Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

Antworten
Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Egomanieverhau

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Egomanieverhau

Nur immer alles wollen, nichts umsetzen,
Sich leichtfertig Faulsüchte angewöhnen
Und mit der Selbstsucht sich vernetzen,
Gar in Beziehungskisten sich verstecken.

Wo Brüder den Erblasser nur belauern,
Muss man mitleidig Alte wohl bedauern:
Junge definieren sich ja übers Geld,
Holen, Nehmen – das ist ihre Welt.

Dabei hat es mal schön angefangen,
Wenn am Wochenende hierher sie gelangen:
Die Alten hatten immer Essen zubereitet
Und sie so in ihrer Kindheit sanft begleitet.

Allein die Geldgier blieb später den Brüdern,
Um ihre Kaufsüchte damit zu füttern.
Zu Feingefühlen waren sie nie gern bereit,
So wuchsen schlimme Gier, Undankbarkeit.

Deshalb trennten sich später die Wege,
Denn für Verschwendung gab es nun Belege,
Was ihre Großeltern so gar nicht wollten,
Die immer nur kamen – und holten.

Egomanieverhau ist ein Sklave der Gier,
Mit dem entschwindet das Gespür,
Dass man dankbar den Alten Ehr' erweist,
Nicht immer nur begehrlich dorthin reist.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Elternliebe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Elternliebe

Ach, dass doch nur ein jedes Kind
Seine erfolgreiche Berufung find'!
Denn die Elternängste ranken,
Sicher sind sorgende Gedanken!

Eltern schauen wie ein Luchs
Auf Erfolge beim Nachwuchs.
Das hält an ein Leben lang,
Jugend kommt so erst in Gang.

Eltern haben oft viel verzichtet,
Auf Kinder das Leben ausgerichtet,
Haben von sich selbst so viel verlangt,
Das sei ihnen schon gedankt.

Die Arbeit ist doch jener Adel,
Der Menschen hochhebt in den Sattel,
Damit stolz ihre Eltern sind,
Denn sie haben ein tolles Kind.

Doch manchmal ändern sich die Zeiten,
Manche müssen darunter leiden,
Wenn auflebt Diebstahl, Missgunst:
Das zerstört die Lebenskunst!

Wird es dann für Kinder schwerer,
Wenn nur noch Eltern Verehrer,
Dort nur Altruismus steht,
Weil Elternliebe niemals geht?


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Verstecken?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Verstecken?

Wollen Menschen
nur anecken
oder lieber sich verstecken?
Wer kann das schon sagen...

Müssen manche sich gar tarnen,
sich aus allem zurück ziehen,
weil frei ihre Fluchten blühen,
um vorm Leben sich zu warnen?

Dreht nicht weiter sich das Ei
und ist's allen denn egal,
ob Bleiben oder Flucht zur Wahl
aus dem tristen Einerlei?


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Orbitkreisende Milliardäre

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Orbitkreisende Milliardäre

Jetzt fliegen so viele, die Milliardäre
In den Orbit mit ihren teuren Raketen,
Entfleuchen damit kurz der Erdmisere,
Den Nöten und auch dem Gesundbeten.

Da oben ist man so herrlich allein,
Kein Streitender kann einen stören.
Man will doch endlich einmalig sein,
Nur auf Geräusche im Weltall hören.

Äugt man dann hin zum Blauen Planeten,
Wird plötzlich alles zur Puppenhausschau.
Nur da oben zerbricht die Sonne Ketten,
Fern ist einem der untere Weltverhau.

Belustigt sitzt der Milliardär im Warmen
Und lässt sich auf die Umlaufbahn treiben.
Vergisst er vielleicht dabei sein Erbarmen,
Wenn nicht an Erdnähe er muss sich reiben?

Ist es gar Flucht oder probates Mittel
Ganz schwerelos diese Welt zu vergessen,
Sich entfernen von erdnahem Gekrittel
Und ein wenig hin zur Rückkehr genesen?


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Tote Materie

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Tote Materie

Mit Steinen übersät
mäandert der Statuenweg
gemächlich nach oben zum Berg,
schmiegt sich eng an die Felskanten,
um weiter aufwärts zu streben.

Überkommt Dich nicht Sehnsucht
nach etwas Befreiendem?
Willst Du Ritualisiertes nicht ablegen?

