Lehrstellensuche 2025 - Persönlichkeitsanalyse

[krista]

Wie steht Ihr zu einer Persönlichkeitsanalyse im Bewerbungsprozess?
Machen dies viele Unternehmen?

[Helena]

Verstehe die Frage nicht. Was bringt es, wie wir dazu stehen? Ändern könnten wir es ja nicht, wenn ein Kind das machen muss?
Offiziell hatte meiner das nirgends.
Aber sie müssen ja sowieso Fragen beantworten, man geht mit ihnen Zmittag essen, etc, da erfährt man sicher auch einiges über die Kids.

[krista]

@Helena
Ich bin dem Thema gegenüber ziemlich kritisch eingestellt. Aber vielleicht bin ich ja auch zu kritisch. Einfach darum würde es mich interessieren, was andere dazu denken. Meinen Horizont erweitern sozusagen.

Es würde mich auch interessieren, wie gängig das ist. Mein Sohn ist an 5 Bewerbungen dran, eine hat eine Persönlichkeitsanalyse angekündigt. Ich glaube, die anderen machen es nicht, sondern Gespräche und Schnuppertage.

[Helena]

DiebFrage ist doch mehr: was machen sie denn da? Oder tönts einfach nur nach viel und ist aber va blabla.
Branche?

[ChrisBern]

Ist es einfach ein Persönlichkeitsfragebogen? Die haben prinzipiell schon eine ganz gute Validität für Ausbildungserfolg, dh ob jemand eine Ausbildung abschließt. Kommt natürlich auf den Fragebogen an, gibt da schon extra komische Sachen auf dem Markt.

Prinzipiell ist ein seriöser Persönlichkeitsfragebogen (zb der NEO, der die Big five erfasst), eine gute Sache. Problem ist, dass der Markt vor esoterischen Anbietern strotzt und auch nicht jeder Personaler gut ausgebildet ist in diesem Bereich. Ein Problem ist auch die hohe Soziale Erwünschtheit beim Beantworten der Fragen, was natürlich wiederum die Validität beeinflusst.

Ich verwende das im HR auch, aber in anderen Kontexten (weniger für eine Auswahl, eher für Entwicklung).

Wisst ihr denn, was für ein Verfahren da kommt? Es ist jedenfalls kein Hexenwerk, im besten Fall ist es einfach eine Information neben vielen anderen (Noten, Interview, Arbeitsprobe).

[krista]

Danke für die Antworten.

Es ist eine grosse internationale Firma, und sie macht das wohl nur für die Auszubildenden. Eine Bekannte, die sich dort nach der Ausbildung beworben hatte, musste dies nicht machen. Oder sie machen es ganz neu.

Wohl ist mir dabei trotzdem nicht. Ich denke aber, als grosse Firma werden ein anerkanntes Verfahren verwenden und auch auf Datenschutz achten. Ich finde es aber verwunderlich, dass wir als Eltern da kein Einverständnis geben müssen.

Interessanterweise sehe ich es zwar so, dass eine menschliche Einschätzung im persönlichen Gespräch viel anfälliger ist auf Fehlinterpretationen, und trotzdem schätze ich gerade die Menschlichkeit im persönlichen Gegenüber.

[sonrie]

Was stört dich denn daran? Eigentlich ist es doch super, wenn sie ihm das anbieten?

WIr machen dies im Zuge von Führungskräftetrainings und Personalentwicklung, ich finde es mega interessant und spannend, sowohl bei mir selber als auch im Team. Man muss das nicht als "100% richtig" annehmen, aber es bietet eine gute Grundlage zur Selbstreflexion.

Das ist auch keine Bewertung im Sinne von richtig oder falsch oder passend/nicht passend, es geht mehr in die Richtung, welcher "Typ" man ist (Introvertiert/extrovertiert, logisch/kreativ etc. ). Jeder hat von allem was nur eben in verschieden starken Ausprägungen. Ich hab das als Trainee vor 25 Jahren gemacht und vor kurzem in einem Führungskräftetraining noch einmal, es ist gut sich manchmal mit sich selber auseinander zu setzen und es kann auch Aufschluss darüber geben, warum man so reagiert und nicht anders bzw. wie man gewisse SItuationen besser handhaben könnte.

Ich finde dein Sohn kann hier nur mehr über sich selber erfahren, da ist nichts schlimmes dabei.

