Probleme mit Essen und Gewicht während der SS

[Talita]

Hallo zusammen

Ich wollte ein Thema ansprechen, dass sehr persönlich ist und wofür ich mich ehrlich gesagt auch schäme in dieser Zeit.

Ich habe vor einigen Tagen erfahren, dass ich in der SSW 5 schwanger bin, und freue mich riiiiiesig darüber. Gleichzeitig bin ich aber auch sehr besorgt, was für Auswirkungen mein Untergewicht auf den Verlauf der Schwangerschaft haben könnte.

Natürlich wollte ich schon bevor ich wusste, dass ich schwanger bin, von der Essstörung loskommen und bin momentan in einem neuen Anlauf auch wieder bei einer neuen Therapeutin. Aber seit ich von der SS weiss habe ich Panik, es nicht früh genug in den Griff zu bekommen, und dadurch evtl. Schaden anrichten zu können.

Gibt es irgendjemand, der damit Erfahrungen hat oder ähnliches erlebt? Vielen Dank für Eure Zeit!

[nadja_t]

keine erfahrung mit dem
thema, kann dir aber nachfühlen, dass du dir sorgen machst. die angst kann die krankeit verschlimmern, deshalb finde ich es super dass du i therapeutischer betreuung bist! lass dich unbedingt begleiten. informiere dich, ob zusatz nährstoffe vielleicht sinn machen, vitamine etc. lass dich nicht stressen, dass du das kind empfangen hast, bedeutet, dass dein körper das kann!

[Zaryna]

Wünsche dir viel Kraft [-] das schaffst du schon !

[Nirvana]

Liebe Talita

Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft! Ich finde es mutig von Dir, dass Du über Deine Problematik sprichst. Du brauchst Dich nicht dafür zu schämen, Du hast ja nichts Schlimmes getan, Du leidest lediglich an einer Essstörung. Dass du psychologische Hilfe in Anspruch nimmst ist wichtig und richtig.

Vielleicht stellt die SS ja auch eine Chance dar, den eignen Körper nicht ausschliesslich als Deine Behausung anzusehen, sondern während der kommenden Monate eben auch als diejenige Deines heranwachsenden Babys, dessen Umgebung Du als bestmöglich für seine Entwicklung gestalten möchtest, was eine gesundes Essverhalten impliziert. Gleichzeitig habe ich in meinem Umfeld einige untergewichtige Schwangeren (aufgrund von körperlichen Problemen) erlebt, die ein gesundes Kind zur Welt gebracht haben. Die Kleinen holen sich, was sie brauchen - für die Schwangere kann dies jedoch sehr Kräfte zehrend sein. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall "dranzubleiben", was die Behandlung der Essstörung angeht, auch im Hinblick auf das zukünftige Mami-Dasein. Die Kunst besteht wohl darin, sich auf diesem Weg nicht zu viel Druck zu machen, denn Stress fördert wohlmöglich wieder die Symptome der Essstörung.

Ich wünsche Dir alles Gute!

[Talita]

Erstmals vielen Dank für die lieben Rückmeldungen, die haben mir gerade sehr viel Mut gemacht!

@nadja_t: Ja, das mit den Nahrungsergänzungsmitteln mache ich seit ziemlich Anfang der SS. In der Apotheke wurde mir Elevit und Elevit Omega 3 empfohlen, nimmt das sonst noch jemand?

@Zaryna: Danke für die Ermutigung, heute ist ja Wochenanfang.

@Nirvana: Vielen Dank für die lieben Worte, das werde ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen. Und es beruhigt mich zu hören, dass das bei deinen Bekannten keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der SS oder die Entwicklung des Babys hatte.

Ich wünsche euch allen einen schönen Wochenstart!

[Krambambuli]

Hallo Talita

Ich kann dir nur erzählen wie es bei mir war. Vielleicht hilft dir das ja weiter.


Auch ich bin untergewichtig in die SS gestartet. Ich habe seit Jahren, über ein Jahrzehnt, eine Esstörung. Ich habe mich schon fast immer mangelernährt und mich immer sehr zurückgehalten, hatte grosse Disziplin. Und dann wurde ich schwanger.

Ich habe die Leinen locker gelassen und meinem Hirn gesagt : ab jetzt geht es NICHT mehr nur um dich, ab jetzt musst du verantwortungsvoll handeln, es muss sein.

34kg zunahme später war das Kind da. Gelenkprobleme hatte ich sogar und Bluthochdruck.

ABER... Das ging alles ratzfatz wieder weg nach der SS. Ohne das ich viel gemacht habe. Gegessen habe ich wegen dem Stillen weiterhin sehr reichhaltig. 1.5 Jahre nach der Geburt war ich wieder im Schuss, auch vom Körpergefühl her.

