Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Braunfärbung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Braunfärbung

©Hans Hartmut Karg
2016

Da ist er schon wieder,
der Braunfärbeversuch.
Und natürlich der Aufschrei:
„Schon wieder Braunfärbung!!!“
Deshalb, Freund, pass' ja auf:
Manchmal ist das Braune
nur äußerlich das Braune
und das scheinbar Grüne
nur äußerlich das Grüne!

Unter der Edeltanne
erstmals keine Pilze mehr.
Das vergossene Bittersalz
hat aber die Grünfärbung
ungemein begünstigt.
Die Tannen wachsen
wieder stark und grünen.
Was willst Du denn?
Pilze oder Grüntannen?

Alle Jahre wieder
dieselbe gärtnerische
Entscheidungsnot!
Für alle Wächter der
reinen politischen Lehre:
Es handelt sich hierbei
trotz aller Unkenrufe
natürlich nicht um einen
Braunfärbeversuch...

*

Hans Hartmut Karg
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Flocken fallen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Flocken fallen

©Hans Hartmut Karg
2016

Flocken fallen über Nacht,
Überziehen Wiesen, Äcker.
Winter ist nunmehr erwacht,
Wird der weiße, kalte Necker,

Der uns zeigt: Nicht alles Sonne!
Nördlich bleibt der Winter Macht!
Kindern wird er höchste Wonne,
Wenn die Flocken tanzen sacht.

Keine Kälte kann sie bremsen,
Wenn sie mit den Schlitten fahren,
Temporeich – und ohne Grenzen:
An den Hügeln stehen Scharen...

Winterzeit bleibt Kinderzeit,
Voll Erwartung auf den Frühling.
Der ist jetzt noch nicht so weit,
Denn erst kommt noch der Fasching.

Da die Tage wieder länger
Und der Schnee zur Helle strebt,
Zwitschern erste Futterfänger,
Wenn das Jahr sich langsam hebt.

Mit den Flocken treibt der Himmel
Später erste Strahlen aus,
Und sein Tuch, ein weißer Schimmel,
Trägt den Glitzer weit hinaus.

Jetzt spazieren nach dem Räumen
In schneereiner Atemluft,
Noch von Weihnachten zu träumen –
Das hebt schon die Lebenslust!

Wär' der Schnee nicht, dieser Zauber,
Fehlt' er uns das ganze Jahr,
Denn Regen ist Wasserrauber,
Gibt dem Jahr nur Trockenhaar.

Doch Schneeflocken in den Wäldern
Sichern Feuchte bis zum März,
Schützen Saaten auf den Feldern
Und erfrischen Mund und Herz.

*

Hans Hartmut Karg
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Sie sagen wieder

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sie sagen wieder

©Hans Hartmut Karg
2016

Wieder sagen sie, die Welt würde untergehen –
Propheten haben wir ja immer recht viele!
Weil sie die Probleme nicht lösend besehen,
Reden sie herbei ihre Untergangsziele!

Die Professoren deuten uns diese Welt,
Probleme lösen sie meistens nicht.
Sie beobachten alles für sehr viel Geld
Und drehen und wenden nach ihrer Sicht.

Die Natur will doch nur geheilet werden,
Nicht mehr – und doch auch nicht weniger.
Wo Menschen immer nur alles verheerten,
Halfen niemals die Medienbeschöniger.

Wer nur erkennt, der kommt nicht zum Tun,
Wer Ratten benennt, vertreibt keine Mäuse,
Wird auf den eignen Meriten ausruh'n,
Im Elfenbeinturm als der hörigen Reuse.

Sie sagen wieder: Die Erde geht unter!
Sage ihnen, sie sollen endlich was t u n !
Wer nur prophezeit, selig und munter,
Der verharrt untätig in eigenem Ruhm.

*

Hans Hartmut Karg
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Selfies

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Selfies

©Hans Hartmut Karg
2016

Wie wackelig-krumme Beine
fallen sie in den Blick:

Ernstblickende
Traurigkeiten
als Provokationen
der Langeweile.

Tausendfach.
Millionenfach.

Banalitäten
wechseln sich ab
mit Peinlichkeiten,
Verletzungen des
Schamgefühls.

Sie verlassen
die Deckung
und verbreiten
in Blogs
das Gefühl,
als wäre die
roboterhafte
Entäußerung
und Offenlegung
des Selbst
schon
das
Leben.

