Schulmodell Oberstufe

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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Coccolina
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Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Coccolina »

In unserer Gemeinde wird demnächst eine Abstimmung zum zukünftigen Schulmodell in der Oberstufe durchgeführt. Die Schule und die Gemeinde haben die Bevölkerung über die Möglichkeiten informiert. Nun interessieren mich Eure Erfahrungen :-) Bis dato gehen ab der 7. Klasse die Sekundarschüler im Nachbardorf zur Schule während die Realschüler hier im Dorf weiter unterrichtet werden. Diese Trennung und Stigmatisierung wird glücklicherweise nun endlich ein Ende finden.
Zur Auswahl stehen:
Variante 1 : Alle Schüler der Oberstufen werden hier im Dorf in Mischklassen 7.-9. Klasse mit etwa 18 SchülerInnen unterrichtet, es gibt auch in den Hauptfächern keine klassische Trennung von Real- und Sekundarschülern. Die Schule im Dorf ist nicht sehr gross und wäre eher familiär.

Variante 2: Alle Schüler der Oberstufe besuchen die grosse Oberstufe im Nachbarort(etwa 400 Schüler). Die Schüler werden in Jahrgangsklassen (etwa 25 Schüler) eingeteilt, besuchen die Hauptfächer getrennt im Real - und Sekundarniveau.
Bauliche Massnahmen sind in beiden Varianten notwendig. Die Kosten belaufen sich bei beiden Modellen auf einen ähnlichen Betrag.

Wer von euch hat als Eltern oder sogar LP Erfahrungen mit diesen Modellen und mag mir davon berichten?
Zuletzt geändert von Coccolina am Mi 27. Apr 2022, 14:21, insgesamt 1-mal geändert.
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fröschlein
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von fröschlein »

Coccolina hat geschrieben: Mi 27. Apr 2022, 11:07 Bis dato gehen ab der 7. Klasse die Sekundarschüler im Nachbardorf zur Schule während die Primarschüler hier im Dorf weiter unterrichtet werden. Diese Trennung und Stigmatisierung wird glücklicherweise nun endlich ein Ende finden.
Sali Coccolina,

kann es sein, dass du in deinem Text oben anstatt von Primarschülern von den Realschülern oder den Schülern im Basisniveau G sprechen wolltest. Also dass die schwächeren Oberstufenschüler im Dorf bleiben, während die stärkeren Sekundarschüler ins Nachbardorf ans Oberstufenzentrum wechseln?

Von wie vielen Jugendlichen pro Stufe sprichst du?

LG fröschlein

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Savuti
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Savuti »

Ich lese gerne mit. Bei uns steht auch ein Modellwechsel zur Diskussion. Wir wären in deinem Beispiel jedoch eher die grosse Oberstufe. Bei uns ist jedoch die Verteilung Real/Sek sehr ungleich, sodass die Klasseneinteilung immer wie schwieriger wird.
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Tinky
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Tinky »

Wir haben uns bewusst für eine Oberstufe entschieden, in welcher Real- und Sekundarschüler separat unterrichtet werden. Leider wurde das System vor einem Jahr gewechselt und in der Klasse meiner Tochter hat es jetzt noch 2 Realschüler. Folge-> Level des Unterrichtes sinkt weiter ab.
Nach meiner Meinung ist es schlicht unmöglich einen sehr guten Sekundarschüler und einen relativ schlechten Realschüler im entsprechenden Tempo zu unterrichten. Damit will ich nicht sagen, dass es nur gute Sekschüler und nur schlechte Realschüler gibt - aber das Gefälle wird noch grösser. Häufig wird das Unterrichtstempo dann gedrosselt und die schlaueren Schüler langweilen sich nur.

Bei unserer Tochter führt das dazu, dass sie den Stoff den sie später im Gymnasium braucht zuhause lernen muss.

