Zu hohe "Erwartungen"?

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Alebri
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Alebri »

Seien wir ehrlich: 90% der Kinder in der Schweiz sind hoffnungslos verwöhnt! Wenn man nur schon die Entwicklung in den letzten 50 Jahren anschaut: Wir haben damals zu Ostern ein Osternestli mit Schoggi erhalten - wenn ich heute jeweils höre/lese, was Kinder zu Ostern bekommen... das ist ja bald ein 2. Weihnachten :shock: :shock: :shock: :lol: :lol: . Oder: Als ich klein war, gab es zu Weihnachten noch Kleider geschenkt - das war Luxus, weil man sich im Alltag nicht alles ständig an Kleidern leisten konnte. Seien wir ehrlich: Welches Kind würde heute schon Strumpfhosen, Winterstiefe oder einen hübschen Pulli als Weihnachtsgeschenk schätzen? :roll: Also mein Sohn garantiert nicht :lol: .

Von daher: Ja, unsere Kinder sind unglaublich verwöhnt und von daher sicher oft undankbar. Ich glaube, das muss man nicht schönreden - und ja, ich finde, da muss man schon aktiv dem Kind auch immer wieder aufzeigen, wie privilegiert/verwöhnt es aufwächst und dass unser Leben für einen Grossteil der Kinder auf der Welt alles andere als normal ist!

Ich habe deshalb mit meinem Sohn vor ein paar Jahren (da war er plus/minus 8-10 Jahre alt) mal eine Dok-Sendung über Kinder in Indien angeschaut - wie diese barfuss über die stinkenden, gefährlichen (Glasscherben, etc.) Müllberge kletterten, um etwas Essbares zu finden oder etwas, das sie für wenig Geld verkaufen konnten... und wie sie zu Fünft/Sechst in einer 10m2 grossen Lehmhütte nur mit dreckigen Matratzen am Boden hausten... kein einziges Spielzeug... keine Kleider zum Wechseln... gar nichts!

Das war richtig schwere Kost - nicht nur für mich, sondern auch für meinen Sohn. Klar hatte er bis dahin schon gehört, dass es Armut gibt und eben auch viele Kindern, die in Armut leben, aber ich glaube, so brutal schonungslos wie damals in dieser Dok-Sendung hat er es vorher noch nie gesehen. Und ich muss sagen: Das hat echt genützt - ich glaube, er schaut das, was er hat, seither tatsächlich mit etwas anderen Augen an. Klar, nicht immer und jeden Tag :wink: . Aber wenn er wieder mal so eine "verwöhnte/undankbare Phase" hatte, habe ich ihm danach ab und zu mal gesagt: "Und jetzt denk mal daran, dass genau in diesem Moment tausende von Kindern weltweit auf Müllbergen rumklettern, um etwas zu essen zu finden oder auch grad in diesem Moment irgendwo Kinder an Hunger sterben - und dann überleg Dir nochmals, ob dieses Verhalten nun wirklich angebracht ist!".

Ob das brutal ist? Ja, sicherlich - es ist brutal. Aber: Es ist die Realität! Und ich denke, diese darf und soll man unseren Kindern nicht vorenthalten! Logo können wir in unserem Alltag - in unseren "privilegierten Leben" - nicht 24/7 an arme/verhungernde Kinder denken. Aber: Ich denke, das Bewusstsein, dass es das gibt und dass wir alle faktisch ohne Ende verwöhnt sind, muss da sein - und muss möglichst früh auch in unseren Kindern angelegt werden!

Von daher finde ich, dass verregnete Ferien, wo man eh nur drin hocken muss, grad eine gute Gelegenheit wären, so etwas mal zu thematisieren oder eben mal so eine Dok-Sendung anzuschauen und danach am Familientisch auch mal darüber zu sprechen. Solange Kinder in der Annahme leben, dass ihr Leben selbstverständlich ist und es nichts anderes gibt, sind sie verwöhnt - das ist einfach so. Ich denke, diese "Blase" muss man einfach auch mal gnadenlos aufsprengen - allen zuliebe.

