Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Der Besuch war da

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Besuch war da

Besuchen sollten Dich immer nur jene,
Die gern zu Dir kommen und die Dich mögen,
Denn sie sind es ja auch, notabene,
Welche persönlich Deine Eigenheiten mögen.

Denn wenn Du auch ein wenig anders bist
Will nicht jeder Deine Natur verstehen.
Nur mit Nächstenliebe wird ein lieber Christ
Von Deinen Besonderheiten generös absehen.

Mit ihm darf man ungeschützt ins Plaudern fassen,
Da ist nichts Bösartiges, es gibt keine Häme,
Kein Wort, aus dem man heraushört das Hassen,
Weil das immer nur die Freudenkraft lähme.

Wir haben uns wieder humorvoll unterhalten,
Weshalb ich die Einladung erneut ausspreche:
Den Freund will ich bei der Stange halten,
So dass ich für ihn gern die Lanze breche.

Der Besuch war da, ich hab' mich gefreut,
Wenn immerzu kommen, die mich lieben.
Missliebige haben eh' den Gang gescheut,
Sind mir gottseidank ferne geblieben.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Gelebte Lehren

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gelebte Lehren

Wie hat sich doch die Zeit gedreht,
Gar manches wirkt heute unstet:
Was früher kaum in der Betrachtung
Findet heut' anerkannt Beachtung.

Ja, man bewegt, was Nebensache,
Weil unwichtig ein Geist erwache
Und übersieht dabei fast um ein Haar,
Wie das doch früher anders war.

Da hat man sich noch eingelassen
Auf Lehren, konnte diese fassen,
Wo man ums Leben sich bemühte
Und geistreich jeder Funke sprühte.

Was hilft es, wenn heut' KANT zitiert,
Jedoch der Despot nur Kriege führt,
Strafgefangene in Uniformen steckt
Und zusieht, wie der Mensch verreckt?

Philosophien kann man immer lehren,
Doch handelnd muss man's Leben ehren,
Denn grau, Freund, bleibt die Theorie,
Menschenleben gefährdet man nie!

Theorien sind immer dann heiße Luft,
Wenn der Mensch handelt wie ein Schuft:
Das Leben ist gar schnell verraucht,
Wo man die Theorie missbraucht.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Bin ich gerecht?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bin ich gerecht?

Mit dem Alter verändern Menschen sich –
Mit zunehmenden Graustufen in den Haaren.
Das gilt für Dich und auch für mich,
Beeinflussen das Gemüt in späten Jahren.

Die jüngsten Enkel aber wollen nur spielen
Mit Dir, mit mir, denn sie sind nahe gern,
Weil sie sich wirklich noch so selig fühlen,
Denn Du bist für sie ein hoher Stern.

Was sollen die Sterne am Firmament,
Was all die Lichter, die Leuchten?
Wenn man großelterliche Namen nennt,
Beginnen Enkelaugen zu leuchten!

Je weiter sie von Dir entfernt leben
Und Dich deshalb seltener sehen,
Desto mehr wollen sie ja Nähe erleben
Und werden gern zu Dir gehen.

Je älter jedoch die Verwandten werden,
Desto mehr werden sie sich entfernen
Von Dir, weil eigenes Leben sie mehrten,
Suchend nach persönlichen Sternen.

Großeltern haben das auch so gemacht,
Als sie jung und dynamisch waren.
Manche haben sogar die Eltern verlacht,
Zielten darauf, eigene Ziele anzufahren.

Verteile Zuneigung und Geld gerecht
Und mache dabei niemals Unterschiede!
Ist denn Zuwendung im Alter noch echt,
Wenn ich mir meine Gefühle verbiete?

Man ist wahrscheinlich nie ganz gerecht,
Weil Zuwendung auch ein Zeitsklave bleibt.
Sind die Zeiten dann wirklich einmal schlecht,
Dürfen wir nicht zulassen, dass Abschied uns treibt.


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Hans Hartmut Karg
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Zum Geblüt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zum Geblüt

Das Geblüt
der Menschheit will stets mehr,
als ihrer Selbstsucht zusteht.

Im Gemüt
wachsen die Seelenkräfte
uns allen zu,
mit denen wir so gerne sehnen.

