Frustriert und einfach nur müde

Hier können sich junge Eltern gegenseitig helfen.

Moderator: stella

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Surtana
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Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von Surtana »

Unser Sohn ist knapp 8 Monate alt. Er ist kein besonders anstrengendes Kind - man spürt die berühmten Wachstumsschübe zwar deutlich, sonst ist er aber ganz zufrieden und pflegeleicht. Ich arbeite wieder 50% in meinem Beruf, der mir vor der Schwangerschaft meist viel Spass gemacht hat. Unser Sohn ist dann in der Kita oder bei den Grosseltern, was auch ganz gut klappt. Allerdings ist er nach diesen Tagen meist ziemlich erschöpft, was den Abend und manchmal auch die Nacht danach ziemlich anstrengend macht (schreien, unruhiger Schlaf etc.)
Trotzdem: ich bin zunehmend frustriert und einfach wahnsinnig müde. Wenn ich nachts aufstehen muss zum Stillen, Beruhigen etc. bin ich schon gestresst, weil ich weiss, dass ich um 05:30 aufstehen muss, um alles vorzubereiten für die Kita und den Arbeitstag. Mein Mann steht zwar auch manchmal auf in der Nacht, allerdings wache ich IMMER vor ihm auf und kann auch nicht mehr einschlafen solange das Baby weint. Da helfen auch ein separates Zimmer oder Ohropax nichts, ich höre es trotzdem. Bei der Arbeit bin ich dann unkonzentriert und unmotiviert. Ausserdem fühle ich mich von meinem Chef nicht mehr wertgeschätzt, seit ich wieder zurück bin. Es kommen oft Aussagen wie: "Du warst halt nicht da, darum musste ich mich mal wieder um deine Arbeit kümmern." oder "Du hast nun mal keinen Backoffice-Job, da kannst du nicht einfach so zu Hause bleiben, wenn das Kind krank ist." Wie soll ich denn bitte morgens um 6 ein Kind mit 39 Grad Fieber irgendwo abgeben?!?
Ich hatte immer ein gutes Immunsystem und war selten krank. Nun reiht sich Erkältung an Erkältung, die ich dann meist mehrere Wochen mit mir herumschleppe. Ich habe Angst, dass ich langfristig meine Gesundheit aufs Spiel setze, wenn das so weitergeht.
Ich muss häufig einfach weinen und wünsche mir nichts mehr als ein wenig Schlaf und etwas Zeit für mich. Ich habe immer viel Sport gemacht und konnte dabei sehr gut abschalten. Nun fehlt mir einfach die Energie dafür, selbst wenn ich mal Zeit dafür hätte. Irgendwie ist es ein Teufelskreis :(
Manchmal kommt mir der schreckliche Gedanke, dass wir besser keine Familie gegründet hätten. Ich liebe meinen Sohn über alles, trotzdem vermisse ich in solchen Momenten mein altes, unkompliziertes Leben. War ich denn so naiv? Dass es anstrengend wird, war mir natürlich klar, ich hätte aber nie gedacht, dass mir die Situation so auf die Psyche schlägt.
Ich musste mich hier einfach mal ausheulen, vielleicht war jemand ja mal in einer ähnlichen Situation und hat einen guten Tipp für mich...

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Allegra85
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Re: Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von Allegra85 »

@Surtana
Ich fand meinen Job auch sehr toll vor den Kindern. Auch bei der Rückkehr an meinen Arbeitsplatz war ich topmotiviert. Aber durch den Schlafmangel, war ich unproduktiv und unkonzentriert. Mein Chef meinte mal, dass ich wohl am flachen Platz sein ;-(
Was mir dazumal geholfen hätte: bringen und holen in der Betreuung mit dem Vater des Kindes teilen (war bei uns oft nicht möglich), eine Putzfrau, mehr Zeit für mich alleine an den gemeinsamen Tagen. Oder vielleicht auch längeren Mutterschaftsurlaub, was ich habe gar nicht wollte.

