Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Darf man noch kritisch sein?
Darf man noch kritisch sein?
©Hans Hartmut Karg
2016
Nur wenn Du in der Euphorie der ersten Stunde
Verheißungsschwanger stimmtest allen Optimisten zu,
Warst Du auch hoch willkommen in der akzeptierten Runde,
Man klopfte auf die Schultern Dir – Du hattest Deine Ruh'.
Übst heute Du Kritik am Mehrheitstrom der Optimisten,
Ehrlich, ein wenig nur und weltverstohlen gar,
Schneidet man Dich und wirft Dich zu den Pessimisten,
Mit denen man im Clinch schon immer war.
Der Flüchtlingsstrom, er wabert, reißt nicht ab,
Nur Nächstenpflicht kann noch die Hilfe retten.
Willkommenskultur bricht darüber keinen Stab,
Wo Staatsbürger ihr Tun auf Segen betten.
Doch wer Kritik übt, hilfsbereit Ansprüche hegt,
Gilt ausgegrenzt, alternativlos als Rechtshund.
Medial wird krachend die Kritik hinweg gefegt
Und man verbietet manchem Kopf den freien Mund.
Je lauter manche Journalisten Stimmungsdruck erzeugen,
So – ungewollt! - verstärken sie den Populismus.
Je mehr sie sich als Gutmenschen verbeugen,
Desto getriebener verbündet sich manch Dunkelkuss.
Realität lässt sich doch nicht wegreden,
Die Hilfe braucht mehr, als gescheuerte Moral!
Wo Ausnahmezustände in den großen Städten,
Wird dadurch jede positive Absicht reichlich schal.
Die Anfangseuphorie vergaß Begrenzung,
Wo die den Angstaufbau hätte verhindern können.
So aber wurde sie zur Blindentgrenzung
Für alle, die an Kriegsbilder sich nicht gewöhnen.
Ausnahmezustände darf man nicht mehr wegwischen,
Will man die Wirklichkeit nicht sträflich ignorieren.
Man darf die Politikpflicht nicht vermischen
Mit Lustparolen, die von Tatsachen wegführen.
Das Handeln ist und bleibt die Not der Politik,
Wo Tatsachen des Bürgers Herz erdrücken.
Es ist und bleibt leider kein Meisterstück,
Nichts tun – und medial nur Bilder zu bestücken....
Kritik müssen wir üben dürfen, zulassen und auch äußern,
Denn Unterschwelliges bleibt auch in Freihet ein gefährlicher Prozess,
Der lebt von wilden Biertischanimositäten in Wirtshäusern,
Vermehrt Wutbürgersicht – verführt zu ungewolltem Stress.
Man kann nicht Ruhe fordern und gleichwohl zum Teilen zwingen,
Wo die Bereitschaft auf freien Verzicht nicht wirklich nah.
Mit dem Appell kann Guteinbürgerung ja nur gelingen,
Wenn meinungsoffen, ehrlich und vernünftig die Kritik noch da.
*
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Der Mann, der alles kann
Der Mann, der alles kann
©Hans Hartmut Karg
2016
Ist irgendwo ein Schräublein locker,
Dann stellst Du Dich auf einen Hocker,
Nimmst Schraubenzieher, Taschenlampe,
Damit am Lichte es nicht kranke.
Hat irgend jemand Nierenschmerzen
Oder gar etwas auf dem Herzen,
Bist Du bereit zur Hilfszusage,
Damit kein Schmerz mehr bei ihm nage.
Du stehst als Wunder Deiner Jahre
Aktiv im Leben, schwarz die Haare:
Ein Mann, der alles kann und will,
Manchmal auch laut und gar nicht still!
Du operierst ja ganz famos,
Machst andere von Schmerzen los,
Bist in der Klinik sehr präsent,
Wo man Dich nur „den Großen“ nennt.
Du bist sehr fleißig und ein Mann,
Der sehr viel dort bewirken kann.
Manchmal bist Du ruppig, unfein –
Das muss in dem Fall wohl so sein....
Bleib' auf dem Teppich, rat' ich Dir,
Entfliehe Gier, speis`mit Manier,
Damit Du da aufbauen kannst,
Wo sich die Seele nicht verschanzt.
Denke an Eure lieben Kinder,
Die Aktivposten, Welterfinder.
