Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Problemlösung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Problemlösung

©Hans Hartmut Karg
2014

Man könnte viele Schulprobleme herrlich lösen,
Machte man aus den Lehrkräften Universalgenies,
Die nicht mehr hinter den Kathedern dösen,
Bestens geschult für das Parkett und edlen Kies.

Ganztägig müssten sie in allen Schulen weilen,
Erfüllen alle Wünsche auch von fernen Seiten,
Mit Pflichtbewusstsein sich zur Fortbildung beeilen
Und alle Fliehkräfte ganz ohne Zwänge leiten.

Sodann auch die Besoldung minimieren,
Ausrichten ständig an dem Niedrigsold.
So könnten Bürgerstimmen wieder jubilieren
Und auch Finanzminister wären diesen Lehrern hold.

Sodann die Freizeit ganz in Dienste stellen,
Bei denen Schwache kostenlos verwahrt
Sie ihre eigene Ersatzfamilie wählen.
Da wäre wirklich endlich einmal Geld gespart!

Wenn jeder alles kann und gleich niedrig besoldet,
Wäre dieses die Dauerlösung auch der Organisation.
Der Tagesablauf an den Schulen wär´ vergoldet,
Der Unterricht in Vollvertretung Ziel und steter Lohn.

Doch merke: Wird man dann noch Lehrer finden,
Deren Idealismus man ausbeutet,
Die sich ein Leben lang an Jugend binden
Und die man ständig wie die Zwiebel häutet?

*

Hans Hartmut Karg
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Der Gartenzwerg

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Der Gartenzwerg

©Hans Hartmut Karg
2014

Es hält so mancher Gartenzwerg
Nicht mit der Schönheit hinterm Berg
Und leuchtet bunt und sehr zufrieden:
Ihm ist viel Ruhe hier beschieden.

Doch nun verschwinden Gartenzwerge,
Die Menschen fahren in die Berge,
Sie buchen ihre Kreuzfahrtreisen
Und müssen ständig sich beweisen.

So kommt, wo es dunkel, nicht heller
Der Gartenzwerg in einen Keller,
Wo viele Blumenkästen stehen,
Die da erbärmlich anzusehen.

Denn niemand will sich mehr bemühen
Und Blumen, Gartenzwerge ziehen.
Schließlich ist das der Fluch der Zeit –
Die elende Bequemlichkeit.

*

Hans Hartmut Karg
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Schon ... aber

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Schon …. aber…

©Hans Hartmut Karg
2014

Die Tugend hat sich weg geschlichen,
Die Sprache muss jetzt alles mildern.
Zwar ist man offen, wird verglichen,
Doch lässt sich blind in Sätzen wildern.

Spricht einer, kommt es „Schon…“ zurück:
Der kleinen Pause folgt Verständnis,
Weil damit dann mit feinstem Blick
Der Satz zieht ohne scharfen Biss.

Danach folgt stets ein „….aber…“,
Einwände kann man so platzieren
Und scharfsinnig wie homo faber
Muss man sich dafür nicht genieren.

Vollkommen kann das manche Frau,
Wenn sie gefragt, ob es war schön.
Mit einem „Schon…“ wird himmelblau
Der Casanova sich versteh´n.

Das „…aber…“ schränkt nur wenig ein,
Wenn es die Liebe korrigiert.
Man kann so weiter Partner sein
Und nicht beleidigt, nicht pikiert.

*

Hans Hartmut Karg
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Nichtigkeiten - Widrigkeiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Nichtigkeiten - Widrigkeiten

©Hans Hartmut Karg
2014

Im Leben musst Du manche Kröte schlucken
Und magst nach bessern Lebenswelten gucken.
Doch eingebunden bleibst Du Elternteil,
Suchst sorgend für den Nachwuchs jedes Heil.

Da sind die Kinder, Schwieger-, Enkelkinder,
Und heizungsplanend denkst Du an den nächsten Winter.
Willst Du sie einladen, die ganze süße Brut,
Dann überlege, ob Du dazu überhaupt hast Mut.

Die Nichtigkeiten sind manchmal die Widrigkeiten,
Mit denen eine kleine Seele kann so trefflich streiten,
Weil Widrigkeiten sich wie selbstständig einnisten:
Niederinstinkte fördern die Beziehungskisten.

