Wie erwähnt, habe ich erst als Mutter so richtig realisiert, wie viel Arbeit es wirklich ist, immer rechtzeitig eine Mahlzeit auf dem Tisch zu haben.
Ich bezweifle, dass das eine Neunjährige von sich aus erkennt.
Sie kann vielleicht verstehen, dass ihr Verhalten dich wütend/traurig macht. Aber dann ist die Frage, ob sie es in diesem Moment schafft, sich "besser" zu verhalten. (Kleiner Exkurs: In der Rechtswissenschaft setzt sich die Urteilsfähigkeit aus zwei Elementen zusammen. Erstens die Fähigkeit, die Konsequenzen des Handelns zu erkennen. Und zweitens die Fähigkeit, dieser Erkenntnis nach zu handeln. An der zweiten Voraussetzung dürfte es bei einem hungrigen Kind, das von der Schule müde/ausgelaugt ist, ab und zu mangeln.
)
Oft steckt auch was anderes hinter einem solchen Drama und es geht gar nicht in erster Linie ums Essen. Kann es sein, dass sie einen Reibungspunkt sucht, um sich wegen irgendwas abzureagieren? Hast du mal versucht, hinter ihr Verhalten zu sehen?
Ich weiss, wie frustrierend und zermürbend es ist, wenn einfach nichts recht ist, besonders wenn man sich in der Menuwahl den Kindern angepasst hat. Ich versuche aber, das Drama nicht persönlich zu nehmen. Wenn meine Tochter sich aus unerfindlichen Gründen in den Kopf setzt, dass es nun Hotdog und nichts anderes geben muss und man deshalb alles andere nicht essen kann, ist dies kein Angriff auf mich. Oft ist einfach das Problem, dass sie hungrig und müde ist und ihr vielleicht im Kindergarten was nicht gepasst hat. Dann ist irgendwann die Frustrationstoleranz erschöpft. Und sie kann nur noch schreien, weil das böse Mami ihre Gedanken nicht lesen kann.
Umso wichtiger ist es für mich, meine Erwartung von Wertschätzung abzukoppeln von der Erwatung kein Drama. Das hilft vor allem mir persönlich, damit umzugehen. Und möglicherweise reduziert mein andrrer Umgang damit auch die Anfälle (oder es fällt mir weniger auf, weil es mich weniger frustriert.)