Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Ariadne
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Ariadne »

@ Shiva
Denn wie soll der Vergleich angestellt werden, wenn jeder individuell benotet wird?
Und warum muss unbedingt verglichen werden?
Ich bin ganz anderer Meinung. Ich bin überzeugt davon, dass Kinder sehr viel selbstbewusstere, zielorientiertere und einfach zufriedenere Erwachsene werden würden, wenn sie nicht schon in der Schule so sehr auf standardisierende Leistung und ständiges Vergleichen getrimmt würden.

@ naura
Schade, dass es deiner Tochter im Turnen so verleidet. Das ist natürlich auch, weil sie die Noten so wahnsinnig ernst nimmt. Weil eben allgemein in der Schule schon ganz kleinen Kindern beigebracht wird, dass Leistung wichtig und gute Noten absolut notwendig sind. Das lähmt natürlich. Von daher fände ich es auch besser, wenn der Turnunterricht nicht auf diese Weise benotet würde. Individuelles Begutachten von Fortschritten und Anspornen auf eine positive Art wären doch viel zielgerichteter: Kinder würden sich anstrengen, wären sportlicher, und würden ihren Spass am Sport behalten.
Also ich finde es gut, wenn du mal mit der Lehrerin sprichst und sie fragst, ob man es vielleicht auch anders angehen könnte. Offenbar geht es ja auch anders, als sie denkt, und weiss sie dies gar nicht, wenn sie sagt, sie MÜSSE das tun. Ich bin sicher, dass du das so 'rüberbringen kannst, dass es einfach ein freundliches Feed-back ist und ein Interesse an der Situation zeigt.
LG,
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Gutemine
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Gutemine »

Ich weiss nicht, wie dies bei euch geregelt ist und will es darum auch nicht kommentieren. Aber ich möchte noch zu bedenken geben, dass es auch Kinder gibt, denen es verleidet, wenn im Turnunterricht auf Leistungsaspekte verzichtet wird.

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Ariadne
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Ariadne »

Gutemine hat geschrieben:Ich weiss nicht, wie dies bei euch geregelt ist und will es darum auch nicht kommentieren. Aber ich möchte noch zu bedenken geben, dass es auch Kinder gibt, denen es verleidet, wenn im Turnunterricht auf Leistungsaspekte verzichtet wird.
Meinst du konkret: vergleichen, schauen, wer besser ist als die anderen? Oder meinst du einfach, dass Kinder eine gewisse Leistung bringen sollten, dass geschaut wird, dass sie sich verbessern? Denn Letzteres geht ja auch ohne Noten oder auf jeden Fall ohne standardisierte (und standardisierende) Tests, sondern mehr individuell.
LG,
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Gutemine
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Gutemine »

Ich meine beides, das Vergleichen ganz ausschalten geht beim Turnunterricht nicht immer. Und Sport an und für sich hat meist eine kompetetive Ebene, was ich gar nicht so schlecht finde.
Ich denke, es geht darum eine Balance zu finden zwischen den beiden Leistungsaspekten.

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naura
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von naura »

Ariadne hat geschrieben: Das ist natürlich auch, weil sie die Noten so wahnsinnig ernst nimmt. Weil eben allgemein in der Schule schon ganz kleinen Kindern beigebracht wird, dass Leistung wichtig und gute Noten absolut notwendig sind.
Hier muss ich korrigieren. Für sie ist nicht die Benotung an und für sich das Schlimme, sondern dieses permanente "Heraklesschwert".. "das müsst ihr jetzt dann aber können" "bald gibt es den Test" etc. Und das Schlimmste für sie ist die ganze Phase, in der sie es eben noch nicht oder noch nicht ausreichend kann - sie wird dann gar nicht erst rangelassen, an den Test.. Meite sind die Noten an und für sich nicht sooo wichtig, für sie ist wichtig, dass sie "es kann". Das ist auch in anderen Fächern so, dann ist sie auch mit einer 5 mit Flüchtigkeitsfehlern zufrieden, weil sie weiss, dass sie "es" kann.