*

Hans Hartmut Karg
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Fauxpas

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Fauxpas

©Hans Hartmut Karg
2016

Wertvoll und hell gesehen
Sei doch der Mensch in seiner Welt.
Müssen wir nicht Duldung durchstehen,
Selbst wenn für uns anderes zählt?

Beleidigung bleibt jener Pfeil,
Der die Seelenhaut blind durchschlägt,
Wird schließlich der kränkelnde Teil,
Der nichts mehr als Leiden trägt.

Die Folgen sind unausbleiblich,
Denn die leidende Seele macht zu,
Wo zuvor sie so unbeschreiblich
Doch einmalig liebend rief: „Du!“

Der Beleidigte kann ja nicht wissen,
Wer ihm mit Falschheit begegnet,
Wer allen Anstand zerrissen,
Weil er nur Heimtücke regnet.

So schwinden Kontakte und Rede,
Denn wen man unwichtig macht,
Hinschiebt auf Halde und Reede
Mit Vorurteil und Verdacht,

Der wird unbedeutend sich fühlen,
Nicht mehr gewollt im Kreis.
Das Leiden wird ihn fortspülen
Auf eine unendlich-schwere Reis'.

Er kehrt niemals mehr zurück,
Selbst nicht mit Locken und Bitten,
Und nicht, wenn mit tränendem Blick
Die Entschuldigung kommt geritten.

So ehre denn Dein Gegenüber
Und werte es ja nicht ab.
Der Mensch war immer ein lieber,
Wo man ihm Würde gab.

*

Hans Hartmut Karg
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Muslimischer Religionsfrieden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Muslimischer Religionsfrieden

©Hans Hartmut Karg
2016

Diese Welt findet nur Frieden,
Wenn die Menschen sich auch lieben.
Trotz der Unterschiedlichkeit
Wird der Horizont dann weit...

Früh vergaß man Peitschenstriemen
Wo Christen, Juden und Muslimen
Friedlich miteinander konnten,
Weil sie einst in Spanien wohnten.

Friedrich dann, der Stauferkaiser,
War ein Großer und ein Weiser,
Mittler hin zum Orient,
Weil er früh den Islam kennt.

Vom Islam haben wir die Zahlen,
Ärzte linderten die Qualen
Und Gelehrsamkeit war Mode,
Tauschgeschäft und Lebensbote.

Doch heut' scheint ja längst vergessen,
Was dereinst Erfolg gewesen,
Denn manches ist jetzt Tollhaus,
Wo die Bildung man wirft raus.

Erst wenn Schiiten und Sunniten
Gemeinsam um den Frieden bitten
Und die Kampfbereitschaft dämpfen,
Weil sie sich nicht mehr bekämpfen,

Kehrt Frieden ein in den Regionen,
In denen Muslime wohnen,
Weil mit Frieden diese Welt
Erst den Krieg von uns fernhält,

Wie mit Augsburgs Friedensfest
Man anderen die Freiheit lässt,
Damit Katholiken, Protestanten
Nicht mehr in den Gräbern landen.

Muslime sehen im Koran:
Die 5. Sure steht vorn an,
Mohammed dort Allah preist,
Glaube so zum Himmel reist.

Dort steht: Wer den Menschen tötet,
So dass Blut die Sande rötet,
Fällt zurück in Unfreiheit –
Er tötet nämlich die Menschheit.

Allah will's nicht als ein Gott,
Nie der Schöpfer Menschennot,
Keine Waffen, keinen Kampf,
Offenen Glauben, keine Krampf.

Mann und Frau sind gleichberechtigt,
Jeder ist für sich ermächtigt,
Keine Peitschen, keine Schläge
Kommen Eden ins Gehege.

Deshalb lasst uns fröhlich feiern
Mit Reis, Fisch und vielen Eiern:
Friedensfest der Religionen –
Stets in allen Erdenzonen!

Reicht Euch segensreich die Hände,
Grüßt Feißige, ihre Stände,
Welche uns die Waren senden,
Um den Hunger abzuwenden.

Damit es nicht Kriege gibt
Seid duldsam, weil Ihr doch liebt
Gespräch, Gelehrsamkeit und Handel –
Unsere Welt in bestem Wandel!