In deinem Fall würde ich Variante 2 wählen. Die Mischklassen haben im Sozialen zwar Vorteile - beim lernen eher weniger.
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Helena
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Helena »

Ich bin ganz klar dafür, dass man nicht alle Niveaus in die gleiche Klasse tut. Das hat man 1.-6. Klasse schon und die Schere geht ja immer weiter auf….
So gehen oft die stillen Schwachen und die Starken, die nach oben gefördert werden müssten schlicht unter.

Was sagen denn die LPs dazu? Für sie wäre es ein riesen Aufwand, alle Schüler Niveaugemischt zu unterrichten, das können und wollen nicht alle. Wir haben hier eine nahe Schule, da sind reihenweise die LPs weggegangen, teilweise mitten im Schuljahr, weil sie einfach nicht mehr konnten und wollten. Und das nota bene in einer Züriseegemeinde, wo es wohl nicht ganz so grosse Leistungsunterschiede gibt wie anderswo.

Bei uns kommen vier Gemeinden in eine Schule zusammen, das klappt gut und ist kein Problem. So haben wir genug Schüler, dass alle ihrer Leistung entsprechend eingeordnet werden können. Wir führen auch noch ein C. Die habt ihr ja auch, nur nennt man sie nicht so bei euch. Wenn ich sehe, was C SuS leisten können und was A SuS, dann sehe ich nur Nachteile beim mischen. Die A SuS werden ausgebremst und die B/C SuS haben ständig das Gefühl die schlechteren zu sein, v.a., wenn dann in der 2. viele aufs Gymi vorbereitet werden.

Ich finde, wenn man nicht muss, da wenige SuS, tut man da keinem was zu liebe. Bin froh, sind meine Kinder in einer grösseren Gemeinde, das andere hätte ich nicht haben wollen.

Pastina
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Pastina »

Es kommt vielleicht auch etwas auf das Verhältnis der Mischklasse und die Lehrer drauf an, aber grundsätzlich finde ich getrennte Oberstufenklassen auch besser.
@ Tinky
Mein Sohn war genau so ein Schüler in einer Mischklasse. Sie waren 2 B Schüler und 20 A Schüler ! Natürlich hatten die beiden B Schüler keine Chancen, beim Stoff irgendwie mitzukommen, zumal der Lehrer auch immer betonte, er müsse vorwärts machen eben für die zukünftigen Gymi Schüler. Die B Schüler mussten tagelang alleine arbeiten oder bekamen Lernvideos vorgesetzt. Ich habe mir sehr oft überlegt meinen Sohn die Schule wechseln zu lassen, aber hier in der Umgebung oder finanziell nicht so einfach. Zum
Glück ist diese Zeit nun vorbei !
Zuletzt geändert von Pastina am Mi 27. Apr 2022, 14:50, insgesamt 2-mal geändert.

Coccolina
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Coccolina »

fröschlein hat geschrieben: Mi 27. Apr 2022, 12:10
Coccolina hat geschrieben: Mi 27. Apr 2022, 11:07 Bis dato gehen ab der 7. Klasse die Sekundarschüler im Nachbardorf zur Schule während die Primarschüler hier im Dorf weiter unterrichtet werden. Diese Trennung und Stigmatisierung wird glücklicherweise nun endlich ein Ende finden.
Sali Coccolina,

kann es sein, dass du in deinem Text oben anstatt von Primarschülern von den Realschülern oder den Schülern im Basisniveau G sprechen wolltest. Also dass die schwächeren Oberstufenschüler im Dorf bleiben, während die stärkeren Sekundarschüler ins Nachbardorf ans Oberstufenzentrum wechseln?

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Hallo Fröschen

Vielen Dank für den Hinweis, du hast natürlich Recht! Ich werde das gleich korrigieren.
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Coccolina
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Coccolina »

Helena hat geschrieben: Mi 27. Apr 2022, 13:27 Ich bin ganz klar dafür, dass man nicht alle Niveaus in die gleiche Klasse tut. Das hat man 1.-6. Klasse schon und die Schere geht ja immer weiter auf….
So gehen oft die stillen Schwachen und die Starken, die nach oben gefördert werden müssten schlicht unter.