Ich mag von daher keine Nichtigkeiten,
Die Kraft kosten, wenn Gossenwelten streiten
Und Widrigkeiten unterschwellig nur verstärken,
Weil sie das Böse scheinbar nicht bemerken.

Von daher mag bei aller Liebe ich begleiten
Den Nachwuchs, der sich trefflich lässt anleiten.
Jedoch die Lauten und die Querulanten,
Die bleiben lieber bei den nachlässigen Tanten.

*

Hans Hartmut Karg
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Wie aus der Ameise die Meise wurde

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Wie aus der Ameise die Meise wurde

©Hans Hartmut Karg
2014

Als es noch heiß und schwül auf Erden
Und alles eigentlich im Werden,
Da kriechen Ameisen herum,
Denn alles ist noch wüst und krumm.

Doch dann wird es kühler und heller,
Das Sonnenrad dreht sich bald schneller,
Sehr blau leuchtet der Tageshimmel
Über dem Ameisengewimmel.

Und einige der Kerbentiere
Blicken zum Himmel mit Maniere
Ganz sehnsüchtig, zur Sonne schmachtend,
Die Schöpfung als sehr gut erachtend.

Der Himmel ist so leer und schön,
Sie müssen hier am Boden gehn
Und sehen stumm im Astgewirr,
Dass erdgebunden sie jetzt hier.

Da kommt dem Herrgott das Erbarmen,
Er gibt Flügelchen den Armen
Und nimmt ihnen das A ganz weg,
Damit man neuen Namen pfleg´.

So kommen aus kriechenden Tieren
Die Meisen zwitschernd, zum Verführen
Des Himmels und der Menschen Schar
Fortan nun immer, Jahr für Jahr.

*

Hans Hartmut Karg
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Clara Immerwahr (1870 - 1915)

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Clara Immerwahr (1870-1915)

©Hans Hartmut Karg
2014

Nicht sehr bekannt ist diese wunderbare Frau,
Im Schatten ihres Mannes längst verglüht,
Vergessen, abgedrängt in der Geschichte Nebelgrau,
Um deren Auferstehung niemand sich bemüht.

Im Jahre 1900 wurde sie in Breslau promoviert
Als erste Frau im Fachgebiet Chemie.
Sie war sensibel, klug und sehr versiert,
Als Co-Autorin unterstützte sie Habers Genie.

Im Jahr danach hat Clara Fritz geehelicht,
Sie nahm ihm Arbeit ab bei viel Publikation,
Damit das unter Dach und Fach geschickt
Ihn zum Nobelpreis führte – und zur Promotion.

Die Ehe – bald am Nullpunkt war sie angelangt:
Charlotte Nathan wurde nun Geliebte ihres Mannes.
Die Ehe blieb Fassade, alles war so angespannt,
Doch Mannes Ehrgeiz wusste: „Nur ich kann es!“

So sorgte Haber für Kunstdünger und viel Sprengstoff,
Wodurch quälend der 1. Weltkrieg und von Dauer.
Die Clara war gegen den Krieg und jenen Stoff,
Und so erhöhte sich noch mehr die Mauer.

Der Ehrgeiz aber fraß den Mann – er wollte weiter.
In diesem Krieg sah sie Sinnlosigkeit,
Und so verdüsterte sich das Gemüt, das vormals heiter
Und sie war nun für diesen Mann nicht mehr bereit.

Als er gar noch den Giftgaskrieg forcierte,
In der Franzosen Gräben Chlorgas blasen ließ,
War sie es, die dagegen heftig opponierte,
Auch wenn sie ihn doch nicht verließ.

Erst als bei Ypern Chlorgasschwaden trieben
Und in grüngelber Wolke Franzosen qualvoll starben,
Da konnte sie Gewissensnöte nicht aufschieben,
Weil nun die Kriegstreiber die Sitten stark verdarben.

Fritz Haber aber, glücklich, anerkannt von Staat, Geliebter,
Nahm freudig die Qualtode unserer Nachbarn in Kauf,
War Kriegsheld und Chemiewaffengebieter
Und setzte mit dem Kriegsrasen noch immer einen drauf.

Das war zu viel für sie, die nunmehr Pazifistin,
Doch mit des Mannes Schuld nicht leben wollte.
Sie war gegen das Kriegsmorden und keine Bigamistin,
Weshalb sie sich die Dienstwaffe des Mannes holte.

