Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Morgen ist nicht heute
Morgen ist nicht heute
©Hans Hartmut Karg
2015
Was Du heute kannst besorgen,
Verschiebe lieber auf übermorgen?
Lass' die Pflichten sanft verwehen –
Kannst Du dann m e h r Freiheit sehen?
Wer alles immer nur verschiebt
Und damit lastreich weitergibt,
Der wird am Ende selbst zum Zwerge,
Denn ihn erdrücken Pflichtenberge.
Wer allerdings schon heute handelt,
Pflichten in Leistungen verwandelt,
Erlebt Freiräume ganz real,
Die Zeit wird ihm nicht mehr zur Qual.
Hat doch mehr Freizeit immer jener,
Wird gar zum wirklich großen Könner,
Der heute handelt, morgen treibt
Im Strom von Leichtigkeit, Freiheit.
*
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Der Ventilator
Der Ventilator
©Hans Hartmut Karg
2015
Oft sommers wird die Luft recht heiß,
Den Ventilator werf' ich an.
Er schickt mich kühlend auf die Reis',
So schlaf' ich doch dann irgendwann.
Den Mittagschlaf sanft im Visier
Beglücken mich gekühlte Stunden
Mit Freude, ganz im Schlaf-Plaisir,
Ganz ohne Menschen, ohne Kunden.
Luftwirbelnd raunen mir die Winde
Zu, dass sie meine Träume tragen.
Nur kurz, doch sanft und sehr gelinde
Kann ich mich so zu Neuem wagen.
Und nichts kann da mein Selbstbild wecken,
Wo Ventilatorströme kühlend,
Die mir am Hals die Haare necken,
Behutsam, zart und sehr einfühlend...
*
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Für Cosima
Für Cosima
©Hans Hartmut Karg
2015
Fünf Jahre wird die Cosima,
Fern bist Du uns, im Herzen nah,
Wir freuen uns mit Dir.
Und deshalb singen wir:
„Komm' bald uns wieder zu besuchen
Wir backen gerne mit Dir Kuchen.
Dein Lachen ist uns Lebensfreude,
Für gestern, morgen – und auch heute!
Bleib' uns gesund, Du feines Kind,
Lass' Dich bescheren ganz geschwind
Und feiere in lieber Weise
Mit Eltern im Familienkreise.
Wir wünschen Feierfreude heute,
Viel Trubel und viel nette Leute,
Auch künftig Glück und Gottes Segen
Auf allen Deinen Lebenswegen.“
*
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Tabubruch. Eine Prosageschichte
Tabubruch
©Hans Hartmut Karg
2015
1. Vorspann:
Es gibt bekannte und mehr oder weniger öffentliche Tabus und es gibt persönlich auferlegte Tabus – soll es wenigstens geben oder gegeben haben. Damit befassen sich seit Sigmung Freud nur noch wenige Forscher. Von einem persönlich auferlegten Tabu später mehr.
Gibt es heute noch wirklich Bildungspolitik? Es gibt keine Bildungspolitik mehr. Zu stressig, zu aufwändig, zu sehr angreifbar. Was Hattie herausgefunden hat, wissen wir längst, haben wir immer gewusst: Die Lehrerpersönlichkeit als Bildner/in, Erzieher/in und Unterrichtende/r ist entscheidend für das künftige Leben. An manche erinnert man sich auch in späteren Jahren noch gern, andere hat man vergessen oder verdrängt...
Deshalb hier eine aktuelle Geschichte aus dem Alltag von Jung und Alt, an die sich Bildungspolitik, Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie nur schwerlich herantrauen, soweit sie nicht von vornherein ideologisch fixiert sind und immer schon alle Lösungen kennen...
2. Geschichte:
Ein alter Mann hatte sich in jungen Jahren geschworen, niemals ein Kind zu schlagen. Er redete darüber nicht, es war sein persönliches, privates Tabu, aber es sollte ihm lebenslang gelten.
Das hielt er auch mehr als vierzig Jahre durch. Dann ging er in den Ruhestand und dabei entstand für ihn eine neue Situtation. Er war nicht mehr so nervenstark wie früher, war von Krankheiten gezeichnet und er hatte es nun mit den Enkeln zu tun.
Eines seiner Kinder hatte eine Frau aus dem Ausland geehelicht. Die Zwillinge, die sie geboren hatte, wollten in den Ferien auch einmal zu Oma und Opa väterlicherseits gehen. Die Kinder waren zwölf Jahre alt und Mama und Papa wollten doch auch einmal allein verreisen. Also kamen die Zwillinge zu Großmutter und Großvater in Deutschland.