Wir sind gern an Eurer Seite,
Damit Toleranz uns leite
Und in unserem Erdenhaus
Fallen Krieg und Notzeit aus.

*

Hans Hartmut Karg
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Neuland

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Neuland

©Hans Hartmut Karg
2016

Die Lust, sie musste immer freier werden,
Doch wurde sie nicht schließlich uns zur Last?
Ist Freiheit immer Lust und Lust immer nur Freiheit?

Als sie auf sanfte Mädchenhügel schauten,
Erwachten jene Lüste spät im Morgengrauen,
Die auf die lebensfrohe Zukunft bauten,
Entdeckten Jungmänner die Zauberfrauen.

Die Lust könnte so frei werden,
Wäre sie nicht auch Sklavenlast.
Pflicht als Lust, Lust als Kür?

Als sie die Nächte Tage werden ließen,
Erkannten sie den Segen freier Lust.
Doch manchen wurde Pflicht zum Riesen,
Der direkt stapfte in den kinderlosen Frust.

Wo nur die Lust und nicht die Liebe,
Wo nur Vereinigung der nackten Triebe,
Strebt alles nach Veränderung im Raum.

*

Hans Hartmut Karg
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Moderne Gesellschaft

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Moderne Gesellschaft

©Hans Hartmut Karg
2016

Gar manche mag zwar einen Mann,
Der ihr getrost zur Hand gehn kann,
Doch findet man das heut' kaum noch –
Der Mann entflieht dem Ehejoch.

Und ehe man es sich versieht,
Weil seine Wünsche man ja mied,
Richtet er eigenen Hausstand ein:
Er will die Ruhe, lebt allein....

So werkelt Frau in ihrem Haus,
Trägt Müll und Altwäsche hinaus,
Wartet geduldig, bis er kommt,
Im Frauenarm er sich dann sonnt.

Modern lebt so die Frauenschaft
Mitunter auch als Mutterschaft
Und hat ihn kaum, den sie bemuttert,
Ihn kontrolliert und unterbuttert.

Derweil die schnöde Männerwelt
Sich Freud, Geselligkeit bestellt,
Denn längstens hat sie doch gelernt,
Dass man sein Leben nicht verpennt.

Wer rar sich macht im Frauenreich,
Den liebt Frau und beschließt sogleich,
Gar manche Untugend zu lassen
Und lieber lieben – niemals hassen!

Der Mann von heute ist ein Star,
So frei, so nett – wie's immer war –
Und nur gelegentlich kommt er
Und lässt sich ein auf eine Mär'.

Ansonsten lebt er frank und frei,
Mobil, multipel, frauenfrei,
Lebt in den Tag, wie er es will –
Hat dabei noch ein guts Gefühl!

*

Hans Hartmut Karg
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Eiszapfen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Eiszapfen

©Hans Hartmut Karg
2016

Gefährlich
hängen sie von
Dachrinnen, lang und gläsern.

Nach Tautagen
sind sie schon
recht lose und fallen.

Manche Älteren
bleiben jetzt zu Hause,
um nicht getroffen zu werden.

Den Kindern aber
sind sie immer schon
willkommenes Lutscheis.

*

Hans Hartmut Karg
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Lebensabend

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lebensabend

©Hans Hartmut Karg
2016

Die Gnade der späten Geburt
Braucht keine Kriege und Siege!
Wo das Schicksal alternd spurt,
Bleibt der Friede gern auf der Liege...

Am Hang entlang mit dem Rad zu fahren,
Bei Hochwasser den kleinen Fluss erleben
Und in den späteren Lebensjahren
Den Mut und die Kräfte neu beleben.

Das war mein Traum doch immer schon –
Und Wirklichkeit wurde mein Traum.
Das ist meines Arbeitslebens Lohn –
Und immer nach vorne schaun!

Leichtküchenessen mit hellem Geist,
Zucchini, Tomaten im Garten ziehen,
Damit anregender Duft in den Sommer reist,
Mit Knoblauch, Oliven um Nähe sich mühen.

Und während Trauben die Hänge schwängern
Treibt schon feine Wärme Erde und Staub.
Im Süden den herrlichen Sommer verlängern
Mit ein paar Tagen Fango und mit Urlaub.

Der Lebensabend braucht stillere Tage
Und Orte, die den Sehnsüchten dienen.
Das entspricht schon alternder Seelenlage:
Zu wandern – ohne Straßen und Schienen.

