Wunderschöne Geburt trotz Saugglocke

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swozzie99
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Wunderschöne Geburt trotz Saugglocke

Beitrag von swozzie99 »

Dein Geburtstermin war der 22. März 2022. “Was für ein tolles Datum” haben alle gesagt. Ich dachte nur ´ja, wäre es, aber bitte komm früher als später´ weil sie (Spital) die Geburt sonst hätten einleiten müssen wegen meinem Alter und auch wegen der Tatsache, dass dein grosser Bruder ein Kaiserschnitt war. Zum guten Glück hast du dich entschieden, am 20. März zu kommen♥. Am Morgen des 18. hatte ich ein bisschen Schleimabgang, aber nur wenig. Als ich am nächsten Tag (Samstag, 19. März) aufwachte, fühlte ich mich irgendwie anders, komisch. Doch ich konnte nicht ausmachen, was es war. Normalerweise wäre ich an diesem Morgen noch ins Fitness gegangen, doch Activ Fitness hatte an diesem Morgen einen Event, und somit blieb ich zuhause. Ein weiteres kleines bisschen des Schleimpfropfs ging ab und ich hatte regelmässiges Ziehen im Bauch, wie Menstruationsschmerzen. Ich schrieb deinem Grosi, dass sie dieses Wochenende nicht allzu weit weg gehen sollte. Am späteren Nachmittag war dein grosser Bruder draussen mit Papi; zuerst haben sie im Sandkasten gespielt und dann im Garten gearbeitet. Ich hatte plötzlich den Drang mich zu bewegen und ging somit spazieren. Ich schrieb deinem Grosi, dass sich nicht viel getan habe seit am Morgen und ich auch nicht glaube, dass noch viel geschehen würde heute und sie somit normales Programm machen könnte. Dein Grosi schrieb zurück und fragte, ob wir deinen grossen Bruder nicht doch bringen wollten, nur ´im Fall dass´ und ich so „nöh, alles gut“. Ich informierte auch meine Beleghebamme.
Wieder zuhause haben wir relativ zügig zu Abend gegessen, da dein grosser Bruder an diesem Tag keinen Mittagsschlaf hatte und nächstens ins Bett gehen sollte. Doch beim Abendessen musste ich die Wehen schon veratmen und ging dabei jedes Mal in die Hocke. Dein grosser Bruder würde dann jedes Mal ganz besorgt „Mami, Mami“ sagen und mich auch daran erinnern, dass ich nicht schlafen dürfe (ich hatte die Augen bei jeder Wehe geschlossen), hihi. Nach dem Essen sagte ich zu deinem Vater, dass er den Grossen doch zu Grosi bringen sollte, und im Nachhinein waren wir froh darüber, denn es ging los mit der Geburt, ich spürte es einfach. Dein Bruder hat zum Glück gut mitgemacht und das Verabschieden fiel uns beiden relativ „einfach“. Als dein Papi zurück kam ging ich zuerst einmal in die Wanne um zu sehen, ob dies auch wirklich echte Wehen waren. Waren es, dann sie blieben gleich. Also raus aus der Wanne und auf’s Bett, wo ich mich über den Gymnastikball lehnte und jede Wehe veratmete. Die Wehen kamen alle 3-4 Minuten, waren aber zwischen 40-60 Sekunden lang. Um ca. 20.30 Uhr riefen wir unsere Beleghebamme an um sie über die aktuelle Situation zu informieren. Es schien alles gut zu laufen und wir verabredeten uns nochmals für in einer Stunde. Wieder angerufen und immer noch gleiche Situation, Wehentätigkeit unverändert. Nochmals eine Stunde später riefen wir sie wieder an und fragten sie, ob es evtl. möglich wäre, dass sie vorbei kommen könnte. Ich wollte wissen, wie es um mich stand. Glücklicherweise war sie gerade in der Nähe und kam vorbei. Mein Muttermund (Mumu) war zu diesem Zeitpunkt schon 3cm offen. Wir entschieden uns, ins Spital zu fahren und dass wir uns dort in ca. 1h treffen würden.
Als wir unsere Wohnung verliessen fragten wir uns, ob wohl die Wehen im Auto auch wieder verschwinden würden, wie bei deinem grossen Bruder damals. Taten sie nicht, und ich war so was von froh. Ich hatte 3 Wehen im Auto auf dem Weg ins Spital, welches 15 Minuten von uns entfernt ist. Als wir in das Spital hinein liefen hatte ich eine solche Hammerwehe dass ich nicht wusste, wie es um mich geschah. Meine Beleghebamme empfahl mir, mich gegen die Wand zu stützen, was ich auch tat (sonst wäre ich wahrscheinlich umgefallen vor Schmerzen). Um Mitternacht (also, als wir im Spital ankamen) war mein Mumu schon 5cm. Zuerst versuchte ich, die Wehen auf dem Gymnastikball zu verarbeiten und habe mich dabei am Seil (welches von der Decke hing) hochgezogen. Doch ich konnte meine Wehen recht stark im Kreuz fühlen und somit wechselten wir ins Bad. Dies fühlte sich gut an, doch die Wehen zogen mir jedes Mal so ins Kreuz dass ich dachte, es würde mir den Rücken zersprengen. Meine Beleghebamme meinte, dass dies ein gutes Zeichen sei, meine Hüfte mache Platz für dich. Sie fragte, ob ich es mit Lachgas versuchen wolle und ich so „ja, alles, nur nicht diese Schmerzen“. Das Lachgas half, die Schmerzspitze wegzunehmen. Um ca. 3.30 Uhr war ich bei 7cm und dachte nur noch „das halte ich keine weiteren 3-4 Stunden aus“. Ich fragte nach der PDA und die Anästhesistin war zum Glück innerhalb von ca. 15 Minuten da. Sie musste 3 Mal stechen, bevor sie die richtige Stelle fand doch mir war das egal, Hauptsache die Schmerzen waren weg. Als es wieder ruhiger wurde konnten dein Papi und ich uns etwas erholen. Ich habe nicht wirklich geschlafen, doch dein Papa schnarchte für ca. 2 Stunden fröhlich neben mir her. Ich musste auch immer wieder Positionen wechseln, von Seite zu Seite, in den Vierfüssler etc.