@Gutemine
Ich finde bei so logischen Sachen wie Wettrennen, Weitsprung etc. ist das sich messen ja naheliegend. Aber um zu lernen Springseil zu springen, Federball zu spielen etc. einen Leistungstest zu machen, das finde ich einfach sehr an den Haaren herbeigezogen. Da könnte man doch mit den Kids üben, beobachten wie die Fortschritte und die Bemühungen sind und dann anhand dessen eine Note setzen.

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Ariadne
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Ariadne »

naura hat geschrieben:
Ariadne hat geschrieben: Das ist natürlich auch, weil sie die Noten so wahnsinnig ernst nimmt. Weil eben allgemein in der Schule schon ganz kleinen Kindern beigebracht wird, dass Leistung wichtig und gute Noten absolut notwendig sind.
Hier muss ich korrigieren. Für sie ist nicht die Benotung an und für sich das Schlimme, sondern dieses permanente "Heraklesschwert".. "das müsst ihr jetzt dann aber können" "bald gibt es den Test" etc. Und das Schlimmste für sie ist die ganze Phase, in der sie es eben noch nicht oder noch nicht ausreichend kann - sie wird dann gar nicht erst rangelassen, an den Test.. Meite sind die Noten an und für sich nicht sooo wichtig, für sie ist wichtig, dass sie "es kann". Das ist auch in anderen Fächern so, dann ist sie auch mit einer 5 mit Flüchtigkeitsfehlern zufrieden, weil sie weiss, dass sie "es" kann.
Ja, das geht doch aber ein bisschen ins Gleiche hinein, oder? Stell dir mal vor, alle Kinder würden so denken. Es gibt nunmal solche, die nicht ständig 5er und 6er schreiben. Es können nicht alle alles zur gleichen Zeit gleich gut können, das wäre überhaupt nicht natürlich. Deshalb finde ich es schlimm, wenn Kinder denken, dass genau das das Ziel ist (und dass diejenigen, die 4er schreiben, weil sie halt etwas langsamer sind als die anderen, sich ständig als Versager fühlen, weil sie denken, "es" nicht zu können :( ). Es ist sehr schön, wenn die TurnlehrerInnen und andere Lehrpersonen den Kindern zeigen können, dass es toll ist, dass sie etwas können, was sie vorher noch nicht konnten. Aber dann zu dem Zeitpunkt, der für das Kind möglich ist, am Kind selber und seiner Leistungsfähigkeit gemessen. Und nicht bei allen Kindern zum genau gleichen Zeitpunkt. Und das erreicht man im Turnunterricht unter anderem eben auch mit dem Vorgehen, wie du es beschreibst:
naura hat geschrieben:@Gutemine
Ich finde bei so logischen Sachen wie Wettrennen, Weitsprung etc. ist das sich messen ja naheliegend. Aber um zu lernen Springseil zu springen, Federball zu spielen etc. einen Leistungstest zu machen, das finde ich einfach sehr an den Haaren herbeigezogen. Da könnte man doch mit den Kids üben, beobachten wie die Fortschritte und die Bemühungen sind und dann anhand dessen eine Note setzen.
Finde ich sehr gut, diese Vorschläge. Aber ich finde es nicht mal beim Weitsprung oder Wettrennen naheliegend, dass man unbedingt die Kinder miteianander vergleichen muss. Im Weitsprung kann man doch perfekt schauen, ob ein Kind sich individuell verbessert, oder? Und beim Wettrennen: Da würde ich sagen, diejenigen Kinder, die unbedingt gegen andere rennen und gewinnen wollen, sollen das doch tun dürfen. Aber warum müssen unbedingt alle mitmachen, auch diejenigen, die nicht schnell rennen und jedesmal traurig sind deswegen und den Spass am Turnen verlieren? Auch da könnte man mit dem Messen der individuellen Zeiten beim einzelnen Kind individuell das Üben fördern und Fortschritte erzielen.
LG,
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Bukiwa
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Bukiwa »

naura hat geschrieben:Da könnte man doch mit den Kids üben, beobachten wie die Fortschritte und die Bemühungen sind und dann anhand dessen eine Note setzen.
Das könnte man aber auch in anderen Fächern... Wieso soll einzig Turnen anders beurteilt werden?