Die wussten, dass die zwei Kinder kaum erzogen worden waren und dass sie sich nur wenig sagen ließen. Die Mutter gab ihnen größtmögliche Freiheit und versuchte nur gelegentlich mit Timeout ein wenig Ruhe in die Familie zu bringen. Die Jungs waren viel allein, schauten andauernd irgendwelche Ballervideos, aßen und tranken vieles vom Discounter und waren auf sich selbst gestellt. Dabei stellten sie immer wieder etwas an. Der Vater ärgerte sich, die Mutter war stolz auf ihre Aktivisten.
Dennoch gaben die Eltern ihre Zwillinge bei den Großeltern ab und fuhren in den wohl verdienten und lang ersehnten Urlaub.
Die Zwillinge waren von Anfang an laut und blieben kaum über irgendwelchen Spielen und/oder Arbeiten. Sie nervten sich gegenseitig und auch die Großeltern. Und sie waren laut, schrecklich laut und wurden immer lauter. Es waren wirkliche „Kracher“.
Solange sie im Haus blieben, war das kein Problem. Aber auch auf den Spielplätzen, auf die Oma und Opa mit ihnen gingen, schrien sie durcheinander und hauten mit Stocken auf die Spielgeräte ein. Sie ließen sich davon nicht abbringen. Andere Kinder suchten meist das Weite.
Die Großeltern wohnten in einem vornehmen Viertel. In der Umgebung lebten sehr viele ältere Menschen, ebenfalls im Ruhestand. Sie wollten insbesondere am Sonntag gern lang ausschlafen. Die Rollos waren unten und es war in diesem Viertel überaus still.
Am Sonntagmorgen nun – es war erst 6:30 Uhr – fielen die Großeltern fast vor Schreck aus dem Bett, als die Zwillinge einen Stock tiefer mit Karacho den Rollo hochrissen und die Terrassentür öffneten. Dann waren sie trommelnd ins Freie getreten und schrien laut und immer wieder.
Die Oma ging zu ihnen und sagte ihnen, dass sie damit aufhören sollten. Sie begründete auch wiederholt warum. Es dauerte etwa sieben Minuten und der Krach begann erneut. Lautstark lärmend liefen die Zwillingen im Garten umher. Die Oma bat erneut um Ruhe. Einer der Zwillinge ging darauf ein und ins Wohnzimmer hinauf, wo er ein Bild zu malen begann, ansonsten aber dabei alle Schränke öffnend und hineinschauend.
Der zweite Junge mit etwa 12 Jahren rannte erneut im Garten umher, trommelte auf alte Töpfe und schrie noch lauter als zuvor.
Da platzte dem Opa der Kragen. Er rannte in den Garten und gab dem Schreihals zwei sehr kräftige Ohrfeigen. Dabei war ihm nicht wohl, weil er sein Tabu und damit sein Erziehungsideal eigentlich gegen seinen Willen verletzt hatte. Nun hatte er sein perönliches Tabu sündhaft gebrochen. Er war immer gegen die Prügelstrafe gewesen und hatte diese Vorstellung auch vierzig Jahre bis in den Ruhestand zu retten vermocht. Nun war er so derart brutal provoziert worden, dass ihm nichts anderes zu helfen schien. Er wollte doch mit den Nachbarn ein gutes Verhältnis beibehalten!
3. Folgen:
Aber – welch ein Wunder! Der Schreihals hörte auf zu schreien und sah eher verwundert, als verletzt den Opa an. Das hatte er ihm wirklich nicht zugetraut. Der Junge war sicher in seinem Stolz, weniger vom Schmerz verletzt. Aber von diesem Augenblick an hörte er auf zu schreien, und die Zwillingen waren für die restliche Zeit bei Opa und Oma friedlich, vermochten gemeinsam zu spielen und nervten nicht mehr. Es wurden herrliche Ferientage – auch für Oma und Opa!
Natürlich erzählten die Jungs später zu Hause alles den Eltern, die darauf ihre Besuche merklich einschränkten. Dafür gingen sie mehr zu den Großeltern ins Ausland, weil ihre Sprösslinge dort tun und lassen konnten, was sie wollten.
