Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

Antworten
Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Ach, wissen Sie

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ach, wissen Sie

©Hans Hartmut Karg
2015

Das Gutmenschentum verbreiten
fällt überall schwer.

Die nationale Größe entscheidet
oft immer und alles schon.
Dorthin gehen Energie und Ehrgeiz.

Ach, wissen Sie,
Cäsaren kann man zwar ermorden,
doch ihr Vorbild auslöschen –
das kann man niemals!

Irgendwo kommt stets ein Miniwicht
ins Spiel, ein Lurch, ein Devianter,
dem Menschen nichts bedeuten,
nichts die Menschenwürde,
nichts die Freiheit.

Ach, wissen Sie,
Brutalität, Geheimdienstdummheit,
Ideologie, Nationalismus
wiederholen sich leider
in der Geschichte
immer wieder.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Der Kirschbaum

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Kirschbaum

©Hans Hartmut Karg
2015

Auswächst er uns so riesengroß,
Der Kirschbaum, hausnah, westlich.
Es ist ganz offenbar sein Los –
Die Kirschen schmecken köstlich!

Doch zu groß wird er nun dem Haus
Und wirft sehr dunkle Schatten.
Im Herbst fällt ihm das Laub heraus –
Wir viele Arbeit hatten.

Das Gras wächst unter ihm nicht gut,
Die Äste setzen Flechten an.
Zum Ernten braucht es auch viel Mut:
Nur mit den Leitern ist´s getan.

Als in den Kirschen Maden leben,
Da ist es um den Baum geschehen:
Ast für Ast wir nun absägen,
Er muss wohl in den Himmel gehen...

Nicht alle Pflanzen, die frei spitzen,
Ergötzen auch uns als Besitzer,
Die manchmal doch erheblich schwitzen,
Weil so genervt Gartenbesitzer.

Und endlich kommt das Licht herein
Und strahlend leuchtet die Fassade.
Doch gibt es keinen Kirschenwein –
Und das ist leider jammerschade!

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Du, Liebes

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Du

©Hans Hartmut Karg
2015

Im Blumenspiel tanzen die jungen Blüten
Und schieben sich räkelnd der Sonne entgegen,
Wollen die Welt vor Fahlem behüten,
Führen sie weg von allen Abwegen.

So ist es mit Dir immer gewesen,
Wenn die Nähe ich bei Dir suche.
Dann bin ich an manchem Leiden genesen,
Weg ist alles Abtrünnige, alles Verruchte.

Ja manches Mal bist Du mir seltsam fern,
Wenn Deine Seele sich selbst umkreist.
Doch auch da mag ich Dich immer gern,
Selbst wenn das Gefühl mitunter entgleist.

Das sind Weltmomente, doch niemals bedrohlich,
Noch seltener ängstigend das Gemüte,
Überwunden mit Stärke langsam und fröhlich,
Wenn Du zurück kommst als m e i n e Blüte.

Es ist nicht leicht, als Mann Frau zu verstehen,
Wo Du ganz als Frau im Ureigenen bleibst.
Doch wenn wir uns zärtlich in die Augen sehen,
Wird das Fremde heimisch, weil Du mich treibst.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Fahrt in den Süden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Fahrt in den Süden

©Hans Hartmut Karg
2015

Es war vor etwa einem Jahr,
Als uns die Sehnsucht übermannt
Und sie nun für uns leitend war:
Nach Süden – in ein warmes Land!

Um 4:00 Uhr mit dem Bus gestartet –
Bei Null Grad Celsius im Regen.
Daheim den Osterhasen nicht erwartet:
Im Süden wartet auf uns doch der Segen!

Und nun, wie jedes Jahr im März:
Die Ängste sind´s, die schwinden,
Denn Südsonne stärkt unser altes Herz,
Wenn wir weg aus des Nordens Winden.

So wird das Sehen südwärts angelegt:
Der Mensch braucht helle Bildanregung,
Mit welcher er dann immer höher strebt,
Denn jetzt kommt er so richtig in Bewegung.

Am Brenner dann die ersten Himmelslichter,
Sie treten noch verschämt und mild hervor,
Heben den Puls, erhellen die Gesichter,
Öffnen uns langsam nun das Südlandtor.

In Abano hat es schließlich schon 20 Grad,
Die Sonne lässt sich da nicht mehr aufhalten.
Sie übergießt das flache Land, die junge Saat,
Kann Tatensinn und Menschenseele neu gestalten.