Dein Chef ist übrigens im Unrecht! Du darfst, bei deinem Kind sein, wenn es krank ist. Bedingung: keine andere Betreuung gefunden, nicht mehr als 3 Tage am Stück pro Krankheitsfall. Bei längerer Krankheit oder auch grundsätzlich umbedingt mit dem Kindsvater die Betreuung teilen.
Also frag die Grosseltern und geh später arbeiten, falls es noch klappt und sie kommen können. Falls es nicht klappt, bleib zu Hause. Kümmere dich ohne schlechtes Gewissen um das Kind. Es braucht jemanden und das bist im Moment vielleicht gerade du, wenn niemand anderes kann.
Allegra85 with boys 2009 & 2011

Tröpfli83
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Re: Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von Tröpfli83 »

I feel you...manchmal gehts mir auch so. Ich hab 3 Kinder und arbeite 40%. Die Nächte auch oft der Horror und bei der Arbeit musste ich mich echt zusammen reissen. Was mir hilft:
-Alle 2 Wochen Putzfrau
-Für Kita alles am Vorabend vorbereiten
-1 Abend pro Woche schaut fix mein Mann zu den Kindern und ich kann tun und lassen was ich will
-ab und an mit den Kindern um 20.00 Uhr ins Bett, um Schlaf nachzuholen
-sich bewusst machen, dass es nicht ewigs so sein wird, es wird besser
-Kind ab und an mal ne Nacht zu Grosseltern/GottiFreundin etc. Selbst ein Stillkind, das Flaschen verweigert, überlebt ne Nacht. Unsere Tochter hat sogar jeweils dann auswärts besser geschlafen. Meist ist es nur unser Gewissen, dass uns hindertso ein kleines Kind mal ne Nacht wegzugeben.

In deinem Fall vielleicht ein Jobwechsel ins Aug fassen, falls möglich? Oder wenn du ein gutes Verhältnis mit deinem Chef hast, mit ihm reden, dass dich solche Aussagen treffen und es dir keine Hilfe ist. Ich hab zum Glück ein gutes Verhältnis mit meinem Chef und auch schon im Geschäft geweint, weil ich einfach am Ende meiner Kräfte war. Manchmal checken die Leute einfach nicht, was sie mit ihren Aussagen anrichten.

Und nicht umsonst ist Schlafentzug eine Foltermethode. Auf Dauer zuwenig Schlaf ist kräfteraubend, es gab Nächte, da wollte ich mein Kind zum Fenster raus schmeissen, es gab Tage, da habe ich bei jedem Seich los geheult, es gab Tage , da habe ich vor lauter Verzweiflung geschrien,weil ich nicht mehr wusste, wie ich noch reagieren kann oder soll. Ach und gute Freundinnen, die wissen und zugeben wie unglaublich streng Kinder sein können, sind auch Gold wert.

Es gibt gute und sehr strenge Zeiten mit Kindern. Du bist nicht alleine mit solchen Gefühlen und die werden bestimmt auch wieder vorbei gehen...bis dahin musst du rausfinden, was dir gut tut, um diese Zeit zu überstehen.

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ChrisBern
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Re: Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von ChrisBern »

Es tut mir wirklich leid, dass es dir nicht gut geht. Ich habe übrigens mindestens das erste Jahr jeden Morgen gedacht: oh nein, das Kind ist jetzt immer da. Was habe ich getan? Bei mir kam noch eine postpartale Depression dazu und dass ich wahnsinnig schlecht geschlafen habe, auch wenn das Kind geschlafen hat.

Musst du 5.30 aufstehen? Geht das irgendwie anders (zB Mann bringt Kind)? Nicht genug Schlaf ist einfach schwierig.
Ich bin sehr dafür, dass auch Frauen mit Kindern einen guten Job machen, aber ich frage trotzdem: ist es eine Option, dass du eine Pause machst und erst wieder arbeiten gehst, wenn Kind XY Jahre alt ist? Oder ist die Ablenkung eigentlich gerade gut tagsüber?

Es ist halt tragisch, dass auf Arbeit die Situation so blöd ist. Mir hat die Arbeit immer Kraft gegeben, aber ich hatte auch nicht so einen doofen Chef. Somit hast du gerade weder zu Hause ganz richtig Freude und im Büro auch nicht.

Hm, irgendwie würde ich an deiner Stelle überlegen, wo du Ressourcen herbekommst und was der wichtigste pain point ist:
- Schlaf? Mit GG System etablieren, auswärts schlafen, Mittagsschlaf einplanen, zeitig ins Bett gehen, früh länger schlafen etc.
- Situation auf Arbeit? Mit Chef reden, nach neuem Job schauen, Pensum ändern etc
- überforderung zu Hause: Mann anders einbinden, Putzfrau, andere Unterstützung holen, zu Hause weniger machen und eben mal im Chaos leben
- Ausgleich? Sich eine schöne Aktivität einmal pro Woche einplanen, entweder Sport, spazieren gehen mit einer Freundin etc.

