Letztes Semester der 9. Kl - Alternativen?

[desperado]

Ich brauche euer kollektives Wissen..

Ich würde gerne wissen, ob es möglich ist, das letzte Semester der 9. Kl. Auszusetzen. Gibt es Lehrerinnen , die diese Situation auch schon hatten?

Meine Tochter erlebt gerade eine schwierige Phase * und ihr Motivationslevel sinkt von Tag zu Tag. Sie hatte vor 1.5 Jahren einen mentalen Zusammenbruch (lange Geschichte!) sog. Dissoziativer Zustand, von dem sie sich gottseidank vollständig wieder erholt hat.

Nun geht es ihr psychisch wieder schlechter und ich habe Angst, dass es wieder eskalieren könnte…

Es gibt meines Erachtens folgende Möglichkeiten:

1. Lehrer-Elterngespräch:
Meine Tochter hält nicht viel davon, vertraut ihm nicht, dass er Einfluss nehmen kann. Fürchtet, dass dann die Schlüsselfiguren erst recht das Zepter in die Hand nehmen, wenn Intervention scheitert.

2. Sozialmitarbeiterin der Schule:
Siehe oben.

3. Sie diese Erfahrung machen lassen. Nach dem Motto, was sie nicht umbringt, macht sie stärker! (Selbstverständlich nachdem wir Punkt 1 - 2 durchgemacht haben, und mit unserer Unterstützung!)

4. die letzte Möglichkeit, die ich aber auch in Erwägung ziehe, ist eben der vorzeitige Schulschluss. Nur, was danach bis zum Lehrstart (KV)? Praktikum in Altersheim oder so? Schule? Welschlandaufenthalt?

Einfach nur am Rande: Ich bin nur am Erwägen, ich schiebe keine Panik oder so. Klar ich mache mir schon etwas Sorgen. Aber die Aussagen, dass sie nichts mehr lernt und alles nur langweilige Repetition ist, lässt mich schon aufhorchen im Zusammenhang mit dem belastenden Klassenklima.

* (Achtung: Kurzfassung!) Es geht wohl in Richtung Mobbing von einigen In-Crowd-Girls gegen einige Out-Crowd-Girls und der Grund dafür war exzessiver Alkoholkonsum im Konflager (auch wieder lange Geschichte…!) wo meine Tochter die paar arg Betrunkenen geschützt und gedeckt hatte und dafür nun „belächelt“ und ausgrenzend behandelt wird, zusammen mit anderen Girls, die von Alkohol auch nichts wissen wollen……

Was meint ihr… Ich bedanke mich für eure Einschätzung!

[Mutter einer Tochter]

Für den Beginn einer KV-Lehre ist ein Schulabschluss nötig. Auch wenn Deine Tochter bereits einen Lehrvertrag unterschrieben hat, wird er menes Wissens nur gültig wenn die Schule abgeschlossen wurde.
Gibt es die Möglichkeit, dass Deine Tochter sich zusammen schliessen könnte mit den anderen Girls, die ebenfalls ausgegrenzt werden? So liesse sich die Zeit bis im Sommer vielleicht überbrücken.
Falls die Situation absolut unzumutbar wird, wäre es möglich, dass Deine Tochter für die letzten Monate eine Privatschule besucht?

[Savuti]

Wir hatten in unserer Gemeinde schon die Situation, dass ein Kind in reduziertem Pensum die Schule beendet hat und am freien Tag eine Praktikumsstelle hatte und dort gearbeitet hat.

[help]

Mein Sohn hatte im unterschriebenen Lehrvertrag die "Klausel", dass er sowohl das 1. Semester- wie auch das Schlusszeugnis der 9. Klasse dem Lehrbetrieb vorlegen muss. Hätten sich die Noten (massiv) verschlechtert, wären sie vom Vertrag zurückgetreten.
Und ja, für eine EFZ-Lehre werden abgeschlossene 9 Schuljahre verlangt.
Ich kann aber deine Überlegungen und Ängste etwas nachvollziehen. Unsere Tochter hatte den Zusammenbruch allerdings nach den Sommerferien (9. Schuljahr beendet/Eintritt weiterführende Schule).
Ich kann deine Tochter verstehen, dass sie für das restliche halbe Jahr nicht noch gross "kämpfen" mag, insbesondere da der Draht/das Vertrauen zur Lehrperson nicht so gut zu sein scheint. Andererseits ist eben ein halbes Jahr lang (zu lang?) um alles einfach ertragen zu müssen.
Hatte sie nach ihrem Zusammenbruch psychologische/psychiatrische Begleitung? Evt. gibts da noch eine Vertrauensperson?
Allenfalls wäre das Abschliessen der 9. Klasse in einer Kinder-/Jugendpsychiatrischen Tagesklinik (nicht stationär) möglich, falls es sonst gar nicht mehr geht?