Ich denke aber, das Untergewicht (1m84gross und damals 55kg schwer bei SS-Start) hat mich sehr mitgenommen. Die SS war anstrengend, ich hatte mega Hüftbeschwerden und die starke Zunahme von 34kg tat ihr übrigens.
Ich empfinde das aber nun im Nachhienin (also die Zunahme meine ich) als genau richtig das es so war wie es war. Meine Tochter ist sehr propper, gesund fit und fröhlich, gross schwer und stark *schmunzel*

Ich selber habe mich ein wenig arrangieren können, so esse ich nun endlich regelmässig Zmittag und etwas kleines Znacht. Dank dem Kind kommt da ein Rhythmus rein bei dem ich mitziehen konnte.

Ich wünsche dir alles Gute, hoffe mein Beitrag war für dich ebiz interessant.

LG Krambambuli, mittlerweile bei 62kg eingependelt und froh damit

[Talita]

Liebe Krambambuli

Vielen lieben Dank für deinen Beitrag und deine Offenheit darin. Ich bewundere sehr, was du erreicht hast und wie stark du warst, um dies zu schaffen.


Da wir BMI technisch sehr ähnlich lagen zu Beginn der SS, wollte ich dir gerne ein paar praktische Fragen stellen, hoffe das ist ok und nicht zu persönlich.
Hast du anfangs auch so rasant zugenommen, als du deine Ernährung umgestellt hast? Und hat sich das etwas eingependelt danach, bzw hast du versucht es zu kontrollieren, oder einfach so genommen, wie es kam?

Fragen über Fragen

[Krambambuli]

Da wir BMI technisch sehr ähnlich lagen zu Beginn der SS, wollte ich dir gerne ein paar praktische Fragen stellen, hoffe das ist ok und nicht zu persönlich.
Hast du anfangs auch so rasant zugenommen, als du deine Ernährung umgestellt hast? Und hat sich das etwas eingependelt danach, bzw hast du versucht es zu kontrollieren, oder einfach so genommen, wie es kam? Und hast du einen Ernährungsplan gemacht, oder so gegessen, wie du Lust hattest?

Guggus Talita

Ich habe die ganze SS hindurch zugenommen. Immerhin waren es 34kg die ich zugenommen habe, das ist selbst in 10 Monaten noch schnell genug *räusper*. Ich habe wirklich gegessen auf was und wieviel ich Lust hatte. Dieses Gefühl im Hinterkopf war aber natürlich da, du wirst es auch kennen. Ich habe es aber verdrängt. Ich sagte mir einfach klip und klar, dass es jetzt einfach nur wichtig ist, dass ich und das Baby gesund und stark die Geburt meistern können und auch ich nach der Geburt genug Kraft habe um mich zu kümmern.

Weiss nicht ob das bei dir auch so ist, aber ich war sehr oft sehr schwach, quasi sofort ausser Atem, Übelkeit.....

Früher habe ich mir um 14oo ein Essen gegönnt. Mehr nicht.
In der SS und bis heute esse ich viel mehr und bin trotzdem nicht dick geworden.

Ein ganz übler Moment in der SS war für mich , als ich nach ein paar Wochen Gewichtsverdrängung zum Hausarzt musste. Dieser hat keine Digitale Waage und so musste ich ihm mein Gewicht mitteilen. Ich wollte aber gar nicht schauen.... Da sah ich zum 1. mal den Zwischenstand von 88kg und dachte nur - poah woah nein...... Kurz darauf spürte ich aber wieder die logische Seite in mir, und ich konnte sogar ein bisschen über dieses Gewicht von 88kg (Rekord bis dahin meines Lebens) lächeln. Es geht vorbei sagte ich mir. Und das war auch so !

Und ich sag dir, du brauchst die Energie die dir jetzt fehlt. Ich bereue die Zunahme ganz ehrlich nicht, ich denke das musste so sein !

Zu deinem Problem mit der Bulimie, hmm. Das ist schon noch etwas anderes, du entziehst dem Körper extrem vieles. Ich kann dir nur ganz lapidar sagen : lass es jetzt sein. Begib dich später in Therapie oder beginne jetzt schon. Du wirst all die Mineralien brauchen glaub mir !


LG Krambambuli

[schnuefu]

Ich kann dir wahrscheinlich jetzt nicht direkt helfen - ich hatte eine langjährige Ess-Störung - jedoch ein paar Jahre vor der ersten SS. Ich habs dann irgendwann in den Griff bekommen und es ging mir gut. Bereits nach wenigen Wochen in der 1. SS war ich einige Kilos schwerer als unschwanger, das war unerträglich schlimm damals für mich... Und weisst du was? Diese Gedanken begleiten mich in jeder SS...Essen in der SS fällt mir in dem Sinne nicht schwer - jedoch hab ich noch immer Panik davor die Kilos nicht mehr loszuwerden. (absolut unbegründet weil ich beide Male danach fast leichter war als vor dem SS Start - ohne irgendwelche Diäten oder ähnliches...)