Nach einem Probeschuss traf dann die zweite Kugel ihren Kopf
Im Garten, wo der eigene Sohn sie sterbend fand,
Neben dem riesengroßen Blumentopf,
In dem nur eine aufgeblühte Rose stand.

Für uns wurde die Frau Habers so immer wahr,
Zum Mythos für ein freies Leben ohne Krieg,
Ohne Chemie und ohne Morden für die Menschenschar,
Damit der Frieden gegen Kriegsdrogen gelangt zum Sieg.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Kick

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Der Kick

©Hans Hartmut Karg
2014

Geh´ mit der Frau zum Kleiderkaufen
Und Du wirst ziemlich bald erkennen,
Dass Frauen an den Kisten raufen:
Man muss die Kauftempel berennen!

Du magst Dir zwar die Haare raufen,
Als Fremdkörper, Mann in Begleitung
Und kannst in diesem Dunst kaum schnaufen
Und siehst auch keine Kaufentscheidung.

Ja, Frauen müssen immer wühlen,
Denn sie sind streng augengeleitet.
Textilien müssen sie befühlen,
Wenn drüber streng ihr Sehsinn gleitet.

Sie gehe nicht in ein Geschäft,
In dem sie nur noch kaufbestimmt:
In ihrer Hand hat Frau das Heft,
Selbst wenn sie dabei nichts mitnimmt.

Der Mann muss sie gewähren lassen,
Die Frau, die nur zum Wühlen strebt.
Mit Liebe kann man das nicht fassen,
Was nur in der Konsumwelt lebt.

*

Hans Hartmut Karg
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Kontrollwut

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Kontrollwut

©Hans Hartmut Karg
2014

Wo nur Kontrollwut lastet,
Muss jede Liebe brechen,
Denn wo das Suchen hastet
Kann nie das Finden sprechen.

Es wird kein Tag vergehen,
An dem nicht Wüt´ge rasen,
Die nur ihr Gärtlein sehen
Und jagen nach den Phrasen.

Da will ich nicht mehr lieben,
Wo man nur kontrolliert.
Verloren das Vergnügen,
Das uns nie mehr verführt.

*

Hans Hartmut Karg
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Galileo Galilei

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Zum Galilei-Jubiläum:

Galileo Galilei

©Hans Hartmut Karg
2014

Ist es egal, was so die Kirche sagt,
Wenn sie den Durchblick hat verweigert?
Wer nicht den Blick durchs Fernrohr wagt,
Der weiß nicht, wie man Wissen steigert.

Schrittweise hat sich freigeschwommen
Europa, die Natur verstanden,
Doch lebt Unwissen konspiriert,
Dann wird es Nacht in unseren Landen.

Man sollte längst begriffen haben:
Der Forscherwille trägt uns weiter!
Nur der kann sich bequemer laben,
Der die Erkenntnis – stark und heiter.

Im wunderschönen Padua
Hat Galileo reich geforscht.
Er war präsent und fleißig da,
Als Kirchenmänner ihn ermahnten.

In Pisa ward er einst geboren,
Die Medici gaben ihm Raum.
Zunächst blieb er ja ungeschoren,
Denn Forschen war sein Daseinstraum.

Der Brecht ließ ihn dann nur noch essen,
Weil Alte man ja niemals liebt.
Tatsächlich kommt manch´ großes Fressen,
Mit dem man Jahre gern wegschiebt.

Doch als dem Papst die Weisheit eng,
Weil der Pisaner Argumente,
Wurde die Kurie sehr streng,
Erfolgte dann die Duldungswende.

Was einbeschrieben nun dem Himmel,
Das wollten Pfaffen jetzt negieren.
Die Erde blieb ihr edler Schimmel,
Mit dem sie Machtgelüste schürten.

Der Alte konnte nur dinieren
Und still die Lehre nun verbreiten.
Weisheit lässt sich halt nicht verführen,
Darüber kann man trefflich streiten.

Um nicht den Feuertod zu leiden
Blieb Galileo bis zum Tod
Aufrecht: Um Unwissen zu meiden,
Erlöst´ er uns aus Wissensnot.

*

Hans Hartmut Karg
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Die Zange

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Die Zange

©Hans Hartmut Karg
2014

Sie waren Brüder, Freunde, Schwestern
Im Schweinestall – und spielten gern.
Die Ferkelzeit, die war schon gestern,
Selten sahen sie ihren Herrn.