Aber bleiben sie,
fliehen sie nicht,
verändern sie sich
trotz gutmeinender Absicht?

Das wechselt ja,
vorher kann es niemand sagen.

So aber, lieber Freund,
bleibt unser Leben
spannend...


©Hans Hartmut Karg
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Frühaufsteher - Abendgähner

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Frühaufsteher - Abendgähner

Dem Frühaufsteher gehört der Morgen,
Wenn alles noch vom Schlaf umweht.
Dann kann er Freiraum sich besorgen,
Was ihm an Willen auch zusteht.

Er schreibt und werkelt optimal,
Vermag Neues gezielt zu schaffen,
Zeigt sich vernetzt und auch global,
Trinkt meist aus eigenen Karaffen.

Die Morgensonne weckt den Geist,
Dafür gähnt er am Abend früh,
Ist leicht zum Schlafe schon gereist,
Denn Zuhören bereitet Müh'...

Wer morgens Energie verbraucht,
Hat sie am Abend halt nicht mehr,
Und ist sie bei ihm erst verraucht,
Ergreift das Gähnen ihn doch sehr.

Der Frühaufsteher kennt sich gut
Und weiß, wann er viel leisten kann,
Lebt morgens aus die Arbeitswut,
Denn was getan ist, ist getan!


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Mogenmuffel - Abendmensch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Morgenmuffel - Abendmensch

Den Vormittag muss er verpennen,
Da ist er zu nichts zu gebrauchen,
Kann nicht klar schauen, denken, rennen,
Weil Nachtgeister in ihm noch fauchen.

Erst langsam tritt er ein ins Leben,
Die Traumschleier, die lösen sich.
So kann er bis zum Mittag streben
In wache Welt – doch nervt er Dich!

Wenn Du ihn morgens früh aufweckst
Und dabei liebend gar ansprichst,
Ihn mit dem Federkitzeln neckst,
Wirst Opfer Du des Wortgerichts.

Er schimpft und beißt sogar in Kissen,
Will einfach seine Ruhe haben,
Ist fern von Liebkosung und Küssen
Und kündigt auf jedes Vorhaben.

Er bleibe in Schlafgottes Armen,
Sprich' ihn nicht an, lass' ihn in Ruh',
Dann hat er mit Dir auch Erbarmen,
Daraus wird für ihn erst ein Schuh.

Dafür ist er abends präsent,
Kann jede Bühne frei bespielen,
Weil er als Nachtarbeiter kennt,
Worauf erfolgreich er wird zielen.


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Vernutzung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vernutzung

Mit den Möglichkeiten der Bequemlichkeit
Verschafft sich die Menschheit Luxusträume
Für das weitere Vernutzen von Erde und All.

Man verschwendet die Zeit, die Liebe, Ressourcen
Und fragt lieber nicht den Nachbarn danach,
Wie sehr Klima und Erdüberlastungstage zusetzen.

Man lernt gemächlich in den Tag hinein zu leben,
Ohne sich anstrengen zu müssen, auch ohne Not,
Denn alimentiert halten wir unser Überleben aufrecht.

So gewinnt man viel Zeit für weitere Vernutzung,
Baut ganz im Sinne der Wirtschaft auf Vielheit
Und steigert so beharrlich die Lust zum Kauf.

Denn das Sandeln und das Kaufen betäubt die Sinne,
Übertüncht die seelische Leere und obligate Langeweile
Eines Daseins, das nur noch konsumbereit lebt.

Mit Bequemlichkeit und ihren Möglichkeiten
Verschafft sich die stark wachsende Menschheit
Nach Leid vielleicht doch noch den Willen zur Rettung.


©Hans Hartmut Karg
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Das Kästchen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Kästchen

Hat doch das Kind ein kleines Kästchen
Aus Holz nahe dem Haus aufgehängt,
Am Baum, an einem Tannenästchen,
Dazu hab' ich es nicht gedrängt.

Das Kind, längst erwachsen und fern
Hat diese einsame Tat längst vergessen.
Zu Besuch kam es natürlich gern,
Ist immer sehr treu uns gewesen.

