Berührungen Kindergartenfreunde

[Bunny16]

Liebe Swissmom

Vielleicht kann mir jemand helfen. Bei uns dürfen die Kolleginnen und Kollegen meiner Kinder jederzeit zu uns kommen. Wir haben drei Kinder und ein grosses Haus mit einem grossen Garten. Die Freunde meiner Kinder kommen sehr gerne zu uns. Teilweise haben wir 10 Kinder bei uns zu Hause und das war noch nie ein Problem für uns.

Letztens waren die Nachbarskinder bei uns. Sie sind 4 und 6 Jahre alt. Sie sind sehr häufig bei uns. Wir haben Glace gegessen und anschliessend habe ich die Kinder aufgefordert die Hände zu waschen. Mein Mann hat den Kleinen dabei geholfen.

Jetzt hat mich seine Mutter angerufen und mit mir geschumpfen. Es sei nicht erlaubt fremde Kinder anzufassen. Das gehe richtung sexuelle Belästigung.

Ich bin aus allen Wolken gefallen und bin jetzt sehr verwirrt. Das ganze gibt mir sehr zu denken. Welche Berührungen sind noch zulässig und was nicht? Ich selber berühre die Kinder zwischen durch. Zb. Beim Jacken anziehen, gebe ihnen die Hände beim Spazieren, hebe sie hoch, wenn sie zum Beispiel zum Spiegel schauen möchten.

Man muss beachten, dass die Eltern aus Amerika kommen. Ich gehe davon aus, dass sie anderes gewohnt sind, als wir. Ich weiss gar nicht, wie ich mit der Familie ungehen soll.

Ich habe im Internet recherchiert und nichts sinnvolles gefunden. Kann mir jemand helfen, welche Berührungen bei uns in der Schweiz erlaubt sind? Gibt es rechtliche Berichte oder sowas?

Darf man den Kindern die Hände waschen?
Darf man den Kindern die Hände geben? Beim Jacken anziehen helfen? Darf man Windelkindern wickeln? Darf ich Kindern hoch heben?

Darf ich mehr als mein Mann, weil er einen Mann ist?

Selbstverständlich für mich ist, dass ich die Kinder alleine aufs Wc lasse und sie dort in Ruhe lasse und nur, wenn sie mich auffordern ihnen helfen gehe. Aber darf ich das? Darf mein Mann das?

Besten Dank für die Rückmeldungen.

[naura]

Also ganz ehrlich, ich wickle die kleinen Kinder meiner Freunde, helfe ihnen wenn nötig auf dem WC etc. erst recht wenn diese ohne die Eltern da sind. Händewaschen helfen, sogar abduschen/baden gab es, einige haben auch schon bei mir im Bett übernachtet.. bei grösseren Kindern wo eine nahe Beziehung besteht habe ich auch so oft Körperkontakt, beim Büechliluege etc. Wenn es ganz fremde Kinder sind, dann würde ich z.B. keine Kinder alleine betreuen, die nicht selber aufs WC können oder noch gewickelt werden.

Finde das super strange, wie die Nachbarin reagiert hat. Entweder vertraue ich jemandem mein Kind an und dann habe ich auch Vertrauen, oder dann nicht. Ich würde das nochmals nachbesprechen.

Vielleicht noch das, ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und arbeite da mit Freiwilligen. Da haben wir folgende Regeln, eine kurze Umarmung zur Begrüssung/Verabschiedung ist ok, keine Küsse, kein Kuscheln (ausser natürlich trösten) und aufs WC nur alleine oder mit Geschwistern oder zur Not mit der Projektleitung. Händewaschen helfen, Schuhe/Jacke anziehen, helfen beim Turnen etc. etc. das machen aber alle. Windelkinder nehmen wir nicht. Wegem Wickeln.

[sonrie]

ich finde das sehr heikel, denn egal was irgendwo geschrieben steht - wenn die Eltern dies als übergriffig ansehen, dann nutzt dir das alles nichts.
Ich würde das Gespräch suchen und sie ganz direkt fragen, wie sie denn zu solchen Dingen wie Hände waschen oder Jacke anziehen sagen bzw. wie du das handhaben sollst, da die Kinder ja offenbar viel bei euch sind und nicht alles selber können. Grundsätzlich müssten sie sich halt auch überlegen, ob sie dies wollen, dass sie Kinder bei euch sind - und sonst halt eben die Konsequenzen ziehen.

Vielleicht kannst du ihnen auch erklären, dass "hier" viele Dinge als ganz normal angesehen und gehandhabt werden, sodass sie sich auch damit auseinandersetzen können, dass es hier vielleicht auch kulturelle Unterschiede sind und nicht ihr die seid, die das komisch handhaben.
Was sagen denn die Kinder dazu? Sie müssen ja zu hause etwas erzählt haben, ansonsten hätte die Mutter nicht angerufen, oder? In dem Alter können sie ja gut sagen "ja, bitte helfen" oder "nein ich kanns alleine"?

