Homeschooling

[Ariadne]

Ich finde dies auch ein sehr spannendes Thema und lese gerne mit.

Grundsätzlich muss man aufpassen, nicht Schule und Bildung zu verwechseln. Wenn jemand sagt, andere Kinder wären froh, in eine Schule gehen zu können, also sollten wir in der Schweiz dankbar dafür sein, was wir haben, dann denkt man nicht wirklich an Schule, sondern v.a. an Bildung. Ja, vielen Kindern in der Welt bleibt Bildung verwehrt, und das sollte geändert werden. Das heisst aber nicht, dass das unbedingt und nur durch das System der traditionellen Schule geschehen kann.

Auch Home-Schooling und Unschooling bieten Bildung, und das ist der zentrale Punkt. Ich finde nicht, dass man sagen kann, man solle den Kindern beibringen, dankbar in die Schule zu gehen, nur weil andere in der Welt nicht in die Schule gehen können. Wenn andere Kinder in der Welt glücklich wären, irgend ein Stück fragwürdiges Fleisch (oder sonstiges Essen) zu essen, weil sie sonst hungern, sagen wir dann auch unseren Kindern, iss nun dieses fragwürdige Fleisch und sei dankbar, dass du überhaupt etwas zu essen hast? Dürfen wir nicht trotzdem unseren Kindern das beste Essen vorsetzen, halt auch Bio, oder vegetarisch, oder was wir halt persönlich für das Beste halten? Ich finde schon.

Und wenn man halt für sein Kind (es geht ja nicht um Kinder an sich, sondern um die, die nicht in das standardisierte System passen und unglücklich sind) diese Schule nicht das richtige findet, um dem Kind seine Neugier und Kreativität und Individualität zu lassen, finde ich es nicht mehr als recht, dass man sich nach Alternativen umsieht.

Ich finde es allerdings schon auch wichtig, dass man parallel dazu sich das Schulsystem genau anschaut und versucht, da vielleicht etwas zu ändern. Deshalb finde ich das Projekt "Schulen der Zukunft" sehr interessant. Ich denke auch, dass es sich lohnt, sich dafür einzusetzen, dass am System Schule etwas geändert wird.
Aber wenn sich herausstellt, dass meine Kinder in der Standard-Schule, wie sie jetzt noch ist, nicht zurechtkommen, dann würde ich auch etwas anderes suchen. Ich persönlich interessiere mich aber mehr für Unschooling als für Homeschooling. Aber ich denke, das ist mit den Gesetzen in der Schweiz nicht vereinbar... Aber es gibt Schulen, die das System von Unschooling betreiben. Das würde mir am besten gefallen für meine Kinder, denn da haben sie die sozialen Kontakte, aber die Freiheit zur individuellen Entfaltung.

[Berlin]

Was mich betreffend homeschooling noch interessieren würde:
Wie sieht da die Ablösung / Eigenständigkeit / Freiheit der Kinder aus. Ich merke, für meine Kinder ist die Eigenständigkeit, die mit dem Schulbesuch verbunden ist, sehr wichtig. Diese Stunden jeden Tag, die sie ausserhalb des Elternhauses verbringen. Ihre eigenen Erfahrungen machen. Der Schulweg mit all seinen Erlebnissen und Abenteuern. Die Lehrpersonen als wichtige Bezugspersonen. Das wollte ich meinen Kindern niemals vorenthalten. Und dies ist nach meiner Erfahrung durch Sportverein, Pfadi und Ferienlager nicht zu 'kompensieren'. Das ist einfach eine andere Intensität.

Zudem gehöre ich persönlich auch zu den Müttern, die mit der öffentlichen Schule bislang nur gute Erfahrungen gemacht haben.

[mibibibi]

Hallo
Ich bin etwas zufällig über diesen Thread gestolpert.
Es gibt in der Schweiz einen Homeschool Verein. Der Verein heisst "Bildung Zuhause" und hat auch eine Webseite mit vielen nützlichen und weiterführenden Infos.
Vielleicht hilft das weiter. Über den Verein vernetzen sich viele verschiedene Homeschool-Familien in der Schweiz. Viel Glück!

[Nellino]

in der Sonntagszeitung (Aargau) ist grad wieder ein Bericht drin

[*asterisca*]

Danke , Nellino!
http://www.aargauerzeitung.ch/aargau

[bodega]

ich brauche die antwort für eine freundin. was braucht man im kanton schwyz für ein "konzept", dass homeschooling bewilligt wird? gerne auch per pn! danke!!!!!

[Ariadne]

ich brauche die antwort für eine freundin. was braucht man im kanton schwyz für ein "konzept", dass homeschooling bewilligt wird? gerne auch per pn! danke!!!!!