[sommer]

@krista; Ich hätte da keine Bedenken, weil wie schon gesagt wurde gibt es bei diesen Tests kein richtig oder falsch meine beiden Söhne mussten für die Aufnahmeprüfung einer Talentschule einen Persönlichkeitstest machen (Alter 6. Klasse). Sie hatten XX- Fragen über sich selbst, Erfolge & Niederlagen, Verletzungen, Trainingsverhalten etc. 1 Frageund 3 mögliche Antworten. Mussten dann die anklicken wo auf sie am Besten zutrifft. Am PC und 45 Minuten Zeit. Es war dann schlussendlich eine Note und diese zählte 30% zur Gesamtnote. Also es wird schon im Sport eingesetzt und in jüngeren Jahren
Soll sich selbst sein und nicht überlegen, was wohl sie sehen möchten. Dieser Tipp haben wir zu dieser Prüfung erhalten!!!

[ChrisBern]

Es ist übrigens (streng genommen) ein Persönlichkeitsverfahren oder ein Persönlichkeitsfragebogen und keine Persönlichkeitsanalyse oder Persönlichkeitstest (gibt ja kein richtig und kein falsch). Ausser die Verfahren zur emotionalen Intelligenz, das sind Tests mit richtig oder falsch.

Datenschutz sollte immer sichergestellt sein, da die Firmen das sonst gar nicht verwenden dürfen. Bei uns sind die Auflagen bezüglich Datensicherung sehr hoch.

[krista]

Danke für Eure Eiunschätzungen. Ja, ich sehe durchaus beide Seiten.

Was stört dich denn daran?

Für mich ist eine Persönlichkeit/Charakter etwas privates, persönliches. Wie der eigene Körper auch. Ich finde, es darf jeder selbst entscheiden, was und wie viel er/sie preisgibt. Mich stört auch eine Fremdnutzung der gewonnenen Erkenntnisse.

WIr machen dies im Zuge von Führungskräftetrainings und Personalentwicklung, ich finde es mega interessant und spannend, sowohl bei mir selber als auch im Team. Man muss das nicht als "100% richtig" annehmen, aber es bietet eine gute Grundlage zur Selbstreflexion.

Ich verwende das im HR auch, aber in anderen Kontexten (weniger für eine Auswahl, eher für Entwicklung).

In diesem Zusammenhang finde ich es auch eine interessante Option. Nutzt man es für sich selbst, kann es wirklich helfen, sich besser zu verstehen und sich zu entwickeln.
Mit ist nur unwohl dabei, wenn andere es für einen nutzen und über die Nutzung entscheiden.

Das ist auch keine Bewertung im Sinne von richtig oder falsch oder passend/nicht passend.

Es ist übrigens (streng genommen) ein Persönlichkeitsverfahren oder ein Persönlichkeitsfragebogen und keine Persönlichkeitsanalyse oder Persönlichkeitstest (gibt ja kein richtig und kein falsch).

Ist es einfach ein Persönlichkeitsfragebogen? Die haben prinzipiell schon eine ganz gute Validität für Ausbildungserfolg, dh ob jemand eine Ausbildung abschließt.

Im Zusammenhang mit einem Bewerbungsverfahren gibt es offensichtlich doch ein "richtig" oder "falsch".

--

Ich finde einfach, dass ein Mensch komplexer ist, als das eine Persönlichkeitsanalyse /-test/-fragebogen etc. herausfinden kann.
Ich glaube auch, dass ein Mensch entwicklungsähig ist, und dass solch eine Analyse nur eine Momentaufnahme darstellt. Festigt sich dieses Bild aber, kann dies zu Vorurteilen und Vorverurteilungen führen.
Ich mache mir Sorgen, dass man versucht, zu Vieles, was komplex und nicht so einfach greifbar ist, wissenschaftlich zu validieren. Dadurch findet eine ungesunde Reduktion statt, meiner Meinung nach.

Mir gefällt auch nicht, dass man unter Umständen mehr von sich preisgeben muss, als man möchte. Noch dazu, dass das Gegenüber, das mit den Erkenntnissen umgehen wird, nicht im gleichen Mass von sich preisgibt. Dieses Gefälle macht mir Unwohlsein.

--

Mein Sohn hat das jetzt gemacht, weil zum Verfahren dazugehört. Er fand einige Fragen sehr persönlich. Heute hat er das Gespräch dazu, mal sehen, was er erzählt.