Am Baum hing das Kästchen viele Jahre
Und wurde fast nicht mehr wahrgenommen.
Doch sah man nicht plötzlich verschwinden Haare,
Wurden Bewegungen in den Blick genommen?

Tatsächlich! Da war doch ein kleines Tier,
Das rasch in dem Kästchen verschwand.
So wuchs tatsächlich Neugierde in mir:
Tierleben reizt unseren Naturverstand.

Die Siebenschläfer kamen nun jährlich.
So hatte plötzlich seinen überragenden Wert
Dieses Kästchen, es erfreute uns ehrlich,
Weil es unseren Tierchen unbeschwert

Heimat gab, die sie doch brauchten
In aufgeräumter Welt allhier,
Wo winters die Kamine rauchten
Und weniger Platz für ein Tier...


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Der muntere Tag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der muntere Tag

Der muntere Tag sei mir gegrüßt,
Selbst wenn sich Wolken herschieben,
Wenn endlich mit Licht Dunkel verbüßt,
Weil der Tag mir befreit um zu lieben.

Verblassend mit gelbfahlem Mond
Zieht das Nachtgestirn zum Horizont,
Während es östlich schon leicht sonnt,
Wo aufgescheuchte Welt längst wohnt.

Die Wolken ziehen nach Osten ab,
Verdrängt von den Großwetterlagen,
Damit der Blick blauenden Himmel hat,
Verschwunden all ängstigende Fragen.

Ein wenig einwickeln in die Decke,
Sich umdrehen, weniger schlummern:
Während ich mich dehne und strecke,
Fangen Baumaschinen an zu wummern.

Dann: Das Vogelzwitschern versöhnt,
Die Strahlen wecken Lebensgeister:
So sehr hat uns der Morgen verwöhnt,
Indem er beseitigt die Seelenkleister.

Der muntere Tag gesellt sich zu mir,
Versonnen seh' ich im Aufstehen,
Wie ein zärtliches Lächeln von Dir
Mir erleichtert ins Licht zu gehen.


©Hans Hartmut Karg
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Pracht der Dichtkunst

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Pracht der Dichtkunst

Nicht alle Menschen sehen Sprachwunder,
Wenn sie herrliche Gedichte aufgreifen,
Ihnen Geschriebenes eckig, statt runder
Erscheint, ohne im Verstehen zu reifen.

Doch wer noch die Fähigkeit besitzt,
Sich in Sprachräumen einzuleben,
Weil schalkhaft die Neugierde spitzt,
Der kann sich den Versen hingeben.

Kritik ist manches Mal nur verkniffen,
Wo Wortklauber ihre Brötchen backen.
Damit haben sie aber selten begriffen:
Wörter haben leuchtend-goldene Zacken.

Denn mit Mutterwitz aufgewachsen
Zeigt uns Dialektsprache ganz famos,
Was bekannt vom Rhein bis nach Sachsen:
Die Zweisprachigkeit erst macht uns groß!

Man muss das ja willig richtig lesen,
Was der Geist an Wörtern vermehrt,
Denn so mancher lautreinigende Besen
Zerstört nur, was bisher noch ungehört.

Von daher seh' ich gern blinken,
Was neu und nicht glatt vorgedacht,
Denn Worte zur Rechten und zur Linken
Entfalten eigene Schönheit – und Pracht.


©Hans Hartmut Karg
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Sag' ich was

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Sag' ich was

Sag' ich was, dann ist es falsch,
Sag' ich nichts – dann ist's auch falsch.
Man bekommt schon einen dicken Hals,
Denn was man macht ist alles falsch.

Gerade darin steckt der Wurm
Wenn man erlebt den Riesensturm
Für Kleines, das oft schlecht erklärt,
Damit man hin zur Hölle fährt...

„Correctness“ heißt das Zauberwort,
Für manche neuer Hort und Sport,
Um Menschen beim Satz zu erwischen
Und Übles ihm dann aufzutischen.

Jetzt gibt es wieder Tugendtanten
Und Tugendonkels, die bekannten,
Für die „Verzeihung“ und „Vergebung“
Nicht wirklich ein Konzept kann geben.

