Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Vom Ende

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vom Ende

©Hans Hartmut Karg
2014

Nicht alleine möcht ich sein,
Nur in Eurer Mitte sterben.
Nehmt Euch Zeit, kommt ja herein,
Wenn der Tod wird mich umwerben.

Keine Magensonde will ich,
Nichts soll Leid nur länger machen.
Gib mir Nähe, gib mir Dich,
Weil einst trug uns schönes Lachen.

Angst wollt Ihr mir gerne nehmen,
Schmerzen auch – und Depressionen.
Haltet mich beim Todessehnen,
Wenn ich aufbrech´ zu Äonen.

Nie mehr will ich da weglaufen,
Wo die Ahnen sind zu Hause,
Will mir nicht die Haare raufen,
Wenn ich einfahr´ in die Klause.

Gebt mir einen Sarg aus Holz,
Einfach, kistengleich und farblos.
Enkel, malt dann voller Stolz
Darauf Ähren, Blumen groß!

Füllt den Sarg ja nur mit Heu,
Duftend, sonnennah und rein,
Damit ich auf dieser Streu
Heimgehe nun gern allein.

Steckt mich in ein Hemd aus Leinen,
Keine Blumen, keine Bänder.
Weil ich Plastik doch nicht mag:
Keine Kränze auf die Ränder!

Singt, bevor der Sarg sich senkt,
Laut die altbekannten Lieder,
Und wer jetzt noch an mich denkt,
Den streichelt die Seele wieder.

So kann sie nach oben fahren,
Sich vom Erdenlauf erholen
Und wird nach den vielen Jahren
Heimwärts gehn auf leisen Sohlen.

*

Hans Hartmut Karg
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Abendwärme

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Abendwärme

©Hans Hartmut Karg
2014

Mein Tagessoll war heute Schweiß.
Deshalb , o ja, ertrage ich
Die trockenheiße Wärme,
Mit der die Müheplage
Sich abgibt – und entschwindet.

Du, stiller Freundeskreis,
Wirst meine Feinde treiben,
Offen, versteckt, zermalmend,
Damit mir lebenstauglich
Mein Leben blüht und taugt.

Mein Tageswohl lechzt tiefer,
Sehnt jetzt herbei den Abend.
So wird er, feierfreundlich,
Zum Schlaf mich ziehn,
Noch ehe mich die Mahre schlagen.

*

Hans Hartmut Karg
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Blütentraum

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Blütentraum

©Hans Hartmut Karg
2014

Du, erdverhaftete Ruheblüte,
Dir wird ein Lebenszeichen blühen,
So es mir wandelt mein Gemüte
Zum Traumraum, fernab allem Mühen.

Da sehe ich ganz klar Dein Licht
Und hege noch mehr Lust im Traum.
So kommt mir ja kein Satanswicht,
Der nie erkennt den Blütentraum.

Erlöst von allen Daseinslaunen
Streift mich die welkende Natur,
Und während Blätter leise raunen,
Bist Du mir Lebensfreude pur!

*

Hans Hartmut Karg
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Das Hochbeetgrab

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Hochbeetgrab

©Hans Hartmut Karg
2014

Einst sah ich in Johannis/Nürnberg
Das Grab des großen Albrecht Dürer:
Ein Steinkoloss verschloss den Berg
Mit dem der Bildhauer Marktführer.

Die Großen sind gar schön begraben,
So wars in der Vergangenheit:
Steinbauten da die Würde tragen
Groß und gebaut zur Ewigkeit.

Doch heute sind die Gräber flach,
Oft zugedeckt mit schlichten Platten.
Und manche gar verwildert, ach,
Weil sie doch keine Pflege hatten.

Warum baut man nicht andere Gräber,
Die allen Lebenden ein Zeichen,
Weil sie als freiwillige Geber
Den Armen zur Versorgung reichen?

So möchte ich ein Hochbeetgrab,
Aus dem nie ich mehr fliehen kann
Und geben so das Gut, die Hab
Dem Schwachen, der da essen kann.

Pflanzt also Schnittlauch und Gemüse
Auf dieses Hochgrab, holzumrandet,
Als meine allerletzten Grüße
Für jene, die allhier gestrandet.

Und erntet fünfundzwanzig Jahre
Von meinem Grabbeet, was da wächst.
Verfallen werden Leib und Haare,
Doch nichts ist da wirklich verhext.

Und ökologisch ist es auch noch,
Ganz ohne Spritzmittel und Dünger.
Kommt, erntet den Salat mir doch:
Ihr werdet dann gesund – nicht jünger.