Sei lieb zu Deiner schönen Frau –
Und weiterhin ein Hoffnungspfau!
*
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Die Liebe findet
Die Liebe findet
©Hans Hartmut Karg
2016
Liebe, sie findet ihren Spalt,
Durch den sie alles Licht einsendet
Und reiche Weltfrucht denen spendet,
Die jung sind – manchmal auch schon Alt!
So manche Bucht wird ausgekleidet,
Wenn lange sie das nicht erwartet
Und endlich das Verlangen startet,
Das zuvor ihr der Frust verleidet.
Vergiss ja niemals das Verlangen,
Das lebenslang den Balg begleitet
Und ihm die Liebe erst bereitet,
Wo die Erwartung sich wird fangen.
Der Bogen führt dann doch die Saiten,
Der Firlefanz bleibt ferne Mühe,
Wenn endlich Zweisamkeit die Frühe
Als Sehnsuchtsort kann trefflich weiden.
Die Liebe findet ihren Halt
Selbst wo sie immer schon verboten.
Gerade dort wird sie ausloten
Und punktgenau treffen den Spalt.
*
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Hilf, Satyr!
Hilf, Satyr!
©Hans Hartmut Karg
2016
Die Liebe bleibt doch unser einziger Halt,
Gibt uns Leben, Freude, Hoffnung, Gestalt.
Wo sie uns das Lager vorbereitet hat,
Da findet Erfüllung, Erlösung statt.
Erwartungen dort, mit sehnenden Augen,
Die sich an Deiner Gestalt festsaugen:
Nur mit der Hilfe von Satyr und Eros
Macht sich das Herz für die Liebe los.
Halte mich, o Satyr, in den Armen,
Habe mit meiner Sehnsucht Erbarmen,
Du, meisterhaft tanzender Schmeichler,
Entblöße mich, sei mein Seelenstreichler,
Denn heftig sind in mir stöhnende Schmerzen:
Erst wenn wir uns jetzt fein-zärtlich herzen
Vergeht, wenn wir uns liebreizend küssen
Das unerfüllte und schlimmere Büßen.
Komm´ zu mir, zeige mir, o Satyr,
Wie wohlig sich auf diesem Sofa hier
Die Lustperlen vom Bauch bis zur Stirn
Sich verbreiten, vertreiben Sorgen und Firn.
Wenn wir dann innig zusammenfinden
Und uns zur ewigen Liebe verbünden,
Bau' ich auf Dich, o Satyr, Deinen Willen:
Spiele mit uns, damit die Lüste wir stillen.
*
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Gnade
Gnade
©Hans Hartmut Karg
2016
Was ist die Gnade des Herrn?
Wird das Geschenk der Gottheit
die liebende Gnade sein?
Wird sie nur dem zuteil,
der den Segen annimmt,
welchen der Demiurg
in seiner großen Barmherzigkeit
ausgießt über die Herzen,
die Köpfe, die Sinne?
Wer sich demütig zeigt,
sich gesenkten Hauptes nähert,
dem wird die Gnade
zum lichten Gottesgeschenk,
zur immerwährenden Lebensstärkung,
zur mildtätigen Auferbauung –
weiß der Gläubige.
*
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Die Kanzlerin
Die Kanzlerin
©Hans Hartmut Karg
2016
Sie weiß schon immer, was sie will,
Bleibt ihren Grundsätzen verbunden,
Arbeitet recht viel und gar nicht still,
Weiß durchzusetzen sich in vielen Runden.
Sie ist sich sicher, dass sie weise handelt,
Mensch, Wissenschaft, Natur sind eingebunden,
Weil sie in unseren Wirklichkeiten wandelt
Un die Vermutungen nur fressen Stunden.
Sie ist schon überzeugt von sich, und gegen alle Kritikaster
Tröstet sie Flüchtlinge und Griechen mit viel Sachverstand,
Hilft nach und unterstützt die Türken mit viel Zaster,
Hält fest an ihrem und an unserem geliebten Euroland.
Sie weiß, dass kluge Argumente zum Ergebnis führen,
Redet die Zuhörenden gar oft in Grund und Boden,
Lässt sich von ihnen niemals auf die Billigtour verführen
Und klinkt sich aus bei allen Tagesmoden.
Sie ist einzig – die wahre Euroqueen,
Wenn sie zu Konferenzen weiter animiert
Und weiß, dass dann sich auch die Männer mühn,
Wenn sie diese zur immer guten Lösung führt.