Stattdessen: Mediale Schwellung,
Man bringt Kanonen da in Stellung:
Womit man dann die Messer wetze
Den Shitstorm bringt in alle Netze...


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"Ich sterbe nicht auf Befehl!"

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


„Ich sterbe nicht auf Befehl!“

„Ich sterbe nicht auf Befehl!“
Schrie der Soldat und warf die Waffe weg.
Er machte daraus auch kein Hehl:
Jetzt musste er so rasch als möglich weg!

Schon gab es die ersten Standgerichte,
Wo man Fahnenflüchtige verurteilt hatte,
Die sich selbst dem Kämpfen und Töten entpflichtet,
Dem Kadavergehorsam geflohen, der Tyrannenratte.

Jetzt konnte er geflohene Freunde erreichen,
Obgleich die Smartphones im Lande längst tot.
Dennoch ließ er sich nicht mehr zum Kampfe erweichen,
Denn er erkannte eigene und der Freunde Seelennot.

So gingen sie überlebend in ein fernes Land,
Denn sie wussten, dass ihr Volk keinen Krieg wollte.
Sie blieben bei der Wahrheit, bei Sinnen und Verstand,
Wo man dem Recht auf Pazifismus Gefolgschaft zollte.


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Wo ein Berg ist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wo ein Berg ist

Wo ein Berg ist, lockt das Tal,
Der Wunsch lebt auf, wohl tausendmal,
Denn ihn verstärkt allzeit Neugierde
Und so wächst Menschen zu Begierde.

Doch wer zu lange in Bekanntem,
Der möchte gern woanders landen,
Wo Blicke ihn längst hingetragen,
Um neuen Horizont zu wagen.

Also, rasch auf und rasch ins Tal,
Wo alles grünt und nichts dort kahl,
Der Bach zur Frische trägt die Lungen,
Wir treffen vielleicht auf die Jungen.

Da ist es kühl, die Sonne fern,
Die leuchtet nur am Berg so gern.
So lockt im Tal uns auch das Fremde,
Am Berg kennt man ja das Gelände.

Man sieht oben zwar sehr viel weiter
Und das Gemüt braucht keine Leiter –
Ganz anders als bei dunklen Tannen
Können wir oben Licht einfangen.

Und waren wir dann doch im Tal,
Entdecken wir, dass sintemal
Der Berg uns die Weltweitsicht zeigt,
Weshalb man sich vor ihm verneigt.

Menschen wollen das gern haben,
Wo sie nicht sind, sich andere laben,
Weil die angeblich besser leben –
Man wird ins Unbekannte streben...


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Ach, wie gut

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ach, wie gut

Ach, wie gut, dass jeder weiß,
Dass mit Worten ich stets leis'
Für die Freiheit eingetreten,
Für Pooesie – und für das Beten.

Wer auf diese Werte steht
Und nicht zu den Mächt'gen geht,
Dem wird dann auch zugestanden:
Kriegstreiber sind die Gebannten!

Stets suchte ich mir Gleichgesinnte,
Die nahe sind dem Götterwinde,
Der sich herab zum Frieden beugte,
Wovon ich immer überzeugte.

Wo eingebunden sind die Ahnen,
Da zieh' ich sicher meine Bahnen,
Die bei jener Erfüllung weilt,
Der das Gute nie enteilt.

Seid mir gewogen, längst Gegangene,
Damit wir Heut'gen das Vergangene
Mit Werten stets verknüpfen können,
An Schlimmes uns niemals gewöhnen.

Entwicklung braucht unser Nachdenken,
Um uns vom Phlegma wegzulenken,
Denn Werte sind niemals banal,
Wir brauchen sie deshalb global.


©Hans Hartmut Karg
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Ein Mann zuviel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein Mann zuviel

Ein Mann zuviel steht in der Küche?
Das wollte Sie gar nie nicht haben,
Denn ihr gehorchen Topf, Gerüche,
Es sind halt Ihre Meistergaben.

Deshalb sehnt Sie sich auch gern danach,
Dort immer alles selbst zu machen.
Vermeide, Mann, Dein Ungemach,
Da gibt es für Dich nichts zu lachen!