Was sagen denn die LPs dazu? Für sie wäre es ein riesen Aufwand, alle Schüler Niveaugemischt zu unterrichten, das können und wollen nicht alle. Wir haben hier eine nahe Schule, da sind reihenweise die LPs weggegangen, teilweise mitten im Schuljahr, weil sie einfach nicht mehr konnten und wollten. Und das nota bene in einer Züriseegemeinde, wo es wohl nicht ganz so grosse Leistungsunterschiede gibt wie anderswo.

Bei uns kommen vier Gemeinden in eine Schule zusammen, das klappt gut und ist kein Problem. So haben wir genug Schüler, dass alle ihrer Leistung entsprechend eingeordnet werden können. Wir führen auch noch ein C. Die habt ihr ja auch, nur nennt man sie nicht so bei euch. Wenn ich sehe, was C SuS leisten können und was A SuS, dann sehe ich nur Nachteile beim mischen. Die A SuS werden ausgebremst und die B/C SuS haben ständig das Gefühl die schlechteren zu sein, v.a., wenn dann in der 2. viele aufs Gymi vorbereitet werden.

Ich finde, wenn man nicht muss, da wenige SuS, tut man da keinem was zu liebe. Bin froh, sind meine Kinder in einer grösseren Gemeinde, das andere hätte ich nicht haben wollen.
Interessant finde ich eben, dass zum Beispiel die Hattie Studie (2013) oder auch andere Studien widerlegen konnten, dass stärkere Kinder weniger gut lernen, wenn sie mit schwächeren Kindern zusammen in der Klasse sind. Schwächere Kinder profitieren von Mischklassen.

Alle Oberstufen-LPs vor Ort wünschen sich explizit Variante und zeigen einen grosse Begeisterung für diese Art des Unterrichts. Das macht mir recht Eindruck weil ich initial die selben Bedenken hatte (enormer Aufwand für die LP). Allerdings müssten natürlich weitere LPs angestellt werden, welche dieses Modell auch mittragen. Ich muss vielleicht noch anmerken, dass der Unterricht im SOL (selbstorganisiertes Lernen) stattfinden soll.
Unsere Kinder befinden sich bereits in Mischklassen von mehreren Jahrgängen. Das erleben wir als wertvoll und lernfördernd.
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Neonova
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Neonova »

Ich hab selber keine Erfahrung, aber unsere Älteste war sehr froh, als sich nach der Primarschule die Niveaus aufteilten (Gymi, Sek A,B,C). Dass sie wegen schwächeren Schülern weniger gelernt hat glaube ich auch nicht, aber sie fand es oft sehr langweilig und allgemein das Tempo zu langsam. Gruppenarbeiten waren für sie meistens sehr frustrierend, da es oft kaum Austausch über das Thema oder spannenden Input gab und sie am Schluss praktisch alles alleine gemacht hat. Es geht ja nicht nur um den eigentlichen Lernerfolg, sondern auch darum, dass sich alle wohlfühlen.
Nach dem ersten Tag in der Gymivorbereitung kam sie total happy nach Hause und meinte, dass sie endlich mit „Gleichgesinnten“ zusammenarbeiten könne und fand das sehr bereichernd.
Sie würde also definitiv ein getrenntes Modell vorziehen.

Bei Selbstorganisiertem Lernen sieht es wohl anders aus, ich denke, da liegt mehr drin in gemischten Klassen. Da würde ich mir aus Elternsicht aber schon genauere Infos wünschen, was damit gemeint ist.
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von swisscanmom »

In unserer Gemeinde haben sie 7.-9. gemischt und auch gemischte Niveaus. Sie hatten etwa 6-8 Lektionen pro Woche SOL. Sohn fand es ganz ok. Meine Tochter fand es gar nicht gut. Ich denke schon, dass eher schwache SchülerInnen sehr profitieren können. Für die starken ist es weniger motivierend. Ihr hat dann im Gymi recht viel Stoff gefehlt, oft wurden sie gerade im Math mit Schwierigkeiten allein gelassen. (Lag wohl auch an der LP). Auf der anderen Seite fanden wir es toll, dass sie in der Gemeinde zur Schule konnte. Die Dorfschule ist sehr familiär. Ist halt schon anders, wenn man in die Nachbargemeinde fahren muss.