Sie weiß, wie sie erfolgreich lösen kann,
Was andere da nur bedenklich finden.
Dazu dient ihr die Weiblichkeit, kein Wahn
Muss ihre die Frauenmacht verkünden.
So bleibt sie unsere Queen der ersten Stunde,
Kein Anderwesen kann sie darin toppen,
Und manchen Konkurrenten, der ihr Kunde,
Wird sie auch künftig damit leidlich foppen.
Manchmal – so meine ich versonnen –
Ist ihr die Absicht näher als die Tat.
Doch was wäre am Ende denn gewonnen,
Wo Rechthaben nur rasch Entscheidung hat?
Das Zögern und der Ruf nach viel gekaufter Zeit
Sind Merkmale, bei denen Lösungen gedeihen.
Sofort macht das nicht jeden Kritiker bereit
Führt diese Welt nicht unbedingt auch zum Verzeihen.
Doch muss sie hartnäckig in jene Gänge kommen,
Wenn Außendruck das nöt'ge Augenmaß erzeugt
Und aus der Not Entscheidungen durchdacht gewonnen,
Vor denen schließlich sich Geschichte beugt.
*
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Vorfrühling
Vorfrühling
©Hans Hartmut Karg
2016
Noch sind die weißen Flecken auf den Dächern,
Sie halten sich am frühen Morgen zäh
Und aus den grauen Wolkenfächern
Stieben die Flocken manchmal wild und jäh.
Wenn in der Nacht der kalte Rückfall droht,
Legt reine Luft geschundene Lungen frei.
Nichts ist mehr eisbestäubt und nasenrot,
Weil doch der Lenz jetzt unser Führer sei.
Noch halten sich die großen Tropfen
An den immerkalten Kellertüren,
Noch wollen sie nasskalt anklopfen
Und Gedanken rückwärts in die Kälte führen.
Doch unaufhaltsam drängt der Sonne milde Stärke
Zum längenden, an sich erhellten Tag.
Fortsetzt Mutter Natur segnend die Werke,
Begleitet aufmerksam den Flügelschlag.
Wen treibt es da nicht weit hinaus und fort
Zum plätschernden, schmelznassen Bach
Und weg aus Zimmer, Haus und Hort,
Wo Winter hat noch immerzu ein Dach.
Schon höre ich der Amseln hellen Schlag
Und sehe ferne Raben über Fluren streifen,
Wie ich es so seit vielen Wintern sehnlichst mag,
Wenn wieder Knospen aus dem Taue reifen.
*
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Die Schwingen des Adlers
Die Schwingen des Adlers
©Hans Hartmut Karg
2016
Die Schwingen des Adlers treiben Dich weit,
Wenn die Winde zur Sonne Dich tragen,
Machen Deine Sinne zu Gutem bereit
Und lassen Dich Neues wagen.
Nicht immer leiten die weiten Schwingen
Den, der im Horste beschützt geboren.
Soll das Leben mit gutem Lauf gelingen,
Ist es nicht nur als Vorschuss erkoren.
Manche erben am Anfang recht viel,
Ihr Leben scheint glanzvolle Zukunft.
Die Eltern sichern Vermögen und Ziel
Wirtschaften mit Tat und Vernunft.
Doch nicht jede Generation kann Reichtum halten,
Aufbauen und fördern des Adlers Aufstieg,
Denn Reichtum muss auch ein Wille gestalten,
Verzicht leisten – nicht den Bequemlichkeitssieg.
Mehren wird nur d e r Ansehen und Status,
Der in ehrenvollem Anspruch den Tag
Herauslöst aus einem desolaten Pilatus,
Weil er selbst den Schweiß des Tätigseins mag.
Die Schwingen des Adlers tragen nur den,
Der sich aufmacht zu höheren Räumen,
Wo immer schon die Ansprüche stehn,
Die Talente nichts verschwendend versäumen.
Mach', dass Du deine Schwingen bewegst
Und Deine Talente auch nutzen willst,
Dich segelnd in die Fleißkurve legst
Und so Anspruch und Sehnsucht stillst.
*
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Z'rugg lossa will i nix
Z'rugg lossa will i nix
©Hans Hartmut Karg
2016
Nix will i z'rugg lossa
als a baar scheane Bloama.