[sonrie]

Hast du selber schon mal so eine Analyse gemacht? Es ist nicht so, dass man da ganz private Dinge von sich preisgibt, es ist mehr so ein "was liegt mir mehr, was weniger" oder "was ist für mich wichtiger als anderes" oder "was möchte/brauche ich" damit ich gut funktionieren kann.

Im Zusammenhang mit einem Bewerbungsverfahren gibt es offensichtlich doch ein "richtig" oder "falsch".

Wenn du richtig / falsch mit "job bekommen / job nicht bekommen" auslegst, dann ja. Aber es geht ja nicht nur darum, dass der Bewerber einen Job findet, sondern auch dass das Unternehmen den bestmöglichen "fit" aus dne Bewerbern auswählt (dabei spielen nicht nur skills eine Rolle, sondern auch wie man tickt)

Grundsätzlich sucht man als Firma ja auch jemanden, der ins Team passt und versucht dies im Gespräch herauszufinden, was wirklich nicht einfach ist in kurzer Zeit. So eine Persönlichkeitsanalyse kann einfach helfen mehr zu erfahren - wovon dann beide Seiten profitieren.

Mir gefällt auch nicht, dass man unter Umständen mehr von sich preisgeben muss, als man möchte. Noch dazu, dass das Gegenüber, das mit den Erkenntnissen umgehen wird, nicht im gleichen Mass von sich preisgibt. Dieses Gefälle macht mir Unwohlsein.

Das liegt in der Natur der Sache in einem Jobinterview: derjenige der einen Job zu besetzen hat, stellt die Fragen zur Person des Bewerbers, der Bewerber kann zwar Fragen zum Unternehmen/zur ANstellung stellen, nicht aber zur Person gegenüber. Das Gefälle hast du in JEDEM Bewerbungsgespräch.(und auch später zieht sich das so durch, bei Mitarbeitergesprächen etc., wenn ich so darüber nachdenke )

übrigens: niemand muss irgendwas von sich preis geben, man darf auch einfach sagen "das möchte ich nicht beantworten / machen" - nicht alle Unternehmen passen zu jedem und umgekehrt.

[millou]

Ich hab vor zwei Wochen einen solchen Test gemacht und auch vor 6 Jahren schon. Beides Mal eine Sache von max. 30 Minuten am PC.
Ein grosser Teil der Fragen war, 4 Eigenschaften in eine Reihenfolge zu bringen, wie man sich selbst sieht. Darunter Begriffe wie schüchtern, mag Menschen, ordentlich, pünktlich, Anführer, Mitläufer, kreativ, faktenbasiert und gefühlt 200 mehr.

Am Ende gabs in Sekundenschnelle ein 40-seitiges Dokument. Dort wird beschrieben welcher Typ ich bin. Hier in 4 Farben, gelb, grün, blau, rot, jeder Typ hat spezifische Verhaltensweisen, wie oben schon von Sonrie geschrieben + noch eine etwas kompliziertere Ausprägung mit "ich stehe für" - sozial, ästhetisch, faktenbasiert etc.

Den spannendsten Teil finde ich die Beschreibung, wie mit mir kommuniziert werden soll.
Bei mir steht dann bei der Kommunination vom Vorgesetzten an mich zB Dinge wie "lassen sie alles unnötige blabla weg und konzentrieren Sie sich auf Fakten".
Oder bei "was brauche ich um erfolgreich zu sein": umfassende Kenntnisse von allen Prozessen rund herum.

Und wenn die Firma dann wirklich da ansetzt ist es nur ein Gewinn für alle Seiten.

Die Resultate haben absolut nichts mit richtig oder falsch zu tun. Und wenn man sich damit befasst, wird einem schnell klar, weshalb Kollegin A genervt ist, wenn man erst 5 Minuten übers Wetter plaudert bevor man zur Sache kommt, oder weshalb man mit Kollege B nicht so warm wird, weil man immer direkt mit Fakten um sich wirft.

[ChrisBern]

Ich fand es bisher nicht total verrückt persönlich, aber als Psychologe habe ich vermutlich schon so viele davon gemacht, dass es mir gar nicht mehr auffällt.

Mega schade, dass so viele Firmen den DISG (rot, blau, grün, gelb) verwenden, ist leider ein nicht sehr valides Verfahren. Das ist auch mein Kritikpunkt daran: oft werden keine guten Verfahren verwendet und/oder es wird von Personen verwendet, die keine entsprechende Weiterbildung haben. Damit bekommen solche Verfahren leider einen schlechten Ruf.

