Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Die Verleumder

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Verleumder


©Hans Hartmut Karg
2014

Gesinnungen ausspähen,
Überzeugungen aushorchen,
Wenig Toleranz bei voller Freiheit.

Es haben die Verleumder
Immer schon manipuliert.
Wie sollte da Vertrauen,
Wie sollte Freundschaft wachsen?

So kann man die Demokratie
Nach und nach zerstören.
Denn: Wie sollten sich
Meinungen bilden können,
Wenn nicht mehr offen
diskutiert wird?

So aber schafft man
Feindbilder trotz Freiheit,
Erklärt den Offenen
Zum Dauerfeind.

Verleumder
Finden immer etwas,
Mit dem sie Dich brandmarken.

*

Hans Hartmut Karg
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1. Mai

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



1. Mai

©Hans Hartmut Karg
2014

Wenn kühler Wind die Richtung dreht,
Von Westen dann aus Nord sich kündet
Und wolkendicker Regen weht,
Weil Wasser in die Tonne mündet,

Dann wird der Mai nochmals April,
Getragen von den Wechselwettern:
Sehr stürmisch und so gar nicht still
Fährt er durchs Haar sogar den Städtern

Und treibt Altlaub in Straßenrinnen,
Besinnt sich auf die kalte Welle,
Lähmt Hände, bringt uns ganz von Sinnen:
Das Jahr tritt scheinbar auf der Stelle.

Doch Blüten zeigen unausweichlich:
Den Kampf hat Maien längst gewonnen.
Das Jahr wächst und wird wieder reichlich
Und siegen wird der Strahl der Sonnen.

*


Hans Hartmut Karg
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Violine solo

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Violine solo

©Hans Hartmut Karg
2014

Du, der Du Bach nicht magst –
Hier seine Geigen, solo:
Als Du in tiefsten Banden lagst,
Hat Bach befreit Dich, Prolo.

Verwende Schriften nicht zum Schein
Als Adressat von Deiner Ecke,
Wenn leider Du bleibt nur gemein
Und lebst wie eine üble Zecke.

An mancher altgewetzten Schnur,
Die Bachsteigern steht zu Gemüte,
Verwandelt sich die Seelenkur
Nur langsam in erlesene Güte.

Wer nicht den Klang verstehen will,
Der wird ihn nicht verstehen können,
Denn wer nur labernd steht am Grill,
Gibt Armseligkeiten zu erkennen.

*


Hans Hartmut Karg
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Auf nach Italien!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Auf nach Italien!

©Hans Hartmut Karg
2014

Nach Italien fahr´ ich immer,
Um dort wieder jung zu werden,
Genieße jeden Sonnenglimmer,
Zähl´ im Bade die Versehrten.

Atmen, heißt das volle Leben,
Mildes Licht wächst dort als Welt.
Blick bleibt noch an Bergen kleben
Drängt hin, wo die Gondel zählt.

In Gewässern lebt Verderben,
Doch auch die Meeresvielfalt.
In grundsand´gen Muschelscherben
Schwimmt Reichtum, den Gott erhalt.

Paläste ragen aus den Wassern,
Glänzen rotbraun, weiß im Licht.
Bürger fliehen den Erblassern,
In Mestre nehmen sie Gericht.

So kehren wir mehrmals hierher –
Und kehren nordwärts gern zurück.
Italien gibt uns immer mehr,
Doch nordwärts geht der stete Blick.

Wir mögen zwar das Essen, Trinken,
Die Atmosphäre hier, das Meer,
Und wenn die Winter eisig winken,
Zieht es uns rascher wieder her.

Wie Zugvögel verlassen wir
Im Herbst die kühlen Nordgestade.
Erst südwärts dann verleben wir
Den Urlaub mit dem schönen Rade.

Gelebt wird dauerhaft im Norden,
Die Lebenskraft gibt uns der Süden.
So pendeln die Teutonenhorden
Dorthin, wo aufwachen die Müden.

*

Hans Hartmut Karg
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Nichts

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Nichts

©Hans Hartmut Karg
2014

Nicht begriffen hat im Nichts
Das Nichtende, vergeblich angesichts
Der Jammerwelt gedeiht,
Was heute zu nichts bereit.
So zünden neben den Freuden
Allerlei Erfindungen gegen die Leiden
Und für die Bequemlichkeit,
Wo die Nichtliebe Unlust gefreit.