Wenn ma scho lang nix mea
von miar häard, siggd ond redd
senn emmr no mei Bloama do.
Kommad em Friajoar
mei Bleamala raus,
griasad mei alds Haus
ond saga d'r Sonn,
dass do amool oiner war,
dear oos bflanzd hod,
weil'r Bloama g'mechd hod.
Frogad nach eam,
ear hods verdiend.
*
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Rettung
Rettung
©Hans Hartmut Karg
2016
Es waren die billigsten Blumen,
die ich bei uns noch finden konnte
und die wir im Ramschladen sahen.
Da gehörten sie eigentlich nicht hin
mit ihren großformatigen Blüten,
denn sie standen aufgestapelt
zwischen Plastik und Erden.
Es roch ekelhaft nach Schimmel.
Um so mehr strahlten sie mir entgegen,
diese buntwundernden Primeln,
kleinblättrig-dunkelgrün und großblütig.
Sie leuchteten meine Augen aus,
waren voller Farbfreude und Vitalität.
Wie konnte ich an ihnen vorbei gehen,
ohne sie mit mir zu nehmen?
Du entkommst keiner leuchtenden Blüte,
Wenn, Erdling, der Frühling Dich lockt!
Beschwörend,
fast magisch mich hypnotisierend
sahen sie unablässig zu mir herüber....
Da nahm ich sie mit,
denn ich konnte nicht anders,
hob meine strahlenden Leuchtfeuer
in den Wagen und fuhr sie zur Kasse.
Ich wollte sie vor dem Schimmel retten,
vor dem Ramsch, vor den mürrischen Käufern.
So pflanzte ich sie in meinen kleinen Park,
meine Farbbomben, meine Seelenbeleuchter.
Jedes Jahr blühen sie reicher und schöner.
Ihr nachtreibendes Farbenmeer
kündigt das aufhellende Jahr an:
So danken sie mir für ihre Rettung.
*
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Tanzen
Tanzen
©Hans Hartmut Karg
2016
Wollen wir denn nicht mehr bleiben
Im Lesen, Rechnen und Schreiben?
Wollen wir nur noch sandeln,
Springen, tanzen, lustwandeln?
Ist der Kult nur für Hofschranzen –
Tanzen, tanzen, nur tanzen?
Berleiben wir uns heute mit allen
Im Glanz goldener Strahlen?
Mit Körpern der junge Mensch male
Im Tanzsaal, in hochwölbender Halle,
Bringt weg von Konsum und Fransen,
Zerbricht Süchte – zerbricht alle Lanzen!
Jung glänzen die bildhaften Töne,
Bewegen unsere Töchter und Söhne:
Nicht mehr hinter Ängsten verschanzen,
Bewegen im Sinnen und Tanzen.
*
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Stigmatisierung
Stigmatisierung
©Hans Hartmut Karg
2016
Es ist so leicht, den Andersdenkenden
Etikettierend in ein falsches Licht zu rücken,
Hinschieben ihn vom Denkenden zum Henkenden,
Um kritikasterlich den Dolch zu zücken.
Der Kloßhengst will immer den Dichter schleifen,
Der doch ideenreich Foren bestückt.
An ihm kann er sich anonym feige vergreifen,
Wenn nichts mehr hilft – dann ist der halt verrückt!
Die Kritikaster meinen immerdar,
Man müsste ihnen gar zu Kreuze kriechen,
Weil früher es so schön hierarchisch war
Und man den Muff von den Talaren konnte riechen.
So brandmarkt man den forenreichen Dichter,
Der nicht vernetzt und nicht gelistet ist
Und schwingt sich auf zum Forenrichter
Und sagt, der andre baue doch nur Mist.
Deshalb meint heute manche üble Meute,
Ihr stände die Kritik doch automatisch zu.
So wird gar mancher Mitdichter zur Beute:
Man drangsaliert ihn – und hat seine Ruh'!
Vergessen die Brandmarker nicht den Frevel,
Mit dem sie gotteslästerlich den Guten pfählen
Mit Übelschleim, mit Schmutz und Schwefel,
Damit sie an ihm ihren Status stählen?
Je überzeugter Brandmarker von ihrem Handeln sind,
Das wertend sie als Tatsachen verbreiten,
Desto verbrecherischer sind sie ihres Geistes Kind,
Sind schändlich, wenn sie nur ihr Mantra reiten.