Für einige Zeit war ich immer so bei 8-9cm offen. Die PDA kann alles ein bisschen verlangsamen, was der Fall zu sein schien. Ich dachte bloss „komm Gummibär, wir schaffen das! Bitte nicht nochmals einen Kaiserschnitt“. Um das Ganze etwas voranzutreiben hat meine Hebamme meine Fruchtblase aufgemacht, da diese immer noch intakt war. Um ca. 10.30 Uhr (glaube ich) meinte sie, dass ich jetzt langsam mitschieben könne. Gar nicht so einfach mit einer PDA. Obwohl ich Oxytocin (Wehenmittel) bekommen habe und ich die Wehen auch wieder stärker fühlen konnte war ich doch recht taub ´da unten´. Zum Glück kenne ich meinen Körper recht gut und wusste, wo ich hin pressen musste. Nach einiger Zeit konnten wir deinen Kopf sehen (ich schaute auch mal mit einem Spiegel, das war so toll), doch du bist immer wieder zurück gerutscht. Du hast auch angefangen zu reagieren und deine Herztöne fielen bei jeder Wehe runter. Meine Beleghebamme war gar nicht mehr zufrieden mit dem CTG und plötzlich, nach fast 2h pressen, stand die Oberärztin im Zimmer. Dein Papi und dachten bloss „wenn sie jetzt sagt, dass es einen Kaiserschnitt gibt…“. Sie schlug die Saugglocke vor. Waren wir froh! Es wurde etwas hektisch und bevor ich es wusste, meinte die Oberärztin (welche ich übrigens schon kannte von einem vorherigen Kontrolltermin), dass ich jetzt einen Druck spüren werde und dass sie mir dann bei der nächsten Presswehe mithelfen würde. Als die nächste Presswehe kam gaben wir unser Alles und ich konnte spüren, wie dein Kopf rauskam. Die Oberärztin wies mich an, nicht mehr zu pressen sondern nur noch zu hecheln. Also tat ich dies und bevor ich es wusste, warst du draussen und hast mich direkt angeschaut. Mit Beule auf dem Kopf von der Saugglocke und blau im Gesicht. Ich habe dich sofort genommen und mir dich, du glitschiges, mit Blut beschmiertes, warmes Wesen auf die Brust gelegt und geheult wie ein Schlosshund. In diesem Moment war ich so glücklich und erleichtert, dass bei mir alle Dämme brachen. Leider hast du aber nicht gut geatmet, nicht geweint, sondern nur geröchelt. Ich konnte wie auf Distanz hören wie unsere Beleghebamme zu deinem Papi sagte, er könnte jetzt die Nabelschnur durchschneiden während ich dir immer wieder sagte, dass du weinen und richtig atmen sollst. Sie übergaben dich aber doch ziemlich zügig den Kinderärzten, welche deinen Rachen absaugen mussten. Komischerweise war ich nicht einmal gross besorgt um dich. Ich wusste, dass alles gut kommen würde.
In der Zwischenzeit als du versorgt wurdest hatten wir sowieso mit der Plazenta zu kämpfen, denn diese wollte und wollte nicht kommen. Schlussendlich musste ich am Ende des Bettes in die Hocke gehen und glücklicherweise kam sie dann endlich. Das Ganze war eine sehr blutige Angelegenheit (ich verlor insgesamt 1l Blut). Nach ca. 15 Minuten ging dein Papi nach dir schauen und kam dann weitere 5 Minuten später mit dir zurück. Mit dir war alles in Ordnung und du hast schön geatmet. Wir waren so erleichtert. Ich konnte dich auf meiner Brust haben und mit dir kuscheln und du hast auch gleich fleissig an meiner Brust gesaugt, während die Oberärztin mich nähen musste, denn ich hatte einen Dammriss 2. Grades und brauchte zusätzlich auch noch ein paar Stiche. Unsere Beleghebamme sagte uns, dass du ein Sterngucker warst und deshalb die letzte Kurve nicht ganz geschafft hast. Was auch erklären würde, wieso ich die Wehen so sehr im Kreuz gespürt habe.

So, mein lieber Sohn, dies ist deine Geburtsgeschichte. Du bist am 20. März 2022 um 12.23 Uhr auf die Welt gekommen und hast genau 3200g gewogen, warst 50cm lang und dein Kopfumfang war 35cm. Am Ende war es eine strenge Geburt doch nichts desto trotz eine wunderschöne Geburt für mich. Wir waren einfach nur überglücklich, dass alles gut gegangen ist und wir freuen uns so, dich in unserer Familie willkommen heissen zu dürfen. Willkommen little pumpkin.
In ewiger Liebe, dein Mami und Papi ♥♥♥
Zuletzt geändert von swozzie99 am Mo 25. Apr 2022, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.

Leela
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Re: Wunderschöne Geburt trotz Saugglocke

Beitrag von Leela »

Was für ein mitreissender Bericht, herzliche Gratulation!
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swozzie99
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Re: Wunderschöne Geburt trotz Saugglocke

Beitrag von swozzie99 »

Leela hat geschrieben: Mo 25. Apr 2022, 10:56 Was für ein mitreissender Bericht, herzliche Gratulation!
Vielen Dank :-)

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