Der Nihilismus liebt die Aktion
Ud lebt Tag für Tag für den Lohn
Als Befreiung von Gotteslast,
Weil er die Seele nicht fasst,
Denn diese lebt in der Tiefe,
Wo sie nach Heilsamkeit riefe,
Wenn man sie immer nur ließe,
Dass dabei ihr Karma fließe.

Deshalb gilt:
Wo nichts wird im Nichts gedeihen
Kann Leere nur abspaltend schreien.
Das Nichtende nichtet doch immer
Und macht alles nur noch schlimmer.

*


Hans Hartmut Karg
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Lebenssonett

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Lebenssonett

©Hans Hartmut Karg
2014

Nichts ist schwerer zu ertragen,
Als eine Reihe von schönen Tagen,
Wenn die Welt groß, glorreich erhellt
Und die Menschheit sie so bestellt.
Nur von Dauer bleibt die Zeit
Als eigene, stete Beweglichkeit.
So tragen wir Freude in unseren Herzen
Und entzünden gerne die Wunderkerzen.
Und doch verkleidet die Festlichkeit
Nur zeitweise unser elendes Leid.
Die schönen Tage entgleiten uns ja,
Wo das Angenehme immer nur Schönes sah.
So werden wir denn stets menschlich erwachen,
Wenn andere bereits unser Schicksal belachen.

*


Hans Hartmut Karg
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Canossa

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Canossa

©Hans Hartmut Karg
2014

War es Sieg?
War es Niederlage?
War es gar Krieg?
Was für eine Frage!

Drei Tage frieren, Buße tun:
Die Heimkehr vom Verlorenen Sohn.
Was will der Papst denn fortan nun?
Wo bleibt dem König Gottes Lohn?

So konnte der Rudolf von Rheinfelden
Nicht schlagen mich, weil ich König bin.
Gott trägt die wahren Helden?
Ist alles in seinem Sinn?

Der Schwache wird dadurch zum Starken,
Dass er die Unterlage wählt.
Dann wird Verräterhand zum Argen,
Der König wird nun ausgezählt.

Wie kann ein Hildebrand denn siegen,
Wie kann solches je Früchte tragen,
Wenn Himmel und Erde in Feindschaft liegen
Und beide nicht mehr nach Liebe fragen?

Wer bannt und vom Banne erlöst,
Der muss auch die Folgen tragen:
Wo Machtgelüste verdöst,
Kann man nicht mehr Gotthilfe fragen.

War es Niederlage
Für die Religion?
War es Sieg
Für den Königthron?

*


Hans Hartmut Karg
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Meine Retter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Meine Retter

©Hans Hartmut Karg
2014

Es sind immer die Unscheinbaren,
Die am Rande stehn, am Trottoir.
Doch meistens sahen die recht klar,
Wo Feinde, Missgünstlinge waren.

Retter musste ich sehen lernen,
Wie sie mir nahe und verwandt
Reichen die gute Helferhand,
Weil sie sich von mir nicht entfernen.

So habe ich sie gern gehabt,
Die Engel, die mir Wegbegleiter
Und die mir Seelenkostbereiter,
Während der Feind am Herzen schabt.

Ihr, meine Retter, gabt mir Streben,
Ihr Frauen, Männer gleichermaßen.
Weil ihr nicht wirklich konntet hassen
Habt Ihr mir herrlich viel gegeben.

So danke ich Euch für die Jahre
In denen ich mitfahren durfte
Und spannend meine Seele kurvte,
Bis weiß wurden mir Bart und Haare.

*


Hans Hartmut Karg
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Wehre Dich, Freund!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Wehre Dich, Freund!

©Hans Hartmut Karg
2014

Wehre den tolldreisten Schlangen,
Die verbrecherisch Mietgrund aussitzen,
Um Dein Eigentum schlimm zu ritzen
Wie Rächer mit käfrigen Zangen.

Wehre den holzgeirigen Spangen,
Die Dich um Errrungenes bringen,
Sich scheinheilig Schwäche aufzwingen,
Zerpflücken den Soden der Mannen.