Aber bei den spärlichen Besuchen kamen die Zwillinge doch immer mit. Aus ihnen wurden freundliche Bürger, erfolgreich im Beruf und liebevoll zu den Mtmenschen. Sie agierten ihren Kindern gegenüber durchaus strenger, als sie dies bei ihren Eltern erfahren hatten. Sie konnten jetzt über einer Sache bleiben und sie kommunizierten fortan freundlich, friedfertig und leise.
*
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Vom Berge aus
Vom Berge aus
©Hans Hartmut Karg
2015
Hoch droben steht sein altes Schloss,
Schaut lebenssatt ins Tal hinab
Wo es einst seine Kindheit gab:
Ulanen ritten hoch zu Ross.
Die Wälder grüßen Dich vom Rand
Und Kirchlein recken schlanke Türme.
Die Augen sehen Wind und Stürme
Und herbstlich manches Nieselband,
Das dann in Wellen niederstiebt,
Wo Blätter nach der Nässe gieren
Und Vögel trinkend sich vorführen,
Weil alles Leben Wasser liebt.
So siehst Du von dem schönen Platz
Das, was Dir mild zu Füßen liegt,
Was oft die Wehmut fein besiegt –
Und neben Dir Dein lieber Schatz...
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Wärest Du nicht
Wärest Du nicht
©Hans Hartmut Karg
2015
Wärest Du nicht auch Heimchen am Herd,
So wäre ich doch längst verhungert.
So aber sattelt die Hoffnung das Pferd,
Das vormals nur 'rum gelungert.
Ganz regelfrei steht unsere Liebesgabe
Dem offen, der immer zuerst danach giert.
Als Du zu mir zogst mit Deiner Habe,
Da hat mich Dein Antlitz herrlich verführt!
Die Liebe gibt’s nicht zum Nulltarif,
Wenn die Botenstoffe längst alterswanken,
Anlanden, oftmals ganz wild und schief,
Ohne es uns noch einmal zu danken.
So aber danke ich Dir, meine Liebe,
Weil Du mir fern und doch nahe bist.
Wenn der Kern sich so gern im Apfel riebe
Wäre alles möglich in kurzer Frist.
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Lebe!
Lebe!
©Hans Hartmut Karg
2015
Lebe Deine Lust im Musenspiel,
Zu Mantua, Verona und Venezia,
Denn dort erfährst Du von der Liebe viel,
Was Deiner Seele eigentlich recht nah.
Sie lebt wo alte Marmortürme
Am Lehnpfahl roter Ziegelmauern
In der Lagune Fisch, Gewürme
Für Ernten dort den Fischern, Bauern.
Schlamm erbaut ja noch nicht jeden,
Doch ist die Pasta längst erfunden.
Genießer kommen aus den Städten
Und sind des Landes beste Kunden.
Du weißt, dass ich dies Land verehre,
Dir Bruderfreund, Venezia,
Damit die Seele sich entschwere,
Wo Sonne, Wasser, Reichtum nah.
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Dem oder den Fleißigen?
Dem oder den Fleißigen?
©Hans Hartmut Karg
2015
Gehört den Fleißigen die Welt,
Gehört ihnen der Raum, die Zeit,
Gehört ihnen das Himmelszelt –
Und schließlich auch die Ewigkeit?
Müde zu den Abendklängen
Tritt der Sonnenschlaf herzu.
Seelen gieren nicht nach Rängen,
Sehnen sich nach stiller Ruh.
Den ganzen Tag trabend begleitet
Wird nichts die Marschrichtung mehr ändern.
Die Ruhe ist da schon bereitet,
Wo manches Mal noch Boote kentern.
Frage nicht nach den Klagetanten,
Jammern kann Tun nicht begleichen.
Zählen die Problemverwandten,
Kann Gott Ebenbild nicht reichen.
Das Lebensschiff kann so ersegeln,
Was gar den Fleißigen doch schützt.
Selbst wo sehr viel in festen Regeln,
Fragt man dann, was das i h m nützt.
Gehört dem Fleißigen die Welt,
Gehören ihm der Raum, die Zeit,
Gehört ihm gar das Himmelszelt –
Und schließlich auch noch Ewigkeit?
*
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Zwei Gedichte für Joshua zum 23. Geburtstag
Zwei Gedichte für
Joshua
zum 23. Geburtstag
Gedicht 1:
©Hans Hartmut Karg
2015
Nun hast Du schon Dein Erstsemester
Erfolgreich und mit Geist getragen.
Du bist doch unser Allererster
Und weißt uns immer was zu sagen.
Als Kind hast Du uns oft besucht,
Gesundes haben wir gegessen.