Ein freier Geist lebt in Bescheidenheit,
Versucht zuerst, sein Gegenüber zu begreifen
Und schwelgt nicht visionär in Überheblichkeit,
Denn er lässt erst die eigene Seele reifen.
Der freie Geist lebt eigene Freiheit nicht nur aus,
Er duldet immer auch die Gegenmeinung,
Wird nie zum Brandstifter im Erdenhaus
Und sucht den Schatz, den Stern – und die Erscheinung!
Ja, Argumente können jederzeit den in die Pfanne hauen,
Der doch ehrlich nur nach de rWahrheit sucht.
Die Menschenwürde lässt sich einkassieren, klauen,
Weil Bosheit immer trifft mit ganzer Wucht!
Wie oft habe ich deshalb leiden müssen,
Weil Übelmeinende in Schubladen mich steckten
Und meinen Geist traten mit Knobelfüßen,
Mir wünschten nur noch einsames Verrecken!
Halt ein, o Kritiknarr und lerne endlich dulden,
Was Du vielleicht nicht siehst und auch nicht magst:
Der Mitdichter hat nichts am Hut mit Deinen Schulden,
Mit denen anonym Du Dich als Henker wagst.
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Hieronymus Bosch
Hieronymus Bosch
©Hans Hartmut Karg
2016
Gabelnd das wertlose Heu,
Symbol weltlicher Gier –
Geilhit ohne Erfüllung:
Bosch ist immer noch neu,
Die Symbolik auch heute und hier,
Gegen die Seelenvermüllung.
Was willst Du da noch, Banker,
Im Angesicht eigenen Todes?
Migrant bist Du, voll Erdenferne,
Intrigant gar, gelackter Zänker,
Abbild des alten Herodes!
Wer hat den schon gerne?
Seine Bilder hat der Niederländer
Gemalt voll der Höllenangst.
Die Heutigen lächeln: Verdrängung!
So kommt der Mensch an Ränder,
Wohin Du allein nicht gelangst
In der Zeit Deiner Daseinslängung.
Dazu brauchen wir den Niederländer
Mit all seiner angstwilden Kunst,
Der uns zeigt, was so n i ch t geht:
Nackt, ohne die Schutzgewänder,
Ohne die rettende Gottesgunst
Ist Auferstehung längstens verweht.
*
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Homo mobile
Homo mobile
©Hans Hartmut Karg
2016
Endlich sahen sie auf die eignen, jungen Zehen
Und wandten sich von Bäumen ab zum Steppengehen,
Denn Neugier trieb von Anfang an den Menschen weit hinauf,
Doch dann weg von Höhlen und Bergen – zu der Flüsse Lauf.
Die Affenfrühgeburt hatte ja sehr viel Hirn
Und bot von Anfang an der Wildnatur die blanke Stirn:
Bequemlichkeit trieb sie in große Flussoasen,
Wo es viel Fisch gab – und die Rinder grasen.
So wird dem Menschen früh Beweglichkeit
Zum Zielgarant für Wanderung und Weltfreiheit.
Denn wer beweglich und neugierig bleibt,
Der hat die Honigtöpfe sich bald einverleibt.
Da ist der Homo sapiens der Homo mobile,
Weil er auf Suche stets erwandert seine Ziele.
Von Anfang an nutzt er den Reichtum der Natur
Und findet damit Freiräum, Religion, Kultur.
So überschwemmt mit seinesgleichen er die Welt,
Ist eingreifend, gestaltend, sehr gut aufgestellt,
Wird sesshaft – bleibt doch stets mobil:
Das wird sein Markenzeichen, Ziel und Stil.
Natürlich ist der Weg allein noch nicht das Ziel,
Denn erst die Technik bringt die Zweitnatur als Stil,
Und die Bequemlichkeit wird weiter so hofiert,
Wenn er sich damit gern zum Kommen animiert.
Der Mensch, er macht sich auf, hat stets was vor,
Er stilisiert sich, bringt Einmaligkeit hervor,
Denn er allein sieht sich als Schöpferkrone,
Heiligt die Mittel damit – zu des Gottes Lohne.
Und dem Konzept bleibt alle Wanderung verpflichtet,
Weil visonär es sich in Sehnsüchten einrichtet.
Er bleibt als Mensch wandernd im Fernerwarten,
Wenn aufgeregt als Fremder er kann starten.