Dort waren sie Ihr stets zuviel,
Die Männer, die halt herumstanden.
Bei Ihr kam Können mit ins Spiel,
Kein Mann konnte da bei Ihr landen.

Doch eines Tages kam ein Knecht,
Der alles tat, was Sie so wollte,
Der arbeitet' – das war Ihr Recht! –
Obgleich Sie keine Blicke zollte.

Der zeigte mit viel Freundlichkeit,
Dass er Ihr gerne nahe war.
So wurde Sie liebesbereit –
Die Heirat kam dann übers Jahr.

Er mochte Sie, weil Sie so herrlich
Nicht immer alles akzeptierte.
Doch spürte er, Sie meint es ehrlich,
Weshalb er zum Altar Sie führte.


©Hans Hartmut Karg
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Warum ich vage bleibe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Warum ich vage bleibe

Wenn Poesie, lieblich gehalten
Sich zum Erzählen wird bekennen,
Kann sie auch Wünsche gut aushalten,
Die immerzu nur Namen nennen.

Geschichten hellen manche Strophe,
Worauf spechtet, wer sie bekommen.
Doch ein Gedicht ist keine Zofe,
Die man gern in den Arm genommen!

Ein Dichter bleibt suchender Mann,
Der Wortlust immerzu befriedet,
Weil er ganz klar auch anders kann,
Wenn frei er seine Reime schmiedet.

Vage muss ich deshalb bleiben,
Weil mir der Zauber ganz viel wert:
Kein Schindluder darf Sprache treiben
Mit dem, der mein Werk ja verehrt.

Unbestimmtheit kann bewegen,
Was unbeweglich bleiben würde,
Denn Anregung wird dann zum Segen,
Wo sie nimmt sperrig' Geisteshürde.

Entschlüsse sind zwar oft notwendig,
Doch sollten sie uns auch entschweren,
Wo Not benagt die Seelen ständig:
Gedichte können Not abwehren!


©Hans Hartmut Karg
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Eiskalt kam die schwarze Nacht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Eiskalt kam die schwarze Nacht

Eiskalt kam die schwarze Nacht
An diesem Tag zu uns herunter.
Früh ist der Winter schon erwacht,
Lebensgeister sind nicht munter.

Obwohl wir überall Lichter sehen,
Auslagen strahlen auch heuer,
Müssen wir langsam schon einsehen:
Verschwendung ist uns nicht geheuer!

Strom, Gas und Öl sind knapp wie nie,
Das treibt uns rasch zum Sparen hin,
Zwingt Thermometer in die Knie
Und macht doch irgendwie ja Sinn.

Dann schau' ich hin ins kalte Land,
Wo Reifgebilde herrlich stehen:
Wir haben es in unserer Hand,
Dass wir jetzt die Natur begehen.


©Hans Hartmut Karg
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Moderne Eulenspiegelei

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Moderne Eulenpiegelei

Eine Dame fuhr im hinteren Zugteil
Von München nach Augsburg, in der Bahn,
Die fuhr am 12. 12. 2022 auf Gleis drei ein.
Um 16:28 Uhr sollte es da weitergehen,
Doch der Zug RB80 hatte etwas Verspätung.
Auf der Anzeige außen stand „Würzburg“.

Im Zug aber stand „Treuchtlingen“.
So fragte die Dame die Fahrgäste,
Ob der Zug in Treuchtlingen geteilt würde,
Doch niemand konnte ihr Antwort geben,
Niemand wusste wirklich Bescheid –
Und kein Zugbegleiter in Sicht.

Da ging sie in den mittleren Zugteil,
Doch auch da stand „Treuchtlingen“.
Und auch da konnte ihr niemand helfen,
Was an Information nun richtig war.
Also fuhr sie nach Donauwörth ein,
Richtung Treuchtlingen weiter.

Tatsächlich kam wirklich kurz darauf
Vor Treuchtlingen die Lautsprecherdurchsage:
„Der Zug nach Würzburg wird nicht geteilt!“
Also setzten sich all jene wieder auf die Plätze,
Die bereits in den vorderen Zugteil umsteigen wollten
Und harrten der weiteren Dinge, die kommen sollten...