Malaga1
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Malaga1 »

Mal abgesehen von verwöhnt oder nicht verwöhnt: Ich finde Ferien immer etwas schwierig, weil ALLE hohe Ansprüche oder Erwartungen an diese Zeit haben, ganz besonders auch die Eltern. Wenn es dann regnet, man sich auf der Pelle hockt oder die Unterkunft nicht so ist wie erwartet etc., braucht es wenig und das Pulverfass explodiert. Von dem her: Schwamm drüber.
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danci
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von danci »

Malaga1 hat geschrieben: Do 5. Aug 2021, 10:41 Mal abgesehen von verwöhnt oder nicht verwöhnt: Ich finde Ferien immer etwas schwierig, weil ALLE hohe Ansprüche oder Erwartungen an diese Zeit haben, ganz besonders auch die Eltern. Wenn es dann regnet, man sich auf der Pelle hockt oder die Unterkunft nicht so ist wie erwartet etc., braucht es wenig und das Pulverfass explodiert. Von dem her: Schwamm drüber.
Das ist sicher richtig.
Alebri hat geschrieben: Do 5. Aug 2021, 09:39 Wenn man nur schon die Entwicklung in den letzten 50 Jahren anschaut: Wir haben damals zu Ostern ein Osternestli mit Schoggi erhalten - wenn ich heute jeweils höre/lese, was Kinder zu Ostern bekommen... das ist ja bald ein 2. Weihnachten :shock: :shock: :shock: :lol: :lol: .
Ich muss hier die Ostergeschenke etwas verteidigen :mrgreen: Ostern liegt halt für Outdoor-Geschenke sehr praktisch, v.a. wenn der Geburtstag auch auf den winter fällt. Ich kaufe noch nicht die gewünscht Monoflosse oder das Skateboard im Dezember oder Ende August, wenn der Geburtstag kommt, sondern im Frühling, damit sie möglichst lange gebraucht werden können, und da kann man es einfach so schenken oder halt ins Osternestchen stecken. Daher gibt es manchmal auch grosse Geschenke, nicht jedes Jahr, aber zwischendurch :mrgreen:

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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Drag-Ulj »

Was spricht denn dagegen, die gewünschten/gebrauchten Sachen "einfach so" zu schenken? Darüber empören sich dann einige... also herrje, da bin ich eben überhaupt nicht heikel. Den Grund zum Schenken gestalten wir uns offensichtlich subjektiv ;)

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danci
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von danci »

@ Drag-Ulj
Meintest Du mich? Fall ja: Es spricht gar nichts dagegen, wenn es vom Datum her passt, mache ich mir einfach einen Spass daraus, das gleich zu verbinden und das Geschenk zu verstecken. Keine objektiven Gründe ;-)
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ChrisBern
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von ChrisBern »

Wenn es Sachen "braucht" (neues Velo, bestimmte Kleidung etc) gibt es das mal einfach so und manchmal eben Ostern/Geburi etc. (Meine Tochter hat Ende Oktober Geburi, da machen Sachen wie Velo, Skater etc) nicht mehr viel Sinn, nutze daher auch gerne Ostern. Ich kaufe auch viel auf tutti.ch und sage das den Kindern auch so. Habe auch schon zur Wahl gestellt: entweder zeitnah, dafür gebraucht oder neu auf Geburi. Wir haben gar kein System wegen schenken oder direkt kaufen, es kommt, wie es kommt.