Bescheint Sonne doch Hoffnung, die besternt,
Sich mental unablässig von der Heimat schon entfernt.
Verheißung bleibt des Menschen erste Wahl,
Weil er beweglich, neugierig, erwartend – und global.
Von Anfang an ist es sein Freiheitsdrang,
Dem Homo mobile geschuldet! Aufrecht sein Gang
Ihn führt zu Sensationen, die er beständig sucht
Im Lebenslauf, als Sucht – und manchmal auch als Flucht.
So steh' doch auf, Mensch, schau auf Deine Zehen,
Die Dich zu allen Zeiten animieren, fort zu gehen,
Denn sterben kann man überall, wo Freiheitsfahnen stehen
Und Gottheit lässt das Hoffen mit der Seele wehen.
*
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Das Paradies ist nah
Das Paradies ist nah
©Hans Hartmut Karg
2016
Endlich lebt sie so wohl verdient im Ruhestand,
Kann ihre Tagesfreizeit voll auskosten,
Genießt in ihrem wunderschönen Land
Die Kauftempel, denn sie will nicht einrosten.
Im Einkaufszentrum gibt es viele, viele Läden,
Dort, wohin Menschenmassen strömen.
Hier heilen sich die frühen, alten Schäden,
Wenn im Café die alten Bäuche sich verwöhnen.
Das Paradies ist nah – und bei der Sonne
Mit Neonlichtern, bunt gemalten Bildern.
Da wächst ihr tagesgültig eine große Wonne
Bei Werbung, Angeboten und bewegten Schildern.
Man kann dort fröhlich immer alles kaufen,
Was das sehnsüchtig' Herz einem doch anempfiehlt.
Wo alles beieinander, muss man nicht weit laufen –
Und alles gut und billig, was sich reich anfühlt...
Man kann jetzt lidln, muss nicht kontrolliert mehr kaufen,
Wo Aldi, DM, Lidl, Netto, Norma, Rossmann nah versammelt,
Muss sich nie mehr um Angebote und um Schnäppchen raufen –
Und alles immer fein und frisch – nichts ist vergammelt!
Sogar die Kleidertempel sind hier in den Hallen
So offen, wo die Rentnerin sich eingesprüht
Und wo die Frauenherzen sich so gut gefallen,
Weil sich die Spiegelwand um Schönheiten bemüht.
Es ist die pure Lust am Rentnerleben,
Die sie erfasst mit ganzer, voller Wucht.
Endlich kann sie der Kaufseele nachgeben,
Nach der ein Leben lang ihr Frauenherz gesucht.
*
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Zweierlei Kindheit
Zweierlei Kindheit
©Hans Hartmut Karg
2016
Es gibt doch keine Kindheit mehr,
Wie wir sie einst noch leben durften
Mit Nachbarkinderscharenheer,
Wo wir mit rostigen Rollern kurvten.
Im Schmutzsandkasten sanken wir,
Traumhaft verloren mächtig ein.
Sandkuchen, Burgen schufen wir,
Lebten mit Freunden – nie allein!
Wir schusserten und spielten Ball,
Wir radelten zum fernen Bad,
Misteten Hasen-, Hühnerstall –
Weil damals jeder Arbeit hat.
Wir freuten uns mit allen Kindern,
Wenn wir im Winter Schlitten fuhren,
Schneeburgen bauten in den Wintern
Und bei den Eltern mussten spuren.
Man grüßte, sagte „Bitte“, „Danke“,
Höflichkeit war noch Erziehungsziel.
Bei Kindern sah man fast nur schlanke
Und glücklich waren wir beim Spiel.
Jetzt gibt es weder Sand, noch Schmutz,
Dafür den bunten Plastikmüll.
Die Heli-Eltern bieten Schutz
Rundum – und es ist furchtbar still.
Man fährt heut' viele Kilometer,
Um zur Schulfreundin hin zu kommen,
Holt sie bald ab und gar nicht später:
Zum Reiterhof muss man noch kommen!
Geburtstage mit Kindern überall,
Ein Riesenaufwand, viele Kinder:
Das wird manchmal zur echten Qual,
Der Streit wird dadurch auch nicht minder!
Trotzdem: Bewegungslosigkeit,
Wenn virtuell das Smartphone lockt.