[Leela]

Ein Klassenwechsel wäre wohl nicht möglich?
Für mich war in der Oberstufe damals das Wiederholen eines Schuljahres die Rettung. Damals gab es gegen Mobbing noch keine nennenswerten Massnahmen und in der neuen Klasse ging es mir viel besser...

[Petite Souris]

Es gibt öfters SuS, welche die Schule frühzeitig abschliessen, da sie die 11 obligatorischen Schuljahre (2 Kiga, 6 Primar, 3 OS) absolviert haben und mit dem zukünftigen Lehrbetrieb ein Praktikumsjahr vereinbart haben. Dies ist aber vor allem dann der Fall, wenn bereits 1-2 Jahre repetiert wurde (zum Beispiel durch Einführungsklasse und 1x Repetition).

[Konfetti]

Ev.wäre das Lift-Projekt etwas?
Kenne mich aber damit nicht genauer aus.
https://jugendprojekt-lift.ch/ueber-lift/

[Schneeflocke2016]

Hat sie denn bereits fix einen Vertrag für die Lehre?
Allenfalls beim Arzt ein Zeugnis holen und bei der Schulleitung inkl. Schulsozialarbeit (und wohl auch mit der Lehrperson) eine Lösung suchen. Es gibt immer Möglichkeiten. Gerade beim letzten Semester, wenn bereits eine Lehrstelle auf sicher ist, wäre es schräg, wenn ihr noch Steine in den Weg gelegt werden. Ich würde unbedingt ganz offen und transparent das Gespräch suchen mit der Schule.
Ich weiss nur, das Jugendliche, die in einem Timeout waren, nicht mehr für die letzten Monate in die Regelklasse zurückkehren müssen, da dies kontraproduktiv für alle wäre. Aber die haben oft keine Lehrstelle, sondern eine Anschlussmöglichkeit wie 10. Schuljahr.
Ganz viel Kraft deiner Tochter.

[Lotus]

Hm, die SL kann in unserem Kanton bis zu einem ganzen Schuljahr (2 Semester) selbst entscheiden, ob das Kind fehlen darf und ob es wieder zurück in die Ursprungsklasse kommen kann. Also wenn man z.b auf ne Reise geht. Wir waren so mal 3 Monate weg. Dann bekommt man trotzdem das Zeugnis. Vielleicht wäre etwas möglich, was die SL unterstützt? Sprache, Praktikum? Privatschule keine Option?

Lieben Gruss

[desperado]

Ganz herzlichen Dank für eure zahlreichen Antworten und Ideen. Da ich nicht allen persönlich antworten kann (weiss nicht wie man mehrere Beiträge quotet), gehe ich auf Eure Fragen in einem ein:

1.@ Schneeflocke2016) Ja, sie hat den Lehrvertrag in der Tasche (seit Sept) bin nun aber nicht ganz sicher, ob er eine Klausel hat. Muss nachlesen. Zeugnisse muss sie keine mehr zeigen. Lehrmeister ist extrem sozial ausgerichtet, Lehrfirma auch!

2. Ja, sie hatte beim Kinder- und Jugendarzt psychologische Hilfe. Jedoch war das, nun ja, halt was für Kinder. Nich falsch verstehen, sie hatte einfach vielleicht 7 x eine Lektion Gespräche. Ihr wurden Strategien aufgezeigt und es wurde viel gespielt (Kind war damals 14.5 Jahre alt.) Sie fand es nicht sonderlich hilfreich. Es war auch schon bereits nicht mehr akut, bis wir endlich den Platz bei der Ju-KiArzt - Psychologin bekamen.
Aktuell sind wir nun beim hiesigen Hausarzt angemeldet. Ich wollte die beiden im selben Dorf haben, beim selben Arzt wie ich und nicht mehr beim Kinderarzt. Somit müssten wir von vorne beginnen, was wir eh müssten, wenn es denn eskaliert. Noch einmal auf psychologische Hilfe „warten“ würden wir nicht mehr in dieser Weise. Wir waren schon damals sehr kurz davor, psychiatrische Notfallintervention zu starten.
Mit viel Liebe und Verständnis und vielen, vielen Gesprächen haben wir es jedoch ohne geschafft.