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Ariadne
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Ariadne »

Bukiwa hat geschrieben:
naura hat geschrieben:Da könnte man doch mit den Kids üben, beobachten wie die Fortschritte und die Bemühungen sind und dann anhand dessen eine Note setzen.
Das könnte man aber auch in anderen Fächern... Wieso soll einzig Turnen anders beurteilt werden?


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Ja, das wollte ich auch noch schreiben. Das ist ein total schöner Satz, naura, und der sollte für alle Fächer gelten!
(Und eine Note am Schluss braucht es meiner Meinung nach dann gar nicht mal :wink: )
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Ariadne

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Shiva
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Shiva »

@naura
Gehst du denn so regelmäßig in alle Fächer, dass du z.B. gerade bei einer Aushilfslehrerin Feedbacks geben kannst? Ich hätte weder das Wissen noch die Zeit das kompetent beurteilen zu können. Außerdem denke ich mir immer, das Lehrer ihre Ausbildung fundiert gelernt haben und es nicht so toll finden, wenn sich jeder in seine Form des Unterrichtens einmischen will. Ich bin in meinem Job auch froh um Feedbacks, aber wenn jemand der nur ab und zu reinschaut und selbst keine Ahnung von meinem Job hat meint, er müsse mir ein Feedback geben, dann hätte ich also echt keine Freude daran.

Verstehe mich nicht falsch..... Ich finde schon, das man mit Lehrern sprechen soll, aber ich finde das man mit den Lehrern über das Kind und dessen "Befindlichkeiten" sprechen soll. Ich gestehe den Lehrern zu, dass sie ihren Job beherrschen und ich Ihnen nicht deren Job erklären muss, resp. sagen soll, wie sie ihren Job zu erledigen haben.

@mamily
Wie würdest du denn Beurteilen, ob die Kinder etwas beherrschen? Fakt ist, in einer Klasse sitzen viele Kinder und da hat man nicht die Zeit als Lehrer jedes Kind einzeln zu testen.
Und ja, die Soft Skills werden sicher immer wichtiger, aber wenn das Wissen fehlt, kann man noch so viele Soft Skills mitbringen. Das sind dann diejenigen, die sich super verkaufen, aber absolut unbrauchbar im Job sind und dann schnell wieder auf der Suche nach einer neuen "Herausforderung" sind.

@Ariadne
Es ist Fakt, dass immer und überall verglichen wird.... Und frühestens dann wenn man eine Lehrstelle sucht wird es ganz krass. Da wird knallhart verglichen. Es steht niemand am Straßenrand und sagt einem Schüler, genau dich wollen wir, sondern die wollen Qualifikationen sehen (schau nur mal, was heute Schüler alles machen müssen um sich bei Lehrstellen bewerben zu können). Darum ja.... Es wird verglichen und die Kinder sollten das früh lernen und vorallem auch lernen damit umzugehen.

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Gutemine
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Gutemine »

Diese Bemühungen werden immer wieder durch die Politik abgeschmettert. Z.B. im Kanton Zug wo sie wieder Noten ab der 2. Klasse eigeführt haben.

mamily
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von mamily »

Shiva hat geschrieben:
@mamily
Wie würdest du denn Beurteilen, ob die Kinder etwas beherrschen? Fakt ist, in einer Klasse sitzen viele Kinder und da hat man nicht die Zeit als Lehrer jedes Kind einzeln zu testen.
Und ja, die Soft Skills werden sicher immer wichtiger, aber wenn das Wissen fehlt, kann man noch so viele Soft Skills mitbringen. Das sind dann diejenigen, die sich super verkaufen, aber absolut unbrauchbar im Job sind und dann schnell wieder auf der Suche nach einer neuen "Herausforderung" sind.
ich sag ja nicht dass nicht geprüft werden soll / darf / muss, und mir ist auch klar dass es ohne "klassischem Schulwissen" in der klasse gar nicht geht - ich finde nur dass zu früh zu viel wert auf noten und gelegt wird, und den kinder vermittelt wird dass nur gute noten "gut" sind, und wenn sie diese nicht liefern haben sie "versagt".