Denn Nahrung sei Euch Medizin,
Besonders von den Segensgräbern.
Holt Euch und fahrt gern zu mir hin,
Könnt überleben – wie bei Schrebern.

*

Hans Hartmut Karg
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Dicke Männer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dicke Männer

©Hans Hartmut Karg
2014

„Lasst dicke Männer um mich sein“,
So sprach dereinst der schlanke Cäsar,
„Denn die sorgen von ganz allein
Für Atmosphäre wunderbar!“

Tatsächlich sind die dicken Leute
Garanten für Gemütlichkeit.
Sie leben gern im Hier und Heute
Und sind zu Scherzen oft bereit.

Gemächlich läuft ihr Tagwerk ab,
Sie nehmen Saft aus aller Hektik
Und brechen keinen frühen Stab,
Versinken nicht in Dialektik.

Sie lieben auch die Volksmusik,
Das Trinken – und die Völlerei.
Sie nehmen sich das größte Stück
Vom Tafelspitz – und Spiegelei.

Gib einem dicken Mann nur viel,
Dann lässt er Dich gerne hochleben.
So kommt er fürsorglich zum Ziel –
Und glättet manches schlimme Beben.

*

Hans Hartmut Karg
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Infusion

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Infusion

©Hans Hartmut Karg
2014

Als man die Nadel mir gelegt
Und tropfenweise Liquid fließt,
Der Körper sich nicht mehr bewegt,
Die Chemo sich in mich ergießt,

Da wackelt anfangs der Verstand,
Denn er will gar nicht akzeptieren,
Dass man in meinem Krankenstand
Chemisch mich hier will therapieren.

Doch ganz erstaunt stelle ich fest,
Dass nach den ersten langen Stunden
Mein Körper bleibt recht manifest –
Er fühlt sich nicht einmal geschunden.

Und als der Arzt mit seinem Tross
Hereinkommt und mich sorgend fragt,
Ob die Belastung nicht zu groß,
Weil er ja Neues mit mir wagt,

Da sage ich doch voller Stolz:
„Ich fühle mich nicht sehr belastet“
Und klopfe dreimal laut auf Holz:
„Ich bin auch gar nicht ausgerastet,

Denn einfach denk´ ich bei mir nur:
Die Flüssigkeit, die da geht rein,
Ist wohl Gesundheit, pur und rein –
Ich denke, es ist Frankenwein!“

Da lacht der ganze weiße Tross,
Spürt endlich Selbstkonditionierung
Und sieht dabei ein glücklich´ Los:
Auch Gaudi treibt Gesundheitsführung

*

Hans Hartmut Karg
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Augen wischen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Augen wischen

©Hans Hartmut Karg
2014

Nicht traurig sein!
Lass nichts an Dich heran!

Ja die Augen wischen,
Kommt ein Krieg dazwischen.

Wo die Augen nicht mehr Herr,
Herrscht nur noch das Schießgewehr!

Auch wenn Du noch ein starker Mann –
Niemand da gewinnen kann!

Wo man Dich auskundschaftet,
Wirst Du immer nur belastet.

Du, der Du das Leben liebst
Und immer das Beste gibst,

Dich betrügt die alte Schnalle,
Denn Dein Bild ist Deine Falle.

Es entstehen leider Kriege,
Weil den Bösen blühen Siege!

Wo das Liebesglück parat,
Treibt es aus dieTeufelssaat.

Bleiben sie verborgen peinlich
Wische Deine Augen reinlich.

Nur was immer offen liegt,
Schwindet, weil es weiter fliegt.

Kämpfe gegen diese Ratten,
Die doch nur viel Dummheit hatten.

Deine Welt ist doch so niedlich,
Also schütze sie auch friedlich!

*

Hans Hartmut Karg
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Die Unsterblichen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Unsterblichen

©Hans Hartmut Karg
2014

Reigen seliger Geister,
Melodien wie aus Paradiesen:
Seid Ihr nicht Seelenkleister,
Die Welt angenehm zu genießen?

Die Heimat in Tönen, Formen und Farben,
Zwar lokal, jedoch nicht zeitgebunden,
Nicht gebunden an jene, die darben –
Ihr heilt doch auch unsere Wunden!

Ja, ich vergesse die Feinde,
Verdränge Verwundbarketen
Und komme mit mir ins Reine,
Wo sich Ekelkeiten ausbreiten.

