Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

Antworten
desperado
Member
Beiträge: 112
Registriert: Mi 26. Sep 2012, 19:26

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!

Beitrag von desperado »

Ich habe 2 Teenies, die werden im August 16. Junge und Mädchen. Es sind Welten zwischen den beiden!

Während der Junge zufrieden mit der Welt und sich selber ist, erlebt das Mädchen buchstäblich himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!

Sie zweifelt halt zu oft an sich selber… und zermartert sich den Kopf über alles! Wegen ihrem Aussehen, ihrer sozialen Stellung in der Klasse, ob Freundschaften halten werden, wem man vertrauen kann….!? Wegen dies oder das, was hat er gemeint, wenn er dies oder das sagt, tut, wieso lästern Mädchen, soll sie Partei ergreifen wenn Freunde Beef haben mit jemanden? Und und und…..

Ich finde die Phase grad sehr anstrengend und es tut auch im Herzen weh. Ich versuche ihr beizustehen, immer wieder darüber zu reden mit ihr (sie sucht diese Gespräche mit mir), aber oft denke ich, wie auch schon früher in der Erziehung, dass es hart ist, alles alleine zu tragen. Und nein, ich bin nicht AZ. Aber Männer verstehen das nicht...Meine Freunde haben zwar auch Mädchen, aber die erleben das (noch) nicht so. Deshalb schreibe ich hier.

Ich suche den Austausch hier, mit Eltern, dessen Teenies auch öfter an sich zweifeln. Deren Welten auch so zerbrechlich sind und oft ein Snap Chat oder ein Blick einer Gleichaltrigen darüber entscheidet, ob das Glas gerade halb voll oder halb leer ist…. Wenn ihr wisst was ich meine. Die Stimmungsschwankungen sind enorm! Ich glaub, ich suche Eltern von hochsensiblen Kindern, denn ich glaube meine Tochter ist es. Von Töchtern, die auch nicht mit grossem Mut und Zuversicht gesegnet sind, die eher zurückhaltend und scheu sind….

Ich hatte schon einmal einen Beitrag hier geschrieben, vor 2 Jahren. Und zwischenzeitlich war es sehr gut, sie fühlte sich in der 8.Klasse sehr geborgen und wohl in der Klasse, hatte einige Freundinnen. Nun sind aber fast alle ihrer guten Freundinnen in den Gymi abgewandert, Neue Schüler sind dazu gekommen, um die Klasse zu füllen und es entstand eine komische Stimmung in der 9. und letzten Klasse. Sie leidet nun zunehmend unter dem Klassenklima. Den Lehrer will sie nicht einbeziehen. Der sei selber auch „schulmüde“, sagt sie. Die „Sozialtante nicht zu gebrauchen“.

Es sind gerade ein paar Fronten und ich bin nicht sicher, ob ich es einfach „laufen lassen“ soll oder ob es einer Intervenierung bedarf. Bloss wie die aussieht wissen wir beide nicht.

Sind Mädchen wirklich vulnerabler oder gibt es hier auch auch Jungs, also Söne, die mit dieser Phase des Erwachsenwerden kämpfen? Ich würde gerne darüber hören. Danke!

Samina
Newbie
Beiträge: 14
Registriert: Mo 15. Aug 2022, 15:55

Re: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!

Beitrag von Samina »

Liebe desperado, meine Kinder sind 1:1 wie deine, ich verstehe dich so gut. Es ist sehr schwierig damit umzugehen. Ich melde mich gerne später per PN bei dir. Fühl dich umarmt von einer Leidensgenossin.

tantchen
Senior Member
Beiträge: 579
Registriert: Mi 26. Mai 2010, 19:20
Geschlecht: weiblich
Wohnort: ZH

Re: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!

Beitrag von tantchen »