[Leela]

Ich finde 4 und 6 Jahre sehr früh, um bei Nachbarn spielen zu gehen.
Das Kinder in dem Alter noch nicht selbstständig sind und es ohne Hilfe nicht geht, ist doch logisch.
Ganz ehrlich, da das Thema heikel ist, würde ich diese Kinder halt nicht mehr ins Haus nehmen.
Finde es komisch, dass dies für die Eltern ok ist, berühren aber nicht.

[sonrie]

Du findest 4 und 6 jahre früh? Da sind sie meist ja schon in Kiga/schule wo sie auch anziehen, hände waschen etc. müssen (auch mit Hilfe der KiGä) und fangen an mit Gspänli abzumachen?

[ChrisBern]

Ab Kiga finde ich schon, dass Kinder ohne Eltern spielen kommen können, wenn die Kinder das möchten. Mich hätte das jetzt auch recht kalt erwischt, so ein Telefonat. Ich helfe bei Kleineren auch, mit Hochheben etc, drücke auch mal ein Kind, wenn ich es besser kenne.
Ich fürchte, da führt nichts an einem klärenden Gespräch vorbei, vor allem auch mal zu erfragen, was die Kinder erzählt haben. Und hätte intuitiv dann die Tendenz, dass die Kinder dann eben nicht mehr alleine kommen können. Ich würde mich glaube nicht mehr wohl fühlen, wenn sexuelle Belästigung als damokles Schwert über mir schwebt- zumal ich schräg fände, dass die Eltern ihre Kinder alleine kommen lassen, dann aber nicht entspannt sind. Aber eben, wer weiss, was die Kinder erzählt haben und wie die Leute kulturell geprägt sind, vielleicht tue ich ihnen jetzt auch Unrecht.

[Leela]

Du findest 4 und 6 jahre früh? Da sind sie meist ja schon in Kiga/schule wo sie auch anziehen, hände waschen etc. müssen (auch mit Hilfe der KiGä) und fangen an mit Gspänli abzumachen?

Im Sinne von offenes Haus, die Kinder kommen einfach vorbei, finde ich es früh.
Mit jemandem abmachen geht natürlich schon. Dann hat in der Zeit die andere Familie die Verantwortung für das Kind und darf ihm selbstverständlich auch helfen, zb beim anziehen.
Komische Situation…

[Berlin]

Wir hatten auch immer ein offenes Haus und Garten, auch schon ab Kindergartenalter (d.h. ab 4). Was ich nur ein Mal gemacht habe, ist beim Säubern nach dem WC geholfen (weil der Junge auf dem WC sass und danach lauthalt gerufen hat "Fudi putzen"!). Das war mir sehr unangenehm, ich habe das danach der Mutter auch gesagt (sie nahm das locker, ihr war unangenhm, dass ihr Sohn das selber noch nicht machte).
Mal umarmen, trösten, über den Kopf streichen, beim Schuhe binden helfen, Salbe und Pflaster anbringen etc. war ganz normal. Wenn mir eine Mutter / ein Vater gesagt hätte, dass das für sie nicht geht, dann hätte ich das halt mit ihnen thematisiert.
Was ich nie getan habe ist, fremde Kinder bei mir im Bett übernachten lassen oder fremde Kinder beim Baden / Duschen geholfen (nur z.B. meine Nichte). Da war für mich persönlich eine Grenze. Falls sie nicht einschlafen konnten habe ich mich neben sie gesetzt, ihnen über den Kopf gestrichen, vielleicht noch eine Geschichte erzählt oder so. Aber ich hätte mich auch nicht neben sie gelegt.

[Berlin]

Noch dazu: Es gibt meines Wissens keine Klaren, festgeschriebenen Grenzen der Berührung von Kindern. Es gibt zwei wesentliche "Grenzen":
a) Wenn dem Kind die Berührung unangenehm ist
b) Wenn die Berührung beim Erwachsenen sexuelle Gefühle / Erregungen auslöst.
Die Beratungsstelle Limita macht dazu gute Vorträge; unter folgendem Link findest Du die "7 Punkte Prävention" mit einem Flyer, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene: https://limita.ch/kinderparcours/#7-punkte-praevention

[Savuti]

Aus meiner Sicht ist euer Verhalten im üblichen Rahmen.