Und unbedingt mit deinem Mann sprechen, dass es dir nicht gut geht und nach Lösungen suchen.

Loulu
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Re: Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von Loulu »

Durch solche Phasen habe ich mich auch durchgewurstelt, glaub mir... Es geht vorbei !!!
Ich war dauermüde, schlief im sitzen tagsüber ein, was mir sonst nie passieren könnte.
Ich habe auch recht viel gearbeitet, und auch meine (sehr liebe ) Chefin hat damals gesagt sie hoffe dass es wieder besser würde mit mir. Ich war mega oft krank. Vorher nie.
Was ich rückblickend denke was mir geholfen hätte: 5 gerade sein lassen, nur das nötigste machen. Nicht so perfekt sein wollen.
Ev. eine Putzfrau, welche aber auch aufräumt, und nicht wo man vorher die ganze Wohnung aufräumen muss.
Einsehen dass jetzt eine Zeit ist wo man zu kurz kommt. Glaub mir, es geht schnell vorbei. Jetzt habe ich so viel Freizeit dass mir schon fast langweilig ist. Ich bereue heute, dass ich die Zeit mit den kleinen Kindern nicht mehr geniessen konnte.
Es ist unglaublich anstrengend und eine riesige Umstellung.

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Surtana
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Re: Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von Surtana »

Danke für eure Antworten! Es tut schon mal gut zu hören, dass ich damit nicht alleine bin.
Am frühen Aufstehen lässt sich wohl nicht viel ändern (es ist bereits so, dass mein Mann den Kleinen anzieht und in die Kita bringt), ausserdem ist der Kleine ohnehin um 6 wach und will gestillt werden. Abends sollte ich aber wirklich früher ins Bett und den Haushalt links liegen lassen, auch wenn es schwer fällt.
Am Montag habe ich ein Gespräch mit meinem Chef, ich muss mir mal überlegen, wie ich das Problem am besten ansprechen kann. Ich habe eigentlich auch gedacht, dass die Arbeit einen guten Ausgleich zum Baby-Alltag darstellt, aber so macht es definitiv keinen Spass. Wenn ich dann Ende Monat den mickrigen Lohn auf dem Konto sehe, frage ich mich ohnehin, warum ich mir den ganzen Stress antue.
Immerhin haben die Grosseltern grosse Freude an ihrem Enkel, vielleicht kann ich mir so mal einen freien Nachmittag gönnen. Es kostet mich halt immer so viel Überwindung, andere um Hilfe zu bitten. Ziemlich doof eigentlich...

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Papa68
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Re: Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von Papa68 »

Freier Nachmittag klingt schon mal gut.
Ich nehme dir aber gleich die Illusion, dass das reicht.
Wir haben drei Kinder. Als die Jüngste in den Kiga kam, hat die Erholung bei mir begonnen. Und ab da brauchte es über ein Jahr, bis ich merkte, dass es mir wirklich besser ging. Allerdings kam bei mir noch ein Eisenmangel dazu, das hilft auch nicht.
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÄCHTIG!

sonrie
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Re: Frustriert und einfach nur müde

Beitrag von sonrie »

Ich glaube viele kennen das, grad wenn der Schlaf fehlt ist es echt mühsam.

Mein learning nach 3 Kindern: niemand wird etwas für dich ändern oder dir DInge einfach so abnehmen, du musst das selber tun und einfordern. Dafür musst du aber zuerst mal wissen was du brauchst und was dir hilft. Ein freier Nachmittag ist schon ma eine gute Idee, aber hör mal in dich rein und versuche rauszufinden was dir helfen würde.

- krankes Kind bei den grosseltern abgeben
- Mann muss öfter mal zu hause bleiben wenn Kind krank ist / Hopmeoffice möglichkeit?
- Job situation klären (neuer Job? niedrigeres Pensum? Job in der Nähe? etc?)
- früher schlafen gehen?
- Ausgleich für dich als Erholung
- Kind holen/bringen outsourcen
- mehr Hilfe einfordern
- haushalt outsourcen?
- "me time" einplanen


und ja, es wird wieder besser, versprochen ;-) ich fand die zeit um so um jährig herum immer am anstrengendsten, keine Ahnung warum. Bei uns hat es meistens dann auch mit dem schlafen gebessert, als sie laufen gelernt haben.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

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