Es gibt da keine schlimme Sucht,
Du bist uns fein und lieb gewesen.
Dann kommen Kindergarten, Schule,
Ja, das Programm ist nicht ganz leicht,
Denn manches, was man da abspule,
Hat Dich nicht unbedingt erreicht.
Und plötzlich bist Du weg gezogen
Mit Papa, Mama und den Kleinen.
Die Nähe war uns nicht gewogen,
Doch glücklich bist Du mit den Deinen!
Nun, als Student, weißt Du genau:
Das Schwere ist nur selten seichter.
Hast Du gar eine liebe Frau,
Wird Lernen nur bedingt auch leichter.
Wir wünschen Dir zum Wiegenfeste,
Dass alles Dir gelingen mag,
Gesundheit und das Allerbeste
Für alle Deine weiteren Tag'.
*
Gedicht 2:
©Hans Hartmut Karg
2015
Die Zeiten, lieber Joshua,
So menschlich fern und doch so nah:
Nicht alles wird erfolgsgekrönt,
Was sich nach Ruhm und Frieden sehnt!
Und manchmal fragt man sich dann still,
Ob das des Schicksals letzter Will'...!
Die Welt steht Dir noch wirklich offen –
Kein Zwang, dafür unendlich' Hoffen
Erbaut die Seele und Dein Herz.
So lindert sich auch mancher Schmerz,
Den Fernweh als Sehnsucht erbaut,
Weil Liebe nach Erfüllung schaut.
Du hast doch sehr viel mehr Talente,
Als nur ein Gieren nach der Spende,
Nichts fällt uns von alleine zu:
Aus Wanderwunsch wird Wanderschuh!
Gesundheit, Glück wünschen von Herzen
Wir, auch Erfolg – und wenig Schmerzen!
*
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Stern
Stern
©Hans Hartmut Karg
2015
Meinen Ahnen möchte ich
Schon ein Stern am Himmel sein,
Der zur Zierde schmücke sich,
Stolz, gelehrt, andächtig, rein.
Mag nicht Zotenwildgesänge,
Auch nicht Gossenbildvorlagen,
Nicht die Schreihälse, die Strenge
Und kein Jammern, Ständigklagen.
Edel kann der Mensch doch sein,
Dichten, malen, musizieren,
Muss nicht Mediensklave sein,
Nicht die Suchtarbeit verrichten.
Die Erinnerung an mich
Soll Ahnen mit Stolz erfüllen.
So sei ich Stern auch für Dich,
Muss die Seelen nicht zerwühlen.
Denn der Mut, den ich gegeben,
Trägt auch Dich ein wenig weiter,
Fördert so das Gute Leben,
Ist erfüllt – und durchaus heiter.
*
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Dein Lächeln
Dein Lächeln
©Hans Hartmut Karg
2015
Ganz leise schritt ich so vor mich hin,
Da kam mir Dein Lächeln in den Sinn.
Und ehe ich es mir innerlich versah,
Warst Du nicht fern, sondern mir ganz nah.
Weil wir überwunden die tiefere Ferne,
Haben wir uns unendlich und schrecklich gerne:
Mit den Bildern die Innigkeit selber erspüren
Und uns zum weiteren Geben verführen.
Selbst wenn die Körper sich nicht berühren,
Können die Seelen sich doch anrühren,
Verfangen nicht im Mediengehetz,
Weil intime Bilder ja ganz u n s e r Netz.
So überwindet die ferneren Tage
Dein Lächeln, denn die rechte Frage
Bleibt mild in der Ferne, in der wir sind –
Es weht darüber der Liebeswind.
Mit dem kommen wir gut über die Runden,
Selbst wenn oft leidend, die Seele geschunden.
Wir können uns lächelnd selber hingeben,
Weil wir sehnsüchtig Begegnungen leben.
*
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Erster Dunst
Erster Dunst
©Hans Hartmut Karg
2015
Jeden Regentropfen hat bisher
die starke Sonne verdampft
Und das Land lechzte
nach Regenwasser.
Als es gestern regnete,
kam erstmals auf,
dass die Kraft der Sonne
nachgelassen hat,
denn der bleibende Dunst
lag über allem
und zeigte uns an,
dass auch dieses Jahr
unweigerlich
dem Ende zugeht.
*
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Sonnenaufgang
Sonnenaufgang
©Hans Hartmut Karg
2015
Noch vor Minuten standen graue Schleier oben
Und hielten dicht gestreut das Firmament.