Wehre den fauligen Seelen,
Die Dich nur nötigend treiben,
Um Dich permanent zu entleiben
Und Dich vorführend quälen.

Treibe Deinen Wehrsinn voran,
Damit sie dich nicht weiter zähmen,
Dich nicht schweinereiförmig lähmen,
Wo immer nur teuflischer Wahn.

*

Hans Hartmut Karg
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Du aber

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Du aber

©Hans Hartmut Karg
2014

Du aber wirst altern und immerfort leiden,
Doch vorher kann Dich die Muse küssen,
Denn Deine Geistkraft kann Dich anleiten,
Was Deine Wirkkräfte erschaffen müssen.

Es mag der Narziss schon da sein,
Der Dich manchmal am Wickel hat,
Doch wäre es viel zu gemein,
Wenn alles nur einsame Selbstliebestat.

Kein Leidenstag wird Deine Liebe vermissen,
Wenn Du sie nur an den Pranger stellst.
Kein Lichtblick wird Deine Lippen küssen,
Wenn Du ihn nur als Freistrahl wählst.

Denn die Freiheit macht Mühe, Freund!
Da gibt es auch nichts zu verhandeln.
Wer seine Kräfte erträumt,
Der muss mit den Musen anbandeln.

Die biederen Tage werden zu bleiernen Nächten,
Deine Lebenszeit bleibt Dein Reizthemenecho,
Damit man mit verbleibenden Rechten
Entgeht einer Welt, die grausam und roh.

Du bist gerufen vom Geist,
Der den Tag schützt vor dem Nachtwerk,
Damit nicht global verwaist,
Was Raum gibt – und blendendes Werg.

Du musst dort graben und bohren,
Wo andere längst die Flucht ergriffen.
Deine Welt ist die bei den Horen,
Weil sie Dich immer schon leise riefen.

*


Hans Hartmut Karg
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Das Blümlein

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Das Blümlein

©Hans Hartmut Karg
2014

Ein kleines Blümlein leuchtet mir
Verstohlen hinter Tannenzweigen
Und sagt: „Wir BEIDE sind ein WIR,
Zu dem sich alle Menschen neigen!“

Kein Belzigwerden trübt die Augen,
Der Schall wird meine Ohren meiden,
Wenn sie erwartungsvoll sich saugen
Im Bild, um da selig zu weiden.

So bleibst Du mir die helle Botschaft,
Mit der mein Lebensgrund erfüllt
Und womit eigene Seelenkraft
Sich suchend mit dem Schutz umhüllt.

Kein Licht kann je das Blümlein tragen,
Wenn es nicht auch im Traume steht.
Erst dann kann Schönheit überragen,
Was farbenfroh im Winde weht.

*


Hans Hartmut Karg
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Im Lenz

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Im Lenz

©Hans Hartmut Karg
2014

Schon sind die Matten wieder grün,
Die Vogelliebchen werden ziehn.
Die Heimat werden sie erkennen,
Wo alle um den Nachwuchs rennen
Und hören auf des Lenzes Stimmen,
Verstärkt vom Summen vieler Immen,
Damit die Bühkraft wiederkehre
Und man der feuchten Kälte wehre.

*


Hans Hartmut Karg
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Seelentänze

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Seelentänze

©Hans Hartmut Karg
2014

Heiterer Seele, so spüre ich nicht nach den Nachtfaltern,
Deren abgedunkelte Lichter den meinen niemals entsprechen;
Gehören sie doch zu den vielen nervtötenden Statthaltern
Jener Armseligen, die sich für Unzulänglichkeiten rächen.

Lebendige Sinne, führt Eure freieren Tänze auf!
Das Dumpfbackige wird Eure Ansprüche kaum verstehen,
Denn das magere Gemüt nimmt keine Vorstellungen auf,
Mit denen die Westwinde zu den Himmelsstürmen wehen.

Auch Euer Geist wird seine Körpersprache finden,
Wenn er sich ein wenig Seelenhonig aus der Fährte nimmt
Und voller Lust wandelnd unter den grünen Linden
Mit Freude und Nähe die Harfe milder stimmt.