Hallo desperado,

Ich habe einen Jungen und ein sehr sensibles Mädchen, beide mittlerweile über 20ig.
Ob Mädchen vulnerabler sind kann ich nicht sagen, sie reagieren vielleicht sensibler auf Gegebenheiten die sie betreffen. Gerade sensible Menschen möchten, dass es allen rundherum gut geht und leiden „kollektiv“ und zuhause explodierte sie dann. Es war bei uns ein schwieriges Alter, Lehre suchen, sich auf Neues einlassen, Abschiede von Kollegen, vom Bekannten, sich auf Unbekanntes einstellen, körperliche Veränderung, Verliebt sein…. Es gibt viele Veränderungen die alle in diesem Alter geschehen, und da ist es für mich nachvollziehbar wenn sie durcheinander sind.
Jungs sind in dem Alter auch verletzlich, unsicher und traurig, gehen sie anders damit um? Meiner hat nicht mit uns darüber gesprochen, das Mädchen schon, ihr hat man es auch angesehen wenn es ihr nicht gut ging. Mein Sohn ist eher der, der die Fassade aufrecht erhält und quasi undurchschaubar schien. In richtigen Momenten, (zum Bsp. vor dem Kühlschrank, wenn er einen vollen Mund hatte :wink:) , das war der Zeitpunkt wo er bereit war über Dinge zu reden die ihn beschäftigten. Aber er war nie so mit extremen Aufs und Abs, und seine Unsicherheiten hat er für sich behalten. Doch weiss ich, dass er gelitten hat, sich geschämt hat für seinen Äusseres obwohl er keinen Grund hatte (aus meiner Sicht), aber, ja auch sie tragen Gedanken und Sorgen mit sich herum.

Es wird besser, bleibe aufmerksam, zeig dass du Verständnis hast und sei einfach da.

Sternli05
Plaudertasche
Beiträge: 5006
Registriert: Di 15. Dez 2015, 08:15

Re: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!

Beitrag von Sternli05 »

Bei uns ist es umgekehrt. Meine Tochter steht voller Lebensfreude im Leben. Sie ist anders als andere und fühlte sich schon immer wohl damit. Hat sich nie beirren lassen, Schwamm nie mit dem Strom und hatte doch immer viele Freundschaften. Sie hat eine total offene und herzliche Art. Sie ist heute 19.
Mein Sohn ist 16 und der total sensible. Schwimmt zwar auch nicht einfach blind mit dem Strom. Hat aber doch so seine Probleme mit den Ansprüchen die das Leben so stellt. Wir können nur Dasein und unterstützen.

desperado
Member
Beiträge: 112
Registriert: Mi 26. Sep 2012, 19:26

Re: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!

Beitrag von desperado »

Samina, tantchen, Sternli05
Danke für Eure Beiträge. Es ist schön und easy Kinder voller Lebensfreude zu haben. Ich erinnere mich manchmal mit Wehmut an die Zeiten, wo sie effektiv noch Kinder waren und noch unbeschwert und fröhlich durchs Leben gingen.

Ich glaube schon, dass es auch Jungs gibt, die sensibel und in sich gekehrt sind. Mein Sohn hat wirklich keine Sorgen. Ich hoffe das bleibt so, auch in der Lehre. Er ist sozial sehr gut integriert, hat viele Kollegen. Wenn ihm etwas nicht passt, dann kriegt man das sehr schnell mit, trägt sein Herz auf der Zunge. Seine Probleme drehen sich um Kleinigkeiten: Frisur, ab und zu mal ein Pickel, dass ihn der Schulstart wieder angurkt… solche (vergängliche) Kleinigkeiten. Aber nix elementares, wie Einsamkeit oder Depressionen…

Meine Tochter, obwohl auch integriert, kann gar nicht genug Freunde haben, möchte am liebsten immer mit anderen zusammen sein. Es macht ihr einfach zu schaffen, in der 9. Kl zurückzubleiben. Während die anderen (ihre Freundinnen) in die Stadt in den Gymi gehen. Alle Freundinnen, die ihr lieb und teuer waren, sind nun halt viel weniger zugänglich. Was bleibt, ist wohl eine Klasse, die ähnlich wie sie empfindet, aber das vielleicht nicht so bewusst wie sie. Sagt, sie sei oft traurig, wenn sie zu Hause ist, obwohl sie ein wirklich sehr gutes Verhältnis zu mir habe, vertraut mir alles an….
Aber ich bin eben nicht gleichaltrig…

Ja wir können nur da sein und unterstützen….

Ja herzliche und offene Menschen haben es leichter auf dieser Welt… Manchmal, jedoch ganz tief in mir verborgen und ganz leise, mache ich mir Vorwürfe.. Ich bin selber nicht der Ausbund an Fröhlichkeit, habe auch meine guten und schlechten Tage. Auch war meine Kindheit / Jugend bei weitem nicht so unproblematisch wie dies jetzt meine Kinder erleben…
Aber dann muss ich mir wieder in Erinnerung rufen, dass ich doch ein recht offener Mensch bin und mich stets bemühe, in Kontakt mit meinen, auch mir unbekannten Mitmenschen zu treten und das auch meinen Kindern versucht habe vorzuleben. Jedoch musste ich bald feststellen, dass sie immer schon recht verschlossene, fremden Menschen ggü. scheue und reservierte Kinder/Teenies waren. Aber vielleicht kommt das ja noch …!?

Antworten