Es gibt auf facebook diese Gruppe für Homeschooling-Interessierte in der Schweiz: https://www.facebook.com/groups/426621020837741/
Dort können du oder deine Freundin die Frage stellen, man bekommt schnell Antwort. Bzw. es gibt auch eine Gruppe für Homeschooler, da sind aber nur die drin, die bereits Homeschooling machen. Die Gruppengründerin (es ist bei beiden Gruppen dieselbe) kann dir sicher Auskunft geben oder Kontakte nennen von Leuten, die im Kanton Schwyz Homeschooling machen.

[bodega]

danke dir! (weiss aber nicht mal, ob sie bei facebook ist...)

[buffy]

ich brauche die antwort für eine freundin. was braucht man im kanton schwyz für ein "konzept", dass homeschooling bewilligt wird? gerne auch per pn! danke!!!!!

im Kanton Schwyz braucht es ein Lehrerpatent

http://www.bildungbewegen.ch/def_unschooling.html

Mit wenigen Ausnahmen verläuft der Graben entlang der Sprachgrenze. In der Westschweiz ist Homeschooling ohne Weiteres möglich. Liberal sind die Deutschschweizer Kantone AG, BE und AR. Homeschooling nur mit Lehrerpatent der Eltern möglich: AI, GL, GR, LU, SG, SZ, ZH. In den Kantonen BS und ZG ist Homeschooling praktisch unmöglich. Und ganz verboten ist es in den Kantonen: TI, UR, NW, OW und TG.

[bodega]

danke buffy, ja das ist sie. scheinbar muss man aber ein "konzept" abgeben, damit es vom kanton bewilligt wird.

[Ariadne]

danke buffy, ja das ist sie. scheinbar muss man aber ein "konzept" abgeben, damit es vom kanton bewilligt wird.

Ja, eben. Und da haben viele Leute eben schon Erfahrungen gemacht und können gute Tipps geben. Die Facebook-Site ist dafür wirklich toll. Wenn ich deine Freundin wäre, würde ich nur schon wegen dem Austausch mit anderen Homeschooler-Leuten ein Facebook-Profil machen, wenn sie noch keines hat Die Vernetzung ist da wirklich ganz wichtig.

[*asterisca*]

Kanton Schwyz:

Ich glaube das ist aussichtslos. Mir wurde von einem Fall erzählt, dass einer Primarlehrerin nicht erlaubt wurde, ihre Kinder selber zu unterrichten.
Ich kann dir per pn sagen, von wem ich diese Info habe. Dann kannst du bei Interesse dort weiterfragen. Schick' mir doch einfach eine pn.
Wir versuchen es grad mit Homeschooling-light, sprich Dispens vom ordentlichen Schulunterricht. Wir haben dieses Schuljahr zwei Schulwochen Dispens erhalten.

[bodega]

Vielen Dank,
asterisca, du hast eine PN!

[Moreen]

Hallo, ich hänge mich jetzt hier einfach mal (ganz frech) rein . Inspiriert durch nachfolgend verlinkte Sendung habe ich hier bei Swissmom den Suchbegriff Unschooling eingegeben und wurde fündig! Zugegeben: von diesem Modell habe ich noch nie zuvor gehört. Ich weiss, dass Homescooling unter gewissen Voraussetzungen möglich ist, aber von Unschooling habe ich wirklich noch nie was gehört. Irgendwie klingt für mich dieses Modell recht spannend; gewisse Zweifel bzw. Fragezeichen aber bleiben.

Ich habe mich nicht in dieses Thema hier eingelesen, deshalb meine Frage: praktiziert jemand von Euch dieses Modell?

http://www.srf.ch/sendungen/reporter/un ... hule-macht

[Helena]

Ist an und für sich ja nichts neues, einfach Summerhill für zu Hause. Aber da sich das Modell weder bei Summerhill noch bei Nenas Schule durchgesetzt hat, naja. Mit dem System hätte ich weder anständiges Deutsch noch Franz gelernt, weil ich persönlich sehr einseitig interessiert bin. Und dass die, welche eh schon Mühe haben, Sachen zu lernen, mit dem System überhaupt mal lesen und mit Zahlen umgehen oder ein wenig Bio/Geographie lernen, daran glaube ich nicht.

[Moreen]

Mit dem System hätte ich weder anständiges Deutsch noch Franz gelernt, weil ich persönlich sehr einseitig interessiert bin.

Vielleicht hättest Du Dich von einem Deiner Geschwister inspirieren und anstecken lassen (falls Du welche hast) ?

Und dass die, welche eh schon Mühe haben, Sachen zu lernen, mit dem System überhaupt mal lesen und mit Zahlen umgehen oder ein wenig Bio/Geographie lernen, daran glaube ich nicht.