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Helena
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Helena »

@SOL: ist es da nicht die Voraussetzung, dass man da grundsätzlich lernen will? Was ja nicht bei allen Kindern so ist in dem Alter?

Ich hatte ein ADL Kind und muss sagen: never ever. Die hatten so viel zu tun, dass mein Kind nun Buchstaben falsch schreibt (kanns ihr nicht mehr abgewöhnen, Schule interessierts nicht). Da geht einfach viel unter.

Und wenn ich sehe, wie viel mehr Erziehungsarbeit in einem B geleistet werden muss, kann ich mir nicht vorstellen, dass daneben A Schüler gerecht zu ihrem Stoff kommen. Ein Niveau wird da doch, je nach Zusammensetzung immer leiden.

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dede
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von dede »

Bei uns findet der Oberstufenunterricht gemeindenübergreifend an einem Oberstufenzentrum statt, in niveau-getrennten Klassen. Ich bin froh, dass die Oberstufe nicht in unserem Dorf ist. Ich finde es super, wenn die Teenies einen etwas weiteren Weg haben und so auch lernen, sich besser zu organisieren und selbständiger zu werden. Behütet 9 Jahre im "kleinen Dorf" finde ich da ungünstiger.
Auch der niveau-getrennte Unterricht finde ich wirklich gut. Schon so hat es in den Klassen ein unglaublich breites Leistungsniveau. Bei uns schwankt die Klassengrösse zwischen 25 - 28 Kids. Bei so grossen Klassen finde ich es schon so schwierig, dass einzelne nicht "verloren und vergessen" gehen. Auch so geben viele Lps die Rückmeldung, dass sie keine Rücksicht auf spezielle Anliegen wie Legasthenie oder andere Lernschwierigkeiten nehmen wollen/ können.

SOL: funktioniert nur wirklich, wenn die Kids auch wirklich gut dafür motiviert sind. Bei uns gibt es einige Lps, die bei einem solchen Unterricht während dieser Zeit sämtliche Korrekturarbeiten und Vorbereitungen wie Kopieren usw erledigen. Sie kümmern sich dann nicht um die SuS und sind häufig nicht mal im Klassenzimmer.
Die Unterrichtsform finde ich grundsätzlich sehr gut und wirklich gut umgesetzt besser als viele andere Unterrichtsformen. Nur müssen die Bedingungen dafür auch anders sein. In 25er-plus-Klassen und niveau-durchmischt mit einer mässig motivierten Lp, die auf sich alleine gestellt ist - da leidet die Bildungsqualität bei ein paar Kids in der Klasse wohl ziemlich arg.

Zudem wird SOL oder auch IVL bei uns auch in der Oberstufe bei niveau-getrennten Klassen immer häufiger angewendet, gerade von jüngeren Lps. Ich habe den Eindruck, dass die Kids so mehr profitieren können. Sozial lernen können sie auch in niveau-getrennten Klassen (bei uns mit Durchlässigkeit in den Hauptfächern).

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danci
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von danci »

Hier schreiben offensichtlich nur Mütter guter SuS, darum erlaube ich mir mal die andere Sicht. Für meine Tochter wären gemischte Klassen ein Segen. Sie ist keine starke Schülerin, aber sehr lernbegierig und motiviert. Diese Motivation wird ihr gerade in der reinen Realklasse abtrainiert und ich finde es nicht gut. Es gibt nicht nur die tollen, super engagierten Sekschüler an der Grenze zum Gymnasium und die Schwachen, die die Klasse aufhalten. Es ist für meine Tochter eine Herausforderung, dass es nun wenig SuS gibt, die ziehen. Und auch, dass von ihnen wenig erwartet wird. Diese Kinder fallen beim gemischten System dann durch die Maschen. Das gibt es auch zu bedenken.
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Helena
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Helena »

Ich habs vorher mal geschrieben: viele B SuS würden aber sich ständig „blöd“ vorkommen, wenn sie sehen, dass sie immer am Ende der Klasse sind. Das hatten sie ja schon in der Primar erleben müssen. Ist das denn schlau fürs Selbstwertgefühl?
Und ich kenne einige Fälle, wo die Kinder erst glücklich wurden, als man sie runterstufte ins B und sie eben nicht mehr den Druck haben. Und den wirst du in der gemischten Automatisch haben, ämel bis Ende 2. Klasse.