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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Drag-Ulj »

danci hat geschrieben: Do 5. Aug 2021, 11:41 @ Drag-Ulj
Meintest Du mich? Fall ja: Es spricht gar nichts dagegen, wenn es vom Datum her passt, mache ich mir einfach einen Spass daraus, das gleich zu verbinden und das Geschenk zu verstecken. Keine objektiven Gründe ;-)
Du hast es gerade angesprochen, deshalb habe ich angeknüpft... weil eben, einfach so schenken wurde kritisiert, aber jegliche Geschenkfeiertage erfinden, ist ok. Hat mich amüsiert, ist gar nicht kritisch gemeint. Ich schenke oft & steh dazu 🤷‍♀️

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danci
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von danci »

@ drag-ulj
Kein Problem. Ich kritisiere auch nicht das einfach so schenken. Konsequenz ist eh nicht eine meiner Stärken, selbst wenn ich es versuchen würde ;-)

Was mir noch zum Thema Dankbarkeit durch den Kopf ging (ist einfach zum Thema, hat jetzt nicht direkt mit Fiona und dem Vorfall zu tun): Ich versuche meinen Kindern eigentlich nahe zu bringen, dass materieller Besitz und auch Konsum nicht so wichtig sind (wir lädelen auch gerne ohne etwas zu kaufen ;-) ). Natürlich sind manche (Gebrauchs-)gegenstände wichtig, aber letztlich sind es auch nur Dinge. Auch wenn etwas kaputt geht oder so, ist das kein Grund für ein Drama. Teilen war schon immer selbstverständlich (ich verstehe ehrlich gesagt diese neue "meine Kinder müssen nicht teilen"-Pädagogik nicht). Bei Geburtstagen geht es um das Zusammensein, weniger um Geschenke. Wenn ich aber diesen Gedanken weiterverfolge, dann kann ich auch nicht eine grosse Dankbarkeit für die Dinge erwarten, denen ich ja selber nur eine beschränkte Bedeutung zuweise, was nicht heisst, dass sie nicht Freude machen können. Versteht man, was ich meine?
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Lilyrose
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Lilyrose »

Wir haben früher auch Badmantel, Papierkorb, Schreibtischunterlage, Pjama zu Weihnachten und Geburtstag erhalten und und Fotos nach zu urteilen darüber gefreut. Mache ich bei meinen Kindern auch noch so, wobei diese Tage wahrscheinlich mit zunehmendem Alter der Vergangenheit angehören.

Ich nerve mich nicht im dem Sinne, das die Kinder undankbar wären, daf7r sind die schlicht zu klein. Aber natürlich ist man irgendwie enttäuscht, wenn man dem Kind einen Gefallen tut und das überhaupt nicht so ankommt. Denke mit zunehmenden Alter darf man schon etwas mehr erwarten, von der 6jährigen vielleicht noch nicht grad...

Priviligiertes Leben: finde es gut, dies den Kindern zu vermitteln. Ich fange auch so langsam an, ihnen zb auch zu sagen, dass nicht alle Kinder auf der Welt jeden Tag etwas zu essen bekommen, wenn sie zb wieder am Essen rummeckern. Bringt zwar nichts, dennoch sollen sie es irgendwann auch schätzen...auch wenn das Gemeckere wohl weiter gehen wird.

Ich schenke gewisse Dinge auch einfavh so unter dem Jahr, wobej ich es nicht als Geschenk erachte, wenn es zb etwas für Fortbewegung, Sport ist oder zum Basteln oder sich anderweitig kreativ zu verwirklichen. Klar wenn eh grad Geburi oder so ansteht, dann kann mans verbinden. Ist bei uns Ostern auch so, grundsätzlich gibts nicht, aber wenn sie eben grad nen Scooter brauchen, dann verbinden wir das auch mal. Ich ermuntere auch Gottis/Göttis uns ruhig second hand zu schenken. Wurde auch schon gemacht für einen Puppenwagen für unseren Sohn zb. Statt so ein neues billiges Ding zu schenken, wars ein robuster Occasion.

Ist jetzt auch etwas OT, ich verwundere mich jeweils auch über die Geschenkbudgets. Ich finde, dass ein Geschenk nicht mehr als ca 30-50 Franken kosten sollte. Wobei meine Kinder natürlich noch keine teuren Gadgets wünschen. Die Gotte wollte unserer Tochter mal was für 150.00 schenken, das habe ich abgelehnt. Vielleichg komme ich noch auf die Welt, aber ich möchte meine Kinder ahnlich bescheiden erziehen wie meine Eltern. Geschenke gabs nicht en masse und auch nicht mega teure. Dinge wie Stereo anlage usw mussten wir uns selber zusammen sparen, konnten uns aber durch Mithilfe im elterlichen Betrieb etwas zum Sackgeld dazu verdienen.