[sillyspider73]

@ChrisBern:
Puh, hör mir auf mit diesem DISG ! Das wurde in unserer Firma jahrelang gemacht....Es hat mir (und vielen Kollegen) nichts gebracht!
Etwas später durfte ich firmenintern dann ein Insights Discovery Profil machen. Das hat dann wirklich ins Schwarze getroffen; das Profil hat mich ganz genau beschrieben, es war richtig unheimlich! Da kamen dann auch gute Anhaltspunkte, wo man für eine Veränderung ansetzen könnte.

[ChrisBern]

Insights ist leider auch ein Typenmodell, oder? und damit leider ähnlich wenig valide. Die Theorie von CG Jung ist auch nicht gerade taufrisch.

Prinzipiell sind im deutschsprachigen Raum primär die Big Five Verfahren valide und der BIP.

Früher war ich mal hardliner und hätte Typenmodelle nicht mit der Kneifzange angefasst. Inzwischen nutze ich punktuell welche (zb Teamtypen), sage aber immer dazu, dass Typenmodelle oft nicht wahnsinnig valide sind, aber einem im Alltag eine gute Sprache an die Hand geben, um Probleme bei der Arbeit sichtbar zu machen. Gefährlich wird es dann, wenn man an diese Typenmodelle glaubt und man nur noch von den Roten und den Blauen spricht und den Fragebogen als sakrosankt anschaut. Wie weiter oben schon beschrieben, ist ein Fragebogen einfach ein Puzzlestein. Häufig werden ja einfach auch Präferenzen erfasst; das heisst aber nicht unbedingt, dass ich mich dann tatsächlich so verhalte.

Drum finde ich den Einsatz solcher Verfahren durchaus ok, finde aber immer, das muss erklärt und eingeordnet werden.

Edit: wie sonrie weiter oben schreibt- Persönlichkeit spielt eine wichtige Rolle bei der Arbeit und darf darum auch bei der Eignungsdiagnostik / Einstellung eine grosse Rolle spielen! Man kriegt aber auch recht viel mit einem strukturierten Interview raus. "Hired for competence, fired for personality" hat eben schon was...

[sonrie]

Typenmodelle:
Ich hab das Insight Discovery Profile schon zweimal gemacht und obwohl ich "weiss" welchem typ ich zugeordnet werde, ist es hilfreich zur Selbstreflexion wie ich finde. Warum nervt mich dieses oder warum brauche ich jenes? Das sind so Themen die mit meinen professional skills wenig zu tun haben, aber durchaus relevant sind im täglichen Miteinander (gerade auch wenns um Führungsthemen oder Teamarbeit geht) - man kann noch so professionell unterwegs sein, man ist und bleibt ja auch ein Mensch mit Gefühlen und Bedürfnissen.

Ich hab beim letzten Mal meine Analyse mit meinem Chef geteilt und um seine EInschätzung gebeten, es war eine gute Basis für ein interessantes Gespräch darüber, warum wir manchmal aneinander geraten, was uns aneinander nervt, was wir uns vom gegenüber wünschen und mit welchen Sachen wir zu kämpfen haben.

Ist es sakrosankt? Natürlich nicht.
Kann es bei der Selbstreflexion helfen? Natürlich.

[krista]

Mittlerweile hat mein Sohn Ergebnis und Gespräch hinter sich. Es gab ein einseitiges Dokument mit 6 oder 5 Balken, bzw. Tendenzen. Ich fand das auch eher typspezifisch und dass keine der Seiten schlecht oder falsch sind, nur eben zwei Extreme, wie z.B. "Teamplayer" oder "Einzelgänger".
Gerade bei dieser Einschätzung, aber auch bei einer zweiten fand mein Sohn (und wir als Eltern auch), dass es nicht gut übereinstimmt.
Vielleicht ist dies doch ziemlich reduziert.

Regelmässig eine Selbstreflexion zu betreiben, finde ich auch gut und wichtig. Wie Ihr auch sagt, dies hilft, sich selbst zu verstehen und auch einzuschätzen wo und wie man sich verändern kann. Im Verhalten passiert ja doch auch viel unbewusst, und es ist spannend, dies mal sichtbar zu machen und zu reflektieren.
Ein (alleiniges) Fremdurteil finde ich nach wie vor nicht gut. Ob es eine computergestützte Analyse braucht? Vieleicht bin ich einfach nru altmodisch

[krista]

sorry, doppelt