Einen Monat vor dem ET hörte ich auf zu arbeiten. In den letzten Wochen hatte ich ziemlichen Stress, der mir mehr als sonst zusetzte. Ich hatte oft das Gefühl, das Kind komme jeden Moment zur Welt. Mein Bauch wurde immer mal wieder hart und es rumorte –ganz stark an meinem letzten Tag. Aber nichts geschah und als ich nicht mehr arbeitete, wurde es wieder ruhig. Ich genoss meine freie Zeit, ging ins Yoga, traf Freundinnen, schlief viel…

In den letzten 10 Tagen hatte ich dann aber langsam genug vom schwanger sein, aber es tat sich gar nichts mehr. Am 27. Januar beim Schlafengehen sagte ich zu GG, ich sei vermutlich den Rest meines Lebens schwanger. Am nächsten Morgen früh wachte ich auf, weil ich zur Toilette musste. Ich war aber zu faul um aufzustehen. Schlafen konnte ich allerdings mit meiner vollen Blase auch nicht mehr richtig. Plötzlich fühlte ich einen kurzen, aber sehr heftigen Schmerz im Unterbauch. „Wenn das der Anfang ist, will ich den Rest nicht erleben“, dachte ich. Aber schon war es vorbei und ich spürte nichts mehr. Ich raffte mich dann doch auf und ging zur Toilette. Beim Hinsetzen verlor ich viel Wasser – nicht Urin wie es mir schien. Beim Aufstehen wieder und dann bei jeder Bewegung ein „Gutsch“. Die Fruchtblase war geplatzt!! Ganz aufgeregt ging ich zu GG ins Schlafzimmer, der mich – etwas entnervt ab meiner „Fägnesterei“ – fragte, was ich eigentlich mache. Als ich ihm sagte, dass es losgehe, sprang er mit einem Riesensatz aus dem Bett. Ich musste lachen und sagte ihm, dass es wohl kaum sooo schnell gehe. Ich rief die Hebamme im KH an und vereinbarte, dass wir nach dem Frühstück kommen würden.
Gegen 7 Uhr fuhren wir im dichten Schneegestöber ins KH. Die Hebamme der Nachtschicht schloss mich an den Wehenschreiber an und versuchte, den Infusionszugang zu legen, was nicht klappte. Es tat ziemlich weh, aber ich machte keinen Mucks, ich konnte ja nicht schon jetzt die Fassung verlieren.

Die Hebamme der Morgenschicht kam und untersuchte mich. Mumu fingerbreit offen, das konnte schon seit einiger Zeit so sein, meinte sie. Ausserdem hatte ich keine Wehen, weshalb sie vorschlug, dass wir spazieren gehen sollten. Sie gab mir homöopathische Globuli mit, welche die Wehen anregen sollten. GG und ich stapften durch den frischen Schnee. Nach einer Stunde sollten wir wieder ins KH. Langsam setzten Wehen ein, aber noch nicht stark und unregelmässig.
Wieder zurück im KH gingen wir auf mein Zimmer. GG las Zeitung, ich tigerte herum. Ich war zu aufgeregt zum Lesen und ausserdem wurden die Wehen langsam aber sicher unangenehm. Meine FA kam vorbei und meinte, die Wehen seien ja noch nicht stark, sonst würde ich nicht mehr richtig mit ihr reden können. Ich fand das ziemlich fies



Ich wollte mich während der Wehen bewegen, wie ich es in der Geburtsvorbereitung gelernt hatte, aber ich kam mir vor wie in einem Schraubstock eingeklemmt. Ich hatte auch zwischen den Wehen starke Schmerzen und konnte mich nicht erholen und hyperventilierte. Hyperventilieren ist nicht hilfreich beim Gebären.


Ich wollte NIE MEHR aus der Wanne raus - überraschendweise, denn ich bin sonst kein grosser Badenwannen-Fan! Musste ich dann doch, fürs CTG und weil ich mich akupunktieren lassen wollte, um die Geburt voranzutreiben. Auf dem Bett waren die Schmerzen wieder höllisch. GG hängte das Badetuch auf, mit total übertriebener Sorgfalt wie mir schien, dabei wollte ich ihn doch neben mir und seine Hand quetschen!! Ich brachte aber keinen Ton raus, die Wehen verschlugen mir die Stimme. Die Hebamme, die mich akupunktierte, meinte, die Wehen seien ja schon „schön stark“. Das Wort „schön“ fand ich sehr daneben.

Die Wehen waren jetzt richtig giftig. Meine FA schaute wieder rein und sagte, ich müsse mir bewusst sein, dass das noch 3h so weitergehen könne und ich solle einfach sagen, wenn ich eine PDA wolle. Zu diesem Zeitpunkt war ich den Tränen nahe. Ich wusste nicht, ob ich diese Schmerzen noch 3h würde ertragen können, wollte aber auch nicht aus dem Wasser raus. PDA im Wasser ging natürlich nicht. Ich hatte auch sehr Angst, dass ich den Moment für die PDA verpassen könnte. Die Hebamme sagte, noch 3h sei nach Lehrbuch, die Geburt sein jedoch bisher nicht nach Lehrbuch verlaufen.
FA und Hebamme gingen wieder raus. Bei den nächsten Wehen hatte ich das Gefühl, ich müsse aufs WC. Die Hebamme untersuchte mich und meinte, das gehe jetzt nicht mehr, der Mumu sei zu weit offen. Bei der nächsten Wehe spürte ich Pressdrang, durfte aber nur ein wenig mitschieben, da es noch einen kleinen Rand hatte. Die FA wurde wieder herbeigerufen, sie war gerade etwa 200m vom KH weggefahren gewesen


Für die Nachgeburt musste ich aus der Wanne und dann wurde ich genäht , was wieder unglaublich weh tat. Dabei hatte ich doch eine Spritze bekommen! Und gerade erst eine Geburt hinter mich gebracht. Ich konnte nicht verstehen, weshalb das Nähen so wahnsinnig weh tat, aber die Hebamme sagte mir, das gehe allen Frauen so. Nach der Geburt sei einfach jede Berührung zu viel. GG hielt derweil unsere Tochter im Arm, direkt neben meinem Kopf. Die Hebamme half mir beim Ansetzen und dann durften wir noch etwa 2h im Gebärzimmer bleiben, zum ersten Mal zu Dritt. Es kam mir vor, als gäbe es auf der ganzen Welt nichts als wir drei.
Ein wunderschönes und 100% positives Erlebnis, trotz Schmerzen und Strapazen. Ich würde es sofort wieder machen…