So kehren wir heim zum heimischen Wald,
Selbst wenn uns dort Kälte erfasst.
Es ist dann ja wieder Sommerzeit bald,
Befreit uns zu Bewegung – und Rast.

*

Hans Hartmut Karg
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Frauen verstehen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Frauen verstehen

©Hans Hartmut Karg
2016

Wer Frauen nicht verstehen kann,
Der ist wirklich ein armer Mann,
Denn Frauenliebenswürdigkeiten,
Die wollen wir doch gerne leiden:
Auf Augenhöhe ist sie dann –
Die Frau mit manchem lieben Mann.
Der will gerne ja zu ihr kommen,
Ihm ist doch keine Macht genommen.
Wenn wir uns an die Nähe binden,
Wird uns die Freiheit niemals schwinden.

Wer seine allerliebste Frau
Versteht, weil diese Welt so rau
Und er die Liebreize ergründet,
An denen sich die Lust entzündet,
Weil er in ihr die Traumwelt sieht,
In der man singt das Hohelied
Und so entdeckt ihr Eigenleben
Als wunderbaren Gottessegen,
Dem wird die Welt zum Paradies –
Und so verlässt er sein Verlies,

In dem so manche Männlichkeit
Versinkt in Händeln und im Streit,
Weil sie noch nicht begriffen hat,
Dass Streitkultur macht keinen Staat
Und mit so mancher Liebelei
Erst wächst ein schönes Einerlei,
Mit dem sich starke Männer stärken
In ihren und der Frauen Werken,
Mit Mode und Besonnenheit –
So überwindet man den Streit!

Frauen wollen den Gefährten,
Der auch daheim im Liebenswerten
Ihr Schutz und Zärtlichkeit gewährt,
Sich der Gefühle nicht erwehrt.
Denn wir sind Wanderer im Leben,
Wir können lieben, helfen, streben,
Wir müssen nicht allein uns mühen,
Wir können fördern, können ziehen
Und brauchen selbst den Ruhepol
Der Frauen – auch fürs Eigenwohl!

*

Hans Hartmut Karg
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Die Liebe braucht Verstand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Liebe braucht Verstand

©Hans Hartmut Karg
2016

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel
Trifft so manche Liebe ein,
Und im großen Weltgewimmel
Sieht sie nur noch Dich allein,

Lachend' Augen, stolze Lippen
Und ein Nusseis von der Waffel:
So zieht Liebe ihre Strippen –
Und tritt selig in die Staffel,

In der Liebe erst geboren,
Wenn die Liebenden sich sehen
Und die Wahl dann auserkoren,
Selig sie im Monde gehen.

Wie ein Tagtraum stürzt die Liebe
In die Herzen voll Verzückung.
Die Begierde treibt die Triebe
Und der Kuss schafft die Entrückung.

Liebende nur sehen sich,
Alle Welt scheint aufgehoben,
Denn es lockt das Partnerglück
Bleibt gewählt und eingewoben.

Wie kann der vermessene Traum
Den Traumbildern Abstand zollen,
Wären da nicht Zeit und Raum,
Um sich Mögliches zu holen?

Strebt Liebe mit frühem Jahre
Anmutig dem Glanze zu,
Wenn es Gleiche um sich schare –
Und die Zärtlichkeit dazu?

Ja, sie ist die Himmelsmacht,
Welche uns so ganz ergreift
Und bei Tag wie bei der Nacht
Hin zu der Vollendung reift.

Wer jedoch bei Tag und Nacht
Locken durch die Kämme zieht,
Der ist noch nicht aufgewacht,
Er bleibt kraftlos, wenn er kniet.

Denn Liebe braucht auch Verstand,
Um nicht kraftlos abzugleiten,
Braucht die ruhige, sichere Hand,
Um zur Dauer hinzuleiten.

*

Hans Hartmut Karg
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Literaturnobelpreis

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Literaturnobelpreis

©Hans Hartmut Karg
2016

Wunderbare Wortbetrachter
Sind nicht immer auf dem Damm!
Manchmal sind sie Menschverachter
Und nur vor der Kamera zahm!

Protokolle von Gesprächen
Können zum Nobelpreis reichen,
Augenzeugen, die sich rächen –
Kann das zur Romankunst reichen?