Was ich auch nicht kann in der SS ist mich im Spiegel anschauen. Diese absolut verzerrte Wahrnehmung ist mir geblieben. Ich fühle mich bereits in der 12. Woche jetzt fett und unmöglich. Was ich mache? Ich lass den Spiegel eben weg, zieh jetzt schon SS Hosen mit dehnbarem Bund an und mach einfach weiter... Alles andere wäre dumm. Es ist ja nur eine begrenzte Zeit und ich tu es fürs Baby. Ich und meine Vorstellungen sind gerade sekundär.

Ich wünsche dir gaaanz viel Energie für die SS! Darfst mir auch gern eine pn schreiben wenn du willst - oder mehr wissen möchtest!

[naura]

Ich habe damals auch mit deutlichem Untergewicht in die SS gestartet. Ich hab aber keine Magersucht gehabt, sondern Stress und Sorgen und darum kaum gegessen. In der Ss habe ich dann ordentlich zugenommen (30 kg) und nach 2,5 Jahren stillen und einer Trennung vom Vater des Kindes war ich wieder beim Ausgangsgewicht. Das Kind war mir stets Motivation meine Beziehung zu mir selbst zu verbessern, es ging seither eigentlich nur aufwärts, wenn auch mit Rückschlägen. Mein Hauptmotivator war, dass ich mit einer psychisch kranken Mutter gross wurde. Mein Kind sollte das nicht so erleben, sondern eine Mutter als Vorbild haben, welche sich selbst und andere lieben kann. Daran arbeite ich stetig seit 10 Jahren..
ich wünsche dir, dass das Kind dich ebenso motiviert. Herzlich naura

[Linli]

Mal unabhängig von der Essstörung.
Ich denke da an Mamis mit Hyperemesis Gravidarum (die die komplette Schwangerschaft fast nix essen können) oder allg. auch die Übelkeit in den ersten Wochen. Da kann man ja teils fast nichts essen oder es kommt eben wieder raus. Und die Babys wachsen trotzdem. Es heisst ja, das Baby kommt "zuerst" und dann erst die Mama.

An deiner Stelle würde ich mich also nicht zu fest unter Druck setzen. Geh's an mit noch mehr Motivation (Baby) und versuch einfach dein Bestes zu geben.
Ich denke dein FA kann dir vielleicht auch weiter helfen mit mehr oder anderen Kontrollen (z. B. auch auf Mängel, Eisen, Vitamine usw.?), Grössenwachstum vom Baby. Und du solltest dich sicher immer an ihn wenden können (vertrauensmässig) falls es doch Mal Rückschläge gibt.
Ist ja sicher auch nicht hilfreich wenn du dir zu viel Druck auferlegst.
Vielleicht hilft dir auch eine zusätzliche Betreuung durch eine Hebamme =)

[elanor88]

Hallo ihr lieben,

die letzte antwort ist schon eingige zeit her, aber ich fand das thema spannend und wollte gerne auch noch berichten.

ich bin 28 und momentan in den ersten wochen schwanger. hinter mir habe ich eine lange essstörungsgeschichte mit mehrjähriger magersucht, danach binge eating, sportbulimie und irgendwann habe ich dann mit extremdiät wieder radikal abgenommen, bis ich mein jetztiges gewicht (leichtes untergewicht) erreicht habe. mit dem gewicht kann ich, als vernunftentscheid, einigermassen leben, obwohl ich mich weiterhin nur an sehr guten tagen im spiegel anschauen kann, die verzerrte wahrnehmung ist geblieben. aber ich habe nun seit einigen jahren ein "stabiles gewicht" und mit regelmässigen kontrollen des gewichts - ich habe ansonsten nämlich immer das gefühl, ich hätte zugenommen und müsse weniger essen- klappt es ganz gut.

seit ich schwanger bin habe ich nun einen extremen blähbauch und noch extremer das gefühl, ich hätte bereits mega zugenommen, obwohl ich erst in der 6. woche bin. ich denke, die ganze schwangerschaft wird schwierig werden in der hinsicht. ich bin aber überzeugt, dass es schon irgendwie hinhaut und ich dem kind zuliebe vernünftig sein werde. trotzdem kann ich mir die gewichtszunahme, die als normal angegeben wird, noch gar nicht vorstellen, das ist mir ein graus. aber ich denke, da wachse ich noch rein...