und zu deinem beispiel mit dem job und den herausforderungen: es gibt immer solche und solche - kommt klar auf den job drauf an, aber vielleicht wären die "selbst gute verkäufer" in einem anderen job wirklich besser aufgehoben, da es eher ihrem skill-set entspricht? nicht alle sind gute tischler, oder friseure, oder auch ärzte - schwierig wird's wenn man nicht weiss was man kann, da man sein bisheriges leben lang "schubladisiert" und "normiert" war und sich selbst und seine interessen - und seinem "ausscherschulischem" können! - nicht klar werden konnte.

sorry, zu früh auf absenden geklickt!
ausserdem - was ist eigentlich schlecht an leuten, die schon mehrere verschiedene jobs hatten? lieber jemanden, der ehrlich eine /zwei /drei ... lehren abgebrochen hat mit der begründung, es interessiere ihn doch nicht, als einen, der sie halt macht, da man es von ihm verlangt, und dann sein lebenlang mittelmässig bis schlecht in seinem job ist, nur weil es ihn total ankotzt? die leute wissen wenigstens was sie nicht wollen ;)
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naura
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von naura »

@Shiva
Es ging um die Art, Menge und den Umfang der Hausaufgaben und den Umfang der Tests, die wir zu Hause üben mussten. Ja ich musste mir viele Stunden Zeit nehmen für diese Dinge und zwar zu Hause, also hatte ich wohl einen Überblick was da läuft. Das Feedback wurde angenommen und selbstkritisch bestätigt, es war also völlig ok. Und es war am Ende der Zeit und nicht ein Einmischen in das was gerade läuft. Auch betr. Turnen würde ich eher am Ende der 3 Jahre einige Zeilen dazu schreiben und diese dann der zuständigen Person zukommen lassen. Mir ist aber immer noch nicht klar, ob die Umsetzung nun Sache der Schule, Lehrerin, Kanton oder von wem auch immer ist. Ich werde versuchen dies über eine andere Lehrerin herauszufinden.

@Ariadne
Ja das wäre schon eine schöne und bestärkende Schulform. Wie viel mehr Aufwand bräuchte das wohl? Ich denke es gäbe halt vor allem immer grössere Unterschiede in einer Klasse und damit würde der Aufwand mehr und mehr steigen. Ich habe mir ja gut überlegt Meite in die Steinerschule zu geben und mich eigentlich dagegen entschieden weil so gar keine Leistungskomponente zu bestehen schien. Und Meite war schon früh sehr interessiert am "leisten" und das wollte ich ihr nicht nehmen. Nun muss ich zugeben, dass ich manchmal überlege, ob es nicht doch viel schöner wäre für sie ohne diese Leisterei. Zum Glück kommt sie bisher gut klar, aber so sensibel wie sie ist, frage ich mich manchmal schon, wie das später noch wird..

Zu dem oben geschriebenen; ja das stelle ich mir wirklich sehr schwierig vor, wenn ein Kind z.B. in vielen Fächern Mühe hat "es" zu können. Ich weiss nicht, ob ich dann eine normale Schule wählen würde, habe schon zu meiner Schulzeit viele Kinder gesehen, die diese Situation total kaputt gemacht hat.

Shiva
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Shiva »

@mamily
Also wenn jemand drei Lehren abbricht, spricht das nicht wirklich bei Bewerbungen für ihn. Es erweckt den Eindruck, dass man nichts zu Ende bringen kann, unentschlossen ist und der AG fragt sich, ob es sich lohnt in diesen Bewerber zu investieren. Gerade heute fangen die Kinder resp. Jugendlichen sehr früh an sich mit dem Thema Berufswahl auseinander zu setzen darum finde ich es schon nicht so toll, wenn man dann dreimal nichts zu Ende bringt.