In warmem Wasser heilen die Gelenke,
Die Muskeln, Bänder und Gliedmaßen.
Der Süden hat ja die Naturgeschenke –
Der Norden seine dunklen Kältephasen.

So kehren in den Süden wir zurück,
Verdrängen alles aus den kalten Wintern,
Leben in Europas Traumgeschick
Leichtfüßig bei den Sonnenkindern.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Mäzenatentum

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mäzenatentum

©Hans Hartmut Karg
2015

Zu den Gaunern aus den Chefetagen:
Haben sie ihre Schäfchen
nicht längst im Trockenen?

Haben sie nicht alles
in den Süden verparkt,
die großen Autos in Mondängaragen,
die teuren Häuser – und all ihr Geld?

Beginnt nicht alles Mäzenatentum
immer uneigennützig,
mit dem Wissen um
die Endlichkeit des Lebens?

So der Mäzen die Welt begreift,
um kaufmannsgleich, doch altruistisch
zu handeln, kontrolliert, die Margen
fest gezurrt, das Spenderherz geöffnet?

Wer Schenken zum Ziele erhebt
und nicht nur nach Gewinnen strebt,
nachdem die Wirtschaft er begeht,
um den ein großer Nimbus weht.

Mäzene wissen
seit Anbeginn der Menschheit:
Sie können auch nur
essen, trinken, schlafen, reisen.

Das Unternehmertum bleibt ihnen heilig!
Doch die globale Energie
verschreiben sie
spendenoffenen
Zwecken...

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Italienische Fülle

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Italienische Fülle

©Hans Hartmut Karg
2015

Hier ist viel Sonne und viel Wasser
Und niemand muss da leidend gehen.
Ja, jeder Dichter und Verfasser
Kann da in seine Sterne sehen.

Nicht nur die Gärten blühen früh,
Die Bäume, Büsche schlagen aus,
Wenn bei uns alles voller Müh´
Tritt aus der Kühl still heraus.

Und auch die Kirchen sind hier groß,
Im Restaurant gibt’s reichlich Fisch.
Es ist doch stets Italiens Los:
Zu decken reich den vollen Tisch.

Die Samenpäckchen sind gefüllt,
Jungpflanzen blühen, fruchten reich.
Bei uns wenig die Sehnsucht stillt,
Die Päckchen sind nur klein und weich.

Mögen wir denn nicht auch Erträge
Und lange, stets bewährte Sorten
In Beeten, beim Gartengelege
Im sonnenarmen, kalten Norden?

So kauf´ ich gern im Süden ein,
Was auch bei uns prächtig gedeiht.
Ich liebe Sein und nicht den Schein,
Weil uns Ertrag doch Freude leiht.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Die neue Stadt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die neue Stadt

©Hans Hartmut Karg
2015

Geboren in einer andern Region
Habe ich Liebe und Aufbau erfahren,
Bin dennoch ein globaler Sohn,
Orientiere mich um in späteren Jahren.

Als wir ankommen, ist hier viel verfallen,
Die Häuser nur mit blätterndem Putz.
Auch Steinfraß fährt aus seine wilden Krallen,
Für Altes gibt es leider kaum Schutz.

Doch diese Stadt gibt uns ihre Freiheit
Ohne intrigantes Käffergeblüt
Und macht uns für ein Leben bereit
Mit Schöpfertum, tief in reichem Gemüt.

Diese Stadt, die so wenig aus sich macht
Und uns unseren Geist lässt freihändig bauen,
Die uns auch nie heimtückisch verlacht,
Wenn wir nach unseren Chancen schauen,

Sie wird uns nun Heimat, Milde und Zierde,
Sie gibt uns Schutz und wird uns zur Stärke,
Denn sie animiert unsere Begierde
Und lässt uns Freiraum für unsere Werke.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Sonnenimpressionen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sonnenimpressionen

©Hans Hartmut Karg
2015

Der Sonnenwagen treibt die Dünste
Hinaus aufs grauinnige Meer
Und hebt an diesem Tage die Künste
Ins Werk, ins Naturbegehr.

So schiebt sich denn der Sonnenball
Hoch über Wiesen, Felder und Berge,
Erleuchtet hell den Himmelssaal
Zum Kosmos hin – wir sind nur Zwerge!

Das Sonnenrad treibt nun hinauf
Gewaltig, stark und unbändig.
Es macht den Tag ganz für uns auf,
Gibt Licht uns stetig, beständig.

Was wär´ die Erde ohne Dich,
Du Sonnenrad am Firmament?
Wie wundersam bescheinst Du mich,
Gibst Leben für jeden Moment.