In der Corona Zeit (Lockdown) hatten wir mit einer Familie gegenseitig Kinder gehütet. Der Junge 4.5 hatte Durchfall und in die Hose gemacht. Da konnte ich ihn nicht in seiner Sch… sitzen lassen. Ich habe ihm geholfen beim Duschen. Selbstverständlich habe ich die Familie informiert.

Aber vermutlich ist die kulturelle Prägung wirklich eine andere.

[naura]

@kulturelle Prägung
Ja das kommt sicher dazu, ich hab einen mediterranen background..

@Berlin/Übernachten
Vielleicht noch zur Präzisierung, in meinem Bett schliefen nur Kids unter 3, die nie noch alleine geschlafen haben..
das wäre anders gar nicht gegangen und das waren zum Teil Entlastungsdienste für Schlechtschläfer. Aber bei Kids von Freunden hätte ich glaub auch so keine Mühe, wenn es irgendwie nötig wär. Im Zelt schlafen wir auch beieinander..
Mir ist in dem Zusammenhang noch nie unwohl gewesen und glaub wir in meinem Umfeld hätten da auch nie an Grenzüberschreitungen gedacht, wir kümmer(ten) gegenseitig liebevoll mit.

Edit: und wickeln mach ich also selten freiwillig, natürlich nur wenn es wegen Abwesenheit der Eltern nötig ist. Ausser bei kleinen Bebes, aber ich hab auch öfters mal im Wochenbett mitgeholfen und da helf ich bei Freunden mit, auch bei den Geschwistern. Diese Kinder sind einem doch nah, ich hüte die auch regelmässig..

[Summer2018]

Ich würde tatsächlich vermuten, dass es sie gestört hat, dass dein Mann das gemach hat. Ich miss selber zugeben, dass ich Männern gegenüber viel misstrauischer bin. Dazu kommt sass ich die Männer meiner Kolleginnen in der Regel auch nicht so gut kenn.

Wickeln finde ich persönlich heikel, egal wer es macht. Ich würde selber nicht wollen, dass Nachbarn meine Kindern wickeln, selbst Kolleginnen nicht. Außer natürlich sie hüten die Kinder und es ist ausdrücklich so abgemacht. Genauso wickle ich nicht einfach die Kinder meiner Kolleginnen, ausser es ist ausdrücklich abgemacht. Wäre es aber ein Nachbarskind, dass ‚einfach so‘ bei uns spielt, würde ich es heimschicken zum wickeln.

[ChrisBern]

Du findest 4 und 6 jahre früh? Da sind sie meist ja schon in Kiga/schule wo sie auch anziehen, hände waschen etc. müssen (auch mit Hilfe der KiGä) und fangen an mit Gspänli abzumachen?

Im Sinne von offenes Haus, die Kinder kommen einfach vorbei, finde ich es früh.
Mit jemandem abmachen geht natürlich schon. Dann hat in der Zeit die andere Familie die Verantwortung für das Kind und darf ihm selbstverständlich auch helfen, zb beim anziehen.
Komische Situation…

Bei uns passiert das auch: Sohn fand ich mit 4 Jahren eigentlich zu klein dafür, aber da die Grosse Schwester (fast 5 Jahre älter) dabei ist, nimmt sie automatisch den Bruder mit zu den Nachbarn. Das ist ggf bei der Konstellation auch der Fall, da das eine Kind ja schon 6 ist.

Ich würde wirklich nachfragen, was die Kinder erzählt haben. Händewaschen finde ich jetzt wirklich sehr unproblematisch, weiss gar nicht, was man da falsch verstehen kann. Aber eben, Kinder geben Sachen manchmal auch auf eine spezielle Art wieder, wer weiss (es gibt Studien dazu, wie man Kinder hat von Zauberkunststücken erzählen lassen und dass ein Großteil davon als sexuelle Belästigung verstanden wurde, fand ich sehr eindrücklich als Studie).

[ChrisBern]

Was ich an der Sache komisch finde: ich würde ja zuerst einmal nachfragen (persönlich, nicht anrufen, es sind ja Nachbarn!), was genau passiert ist, mein Kind hätte etwas Komisches erzählt. Da gleich die Keule "sexuelle Belästigung" rauszuholen, nunja...das kläre ich doch anders? Und wir reden ja nicht davon, dass die Kinder im Pool oder auf dem WC oder in der Dusche waren...

[jupi2000]

Mich wunderts eher, dass diese Mutter ihre Kinder überhaupt zu dir lässt. Amerikaner*innen sind ja in der Beziehung schon einwenig paranoid. Die lassen je nach Ort/ Stadt ihre Kinder bis 12 oder älter nie allein ( ich glaube, es ist sogar verboten). Alleine zum Spilpi oder allein in die Schule, auch wenn die nahe gelegen ist, unmöglich. Die Kinder werden dauerbewacht. Drum erstaunt es mich sehr, dass die Kinder in dem Alter alleine zu dir dürfen.