@naura
Ok.... Dann verstehe ich es mit dem Feedback an die Aushilfslehrerin.
Wenn deine Tochter so Mühe mit dem Leistungsdruck im Turnen hat, würde ich aber sicher nicht bis Ende Schuljahr warten. Sprich mit der Lehrerin wie du ihr den Druck nehmen kannst. Frag was sie davon hält, dass deine Tochter nicht mehr gerne ins Turnen will. Ich würde da den Lösungsansatz suchen nicht im kritisieren ihrer Lehrmethoden, sondern von der Seite was ihr tun könnt. Hast du schon mal bei anderen Müttern von Schulgspänli nachgefragt wie sie es sehen?
In unserem Kanton gibt es einen Sportinspektor, der den Turnlehrern auf die Finger schaut. Vielleicht kannst du bei eurem Kanton mal nachfragen, ob es solche Inspektoren auch gibt und da mal nachfragen was Sache ist und das Problem schildern.

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Hausdrache
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Hausdrache »

Ich unterrichte nun schon einige Jahr im Aargau. Und ich tue mich immer mal wieder schwer mit der Promotion.
Im Aargau hat die Promotion klar selektiv zu erfolgen. Es ist vorgegeben, dass eine Lehrperson mindestens so viele Belege für das Lernen vorweisen kann, wie es Wochenlektionen in diesem Fach gibt.
Dies im Semester. Das heisst bei drei Lektionen Sport muss ich drei Beurteilungen vornehmen, ob ich das will oder nicht und diese haben einerseits förderorientiert zu geschehen, wie auch selektiv.

Und dann gibt es neben den gesetzlichen Bestimmungen auch noch Erwartungen. MamaX hat einen Sohn mit sportlicher Begabung, sie wünscht sich Noten vor allem im Fussball, da ist er gut und Weitwurf geht auch noch. Was er gar nicht mag, sind die Geräte, warum seine Lehrerin so viele Geräteturnnoten macht? Die Mama des Kunstturnmädchens nervt sich aber ab den Fussballnoten, das ist ja kein rechter Sport. Die Leichtathleten haben nochmal andere Beüdrfnisse.

Der Lehrplan ist recht offen gestaltet. Grundsätzlich geht es um allgemeine motorische Erfahrungen und dass sich die Kinder da weiterentwickeln. Ich kann nun einfach Turnprüfungen machen im Sinne von Weitsprungnote, Hochsprungnote, schnelllauf und Weitwurf. Damit habe ich schon vier Noten, ohne grossen Aufwand. Ein wenig üben, dann drei Würfe, Note setzen gut ist. Das ist wenig Aufwand, Förderorientierung ist minimal, so what.

Ich kann aber auch gezielt an Zielen arbeiten, den Kindern einige Dinge vorzeigen, die üben und ihnen klar machen, dass wir das trainieren und es dann einen Test gibt. So kann ich zum Thema drehen ganz viele verschiedene Posten machen und mit den Kindern üben. Ich kann dann förderorientiert beobachten, was können sie am Anfang und mir Notizen machen und dann am Schluss, was sie dazu gelernt haben protokollieren. Das wäre wunderbar förderorientiert. Damit tun sich dann die Mütter schwer. Weil X schon alles konnte, hat er keinen Fortschritt gemacht, aber was hätte er auch noch lernen können? Und Y die noch gar nichts konnte, nichtmal eine Rolle Vorwärts schaffte konnte somit auch am meisten lernen, damit ist ihr Fortschritt der Gröste. Unfair, oder nicht?
Oder ich kann einfach sagen, das müsst ihr können und ich messe am Schluss, wie nahe ihr an die Vorgabe gekommen seid. Das wäre dann wunderbar selektiv, mit Förderorientierung indem ich ihnen helfe dahin zu kommen. Aber das hat den Nachteil, dass die Kinder ständig merken, was sie noch nicht können und dass es Kinder gibt, die schon alles können.

Aber mal ehrlich, so ist doch Schule. Unsere Jüngste ist in der Schule ein Überflieger, die kann immer alles schon. Im Sport nicht. Somit ist sie da öfter mal etwas frustriert. Und dass die Jungs auch noch immer stolz sind darauf, wenn sie besser sind als die Mädchen ist doch auch logisch.

Solange wir Noten setzen müssen und das in allen Fächern ab der zweiten Klasse, so lange werden Kinder mit Frust umgehen müssen und so lange hängt es halt auch von der Lehrperson ab, wie sie gewichtet und was sie bewertet.