Der Glocken Klang begrüßt den Tag,
Den Du längst eingeläutet.
Die Sonne löst gar manche Plag´,
Weil Hoffnungen sie verbreitet.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

1. Mai 2015

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


1. Mai 2015

©Hans Hartmut Karg
2015

Bei uns regnete es
die ganze Nacht.
Es regnet immer noch!

Der Wonnemonat
bringt an seinem
ersten Tag
-endlich!-
den ersehnten Regen.

Da braucht es
keinen
Bollerwagen
und keine
Betrunkenen.

Und wir
verzichten gern
auf die nervenden,
gartentüraushängenden
Witzbolde
der
Walpurgisnacht.

Denen war es zu nass,
sie blieben meist zu Hause.

Schön ist
der 1. Mai,
wenn es regnet.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Markttag in Müllheim

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Markttag in Müllheim

©Hans Hartmut Karg
2015

Markgräflerland,
Du hast es besser!
Am Samstagmorgen um Sechs
Fahren in Müllheim bereits
Die Marktautos vor.
Man kennt sich, man scherzt.
Keiner will dem anderen
Übles oder ihn übervorteilen.
Keine Eile, kein Stress.
Man unterhält sich,
Keine Konkurrenz
Zerstört die gute Laune.
Ach, Du,
Rühriges Europa,
Könntest Du nicht
Ein klein wenig
Von den
Markgräflern
lernen?

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

MERKE!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


MERKE!

©Hans Hartmut Karg
2015

Du, Konfirmandenkind,
Du, Kommunionskind:

MERKE:
Du bist immer nur ein
Einzelnes Staubkorn im All.
Dein Leben blitzt nur
Eine kleine Sekunde auf
Und verlöscht wieder.

MERKE:
Nur wer diese Sekunde nutzt
Und als winziges Staubkorn
Seine sittlich guten
Talente einsetzt,
Der wird auch
Dem Göttlichen
Nahe kommen.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Zwischen Gotteskomplex und Lemmingedasein

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zwischen Gotteskomplex und Lemmingedasein

©Hans Hartmut Karg
2015

Wohin geht der Weg der Menschheit,
Wenn sie nicht tödlich schon entzweit?
Wird sie sich eigentlich menschlich fangen –
Oder schnurstracks zum Hades gelangen?

Wird sie nicht immer unersättlicher
Und hortet Leben nur noch zum Sterben?
Wird sie nicht unerbittlicher
Und schlägt die Erde ganz in Scherben?

Ist es denn heute schon soweit,
Bleibt der Menschheit denn keine Zeit,
Weil dort die Vermehrung viel zu geschwind
Und wir nicht Schöpfungsbewahrungkind?

Leiden wir nicht am Gotteskomplex,
Die Menschheit an Vermehrungssex?
Zerstören wir die Erde und die Ressourcen
Und sitzen bloß in Entschuldigungskursen?

So bleibt uns leider nicht das erspart,
Was Lemmingen immer als Schicksal droht,
Denn zu viel Fruchtbarkeit bleibt gepaart
Mit Todeskampf, Hunger und ewiger Not.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Bei der Tafel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bei der Tafel

©Hans Hartmut Karg
2015

Bei der Tafel alles superfrisch –
Keine Haltbarkeit ist abgelaufen.
Alles schön geordnet auf dem Tisch,
Niemand müsste sich die Haare raufen.

Für zwei Euro eine Zweitagsmahlzeit:
Die erhalten jene, die da kommen.
Zum Geben sind die Tafeln gern bereit,
Von Spendern hat man vieles abbekommen.

Doch gibt es auch hier schlimme Kritikaster,
Denen Gespendetes so niemals recht.
Selbst wenn man ihnen brächte Alabaster –
Sie reden generell doch alles schlecht.

So wandern Brote in die Biogasanlagen,
Das Gute, es verkommt ganz zum Zerbröseln,
Denn wo die Kritiker sich auch noch dreist beklagen,
Findet sich Arroganz ein bei den dümmsten Schnöseln.

Nun werden die Orangen kiloweise weggeschmissen,
Die man doch hätte auch auspressen können.
Der Teufel hat Schandmäuler aufgerissen,
Wo Menschen sich an Nahrungsrettung nicht gewöhnen.

Die Menschheit frevelt auch am Gossenrand,
Weil sie den Mutwillen leider nicht zähmt.
Die Politik bleibt dabei sehr entspannt,
Weil Nichtstun die Kontrolle ewig lähmt.

