Grundsätzlich: Ein Richtig oder Falsch gibt es für mich bei diesem Thema auch nicht - und: Jede Frau muss selber ihr Lebensmodell finden, mit dem sie glücklich/zufrieden ist (mit/ohne Kinder, Teilzeit/Vollzeit berufstätig, etc.) Das Schöne ist ja: Wir haben heute weitgehend die Freiheit, selber zu wählen - Kinder zu haben bedeutet heute nicht mehr automatisch, 20 Jahre oder mehr "nur" noch Hausfrau und Mutter zu sein, aber wer das so will, kann das so machen. Werten oder urteilen finde ich da auch falsch.
Aber - und das ist mein grosses Aber: Aus dem rein ökonomischen/wirtschaftlichen Standpunkt zweifle ich schon an, ob man es sich heutzutage als Frau überhaupt noch leisten kann/darf, 10, 15, 20 oder mehr Jahre nicht mehr zu arbeiten. Dies aus mehreren Faktoren. Die Altersvorsorge wird nicht besser werden, d.h. wir alle müssen uns darauf einstellen, im Alter weniger zu bekommen, als es bei den heutigen Rentnern der Fall ist (Umwandlungssatz PK wird immer schlechter, ob und in welcher Form es die AHV in 20 oder 30 Jahren noch gibt, sei dahingestellt, etc.). Das heisst, bei Paaren, wo 40 Jahre nur der Mann erwerbstätig ist, könnte es dann im Alter wirklich knapp werden, wenn die Frau aus der PK nichts beisteuern kann. Und: Auch wenn es sicher immer wieder Erfolgsgeschichten gibt, ist es sicher nicht wegzureden, dass es mit längerer Pause nicht einfacher wird, wieder den Einstieg in eine (gut bezahlte!) Erwerbtätigkeit zu finden. Und - wie glaub auch schon geschrieben wurde: Keine Frau auf dieser Welt ist vor Trennung/Scheidung geschützt und das Gericht spricht heute den Frauen (richtigerweise!) auch eine grössere finanzielle Verantwortung zu, wenn es zu einer Trennung/Scheidung kommt. Das heisst, eine Frau muss heute viel früher 50% oder 80% mitverdienen - und wenn man zuvor 10-15 Jahre nicht mehr gearbeitet hat, kann dies unter Umständen wirklich schwierig werden.
Und nicht zuletzt: Wir Frauen schreien seit 40 Jahren nach Gleichberechtigung - zu Recht. Aber: Teils Frauen legen die Gleichberechtigung sehr einseitig aus

. Gleicher Lohn für Mann und Frau, ja! Gleiche Möglichkeiten für Man und Frau, ja! Männer im Haushalt und bei den Kindern mithelfen - ja. Aber gleiche Verpflichtung, finanziell eine Familie mitzutragen und dann halt auch je nachdem Abstriche zu machen und zu verzichten (Kinder weniger zu sehen, Doppelbelastung, etc.) - nein!

Für mich ist Gleichberechtigung wichtig - aber beidseitig. Das heisst, ich bin weder die Putzfrau noch die Köchin meines Mannes - auch nicht seine Mutter oder seine Sekretärin

. Aber: Er muss auch nicht für uns alle arbeiten gehen und die finanzielle Verantwortung alleine tragen. Wir teilen uns alles - Kinderbetreuung, Haushalt, Kochen, arbeiten/Geld verdienen. Weil uns ganz wichtig ist, dass wir beide - im schlimmsten Fall der Fälle (Arbeitslosigkeit, Trennung/Scheidung, Tod, etc.) jeder weiterhin auf eigenen Beinen stehen könnte und keiner 100%ig vom anderen abhängig ist, weil wir beide so eine völlige Abhängigkeit extrem schlimm finden und das für uns nicht in Frage kommt - in keinem Bereich. Wir sind ein Team - aber wir sind auch Individuen und keine unzerstörbare Einheit.
Und nicht zuletzt will ich auch meinen Kindern vorleben, dass Männer und Frauen gleichberechtigt leben sollten - in jedem Bereich. Die ersten 3-4 Jahre habe ich auch nur kleinprozentig (20-40%) gearbeitet, aber seither immer 60-80%. Das geht mit Schulkindern auch gut - und je älter sie werden, je einfacher wird es. Es gibt den Kindern auch Unabhängigkeit und Selbständigkeit, wenn sie nicht einen Elternteil Zuhause haben, der sie 24 Stunden am Tag "betütelt".
Aber eben: Das ist so mein Weltbild - und hat nichts mit einem generellen und objektiven Richtig oder Falsch zu tun. Keinesfalls. Schlussendlich muss das - wie geschrieben - jede Frau/jedes Paar für sich selber entscheiden.