Dr. Karg Gedichte / Teil 2

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Hans Hartmut Karg
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Zwei Frauen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zwei Frauen

©Hans Hartmut Karg
2015

Die ERSTE FRAU war seine erste, große Liebe.
Sehr jung war sie – und hatte einen Sohn.
Den lehrte sie Robustheit da im Weltgetriebe
Und ihn, dass Liebe Tat, Entspannung, Lohn.

Nach Jahren kam so endlich ihre Heirat,
Als noch drei weitre Söhne still geboren
Nun aufging prächtig ihrer Liebe Saat –
Und er zum steilen Aufstieg ward erkoren.

Er liebte sie und alle seine Kinder,
Baute ein Haus, war angesehen in dem Ort,
Verdient' viel Geld im Sommer wie im Winter,
Brachte die Söhne hin zur Schule und zum Hort.

Die Frau gab alle Freiheit ihren Söhnen,
Der Vater hatte dabei wenig mitzureden –
Mit Ausdrücken, die diese Tage krönen,
Mit Ballerspielen, um die Welt zu retten!

Scheinbar trug sie aus ihrer frühen Kindheit
Ein Trauma mit sich, von dem er nichts wusste.
Sie war dazu auch nicht gesprächsbereit,
Worauf die dunkle Seite der Beziehung fußte.

So wurden ihre Söhne sehr brutal
Mit Worten und in ihren Tageswerken.
Sie schrien laut, die Eltern hatten keine Wahl:
Mangelerziehung fördert keine Stärken!

Sie warfen Essen und lachten dabei
Vom Tisch, wenn sie zum Essen keinen Bock.
Die Eltern blieben ihnen dabei einerlei –
Und keine Chance gaben sie öffentlich dem Rock.

Der Vater und die Mutter, sie studierten –
Und niemand, der sich um die Nöte scherte!
Und keiner sah, wie Spiele sie verführten,
Was eigentlich den guten Geist verwehrte.

Mit Ausdrücken traktierten sie die Lehrerinnen,
Mit Zoten überzogen sie die nahe Welt.
So wuchs bei ihnen nur ihr stetes Spinnen –
Mit Mutterstolz und Vaters gutem Geld!

Sie hatten alles, doch nichts anzufangen,
Sie fingen alles an – und brachten nichts zuende.
Längst war der Vater innerlich gegangen,
Denn solche Taten schreien nach der Lebenswende.

Der Vater liebte heiß und innig alle noch,
Doch war er nur zum Geldverdienen da.
Und die Familie wurde ihm nun gar zum zähen Joch
Und auch die Liebe war ihm nicht mehr wirklich nah.

Er konnte nach der Arbeit nie ausruhen,
Denn alle Hausarbeit war für ihn noch zu machen.
Dafür ließ er als Sklave sich ausbuhen –
Und dennoch managte er Wäsche und die Siebensachen.

Als er schließlich kaum noch zum Atmen kam,
Zog er in seiner Not Reißleinen:
Die andern waren faul und schrecklich lahm
Und er war einsam, konnte nur noch weinen.

Er lernte kennen – eine ZWEITE FRAU,
Die gab ihm Anerkennung, tiefes Glück.
Sie holte ihn aus dem Familiengrau
Und lächelte ihn an mit zartem Blick.

Sie war nicht jünger, doch sie achtete sein Werk
Und hielt ihm frei den Rücken nach den harten Stunden.
Ihr war er immer groß, kein Gartenzwerg
Und außerdem leckte sie seine tiefen Wunden.

So floh er endlich zu der zweiten Frau,
Weil seine erste viel zu sehr mit sich beschäftigt
Und weil die Söhne leider unbotmäßig rau –
Er fühlte sich von ihnen nur belästigt.

Natürlich kam er weiterhin für alle auf
Mit Geld und Rat – doch sicherer Distanz.
Die positive Wendung nahm sein Lebenslauf,
Frei atmen konnte er in neuem Liebestanz.

Denn Sexualität allein ist noch nicht Liebe,
Wenn Achtung, Anerkennung, Nähe fehlen
Und man für Gutes einsteckt Dauerhiebe,
Man nicht mehr kann die wohl verdiente Ruhe wählen.

Die zweite Frau hatte ein Feingespür
Für Lebensfreude, Nähe und Entspannung.
Ihr Lachen war die Offenbarung und die Kür
Für ihn – und löste die beruflich Anspannung.