*


Hans Hartmut Karg
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Der berstende Kontinent

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Der berstende Kontinent

©Hans Hartmut Karg
2014

Warum will man uns das antun,
Was doch nur Macht und Wildgehabe?
Können die Hähne gar nicht ruhn
Mit einer fairen Weltteilhabe?

Zwei Hähne streiten um die Macht,
Doch das Gerippe schleift die Messer.
Sie sind leider noch nicht erwacht,
Das Fleisch gehört nur dem Verweser.

Europa hat noch nicht begriffen,
Dass es doch noch Gefahren gibt,
Mit denen man das abgeschliffen,
Was einst als Weltnorm Freiheit liebt.

Wenn jeder nur sein Gärtlein pflegt
Und die Gefahren nicht erkennt,
Wird auch der Wohlsinn, den man hegt
Zur Beute, die im Nu verbrennt.

So bricht der liebe Kontinent,
Der Heimat wurde mildem Frieden,
Entzwei, weil man ums Leben rennt,
Das dann am Ende doch verschieden.

Das Chaos breitet seine Flügel,
Die Diebmacht bricht in manches Haus.
Wo nicht Kontrollmacht hält die Zügel,
Da ist es mit der Würde aus.

*


Hans Hartmut Karg
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Ussuri-Barbarei

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Ussuri-Barbarei

©Hans Hartmut Karg
2014

Fischt den Ussuri leer, Barbaren,
Ihr, die Ihr nur herausgeholt,
Wie zu der Zeit, als Stalins Zaren –
Auch Mao lächelt nicht mehr hold.

Wer alle Lachse holt aus Fluten,
Der wird die Schöpfung nie begreifen.
Es geht Euch nur um Geld und Gold,
Da kann kaum Schutz der Flüsse reifen.

Kein Hirn wird diese Lachse retten,
So sitzen Fischer in der Falle:
Auf Rosen werden sie nicht betten,
Was nötig wär´ in diesem Falle.

Fischt den Ussuri leer, Barbaren,
Ihr, die Ihr holt, was Money bringt,
Was man verkauft als feile Waren,
Damit bei Euch die Kasse klingt.

Wenn ihr den letzten Fisch geschlachtet,
Den Fluss damit ganz ruiniert,
Werdet ihr von der Welt verachtet,
Weil alles Geld Euch nur verführt.

*


Hans Hartmut Karg
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Mein totes Kind

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Mein totes Kind

©Hans Hartmut Karg
2014

Es strahlte die Sonne am helllichten Tag
Und wärmte noch jenen Abend,
An dem der Tod bereits über ihm lag,
Erst heimlich und hilflos und zagend.

Doch Schicksal, Du schlägst immer zu
Bei jenen, die das nicht erwartet,
Die fleißig in Arbeit und immerzu
Hoffnungsfroh ins Leben gestartet.

Und dann die verfluchte Botschaft:
„Höre mir zu: Tot ist Dein Kind!“
Wie da in mir eine Leerstelle klafft,
Verzweiflung, die einnistend spinnt.

Die Augen, sie können Dich nicht mehr sehen,
Weil das Weinen mit Schleiern verstellt.
Kein Schimmer mag hoffnungsfroh gehen,
Wo nur noch der Kummer zählt.

Warum musste sie so früh gehen,
Wo sie doch mein Augenstern war?
Warum will der Herrgott sie sehen,
Wo sie doch zwei Kinder gebar?

Meine Fragen verhallen im Winde,
Weil niemand die Antworten kennt,
Verscheiert das Augengebinde,
Wo niemand den Namen mehr nennt.

Verschwunden ihre so klugen Worte,
Ihr unbeschreibliches Herz.
So steht sie nun an der Pforte
Und treibt weiter himmelwärts.

Wie möchte ich Dir doch helfen,
Was könnte ich noch für Dich tun,
Wo jetzt mich umkreisen die Elfen
Der Nacht – und lassen nicht ruhn?

*

Hans Hartmut Karg
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Bleibe nicht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Bleibe nicht

©Hans Hartmut Karg
2014

Bleibe nicht am Raine stehen,
Säume nicht die Rattenwege,
Nicht die Lauereierstege,
Wo die hölzern Köpfe wehen.

Eile zu den Geistesreitern,
Die Dein Tagewerk bekränzen,
Weil sie Dich so gern belenzen
Und den Horizont erweitern.