Doch dann erschienen erste Strahlen an Kaminen
Und blau erhellt erstrahlt ein weiter Himmel.
Ein erstes Zwitschern, Vögel sitzen droben
Und jubilieren, wie man das vom Sommer kennt.
Können wir uns denn Schöneres verdienen,
Als das Weißblau im Sommerhimmel?
*
Die Sonne hat uns alle längst im Griff
Und übersät das Land mit ihrer Helle.
Bäume und Sträucher lechzen nach den Strahlen,
Erlauben sich den schönen Sommerwuchs.
Vorbei zieht mancher Kahn und manches Schiff,
Vergessen ist das Laute und das Schnelle.
Es zählen nicht mehr Kilometer, nicht mehr Zahlen,
Auch nicht mehr Lauerbilder, Luchs und Fuchs.
*
Und meine müden Augen schauen in den Morgen
Erahnen, was der Sonnentag uns bringt,
Empfangen Freude, gute Laune
Und wissen doch, dass Regentage kommen.
Gleichwohl vertreibt heute die Sorgen
Der Vogel, der so frei uns singt,
So mutig sitzt nah auf dem Zaune,
Als hätte er den Strahl berauscht genommen.
*
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Kindliches
Kindliches
©Hans Hartmut Karg
2015
So wie es immer war
Betraten unsere Giganten
In Form von Anverwandten
Frühes Kalenderjahr.
Wer könnte denn noch sagen,
Wie Einflüsse gewogen,
Wo manchmal, sehr verzogen,
Die Wünsche Eltern jagen?
Wo Kinder alles wollen
Und Eltern alles geben,
Dürfen als Sieg erleben,
Da schwindet alles Sollen.
Verzogen wird die Meute,
Darf krachend alle stören,
Muss keine Normen hören,
Macht alles nur zur Beute!
Geschlagen trotten Eltern
Ins Alter, wo sie dämmern,
Zerstört von Knderhämmern,
Lebendig nur beim Keltern.
Wenn Kinder alles dürfen
Und nicht gehorchen müssen,
Weil andere dann büßen,
Werden sie Geist nie schürfen.
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Paranoia
Paranoia
©Hans Hartmut Karg
2015
Er kam zu mir und weinte sehr,
Die Lehrerin kam auch mit ihm.
Er trug an einer Freundschaft schwer
Und alles war nun furchtbar schlimm.
Ich wollte trösten, helfen, reden,
Denn das war meine Profession:
Es galt da nicht gesund zu beten,
Der Schüler war mir wie ein Sohn.
Ich setzte ihn auf meinen Schoß,
Um Zuwendungsnähe zu üben,
Denn das war doch mein Lehrerlos:
Die Kinder muss man immer lieben!
Doch ehe ich es mir versah,
Beschimpfte mich schon die Kollegin:
„Warum bist Du dem Kind so nah?
Das darfst Du nicht, das ist Unsinn!“
Erschrocken stellte ich den Jungen
Nun an die Seite neben mich,
Denn ich war unsicher, gezwungen,
Distanz zu üben: Er für sich!
So eng sind heute unsere Grenzen,
Damit man ja uns nicht belangt.
Wann dürfen wir noch menschlich glänzen,
Wenn Pädaphilwahn fröhlich rankt?
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Duschen
Duschen
©Hans Hartmut Karg
2015
Sommers geh' ich so gerne duschen
Und freue mich auf feine Kühle,
Wo über Haut die Tropfen huschen
Und kämpfen gegen Drückendschwüle.
Ermattet rein, gestärkt heraus,
Im Heißen Feuchtes naschen:
Jungbrunnen wird dabei daraus:
Gesundheit kann man haschen!
Die Duschgels, diese nehm' ich nicht,
Kernseife tut es auch.
Gestrafft leuchtet dann mein Gesicht –
Und auch mein Waschbrettbauch!
So hebt das Wasser meinen Geist,
Versöhnt mit tausend Strafen.
Die Fantasie, die dann verreist,
Sieht Fürstinnen und Grafen.
*
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Bedenkenswerte Fragen
Bedenkenswerte Fragen
©Hans Hartmut Karg
2015
Sollen wir denn Seelen narren,
Spottend ihr Dasein begleiten,
Auf die Witzstruktur beharren,
Wenn der Teufel uns will reiten?
Sollen wir Feinheiten scharen,
Liebesfreundlich uns verhalten,
Weil stets Glückskinder wir waren,
Die in feiner Welt sich halten?