So lebte er fortan getrennt von jener Last,
Die ihn zur Atemlosigkeit getrieben
Und kam dorthin nur selten noch als Gast,
Wo nun die Sklavenangst für ihn zurück geblieben.

*

Hans Hartmut Karg
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Als alter Mensch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Als alter Mensch

©Hans Hartmut Karg
2015

Musst Du nicht endlich lernen,
Dich doch zurück zu nehmen,
Dich aus der Welt entfernen,
Die Jungen nicht beschämen?

Musst Du nicht lernen, so zu leben,
Dass Du ja nicht mehr interessant?
Die Jungen wollen danach streben –
Nach ihrem eigenen Lebensstand.

Rollt nun Dein Rubel, bist' freigibig,
Machst auch, was alle Jungen wollen,
Kommen sie häufig und beliebig –
Wollen sie Dir Verehrung zollen?

Übers Geld sich definieren
Ist jedoch stets ein Alterstrug.
Gehe lieber zum Dinieren,
Fülle Deinen schönen Krug!

Wer meint, er sei dann sehr beliebt,
Wenn er die Wünsche blind erfüllt,
Immer den Lauten reichlich gibt –
Der nur die Altersarmut fühlt!

Man missbraucht den Automaten
Als Zapfsäule, wenn man klagt.
Faul wird Jugend, stellt den Spaten
Ins Eck, weil bequem sie tagt.

Lass Dich darauf ja nicht ein,
Wenn über Geld sich definieren,
Die nicht im Leben, nicht im Sein
Mit Scheinliebe Dich verführen.

Bist Du als alter Mensch gefragt,
Wenn man Geld lockern kann,
Damit man Dir so immer sagt:
Geben führt zur Himmelsbahn!

Du musst Dich auch emanzipieren
Von denen, die nur geldgeil sind.
Die wollen Dich doch klar ausschmieren,
Bei denen bläst kein Götterwind.

Mit warmen Händen soll man geben,
Jedoch nur denen, die bescheiden
Und nicht nach Deinem Beutel streben –
Mit Dir auch noch im Alter leiden.

Als alter Mensch musst Du erkennen,
Wer gut ist, wer doch nur profitlich,
Kann würdig Deinen Namen nennen,
Weil er Dich liebt – und nicht nur sich!

*

Hans Hartmut Karg
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Empfindung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Empfindung

©Hans Hartmut Karg
2015

Empfindung ist nicht Jedermanns Sache,
Der das Liebefühlen unterdrückt,
Damit er so den Dichter verlache,
Der mit Gemüt seine Blumen pflückt.

Empfindung kennt Lachauge – und Träne,
Je nach Ereignis und Lebensgeblüt.
Schicksal ermöglicht da manche Strähne
Für die bleibende Mitte im Sonnengemüt.

Empfindung lenkt die Blicke zur Sonne,
Die Schatten bleiben im Hintergrund.
Sie entfernt manch' schwere Seelentonne
Und hinterlässt die Welt wieder rund und bunt.

Wer nur mit dem Hirn Kritiken bewegt,
Dem droht sezierendes Bösmenschentum.
Wem der Mangel an Liebe die Sterne verlegt,
Der erstarrt schließlich in eigenem Ruhm.

*

Hans Hartmut Karg
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Zufriedenheit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zufriedenheit

©Hans Hartmut Karg
2015

Das Leben kennen –
muss man es kennen?
Muss man immerzu reden?
Muss man alles ausdiskutieren?
Man macht halt, was notwendig.
Dann sind alle zufrieden!
Oder nicht?

*

Hans Hartmut Karg
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Alpler

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Alpler

©Hans Hartmut Karg
2015

Als Frau, als Mann mit Kind und Kegel
Sind immer nah sie der Natur.
Das Draußen schafft ein Inneres,
Das anders ist – und freier.

Die Luft ist klar, der Bach, er fließt,
Die Hänge tragen Wiesen, Wolken.
Kein Lärm und keine Straße
Zerstört das Bergidyll.

Man lebt im Tagestrott
Und weiß doch ganz genau,
Wie man so lebt, weil man denn lebt.
Die Alpler wissen das.

*

Hans Hartmut Karg
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Soll das denn Liebe sein?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Soll das denn Liebe sein?