Aber um zum Thema zurück zu kommen, sind die Erwartungen vielleicht etwas hoch an ne 6jährige, aber der Frust daraus völlig verständlich. Aber ich denke, das Thema ist noch zu komplex für so kleine Kinder und muss wirklich gelernt werden.

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Fiona1980
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Fiona1980 »

Wie gesagt, dass es verregnet ist, ist oder war kein Thema. Das ist nun einmal so. Wir hatten es danach wieder gut, trotzdem nervt mich das Verhalten. Immer. Ich möchte da mehr mit ihnen arbeiten. Sie haben schon Fotos gesehen von hungernden Kindern in Afrika, das hat mal kurzfristig was gebracht. Vielleicht sollte ich mal so ne Dok anschauen.

Mich nervt wohl generell dieses trotzende Verhalten. "Wenn mir was nicht passt, raste ich aus und mache Drama." Gerade Madame kann das prima. Heute hat sie drei Mal die Wanderschuhe ausgezogen und ist beleidigt weggelaufen. Einmal, weil ich die falsche Trinkflasche eingepackt habe. 😳 Meine Güte, sie ist fast 6, nicht 2. Hoffentlich bessert es sich, wenn sie endlich nach den Ferien in die Schule geht und etwas gefordert wird.

Geschenke gibt es einfach so wenige. In den Ferien bei Regen halt mal, ja. Oft müssen sie auch selbst was kaufen. An Weihnachten bekommen sie viel Spielzeug von anderen, so dass wir echt auch mal Skianzug oder Bettwäsche oder sonst was Nützliches beisteuern. An Ostern gibts meist ein Buch (will nicht kiloweise Schoggi horten dann danach). Ich finde, sie sind schon verwöhnt, halt wie die meisten Kinder in der Schweiz. Aber sicher nicht im Übermass.
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Leela »

Also dieses falsche Flasche, ich will den blauen Becher, den anderen Stuhl ect. ist in dem Alter doch normal, das hört von selbst auf.
Ich versuchs mit Humor zu nehmen oder an schlechteren Tagen diskutiere ich einfach nicht über solchen Quatsch.
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Fiona1980
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Fiona1980 »

Ich bewundere alle, die alles mit Humor nehmen, es schaffen, nicht zu diskutieren und immer ruhig bleiben. Ich schaffe es nicht.
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von lipbalm »

Fiona1980 hat geschrieben: Do 5. Aug 2021, 15:33 Ich bewundere alle, die alles mit Humor nehmen, es schaffen, nicht zu diskutieren und immer ruhig bleiben. Ich schaffe es nicht.
Ich auch nicht! Und ich wundere mich immer wieder über geduldige Mamis im Migros. Ich wäre da schon längst ausgerastet…

conny85
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von conny85 »

Fiona1980 hat geschrieben: Do 5. Aug 2021, 15:33 Ich bewundere alle, die alles mit Humor nehmen, es schaffen, nicht zu diskutieren und immer ruhig bleiben. Ich schaffe es nicht.
Ich glaube das schafft fast niemand! Wenn man in der Situation steckt ist es immer schwierig ruhig zu bleiben.

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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Lila16 »

Ganz ehrlich geht es wahrscheinlich gar nicht um die Geschenke an sich.

Ich kenne das bei uns auch. Meine Kinder sind genau gleich alt. Ich versuche sie nicht zu verwöhnen. Sie bekommen von uns keine Geschenke. In der Badi oder so gibt es bei uns nur in Ausnahmesituationen ein Glace oder so. Und das nicht, weil wir es uns nicht leisten können, sondern weil ich nicht möchte, dass es zur Gewohnheit wird.
Wenn sie im Laden etwas umbedingt haben möchten, erkläre ich ihnen, dass sie das mit dem Sackgeld kaufen können oder sich zum Geburi wünschen können.
Und wenn sie Geschenke von anderen bekommen, können sie sich ganz gut und freundlich bedanken.

