben wie ich war, wollte nicht spüren und nicht hinschauen. Ich war total konzentriert und wollte nichts ändern, einfach pressen und GG-Hand drücken. Bei einer der nächsten Wehen steckte der Kopf fest und dann sagte die Hebamme „noch ein Mal“ und der Kopf war draussen. Der Körper folgte mühelos nach und endlich konnte ich unser Kind in die Arme nehmen!!! Die FA sagte mir, dass es ein Mädchen sei, aber ich war zu benebelt um zu reagieren. Ich war einfach froh, dass ich es geschafft hatte. Ich hörte GG halb lachen und halb weinen vor Glück. Die Hebamme, die die erste Woche in dem KH arbeitete, freute sich genau so wie wir, eine Wassergeburt und dann noch so schnell, das sei ganz selten beim ersten Kind.

Für die Nachgeburt musste ich aus der Wanne und dann wurde ich genäht , was wieder unglaublich weh tat. Dabei hatte ich doch eine Spritze bekommen! Und gerade erst eine Geburt hinter mich gebracht. Ich konnte nicht verstehen, weshalb das Nähen so wahnsinnig weh tat, aber die Hebamme sagte mir, das gehe allen Frauen so. Nach der Geburt sei einfach jede Berührung zu viel. GG hielt derweil unsere Tochter im Arm, direkt neben meinem Kopf. Die Hebamme half mir beim Ansetzen und dann durften wir noch etwa 2h im Gebärzimmer bleiben, zum ersten Mal zu Dritt. Es kam mir vor, als gäbe es auf der ganzen Welt nichts als wir drei.

Ein wunderschönes und 100% positives Erlebnis, trotz Schmerzen und Strapazen. Ich würde es sofort wieder machen… :wink:
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Abeba

Re: Wassergeburt wider Erwarten

Beitrag von Abeba »

so schön :D hab richtig mitgelitten beim lesen :mrgreen:

Ah, dann war ich nicht die einzige, die die Schmerzen beim Nähen als höllisch empfand :mrgreen: mein FA meinte, ich sei ganz schön schmerzempfindlich weil ich ein bisschen gejammert habe :roll: Danke für die Info, habs ihm schon fast geglaubt :wink:

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Hermione66
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Re: Wassergeburt wider Erwarten

Beitrag von Hermione66 »

@Abeba: Ha, den FA hätte ich mal sehen sollen, wenn man ihn an seinem besten Stück genäht hätte! :lol:

Ich KH war ich zuerst gar nicht mehr sicher, ob ich wirklich betäubt worden war, weil es mir beim Nähen so wahnsinnig weh getan hatte. Als ich im Wochenbett eine Hebamme darauf ansprach, sagte sie mir aber eben, dass nach der Geburt die ganze Intimgegend so überreizt sei, dass das Nähen trotzdem wehtue. Auch meine Nachsorgehebamme bestätigte dies, als die Rede mal vom Nähen war. Die lokale Betäubung bringe unter diesen Umständen nicht so viel.

Hermione
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