Den Maulaffen verbietet man ja nicht,
Dass sie wenigstens ihren Schnabel halten.
Und kein Gewählter bietet sein Gesicht
Dort, wo die Ehrenamtlichen den Frevel nur verwalten.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Quizmania

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Quizmania

©Hans Hartmut Karg
2015

Man kann die Welt kaum noch erleben,
Im Fernsehen, ganz ohne Quiz.
Dahinter steht manch Hochschulstreben,
Das scheinbar auch einfach gewiss.

Die Fragen sind oftmals banal,
Die Antworten leider nicht minder.
Langweilig und ja wirklich schal:
Programmbestreitung wie im Winter.

Ach, bitte, helft mir, wenn ich irre:
Gibt es denn da noch Denkerschmalz,
Wenn Sendungen so einfach wirre
Verspielen unser Wertesalz?

Man reist so auf die Billigtour,
Denn Quizsendungen sind recht billig.
Die Prominzenz kommt, bleibt Richtschnur,
Meist gut gelaunt und immer willig.

So sehe ich nur noch Gesichter,
Die ich seit Jahren sehen muss.
Ich frage mich: „Gibt es noch Lichter,
Die aufsteigen zum Musenkuss?“

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Meine Selbstheilung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Meine Selbstheilung

©Hans Hartmut Karg
2015

Da gibt es immer schon die Heiler,
Die Impfschaden dem Fragenden bescheinigen,
Denn davon lebt gut mancher Langeweiler
Mit Heilungsgeld, um eigne Nöte zu bereinigen.

Dann gibt es fragwürdige Therapeuten,
Die wissen, wie man Kohle macht,
Um kranke Menschen auszubeuten –
Vertrauen da nur heiser lacht.

Da hole ich mir lieber aus der Erde
Das warme Wasser aus Italiens Quellen.
Und Fango nimmt mir die Beschwerde,
Mit der mein alter Leib sich so muss quälen.

Dort esse ich den Fisch direkt vom Meer,
Frisch, vielfältig, mit allen Kräutern,
Genieße Nudeln und die Liebe sehr,
Halte mich fern von Nordausbeutern.

Und manchmal hilft auch ein Gebet,
Seh´ ich zum blauen Himmel hoch,
Wo hell die gute Gottheit steht,
Befreit mich von der Erde Joch.

Dann streichle ich die Hauttumore,
Denn südwärts meinen Leib entdecke ich,
Trinke den Wein aus irdener Amphore,
Freue mich sehr – und heile mich.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Meine Mutter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Meine Mutter

©Hans Hartmut Karg
2015

Gegangen sind die Eltern längst von mir,
Kein Anruf mehr vom Elternhaus am Sonntag,
Denn BEIDE sind ja leider nicht mehr hier –
Auch keine Fragen nach dem nächsten Montag.

Mit Mutter konnte ich so viel besprechen,
Sie ehrte mich als ihren einz´gen Sohn.
Niemals mussten wir uns für die Gespräche rächen,
Und der Humor war gleichwertig – und steter Lohn.

Denn es gab da das stille Einvernehmen
Schon ganz früh in dem Lebenslauf:
Nichts konnte ihren Optimismus lähmen,
Sie sperrte Schlösser, Türen auf.

Freundlich und fröhlich zog sie ihre Tageskreise,
Mit jedermann vermochte sie gekonnt zu plaudern.
War jemand deprimiert und ziemlich leise,
Nahm sie mit ihrer Fröhlichkeit sein letztes Zaudern.

Der Welt stand sie stes offen zugewandt
Und kannte alle Leute in der kleinen Stadt.
Sie grüßte jeden und gab Fremden ihre Hand,
War stark – so sah ich sie nie matt.

Vom Morgen bis zum Abend war sie fleißig,
Sie nähte, kochte, pflegte den Gemüsegarten,
Ging mit ins Holz, schlug für den Winter Reisig –
Und dennoch mussten wir aufs Essen niemals warten.

Nun, sie betrieb auch einen großen Hasenstall,
Verkaufte Bier und unterhielt im Garten Gäste,
Zog eigene Hühner in geringer Zahl
Und buk die Kuchen für Geburtstagsfeste.

Später machte sie den Toto-Lotto-Laden auf,
Im Wohnzimmer, wo man Scheine ausfüllte.
Und mancher Spieler hatte einen guten Lauf,
Kam gern, weil Fröhlichkeit ihn da umhüllte.