Bleibt das Ersehnte aus,
wo das Gestundete
sich mehr Statuetten wünscht,
begreift es doch nicht,
dass tote Materie
dem Leben wenig retten kann.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Auf der Suche nach dem WIR

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Auf der Suche nach dem WIR

Viele Fremdlande sind ja in mir,
Wo das Vertraute sich einfindet,
Mich mit Heimat und Nähe bindet –
Und suchend bleibt doch nach dem WIR.

Die Welt ist erst nur Kinderstube,
Klein und doch als ein Kosmos ganz
Mit Kindergarten, Geschwisterglanz –
Mancher drückt mächtig auf die Tube,

Denn er will zeigen, meist verhalten,
Dass er von Eltern sich entfernt,
Wo zwar geliebt und reich besternt
Er meint, dass sie ihn nur festhalten.

Freundschaften sind längstens gesetzt:
Das Fremde, draußen, lockt Neugierde.
So wächst heran manche Begierde,
Man glaubt, man sei sehr gut vernetzt.

Doch kommt's im Leben darauf an,
Ob aktiv man WIR-Suche fördert,
Mit dem Kind Freundschaften erörtert,
Damit es suchend finden kann.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Von zuhause weggehen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Von zuhause weggehen

Die Schulabschlüsse sind erfolgt,
nun sitzen sie erwartungsvoll
gespannt im Haus, am Briefkasten
und warten auf die Antwort.

Beworben haben sie sich schon,
denn überall lockt ja die Freiheit
viel mehr als im Zuhause hier.

Wer weggeht, bricht nicht Brücken ab,
doch sucht er Neues in der Welt
und wagt den Schritt in ihr, mit ihr.

Denn von zuhause weggehen,
das ist ein riesengroßer Schritt:
Man will den Horizont erweitern,
vereinzelt sich, schafft Neukontakte,
muss sich bei Eltern nicht vergraben.

Erwartungsvoll geht in die Fremde
das Kind – ein wenig angstbesetzt.
Und doch bleibt dieses unausweichlich:
Der Jugendschritt, auf zu Neuufern!


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Ist's nicht wunderbar

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ist's nicht wunderbar

Ist's nicht wunderbar,
Noch im Alter Besuch zu bekommen,
Der weit entfernt immer war,
Sich für mich hat lang Zeit genommen?

Was weiß ich von ihm, von ihnen,
Die mir so fernlebende Wesen,
Wenn sie zu sprechen beginnen,
Mir Fragen von den Augen ablesen?

Meine Großeltern, früher noch, waren ganz Ohr,
Wenn ich kam, haben auf mich ganz gespannt gewartet,
Fragten mich aus, damit man ja keine Zeit verlor
Und man sich einfand – im Erinnerungsland gestartet!

Heute gibt’s Netz mit Telefon als Bindungsstätte,
Manche daddeln sogar noch beim Besuch.
Offenbar gilt das als Zeitteilungskette –
Man liest ja heute kaum mehr ein Buch...

Ist's nicht sonderbar,
So erinnerungsfremd mit Geräten zu kommunizieren?
Bleiben wir eigentlich noch gedankenklar,
Menschlich, beziehungsoffen, wenn Virutalitäten uns führen?

Ist's nicht wunderbar,
Sich eine verwandtennahe Heimat erschaffen zu haben,
In der uns begegnet, was unumstößlich für uns wahr,
Um in bedrohten Zeiten den Geist zu entraben?


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wo mein Sinnieren weilt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wo mein Sinnieren weilt

Wo mein Sinnieren weilt
sind mir manche Denkräume fern,
treten dann doch überraschend herzu,
finden sich zwingend ein, selbst dort,
wo ich sie später sehen kann
und öffnen mir neue Sacgverhalte.

Menschen, die mir nahestehen,
sehen mich abwesend weilen:
Man sieht sich länger an –
und sieht sich doch nicht,
spürt Gedanken nicht auf,
die das Du schon entwickelt hat.

Wo mein Sinnieren dann weilt,
kann oft Dein Gedanke frei sein,
denn die eingelöste Freiheit
besteht auf Eigenmacht,
will sich schwer einlassen
auf fremde Anderwelt.

Doch dann kommt die Jugend,
will aus meinen Denkräumen
das noch Verborgene erfahren,
jedoch nur, wenn ich abwarte,
bis Fragen mich erreichen,
denn wer will mich schon stören?