©Hans Hartmut Karg
2015

Man kann natürlich auch allein durchs Leben rennen
Und sehnsuchtsvoll nach liebevollen Paaren starren,
Als Fahnder in den Defiziten sich bewähren und sie nennen
Und dem Kritikvermögen Herzanliegen voll gewähren,

Dem Dauerwechsel Vorzug, Machtkraft geben
Und möglichst nach der Oberfläche von Kontakten streben:
Dies alles gibt modernes Leben wirklich her,
Die Vielfalt an Formgebung macht die Wahlqual schwer!

Doch prüfe Dich: Soll das denn Deine Liebe sein,
Die vorschwebt Dir, ehrlich, vertraut und rein?
Sind Frühvorbilder Dir noch immer wichtig,
Wenn die Beziehungsdauer längstens nichtig?

Ist nur die Sexualität alleiniges Gehäuse,
Die Attraktion für Deine Liebesräusche?
Soll das die Liebe sein – für Dich gemacht,
So als Routine für die Lust der einen Nacht?

Soll das denn Liebe sein, die wir durchleben,
Wo wir in Wirklichkeit nach Anerkennung, Nähe streben?
Braucht denn Dein Seelenwasser noch ein Du,
Damit es fließen kann ganz frei – und doch in Ruh'?

Ist das Kultur, die übersteigt die Haut,
Wenn nur auf Lust und sogar List gebaut?
Denn wo berühren unsere Zärtlichkeiten Hände
Verwandeln Blicke Raum und Zeit in Zauberwände.

*

Hans Hartmut Karg
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25 Jahre

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


25 Jahre

©Hans Hartmut Karg
2015

Dein Glück ist auch mein Glück,
Ost oder West, Nord oder Süd:
Die Welt mit freiem Blick
Streift wünschend das Gemüt.

Wie waren wir doch tief gespalten,
Bedroht von atomarer Macht!
Der Krieg erwischte uns im Kalten,
Der Tod uns für die Zukunft lacht'!

Und fünfundzwanzig Jahre später
Ist viel vergessen, viel verdrängt.
Wer kennt noch Opfer, kennt noch Täter,
Wenn uns die Freiheit doch geschenkt?

Wir hoffen auf Zusammenwachsen,
Wir, die vielleicht noch nicht im Hier.
Von Baden bis ins ferne Sachsen
Bau'n tapfer wir an einem Wir.

Kann das nun zusammenfinden,
Was neu zu uns gekommen ist?
Schlendern frei unter den Linden
Jene, deren Vorbild Du nun bist?

*

Hans Hartmut Karg
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Der Judenfriedhof in Ansbach

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Judenfriedhof in Ansbach

©Hans Hartmut Karg
2015

Sechs Steinwürfe lag er einst fern
Von Ansbach, der Markgrafenstadt.
Heut' haben ihn Besucher gern,
Weil er im Orte nun Platz hat.

Man kann ihn auch leicht überwachen,
Wenn Vorgestrige schaden wollen.
Lasst andre Religionen machen –
Humanität bleibt aller Menschen Sollen!!!

Die Grabmale sind oft verschwunden
Und weg ist auch das Totenhaus.
Die Juden hat man schlimm geschunden,
Warf sogar Totensteine 'raus.

Missbrauchte die zum Straßenbau,
Schlug sie wild klopfend ganz entzwei,
Denn jener braune Mob war rau –
Glaube an Gott war einerlei.

Nach dem Krieg baute man auf,
Was noch nicht verschwunden war,
Legte manches Steinschen 'drauf,
Weil Besucher kamen gar.

Zwar hatte man sie aufgestellt,
Die Grabsteine so nach Vermutung,
Die Bauarbeiter herbestellt –
Was manchen eine Zumutung.

So fegten sie die Steinchen 'runter,
Welche Besucher aufgelegt,
Und manche hetzten weiter munter,
Weil braundenkend sie unterlegt.

Erst als der Friedhof abgesperrt
Und man das Areal bewacht',
Wird nichts beschmiert und nichts verheert,
Sonst Razzia das Stadthaus macht.

Die Schüler können nun einsehen,
Wo Juden gar kriegsmitgekämpft,
Für Deutschland mussten sterbend gehen –
Das hat die Braunwut nicht gedämpft!

Heut' kommt so mancher Amerikaner
Zum Grabstein seiner Vorfahren
Und wird zum steten, stillen Mahner
Für jene, die doch Opfer waren.