Wenn es einem Kind aber wirklich verleidet, kann man eine Lehrperson sicher darauf ansprechen. Manchmal bräuchte es nicht viel und dem Kind würde es besser gehen. Manchmal muss man einfach auch hören, dass es nicht für alle Kinder stimmt. Ich versuche wirklich die Beurteilungen so zu machen, dass ich den Kindern ihre Fortschritte aufzeige, auch wenn es halt dann als Gesamtbeurteilung nicht top war, so tut es ihnen doch gut, zu sehen, was sie dazu gelernt haben. Aber ich muss ja die Noten so machen, dass sie etwas darüber aussgen, wo das Kind in Bezug auf eine Altersnorm, oder Schuljahrgansnorm stehen. Das Leidige an der Sache ist, dass wir damit immer wieder Kinder überfordern, oder halt frustrieren, weil es in diesem Bezugsrahmen nicht reicht und dass wir auch kaum gescheite Aussagen darüber machen, was Kinder sonst noch könnten. Gerade Hochbegabte Kinder sind dann zwar vielleicht Klassenbeste, aber sie können selten zeigen, was sie noch mehr können, als das, was gefordert ist.

Auch wenn es Modelle gibt, Lehrplan 21 gäbe es ja vor mit den Kompetenzen, so ist das in der Praxis sehr schwierig. Für Eltern ist das oft unverständlich und es braucht sehr viel Arbeit, bis Eltern die Arbeit mit Kompetenzrastern mitmachen. Und als Lehrperson ist es auch schwierig, weil es sehr Zeitaufwändig ist.
Ich könnte die Kinder nämlich auch einfach an Stationen Turnen lassen, mit klaren Vorgaben und dann beobachten und notieren, was ich sehe und wo sie im Kompetenzraster drin stehen. Damit erreiche ich, dass es die klassische Prüfungssituation nicht mehr gibt. Ich beobachte die Kinder mehrmals zum gleichen Bereich und mache eine Aussage darüber, wo sie am Anfang standen und wie sich ihre Fähigkeit entwickelt hat. Andererseits hat es den Nachteil, dass die Kinder sich ständig beobachtet und beurteilt fühlen.

Ihr seht, egal was wir tun, man kann alles so oder anders sehen. Und so verschieden, wie Lehrer Beurteilungen vornehmen, so verschieden wünschen sich die Eltern die Beurteilung. Zum Glück gibt es doch immer mal wieder einen Lehrerwechsel, so kann ein Kind verschiedene Erfahrungen machen und hoffentlich auch mal einen postiveren Zugang zum Sport entwickeln.
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Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Ariadne »

@ Shiva
@Ariadne
Es ist Fakt, dass immer und überall verglichen wird.... Und frühestens dann wenn man eine Lehrstelle sucht wird es ganz krass. Da wird knallhart verglichen. Es steht niemand am Straßenrand und sagt einem Schüler, genau dich wollen wir, sondern die wollen Qualifikationen sehen (schau nur mal, was heute Schüler alles machen müssen um sich bei Lehrstellen bewerben zu können). Darum ja.... Es wird verglichen und die Kinder sollten das früh lernen und vorallem auch lernen damit umzugehen.
Das sehe ich halt ganz anders. Das müsste dann doch heissen, dass alle Leute, die in die Schule gegangen sind, später super klarkommen mit dem Leistungsdenken, total erfolgreich sind und in diese Welt passen. Warum ist das dann aber nicht so? Warum gibt es so viele, die sich als Versager fühlen, die sich als Erwachsene erst mal "selber finden" müssen, die gar nicht wissen, was sie im Leben eigentlich wollen, solche, die sich dem Leistungsdruck und dem Karrierestreben eigentlich lieber entziehen wollen, daran kaputt gehen? Das dürfte doch eigentlich nicht passieren, denn sie sind doch schon ganz früh darauf getrimmt worden. Oder? Oder meinst du, die Schule sei halt eine Anstalt, in der schon sehr früh ausgesiebelt wird, wer in die Leistungsgesellschaft passt, nämlich nur die besten, und die anderen sind dann halt die Versager, so wie im späteren Leben...? Das kann doch wohl nicht der Zweck einer Schule sein, oder? Es ist deutlich: Ganz viele lernen in der Schule eben NICHT, mit der Leistungsgesellschaft umzugehen. Warum gibt das niemandem zu denken? Was ist denn da schief gelaufen?