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich dich verstehe. Meiner Meinung nach geht es gar nicht zwingend um die Geschenke. Darauf wird jetzt in diesem Threat leider zu fest herumgeritten. Vielleicht liege ich jedoch falsch.

Beispiele, die mich ärgern: die Kinder haben an einem Dorffest Werbebalone geschenkt bekommen. Sie haben sich gestritten weil sie mit den Farben nicht zufrieden waren.
Oder wir waren im Zirkus (solche Erlebnisse sind mir wichtig) und die Kinder haben sich gezofft, weil sie mit den Plätzen nicht zufrieden waren. Ich habe mich geärgert, weil ich es nicht für selbstverständlich finde, dass sie überhaupt in den Zirkus gehen können. Oder die Cousinen kommen zu uns und unsere Kinder freuen sich vorher sehr, wenn sie aber da sind, drehen sie fast durch.

Kinder in dem Alter können ihre Gefühle noch nicht richtig einordnen oder sagen, was sie wirklich fühlen oder denken. So kann es sein, dass sie müde, genervt, traurig, verletzt usw sind und sie dies nicht äusser können. Was bei uns manchmal hilft, wenn ich die Kinder in die Arme nehme und sage: xy, kann es sein, dass du dich ganz fest freust und du dies nicht zeigen kanns.
Oder: yx, ich verstehe dich, dass du traurig bist. Der blau Ballon würde dir besser gefallen. Aber der grüne passt ganz gut zu deinem Shirt.

Vielleicht hat es nichts mit Undankbarkeit zu tun. Versuch in einem ruhigen Moment herauszufinden, warum zum Beispiel deine Tochter das Schleichtierli wegwerfen wollte. War sie müde, traurig, frustriert.

Und ja, auch mit 6 Jahren können Kinder noch trotzen. Bei meiner Tochtet ist es im Moment so, dass ich immer das falsche Koche. Wenn ich Pizza koche, mag sie überhaupt keine Pizza, wenn ich Pasta mache, hätte sie lieber Pizza usw. Ich versuche sie jetzt mehr beim Einkaufen oder Kochen miteinzubeziehen. Trotzdem klappt es nicht immer wie gewünscht. Und dann gibt es das was es gibt. Vielleicht hilft es, wenn sie dir beim nächsten Mal beim Packen helfen könnte.

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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von ausländerin »

Ich finde dass Geschenk etwas ist für was ich keine Gegenleistung erwarten kann. Dankbarkeit ist halt "Gegenleistung". Dann ist Geschenk auch nicht richtig Geschenk wenn ich was dafür erwarte, eine Art Preis, oder? Für mich ist der Moment wichtig, und es ist auch ein wenig egoistisch die Freude zu erwarten. Wenn es klappt - schön. Wenn nicht - ist es auch ok. Ich mache mir eigentlich bei Schenken erst mir selbst Freude. Das soll in Fordergrund sein.
Was ist aber wichtig finde ist Wertschätzung. Das ist aber bei Geschenk dass selbst ausgewählt und gekauft ist nicht gegeben. Die Kinder verstehen noch nicht dass man Geld mühsam verdienen muss (ausser sie bekommen es direkt mit wie auf einem Bauernhof). Da ist was zu bezahlen nicht eine grosse Leistung die speziell geschätzt werden muss. Da nimmt man Geld und zahlt - was ist so kompliziert daran? Warum sollen sie dafür dankbar sein? Es ist ja nicht ande s bei Brot kaufen.
Was wir in Alltag machen ist gegenseitig Danke sagen und Wertschätzung zeigen für Hilfe, kochen, waschen - ganz normale Sachen die aber Arbeit brauchen die das Kind sieht und mitbekommt. Und auch erklären wieviel Arbeit in machen Dingen steckt. Ich finde das ist viel wichtiger diese Verständnis und Wertschätzung für Arbeit anderen zu thematisieren, als Dankbarkeit für Sachen zu erwarten die (aus Sicht der Kinder) kein Aufwand bedeuten. So ein Schleichtierli kostet so viel wie ein Kilo Erdbeeren. Für Erdbeeren erwarte ich kein Dankbarkeit, für Tierli schon. Warum?