Das Auge Gottes auf den Steinen
Gibt Auskunft von dem tiefen Glauben,
Mit dem sich Juden so gern einen,
Weil sie an Auferstehung glauben.

*

Hans Hartmut Karg
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Bachkantate

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bachkantate

©Hans Hartmut Karg
2015

Ich werde still im Kirchenraum,
Wenn bald die ersten Töne schwingen,
Erst zart, verweht, man hört sie kaum –
Dann folgt das laute Chöresingen.

Auf einmal ist der Raum erfüllt
Mit Kontrapunkt und Harmonie.
Musik nun meine Seele stillt:
Schuld schwindet, wo man mir verzieh.

Und die Solisten teilen mir
Mit, was gesungen als EIN Wort.
Die EWIGKEIT beginnt schon hier,
Wo meines Glaubens tiefer Hort.

Vergessen sind der Sorgen Nöte,
Bedrohungen in Raum und Zeit,
Weil Gottesbotschaft Satan töte,
Der sich in Adam machte breit.

Geläutert, auferbaut geh' ich
Aus dem Gesang versöhnt hervor.
Das hilft und stärkt für MORGEN mich,
Führt frohgemut durchs weite Tor.

So lebe ich ein wenig freier
In dem globalen Jammertal,
Bin fern von jedem Markteschreier
Und seh' des Himmels großes Mahl.

Wo die Musik den Glauben bringt,
Hat sie die Seele schon befreit.
Und während mancher mit sich ringt,
Bin ich zum Tagwerk gern bereit.

*

Hans Hartmut Karg
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Die moderne Hausfrau

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die moderne Hausfrau

©Hans Hartmut Karg
2015

Die hochmoderne Küche war ihr
Die Zuversicht – ihr ganzer Stolz:
Teuer errichtet mit Gespür –
Und alles ganz aus Edelholz.

Kochen war nicht die Passion,
Für die sie sich begeistern konnte.
Das überließ sie ihrem Sohn,
Der bei Mama noch immer wohnte.

Mit Putzen hatt' sie nichts im Sinn,
Sie joggte lieber mit dem Hund,
Ließ säubern die Raumpflegerin
Und wurde langsam kugelrund.

Die Freunde traf sie im Café,
Sprach von Beziehung und Urlaub,
Sagte dem Hausstand oft Adé –
Und machte sich gern aus dem Staub.

Die Flucht war eigentlich ihr Ziel,
Doch wovor floh sie schon am Tage,
Bei dem Faulheit war mit im Spiel
Und Arbeit keine Lebensfrage?

Damit kam sie dann auf fünf Ehen,
Weil kein Mann lange bei ihr blieb,
Denn jeder musste bald einsehen:
Sie hatte offenbar 'nen Hieb!

Die Hausarbeit verblieb dem Manne,
Der alles zu besorgen hatte.
Ihm blieb immer die volle Kanne,
Er war nichts, als 'ne Arbeitsratte.

Das bisschen Liebe, das sie gab,
War Gnade – und es kontrollierte Wut.
Mit der brach sie dann auch den Stab,
Damit ein Neuer fand nun Mut.

Der Mann war nur Lakai und Diener,
Staffage für die Lebenslage.
Er war ihr hörig, sie war kühler,
Verplemperte so ihre Tage.

Ach, Männer, sucht Euch Weibchen aus,
Die mit Euch Partner bleiben können!
Hausfrauenherrschaft ist ein Graus,
Womit nur Schwache sich versöhnen!

*

Hans Hartmut Karg
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Für Olivia

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Für Olivia

©Hans Hartmut Karg
2015

Olivia, Du Freudenglanz
Beherrschst so manchen tollen Tanz
Und weißt nach Deiner Welt zu fragen
An stillen wie an lauten Tagen.

Nun bist Du gar Erstklässlerin,
Hast sehr viel Gutes schon im Sinn,
Bemutterst gern die kleinen Mädchen
In Eurem wunderschönen Städtchen.

Du bist schon groß und recht verständig,
Lernst leicht und alles gern auswändig,
Packst Deine Chancen so beim Schopf –
Und hast doch Deinen eigenen Kopf!

Wir wünschen Dir zu Deinem Feste
Gesundheit, Lachen und das Beste:
Viel Lebensfreude, Tanz und Spiel,
Verständnis mit gutem Gefühl,

Dazu viel Freunde, gute Lehrer
Und keine Seelenbeschwerer.
Ja, Deine Welt Du nun bestaune
Mit allzeit immer guter Laune.