3. @ Lotus) Momentane Schule: Da liegt m.E. viel im Argen. Es hat mehrere LPs die pensioniert werden. U.a. auch ihr Mathlehrer, der vorzeitig aufhörte auf Grund von Burnout und nun ein Stellvertreter einsprang für das letzte Semester. Auch der Schulleiter wird im August pensioniert. Somit bin ich ein klein wenig skeptisch. Wäre aber wohl auch eine Möglichkeit das Gespräch mit ihm zu führen.
Ich denke, es müsste ein ehrliches Gespräch mit dem Klassenlehrer stattfinden, wo alles zur Sprache kommt, inkl. den Vorkommnissen im Konflager (Alkoholorgie).

4. @ Mutter einer Tochter) Ja die anderen Girls, die auch ausgegrenzt werden bilden bereits einen Zusammenschluss. Nur hilft das nicht wirklich! Wenn Unzufriedene einander helfen wollen, ziehen sie sich nur noch gegenseitig tiefer ins Elend. Z.B. rapportieren sie sich, wer der doofen Girls jetzt schon wieder über wen eine abschätzige Bemerkung gemacht hat. Das hilft keinem der 4 Girls weiter. Sie sollten sich gegenseitig ermutigen und Schritte zur Integration machen, aber keine ist stark genug.

5. @ Konfetti) Danke, schau ich mir an.

6. Wir sind aus dem Kt. BE

7. @ petite souris, Leela) Sie hat nicht wiederholt, ist in der Sekundarschule und möchte auch nicht wiederholen

8. @ Savuti) Teilzeit in die Klasse kommt nicht in Frage, das hält sie nicht aus weil sie sich schämt, wenn alles seltsam und erklärensbedürftig wird…

9. @ help) Danke! Dein Beitrag zeigt mir, dass ich nicht überreagiere…

[Leela]

@desperado: Sorry, du hast mich falsch verstanden. Ich meinte, dass für mich damals der Klassenwechsel (aufgrund des Wiederholens) die Lösung war.
Vielleicht wäre es ja möglich, dass sie die Schule in einer anderen Klasse abschliesst.

[desperado]

@ Leela, ja natürlich, sorry. Für uns aber leider nicht relevant ;-(
Ich glaube nicht, dass das geht, wechseln meine ich, aus Gründen die wieder einer langen Story bedarf….

[Savuti]

Schule in Nachbarsdorf fertig machen. Wobei dies vermutlich aufgrund der kurzen Frist nicht möglich sein wird.

Home-Schooling oder Privatschule

[danci]

Wenn sie nie wiederholt hat, kann sie im Kt. Bern die Schule doch gar nicht vorzeitig abschliessen. Es besteht eine Schulpflicht für die 11 Jahre (oder bei Deiner Tochter vermutlich 9, da damals der KiGa noch nicht obligatorisch war, aber auch nicht angerechnet wird) und sich von dieser befreien, kann man nur mit einer Alternative wie Homeschooling oder Privatschule. Oder habt Ihr eine Sonderverfügung?

Homeschooling dürfte die Frist wohl durch sein, das Verfahren selber geht ja einige Monate. Privatschule wäre zu prüfen, ob noch ein Platz besteht. Die Schule im Nachbarsdorf abschliessen geht evtl., wenn es die gleiche Gemeinde ist. Bei einer anderen dürfte die Finanzierung ein Problem darstellen, da der Kanton die Beiträge für ganze Jahre spricht und das heissen würde, dass entweder die Nachbarsgemeinde bereit wäre, das Kind gratis aufzunehmen oder aber die jetzige die Hälfte der Entschädigung zu überweisen, obwohl für die Gemeinde die Ausgaben bereits anfielen. Ich weiss bei uns, dass das bei einem Umzug oder so, akzeptiert wird, aber sonst eher nicht.