Die gute Tat ist durchaus penibel,
Doch gibt sie den Menschen Mut.
Das andre ist immer von Übel,
Also sei deshalb auf der Hut!

Die Teufel bleiben sterblich,
In den Bosheiten dröge gefangen.
Nur Göttergaben sind erblich:
Dorthin lenke Dein stetes Verlangen.

*

Hans Hartmut Karg
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Grillabend

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Grillabend

©Hans Hartmut Karg
2014

Da scheiden sich die
Tages- von den Nachtgeistern.
Und immer ist es leider noch
Zum Anbeißen schwülwarm.

Nun hat der erste Nachbar
Die Nachtkerzen entfacht.
Wir schließen unsere Fenster
Denn schon riecht es nach Kugelgrill.

Das junge Paar, ganz traumverloren,
Ist jetzt in seinen Grillabend gekrochen
Und schürt, unschuldsnaiv,
Was ihm s o wichtig scheint.

Da liegen Bauchscheiben und Würstchen
Und harren braungwürzt dem Mahle.
Es riecht, es duftet – und es stinkt:
Abendidylle beim Weiterglühen.

Wie mögen Leichenteile denn
Der Jugend im Magen liegen,
Wenn doch eine erste große Liebe
Den Tiefschlaf so nicht mehr erreicht?

Haben wir alles richtig gemacht?
Müssen wir denn Rauchgrillen?
Sind wir denn noch Herr unserer Sinne,
Wenn wohlig wir die Stücke wenden?

*

Hans Hartmut Karg
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Spießgesellen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Spießgesellen

©Hans Hartmut Karg
2014

Wären die Mitläufer nicht zahlreich,
Gäbe es nicht so viele Opfer.
Da wird die Humanität recht weich,
Die Demokratie hängt am Tropfer!

Der Missbrauch sucht meistens Applaus,
Größe zeigt da nur Dreistigkeit,
Treibt Böswilligkeit keck heraus,
Signal zum Mitlaufen billig bereit!

Wo die Strukturen nur allzu zerbrechlich,
Die Institutionen nicht mehr wirklich sicher,
Bricht alle Sittennorm ursächlich,
Die Fürsorge erstirbt im Tätergekicher!

Was kann einem Land denn da noch dienen,
Wenn es auf Spießgesellen baut?
Wer kann da noch den Guten mimen,
Wenn schon der Alltag rechtlos versaut?

*

Hans Hartmut Karg
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Beschädigungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Beschädigungen

©Hans Hartmut Karg
2014

Gewaltenteilung ist ja gut,
Wenn sie denn wirklich funktioniert.
Dann fassen Bürger neuen Mut,
Weil sie gestärkt, umsorgt, hofiert.

Doch gibt es längst Paralleljustiz,
Mit der oft unter Deiner Hand
Mit Paragrafenaberwitz
Beschädigung treibt flott ins Land.

Versicherungen und Kanzleien,
Auch Banken, manche Unternehmen
Wollen sich d i e Justiz nur leihen –
Und werden sich dafür nicht schämen!

Ein jeder kann Dich nun verklagen,
Ein jeder Dich beleidigen.
Wo Dich nicht mehr die Rechte tragen,
Kannst Du Dich schlecht verteidigen.

Die Menschenwürde ist dahin,
Wo Ihr Menschen nur leben wollt,
Jedoch Rechtswinkeleiunsinn
Den Bösewichten Freiraum zollt.

Parallelrecht sichert so kein Leben,
Nicht Wohlstand und nicht Menschenrecht.
Es ist nur teuer, sehr daneben –
Und dadurch geht es vielen schlecht.

*

Hans Hartmut Karg
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Türkenfreunde

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Türkenfreunde

©Hans Hartmut Karg
2014

Freunde sind wir Euch immer schon,
Weil wir als Abendländer
Auch den Jesusorient lieben.

Freuen würden wir uns schon,
Wenn Ihr den Schwachen
Bei Euch beistehen könntet.

Auch Kurden brauchen Eure Hilfe,
Denn der Islam ist und bleibt
Eine große Religion des Friedens.

Ist das nicht Freundschaftslohn,
Wozu doch keine Pfänder
Vonnöten, basargetrieben?

Wir lieben Euch aus des Abrams Samen
Und blicken hinaus über die Ränder,
Doch Radikale müsst Ihr aussieben!

Nur wer die Vielfalt des Glaubens
Und der Toleranz in die Herzen trägt,
Der kann auch Menschen lieben.

