Long Covid Erfahrungen

Allgemeine Gesundheitsthemen, Sport, Wellness, Abnehmen - ohne Schwangerschaft und Kinderkrankheiten

Moderator: sea

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zoe_007
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Long Covid Erfahrungen

Beitrag von zoe_007 »

Wer hat auch Long Covid? Wie lange schon?
Oder bist du schon wieder ganz gesund geworden? Was hat geholfen?

samyna
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Re: Long Covid Erfahrungen

Beitrag von samyna »

Hoi Zoe
Mein Mann hatte Longcovid und zwar bereits im Frühling 2020. Monatelang tingelte er von Facharzt zu Facharzt und alle wussten nicht was tun. Er konnte nicht mal Treppen laufen ohne sich nachher hinsetzen zu müssen. Die Angst vor dem Unbekannten war auch ein grosses Thema und geholfen hat einfach gar nichts. Nach ca. einem 3/4 Jahr wurde es langsam besser. Er machte bei einer Studie mit, was uns selber aber nicht half. Einzig erfuhren wir, dass seine Antikörper nach acht Monaten wieder derart tief waren, dass er keinen ausreichenden Schutz mehr hatte. Wir alle liessen uns darum impfen, denn das war definitiv das kleinere Übel. In diesem Jahr erkrankte er nochmals, aber ohne Langzeitfolgen. Einzig der Geschmackssinn blieb über Wochen weg. Wir sind sehr froh darüber.

Warum fragst Du?

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ragusa
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Re: Long Covid Erfahrungen

Beitrag von ragusa »

Ich habe Long Covid - Seit März 22. Die Frage ist halt immer, wo die meisten Probleme sind. Ich hatte vor allem Fatigue mit PEM. Geholfen hat mir nur konsequentes Pacing. Und das ist teilweise sehr anstrengend, weil ich viele Termine koordinieren musste und teilweise inmitten einer Woche Termine absagen musste, weil ich merkte, es wird mir zuviel. . Heute geht es mir bereits wieder besser. Ich kann an ruhigeren Orten auch wieder mal 4h Weihnachten feiern als Beispiel, wäre im Frühling nicht möglich gewesen. Ich werde im Februar einen Arbeitsversuch starten mit 2 x 1 - 1.5h Arbeit im Homeoffice.
Grundsätzlich ist es schwierig, mit so wenigen Infos etwas konkretes zu sagen, weil Long Covid breit gefächert ist und wenig gesagt werden kann. Bei etwas konkreten Fragestellungen kann ich je nach dem besser helfen - auch per PN wenn zu persönlich
Ich gehe davon aus, das ALTEA Netzwerk kennst du?
Meitli 07/2011
Bueb 02/2016

zoe_007
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Re: Long Covid Erfahrungen

Beitrag von zoe_007 »

Hallo samyna und ragusa. Danke für eure Antworten und ja, ALTEA kenne ich, dort ist der Austausch aber leider seit ein paar Wochen offline. Ich kämpfe seit gut einem halben Jahr mit Long Covid. Ich empfinde das konsequente Pacing ebenfalls als sehr anstrengend, aber anders geht es nun mal nicht. Dazu kommt, dass das Umfeld nicht immer Verständnis hat und auch mir manchmal die Geduld mit mir selber fehlt, weil es einfach nicht aufwärts geht.

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ragusa
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Re: Long Covid Erfahrungen

Beitrag von ragusa »