Denn in der Schweinemastanlage
Läuft alles automatisch ab.
Mit Licht wird da die Nacht zum Tage,
Die Fütterung besorgt ein Rad.

Und automatisiert bleibt Fleisch
In den bodenspaltigen Boxen:
Gelegentlich lautes Gekreisch,
Als gäbe es kämpfende Ochsen.

So rast das Schweineleben weiter,
Schmutzkotz in Automatikwelt.
Der Landmann wird zum Technikleiter,
Es dreht sich alles nur um Geld.

Gelegentlich kommt ein Transporter,
Bringt neue Ferkel in den Stall.
Die Welt hier kennt keinen Reporter,
Die Tür schließt sich mit lautem Knall.

Dann, wohl nach einem halben Jahr,
Werden die Freunde mitgenommen.
Sie wittern niemals die Gefahr,
Sonst wären sie ihr längst entkommen.

Im kachelweißen Raum stehn Männer,
Ganz weiß gewandet wie die Engel.
Die Schweine warten da nun länger,
Eines verzehrt noch einen Stängel.

Dann packt die Zange seinen Nacken,
Epilepsiert rast nun das Hirn,
Die Ketten können jetzt zupacken,
Der Schweiß tritt auf des Metzgers Stirn.

Nach einem tiefen, raschen Schnitt
Spritzt Blut aus diesem schönen Schwein.
Der Körper zappelt, will das nit –
Doch bleibt im Sterben er allein.

Warum müssen wir Schweine essen,
Die klugen, edlen Glücksgeschöpfe?
Warum müssen wir uns vergessen,
Nur weil wir wollen volle Töpfe?

Gar manches Tier wird nur getötet –
Und dann entsorgt im Schweineberg.
Doch keine Scham die Wangen rötet:
Ist das denn nichts als Teufelswerk?
*

Hans Hartmut Karg
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W i r sind!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

W i r sind!

©Hans Hartmut Karg
2014

Es werden manche Sonnen
Die Strahlen nicht begreifen,
Bei denen Seelen reifen,
Die auf der Erde wohnen.

Denn, Freund, erstickt der Strahl,
Mit dem die Winde tanzen
Ganz ohne Krieg und Lanzen,
Dann war dies u n s e r e Wahl!

W i r tragen Lust und Freude,
W i r brauchen keine Wanzen,
Die uns lästig umtanzen,
Denn w i r sind Leute heute.

*

Hans Hartmut Karg
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Meine Leiden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Meine Leiden

©Hans Hartmut Karg
2014

So lebe ich mit meinen Fremden,
Die mir das Schicksal eingebaut
Und die den Tag mir stets eröffnen:

Ich streichle sie,
Sie brauchen Liebe –
Dann wird mir wohler.

Wenn so die Nacht zum Tag gerät,
Die Sonne blassen Mond vertreibt,
Werden Leiden mit Licht benetzt.

Ein Staubkorn bin ich nur
Im All mit allen Sternen,
Und nichts wird bleiben.

*

Hans Hartmut Karg
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Die Alraune

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

  • Die Alraune

    ©Hans Hartmut Karg
    2014

    Seit Jahren warte ich darauf,
    Von der Alraune segensreich zu profitieren.
    Sie kennt doch meines Schicksals Lauf,
    Doch lässt sie sich verführen?

    Du, edler Freund, willst dem Orakel glauben,
    Das Trostgebilde anerkennend nehmen,
    Doch kannst Du Dir Verheißungen erlauben,
    Wenn sie sich gegen Eifer und Erwartung stemmen?

    Die Blaue Blume mag ja stete Hoffnung sein,
    Sie mag Dein Seelenhorn auch reichlich füllen,
    Doch wage ja nicht forderheldig sein,
    Wenn sich Glücksgöttinnen verhüllen.

    Denn alles, was Du hier erreichst,
    Wird nur die Saat auf Hoffnung bleiben.
    Selbst wenn Du unserem Schöpfer gleichst,
    Wirst Du in eigenem Schicksal treiben.

    *

Hans Hartmut Karg
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Es fehlen noch drei Grad

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Es fehlen noch drei Grad

©Hans Hartmut Karg
2014

Im Stadtbus traf ich einen Alten
Mit einer schönen Knollennase.
Er setzte sich zu mir, dem Alten,
Der Bus fuhr holprig seine Straße.