Aber leider ist es schon so wie du schreibst, in den B Klassen hats oft sehr viele unmotivierte Kinder, die nicht wollen und lernen dann uncool ist. Total schade. Aaaber, ich bin viel in B Klassen unterwegs und finde, dass von denen durchaus was gefordert wird. Recht tief ist das Niveau dann hier erst im C.

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Papa68
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Papa68 »

Ich schreibe hier auch als Mutter starker Schüler. Schon jetzt in der Primar (6.und 4. Klasse) ist das Lernniveau extrem unterschiedlich.
In der 6. Klasse gibt Kinder, die den Mathestoff der vierten und fünften Klasse bearbeiten. Tochter bekommt oft einfach Blätter der 6. Klasse, dann heisst es "schau mal, wie weit du kommst". Es erstaunt mich sehr, dass sie momentan die einzige Schülerin ist, die die Aufgaben der entsprechenden Klasse erhält. GG und ich erklären ihr dann zu Hause alles. Ich frage mich, wie es dann im P (unsere Sekniveaus sind A, E und P) sein wird, ob sie genug vorbereitet ist.
Keine ideale Situation! Ich bin froh, dass es ab Sommer niveaugetrennte Klassen gibt.
Danci hat geschrieben, dass ihrer Tochter jemand fehlt, der zieht. Aber in jeder Klasse gibt es doch bessere und schlechtere SuS und die Besten werden auch von niemandem gezogen. Wenn das Kind die Motivation nicht selbst besitzt, ist es einfach schwierig.
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÄCHTIG!

Manana
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Manana »

Ich unterrichte an der 5.&. Primarklasse. Da sehe ich viele unmotivierte SuS mit stetig ungenügenden Noten. Die blühen dann oft in der Oberstufe richtig auf, wenn endlich das Tempo angepasst wird für sie.
Dort wo ich arbeite, gibts an der Oberstufe Niveauklassen. Örtlich gibt es einfach zwei grosse regionale Oberstufenzentren je mit beiden Niveaus. Zudem ist es bei uns so, dass Zusatzangebote wie DaZ, Heilpädagogik etc. nur auf dem tiefsten Niveau angeboten werden.

Die Schüler sind zum Teil bereits 8 Jahre zusammen, da ist es auch gut, wenn sie mal neu gemischt werden, unabhängig vom Niveau. Auch gerade Kinder aus kleinen Dörfern lernen da viel fürs Leben, wenn sie mal aus dem Dorf rauskommen und unter andere Leute kommen. Bin auch der Meinung, dass es für die Selbständigkeit gut ist, wenn sie einen etwas weiteren Weg haben.
Von dem her bin ich klar für das Oberstufenzentrum.

An unserem Wohnort gibt es das Modell, wo es zwar Niveauklassen gibt, aber diverse Fächer, z. Teil auch Hauptfächer, werden in gemischten Gruppen unterrichtet. Unsere Tochter hätte da gar nicht hingewollt, sie wollte endlich Vorwärtskommen und hatte auch genug von den Gruppenarbeiten, wo sie oft mit schwächeren Schülern zusammen musste und die dann durchschleppen.
SIe ist jetzt an der Sek P und somit an einem andern Schulort.

Niveau und zusätzlich noch Stufendurchmischte Klassen finde ich eine sehr grosse Herausforderung sowohl für LP wie auch für SuS.
Da müssten die Klassen dann schon sehr klein sein oder entsprechend viele Lehrpersonen da sein, um das zu stemmen. In der heutigen Zeit wird das wohl praktisch keine Gemeinde bezahlen können und Lehrpersonen gibts ja eh schon zuwenig.