Was ist da noch Erlebniskindheit
Wenn man sich daddelnd nur verzockt?
Das Einzelkind wird nur gefahren
Von einem zum andern Event:
Man muss sich heute recht früh paaren,
Damit man recht viel kennenlernt....
Und Fernsehen ist angesagt:
Man zieht sich alles nur voll rein,
Chillt depressiv, weil das ja nagt –
Und will doch frei und lässig sein.
Dann immer noch die vielen Lichter,
Weil nur mit Licht man schlafen kann.
Wie wird man da zum jungen Dichter,
Wenn man sich träumt in den Angstwahn?
Wo ist die Kindheit denn geblieben,
Die etwas wagt und etwas will?
Wo sind die Eltern denn geblieben,
Die aushäusig zulassen wildes Spiel?
*
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Das bezaubernde Mädchen
Das bezaubernde Mädchen
©Hans Hartmut Karg
2016
Das Mädchen klebt´ am Beckenrand,
So schön – und das seit Stunden.
Die Jungen schwimmen wie gebannt,
Drehen um sie die Runden.
Sie ist ein sittsam braves Mädchen,
Sehr lieb, sehr schlank und ganz adrett –
Ein Wunder in dem kleinen Städtchen! –
Und stets zu allen freundlich, nett.
Das spürt die junge Männertraube
Und unterhält sich gern mit ihr.
Wie eine schöne weiße Taube
Kommuniziert sie auch beim Bier.
Sie spielt mit allem, was sie hat,
Sieht zu, dass alle gleich versorgt
Und niemand sieht dabei Verrat,
Wenn sie sich eine Nudel borgt.
Der Schwebezustand ist gefährlich,
Da passt sie auf, dass alle gleich
Und dass der Umgang offen, ehrlich –
Und keiner kommt ins Himmelreich!
Das Attraktivsein steht ihr gut,
Begehrt sein ist so schön!
Das baut sie auf, schafft Lebensmut,
Wenn lang die Haare wehn.
Denn erst ist sie mal jung, will richtig
Erspüren, wen sie wirklich mag.
Ihr scheint ja dieser Weg so wichtig,
Erfährt sie doch, wer sie dann trag'
Ein Leben lang auf seinen Händen,
Weil er sich wirklich ganz verliebt,
Denn später, in den kahlen Wänden,
Muss sich bewähren, was sich liebt.
Heut' lässt sie sich gerne verwöhnen
Und spielt im Bade mit den Reizen.
Sie turtelt mit des Adams Söhnen,
Mit Schönem muss sie ja nicht geizen!
So erst erfährt sie, wer am Ende
Ihr Favorit es hat verdient,
Dass er sie bis ans Lebensende
Als Kavalier zärtlich bedient.
*
©Hans Hartmut Karg
2016
Das Mädchen klebt´ am Beckenrand,
So schön – und das seit Stunden.
Die Jungen schwimmen wie gebannt,
Drehen um sie die Runden.
Sie ist ein sittsam braves Mädchen,
Sehr lieb, sehr schlank und ganz adrett –
Ein Wunder in dem kleinen Städtchen! –
Und stets zu allen freundlich, nett.
Das spürt die junge Männertraube
Und unterhält sich gern mit ihr.
Wie eine schöne weiße Taube
Kommuniziert sie auch beim Bier.
Sie spielt mit allem, was sie hat,
Sieht zu, dass alle gleich versorgt
Und niemand sieht dabei Verrat,
Wenn sie sich eine Nudel borgt.
Der Schwebezustand ist gefährlich,
Da passt sie auf, dass alle gleich
Und dass der Umgang offen, ehrlich –
Und keiner kommt ins Himmelreich!
Das Attraktivsein steht ihr gut,
Begehrt sein ist so schön!
Das baut sie auf, schafft Lebensmut,
Wenn lang die Haare wehn.
Denn erst ist sie mal jung, will richtig
Erspüren, wen sie wirklich mag.
Ihr scheint ja dieser Weg so wichtig,
Erfährt sie doch, wer sie dann trag'
Ein Leben lang auf seinen Händen,
Weil er sich wirklich ganz verliebt,
Denn später, in den kahlen Wänden,
Muss sich bewähren, was sich liebt.
Heut' lässt sie sich gerne verwöhnen
Und spielt im Bade mit den Reizen.