Ich will nichts schlecht reden, aber ich fürchte so viele Möglichkeiten habt ihr gar nicht.

[carina2407]

Ich sehe da eigentlich nur zwei Möglichkeiten, entweder das letzte Semester noch durchwursteln oder Privatschule. Ich persönlich würde Zweiteres wählen. Für mich ist es zwingend, dass die obligatorischen 11 Jahre absolviert sind, alles Andere käme einem Schulabbruch gleich, unabhängig vom künftigen Lehrbetrieb, macht das nirgendwo eine gute Falle und allenfalls sind später Möglichkeiten für Weiterbildungen/Zweitausbildungen verwehrt. Kann sie im KV überhaupt an die LAP wenn sie die obligatorischen Schuljahre nicht hat? Ich meinte das sei eine Voraussetzung bei den EFZ-Lehren um zur Prüfung zugelassen zu werden. Natürlich würde ich meine Kinder nicht gerne leiden sehen, aber Schule vorzeitig abbrechen käme auf keinen Fall in Frage. Lieber kratze ich noch mein letztes Geld zusammen und ermögliche den Besuch einer Privatschule. Es ist nur 1 Semester, ich würde es durchboxen.

[desperado]

@ danci
Ja, so viele Möglichkeiten gibt es in der Tat nicht.

@ Carina2407
Ja, ich würde auch durchboxen, kenne nichts anderes und bin mir das seit Kindheit so gewohnt. Aber meine Tochter ist nicht ich.l
Wer schon einmal sein Kind am Abgrund gesehen hat, denkt anders..!

Schwierig, schwierig. Heute sagt sie wieder, sie wolle nicht davon laufen. Morgen wird sie wieder nur weinen und launisch sein und mir das Gefühl geben, dass bald nichts mehr geht… Werden wohl einfach da durch müssen. Halte euch auf dem Laufenden.

[carina2407]

@desoerado: Ich verstehe das schon, es klingt wirklich schlimm bei euch. Aber dann nehmt sie doch raus und lasst sie das letzte Semester an einer anderen Schule beenden, keinen Schulabschluss zu haben ist für ihre Zukunft ja auch nicht förderlich. Meinen Sohn gurkt es so dermassen an, er hat total den Schulverleider, er muss aber noch durchhalten, sein Lehrbetrieb möchte die Noten der 9.Klasse noch sehen und zwar von beiden Semestern, er hat gar keine Wahl wenn er diese Lehre machen will. Er hat es aber gut in der Klasse , das hilft natürlich.

[Sternli05]

Sie hat ja einen Lehrvertrag und somit eine super Perspektive. Ich würde sonst auch schauen das die noch in eine Privatschule kann.

Mein Sohn hat in der Oberstufe immer wieder verweigert. War schlimm und mir wurde von Seite Schule immer gedroht weil Schulpflicht sei.
Nun ist er im 10. Schuljahr, privat, ist super. Er fühlt sich von den Lehrern endlich ernst genommen. Nur leider ist bei ihm das Problem das er sich psychisch keine Lehre vorstellen kann. Er hat so Hemmungen vor Betrieben und Lehrmeistern, er verweigert da total. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

[Schwups]

Desperado
Ich würde die Tochter via Hausarzt an einen Psychologen überweisen lassen. Kannst vorgängig Dich erkundigen, wer eine kurze Wartefrist hat. Ich würde mich mehr abgrenzen und sie selber mit fachlicher Hilfe das Problem lösen lassen. Erst wenn die Therapie nichts fruchtet, den Wechsel in eine Privatschule in Betracht ziehen, falls es sich überhaupt noch lohnt. Die sechs Monate sind ja schnell rum.

[Manana]

Wenn deine Tochter wechseln möchte, würde ich es versuchen an einer Privatschule und wie Schwups geschrieben hat, psychologische Unterstützung suchen.
Es kann aber auch sein, dass ein Wechsel für deine Tochter eher schwierig wird für so kurze Zeit. Sie müsste sich dann dort auch wieder in eine Gruppe einfügen, die schon besteht, je nach Klasse kann das sehr schwierig sein in dem Alter.