Sollen wir zur Gosse gehen,
Sumpfwärts nach Wahrheiten graben,
Immer nur im Trüben stehen
Und uns nur am Mitleid laben?
Dürfen nerven, wir beleidigen,
Bös' und schlecht immer zustoßen,
Wo andre nur mehr das verteidigen,
Was destruktiv auf Leitersprossen?
Bleiben wir nah Himmelsstürmern,
Die auf edle Sonnen bauen,
Abseitig von Gossenwürmern,
Ganz im Himmel, bei den Frauen?
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Überrollt
Überrollt
©Hans Hartmut Karg
2015
Wer offen, ehrlich bei uns denkt,
Der wird oft sehr verprügelt,
Weil er den bloßen Finger lenkt
Auf Wunden, die gebügelt.
Wir wollen alles besser machen,
Was Vorfahren versäumt.
Wir wollen frei und fröhlich lachen,
Wohlständig, aufgeräumt.
Doch in der Welt sieht's anders aus,
Man schielt auf unseren Wohlstand,
Verlässt sein krummes, schiefes Haus
Und kommt ins reiche, deutsche Land.
Es wachsen fern Begehrlichkeiten
Bei denen, die nichts haben.
Sie nutzen die Globalfreiheiten
Fürs Aliment, das frei zu laben.
Die Schleuser, sie verdienen gut,
Sie bringen Flüchtlinge gern her,
Vertrauen auf riskanten Mut
Im großen Flüchtlingsheer.
Man braucht ja nur zu kommen,
Erhält die Grundausstattung,
Wird Geld hier frei bekommen,
Entgeht Armut, Arbeit, Erstattung.
Man muss nichts tun, nur kommen
Mit Kind und Kegel, vielleicht schwanger,
Darf sich in unserem Lande sonnen,
Nachholend andere aus Tanger.
Vergangenheit macht uns erpressbar,
Wir wollen nie mehr Hitler denken.
Die Nächstenliebe ist uns wahr,
Sie soll die Hilfeschritte lenken.
Gutmenschentum uns überrollt,
Die Wirtschaft braucht auch Konsumenten.
Politisch ist das wohl gewollt:
Fabriken brauchen Produzenten.
Doch wo Verwaltung machtvoll waltet,
Kommt niemand schnell ans Fließband.
Da wird nicht Tragstruktur gestaltet,
Bleistarre wabert übers Land.
Wer kommt, sollte g l e i c h Arbeit finden,
Hilfe, abhängig vom Fleiß!
Dann werden auch die Nöte schwinden,
Weil fair verteilt Arbeit und Schweiß!
Es bleiben dann die echt Bedrohten,
Die herzlich bei uns sind willkommen –
Und nicht die Handyanspruchsboten,
Wegen der Hilfen nur gekommen.
Wo Wohlstandsländer ausgebeutet,
Wächst Anspruch weiter uferlos.
Wenn sich die Zwiebel dahin häutet,
Trocknet sie aus, steht nackt und bloß.
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Fußball
Fußball
©Hans Hartmut Karg
2015
Gibt es denn noch etwas Größeres,
Als mannschaftlich Ball zu treten?
Gibt es denn noch etwas Böseres,
Als Korruption an Fußballstätten?
Der Wille bleibt der Trieb zur Macht,
Wo stets scheindemokratisch bleibt,
Was rechtsgesichert wohl durchdacht
Das Ideal still niedertreibt.
Denkt doch an unsere Jungen, Mädchen,
Die leidenschaftlich Fußball spielen,
Auf Boltzplätzen, in Dörfern, Städtchen,
Wo Ausländer sich a u c h wohl fühlen!
Die Jugend braucht doch den Fußball,
Die Jungen, Mädchen um die Zehn,
Damit Kraft, Mut, der Stimme Schall
Gesundet, sie zur Reife gehn?
*
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Die Einzigen!?
Die Einzigen!?
©Hans Hartmut Karg
2015
Erahnend unsere Liebeskraft
sind wir allein
in diese Welt geworfen.
Mit unserem roten Lebenssaft
hat unser Bildnis man entworfen,
wonach wir selig –
gottesbildlich (!?) –
uns wähnen als die Einzigen.
Und doch
sind wir nicht Mängelwesen,
beseelt von einem wilden Geist?
Demut wär' angesagt im Leben,
Ehrfurcht vor unseren Mitgeschöpfen
und gegenüber aller Schöpfung,
die wir n i c h t schufen.
*