Und Kinder bei Hitze im Garten mit dem Schlauch abspritzen, lieber nicht. Das grenzt für die schon an sexuellen Missbrauch. Und das auch mit Badehose.
Meine Cousine lebte 20 Jahre in San Diego. Die hat schon die absurdesten Situationen erlebt.

Also ganz ehrlich: ich würde diese Kinder nicht mehr "hüten" wollen. Da ist doch Ärger vorprogrammiert.

Ich persönlich berühre mir anvertraute Kinder zum trösten und sonst situationsbedingt auch. Da überlege ich gar nicht vorher. Streichle ihnen über den Kopf oder über den Rücken, je nach Alter. Wenn sie zu mir auf den Schoss klettern wollen, lasse ich sie. Ich finde das normal. Wickeln sowieso. Ich lasse das Kind doch nicht im Gaggi hocken! Fremde Kinder betreuen hat viel mit Vertrauen zu tun. Wenn ich jemandem nicht vertraue, gebe ich meine Kinder dort nicht hin.

[maple]

Kann meinen Vorschreiberinnen zustimmen, dass das bei uns in der Schweiz ganz normales Verhalten ist. Dennoch würde ich die Nachbarskinder jetzt nicht sofort aus dem Haus verbannen, wenn eure Kinder gerne mit ihnen spielen. Ich würde nochmal bei der Nachbarin nachfragen, was sie denn genau gestört hat, und welche Art von Interaktion ok ist für sie. Dann könnt ihr entscheiden, ob diese Bedingungen für euch passen oder nicht. Mein Mann (sozialisiert in Kanada & USA) ist auch eher sensibilisiert für solche Themen. Aber Händewaschen wäre glaubs auch bei ihm kein Thema.

Dass 4- und 6-jährige Kinder zu anderen zum Spielen gehen, finde ich normal. Kommt sicher auf die Wohnsituation drauf an. Bei uns sind viele Kinder in dem Alter "alleine" draussen, aber wir haben eine Genossenschaftssiedlung mit Innenhof. Das ist eine ziemlich geschützte Umgebung. Es kommen durchaus auch Kinder spontan klingeln. Wenn sie jünger sind, sage ich den Eltern jeweils Bescheid, bei den Freundinnen der Grossen frage ich nur, ob sie Bescheid gesagt haben und vertraue ihrer Antwort.

[sonrie]

Bei uns ist es auch normal dass die Nachbarskinder ein und ausgehen, auch schon um KiGa Alter und davor. Wir haben einen "Strassenchat" in dem wir Bescheid gegeben haben wo die Meute sich grad rumtreibt. sackgasse mit mehr als 10 Kindern im selben Alter, da wurde nie abgemacht sondern sich vor dem Haus getroffen.

Ich denke man kann schon darüber sprechen was ok ist oder nicht, aber wenn hände waschen bereits als sexuelle Belästigung angesehen wird dann müsste man ihr vielleicht auch sagen, dass sie die Kinder dann halt auch nicht unbeaufsichtigt bei anderen Leuten lassen kann

[Manjana]

Ich glaube auch, dass ich meine so kleinen Kinder dann halt nicht zu Nachbarn lasse, wenn ich kein Vertrauen in sie habe. Egal ob Mann oder Frau. Vielleicht kennt ihr euch zu wenig? Oder ja sie kennen es nicht von der Kultur her

[Libli]

Ich würde der Mutter sagen dass ich die Kinder nicht mehr in ihrer Abwesenheit nehme. Das wäre mir persönlich zu heickel. Dann fragen sie die Kinder nach jedem Besuch aus und plötzlich steht da was im Raum.. also entweder Abmachen und halt die Mutter dabei haben, oder grad sein lassen, hat ja genug andere im Quartier.

[Dillon]

Mir tut das einfach leid. Kinder hüten (in diesem Alter empfinde ich es noch als hüten), Glacé spendieren, helfen beim Händewaschen und am Abend werden Dein Mann (der nebst Dir Haus und Essen zur Verfügung stellt) noch als Deppen hingestellt, weil man es so nicht macht(in ihren Augen...) ohne sich selbst zu Hinterfragen ob in anderen Ländern vielleicht andere Gepflogenheiten gelten und es freundlich zu besprechen. Ich müsste es persönlich klären, inklusive dem Angepampt werden, das nicht i.o. ist. Erst nach dem Gespräch würde ich entscheiden ob ich die Kinder nochmals nehmen würde. Birgt auch danach immer noch ein hohes Restrisiko, dass da nochmals etwas in diese Richtung kommen wird.