Bei mir wirklich aufwärts gegangen ist es auch erst nach einigen Monaten striktem Pacing. Häufig merkt man zwischen dem 6. - 12. Monat nach der Infektion eine Besserung. Wobei ich über jeden kleinen Schritt aufwärts froh und glücklich bin. Das konsequente Pacing ist sehr anstrengend. Ich hatte das Glück, dass mein nahes Umfeld grosses Verständnis hatte. Und ich habe konsequent alles ausgelagert, was ausgelagert werden konnte. Vor allem die wöchentliche Putzfrau hat mein Leben enorm erleichtert. Die Kinder sind bei uns mit einbezogen und haben Aufgaben erhalten, damit ich entlastet wurde, sie aber trotzdem noch genug Freizeit hatten. Junior ist endlich in den Sport gegangen, damit er dort mehr auspowern kann, was zu Hause eine Entlastung bedeutet für mich.
Die fehlende Geduld kenne ich nur zu gut. Da bleibt einem nicht viel übrig, als es zu lernen und auszusitzen. War für mich sehr schwierig. Ich habe aber nach zwei Monaten mit mehrmals wöchentlichen Crashs einfach auf die harte Tour gemerkt, dass ich meine Limiten akzeptieren muss. Und wenn das Umfeld diese Limiten nicht akzeptieren kann, muss ich gewisse Dinge überdenken. Benötige ich dieses Umfeld? Tut mir dieser Kontakt gut? Oder nicht? Die emotionale Belastung war für mich die Schlimmste und hatte bei mir immer die schlimmsten Crashs zur Folge. Jeder Streit, jede Diskussion mit den Kids, traurige Dinge, das hat mich alles viel mehr mitgenommen, als ein anstrengender Arztbesuch.
Bist du bezüglich Pacing in der Ergo? Diese konnte mir sehr gut helfen, auch diese emotionale Belastung zu finden und nach Lösungen zu finden, die machbar sind. Und noch etwas kleines mit auf den Weg, das mir meine Ergotherapeutin gesagt hat: Long Covid ist eine Krankheit, bei dem der Körper selber sich heilen muss, weil es noch keine Therapie im Sinne einer "Heilung" oder grossen "Verbesserung" gibt. Um zu heilen, benötigt ein Körper Energie. Wenn du jetzt deinen Körper immer wieder ans Limit führst, kann er nicht heilen. Umso mehr du die Limiten eliminierst und dir genug Energiereserven einbaust, hat dein Körper auch die Chance, etwas zu heilen.
Meitli 07/2011
Bueb 02/2016

DFrauHugetobler
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Re: Long Covid Erfahrungen

Beitrag von DFrauHugetobler »

Mein Bruder, 52, ist betroffen. Vorher fit und gesund. Er leidet schon fast 2 Jahre darunter! Er hat auch unzählige Abklärungen gemacht. Organe gecheckt. Helfen konnte ihm kein Arzt. Pacing muss er immer noch drauf achten. Er hat immer noch tägliche Symptome wie Schmerzen, Herz- Kreislauf Beschwerden, Erschöpfung. Nervige Themen meidet er. Der Puls darf nicht zu hoch sein, sonst crasht er wieder.

Ihm hilft Pysiotherapie gegen die Schmerzen, Infrarotlicht um die Mitochondrien zu stärken/ aktivieren, hochdosierte Vitamine, kein Alkohol mehr, gesunde Ernährung. Und er schaut, dass er genügend Eiweiss isst. Das macht ihm am meisten Mühe, da er auch appetitlos ist. Ansonsten eben Stress vermeiden, so guts geht. Seine Firma läuft zum Glück ohne ihn, so dass er nicht arbeiten muss. Zwischendurch online geht.

Gute Besserung sn alle Betroffenen!

zoe_007
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Re: Long Covid Erfahrungen

Beitrag von zoe_007 »

Ragusa: Ja, ich habe gehe in die Long Covid Ergo, die immer wieder etwas aus ihrem riesigen Werkzeugkasten zaubert, was mir hilft. Als Alleinerziehende die immer alles selber stemmt, wäre ich z.B. nie darauf gekommen, was man alles "auslagern" oder delegieren kann. Das mit der emotionalen Belastung ist im Moment auch meine grösste Baustelle. Ich schaffe es einfach nicht immer, Stress, Sorgen, Ärger oder Traurigkeit nicht überhand nehmen zu lassen.
DFrauHugetobler: Ich hatte auch zu viel abgenommen, obwohl ich nicht dein Eindruck hatte, weniger zu essen. Ein Teil war sicher Muskelverlust, da ich nicht mehr so viel Sport mache wie vorher. Ich schaue jetzt aber, dass ich mein Gewicht halte. Ich muss zum Glück im Moment auch nicht arbeiten und kann mir Zeit für mich nehmen. Das kann ich aber nicht auf unbestimmte Zeit, und da wären wir halt wieder beim Thema Sorgen...
Euch bzw. deinem Bruder und allen still mitlesenden Betroffenen wünsche ich auch gute Besserung, viel Geduld mit sich selber und ein verständnisvolles, hilfreiches Umfeld.

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