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Freude am Worterfinden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Freude am Worterfinden

Überzeugte Sprachwissende klagen
Die Neologismenflut unserer Zeit,
Indem sie kritisch hinterfragen,
Ob unsere Sprache dazu denn bereit.

Doch Menschen werden sich entwickeln,
Bilden ständig ihre Sprache fort,
Lassen sich nicht in Gesetze einwickeln,
Denn alles Leben wechselt den Ort.

Hochschulen sind nur Schonräume,
Welche auch mit Verboten erlegen,
Sagen, dass nicht all unsere Träume
Sprachentwicklungen richtig pflegen.

Was ist schon falsch und was ist richtig,
Normen sind immer auch menschgemacht.
Deshalb bleibt die Sprache uns wichtig,
Dass sie mit Neologismen erwacht.

Der Mainstream ist selten die Welt,
In welcher das Neue gedeiht.
Nur wo Wortfreude sich einbestellt,
Sind Dichter* zum Erfinden bereit.

(*natürlich auch Dichter*Innen!!!)


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Achtsamkeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Achtsamkeit

Es gehört zu den höchsten Tugenden,
dass man Mitmenschen achtsam begegnet,
denn in selbstverliebten Juxwelten
fallen fast immer nur Konventionen.

Dabei will doch ein jeder von uns
geachtet von Mitmenschen Begleitung erfahren,
nicht auf den Arm genommen werden,
weil Spassfreuden ohne Würde wertlos.

Dort, wo Verschwörungsbünde sich treffen –
mit den Ein- und Ausgrenzungsritualen,
werden nur jene Feindbilder erschaffen,
die uns fern und die niemand will.

Deshalb braucht es Weltoffenheit,
niemals Kumpaneien, wilde Ausschlüsse,
weil dauerhaft nur der achtsam bleibt,
der behaust in eigener Menschenwürde.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Das Geschwisterliche

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Geschwisterliche

Das Geschwisterliche verjagt manchmal die Liebe,
wo es sie eigentlich mittragen sollte.

Doch wie könnte es ein Weiter mit Neuem geben,
wären nicht Ehrgeiz und Wettbewerb
ebenfalls Triebfedern immerwährender Evolution?


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Komplexitätsreduziertes

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Komplexitätsreduziertes

Vieles kann zum Wünschen hinlenken,
Bei dem wir nicht mehrfeldrig denken,
In Wirklichkeit jedoch im Herzen
Verursacht uns das die Bauchschmerzen.

Um in der Welt besteh'n zu können,
Muss an Komplexes sich gewöhnen
Der Mensch, jedoch ausgrenzend denken,
Wenn er sich so kann Freiraum schenken.

Also muss er wohl etwas finden,
Mit dem er sich neu kann erfinden,
Was uns nicht nur Mühen bereitet
Und in der Seele mit uns streitet.

Denn das Komplexe – es bedroht!
Befreiung ist mehr, als der Tod!
Kann man so noch Entlastung suchen
Und sein Freisstreben neu verbuchen?

Ja, man muss schon mit jenen brechen,
Die von Gutmütigkeit nur sprechen,
Wenn sie Dich immer fest belasten,
Bis Deine Seele muss ausrasten.

Also reduziert man die Sprechakte,
Minimiert auch weitere Kontakte,
Denn man will doch nicht ständig fragen,
Wer Ruhe mit einem kann tragen.

Verlierend fallen Nöte aus
Und Du kommst frisch aus dem Haus,
In dem Du bisher eingesperrt,
Weil immer man Dein Fleißtum ehrt.

Dann endlich wird komplexe Welt
Ein wenig auf sich selbst gestellt,
Denn Freiheit kann man nur erreichen,
Wenn man Komplexem kann so weichen.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Es waren drei Königskinder

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Es waren drei Königskinder

Es waren drei Königskinder,
Die hatten einander nicht lieb,
Wurden nur Rivalitätserfinder,
Weil man sie leider dazu trieb.

Die Mutter hatte einen Bruder verloren,
Weil sie nicht aufgepasst hatte,
War seither pathogen sicherheitsverschworen,
So dass man Knaben nur Zuspruch gestatte.

Der Erstgeborene ward ihr Augenstern,
Ein Sohn, den sie abgöttisch liebte.
Und Beide hatten sich intensiv lieb,
Während sie sich den Töchtern entliebte.