Tatsächlich las man nun auf dem Monitor im Zug,
Man möge doch in das „andere“ Zugteil umsteigen.
Das Wort „vordere“ war scheinbar nicht bekannt
Und verwirrt sahen sich die Fahrgäste an:
Welche Information ist denn jetzt richtig?
Sollte man nun umsteigen oder bleiben?

Von der Zugbegleiterin war nichts zu sehen,
Viele suchten auf dem Smartphone nach Rat,
Einige schlummerten leise vor sich hin
Und manchen war offenbar das alles egal.
Aber ans Ziele wollten schon alle gelangen
Und das ging nur mit der richtigen Information!

Deshalb gingen wir rasch ins vordere Zugteil
Und sahen, wie die Allermeisten dorthin rannten,
So dass dieses Zugteil sich sehr rasch füllte.
Gottseidank sah man keine Rollatoren,
Denn Alte hätten es sicher nicht geschafft
Das vordere Zugteil noch zu erreichen.

Einige sind in den hinteren Zugteilen geblieben,
Sicher in der Erwartung ihrer Hoffnung,
Der Zug würde doch nicht getrennt.
Sie konnten nun in Treuchtlingen bleiben
Oder auf die nächsten Züge warten,
Die ja noch kommen sollten.

Als wir die Zugbegleiterin, die erschien, fragten,
Warum sie die Nichttrennuung durchgesagt hätte
Und warum sie die Reisenden verwirrt hat,
Meinte sie ohne ein Wort der Entschuldigung
Und auch ohne ein Achselzucken:
„Der Zugführer hat mir das so gesagt!“

Dieser aber hatte den Zug schließlich getrennt,
Also musste er das von vornherein wissen.
Oder hat er sich einen Scherz erlaubt
Mit einer Zugbegleiterin auf dieser Strecke,
Um sie zu ärgern oder gar zu mobben,
Weil sie leider über nichts informiert war?

Selten sah ich so viele Menschen rennen,
Viele davon wollten nach Würzburg reisen.
Woran soll man sich denn da orientieren,
Wenn sogar Botschaften im Internet fehlen?
Doch wo Informationen Menschen verwirren,
Tritt offenbar Till Eulenspiegel wieder in seine Bahn...


©Hans Hartmut Karg
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Erbteil unserer Schöpfungsliebe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Erbteil unserer Schöpfungsliebe

Wir vergessen leider so leicht,
Dass unser aller Leben recht kurz,
Die Ewigkeit aber unendlich lang
Und unsere Möglichkeiten begrenzt sind.

Alles ist uns nur geliehen,
Nichts im Leben wird verziehen,
Den Himmel müssen wir hier finden.

Doch was wir sehen, was wir fühlen,
Anfassen, hören und begreifen,
Schmecken, riechen und genießen
Kann Teil der Lebensliebe werden.

Uns ist allen so viel gegeben,
Stellen wir es doch in bewahrendes Leben,
Wenn den Himmel wir hier gefunden.

Uns ist noch sehr viel aufgetragen
Mit Wasser, Erde, Luft und Feuer.
Doch wenn wir vernutzen alle Existenz,
Bleiben uns nur noch die Wünsche.

Deshalb lasst uns danach streben,
Dass wir begrenzen unser Luxusleben,
Um Zukunft hienieden zu retten.


©Hans Hartmut Karg
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Entdecken - das andere Geschlecht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Entdecken – das andere Geschlecht

Von Sigmund Freud stammt jener Satz:
„Was will die Frau denn eigentlich?“
Ist Mannes Bemühen wohl für die Katz,
Lässt sie ihn zappeln, gar im Stich?

Manche sehen Geschlechterkampf
Und bleiben dadurch unversöhnlich.
Doch ist dies nicht nur heißer Dampf,
Zu platt, banal ganz ungewöhnlich?

Denn Freud sah in dem Bild der Frau,
Was zauberhaft, geheimnisvoll,
Das mehr ist, als nur Bild und Schau,
Doch attraktiv, sehr seelenvoll!

Das andere Geschlecht entdecken,
Neugierde auf Suchen einstellen
Und mit Verschleiern nichts bedecken –
So kann sich Mann's Gemüt aufhellen...


©Hans Hartmut Karg
2022

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