Bleibe, wo die Seele greift
Und wo sich Dein Mütchen wälzt,
Weil man nicht narzistisch stelzt
Und Dein Geistschatz zügig reift.

Sehe Inhalt und die Form,
Womit Lebensleistung wachse
Und man nicht im Sumpfe stakse –
Dann bleibt Deine Welt enorm.

*


Hans Hartmut Karg
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Schätzwert

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Schätzwert

©Hans Hartmut Karg
2014

Wer als Mensch Dich niemals schätzt,
Der wird den Dichter nicht erkennen,
Wird niemals seinen Namen nennen,
Weil er neidvoll gerne verletzt.

Manche können nur abblocken,
Wenn der Untermeier meint,
Dass mit Machwerk er auch reimt,
Doch er kann im Grund nur zocken.

Wer sich so nach Kräften stemmt,
Alphatiere gern zu schlachten
Mit dreistbösem Neidverachten,
Der bleibt immerdar enthemmt.

Von denen, die nur Faulgrund sind,
Verabschiede Dich so möglichst rasch
Und gehe schnellen Gangs, marschmarsch
Zum Freundeskreis - und lieben Hund.

*


Hans Hartmut Karg
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Der Engel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Engel

©Hans Hartmut Karg
2014

Er stand die Tage vor der Tür
Und wir erkannten ihn noch nicht.
Er sagte nur: „Ich bin jetzt hier,
Schaue in Euer Angesicht.“

Ich dacht´, es wäre ein Hausierer,
Der seine Waren will verhökern.
Es gibt da ja viele Verführer,
Die gar mit Täuschungen nicht zögern.

Wir warteten auf Angebote
Und sahen nur wächsernes Lachen,
Erwarteten dann eine Zote
Und viele Hehlerwarensachen.

Der Fremde hatte keine Tasche
Und trug trotz Kälte nur Sandalen.
Die Kleidung war aus grober Masche,
Die Haut neigte zum Hellen, Fahlen.

Er sah uns nur fest ins Gesicht.
Was wollte denn von uns der Fremdling?
Was war das denn für eine Sicht,
Bedrohte er uns gar ganz schlimm?

„Ich möchte Euch nur schützen, segnen.“
Zum Segen hob er nun die Hand.
Ja, es begann jetzt auch zu regnen,
Der Sturm peitschte die helle Wand.

Und sehr verwundert sahen wir,
Dass Tropfen durch den Fremdling rannen.
Wie er so stand im Heute, Hier –
Wir nach des Rätsels Lösung sannen.

Der Fremde drehte sich und ging,
Im Gange schien er gar zu schweben.
Auf seinem Haupt leuchtet´ ein Ring:
Der Fremde schien gar nicht zu leben.

Er trat durch unsere Gartentür
Ganz ohne dass er öffnen musste.
Wir sahen schließlich Fäden, Schnüre,
Die sich ballten zu einer Kruste.

Und keine Spur gab es vom Mann,
Doch ging es uns jetzt deutlich besser.
Als er sein Wegschweben begann
Sprudelten noch mehr die vielen Wässer.

Er musste wohl Himmelskind sein,
Von Stund´ an waren wir gesund.
Nur fernwärts leuchtet´ noch ein Schein,
Verheißungsvoll, zutraulich, bunt.

*

Hans Hartmut Karg
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Heute

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Heute

©Hans Hartmut Karg

2014

Heute ist nicht heute,
Weil gestern nur ein Gestern war.
Fragt nur alle Leute –
Und die ganze Menschenschar.

Gestern meldeten sie Regen,
Kalt troff Wasser aus der Rinne
Und auf allen Gartenwegen
Froren eisheilig die Sinne.

Pflanzen suchten flehend Schutz,
Wo der Wind die Tropfen trieb,
Und am Haus der alte Putz
Saugt´ sich voll, wo Astwerk rieb.

Heute ist das schon vergessen,
Was war, wird niemals mehr sein.
Graupelschauer sind gewesen,
Heute heizt die Sonne ein.

Gestern war nur gestern,
Heute ist ein Heute!
Brüder, Freunde, Schwestern,
Lasst ein alle Freude!

*


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