Nein, diese Denkart klingt vielleicht auf den ersten Blick logisch, ist es aber ganz und gar nicht. Kinder, die in dem bestärkt werden, was sie gerne machen, die bestärkt werden darin, dass lernen etwas Schönes ist, die nicht ständig Angst haben müssen vor den Noten oder "es nicht zu können", die sind als Erwachsene sehr viel selbstbewusster und wissen v.a. genau, was sie wollen. Sie haben keine Angst vor Konkurrenz, wenn sie sich mal irgendwo behaupten müssen, denn sie kennen sich genau und wissen, was sie können. Weil sie immer darin bestärkt wurden, dass sie es sicher können - dann, wenn sei bereit sind dafür. Und ihnen nicht ständig gesagt wurde, dass sie es nicht so gut können wie sie sollten.

@ naura
Ja das wäre schon eine schöne und bestärkende Schulform. Wie viel mehr Aufwand bräuchte das wohl?
Ich denke, im Endeffekt gar nicht viel, im Gegenteil. Aber es bräuchte ein enormes Umdenken in der Gesellschaft. Allerdings: Den Versuch zu unterlassen, es für die Kinder schöner und "bestärkender" zu machen, nur weil man denkt, der Aufwand sei zu gross, das wäre doch himmeltraurig, oder? Von daher finde ich "nur" schon deine Überlegungen zum Leistungsdruck im Turnen und dein Vorhaben, dies mit der Lehrerin auf eine konstruktive Art zu besprechen, sehr schön.
Zu dem oben geschriebenen; ja das stelle ich mir wirklich sehr schwierig vor, wenn ein Kind z.B. in vielen Fächern Mühe hat "es" zu können. Ich weiss nicht, ob ich dann eine normale Schule wählen würde, habe schon zu meiner Schulzeit viele Kinder gesehen, die diese Situation total kaputt gemacht hat.
Ja eben. Und ich denke, das wäre gar nicht nötig... :?
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von naura »

@Hausdrache
Vielen Dank hast du dir die Zeit genommen mir so ausführlich aufzuzeigen, wie das für dich als LP ist. Das hilft mir sehr.

@Ariadne
Danke :)

@Shiva
Ja das ist auch eine gute Idee, mal quasi die Lehrerin als Expertin fragen, das drängt sie nicht so in die Ecke. Danke. Es geht mir ja nicht in erster Linie um sie und ich will auch nicht einfach sie kritisieren - ich bin nämlich bisher sehr zufrieden gewesen mit ihr als Lehrerin.. und sie sagte mir an Elterngesprächen mehrmals deutlich, dass SIE das auch nicht gut findet, dass sie das aber so machen MUSS. Darum finde ich ein kritisches Schreiben an die zuständige Stelle schon trotzdem angebracht, wer weiss, vielleicht entsteht dadurch ein Austausch oder eine Diskussion unter den LP's in der Schule und das könnte ja schon ein bisschen etwas ins Rollen bringen. Zumindest ein Bewusstsein für verschiedene Empfindungsweisen der Tests.

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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Nette »

naura hat geschrieben:
Ariadne hat geschrieben: Das ist natürlich auch, weil sie die Noten so wahnsinnig ernst nimmt. Weil eben allgemein in der Schule schon ganz kleinen Kindern beigebracht wird, dass Leistung wichtig und gute Noten absolut notwendig sind.
Hier muss ich korrigieren. Für sie ist nicht die Benotung an und für sich das Schlimme, sondern dieses permanente "Heraklesschwert".. "das müsst ihr jetzt dann aber können" "bald gibt es den Test" etc. Und das Schlimmste für sie ist die ganze Phase, in der sie es eben noch nicht oder noch nicht ausreichend kann - sie wird dann gar nicht erst rangelassen, an den Test.. Meite sind die Noten an und für sich nicht sooo wichtig, für sie ist wichtig, dass sie "es kann". Das ist auch in anderen Fächern so, dann ist sie auch mit einer 5 mit Flüchtigkeitsfehlern zufrieden, weil sie weiss, dass sie "es" kann.