Romane auf dem Ego-Trip,
Die nur die Autoren kennen,
Entäußerung bis aufs Geripp',
Um outend nur das Selbst nennen?

Sie müssen sich schon fragen lassen,
Ob Literatur denn da noch greift –
Oder ob im Unterlassen
Seele nur randständig reift.

Spektakulär ist das Extreme.
Mag der fernen Nische dienen.
Wenn ein Schriftwerk Kraft aufnehme,
Kann es Auszeichnung verdienen?

Ausgelobte sind nicht mehr
Als Ausgetobte auf der Reise.
Alteuropa will schon mehr,
Als nur banal die Ringelkreise.

Wir wollen schon den besten Dichter,
Den allerbesten Romancier.
Nicht jene seien uns die Lichter,
Die nur verquer in eigenem Schnee.

*

Hans Hartmut Karg
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Flüchtlinge

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Flüchtlinge

©Hans Hartmut Karg
2016

Flüchtlinge, kommt Ihr nach Deutschland –
Ihr werdet dieses Märchenland
Leider niemals verstehen,
Wenn Ihr die besseren Menschen sein wollt.

Denn dort, wo Terrorismus herrscht,
Die Menschen alle immer fliehen,
Weil sie dagegen sich nicht wehren,
Muss man sich doch ein wenig fragen,
Ob man Euch dann hier noch schützen kann,
Wenn Ihr den Terror nicht bremsen könnt!

Ist die Struktur denn des Mentalen
Nicht Ausgangspunkt der Terrorfalle?
Ist radikaler Gottesglaube
Nicht Hinterhalt des Inhumanen?

Sind Flüchtlinge, Asylsuchende
Tauglich für Freiheit und Frieden,
Wenn sie aus ihrer Staatsherkunft
Nicht mehr bewirken, nicht mehr wollen,
Als Flucht, nicht einmal den Versuch,
Den Diktatorenhals zu längen?

Flüchtlinge, wollt Ihr verstehen,
Müsst Ihr Euren Herkunftstolz ablegen,
Die Gastsprache rasch erlernen,
Gastmentalität und Gastland ehren.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Aufstieg

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Aufstieg

©Hans Hartmut Karg
2016

Erst war er Maurer, dann Polier,
Dann durfte Kranfahrer er werden.
Strebsam war er, trank niemals Bier,
So gab es auch keine Beschwerden.

Wenn andere sich streiten wollten,
Rief er zu Ruhe, Frieden auf.
Wenn sie ihn spät zur Arbeit holten,
War er stets witzig und gut drauf.

Der Chef schätzte ihn immer mehr
Als zum Bürochef er ihn machte.
Der war so ehrlich und ein Herr,
Mit dem man redete - und lachte.

Er wurde schließlich Prokurist
Und durfte alles sich erlauben.
Er, der besonnen, ohne List,
Beseitigte auch das Verstauben.

Als kinderlos der Chef nun starb,
Wurde er Unternehmenserbe,
Weil er sich Autorität erwarb,
Damit die Firma niemals sterbe...

*

Hans Hartmut Karg
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Spät

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Spät

©Hans Hartmut Karg
2016

Spät das Mittelmeer entdeckt
Und Italiens Sonnengröße,
Sich ins Thermenbad gelegt,
Damit sich die Härte löse.

Ja, der Norden braucht den Süden,
Aqua, Pasta, Fisch und Grana,
Denn das hebt die Wettermüden
Aus dem Norden, bietet Manna.

Selbst an kurzen Regentagen
Bleibt die Sonne stets präsent,
Müssen deshalb nicht verzagen,
Weil sie Wolken, Dunst wegbrennt.

Hat Winter bei uns null Grad,
Hat der Süden mehr als zehn:
Weil es dort die Wärme hat,
Lässt der Sommer sich früh sehn.

Leicht ist alles hier im Süden,
Niemand sucht nach Defiziten.
Dort gibt es auch keine Prüden,
Von Prinzipien geritten.

Deshalb kommen wir ja her,
Wo Windwassersonnenfreiheit
Und man auch die Kunst verehr',
Denn die Seele braucht die Dreiheit.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Käufer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Käufer

©Hans Hartmut Karg
2016

Du drehst Dich oftmals nur als Käufer –
Bist Du damit der Dauerläufer,
Der nichts weiß von der leisen Drehung,
Weil er nur ständig in Begehung?