Da meinte ich, es wäre warm,
Der Busfahrer würde gern heizen.
Da fasste er den rechten Arm,
Als wollt´ ein wenig er mich reizen.

„Naja, es fehlen noch drei Grad,
Dann wär´ es wie in meinem Haus.
Kein Geld hat unsere große Stadt,
So geh´ ich eben frierend ´raus!“

Er fror und zeigte dies uns allen,
Den Bus hat er auch bald verlassen.
Der Winter zeigt ja seine Krallen,
Er wird uns immer kalt umfassen.

Doch auch bei mildem Winterwetter
Gibt es Menschen, die dann frieren.
Gerade der verwöhnte Städter
Mag sich gern in Kritik verlieren.

Was einem deshalb viel zu warm,
Das mag den andern fröstelnd fassen.
Der Winter hat ´nen eigenen Charme,
Wir können uns auf ihn verlassen!

*

Hans Hartmut Karg
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Liebe mich!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Liebe mich!

©Hans Hartmut Karg
2014

Willst Du Berührungen denn meiden –
Und doch wirst Du berührt von mir?
Wir können uns so trefflich streiten –
Bleibt dann die Liebeslust noch hier?

Ich weiß ja, dass die Sehnsucht lügt,
Wenn manches Leid dem Zorn genügt,
Bei dem das Herz den Geist betrügt,
Wo er in Sicherheit sich wiegt.

Du weißt, dass Liebe Sehnsucht ist,
Dein Mundorakel kennt die Stelle,
Mit der Du nur Du selber bist,
Abseits von Perfektion und Schnelle.

Du, liebe mich, weil ich Dich brauche,
Weil ich Dich immer schon verehre
Und weil die Angst dort stets verrauche,
Wo sie das Sehnen nicht verwehre.

Ich kann nicht anders, als Dich lieben
In der vermeintlich nahen Form.
Und doch weiß ich von manchen Hieben,
Die hart sind, nicht der Liebe Norm.

Wie soll ich Deinem Blick genügen,
Wie wird das Augenlicht uns voll?
Wie können wir ganz ohne Lügen
Uns nah sein – und die Nähe toll?

*

Hans Hartmut Karg
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Brauchbarkeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Brauchbarkeit

©Hans Hartmut Karg
2014

Die ganze Welt kann jeden Guten gut gebrauchen,
Wenn er sich freudlos unentbehrlich macht.
Mit ihm wollen sie alle eine rauchen,
Am liebsten in der dunklen Winternacht.

Den Altruismus haben Sie schnell ausbaldowert
Und wissen, dass dahinter Du Idealist.
Du bist und bleibst helfender Robert –
Und darauf bauen manche ihre Lebenslist.

Von Dir weiß man, wie man Dich hauselt, gängelt,
Wie man Dich ausnutzt, die Gutmütigkeit missbraucht,
Wie man Dich lobt und Dich umschlängelt,
Wenn bei Dir willentlich die Anerkennung raucht.

Du brauchst das Lob der vielen holden Deinen,
Denn ohne bleibst Du ein Fragment.
Du kannst zwar alles immer wieder meinen,
Doch Anerkennung bleibt Dein bestes Hemd.

Das wissen jene, die Dich immer brauchen,
Damit sie ihre eigne Geldmacht optimieren.
Doch willst Du einmal ihre Hilfe brauchen,
Werden sie Dich hinhalten und ausschmieren.

*

Hans Hartmut Karg
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Verrückt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Verrückt

©Hans Hartmut Karg
2014

Sie trug nur immer ihre Forderungen vor,
Auf ihrem Rücken prangte Meerrettich.
Sie wähnte sich an der Erfüllung Tor,
Denn ihre Botschaft war nur „Ich, Ich, Ich“.

Wäre sie nur bescheidener gewesen,
Hätte sie jeden Edelstein bekommen,
An dem die Seele kann lieblich genesen,
So aber war sie auf den Hund gekommen.

Wer immer fordert, den verschlingt die Gier,
Wer nur bestimmt, den meidet jede Liebe,
Denn hinter solchen Menschen steht das Tier,
Das austeilt Hass, Missgunst und wilde Hiebe.