*

Hans Hartmut Karg
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Morgentag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Morgentag

©Hans Hartmut Karg
2015

Auf steht der helle Geist
Und lässt sich nicht mehr gängeln,
Wenn jener neue Adam endlich reist –
Verderben muss sich dann fortschlängeln.

Am frühen Tag klärt sich das Firmament:
Die Nebelschwaden weichen erstem Licht,
Wo Welt sich gegen Dunkelheiten stemmt,
Die noch zuvor gefangen hielten das Gesicht.

Der müde Leib regt nunmehr seine alten Glieder,
Dehnt auf den Rücken – wie den matten Geist,
Wirft Ketten ab, erinnert sich der Lieder,
Um die ja seine ganze Freiheit kreist.

Ach, Mensch, erschaue doch den feinen Morgen,
Nicht alles das, was vorher schon gewesen!
Das Leben kennt mehr, als nur immer Sorgen,
Auch Zukunftsblicke – ohne Weltverwesen!

*

Hans Hartmut Karg
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Rückkehr

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Rückkehr

©Hans Hartmut Karg
2015

Ecce homo
wieder
zurück
bei den
Dichtern
und Denkern,
zurück in der herrlichen Welt, die ich doch immer noch liebe,
weil sie stets so wundersam vielfältig und so voller Umtriebe
verwandelt Sinne und Herzen in globalem Getriebe.
Dank sage ich.
Vielen Dank!
Danke ich
doch den
Mächten,
die mich
erhalten
in Gnade,
mit Liebe,
vollkommener
Barmherzigkeit.

*

Hans Hartmut Karg
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Vergänglichkeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vergänglichkeit

©Hans Hartmut Karg
2015

Noch quollen die Schränke über,
Voller Kleider und Hosen waren sie.
Man hortet halt bis ans Ende der Tage...

Als sie nun heimgegangen war,
Die lebenslang und immer alles sammelte,
Kam doch das alles in den Kleidercontainer,
Denn nichts blieb, wie es bleiben sollte.

Ja, alles wurde auch da wirklich neu!
Die Zeit bleibt jener Weltvierspänner,
Der alles in die Veränderung treibt.

*

Hans Hartmut Karg
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Leise Hoffnung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Leise Hoffnung

©Hans Hartmut Karg
2015

Es ist tiefe Freude, in der Fülle zu lesen,
Was noch vor kurzem ziemlich verschüttet gewesen:
Wir sind wieder ein Volk der Dichter und Denker
Und keines mehr der Vernichter und Henker.

Freilich sind einige noch nicht so weit,
Sie brauchen noch Nachdenken, ein wenig Zeit.
Und manche vorgestrigen Alterslaunen
Hören immer noch dämmriges Raunen.

Doch in vielen Foren wird nichts mehr verbogen,
Ist inzwischen ein gewisser Anstand eingezogen:
Freude an Freiheit und Menschenrecht,
Toleranz – und keiner üblen Doktrin mehr Knecht!

So weisen Gedichteforen mit ganzer Breite
Hin zum Aufbruch, zur Lebenweite,
Weil sehr edel wir doch im Herzen sind
Und menschlicher vielleicht auch der Götterwind.

*

Hans Hartmut Karg
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Menschheitssegen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

V O R S I C H T ! S A T I R E !



Menschheitssegen

©Hans Hartmut Karg
2015

Nur wo die Menschen fleißig sind
Und in Berufen arbeitswillig,
Sind sie dann nicht mehr armutsblind –
Und auch die Warenwelt wird billig!

Wo Reiche nur im Erbe baden
Und Arme selbstmitleidig jammern,
Entsteht lokal der größte Schaden –
Mit Menschen in Kasten und Kammern.

So selbstgeworfen auf die Schicht
Gibt es kein Streben, Umweltschutz.
Der Segen hat da kein Gewicht
Und die Natur wird Dreck und Schmutz.

Nur wenn a l l e in eine Richtung,
Wir hinziehen zum Überleben
Und hören auf den Ton der Dichtung,
Dann gibt es Wohlstand, Sinn und Segen.

*

Hans Hartmut Karg
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Lerne etwas Modernes!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lerne etwas Modernes!

©Hans Hartmut Karg
2015

Schufte nicht mehr wie Dein Vater,
Streichle nicht Kind, sondern Kater!
Lerne doch bequem zu leben,
Dann hat alles seinen Segen!