Der Sohn war ihr Schicksal und ihre Zierde,
Den Jungen nahm sie auch dankbar an,
Denn er war belesen und voller Würde,
Weil ihr es darauf ankam.

Das erste Mädchen, zweitgeboren,
Mochte der Vater gar sehr.
Der lachte, wenn er sich verschworen
Mit ihr – man lachte oft sehr.

Ihre Freundinnen haben oft geweint,
Wenn sie ihnen die Freundschaft entzog.
Sie war so gern mit Intrigen vereint,
Wusste, dass sie manchmal sogar log.

Und immer stritt sie mit der Mutter,
Die selbst ihre Mutter so heiß geliebt.
Darin fand ihre Seele reichlich Futter,
Weil sie sich niemals etwas vergibt.

Sie fühlte sich ungerecht behandelt
Als Tochter, meinte, im Nachteil zu sein.
Dauerstreit hatte ihr Gemüt verschandelt,
So wurde sie selbst mehr und mehr gemein.

Die jüngste Tochter als Nesthäkchen
Ward von allen im Elternhaus geliebt:
Sie lag lachend in gestrickten Jäckchen,
Im Kinderwagen, den die Mutter gern schiebt.

Der Sohn aber blieb schon Mutters Star,
Er brachte es bei ihr sehr weit,
Denn wenn er zuhause bei ihr war,
Machte sich sein Humor immer breit.

Die Schwester konnte ihn nicht ausstehen,
Doch blieb sie machtlos gegen sein Tun,
Denn kunstvoll konnte er damit umgehen,
Kommunikationsfelder fand er nun.

Neugierig und recht geistreich begabt
Vermied er all diese Intriganzen,
Hatte darauf keinen Bock gehabt,
Ließ die Zweitgeborene sich verschanzen.

Und zu allem Überflusse
War ihr Bruder Denkmensch, nicht prollig,
Verschrieb sich lieber der Musik und Muse –
Seine Schwestern erschienen ihm drollig.

Er selbst holte im Leben weit aus,
Promovierte, kam zu Kindern und Frau,
Verließ früh sein gutes Elternhaus,
Die Enkelschar war eine Schau!

Seine Frau sah in ihm ein Wunderwerk
Sie war immer für die Familie da.
Mit ihr erklomm er so manchen Berg,
Die stets auf ihre Linie sah.

Sein Sternzeichen blieb Harmonie,
Er las viel, suchte, was edel,
Verehrte die Kunst, das Genie,
Distanzierte sich von allem Gevettel.

Das war nicht seiner Schwestern Welt,
Sie wollten ihn gar nicht bewundern.
Lieber blieben sie treu auf ihrem Feld,
Fern allem Schönen, den Wundern.

Sie waren beide auch bald geschieden,
Die Ehen hielten leider nicht lange.
Kein Glück war ihnen wirklich beschieden –
So nahmen sie andere halt in die Zange:

Die Zweitgeborene versackte in Intrigen,
Das Nesthäkchen in gewünschter Esoterik.
Kein Glück wollte ihnen mehr genügen,
Ihr Schicksal blieb ohne wahres Geschick.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wie denn mitgehen?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wie denn mitgehen?

Wie denn mitgehen, wenn man nicht laufen kann?
Lebt man hier nicht wie im Paradies?
Wie denn weiterhin Umgang pflegen
mit unseren längst verschatteten Generationen?

Wie gehen wir um mit Unseresgleichen,
mit Verwandten, die schon gegangen sind?

Haben wir die Toten verewigt,
gar in jene Sphären geschoben, entrückt,
damit wir unsere Ruhe haben,
jedoch niemals dorthin selbst gehen wollen?

Müssen wir den Ahnen nicht
immerwährende Verehrung,
aber nicht den Rückzug, sondern
die Rückbesinnung auf sie erlauben?


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

War sie nicht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


War sie nicht

War sie nicht wie ein liebes Tier,
Das nah blieb, stets voller Verzücken?
Hatte sie immer das Gespür,
Ihr Gegenüber zu beglücken?

War einer lustig, wurde ihm
Das lächelnd in die Lust gerieben,
Dass er, ein Lustfraß, gar nicht schlimm
Sei zum Verweilen doch geblieben.