So trieb die Frau sich aus der eigenen Mitte,
In die sie eigentlich einmal geboren ward.
Doch der Gewaltwille verleitete die Schritte
Und ihre Seele wurde hart und nie mehr zart.

*

Hans Hartmut Karg
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Das Platzhirschsyndrom

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Das Platzhirschsyndrom

©Hans Hartmut Karg
2014

Manche Familien haben ein großes Leiden,
Das meistens schon ein wenig länger währt:
Sie sind ehrgeizig und immer unbescheiden,
Wodurch sie sich leider dauerhaft entehrt.

Alle Mitglieder wollen stets vorne sein,
Lebenslang zudeckend, obenauf.
Sie sehen sich groß und ganz allein
Als die Größten in des Himmels Lauf.

Andere Menschen sind ihnen nichts wert,
Werden lächerlich gemacht, herabgeredet,
Werden gar verschlagen hintenrum entehrt,
Weil ja die Familie in einem fort ihr Mantra betet.

Ehrgeiz frisst deshalb an der hellen Seele,
Verzeihen wird sie niemals nichts.
Selbst wo sie Ungerechtigkeiten wähle,
Verdrängt sie alles, was im Schein des Lichts.

Auch entschuldigen wird sie sich nicht,
Selbst wo Unrecht ihren Ehrgeiz treibt.
Jeder andere ist für sie nur ein Wicht,
Den man dann als solchen gern beschreibt.

Ihre eigenen Kinder sind die Größten,
Alle andern gelten nur als Menschenmasse,
Von der sie sich absehend erlösten,
Damit ja kein Mitleid sie erfasse.

Chancenlos bleiben in ihren Augen all die andern,
Die doch auch Lebensverdienste haben,
Die in ihrem Auge viel zu wenig egoistisch wandern
Und die leider im Leben keinen Hochmut tragen.

Klein geredet werden schließlich alle,
Denn nur ihre eigene Familie ist „great“.
Andere verfangen sich in dieser Falle,
Aus der schließlich nur Furcht entsteht.

Wer sich immer wieder selber lobt,
Leidet offenbar am Brunftsyndrom,
Wo der hormonelle Konkurrenzkampf tobt,
Sich der Dialog am Ende nicht mehr lohnt.

Wer will ständig Geilheit erleben,
Die nur Macht, Ehrgeiz, Intrige kennt?
Wollen wir denn nicht nach Freiheit streben,
Bei der man die Achtung Würde nennt?

Ein Menschenfreund, der wirklich Menschen liebt,
Wird niemals andre übel degradieren,
Zum Zuhör´n zwingen, damit Lob nur er vergibt
Und andere zur Anbetung dauerhaft verführen.

*

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Die Darwinsche Kränkung

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Die Darwinsche Kränkung

©Hans Hartmut Karg
2014

Das Überleben nur des Stärksten,
Das muss immer wieder kränken,
Denn wer will schon unterliegen,
Will die Eigenmacht herschenken?

Evolutionen nützt das sehr
Und manche bauen darauf auf,
Denn der Starke hat dann mehr,
Bestärkt dadurch den eigenen Lauf.

Doch wo der Starke oder Schwache
Sozial die Stärke nur ausnützt,
Um damit die Eigenrache
Aufbaut und sich damit schützt,

Geht die Sittlichkeit verloren.
Zwar müssen wir Schwache schützen,
Wenn wir menschlich auserkoren,
Doch der Schwache braucht kein Lützen.

Wenn voll aus der Unterlage
Schwache ganz brutal agieren,
Wird dies zur politischen Frage,
Ob Unrecht wir nicht gerieren.

Denn wo bleibt der Gottessohn,
Der ALLE zieht zu sich herauf?
Wo bleibt des Gerechten Lohn,
Mit dem wächst die Menschheit auf?

*


Hans Hartmut Karg
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Körper und Geist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Körper und Geist

©Hans Hartmut Karg
2014

Man sagt immer wieder, der Körper sei schwach
Und treibe den Menschen ins Ungemach.
Doch was helfen solche Schmerztiraden,
Die immer nur bejammern den totalen Schaden,
Wenn der Geist sich nicht um den Körper bemüht,
Sich einnistet und die Lage besieht,
Ohne des Körpers helfender Diener zu sein
Und nicht nur für sich lebt ganz allein,
Über dem Hals stolz sein Revier errichtet
Und dabei auf jedes Mitleid verzichtet?

*

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