In einer Umgebung, wo kein Leistungsdruck herrscht, lernt ein Kind vielleicht mühelos..? Ich behaupte, jedes Kind ist lernfähig! Es kommt oft nur auf die Art und Weise an, WIE dem Kind der Lernstoff vermittelt wird...

Aber ja, es ist schon so: es braucht vom Elternhaus doch eine rechte Portion Disziplin und vorallem einen klaren "Fahrplan"; es müssen alle Schulfächer abgedeckt werden - ansonsten geht dieses Modell nicht auf.

Was mich im Filmbericht gestört hat: der Vater, der hier portraitiert wurde, findet ganz klar, dass Unschooling in erster Linie Sache der Mutter ist. Das ist meines Erachtens ein Widerspruch; Unschooling sollte ein Familienprojekt sein...

[Helena]

Aber bei Unschooling gibt es ja eben keinen Fahrplan. Weil jeder nur das macht, wozu er gerade Lust hat.
Den Fahrplan gibts nur beim Homeschooling. Daran habe ich auch keine Zweifel, wenn denn die Eltern Lehrer sind und nicht einfach was rumwursteln.

[Moreen]

Und genau DIES wäre meine Erwartung an mich selber, wenn ich Unschooling anwenden würde: den gesamten Lernstoff meinen Kindern innerhalb der üblichen Schuljahre zu vermitteln...

Gut, kommt für mich eh nicht in Frage. Ich bin keine Lehrerin und zudem sind meine Jungs schon zu lange im regulären Schulprozess integriert

[Helena]

Hmmm, aber das ist eben nicht der Sinn vom Unschooling. Da kann das Kind auch mit 16 nicht lesen, wenn es nicht lesen lernen wollte. Selbstreguliertes Lernen nennt sich das. Bei Summerhill kommen die Kinder teilweise ohne jeglichen Abschluss raus. Ich verstehe Unschooling sehr ähnlich wie Summerhill.

[Ariadne]

In der Schweiz ist Unschooling nirgends erlaubt. Diese Familie im Film betreibt Unschooling, aber einfach als Philosophie: Die Kinder lernen das, was sie gerade interessiert. Aber offiziell heisst das auch im AR einfach Homeschooling. Homeschooling heisst zunächst einfach mal, dass die Kinder ihre Bildung zuhause bekommen und nicht in der Schule. Es gibt Kantone, die finden, die "Schule zuhause" sollte möglichst so aussehen wie die Schule selber, sprich mit Stundenplänen etc. Es gibt auch Homeschool-Familien, die das finden und das so praktiziren. Aber es gibt auch sehr viel liberalere Inspektorate (das Homeschooling ist kantonal geregelt und sogar je nach überprüfendem Inspektorat liberaler oder strenger), die finden, Hauptsache, das Kind lernt etwas, wie genau, ist nicht so wichtig.
So ist das auch bei dieser Familie: Sie haben schliesslich jedes Jahr eine Prüfung. Wenn sie diese mehrere Jahre nicht bestehen, dann schreiten die Behörden ein. Sie müssen sich also schon auch an einen gewissen "Fahrplan" halten. Bei der Familie wird das so gehandhabt, dass die Kinder das wissen, und die Eltern es ihnen frei lassen, ob und wann sie für die Prüfung lernen wollen. Die Kinder können das offenbar gut einschätzen, und weil sie eben ihr System beibehalten wollen, lernen sie halt für diese Prüfung, wenn es nötig ist.

Ich kenne viele Familien, die offiziell Homeschooling machen, aber im Grunde genommen machen sie Unschooling. Nur dürfen sie es halt nicht offiziell so nennen. In Bern oder im Aargau ist das gut möglich. Je nach Inspektorat wird das sehr gut akzeptiert.

Ich denke sowieso, dass Kind am meisten lernen, wenn sie genau nach ihren Interessen lernen dürfen. Ich hätte überhaupt keine Bedenken, meine Kinder ganz frei lernen zu lassen. Bis jetzt haben sie die Sachen, die am nachhaltigsten sind, ganz selber gelernt, ohne Schule.

@ Moreen
Ich finde die Gender-Einstellung des Mannes der Familie auch schlimm. Ich finde es nicht schlimm, dass bei dieser Familie die Mutter zuhause ist - wenn das für diese Familie so stimmt, ist das wunderbar. Was ich schlimm finde, ist, dass der Mann findet, eine Frau, die nicht im ersten Jahr voll bei den Kindern bleiben könne, solle gar keine Kinder haben. Solche Aussagen finde ich nicht zulässig und völlig anmassend. Ansonsten hat er aber nicht gesagt, dass Unschooling per se Frauensache ist. Ich weiss von anderen Familien , dass es auch anders geht, natürlich kann man sich das aufteilen. Zum Glück.