Es dreht der Käufer seine Runde,
Verbreitet so die frohe Kunde,
Dass alles hier ganz billig wär' –
Und kultiviert so manche Mär'....

Er ist begehrt, der Konsument,
Bei Wirtschaft und bei Produzent,
Wo Massenwaren hergestellt
In dieser bunten Warenwelt.

Global fließen die Warenströme,
Damit man alle so gewöhne
An Neuheiten und Modeglanz,
Den Kevin, Ali – und den Hans.

Glitzer packt den Bedürfnisraum,
Der Mensch hat seinen Sehnsuchtstraum,
Denn wo sich alles schneller dreht,
Der Mensch zu seinen Wünschen steht.

Wer alles hat, der braucht nichts mehr?
Längst schwindet da sein Kaufbegehr'?
Macht da die Werbung nicht betroffen,
Und kann auf Dich als Käufer hoffen?

Der bummelt längst durchs Einkaufscenter
Und kostet von dem Käsespender,
Ist satt und hat dann keine Frage,
Nicht nachts und auch niemals am Tage.

Wer so im Tretrad hängen bleibt,
Der wird recht lahm, sogar entweiht,
Kehrt heim von mancher Käuferreise
Und sieht im Leid sich, gar nicht weise...

*

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Schiiten und Sunniten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schiiten und Sunniten

©Hans Hartmut Karg
2016

Ihr, Europäer,
Ihr werdet nichts begreifen.
Manche kommen uns stets mit
Der Reformation und sagen,
Dass es bei uns doch auch
Zwischen Katholiken
Und Protestanten
Klappt.

Wirklich alles verstanden?

Wenn es nicht tatsächlich
Zwischen Schiiten und Sunniten
Einen Dauerfrieden gibt,
Wie soll das weitergehen,
Friedlich, bei der
Geschichte
Zwischen
Beiden?

Haben wir denn alles verstanden?

Kann es auch
Im Flüchtlingseuropa
Dann Dauerfrieden geben?
Seid Ihr denn noch
Ganz bei Vernunft?
Kommt der Dauerkrieg
Auf diese Weise
Nicht zu uns?

*

Hans Hartmut Karg
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Ach, Elster...!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ach, Elster...!

©Hans Hartmut Karg
2016

Du hast es wirklich schon begriffen:
Gutmut darf man ja nicht umschiffen!
Wenn man vorschnell mich wirft zum Fraß,
Hat man am End' nur Bein und Aas!

Schröpfst Du so immer nur die Kleinen,
Die es nie schlechter mit Dir meinen
Und schröpfst die Großen wirklich nicht,
Verliert der Staat sein Schöngesicht!

Bleibst Du lernfähig hier im Land,
Hast wirklich noch sehr viel Verstand,
Dich nicht vergreifend an dem Bürger,
Dann wirst Du für ihn nicht zum Würger.

So geht es bürgerfreundlich, sanft –
Und alles wird recht unverkrampft,
Wenn lebensfroh und sachte tippend
Du an der Macht nur wenig nippend

Die Steuer nicht mit Knuten holst,
Die Sohle mit Fairneß besohlst,
Wird man Dir ehrlich, fein begegnen,
Dann kann es wirklich Gelder regnen,

Weil Du endlich begriffen hast:
Die Bürgerseelen brauchen Rast!
Wirst Du deshalb nicht alles rauben,
Wird man auch an den Gutmut glauben.

*

Hans Hartmut Karg
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Der liebe Konfirmand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der liebe Konfirmand

©Hans Hartmut Karg
2016

Der größte Mann im ganzen Land,
Das ist heute der Konfirmand,
Hat viel' Geschenke eingeheimst,
Wenn Du mit Liebe herrlich reimst,

Was viele schon vor Dir getan:
Der Glaube ist der schöne Schwan,
Mit dem man sich dort Hilfe holt,
Wo Gott die Seele gut besohlt.

Denn ohne Gott ist diese Welt
Nur Jagen nach dem schnöden Geld,
Nur öd und leer und ohne Sinn:
Der Glaube erst bringt Weltgewinn!

Drum freut der liebe Konfirmand
Sich auf den Tag im ganzen Land,
Wenn er im Glauben aufgericht'
Es an Geschenken nicht gebricht.

*

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