Auch Bücher konnte sie an jeden leihen,
Fünf Pfennig war damals die Leihgebühr.
Dennoch blühten die Blumen bei ihr früh im Maien,
Weil sie den Grünen Daumen hatte – und das Pflanzgespür.

Das Haus, der Garten, das war ihr Paradies,
Wo sie ein Leben lang mit ihrem Manne lebte.
Als ihre Kinderschar sie dann endlich verließ,
Da war´s ihr Herz, das dabei mächtig bebte.

Ihr Mann jedoch sprach Trost und baute auf:
„Sei froh, dann leben sie und sind gesund.
So ist das halt mit unserem Menschenlauf:
Das Alte weicht, es folgt der Jugend Stund´.“

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Großelterntag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Großelterntag

©Hans Hartmut Karg
2015

Heut´ feiern wir den schönen Muttertag,
Denn Mütter sind große Personen,
Die jedes Kind zuerst auch immer mag –
In heißen wie in kalten Zonen.

Die Italiener und die Polen haben einen Ehrentag,
An dem Großväter hoch geehret werden.
Bei uns ist dies kein Tag, den jemand mag,
Von Großvätern kennt man meist nur Beschwerden.

In manchen Ländern gibt es den Großmuttertag,
An dem man die Vorfahren gern besucht,
Weil es den Nachkommen am Herzen lag,
Zu ehren jene, die zumeist ja nicht betucht.

Seit 1978 haben die Vereinigten Staaten
Sogar für Großeltern den Ehrentag,
Mit dem sie große Feste hatten,
Weil man Großeltern ja von Herzen mag.

Deshalb plädiere ich dafür,
Bei uns Großelterntage einzuführen,
Damit wir endlich wieder mit Gespür
Die ehren, welche Ehrungen gern spüren.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Helis

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Helis

©Hans Hartmut Karg
2015

Stets bespassen, stets bewachen,
Alles immer kontrolliert.
Da vergeht einem das Lachen,
Wo Kontrollwut uns verführt.

Arme Kinder, tolle Eltern,
Die begründet Worte wägen,
Nichts zulassen, nichts erlauben,
Und so an der Freiheit sägen?

Wer nur eignen Willen legt,
Der macht Nachwuchs reichlich still:
Zukunft wird hinweg gefegt
Und verdrängt das wahre Ziel.

Kinder müssen frei gedeihen,
Denn Vertrauen muss man leihen,
Solchen, die erfolgreich sind,
Weil Erziehung dann nicht blind

Das verbietet, was im Sollen
Nur gedeiht als freies Wollen,
Denn der Mensch erreicht nur Größe,
Wo er sich vom Urgrund löse.

Frei wird nur der, der Freiheit lebt
Und sie seit jungen Jahren kennt.
Wer so nach Autonomie gestrebt,
Den man auch freien Bürger nennt.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Von der Hölle

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Von der Hölle

©Hans Hartmut Karg
2015

Manche fühlen sich wohl dort,
Denn warm ist es ja im Höllenkeller:
Dort lebt der Böswilligen Sport,
Dafür zahlt man auch keinen Heller.

Da Du mir den Teufelsbraten reichest,
Dafür sei Dir Undank, o Teufel,
Damit Du Dich mir angleichest,
Werbend mit Ohrengeträufel!

Süßlich werbend sind die Teufel alle,
Haben nur Vereinnahmendes im Blut,
Freuen sich stets über jede Falle,
Mit der sie zerstören das Glaubensgut.

So verstand auch manch toller Lurch
Diese Teufelswelt nur scheinbar besser
Und verschwand am Ende auch dadurch
In den Flammenmeeren der Beckmesser.

Wusste ich´s doch, was Macht, Ungemach,
Erfühlte so die bösen Gefahren,
Hielt die Feinde dadurch in Schach,
Die da immer auf der Lauer in Scharen.

Manches Mal hilft uns das Schlechte
Auf, und Gutes kommt zum Siegen.
Ja, das Üble treibt so das Gerechte,
Dass die Nacht kann guten Mutes liegen.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Alphas schlachten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Alphas schlachten

©Hans Hartmut Karg
2015

Was hast Du davon,
wenn Du Alphatiere schlachtest?

Macht es so großen Spaß,
Die Alphas zu vernichten?

Du hast nur kurze Zeit den Trumpf
Des scheinbar Überlegenen.

Doch dann umgeben Dich nur Betas –
und Du wirst zum Gamma werden...

Willst Du das?

*

Antworten