Naura: Es gibt aber Kinder, die mehr üben müssen für Mathe oder Deutsch oder welches Fach auch immer. Was wäre, wenn sie das Turnen mit links schaffen würde. Würdes du dann auch hier schreiben? Es wird nie ein Konzept geben, welche für alle Kinder passt.

Nette
Stolzes Mami vo zwei liebe Luusbuebe ;-)

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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von naura »

@Nette
Es geht mir aber explizit ums Turnen und warum das dort auch noch sein muss..
Ich habe Mühe mit der Änderung, dass bereits in den ersten Primarjahren Turnen ebenfalls ein Leistungsfach sein muss und keine Bewegungspause, Spass, Ausgleich zum ewigen Sitzen. Ich weiss nicht was wäre, wenn Meite das mit Links schaffen würde, ich kann ja nicht hellsehen. Ich kann aber herausfinden, ob es für künftige frische Schulkinder vielleicht eine Alternative/einen Kompromiss gäbe..

mamily
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von mamily »

Shiva hat geschrieben:@mamily
Also wenn jemand drei Lehren abbricht, spricht das nicht wirklich bei Bewerbungen für ihn. Es erweckt den Eindruck, dass man nichts zu Ende bringen kann, unentschlossen ist und der AG fragt sich, ob es sich lohnt in diesen Bewerber zu investieren. Gerade heute fangen die Kinder resp. Jugendlichen sehr früh an sich mit dem Thema Berufswahl auseinander zu setzen darum finde ich es schon nicht so toll, wenn man dann dreimal nichts zu Ende bringt.
siehste, und genau darin liegt das problem - dass sich die kinder viel zu früh für etwas entscheiden müssen das sie gar nicht wollen oder gar nicht abschätzen können ob sie es wollen... mein friseur zB hat eine lehrer als förster und hochbauzeichner abgebrochen und ist jetzt ein super toller friseur! ich hab ihn mal gefragt warum er denn förster lehren wollte, da meinte er "weil das ein beruf ist den man immer braucht und ich bin gerne draussen" - er war aber total ungeeignet, und interessiert hat es ihn überhaupt nicht - das selbe mit hochbauzeichner. gott sei dank bekam er dann eine firseurlehrstelle und jetzt hat er seinen eigenen laden. das "sich festlegen und durchziehen" ist bis zu einem gewissen grad wichtig und richtig, nur wenn's nicht passt, passt es nicht. und in solche lehrlinge zu investieren, ist für einen betrien und für die gesellschaft noch schlimmer. aber ich seh das wohl anders als die meisten, weil ich immer lieber leute eingesstellt habe, die schon in mehreren ecken und berufe reingeschaut haben. aber ich weiss, das ist eine typsich (europäische) einstellung der personalverantwortlichen, im (englischsprachigem) ausland sieht das gaaaaaaaanz anders aus, glaub mir :)
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mit sternchen 01/2010

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Nuschka
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Re: Turnunterricht Kt. AG erste 3 Primarjahre

Beitrag von Nuschka »

Ich habe nicht alles durchgelesen und bin auch nicht sicher dass ich hier keinen Mist erzähle, aber mir hat eine angehende Primarlehrerin erzählt, dass früher Turnen ja quasi nur ein Nebenfach war und heute für den Übertritt ebenso zählt wie Mathe. Man kann glaub ich wählen, welches Fach man von den "Nebenfächern" zählen lassen möchte. Singen/Tunrnen/Textlies Werken. Ist dem nicht so, korrigiert mich bitte.

Das dünkt mich aber eine gute Idee. Was wäre ich froh gewesen, Mathe hätte damals bei mir nicht mehr gezählt als Turnen und Singen. Menschen haben unterschiedliche Stärken. Und wenn ein Kind in Deutsch oder Mathe nicht so gut mitkommt, wie andere, hat es doch genau denselben Druck und ist eher demotiviert in den Tests wie ein Kind das Mühe im Turnen hat.

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