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Asta
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Asta »

Ich möchte einfach noch zu bedenken geben, dass die Selektion mehr bedeutet als nur mit Kindern auf ähnlichem Leistungsniveau zu lernen (obwohl man da schon diskutieren könnte, ob das überhaupt sinnvoll ist, siehe z.B. Coccolinas Hinweis auf die Hattie Studie). Die Selektion zeigt den Kindern auch ihren Platz in der Gesellschaft auf. Es ist ja leider noch nicht so, dass man sagt, "die handwerklich besten Kinder" kommen in die Real / Niveau A (je nach Kanton), sondern man sagt "die schlechtesten / schwächsten Kinder", rein gemessen an den Noten in den (gemäss Gesellschaft) relevanten Fächern wie Mathe, Deutsch usw. Ich übertreibe jetzt ein bisschen, aber ihr versteht wahrscheinlich wie ich's meine. Die Real / das Niveau A erhält gesellschaftlich gesehen klar die tiefste Wertschätzung. Ich finde es deshalb überhaupt nicht verwunderlich, dass einem Kind in diesem Niveau der Antrieb fehlt. DIe Zuweisung zu diesem Niveau an sich ist ja bereits eine Motivationsbremse. Eine tolle Lehrperson, die toll die Stärken der Kinder hervorhebt, motiviert, engagiert ist für die Berufswahl der Kinder usw., kann sicherlich kompensierend wirken. Dennoch wissen die Kinder, welchen gesellschaftlichen Wert das Niveau an sich hat.
Meine Kinder sind schulisch auch eher stark, eines besonders. Dieses Kind hat sehr davon profitiert (inhaltich, aber auch sozial), anderen Kindern etwas zu erklären, zu differenzieren, wann drücke ich etwas kompliziert aus und wie kann ich das vereinfachen. Zusätzlich wurde es mit erweitereten (nicht nur mehr) Aufgaben gefüttert. Ob es innerhalb einer Klasse gelingt zu differenzieren, steht und fällt mit der LP, aber auch mit dem Personalschlüssel.
Um zu deiner Ausgangsfrage zurück zu kehren, Coccolina: Wenn der Personalschlüssel und/oder die Klassengrösse stimmt und die LPs ja schon so motiviert sind, wäre ich klar für Variante 1 (Mischklassen).

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danci
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von danci »

@ Asta
Danke für diese klaren Worte, kann nur bei dir unterschreiben. Man liest auch hier, wie abschätzig geschrieben wird. Nicht nur gegenüber Realschüler:innen, sondern auch über Dörfer. Kinder aus kleinen Dörfern, kommen offenbar nie raus, kennen keine anderen Leute/Kinder als in ihrem Dorf und sind unselbstständig. Aha ;-)

@ Papah
Firmen geben Millionen aus, um eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die Leistung fördert. Ich schrieb ja, meine Tochter hat die Motivation. Da jedoch die Lehrpersonen nichts ausser Gruppenarbeiten kennen, spielt die Motivation anderer auch eine Rolle. Gleich wie die Gruppenzusammensetzung können sie auch ihren Sitzplatz nicht selber wählen. Das führt dazu, dass sie nun neben einem Mädchen sitzt, das Null Bocck hat, während der Stunde etwas anderes tut und damit ablenkt. Es sind nicht alle gleich gut, das auszuschalten. Wäre das Umfeld egal und würde es nur um eigene Motivation, Fleiss gehen, wäre es ja auch ok, die Klassen zu mischen. Schliesslich könnten ja dann die Stärkeren unabhängig der anderer einfach ihr Zeug machen. So funktioniert es aber eben nicht. Stattdessen kann für sie die starke Klasse eine Hilfe sein. Daher verstehe ich den Impuls für das eigene Kind das Optimum zu wollen. Ich sage nur, dass da die Kinder an der Schwelle durch die Maschen fallen. Und da hier offenbar die Mütter schlechterer SuS nicht schreiben, was ich auch ebenfalls verstehe, wollte ich auch diese Sicht einbringen.