Sie turtelt mit des Adams Söhnen,
Mit Schönem muss sie ja nicht geizen!
So erst erfährt sie, wer am Ende
Ihr Favorit es hat verdient,
Dass er sie bis ans Lebensende
Als Kavalier zärtlich bedient.
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Bequeme Welt
Bequeme Welt
©Hans Hartmut Karg
2016
Die Welt bewegt sich immer weiter,
Mal traurig und manchmal auch heiter,
Mal turbulent, mal sehr gelassen
In vielen Häusern, manchen Gassen.
Denn es besteht die weite Welt,
Die virtuell ihr Sein bestellt,
Inzwischen aus den Apps, Portalen,
Global vernetzt, aus vielen Zahlen.
Man kann sich trefflich informieren,
Studieren und auch spionieren,
Sich nervenkitzelnd amüsieren,
Sogar die eigene Lust verführen.
Der Shitstorm bringt ständig Erregung,
Hält Ausschau, folgt der Bauernlegung,
Sieht nicht, wie dann die Jahre fliehen,
Geistlos, kraftlos, dennoch mit Mühen.
Was draußen ist? Ob es da gießt?
Ob Menschen weinen, Staaten sich einen?
Das interessiert manchmal so keinen –
Und auch kein Lachen, auch kein Weinen.
Vereinzelt sitzt man am Gerät
Zu jeder Zeit – oftmals recht spät,
Vergisst, was wichtig ist im Leben
Kann sich auch so die Kante geben.
Die Scheingemeinschaft existiert,
Das Daddeln sozial amüsiert
Vernetzt, bequem vom Sofa aus,
Beschaut die Welt als Nervenhaus.
Da kann man alt werden im Leben,
Lässt kümmern gern das eigene Streben,
Verlangt jedoch von aller Welt
Gesundheit, Glück – und ganz viel Geld!
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Dein Stern
Dein Stern
©Hans Hartmut Karg
2016
Wo stets Dein Stern auch wandern mag,
Hell und groß leuchtet er uns allen,
Bescheint die Nacht und lang den Tag,
Will darin sich ja sehr gefallen.
Das Wandern bleibt sein Lebensziel,
Ganz weltverbunden und gelebt
Bei rundem und bewegtem Spiel,
Gedankenvoll und fein durchwebt.
Offen bleiben – gern begleiten! –
Recht und Würde, Edelmut.
Augen sind leuchtend im Weiten,
Sind mir dennoch auf der Hut.
Jeder liebt ja nicht das Helle,
Drängt sich kaum zum mut'gen Schein:
Wo wegschwimmen leicht die Felle,
Wird die Absicht oft gemein.
Vertraue Deinem Schatz und Stern,
Stütz' ihn, weil er stützen kann.
Bleib' ihm nahe, hab' ihn gern:
Das Gute bricht sich seine Bahn.
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Entfremdung
Entfremdung
©Hans Hartmut Karg
2016
Als Fremde kamen wir zur Erde,
Vermochten nicht allein zu reifen,
Brauchten um uns, damit es werde,
Mitmenschen, um uns zu begreifen,
Was fremd und heimisch werden soll,
Bliebe uns fremd, würde zur Last.
Wir fühlten uns dann nicht recht wohl
Und blieben selbst ein fremder Gast.
Oft auch mit unserer späteren Arbeit
Vermögen wir uns zu entfremden:
Der Ablauf stärkt dann nur das Leid,
Wir können es so nicht mehr wenden.
Das gibt es, modern, auch im Wahn,
Wo ständig nur Aktion, Aktion
Beschleunigt unseren Lebenskahn –
Mobilität, des Wanderers Lohn?
Entschleunigung ist nur ein Wort,
Dem theoretisch jeder glaubt.
Die Hetik treibt uns dennoch fort,
Weil Neugier die Erwartung baut.
Vom wahren Leben früh entfremdet
Der Aktionismus an den Schulen:
Wo sich die Nähe pflichtig wendet,
Muss man um Sympathien buhlen.
Selbst in freier Erwachsenenwelt
Verglüht das Heil an schnellen Tagen,
Bei denen rasch und mit viel Geld
Man muss das Sein zum Krämer tragen.
Wie könnte Liebe da gedeihen,
Wo niemals Ruhe, Aufenthalt,
Wo nicht einmal das milde Freien
Führt zu Nachdenken und Einhalt?
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