Haben wir nicht die zehn Finger,
Sind wir damit Friedensbringer?
Nackt nicht einmal unterscheidbar –
Lebend, quellend immerdar!

Brauchen Wasser, Nahrung, Gleichheit,
Überleben für die Freiheit,
Atemluft, um nicht zu sterben,
Können Hoffnung so erwerben.

Wir leben gern in Saus und Braus,
Plündern unser Erdenhaus,
Lernen, um Wohlstand zu bauen,
Wollen gern nach Luxus schauen.

Früchte aus der Plastikdachung,
Verwaltung aus Formelgefachung,
Rinder, Schafe, Schweine, mehr –
Holt den Braten billig her!

Lernen wir aus Überfluss,
Verdrängen wir den Todeskuss?
Probleme nur die anderen haben,
Wenn wir zum Parlieren traben?

Lernen wir von Technik viel –
Ohne jedes Mitgefühl?
Wenn wir dann die Schöpfung töten,
Sind nur andere in Nöten?

Das Moderne bleibt scheinheilig,
Immer laut und immer eilig.
Schutzkultur- ist die global?
Die Natur hat keine Wahl!

Ist NACHHALTIG wirklich Ziel –
Oder nur Spektrum und Spiel?
Am Ende zählen Rettungstaten,
Nicht das Papier, Auftritt von Staaten.

*

Hans Hartmut Karg
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Inklusionsrealität?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Inklusionsrealität?

©Hans Hartmut Karg
2015

„Ideen sind doch immer gut!“
Das meinte schon der Kommunismus,
Trieb Bürger damit zur Weißglut –
Da half nicht mal der Bruderkuss.

Auch Inklusion wär' schön zu leben,
Doch was wird aus dem Mutbegaben,
Wenn dort immer dieselben geben,
Jedoch die Niederwelten traben?

Was wird da aus den Lehrkräften,
Die alle doch erreichen sollen?
Was wird aus jenen Schulheften,
In denen sichtbar gar kein Wollen?

Wieso soll ein begabtes Kind
Auf eigne Förderung verzichten,
Weil mancher in der Klasse spinnt
Und man nur immerzu beim Schlichten?

Wieso soll mancher das aushalten,
Was ihm Gestörte angetan?
Muss man denn Niedriges gestalten,
Wo weiterkommen will der Mann?

Ich wehre mich gegen Verblendung,
Wo Idee gut, Umsetzung schlecht,
Weil dort am Ende nur die Wendung
Zum Chaos, weil Gutsein kein Recht.

*

Hans Hartmut Karg
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Schicksal

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schicksal

©Hans Hartmut Karg
2015

Der eine kommt, der andere geht,
Der eine fällt, der andere steht:
So treibt die gnadenlose Zeit
Das Schicksal hin zur Ewigkeit.

Der eine will, der andere nicht,
Der eine soll, der kann es nicht:
So lebt sich aus die Lebenszeit
Und nennt das immerzu Freiheit.

Der eine kann, der andere darf,
Der eine muss, der andere warf
Sein Hoffen ganz auf Göttermacht –
Fatum bringt Tag und wohl auch Nacht.

So flieht die Zeit, der nichts entgeht,
Das Leben morgen schon verweht,
Wo es doch heute noch vertraut
Froh hoffend in die Zukunft schaut.

*

Hans Hartmut Karg
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Unvollkommenheit

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Unvollkommenheit

©Hans Hartmut Karg
2015

Da rutschen Geistarbeiter durch –
Egal ob Männlein oder Weiblein.
Den Lehrstuhl krallt sich mancher Lurch,
Verdient sehr viel – und bleibt doch klein!

Das war leider schon immer so:
Großgeister werden übersehen!
Und mancher als ein kleiner Floh
Darf zur steilen Karriere gehen.

Mozart hat keine Stell' erhalten,
Bach wurde auch kein Wahlberliner.
Selbst Freud hat keinen Ruf erhalten –
In Großen sah man oft nur Spinner.

Auch heute bleiben Forscher aus,
Die sehr gut weiterführen könnten.
Man drängt sie aus dem Saal hinaus –
Und hält sich an die längst Verwöhnten.

So leidet Bildung, Forschung geht,
Wo Vorauswahlen privilegieren.
Wenn niemand zu den Geistern steht,
Muss sich kein Ehrgeizling genieren.

*

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