mamily hat geschrieben: ↑So 11. Okt 2020, 14:03
das ist natürlich auch irgendwo ein henne-ei problem. im nachbarort gab es vor kurzem einen fall in einer familie, deren kind ist in der 2. klasse. das kind musste 2 wochen mit den eltern in quarantäne, wurde aber nicht getestet. ich finde das testregime da halt schon fragwürdig - wäre es nicht (rein aus sicht der datenerhebung) sinnvoll, das kind auch gleich zu testen, und sollte es pos sein und dann in der schule gewesen sein - eventuell sogar in regemässigen abständen die kinder der 2.klasse, um zu sehen ob es zu weitern ansteckungen (durch das kind) kam, oder eben nicht? zumal kinder ja eh meist asymptomiatisch sind.
die superspreader an den hochzeiten, familientreffen etc. stecken sich ja auch wo an. das muss nicht über die kinder erfolgen. aber in meinen augen würde es grundsätzlich schon sinn machen mal die methode der datenerhebung zu überdenken und zu schauen, dass man zu mehr datenätzen kommnt - um kinder dann auch stichhaltig(er) ausschliessen zu können.
- Tests bei Kindern werden eher vermieden je jünger die Kinder sind, weil der Test nur aussagekräftig bleibt, wenn er auch richtig gemacht wird. Erfahrungsgemäss ist es so, dass sich jünger Kinder eher wehren und auch die Erwachsenen eher zurückhaltend sind, die Abstriche richtig gut zu machen - dies also eher oberflächlich machen. Von daher macht es nicht wirklich Sinn, eine ganze 2. Klasse durchzutesten. Epidemiologisch wäre es aber sicher interessant. So versucht man an diese Daten zu kommen, indem man immer die gleichen Klassen mehrmals nach gewissen Abständen auf Antikörper testet. Da gibt es Hinweise, dass Kinder genau so betroffen sind wie Erwachsene. Da Kinder häufig viel weniger Symptome aufweisen, muss auch davon ausgegangen werden, dass sie die Viren zwar in gleich hoher Anzahl produzieren, aber dadurch, dass sie weniger Husten usw. die Viren viel weniger verteilen und dadurch auch weniger ansteckend sind. Je enger der Kontakt, umso höher das Ansteckungsrisiko bei symptomarmen Verläufen, also besteht das Ansteckungsrisiko eher zu Hause als in der Schule, in beide Richtungen (von Eltern auf Kinder und von Kinder auf Eltern).
- bei einem sehr grossen Teil der Ansteckungen findet man nicht heraus, wo sich die Person angesteckt hat. So ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Eltern auch bei ihren Kindern angesteckt haben können, weil der Kontakt halt schon sehr eng ist zwischen Eltern und ihren Kindern. Und so sind Ansteckungen auch wahrscheinlich, auch wenn Kinder sehr wenige Symptome aufweisen oder auch mal nicht so typische.
Und wenn der Ansteckungsort nicht bekannt ist, dann wird alles zur Vermutung. Es ist schon schwierig zu beweisen (!), wo sich jemand angesteckt hat. Und so bleiben die Orte wie Schule, Grossraumbüro, Einkaufsläden, Shoppingcentren usw. halt sehr schwierig zu erfassen, was da wirklich passiert. Gerade weil die meisten Menschen ihre engsten Kontakte nicht dort haben und die Ansteckung dann eher zu Hause oder beim Familienfest vermutet wird.
- was bleibt: je länger und näher ein Kontakt, umso wahrscheinlicher wird eine Ansteckung. Das Virus kennt den Unterschied Schule, Daheim, Arbeitsplatz usw. nicht. Zum Schutz der Kinder, deren Eltern und Grosseltern und der Mitarbeiter in der Schule ist ein gutes Schutzkonzept wichtig. Da braucht es einen gewissen Abstand, in gewissen Klassen und Situationen auch mal der Gebrauch von Masken, gerade wenn es Kinder mit Risikopatienten zu Hause hat oder die LP zur Risikogruppe gehört (an beiden Orten gibt es immer wieder Schwangere als Beispiel).
Und ja, diese Massnahmen sind am Arbeitsplatz oder auch bei Familienfesten wahrscheinlich nochmals wichtiger als in der Schule mit den Kindern, so auch z.B. im Lehrerzimmer. Und so Situationen wie mit Maske arbeiten und dann mit den Mitarbeitern das Zmittag am gleichen Tisch ohne Abstand einzunehmen, das wirkt dann irgendwie schon etwas grotesk.
Wahrscheinlich ist es halt auch so, dass der Abstand der Kinder untereinander in der Schweiz eher grösser ist als in gewissen anderen Ländern. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass es in den Schulen weltweit nicht die gleichen Auswirkungen hat. Das Virus kann sich einfacher verbreiten, je enger und länger die Menschen miteinander Kontakt haben. So sind wir in der Schweiz wahrscheinlich einiges besser ausgestattet als anderswo, auch wenn nicht überall bzw. häufig der Mindestabstand nicht eingehalten wird, übers Ganze gesehen aber wahrscheinlich halt doch besser und häufiger als an anderen Orten.