*

Hans Hartmut Karg
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Ehrfurcht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ehrfurcht

©Hans Hartmut Karg
2014

Ein wenig
will ich doch
I H M
zurück geben,
dem Schöpfer,
von meiner
geschenkten Zeit.

Meine Achtung
will ich
I H M
schenken,
Ehrfurcht
bezeugen,
verehrend
ihm nahe sein.

Barmherzigkeit,
Verzeihung,
Gnade
kommt
von
I H M
allein.

So lebe ich
meine späten Tage,
widme
I H M
mein Gedicht,
schenkend, betend,
da er mir
gnadenreich
Leben
schenkte.

*

Hans Hartmut Karg
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Jungmanager

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Jungmanager

©Hans Hartmut Karg
2014

Man lädt nur ein, wer einem nützen kann,
Um sich Gefolgsleute als Tross zu schaffen.
Netzwerke nennt das der Karrieremann,
Denn ohne ein Gefolge leben nur die Laffen.

Zuvor muss er noch dafür sorgen,
Dass ihm ein Höherer über die Klinge springt.
Um den macht er sich keine Sorgen,
Denn Mitleid ist für ihn nur Schwächewind.

Die Grillparty dient ja nur dem einen Zweck:
Die eigne Macht gar kräftig auszubauen.
Mit Fleisch und Bier ist das der rechte Weg,
Mit seiner Rede muss den Status er hochhauen.

Dann noch gelegtlich ein Mädchen flach gelegt,
Das voll Bewunderung – wie alle Groupies.
Den schlanken Körper immer sehr gepflegt:
So mischt man sich erfolgreich unter Yuppies.

Ja, so gelingt Führungsverhalten,
Selbst wenn man fachlich nicht ganz sattelfest.
Man lasse nur den eignen Ehrgeiz kräftig walten,
Das ist für jeden Aufstieg wohl das Allerbest`!

Und ja das Fleisch nicht selber grillen,
Dazu hat man doch seine Wasserträger,
Die auftragen, den Durst der Eingeladnen stillen,
Dann hast Du Zeit als echter Infojäger.

Man muss ja alles in Erfahrung bringen,
Was Insider zum Aufstieg brauchen
Und ja mit niederen kein Liedchen singen,
Sehr wenig trinken, ja nicht rauchen!

Herumstehen, ein Glas in rechter Hand,
Gehört gängig zu vielen Ritualen.
Das Smartphone dient dann dem Vorwand –
Bedeutsam sein mit Anrufen und Zahlen.

Ständig hat er so unter der Kontrolle
Die Gäste, denn er ist ja auch Controller.
Die Gäste spielen kostenlos d i e Rolle,
Mit der das Handlungsrepertoire wird voller.

Die Party ist für ihn nur eitel Spiel,
Vervollkommnet er doch die eigene Rolle,
Denn er hat für die Zukunft nur das eine Ziel:
Heraus aus der Provinz, Zentrale, volle!

*

Hans Hartmut Karg
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Götter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Götter

©Hans Hartmut Karg
2014

Erheben sich denn wieder einmal überall
Strauchdiebe, Mörder gar zu Göttern,
Die nur Gefangene im Ideologenstall
Und Macht ergreifen mit den wilden Vettern?

Dann bleibt die bange Frage doch nur Dir:
Was habt Ihr vor, was noch Begehr´ ?
Seid Ihr denn blutrünstig und voller Gier,
Macht Ihr das Leben kriminell, unendlich schwer?

Ach, Götter, seid Ihr noch mit uns zufrieden?
Wendet Ihr Euch von der eigenen Schöpfung ab?
Wir waren d i e Erfindung doch hienieden,
Wird nun die Schöpfertat ein Massengrab?

Was kann da noch der eine Gott,
In dessen Namen man enthauptet?
Bestraft Ihr damit nicht die eigne Not,
Wenn Ihr nur Ansprüche behauptet?

O Götter, überdenkt den Schöpfungsakt,
Den Ihr bisher so stolz vermessen!
Wo man nur noch nach Anerkennung jagt,
Da wird der religiöse Krieg für uns Leidwesen.

Nur jener Gott kann noch die Gnade finden,
Der menschlich tiefe Nächstenliebe treibt.
Ein Mensch, der scheinbar ohne Sünden,
Ist wie ein Täter, der über Leichen steigt.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Blumenstrauß

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Blumenstrauß

©Hans Hartmut Karg
2014

Sie band der Schwiegertochter einen Blumenstrauß,
Das hatte sie vormals noch nie getan.
Das war bisher ein Spiel von Katz´ und Maus:
Der Sieg allein brachte sie kaum voran.