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danci
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von danci »

@ Lilyrose
Wir haben einen Preisrahmen von ungefähr CHF 50-100.-, es kommt halt auch sehr auf das Geschenk drauf an. Ein neues Velo kostet natürlich mehr, wird aber auch gebraucht, für Lego zahle ich nicht 200.-. Wir haben auch gerne Gemeinschaftsgeschenke, bei 150.- würde ich vorschlagen, sie soll mit jemandem zusammenzuspannen, sofern es überhaupt ein sinnvolles Geschenk ist. Mein Sohn wünschte sich dieses Jahr ein neues Stunttrotti. Da er gerne und viel auf dem Skaterpark ist und sein altes wirklich zu klein wurde, fand ich das sinnvoll. Kostenpunkt 170.-, da haben meine Eltern und meine Schwester zusammengelegt. Die Kleine bekam letztes Jahr ein Holzpferd für den Garten. Das kostete 250.-, da legten halt auch alle zusammen (Grosseltern, Tante, Gotti, wir), meine Mutter nähte noch eine Satteldecke (grosses Hobby von ihr ;-) ), so gab es ein zweites zum auspacken. Es wird nun über ein Jahr täglich bespielt, hat sich daher gelohnt. Oftmals kann man halt für 1 x 200.- wirklich etwas sinnvolleres finden, als für 4 x 50.-.

@ Fiona
Das tönt für mich nach Zahnlückenpubertät, hatten meine Grossen sehr intensiv. Ich hoffe, die Kleine wird etwas einfacher....

Wobei sie in den Ferien auch gerade einen Tobsuchtsanfall hatte, weil das Muster des (von ihr selber aus dem Schrank genommenen) Rocks symmetrisch war, dasjenige auf ihrem (ebenfalls selber aus dem Schrank genommenen) T-Shirt asymmetrisch und sie das nicht mag, weil sie entweder beides symmetrisch oder beides asymmetrisch haben will. :roll: Das war in den 10 Min in denen ich kurz duschen wolle, nach einem tollen, von den Kindern gewünschten, Ausflug und vor dem Restaurantbesuch ins Lieblingsrestaurant der Kinder. Du kannst Dir also vorstellen, dass mein Verständnis auch nicht gerade gross war. :oops: Aber aus der Sicht der 6-jährigen war es halt eher: "Hurra, wir gehen zur Ivana (die Wirtin) und ich will mich hübsch machen."

Und ich persönlich glaube keiner Mutter, die sagt, sie könne immer ruhig bleiben oder es mit Humor nehmen. Man versucht es und manche haben die besseren Nerven als andere, aber immer gelingt es wohl niemanden.

@ Ausländerin
Sehr schön gesagt.
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Fiona1980
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Fiona1980 »

Leela kann es :-)
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Leela
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Leela »

Neeein ich versuch es mit Humor zu nehmen und wollte dich eigentlich aufmuntern, so mit 6 hat das bei meinen Kindern nämlich aufgehört.
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Britta77
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Re: Zu hohe "Erwartungen"?

Beitrag von Britta77 »

Liebe Frauen, was versteht ihr unter Kinder verwöhnen?
Ich kaufe in den Ferien durchaus auch Sachen ausser der Reihe, bei Büchern bin ich immer grosszügig.
Unsere Kinder haben mehr als sie brauchen, völlig klares Ja. Aber sind sie verwöhnt? Ich würde sagen eher nein. Für mich bedeutet der Begriff, dass jemand immer alles sofort bekommt und nie warten muss. Und darüberhinaus auch noch glaubt, ihm/ihr stünde immer alles zu.
Und verwöhnt zu werden finde ich total schön.....

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