@ Helena
Hier gibt es nicht div Niveaus. Nur Real und Sek, wobei Hauptfächer auch im anderen Niveau besucht werden können, einfach die Mehrheit zählt. Wer zwei von drei Hauptfächer in der Sek hat, ist auch sonst in der Sekklasse. Und das Lernumfeld empfinde ich als schwierig. Natürlich gab es auch zuvor Kinder, die wollten und solche, die keine Lust hatten. Aber es gliech sich aus und konnte so aufgefangen werden. Das ist ein grosser Unterschied.
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Pastina
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Pastina »

Bingo, ich schreibe jetzt mal aus der Sicht eines schlechten Schülers, wenn ich das so sagen darf, bekam er oft genug zu hören. Es sind nun halt mal nicht alle Schülers so intelligent und lernen ring, obwohl er sich das auch gewünscht hätte. Alle Hilfe Massnahmen in der Primarschule fruchteten nicht, oder vielleicht wäre er sonst noch schlechter gewesen. In der Oberstufe gabs dann gar nichts mehr, keine Hilfestellungen, da ja das Niveau hätte angepasst sein sollen ! Er wurde in diese Mischklasse gesteckt wo er ja offiziell als schwach eingeteilt war. Der Lehrer hatte keine Zeit, für die paar wenigen schwachen Schüler, hatte die Eltern der guten Schüler im Rücken, die vorwärts machen wollten fürs Gymi. Kein Wunder blieb da irgendwann nach all den Jahren bei den Schlechtesten, die Motivation auf der Strecke! Die Motivation der anderen Schüler den schwächeren oder langsameren etwas zu erklären oder helfen, nahm schon in der Primarschule ab und hatte niemand mehr Lust darauf.
Den schwächeren Schülern hätte es viel gebracht mal unter ihres gleichen zu sein, vielleicht auch mal ein Erfolgserlebnis in der Schule zu haben und nicht immer abgeschoben, vertröstet und unter dem Scheffel der guten Schüler gestellt zu werden, darum keine Mischklassen in der Oberstufe !

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Helena
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Re: Schulmodell Oberstufe

Beitrag von Helena »

@Asta: Real ist nicht Niveau A, sondern B und C.
Ausser vielleicht in Luzern, wo einfach so gut wie jeder ins Gymi geht. In ZH sind viele gute SuS im A, die dann erst nach der Sek ins Gymi gehen oder eine nicht Handwerkliche Lehre abstreben. Handwerkliche Berufe sind v.a. im B angesiedelt. Bzw umgekehrt, aus dem B gehst du meistens NICHT ins KV oder so, weils nicht reicht von der Leistung her.
Wobei ich das auch eine komische Einteilung von dir finde. Nur weil ich schulisch schwach bin, bin ich doch noch lange nicht handwerklich top?

Irgendjemand hat noch oben die HP angsprochen: in der B Klasse ist viel öfter noch ein Heilpädagoge mit dabei oder die Assistenz, da haben die LPs viel mehr Ressourcen, um schwächeren zu helfen und individuell ihre Lücken zu schliessen. Wie das dann in einer Mischklasse wäre, weiss ich aber nicht.

@danci: Stadt ZH hat auch nur noch 2 Niveaus, da sind die C Schüler im B mit dabei, werden aber einfach nicht C Schüler benannt. Bei uns in der Agglo wird das C ganz bewusst noch geführt, weil die Kinder dann in kleinere Klassen gehen dürfen und sie viel viel mehr Förderung kriegen als wenn sie in einem B wären. Deshalb ist es für mich unvorstellbar, diese ganz schwachen und teilweise sogar IV berechtigten dann in einer Mischklasse zu haben.

Und nochmals @danci: mir scheint aus deinen Worten, dass dein Kind nicht in der falschen Klasse ist, sondern bei falschen LPs… hast du denn das mit den Gruppenarbeiten mal angesprochen? Habs vergessen.

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