Sie spürte Macht, die niemals schwand,
Liebesteilung war höchste Hoheit:
Weil sie zur Minneherrschaft stand,
Kam sie mit Männern hin zur Einheit.

Dabei lebte sie kontrolliert
Mit Freuden, voller Leidenschaft,
Blieb lebenslang vernunftgeführt,
Nahm lieber sich damit in Haft.

So ging sie durch das pralle Leben,
Wenn sie die Männer zu sich holte,
Um mit ihnen ins Glück zu schweben,
Weil sie das niemals anders wollte.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Pizzaessen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Pizzaessen

„Willst Du von mir denn noch 'ne Pizza?“
Das fragt' der Enkel seinen Opa.
Der sagte: „Komm' her, Heidewitzka,
Da ist auch noch für mich was da!“

Doch Oma meint': „Er hat doch schon
Drei heute zu Abend gegessen!“
Sie sagte das, strafend im Ton –
Gelüstig sei nur er gewesen!

Da geht der Opa lieber rein:
Beleidigt sitzt er vorm Fernseher,
Kann so ganz vorwurfsfrei jetzt sein,
Sehen, hören als Filmbegeher.

Was ist die Pizza gegen Frauen,
Welche er am Bildschirm betrachtet,
Die hier für ihn schön anzuschauen,
Wo man ihn selber nicht beachtet.

Er braucht nicht viel, er ist sehr alt,
Muss sich deshalb nicht mehr verzetteln.
Doch Sehnsucht hat schon noch Gewalt,
Da will er sich auch nichts erbetteln...


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Herbstbilder

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Herbstbilder

Längst sind die Felder abgemäht,
Die Sonne geht schon langsam nieder,
Denn bald ist wieder Erntedank.
Das feine Jahr, es reist und geht,
Alles scheint ausgeräumt und bieder,
Wir sitzen auf einsamer Bank.

Hinunter geht der Blick ins Tal
Wo unser Flüsschen leis' mäandert,
Die Nebelschwaden sich ausbreiten.
Alles ist dort schon leer und kahl,
Wo suchend unser Blick hinwandert
Und wir dasitzen, still, bescheiden.

So gehen Blicke hin zum Wald,
Begreifen, dass nur dort noch Leben,
Wo keine Grünkraft will wegsinken,
Wenn es im Winter bitterkalt.
Jetzt kann er uns noch Bilder geben,
Geht auf auch manche Pilzgestalt.

Wolkenschwer doch noch entsteht
Das wundersame Rebenreifen:
Einsam hängen helle Trauben,
Der Häcker kommt, der Häcker geht,
Wartet, um erntend einzugreifen,
Wo mancher Trunk stärkt seinen Glauben.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Rosengeheimnis

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Rosengeheimnis

So man mir noch
den Tag zum Atmen lässt
werde ich Dir,
weil es nicht nässt,
die knospende Rose schneiden.

Vielleicht dämmert es Dir,
dass trotz allem Schnöden
im gemeinsamen Wir
mit der Rose wir kommen aus Nöten,
die allgegenwärtig hier.

Wir leben doch mit Gespür
im Garten für die Glückskraft des Lebens,
am unteren Weinhang:
Der Nachbar spielt leise Klavier,
da ist nichts mehr vergebens,
denn die Rose nimmt allen Zwang.


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Enkeltag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Enkeltag

Damit nichts auf den Kopf gestellt
Muss man den Enkel machen lassen:
Er lebt in seiner eig'nen Welt
Und muss probierend sie erfassen.

Hagebutten hat er gelesen,
Sie von Kernen, Haaren befreit,
Weil forschend er mit seinem Wesen
Sich gern für Neues macht bereit.

Zuerst kocht er die Marmelade,
Die Hiffen sind ja so gesund!
Verderben sie, wär's ihm zu schade,
Er mag sie, sie sind rot und rund!

Nun rührt geschickt er in die Masse
Gelierzucker langsam hinein,
Holt Proben auf die Untertasse,
Denn fest muss Marmelade sein.

Dann füllt er alle Gläser auf –
Die will natürlich er mitnehmen,
Streicht Hiffen auf zwei Brote drauf:
Er will Oma nicht alles nehmen ...

Nachmittags noch Zitronenkuchen,
Den er mit Oma schön gebacken.
Dann wird er wieder sie besuchen,
Will nicht im Daddeln nur versacken...


©Hans Hartmut Karg
2021

*

Antworten