Doch pflückte sie auf einmal herbstlich Blumen,
Zum Wegwerfen warn die dann doch zu schade:
Man sah des Jahres spätes Lumen
So leuchtend nach dem Kannenbade!

Sie sah: Die Blumen führen Dich zum Sieg,
Wo Du bisher nicht punkten konntest.
Wo dieses Blumenziel die Welt bestieg,
War sie nun anders, weil Du sie bewohntest.

Der Blumenstrauß, den man so brachte,
Eröffnete die Räume und die Herzen.
Wenn dann dazu das Auge selig lachte,
Verdrängte es Neid – und die tiefen Schmerzen.

*

Hans Hartmut Karg
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Armutszeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Armutszeit

©Hans Hartmut Karg
2014

So um halb Elf,
Da kommen wir zu Dir doch manchmal gern.
Die Angebote sind allein doch kein Behelf:
Dem Essen nah sind wir dem Gotte fern.

Dann kaufen wir vieles zum halben Preis,
Was uns Verkäuferinnen bieten,
Damit auf unsrer Lebensreis´
Die Spenden vor dem Tod behüten.

Wir wollen von den Tafeln nichts,
Weil die nur Waren geben, die noch frisch.
Dabei esse ich in der Not und angesichts
Des Hungers sogar den abgelaufnen Fisch!

Warum lässt man uns nicht mehr wühlen
In Abfalleimern und Containern,
Damit wir frei, uns unabhängig fühlen
Und nicht nur angetatscht von den Versöhnern?

*

Hans Hartmut Karg
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Kindwelt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kindwelt

©Hans Hartmut Karg
2014

Wer Räuber und Gendarm gespielt,
Holzschwerter gar gebastelt hat
Und mit dem Speer zum Baum gezielt,
So ausgelebt die Bubentat,

Der wird wohl schon als kleines Kind
Frühzeitig eingesehen haben,
Dass ihn künftig der Friedenswind
Wegführt von allen Killertaten.

Was schon als Kind er ausgelebt,
Das muss als Mann dann nicht mehr sein,
Der nur im Kampf den Mann noch steht,
Todbringend grausam – und gemein!

Wer diese Phase überwunden,
In der Räuber er musst´ sein,
Der geht nie als Wolf zu Hunden,
Bleibt fair im Dasein – nie gemein.

*

Hans Hartmut Karg
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Machtwille

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Machtwille

©Hans Hartmut Karg
2014

Wären wir mehr, als ein wenig Kinder,
Balgten wir nicht um der Neigungen Sinn!
Sängen wir von unserer Freiheit gelinder,
Brächte das echten Freiheitsgewinn.

So aber treiben die mächtigen Wolken
Über den Machtwillen Ehrgeiz voran.
Und im Vergleich, im Schwur und Befolgen
Ist nichts mehr für die Freiheit getan.

Wer dann als Leumund die Werte verleugnet,
Als Treibsand die Seele dem Machtwillen opfert,
Der ist längst für die Unfreiheit enteignet,
Verelendet der Machtgeilheit Spielen geopfert.

Da kommst Du alleine nicht mehr heraus,
Da brauchst Du Staaten, die es ehrlich meinen,
Denn der Mächtige lebt nur in Saus und Braus
Und kümmert sich nicht um die Belange der Kleinen.

*

Hans Hartmut Karg
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Von Lebenszielen

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Von Lebenszielen

©Hans Hartmut Karg
2014

Viele aus dem Menschengeschlechte haben,
Dem Bauch, dem Trieb, dem Schlafe ergeben,
Ungebildet und roh als Dauerfeindlinge
Ihre bleierne Lebensbahn durchlaufen.

Das Hineindachanieren in den Tag
Ist vergänglich wie Reichtum und Schönheit.
Nur die Kräfte des Geistes sind unsterblich,
So man sie herauskitzelt, hegend und pflegend.

Sei ein Förderer von Geist und Sinn,
Suche Dir die Schwachen zu fördern,
Den Starken freundlicher Begleiter zu sein,
Niemanden schädigen, ihn ins Unrecht setzen.

Denn Dein Leben bleibt so kurz – wie meines,
Du kannst nichts mehr hinten anhängen.
Am Lebensende vor den Schöpfer zu treten
Und Gutes vorweisen sei Dir Ziel und Bestimmung.

*

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